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Piz Porcellizzo

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Zu Beantwortung Ihrer Zuschrift1 ) vom 25. Mai 1909 teile ich Ihnen nachstehend gerne mit, was mir aus meinen Privatnotizen über die am 10. August 1880 ausgeführte Besteigung des Piz Porcellizzo im Veltlin zu Gebote steht.

Vom eidgenössischen topographischen Bureau beauftragt, die von Ingenieur Eschmann 1835 in sein Hauptnetz einbezogenen südöstlichen Signalpunkte Sohwarzhorn, Piz Beverin, Tambo, Cima da Flix, resp. Piz d' Agnelli, und Piz Porcellizzo oder Cima dei Forti zu rekognoszieren, eventuell neu zu erstellen, als Teil der Grundlage einer neuen Bttndner Triangulation, kam ich, nach Absolvierung der Arbeiten bei großer Kälte und Schnee auf Beverin und Tambo, am 7. August 1880 via Chiavenna nach Castasegna, woselbst ich bei den Gebrüdern Schuhmacher von Tschappina ( Heinzenberg ) mit meinem Gehülfen Rohrbach freundlich Quartier bezog. Infolge eines Mißverständnisses des in Bondo engagierten Führers, Gemsjägers Andreas Piceno ni, genannt Pignet, konnten wir Montag den 9. August erst um 8 Uhr vormittags von Bondo abmarschieren, statt wie beabsichtigt vor Tagesanbruch. Wir waren unser fünf, d.h. außer den Genannten noch der Maurer Lorenzo Inganni und der zweit-jüngste Knabe, Nathan, des Führers Picenoni, der uns nur als Träger bis unterhalb der Bocchetta di Teggiola begleitete.Von Bondo in südwestlicher Richtung ansteigend, 9 Uhr 17 Min. bei den Maiensässen Cires, 9 Uhr 55 Min. bei den drei Hütten Vecchio, von wo es im steilen Anstieg an Val del Sra vorbei nach Alp Teggiola, 10 Uhr 40 Min., ging. Diese gehört der Gemeinde Castasegna, war aber der Stadt Chiavenna verpachtet; der Hirt, ein kleiner unfreundlicher Albino, verweigerte uns die Milch. Unter der Bocchetta bei einer kleinen Quelle hielten wir Rast von 11 Uhr bis 11 Uhr 55 Min.; nun ging es vorerst über Felsgeröll an das steile Schneefeld der Bocchetta; wir kletterten im untern Teil meist an den Felsen zur Linken, erreichten die Bocchetta 1 Uhr 45 Min., nochmals durch eine Geröllhalde und ein sanftgeneigtes Schneefeld bis 2 Uhr 15 Min. zu einem grasigen Satt eli, von wo wir die erste Sicht des Piz Porcellizzo hatten. Von hier führte uns ein steinig-felsiger, aber gut erkennbarer Pfad herunter und über den Coderabach zur Alphütte Sirigia bis 2 Uhr 47 Min. Die Höhe der Bocchetta di Teggiola wäre aus der Höhe der Hütte Teggiola 1925 m. und der Anzahl der eingezeichneten Kurven auf 2585 zu bemessen, dieweil sie aus der italienischen Höhe von 1920 der Alphütte von Sirigia auf höchstens 2200 beziffert werden dürfte. Ich möchte letzteres der Wahrheit näher halten.

Da mir für diese Gegend nur die Dufourkarte zu Gebote stand, so schien mir von Sirigia aus der richtigste Weg nach Sgl. Porcellizzo vorerst in südlicher Richtung über das südliche Tobel und sodann die westlich des Piz Porcellizzo gelegene Bergflanke zu führen, einen besten Gratübergang nach der Porcellizzo-Alp zu gewinnen und von diesem in nordöstlicher Richtung zum Signalpunkt zu gelangen; da aber auch dieser Weg mindestens vier Stunden in Anspruch genommen hätte und wir für unsere Arbeit den Gipfel zu spät erreicht hätten, so beschlossen wir, Nachtrast in Sirigia zu halten, um so mehr, als nach Aussage des Hirten Battista Branca genügend Milch und Etagenbetten ohne Flöhe und Läuse vorhanden seien. Dieser hintere Coderakessel ist äußerst wild und zeigt nur spärliche Bänder und Büffel. Die Hütte steht nahe ob der oberen Waldgrenze; doch zeigen sich wenige Lärchen noch höher.

Dienstag den 10. August. 5 Uhr 40 Min. Abmarsch von der Hütte Sirigia, bis zum Gletscher begleitet vom Hirten Branca samt Jagdhund Pasquale, ersterer mit umgehängter Jagdflinte, vor welcher kein Vögelein, noch so klein, seines Lebens sicher war. Mein Mißfallen an solchem Handwerk schien den sonst freundlichen Mann sehr zu verwundern.

6 Uhr 30 Min. bis 6 Uhr 35 Min. Halt beim großen Block ob der brettergedeckten Hütte.

7 Uhr 20 Min. bis 7 Uhr 25 Min. Ober Ende Graswuchs, Halt bei dem Block am unteren Ende des großen Gufers.

7 Uhr 40 Min. bis 8 Uhr über ein Schnee- und Gletscherfeld, dann wieder über eine Egg und von hier auf den Hauptgletscher nordwestlich von Piz Porcellizzo.

8 Uhr 30 Min. am großen Gletscherschrund, wo wir näher dessen nördlichem Ende über eine Schneebrücke und mit eingehackten Tritten über den wohl drei Meter höheren oberen Rand hinaufkletterten.

