In den Schluchten des Verdon. Paroi du Duc | Club Alpino Svizzero CAS
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In den Schluchten des Verdon. Paroi du Duc

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( Herzogs-Wand: Route der Tollkühnen ) Michel Pétermaìin, Ciarens

Paroi du Duc: Voie des Enragés November Mit einem einzigen Blick nehme ich sie in Besitz. Furchterregend, schwer und elegant zugleich, schleudert die Wand uns ihre Herausforderung entgegen. An ihrem Fusse verleiht das Tosen des wilden Bergbachs dieser Landschaft, die meine Phantasie verstummen lässt, etwas Unergründliches, Urzeitliches. Dieses Naturreservat, der reiche, unordentliche Wald erstirbt auf der Flanke dieses gewaltigen, unerschütterlichen Schildes am Eingang des Couloir Samson.

Auf dem Boden der noch finsteren Schlucht ist die Luft kalt und feucht, aber wir wissen, dass uns die Sonne morgen ruhig und friedlich wieder in die Welt des Landlebens zurückbringen wird, das in mir erneut ein unangenehmes Gefühl wecken wird, mein Leben nur in Musse zu verbringen.

Ich selbst weiss nicht viel über diese Route, nur, dass sie praktisch ohne fixe Ausrüstung ist und von den besten Bergsteigern unserer Tage zu den schwierigsten Routen in den französischen Voralpen gerechnet wird. Über die Führe ist nicht viel bekannt.

Trotz der manchmal bitteren Erfahrungen, die man in Gesellschaft von Unbekannten machen kann, sind Christian und ich überzeugt, dass alles gut gehen wird. Heute darf ich ja ruhig zugeben, dass es seine Hartnäckigkeit ist, die mir das Vertrauen in ihn geschenkt hat. Er ist ein grosser Junge ohne bestimmtes Alter. Seine Gelassenheit und Unbekümmertheit - aber auch sein prächtiger schwarzer Bart- sind charakteristisch für ihn, der nicht oft lacht und dennoch sehr interessant 93 wirkt.

:'37 92 Die Estemporanee: eine Route, die « hakenlos » gemacht wird, allerdings mit besonders schwierigen Klemmschritten Phocos Claude Remy, Bossirrc ( VD ) Der Tag wird immer lichter, währenddem wir das Material aufteilen: Christian übernimmt den mit Lebensmitteln, Wasser, Haken und Biwakmaterial vollgestopften Rucksack; ich selbst trage

Auf dem Schlängelpfad, der am linken Ufer des Verdon entlangführt, legt mein Gefährte sofort eine Kadenz vor, dass mir unter meiner Last sehr rasch schwül wird. Eine halbe Stunde dauert der Leidensweg; dann setzt sich mein Kamerad endlich auf eine Wurzel. Ich überhole ihn und kann ihm nun meinen Schritt aufzwingen. Dreissig Minuten später sind die ersten Griffe in Reichweite.

Die Atmosphäre ist beinahe unheimlich. Mit rasend pochendem Herzen gehe ich die erste Seillänge an und dann sofort die zweite, ziemlich kurze. Die dritte Länge ist es, die jedesmal schuld war, dass mein Gefährte aufgeben musste. Er hat es mir erzählt: einer seiner Seilgefährten habe schon beim reinen Anblick der Felsplatten aufgegeben, ohne sie auch nur berührt zu haben. Ein anderer sei nach ein paar Schritten wieder zum Stand zurückgeklettert, vollkommen überzeugt... Und der dritte hat - glaube ich - seinen Stand schon weiter unten gefunden.

Christian bittet mich, ganz besonders vorsichtig zu sein, und nun spüre ich seine innere Unruhe. Obwohl er einmal auf seiner eigenen Spur -was sage ich, auf seinen Stapfenretour gehen muss, ist der zweite Versuch erfolgreich, denn er hängt sich mit dem Karabiner in einen ziemlich zweifelhaft eingeschlagenen Haken ein, der aber doch genügt, um ihn wieder zu Atem kommen zu lassen. Ein zweiter Nagel zum Sichern markiert den Anfang eines bestimmt sehr schwierigen, aber sicheren Abschnittes.

Meine Nase tropft, und meine Zähne klappern; dennoch vernehme ich die dumpfe Stimme eines Unsichtbaren, der mich zum Weitergehen auffordert.

