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Jahrbuch der russischen Bergforschergesellschaft

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Trotz der sehr großen Verspätung, mit welcher der 132 Seiten starke Band VII erschienen ist, dürfen wir froh sein, daß nach dem über Band VI Gesagten ( siehe Jahrbuch S.A.C. XLIV, S. 384 ) die willkommene Publikation überhaupt zustande kam. Denn wiederum sind unsere russischen Gesinnungsgenossen von einem schweren Schlage betroffen worden: muß doch das vorliegende Jahrbuch mit dem Nekrolog seines Redaktors eröffnet werden! Das wohlgelungene Porträt des unermüdlichen Gründers und Präsidenten der Gesellschaft geht als Titelbild voraus. Es ist erstaunlich, welche reiche Tätigkeit der nach russischem Datum am 6. Mai 1864 in Liv-land geborene und am 15. März 1911 gestorbene Alexander Karlowitsch von Meck entwickelte. Nicht weniger als 42 Gesellschaften gehörte er an. Seine Familie stammt ursprünglich aus Schlesien; als Jüngling hatte er Gelegenheit, sich an den Schweizer Bergen zu begeistern. Im jugendlichen Alter von 21 Jahren heiratete er eine Schottin und machte eine Reise zu ihren Eltern nach Südamerika. Hernach wurde er Eisenbahndirektor, in welcher Stellung er alle seine freie Zeit zu Besuchen und Studien im Gebirge verwendete. Die Alpenkette, die Pyrenäen, Korsika, Dalmatien und Montenegro und den Kaukasus lernte er kennen. Zwei Dutzend literarische Arbeiten von ihm werden aufgezählt. Dr. Vittorio Ronchetti in Mailand bringt an Hand hübscher Bilder Einblicke in die Adai Choch-Gruppe ( Kaukasus ), vom Mamison-Paß aus nebst Versuch einer Besteigung des Mamison Choch. F. Krassilnikov schildert interessant das Tal des Flusses Ksani südlich des Kasbek und seine Bewohner und in einem andern Aufsatz die Gegend südöstlich von Samarkand in der Bucharei, wo die Stadt Karatag mit 4000 Einwohnern und ringsum liegende Dörfer mit weiteren 6000 Einwohnern infolge eines Erdbebens am 8. Oktober 1907 untergegangen sind. Den westlichen Dolomiten ist ein kurzer Artikel von G. K. Mertsching gewidmet. Dr. W. Kler macht uns mit einer Anzahl hübscher, leichter Touren im Ural bekannt. Die pièce de résistance jedoch bildet unstreitig der 24 Seiten lange Bericht nebst Anmerkungen v. Mecks über die Reise nach Imeretien, welche im Jahre 1802 der Offizier A. E. Sokolov „ auf höchsten Befehl " unternehmen mußte, um den Zarewitsch Constantin, den Sohn der in Petersburg lebenden Zarin Anna, aus den Händen ihres Onkels, des imeretischen Zaren Solomon, zu befreien. Die Mission hatte den gewünschten Erfolg nicht, aber die Schilderung der Reise über die Gletscherpässe und der Bewohner ist von ganz bedeutendem Interesse. Recht instruktiv liest es sich, wie schon damals die Leute im Sommer am Melonengehuß sich die Cholera holten und wie sie die Kranken einfach ihrem Schicksal überließen, das Krankenhaus fliehend.

Den Rest des Jahrbuches bilden die Nekrologe von S. J. Ilobaiskii, einem verdienten gelehrten Clubmitglied, und von E. Moisisowitsch, einem der Gründer des D. & Ö.A.V., das Jubiläum des 50jährigen Bestandes des englischen Alpenclubs und eine Reihe kleinerer Mitteilungen, Bücheranzeigen etc. Dem Bericht der Gesellschaft ist zu entnehmen, daß sie am 1. Januar 1908 122 Mitglieder und 20 Mitarbeiter zählte und von Herrn v. Meck mit einem hochherzigen Legat bedacht wurde.

Da das Jahrbuch so sehr im Rückstande ist, werden seit 1911 überdies noch periodische Bulletins ( mindestens 3 im Jahre ) herausgegeben, welche die Mitglieder über die neuesten Ereignisse auf dem laufenden erhalten sollen. Nr. 1 vom Februar konstatiert z.B., daß der Sommer 1910 den Rekord von 14 Kasbekbesteigungen aufweist. Überhaupt scheint der Kaukasus mehr und mehr besucht zu werden.

Wichtig ist der Vorschlag, die sämtlichen russischen Clubs ( die russische Bergforschergesellschaft in Moskau, den Krim-Kaukasus Bergclub in Odessa, die Kaukasus Berggesellschaft in Piatigorsk, den Kaukasischen Bergclub in Sotschi, den Bergclub der polytechnischen Gesellschaft und das Bergkränzchen in Wladikawkas ) zu vereinigen. So besteht die Möglichkeit, mit geeinten Kräften zu immer ansehnlicheren Leistungen, besonders in der Erforschung der russischen und asiatischen Gebirge, emporzusteigen.

Dr. G. Täuber ( Sektion Uto ).

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