8 Uhr 52 Min. auf der Felsecke nördlich des Gletschers.

9 Uhr 45 Min. bis 10 Uhr 25 Min. Eßrast auf den Felsen nahe nördlich des Gletschersattels nördlich von Piz Porcellizzo.

10 Uhr 50 Min. Gletschersattel. Von hier aus den Versuch gemacht, durch ein Felsband von der Ostseite dem Porcellizzo beizukommen, doch vergeblich; so mußten wir wieder eine kleine Strecke zurück und ließen uns sodann eine steile Schneerunse, teils rutschend, teils Tritte hackend herab auf den Gufer und gelangten schließlich auf einen Kopf mit großen Blöcken östlich des Vorcellisso gegen 12 Uhr, höchst ermüdet von der langen und scheinbar aussichtslosen Kletterei. Von hier sahen wir auf-einem dem Grenzkamm näher gelegenen, dem Porcellizzo ähnlichen Gipfel einen zylindrischen Steinmann, von dem unser Führer steif und fest behauptete, es sei der Porcellizzo, dem ich indessen widersprach, weil derselbe nicht so nahe der Grenze stehe. Es war ohne Zweifel entweder Punta Torelli oder Piz Badile, wie ich später aus der italienischen Karte zu vermuten glaubte. Picenoni, der meine Unzufriedenheit mit seiner heutigen Wegführung ersah, anerbot sich nun, die, wie mir schien, ganz unpraktikable Felswand im Westen unserer Station zu erklimmen, um Klarheit in unsere Situation zu bringen. Dieweil Gehülfe Rohrbach des wohlverdienten Schlafes pflegte, Maurer Inganni seine solchen Strapazen nicht gewachsenen Hosen flickte und ich meine Notizen vervollständigte, kletterte Picenoni mit Händen und Füßen an der scheinbar glatten und steilen Felswand hinauf und rief uns nach etwastündiger Arbeit von einem Felskopf zu: „ Si vede il pilastro ". In Zeit von einer Stunde war er zurück und erklärte mir, daß wir durch ein Felsband, nachher durch eine Felslcehle auf ein Trümmerfeld und über dieses auf den gewünschten Signalgipfel gelangen könnten.

Schließlich ließ ich mich trotz großer Müdigkeit überreden, den nicht gerade ungefährlichen Weg einzuschlagen, auf dem wir in zirka l'/2 Stunden, um 2 Uhr 30 Min., Sgl. Porcellizzo erreichten, bei welchem Picenoni eine halbe Stunde vorher zwei Personen gesehen hatte: den ärztlichen Direktor der Masinobäder, Dr. Lorenzo Brera, mit dem Führer Barone, wie sich später herausstellte.

Nunmehr bei schaurig kaltem Wind den 1.8 m. hohen Steinmann abgetragen und auf einen großen, den mittleren und westlichen Fuß des Signals bildenden Granitblock im Zentrum des etwas ovalen Signals ein Kreuz eingehauen und rot angestrichen, hierauf drei exe. Kreuze gehauen, rot gestrichen und deren Distanz ad Centrum und unter sich gemessen und meinen mitgenommenen Vierzöller auf der Ostseite am Rande des Abgrundes aufgestellt. Doch war keine Winkelmessung möglich, weil einerseits Tambo und Cima da Flix nicht sichtbar, da sie im Nebel staken, und Menone mir nicht genügend bekannt war, anderseits der Wind zu kräftig einsetzte. Um 5 Uhr 30 Min. erst war der 2.78 m. hohe Steinmann vollendet, und um 5 Uhr 40 Min. begann der Abmarsch nach den Bagni di Masino.

6 Uhr 45 Min. bei kleinem Steinmannli auf felsigem Grasgütsch, 7 Uhr 35 Min. Brücke über Talbach der untersten Porcellizzo-Alp.

Die letzte Stunde, namentlich in den Waldpartien, war der Dunkelheit wegen, da wir keine Laterne besaßen, äußerst mühsam; auf drei Schritt Distanz sah man den Vordermann nicht mehr, und zur Rechten hörte man in der Tiefe das Brausen des Porcellizzobaches. Endlich gelangten wir auf etwas besseren Pfad und erreichten 9 Uhr 15 Min. nachts das ersehnte Quartier der Masinobäder, die gegenwärtig mit sehr vielen, fast ausschließlich Mailänder Gästen besetzt waren.

Hier trafen wir auch den jungen rüstigen, uns freundlich entgegenkommenden Bergsteiger Graf Francesco Lurani Cernuschi ( Via Capu-cini 18, Milano ), der gestern, also 9. August, den Badile erstiegen hatte. Am 10., vormittags, seien fünf Herren mit einer Dame von den Bädern aus auf dem Porcellizzo gewesen. Die alte Namenflasche hatten sie zerbrochen vorgefunden, eine neue mit ihren Namen eingesetzt, der auch Dr. Brera und wir die unsrigen beifügten.

Die in der letzten Ausgabe von 1906 des Blattes 523 Castasegna gegebene, der italienischen Karte entnommene Terrain-, Fels- und Gletscherzeichnung zwischen Piz Porcellizzo und Punta Torrelli scheint mit den Gletscherverhältnissen von 1880, überhaupt der Örtlichkeit, nach meiner allerdings 29jährigen Erinnerung eines Tüjährigen Mannes nicht ganz übereinzustimmen.Jacky-Tayler, Ingenieur.

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