Nachdem ich das gesamte Material in diesen mit messerscharfen Vorsprüngen gespickten Felsplatten zusammengerafft habe, bestätigen mir meine Finger, dass wir uns ein schweres Ziel gesetzt haben. Die Technik allein scheint nicht zu genügen, gewisse Passagen hier überwinden zu können; dennoch geht alles gut.

Unsere Blicke kreuzen sich: die vom Zufall gebildete Seilschaft ist unterwegs.

Etwas Zeit, um meine Kleider zu ordnen -dann bin ich zur Ablösung bereit. Heftig ziehe ich an meiner Zigarette und befördere sie mit einer eleganten Bewegung, die ich mir im Laufe meiner lasterhaften Jahre angeeignet habe, ins Leere. Die Konzentration lässt auch meine Zahnschmerzen etwas abklingen. Acht sehr zähe Meter, dann kann ich einen kleinen - aber guten - Haken setzen. Fünf bis sechs Meter weiter oben erregt überraschend ein bereits angebrachter « Nagel » meine Aufmerksamkeit. Aus Widerspruch schiebe ich mich mit zwei, drei Bewegungen zwei Meter weiter hinauf. Spuren eines Hakens... Ich versuche es. Meine Verwegenheit, noch angestachelt durch meine zunehmend besser werdende « Form », reicht dennoch nicht aus, dass ich das letzte Teilstück bewältigen kann.

Meine Erfahrung, die mit meiner Tollkühnheit ringt, rät mir, einen Haken einzuschlagen. Ich muss zwei « U»-Haken zusammenkoppeln, um in diesem breiten Riss voranzukommen. Die Kombination geht allzuleicht in den Fels hinein, wird aber diesen Schritt aushalten. Den einen Fuss auf dem letzten Tritt des Steigbügels, den andern auf einem nur johannisbeerähnlichen Vorsprung, strecke ich mich, so weit ich kann; ein Riegel, und ich hänge einen zweiten Steigbügel an dem fixen Haken ein, der aber mit dem Kopf nach unten schaut...

Währenddem ich mich mit drei Haken und zwei Steigbügeln auf dem Bauch herumschlage, ist der Wildbach gute fünfzehn Meter näher gerückt.

- Gut gemacht, Christian!

Vielleicht noch mehr beeindruckt als ich selbst, bietet sich mein Gefährte an, die Führung zu übernehmen. Ich überzeuge ihn aber davon, dass alles gut gehen wird. Diesmal mit einem mittelgrossen « Bong»-Haken bewaffnet, mache ich mich wieder auf den Weg. Nach zwanzigminütigem hartem Kampf erreiche ich den vierten Standplatz und sichere dort Christian, der das ganze Material wieder mitnimmt.

Wie ein Roboter, wortlos, rüstet er die nächste Seillänge aus, wobei sich diese Arbeit immer heikler erweist.

Ich selbst, buchstäblich in den Seilen hängend, räume die zwar klassische, aber sehr exponierte Passage wieder ab. Als wir unsern Rucksack wieder haben, gönnen wir uns zehn Minuten Pause.

Nun gehe ich vor. Zehn Meter weiter oben entdecke ich zwei ziemlich nahe nebeneinander eingesetzte Haken. Ich mache einen Steigbügel bereit; aber mein Rhythmus ist dahin; es geht nicht...

- Du wirst doch wohl nicht mitten im IV+ Mätzchen machen wollen?

- Nun, da sind doch zwei Haken!...

Den Steigbügel an der Seilschlinge, geniesse ich die leichteste Länge seit dem frühen Morgen -wenn ich von der allerersten absehe.

Meine « Form » ist ausgezeichnet; nur von meinem Knie strahlt ein so stechender, heftiger Schmerz ins Bein aus, dass ich ein starkes Zittern nicht unterdrücken kann. Auch meine Hände, die vom Emporhissen des Rucksacks wundgerieben sind, verursachen mir einige Pein.

In den folgenden Längen - gewisse Passagen erinnern an die ständig aufeinanderfolgenden Herausforderungen in einer Kletterschule - erreicht das Klettervergnügen seinen Höhepunkt. Grad VI, und was für einer!

