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Sonderbare Bergkameradschaft!

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Von Hans Mätzener

( Meiringen ) Zuweilen begegnen einem in den Bergen merkwürdige Dinge. Hiezu zwei Beispiele aus dem Leben:

Mit einem Freund komme ich bei dichtem Nebel an einem Ostermontag von der Grünhornlücke her zur Konkordiahütte. Ein einsamer Mann ist dort allein zurückgeblieben, alle übrigen Ostcferienfahrer sind fort. Er wartet hier, wartet auf zwei Freunde, die am selben Tag einen Kameraden ins Joch bringen wollten, um dann zurückzukehren und mit ihm via Hollandia nach Goppenstein zu fahren. Wir wollen ihn mitnehmen, da das Wetter zusehends schlechter wird und seine Freunde sicher noch oben im Joch sind. Der Mann wehrt ab. Unsere Beschwichtigung, dass wir seine Freunde oben oder zum mindesten unterwegs treffen, lässt er nicht gelten. Auch das Zurücklassen einer Notiz lehnt er ab; es ist ihm zu ungewiss, und er will bei der einmal getroffenen Abmachung bleiben. Wir verstehen, dass er nicht unkameradschaftlich sein will. Im Grunde ist das auch richtig. Wir wünschen ihm kurze Zeit, alles Gute und gehen. Eine Woche später erhalte ich einen Brief, bei dem ich erschrecke. Der vorgenannte Mann schildert mir darin seine Abenteuer. Er wartet in der Konkordiahütte. Niemand kommt. Freilich, das Wetter ist auch nicht verlockend. Aber dienstags ist es besser. Die Freunde kommen nicht. Ein strahlender Tag; er sitzt allein in der Hütte und wartet. Vergeblich. Nun weiss er, dass ein Unglück passiert ist. Mittwoch nachmittags quert er allein und mit grosser Vorsicht den « Sumpf » und marschiert gegen die Hollandia, wo er gegen Abend ankommt. Ein englisches Pärchen hilft ihm tags darauf über den Langgletscher weiter. Gegen Mittag erreicht er das erste Telephon. Fiebernd eilt er zum Apparat, um die nötigen Vorkehrungen zu treffen und die Angehörigen zu benachrichtigen. Grosses Erstaunen! Seine Freunde sind seit Montagabend zu Hause! « Ja weisch, es isch halt e so strubs Wätter gsi, da hei mier halt d's Zügli gnoh! » — In den Engelhörnern gilt es, zum soundsovielten Male einen Toten zu bergen. Sein Bergfreund ist in der Ochsentalhütte und orientiert uns. Die Absturzstelle liegt weit ab. Früh brechen wir auf. Bergungen in den Engelhörnern sind nicht jedermanns Sache. Erst recht nicht, wenn es sich um eigene Begleiter handelt. So haben wir denn auch den Freund des Toten gebeten, nicht mitzukommen, sondern unten im Rosenlaui oder in Meiringen zu warten. Der Morgen ist noch hell. Um 9 sind wir bei dem Toten. Aber dann deckt es ein, wird neblig und fängt an zu regnen, dann zu schütten. Mit dem Stahlseilkabel queren wir die unmöglichen Traversen, mit dem « Hori » des Führervereins Oberhasli fahren wir über die steilen Wange des Kingspitz abwärts. Bis auf die Haut durchnässt kommen wir abends im Rosenlaui an. In der Kaltenbrunnensäge wartet der Freund. Er hat die seltene Gelegenheit benützt und - da er doch gerade einmal in der Gegend warden Simelistock tra versiert! Wir sehen einander an und -schweigen...

HERMANN FIETZ

ALEXANDER TAUGWALDER

1897-1952

SONDERBEILAGE ZU « DIE ALPEN » 1954

ALEXANDER TAUGWALDER

1897-1952 Ein Lebensbild

VON

HERMANN FIETZ

ALS SONDERBEILAGE ZU « DIE ALPEN » HERAUSGEGEBEN VOM SCHWEIZER ALPENCLUB 1954 Die Heimat in den Bergen, ein gutes Erbteil der Abstammung, ein glückhafter Umkreis im Leben und die eigene Leistung haben zu allen Zeiten einzelne Persönlichkeiten geformt, die über ihresgleichen emporragten. Waren sie zudem erfüllt von Liebe zu dem Orte ihres Ursprungs und pflegten sie eine gesunde Tradition, so wurden sie selber zu Marksteinen in der Entwicklung ihrer Umgebung. Ihr Dahinscheiden hinterlässt für alle, die sie persönlich kannten, eine unausfüllbare Lücke; das Bild ihres Lebens aber geht in die Geschichte ein und strahlt weiter auf unabsehbare Zeiten.

