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Neue Fortschritte in der Lawinenforschung

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VON C. JACCARD Eidgenössisches Institut für Schnee- und Lawinenforschung Weissfluhjoch/Davos Die Mattmark-Katastrophe hat das breite Publikum in eindrücklicher Weise auf Gletscherlawinen aufmerksam gemacht; neben den seltenen Fällen, die spektakulär oder tragisch sind, gibt es aber sehr viele Lawinen jeglicher Art, für die zahlreiche Forscher in vielen Teilen der Welt ein grosses und stetiges Interesse zeigen. Diese Forscher findet man in allen Alpenländern, in den Vereinigten Staaten und in Kanada, in der Tschechoslowakei, in Polen, in Russland und ebenfalls in Japan, das ein starkes Kontingent liefert. Wegen dieses allgemeinen Interesses hat 1963 die Kommission für Schnee und Eis der Internationalen Assoziation für wissenschaftliche Hydrologie beschlossen, ein Symposium über wissenschaftliche Aspekte von Schnee- und Eislawinen abzuhalten. Die Organisation wurde Herrn Dr. M.de Quervain, Direktor des Eidgenössischen Institutes für Schnee- und Lawinenforschung, anvertraut. Das Symposium fand in Davos im April 1965 statt und gab Anlass zu einem sehr fruchtbaren Erfahrungsaustausch zwischen den zahlreichen Teilnehmern.

Vor etwa einem Jahrhundert wurden die ersten wissenschaftlichen Lawinenbeobachtungen von J. Coaz, dem ersten eidgenössischen Oberforstinspektor, durchgeführt; die neueren Fortschritte, die vom Symposium ans Tageslicht gefördert wurden, veranlassen uns, den heutigen Standpunkt der Kenntnisse und Entwicklungen festzuhalten. Wir müssen aber darauf verzichten, alle wissenschaftlichen Aspekte der Lawinen zu behandeln ( was eher ein Buch als einige Seiten erfordern würde ), und wir werden z.B. die Hydrologie, die Glaziologie, die Forstwirtschaft oder die Medizin beiseite lassen. Wir beschränken unsere Ausführungen auf den Auslösemechanismus, um mit einigen Betrachtungen über die Vorhersage und die Klassifikation abzuschliessen.

Zahlreich und verschieden sind die Lawinenursachen; aber zuletzt kann man sie auf einen rein statischen Vorgang zurückführen: Die in der Schneedecke bestehenden Spannungen überschreiten die Festigkeitsgrenze, was einen Bruch mit mehr oder weniger spektakulärem Gleiten oder Fliessen verursacht. Deshalb sind Auskünfte über den Spannungszustand äusserst wichtig; diese Grosse ist in der Mechanik der elastischen Festkörper sehr gut bekannt; aber sie ist ziemlich komplexer Natur. Am nützlichsten wäre es, die bedeutsamen Elemente an Ort und Stelle zu messen; heute ist dies leider noch nicht möglich: einerseits sind die interessanten Hänge in kritischen Zeiten aus Sicherheitsgründen nicht betretbar, anderseits stören die Messapparate die Schneedecke dermassen, dass die Messungen unbrauchbar sind. Man muss sich also mit rein theoretischen Berechnungen begnügen, die sich auf Labormessungen an kleinen Schneeproben stützen. Die Hauptrolle spielt die Schneeplastizität, d.h. die Eigenschaft, sich ohne Bruch zu verformen. In dieser Hinsicht ist der Schnee einer zähflüssigen Melasse ähnlich, die sehr langsam fliesst, sobald eine Hangneigung vorhanden ist. Dieses sogenannte Kriechen merkt man besonders an den Schäden, die an natürlichen oder künstlichen Hindernissen in den Hängen auftreten, oder an den vollständig eingeschneiten Jungbäumen: durch das Setzen werden sie an den Boden niedergedrückt und zugleich durch das Kriechen nach unten ausgerissen. Dieser Vorgang besitzt trotzdem positive Aspekte, denn er ist für den Spannungsausgleich innerhalb der Schneedecke verantwortlich: die in einer geneigten Schicht unvermeidbaren Zugspannungen wandelt er in Drücke um. Da der Schnee viel besser dem Druck als dem Zug widersteht, folgt eine Stabilisation und deshalb eine Verminderung der Lawinengefahr.