Währenddem ein frischer Wind mich mahnt, mein Hemd wieder in die Hose zu stopfen, denke ich an die Traverse zurück, die uns zum neunten Standplatz geführt hat:

Langsam arbeitet sich Christian auf dem heute nassen und schwarzen Fels voran und verschwindet schliesslich hinter einem vertikalen Sporn, den die gähnende Leere noch zäher erscheinen lässt. Und dann, noch ehe ich richtig denken kann, steht mein Herz still.

- Christ!... du hast die Leine vergessen, um daran den Rucksack hinaufzuziehen!

Das dumpfe Tosen des Wildbachs, das den ganzen Tag über auf unser Gehör eingewirkt hat, verunmöglicht praktisch jedes Gespräch.

Ich kann lange hin und her überlegen, der Fall ist sonnenklar: ich werde den Sack tragen müssen. Christian ist bereits dort oben, hinter diesem farblosen Fels.

Mein Herz klopft heftig; irgend etwas sitzt in meiner Kehle. Ich rede mit mir selbst, um weniger allein zu sein.

Zweimal nacheinander entgleitet mir meine Last. Als sie endlich da sitzt, wo sie hingehört, ist nichts anderes mehr an seinem Platz: mein Hemd flattert wieder draussen, und meine Steigbügel zwischen Rücken und Rucksack bohren sich in meine Haut. Die Seilschlinge behindert mich sehr in meinen Bewegungen, und der verdrehte Kragen des Pullovers droht mich zu erdrosseln. Die Hose, die nur noch am letzten Knopf des Schlitzes hängt, verleiht der Situation noch zusätzlichen Reiz.

- Michel!... Bald ist die Nacht da!...

- Wenn ich daran denke, dann reicht es nicht... Ich packe einen der wenigen Haken und stelle fest, dass ich mit dem Sack auf dem Rücken nicht weiterkomme.

- Zieh nicht!...

Mit mühsamen Verrenkungen versuche ich, meine Last abzuwerfen. Unversehens gleiten meine Füsse auf der nassen Felsplatte aus, und mit dem Kopf nach unten hängend, erwische ich den schweren Sack eben noch an einem Tragriemen. Obwohl er eigentlich an meinem Gürtel gesichert ist, bin ich gar nicht darauf erpicht, ihn mit meinen Hüften aufzufangen, die schon genug geschunden sind. Ganz vorsichtig vertraue ich dieses Gewicht meiner Seilschlinge an. So hängt der Sack vor mir, auf der Höhe meiner Füsse; und so traversiere ich unendliche fünf Meter im Grad V +. Dabei kann ich der Versuchung kaum widerstehen, mich auf dieses Bündel niederzulassen und mich auszuruhen. Uff!

Hätten mich nur jene Leute sehen können, die meiner Kleidung sonst so grosse Bedeutung beimessen...

Bei Einbruch der Nacht, die in die Schluchten vordringt, haben wir wieder festen Boden unter den Füssen.

Nun verwandelt sich die Atmosphäre: alles beginnt wieder ganz anders zu leben im Flammenlicht der zwei kleinen Kerzen, deren Schatten jetzt auf dem etwas gnädiger gestimmten Fels einen Tanz aufführen.

Jeder richtet sich ein, so gut es eben geht, und fühlt sich nach einer reichlichen Mahlzeit wieder recht wohl. Kälteschauer, die wir mit energischen Bewegungen vertreiben, laden uns ein, uns in die eher zuverlässig als bequem gesicherten Schlafsäcke zu verkriechen.

Meine Gedanken schweifen von der Zeit, in der ich an den Grenzen der Redlichkeit gelebt habe, bis zu den edelsten Ratschlägen, mit denen ich meinen Sohn jeweils bombardiere; und schliesslich versinke ich in einen traumlosen Schlaf.

Die Gegenwart entrückt, als sich die Felswand bei unserm Aufwachen mit einem Eisblumen-schmuck präsentiert. Der Tag bricht an.

Selbst mitten in der Wand des Grand Capucin hat ein unbarmherziger Windstoss in mir nicht ein solches Gefühl der Einsamkeit und des Verlassenseins hervorgerufen.

Was für eine Schönheit, wenn man sie beschreibt, und dennoch, ich glaube nicht zu lügen, wenn ich sage, dass Überraschung und Furcht unsere Bewunderung für diese so reine Landschaft nicht ganz verdrängt haben.

Unter uns gähnt der Abgrund; über uns, zuäusserst an den Überhängen, verliert sich der « Duc » in einem matten, hellen Schimmer. Und auch das verheerende Tosen des Verdon passt - wie man es sich besser nicht vorstellen könnte - in dieses aussergewöhnliche Bild.