Ein solcher Mann war der am 26. Juni 1952 in seinen Bergen verunfallte Alexander Taugwalder, einer der Besten unter der dritten Führergeneration Zermatts. Sein Name darf in einem Atem wie derjenige eines Alexander Burgener oder eines Franz Lochmatter genannt werden, die beide wie er selbst nach einer aussergewöhnlich glanzvollen Führerlaufbahn den Bergtod fanden \ Alexander Taugwalder kannte seine Heimat wie wenige und bewahrte sorgsam die Zeugen seiner Vorfahren. Er hatte eine besondere Freude, wenn jemand der Geschichte Zermatts oder seiner Familie nachforschte, und er half dabei freundschaftlich mit. Der Abriss über sein Leben soll deshalb in den weiteren Rahmen gesetzt werden, in dem er sich selber verpflichtet fühlte.

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts begann sich Zermatt vom reinen Bergbauerndorf zu einem Bergsteigerzentrum von internationalem Ansehen umzuwandeln, eine Entwicklung, die trotz einiger Rückschläge während der beiden Weltkriege stetig aufwärtsging. Die innere Struktur der Gemeinde und ihrer einheimischen Bevölkerung bewahrte aber eine auffallende Gleichartigkeit. Um das Jahr 1850 befanden sich in der Pfarrei Zermatt nach der Familienstatistik von Pfarrer Joseph Rüden 2 21 lebende Geschlechter, die etwa 440 Seelen zählten. Es waren die Familien: 1. Aufdenblatten, 2. Biner, 3. Branschen, 4. Furrer, 5. Grawen, 6. Inderbinen, 7. Julen, B. Kronig, 9. Lauber, 10. Moser, 11. Perren, 12. Rüden, 13. Salzgeber, 14. Schuler, 15. Siegrist, 16. Taugwalder, 17. Welschen, 18. Willisch, 19. Zmut, 20. Zumtaugwald und 21.Zurniwen. Die Familien Andenmatten, Anderhalden, Blatter, Brenni, Mutter, Schmid und Thamatter waren ausgestorben. Die Zahl der lebenden Geschlechter verkleinerte sich in der Folge auf zwanzig durch das Aussterben der Familie Willisch, zu denen nach einem langwierigen, zum Teil mit Bitterkeit während voller 18 Jahre geführten Kampf 3 mit einer erzwungenen Einbürgerung im Jahre 1889 wieder ein 21. Geschlecht, nämlich die Familie des Hoteliers Alexander Seiler ( 1820-1891 ) hinzukam. Bis heute ist es so geblieben, einzig die Familie Salzgeber ist ebenfalls ausgestorben, dagegen nennt die Familienstatistik von a. Präsident Stanislaus Kronig 4 als hergezogene Familien 16 neue Namen5.

In früheren Zeiten waren die Geschlechtsnamen in Zermatt viel zahlreicher, was auch auf eine bedeutend zahlreichere Bevölkerung schliessen lässt. Rüden gibt ein Verzeichnis von 119 verschiedenen Geschlechtsnamen, die in den Pfarrbüchern und anderen Schriften gefunden wurden. Es ist bemerkenswert und entspricht dem bäuerlichen Ursprung des Dorfes Zermatt, dass neben einigen wenigen Namen ( wie beispielsweise Brenni oder Bruo-nier aus dem Aostatal, Grawen oder Grawis, Julen, Kronig, Perren oder Perrini, Welschen u.a. ), die noch auf die frühere Einwanderung hinweisen, die grössere Zahl nach 1 Eltern 2 Grosseltern 3 Urgrosseltern 4 Vaterseite Taugwalder B 1771

{ Taugwalder B 1735 Perren D 1742

1701 I Perren D l Perren F / Julen B l Inderbinen Taugwalder B 1804 k Juten B 1763 ( Juten B l Biner C 1734 r Willisch A1707 Taugwalder B 1842 Willisch A 1759 Willisch 1666 Kronig A /BinerC Willisch A1800 lBinerC1732 j Empfen t Zumtaugwald 1663 r Zumtaugwald j Kronig Zumtaugwald 1759 l, Schmid A 1 Schmid A 1738 { Taugwalder B 1895 Perren D 1732 Perren D Inderbinen 1619 f'Perren D 1763 I ei i.ja i-rii i Schmid A 1Schm1dA1733\WmüchA1707 D 1813 Schuter D D 1854 l Schuler D 1785 „ .,_, t Biner C 1723 Biner C 1756 { 1728 Mutterseite Biner B 1788 |Biner B1745

{

( Welschen 1657 \ Taugwalder B Wilüsch 1701 l Biner B 1818 ( Welschen Welschen 1786 I ,„„ L„„,J Wilüsch 1WühschB1749|Scm11er Abstammung von Alexander Taugwalder ( 1897-1952 ) Die Jahreszahlen bezeichnen das Jahr der Verehelichung. Unterstrichene Namen bedeuten das gleiche Ehepaar dem Orte des Wohnsitzes gebildet oder später angenommen wurde. So benannten sich auch die Taugwalder oder Zumtaugwald, ursprünglich vermutlich ein und dieselbe Familie, nach dem Taugwald, welcher sich am rechten Uferhang der Visp unterhalb Zermatt gegen Täsch zu befindet.