Die Schneefestigkeit, sei es Zug-, Druck- oder Scherfestigkeit, misst man relativ einfach im Labor oder sogar im Felde. Sie streut aber in einem sehr grossen Bereich, und zwischen den oben genannten Komponenten bestehen Wechselwirkungen, die von der Schneeart sehr stark abhangen. Infolge aller dieser Faktoren ist der Schnee ein mechanisch sehr komplexes Material, das sich numerisch nicht leicht charakterisieren lässt. Es kommt noch die eigentliche Strukturinstabilität hinzu: sobald die Schneekristalle in der Atmosphäre als Plättchen, Sterne oder Nadeln gebildet sind, verändern sie laufend ihre Form und Grosse, bis sie geschmolzen oder in Gletschereis umgewandelt sind. Diese Metamorphose ist stark temperaturabhängig, und sie zieht eine Evolution der Textur und der mechanischen Eigenschaften nach sich, die bisher noch nicht im Detail untersucht wurde. Anderseits kann sogar in einem kurzzeitigen Experiment, in dem die Metamorphose keine Rolle spielen wird, eine angelegte Spannung die Schneeart vollständig verändern; macht man z.B. Druckver-suche, so wandelt sich ein lockerer Neuschnee sehr rasch in einen feinkörnigen, dichteren Schnee, und eine Messung am Lockerschnee wird unmöglich. Diese Schwierigkeiten verlangen besondere Vorsichtsmassnahmen und eine tiefe Kenntnis der Vorgänge, die sich an den Korngrenzen abspielten; erst kürzlich sind Forschungen in dieser Richtung unternommen worden.

Die Festigkeitsmessungen und die theoretischen Spannungsberechmmgen liefern nur Elemente mit einer örtlich begrenzten Gültigkeit; um die Bruchbedingungen zu beschreiben, die sich auf beträchtliche Massen beziehen, muss also zusätzlich eine Synthese der Lokalelemente in einer Stabi-litätstheorie vorgenommen werden. Die Stabilität kann man z.B. als das minimale Verhältnis der Festigkeit zur Spannung in der schwächsten Schicht definieren. Wenn sie bis in die Nähe von eins abnimmt, steigt das Bruchrisiko gegen den sichern Bruch. Dies wurde nachgeprüft, indem der Stabilitätsfaktor in der kritischen Schicht am Rande von schon niedergegangenen Lawinen gemessen wurde. Es wurden zwischen eins und drei festgestellt; die Ungenauigkeit der Resultate rührt bestimmt von den Unregelmässigkeiten der Schneedecke und des Bodens her, vermutlich aber auch von den unterschiedlichen Verhältnissen an der Entstehungsstelle der Lawine und an der noch intakten Mess-Stelle. Man sollte auf der Lawine messen, gerade bevor sie niedergeht; aus selbstverständlichen Gründen ist das aber unmöglich. Bei Schneebrettern kann man den Stabilitäts-begriff noch folgendermassen erweitern: Die Stabilität heisst « primär », wenn der Faktor grosser als eins ist ( s. obensie heisst dagegen « sekundär », wenn sie gegen eine örtliche Störung unempfindlich ist, d.h. wenn ein Bruch der kritischen Schicht auf einer gewissen Fläche bestehen kann, ohne sich fortzupflanzen und das ganze Brett auszulösen. Damit die Bodenunregelmässigkeit oder das Vorbeifahren eines Menschen einflusslos bleiben, d.h. kein Schneebrett auslösen, genügt es also nicht, wenn nur die primäre Stabilität besteht; es muss auch eine sekundäre Stabilität vorhanden sein. Obwohl diese Unterscheidung bis jetzt nur theoretisch getroffen wird, dürfte ihre praktische Anwendung die Resultate der mechanischen Untersuchungen künftig verbessern können.

Die Stabilität des mit mehr als 10% freiem Wasser genässten Schnees wurde auch untersucht. Das Wasser hat zwei ungünstige Wirkungen: einerseits vergrössert es das gesamte spezifische Gewicht, und anderseits vermindert der hydrostatische Auftrieb bei ausreichend hohem Wassergehalt den gegenseitigen Druck zwischen den Körnern und dadurch die Festigkeit des Eisgerüstes. Als Folge tritt eine sehr starke Verminderung der Stabilität hervor, und stark getränkte Schichten können dann auf 15°-Hängen fliessen, die vor der Benässung auf 45°-Hängen stabil waren.