Die feuchte und beissende Kälte treibt das Was- ser in unsere noch schlaftrunkenen Augen und sticht in der Nase, an der wieder Tropfen hängen. Noch klamm nach dem tiefen Schlaf, dem die Seile nichts anhaben konnten, wage ich mich vorsichtig in eine exponierte und heute winterliche Traverse. Unter meinem Fuss verwandeln sich die Eisblumen in Glatteis. Mit dem nun etwas leichteren Rucksack folgt mir Christian; sein Bart sieht ein halbes Jahrhundert älter aus.

Die nächste, künstlich zu durchkletternde Seillänge überwindet er mit sparsamen Bewegungen und verschwindet hinter dem überhängenden Horizont.

Eine Viertelstunde später - es ist Zeit, dass er wieder verschwindet - stockt mir der Atem, als ich den Rucksack mehrere Meter von der Wand entfernt hin- und herpendeln sehe.

Ich friere, aber dort oben löst sich der dichte Nebel auf, um dem legendären blauen Himmel der Provence Platz zu machen. Die Eisblumen werden zu nassen Flecken, und uns wird warm auf dieser nächsten Länge, deren gähnende Leere mir Übelkeit verursacht. Der Verdon, in dessen tiefe Schlucht ich nun hinuntersehen kann, beeindruckt mich stark und lässt mich an einen hungrigen Schlund denken, der mich verschlingen will. Dabei bricht mir der kalte Schweiss aus. Ein Nichts hindert mich daran, zum Vogel zu werden. Immer noch klettere ich auf dieser Leiter voran, die kein Ende zu nehmen scheint. Ich muss das Material etwas zurückschieben, und nun kann ich sehen, wo ich meine Zehenspitzen abstellen kann, um diese nächste Seillänge zu schaffen.

Als ob hinter mir das schwere Portal einer Kathedrale zugemacht würde, haben plötzlich alle Geräusche aufgehört. Seit kaum fünf Jahren ist der Mensch über diese Felsen geklettert, hat aber doch - wie wir - den Mut und die Kühnheit gehabt, diesen äussersten Schwierigkeiten zu trotzen.

Christian verschwindet. In dieser Einsamkeit, die nun mir allein gehört, beschleicht mich das Gefühl von etwas Ausserordentlichem. An diesen Stellen erscheint mir die Wand breiter und weni- ger unheimlich. Trotz dieser Erleichterung grüble ich weiter: Die Eröffnung einer solchen Führe muss eher von der geistigen Einstellung abhängen als von der Fähigkeit, einfach eine sicher sehr ausgefeilte Technik anzuwenden.

Ohne erkennbaren Rhythmus gleiten die Seile durch meine geschundenen Hände. Noch ein paar Meter; der Stand kann nicht mehr weit sein...

Über dürres, lebloses Astwerk wage ich mich an den äussersten Rand des Abgrundes vor. Ich rufe meinem Gefährten zu, die Leine, die ihn mit dem Rucksack verbindet, so straff wie möglich anzu-spannen. Mit einem brausenden Geräusch verschwindet der Sack im aufsteigenden Nebel. Ich traue meinen Augen nicht, als sich unser « Dritter am Seil » entschliesst, nach einem Aufstieg von fünfzig Metern plötzlich wieder aufzutauchen und in der gähnenden Leere hin- und herzuschwingen. Einen Augenblick lang glaubte ich, dieses Bündel sei ebenso lebendig wie wir, so sehr schien es die Gipfelfreuden zu gemessen.

Zwischen Angst und Freude hin- und hergerissen, steige ich weiter...

Und dann, etwas spät allerdings, stelle ich fest, dass ich meine Steigbügel beim Stand zurückgelassen habe, der aber ohne weiteres noch in Reichweite zu liegen scheint. Zum Glück habe ich noch einen an meinem Gürtel hängen. Trotz fast unmenschlicher Anstrengungen muss ich auch ihn in dieser nassen Traverse aufgeben, die ich frei durchquere. Schade, ich hatte sie sehr gern, diese kleinen Tritte, die ich mit Traggriffen aufs äusserste verfeinert hatte; dies hat meine Frau zu Bemerkungen hingerissen, die meiner Gleichgültigkeit wegen oft nicht sehr freundlich waren. Die Fortsetzung bietet keine Probleme, solange man bei Atem bleibt. Ich bin nicht stolz auf mich, aber ich habe doch den Stand erreicht.

