Klingende, singende Wand am Grossen Mythen | Club Alpino Svizzero CAS
Sostieni il CAS Dona ora

Klingende, singende Wand am Grossen Mythen

Hinweis: Questo articolo è disponibile in un'unica lingua. In passato, gli annuari non venivano tradotti.

Von Fritz Ineichen

( Schwyz ) Ein sonniger Spätsommertag sah mich auf der Paßscheide zwischen den beiden Mythen, jener Passmulde, die wie ein Estradesitz im Theater die gewaltige Szenerie des Herzlandes der Eidgenossenschaft vor dem Auge entfaltet. Herrlich lag das Sonnenlicht auf dem heimischen Land, spiegelte sich in den Wellen der Seen und schimmerte silbern auf dem eigenwilligen Weg, den der Flusslauf der Muota durch den Talboden von Schwyz genommen hat. In das beglückende Schauen nach der Tiefe mischte sich auf einmal ganz eigenartige, feine Musik. Sie schien von der imposanten Nordwand des Grossen Mythens herzukommen, die sich ostwärts von meinem Rastplatz grau und mächtig in die Höhe baut. Ich hörte gespannt hin nach diesen Zauberklängen. Bald sind es vielstimmige Melodien, bald ist es ein gemächliches Klingen, das von der Wand herübertönt; dann jubiliert es wie von froher Geige und Zither gespielt an mein lauschendes Ohr. Gespannt höre ich auf diese seltsamen Melodien, die da von der Mythenwand herabklingen.

Es muss ein Echo sein; denn es dürfte sich kaum eine Ländlerkapelle verpflichtet haben, auf der lotrechten Mythenwand zum Tanze aufzuspielen. Und so bewegt es mich, der Ursache dieser klingenden Musik nachzugehen. Im Waldgürtel oberhalb der Alphütte von Zwischenmythen ist die Musik verstummt. Wie mich der Weg zur Hütte führt, vernehme ich wohl klingende Töne, aber nicht mehr die Walzermelodien von vorher, wohl aber das Herdengeläut der weidenden Kühe, die sich im Anstieg zu den Weideplätzen befinden. « Vor ca. einer halben Stunde haben die Tiere die Hütte verlassen », erklärt mir Vater Trütsch, der Älpler. Das vielstimmige Klingen ihrer Treicheln und Glocken hat das Echo an der Mythenwand in diese eigenartige Musik verwandelt, wie sie vor kurzer Zeit an mein Ohr geklungen hat. Seither bin ich zu gleicher Stunde wiederholt auf Zwischenmythen gesessen; aber nur einmal wieder habe ich die seltene Musik der klingenden Wand gehört, die der Abendwind hinüber an mein lauschend Ohr trug.

Feedback