Die Haefelische Rammsonde ist gewiss das bekannteste Instrument, um einen angenäherten Wert der Schneefestigkeit als Funktion der Tiefe schnell zu bestimmen; sie wird von allen touristischen oder der Forschung dienenden Organisationen benützt. Ein neues Gerät, genannt « Resistograph », wurde aber kürzlich von Bradley, der Staatsuniversität Montana ( USA ), entwickelt. Es liefert offenbar feinere Messungen als die Rammsonde und gestattet eine sofortige Registrierung. Es besteht aus einem vertikalen Messer, das lotrecht bis zum Boden eingestochen, eine Vierteldrehung um seinen Halter gedreht und dann mit konstanter Geschwindigkeit heraufgezogen wird; eine Vorrichtung registriert direkt die nötige Aufzugkraft auf einem Papierstreifen, der sich als Funktion der Tiefe abrollt. Positive Erfahrungen wurden mit diesem Gerät in den Rocky Mountains gemacht; die Anwendung unter alpinen Verhältnissen ist nicht ohne weiteres gewährleistet, da wir ziemlich oft zu harte Schichten antreffen, um sie von Hand zu brechen.

Neben den mechanischen Apparaten sind andere Entwicklungen zu erwähnen, die den Wasserwert der Schneedecke messen; ihr Prinzip beruht auf der Absorption der Gammastrahlen, die aus einer kleinen Kobaltprobe ausstrahlen; die Resultate werden kontinuierlich per Funkübermittelt, wenn die interessanten Standorte schwer erreichbar sind. Ein wichtiger Parameter des Frühlingsschnees ist der Freiwassergehalt, d.h. die Menge Wasser, die im Schnee in flüssiger Form enthalten ist. Bisher hat man sie mit kalorischen oder physikalisch-chemischen Methoden oder durch Zentri-fugation gemessen; ein neues Gerät, das auf den dielektrischen Eigenschaften des Eis-Wasser-Luft-Gemisches beruht, liefert jetzt schnelle und wahrscheinlich auch genauere Messungen im Feld. Die Höhe der Schneedecke spielt immer eine Rolle und ist für einen gegebenen Ort wohl die am einfachsten zu messende Grosse. In dieser Hinsicht ist die photogrammetrische Methode erwähnenswert, die erfolgreich im Parsenngebiet schon 1956 angewendet wurde: zwei topographische Karten im Massstab 1:2000 werden aus Luftaufnahmen vor und nach dem Einschneien erstellt; aus dem Unterschied zwischen entsprechenden Niveaulinien kann die Schneehöhe auf etwa 20 cm genau auf einen Schlag in einer bis zu 8 ha messenden Fläche ermittelt werden. Trotz eines beträchtlichen finanziellen Aufwandes fand diese Methode in Japan ein grosses Interesse.

Vorgängig wurde nur der mechanische Aspekt der Lawinenauslösung erwähnt; er ist aber noch von andersartigen Faktoren abhängig. Der Boden spielt gewiss durch seine Exposition, seine Hangneigung und seine Beschaffenheit eine bedeutsame Rolle. Diese Elemente sind aber im wesentlichen unveränderlich, dagegen verlangen die veränderlichen Bedingungen eine grössere Aufmerksamkeit, und unter ihnen sind die meteorologischen Faktoren massgebend: Schneefalldauer und -intensität, Windstärke und -richtung, Lufttemperatur und Strahlungsaustausch. Obschon diese Wirkungen in approximativer Weise schon lange aus der Erfahrung bekannt sind, wurden sie erst kürzlich durch genaue statistische Methoden geprüft, und die aus verschiedenen Ländern stammenden Resultate stimmen im allgemeinen überein. Z.B. in den Alpen besitzen etwa neun Zehntel der Lawinen einen hochwinterlichen Charakter und gehen zwischen Dezember und März nieder; vier von fünf sind mit Schneefall oder starkem Wind verbunden, und neun Zehntel lösen sich während des Schneefalles oder mit einer höchstens eintägigen Verspätung. Deshalb sind die fast immer vom Wind begleiteten Schneefälle für die grosse Mehrheit der Lawinen verantwortlich.