Zu zweit holen wir diesmal an der Leine unsern « treuen Freund » nach.

Gleichzeitig mit meinen Nackenschmerzen verschwinden auch Christians Schuhe zehn Meter über mir.

Als ich als Seilzweiter den Stand erreiche, bin ich doch von dieser Schlüsselpassage ganz ordentlich auf die Probe gestellt worden: acht bis zehn Meter ohne jede Möglichkeit, einen Haken anzubringen, und dies alles unter einem Überhang, der wenigstens fünf Meter weit vorragt. Von da, wo wir jetzt stehen, könnten wir wahrscheinlich nicht mit dreihundert Metern Seil den Grund der Schlucht erreichen.

— Bravo, Christian! Jetzt weiss ich, dass du nicht nur ein guter Bergsteiger bist.

Wir reden nicht, sondern bleiben stumm angesichts dieser imposanten Landschaft: dreihundert-undfünfzig Meter unter uns wälzt der Wildbach seine tosenden Wogen zu Tal; über uns erwachen die zitternden Blätter in einer frischen Brise in diesem blauen Spätherbst-Himmel zum Leben. Die Sonne brennt; ohne Mass verrinnt die Zeit. Genau der richtige Zeitpunkt, meine schweifenden Gedanken zur Ruhe zu bringen und auf unser Ziel zu konzentrieren; und ich stelle fest, dass wir es noch nicht erreicht haben. Eine schwere Hand legt sich auf meine Schulter: sie fordert mich auf, der Realität ins Auge zu schauen.

Ein schmales, äusserst exponiertes Felsband bietet eine erstklassige Möglichkeit zum weiteren Aufstieg.

Nach fünfzehn Metern bemerkt Christian: -Michel! ...dies ist nicht der richtige Augenblick, schlag einen Nagel ein.

Zwei kleine Unebenheiten im Fels, fünfzig Zentimeter weiter unten, und meine Position lässt es zu, einen Haken einzuschlagen in einen Riss, der durch das Herausreissen von Haken früherer Bergsteiger recht mürbe geworden ist. Zehn Meter höher schliesst eine deutliche Ausbuchtung das Felsband ab. Vorsichtig erreiche ich sie und damit gleichzeitig das obere Ende der Rampe. Ich entdecke zwei fixe Haken, einer von ihnen ist ein herrlicher « Bong ». Für mich schlecht dimensionierte Steigbügel, Karabiner, Seilgurten, Keuchen, Erholung von den körperlichen Anstrengungen - und meine Stellung ist verhältnismässig bequem. Der zweite Haken ist sehr hoch. Als ich ihn in Griffweite habe, stehe ich nicht mehr auf den Steigbügeln, und meine Lage gestattet es mir nicht, den Karabiner einzuhängen. Meine Finger sind schweissnass, mein rechtes Bein zittert. Ich flehe diese Passage an, mit mir Nachsicht zu üben, aber es ist nichts zu machen. « Das ist nicht der richtige Augenblick », hat Christian eben gesagt. Dank einer mir von der Angst eingegebenen Finte kann ich schliesslich den « Bong » mühelos berühren, aber noch immer ist nichts zu machen: der Karabiner geht nicht rein. Die einzige Lösung, die mir noch bleibt: ich ziehe die Leine meines Kletterhammers durch die « Öse » des Hakens. So hänge ich an meinem Hammer und kann nun einen andern Ring einführen. Das war höchste Zeit!

Endlich haben wir den vierzehnten Stand erreicht. Christian kommt mir nach, nachdem er das gesamte Material einschliesslich « Öse » mitgenommen hat.

Der Rest besteht nun noch in einem viel weniger exponierten und verhältnismässig leichten Aufstieg, der uns ans Ende unseres schwierigen Vergnügens bringen wird.

Inmitten der Fichten und des Dufts der provenzalischen Hochebenen tritt Christian neben mich. Seine schwere, mächtige Hand umschliesst die meine, und er sagt:

- Ich freue mich, sie mit dir gemacht zu haben.

Und ich bewege meinen rechten Arm hin und her, damit er versteht, dass auch ich ihm die Hand drücke.Übersetzung: W. Portmann

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