Die Temperatur spielt eine indirekte Rolle: die mechanischen Eigenschaften des Schnees hangen wesentlich von ihr ab, und sie beeinflusst die Metamorphose empfindlich. Dieses letzte Phänomen stellt ebenfalls einen Lawinenfaktor dar, denn es begünstigt die Bildung von schwachen Schichten innerhalb der Schneedecke, die sich unter Umständen wie Kugellager auswirken. In den letzten Jahren wurden sehr interessante Versuche in Utah durchgeführt, mit dem Ziel, die Metamorphose zu beeinflussen. Gewisse in sehr kleinen Mengen auf dem Boden zerstreute Chemikalien verhindern durch ihre Dämpfe die Schneekristallumwandlung. In diesem Punkt sind die Resultate positiv, aber eine praktische Anwendung im grossen Massstab ist aus Preis- und Giftigkeitsgründen vorläufig unmöglich. Trotzdem geht die Forschung weiter, und es ist möglich, dass ein brauchbares Verfahren daraus entstehen wird, das in gewissen Fällen andere Lawinenschutzmassnahmen ersetzen kann.

Nicht nur die Lawinenbildung, sondern auch ihr dynamischer Aspekt, zwischen Auslösung und Stillstand, bildet den Gegenstand zahlreicher neuer Untersuchungen. Zu einer immer grosser wer- denden Anzahl von theoretischen Arbeiten kommt die moderne Tendenz hinzu, interessante Grossen durch systematische Experimente mit vielen kontrollierbaren Parametern direkt zu bestimmen. Wegen seiner Komplexität eignet sich das Problem nicht für kleinmassstäbliche Modell-versuche, und eine grosszügige Behandlung ist trotz des erforderten finanziellen und technischen Einsatzes unumgänglich. Am Eidgenössischen Institut für Schnee- und Lawinenforschung besteht seit einigen Jahren eine Schneegleitbahn mit einer Länge von 20 m und einer Neigung zwischen 30° und 45°; im unteren Teil werden verschiedene Hindernisse, wie Wände, Dächer oder Pfähle, aufgebaut. Etwa 8 m3 Schnee werden im oberen Teil angehäuft und auf die Hindernisse losgelassen, welchen man die Kräfte elektrisch misst; dazu liefert eine kinematographische Aufnahme die Fliessformen und -geschwindigkeiten. Am Forschungsinstitut Shiozawa ( Japan ) ist man der Wirklichkeit noch näher: ein ganzer Berghang ( Länge 475 m, mittlere Neigung 35° ) wird als Ver-suchshang benützt. Wenn die Wetterlage dazu günstig ist, werden Lawinen durch Sprengungen ausgelöst und die Kräfte an verschiedenen Hindernissen neben den kinematischen Eigenschaften des Abflusses gemessen. Unseres Erachtens können zur Zeit solche Experimente am besten die Erkenntnisse fördern, vielleicht in Zusammenhang mit rein numerischen Versuchen mittels leistungsfähiger elektronischer Rechenanlagen.

Alle die Lawinenbildung beeinflussenden Vorgänge werden für die Vorhersage berücksichtigt. In der heutigen Lage darf man darunter nicht etwa eine genaue Voraussage bezüglich Ort und Zeit eines Lawinenniederganges verstehen, sondern nur einen Hinweis über die allgemeine Lawinengefahr und die wahrscheinliche Tendenz. In dieser Hinsicht wird die Unterscheidung zweier Grenz-typen vorgeschlagen: die « Sofortlawinen » und die « Umwandlungslawinen ». Die direkte Ursache der ersteren sind die oben erwähnten meteorologischen Faktoren, und die Wirkung folgt unverzüglich der Ursache. Das Kriterium für die Gefahrenabschätzung liefern also die meteorologischen Beobachtungen. Dagegen sind die letzteren das Resultat einer sich langsam verschlechternden Situation, die besonders von der Metamorphose und von anderen Vorgängen innerhalb der Schneedecke herrührt; deren Studium im Schneeprofil bis zum Boden liefert dann die wesentlichen Bestimmungsstücke. Ein drittes mögliches Kriterium für die Untersuchung der Lawinentendenz besteht in der direkten Stabilitätsprüfung auf geeigneten Hängen, sei es durch Abtreten, sei es mit Sprengkörpern, die von oben her von Hand oder von unten her mittels Minenwerfers oder rückstoss-freier Waffen geworfen werden. In der Beurteilung der Lage müssen aber immer alle Kriterien gleichzeitig berücksichtigt werden, da man es nie mit einem reinen Grenzfall zu tun hat. Es handelt sich deshalb um eine Synthese der verschiedenen Elemente, mit dem Schwerpunkt auf dem einen oder auf dem anderen, je nach Jahreszeit, meteorologischer oder topographischer Lage. Die Intuition spielt nach wie vor eine grosse Rolle und folglich auch die Erfahrung desjenigen, der die Vorhersage bearbeitet. Diese besitzt also heute noch einen empirischen Charakter und dürfte ihn wahrscheinlich noch lange behalten.

Die Lawinen wurden seit jeher von den verschiedenen Forschern nach verschiedenen Systemen eingeteilt, meistens mit Erfolg. Trotzdem gibt es noch keine offizielle internationale Klassifikation. Anlässlich des Kongresses von 1957 hat die internationale Union für Geophysik und Geodäsie ein von de Quervain und Haefeli vorgeschlagenes System diskutiert, das aber noch im Versuchsstadium belassen wurde. Die Frage wurde 1965 im Symposium wieder aufgenommen. Die Ansichten gehen gelegentlich auseinander, weil jeder sein eigenes Arbeitsgebiet am interessantesten findet und danach die Kriterien definieren möchte. Gewisse Autoren betrachten nur die genetische Seite, indem sie die meteorologischen Ursachen ( Schneefall, Schneetreiben, Temperaturrückgang ), die im Schnee selbst bestehenden Ursachen ( Schwimmschnee, Druckmetamorphose ) und die gemischten Elemente ( Regen, Abtauen durch Lufterwärmung oder durch Strahlung ) unterscheiden. Andere betrachten nur den Schneezustand: trocken oder nass; frisch, verweht oder alt. Im allgemeinen wird erkannt, dass ein Klassierungsschema eine eindeutige Identifikation objektiver qualitativer Merkmale oder Vorgänge ermöglichen soll, indem die messbaren Elemente beiseite gelassen werden, da sie numerisch genügend genau definiert werden können. Andere Kriterien müssen dann berücksichtigt werden, die übrigens schon lange im Gebrauch sind. In bezug auf Auslösung kann man zwischen inneren und äusseren ( natürlichen oder künstlichen ) Ursachen unterscheiden. Die Bruchform kann punktförmig ( bei den Lockerschneelawinen ) oder linienförmig ( bei den Schneebrettern ) sein. Die Gleitfläche ist entweder auf dem Boden oder in der Schneedecke selbst, in einer alten oder in einer neuen Schicht. Die Lawinenbahn kann in einer Runse oder in der ganzen Hang-fläche gelegen sein. Endlich ist die Bewegungsart auch wichtig: ein Gleiten oder ein Fliessen auf dem Boden, oder ein Aerosolfliessen ( Schneestaub in der Luft ). Die Meinungsverschiedenheiten beziehen sich aber nur auf sekundäre Fragen, und man kann deshalb für eine nahe Zukunft eine offizielle Klassifikation erwarten, die vollständig und auch für den allgemeinen Gebrauch geeignet sein wird. Aus dieser Übersicht der gegenwärtigen Tendenzen kann ein allgemeines Interesse für die Lawinen und eine systematische erfolgversprechende Entwicklung der Forschung festgestellt werden. Einstmals im Aberglauben steckend, wird jetzt die Lawinenkunde zur wahren Wissenschaft, die erklären, voraussehen und helfen kann.

Sols gelés en permanence

PAR J.P. PORTMANN, NEUCHÂTEL Sur de vastes étendues du Canada, des archipels arctiques, du Groenland et du nord de l' Eurasie ( Sibérie, nord de la Scandinavie ), les sols restent constamment gelés jusqu' à des profondeurs de dizaines, voire de centaines de mètres. Cette zone de permafrost ( « permanently frozen » ) est entourée d' une frange plus ou moins large de permafrost discontinu, constituée d' îlots épais de quelques mètres seulement, disséminés dans du matériel non gelé.

Au-dessus du sol gelé, il apparaît lors du réchauffement estival une couche dégelée, d' épaisseur variable, de quelques centimètres à plusieurs mètres. Ce mollisol superficiel est une vraie bouillie, son eau ne pouvant pas s' infiltrer dans le sous-sol gelé.

Ces terrains se reconnaissent à leur topographie irrégulière, mamelonnée, à des monticules caractéristiques, des sols polygonaux, des loupes de solifluxion, des glissements de terrain, un drainage insuffisant et anarchique. Parfois ils sont recouverts de forêts dont les arbres, à croissance ralentie, penchent dans toutes les directions ( « forêts ivres » ).

Ces sols gelés en permanence, qui couvrent environ un cinquième des continents, posent des problèmes techniques très particuliers. Leur étude a pris un rapide essor depuis la colonisation récente des régions arctiques. Un sol gelé semble au premier abord fournir un soubassement très stable à des constructions; en réalité, rien n'est plus traître. En effet, en dégelant à la suite de la surcharge, il perd sa résistance, donne lieu à des tassements, à des mouvements différentiels anéantissant les constructions et les travaux d' art.

Dans les régions à permafrost, on parvient néanmoins à édifier des bâtiments, à construire des routes et des pistes d' aviation, soit en maintenant artificiellement le gel pour conserver la stabilité du sol, soit en essayant de supprimer le gel ou en évacuant les matériaux gelés. Maintenant que l'on connaît assez bien le comportement géotechnique du permafrost, on peut même tenter de tenir compte, dans les plans de fondations, du dégel et du tassement probable du sol.

Par ventilation ou isolation thermique, par l' excavation du sol gelé et remplacement par des matériaux grossiers, non gélifs et bien drainés, on réussit tout de même à construire dans ces régions. Une difficulté subsiste; c' est l' alimentation en eau potable et l' évacuation des eaux polluées. Il est nécessaire de réchauffer les eaux et de les distribuer dans des canalisations isolées,, posées à la surface du sol. Quant aux eaux polluées, leur évacuation ne peut se faire comme ailleurs et des systèmes spéciaux sont indispensables.

Sols gelés dans le Jura neuchâtelois?

En effet, on trouve au bas des éboulis du Creux-du-Van, un type de végétation particulière pour la région. Isolée en plein étage du hêtre et du sapin, une tourbière s' étend sur des éboulis calcaires très grossiers; des espèces subalpines et alpines y prospèrent; des bouleaux, des saules, des pins à crochet et des épicéas y présentent une croissance extrêmement lente. Cette association végétale, aberrante pour le Jura, a été étudiée très sérieusement par M. L. Richard, ingénieur forestier et spécialiste en phytosociologie, domaine auquel il a consacré sa thèse de doctorat. J. L. Richard a pu démontrer qu' à la profondeur de 1 m 50, le sous-sol n' a pas dégelé durant tout fete 1958. En 1959, en revanche, il a dégelé durant deux mois et demi vers la fin de l' année en atteignant +2°C alors que dans une station voisine, à couverture forestière mélangée, les sols n' avaient pas atteint une seule fois le point de congélation pendant la même période. De plus, la durée de l' enneigement et l' épaisseur de la couche de neige varient du simple au double, voire au triple, d' une station à l' autre.

D' après M. Richard, la tourbière s' est développée de la façon suivante. Le climat local très froid et le gel en profondeur entravent l' activité biologique: les restes des végétaux pionniers calcicoles se transforment en humus tourbeux mal décompose; seules y subsistent les espèces acidophiles elles-mêmes génératrices d' humus acide. En s' accroissant, la couche d' humus isole progressivement la végétation qui, finalement, devient indépendante du sous-sol calcaire.

En ce qui concerne l' origine du sous-sol gelé, plusieurs hypothèses ont été formulées. Subsiste-t-il un glacier fossile sous l' éboulis ou s' agit d' un phénomène de décompression adiabatique des courants d' air froids s' écoulant sous l' éboulis ou bien est-ce la neige fondante qui s' infiltre entre les blocs chaque printemps, se transformant en un névé souterrain persistant tard dans la saison parce qu' isolé par la couche d' humus et de mousses?

Cette association particulière du Creux-du-Van gagne en intérêt depuis que des formations similaires ont été décrites dans les Alpes ainsi que dans le massif de la Grande Chartreuse. En ce dernier endroit, on vient de découvrir un gisement de glace ancienne sous un peuplement d' arbres nains.

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