Alexander Taugwalder war väterlicher- und mütterlicherseits, soweit die Verbindungen nach der Familienstatistik bis in das letzte Viertel des 17. Jahrhunderts verfolgt werden können, ausgenommen sechs ( Anderhalden, Thamatter, Grawen, Moser, Salzgeber und Siegrist ), mit allen übrigen 22 Geschlechtern Zermatts blutsverwandt ( vgl. Übersicht der Abstammung ). Erst in der fünften Generation sind die Eltern Willisch väterlicherseits identisch mit jenen mütterlicherseits in der sechsten Generation. Unter den 32 Elternpaaren der sechsten Generation treffen wir viermal die gleichen auf beiden Seiten ( Taugwalder, Perren, Inderbinen und Schmid ).

Der Name Taugwalder wurde schon früh mit der Geschichte des Alpinismus verknüpft und weit über die Grenzen der Heimat bekannt durch die denkwürdigen Umstände anlässlich der Erstbesteigung des Matterhorns. Am 14. Juli 1865 haben die Führer Peter Taugwalder, Vater und Sohn, den Eroberer Edward Whymper auf die Spitze des Berges geführt und nach dem Absturz seiner Gefährten beim Abstieg, trotz des unvermeidbaren Schocks, heil wieder ins Tal gebracht. Es ist verständlich, dass nach diesem Ereignis vieles, was zutraf, aber auch viel Ungereimtes zum Ausdruck kam B. Heute, da eine ungeahnte Entwicklung des Bergsteigens überblickt werden kann und manches andere schwere Bergunglück vorsichtiger im Urteil machte, haben die beiden Führer, die im Leben Schweres erdulden mussten, nach dem Tode die verdiente Achtung gefunden. Es berührte sehr sympathisch, als ihnen die Gemeinde Zermatt in jüngster Zeit auf dem Friedhof einen Denkstein setzte.

Peter Taugwalder Vater mit dem Zunamen « Geppi », geboren 1820 und gestorben 1888, war der um 14 Jahre jüngere Bruder von Johann Joseph Taugwalder, geboren am 2. März 1806 und gestorben am B. Dezember 1878, dem Grossvater Alexander Taugwalders.

Der Enkel hütete sorgsam sein Führerbuch, das am 4. Juli 1858 dem damals 52jährigen vom staatlichen Kommissär Stephan Biner ausgestellt worden war. Dieses Dokument ist bald hundert Jahre alt und wahrscheinlich eines der ältesten Führerzeugnisse der Schweiz. Es enthält das erste Reglement für die Führer-Gesellschaften im Wallis, das der Staatsrat dieses Kantons am 30. März 1858 aufgesetzt hatte. Das Reglement stützte sich auf ein Gesetz über den Transportdienst der Reisenden auf den Nebenstrassen des Kantons vom 26. Mai 1857 ' .Die staatliche Regelung des Führerberufes betraf also nicht in erster Linie die Besteigung der Berge, sondern die Beförderung der Reisenden und den Transport ihres Gepäcks Eine straffe Ordnung dieser Dinge war offenbar durch die starke Zunahme fremder Gäste notwendig geworden. Der beigegebene Tarif vom 30. Juni 1858 erwähnt an Gipfelbesteigungen einzig Monte Rosa, Cima di Jazzi und Mettelhorn.

Die Führerbücher enthielten schon damals, wie bis auf den heutigen Tag, leere Seiten, auf welchen die Touristen ihre Fahrten mit einem Zeugnis über den Führer eintragen konnten; herausgerissene Blätter galten als ein schlechtes Zeugnis. Es wurden aber nie alle Touren eingetragen, und es reichten eines oder zwei Führerbücher in der Regel für das ganze Leben aus.

Als Johann Joseph Taugwalder sein Führerbuch, eine damalige Neuerung, erhielt, hatte er tatsächlich den Beruf schon seit langer Zeit ausgeübt, denn wir hören von ihm bereits in Engelhardts Beschreibung des Nikolaitales. Dieser schildert in einem Gedichte, wie er mit seiner Frau und einer Schwester im Jahre 1835 den Theodulpass bestiegen hatte, begleitet von Joseph Taugwalder und Peter Brückner « gewohnt im Spätjahr Rindvieh über diesen Pass ins Aostatal zu bringen 8 ». Joseph Taugwalder war mit Johannes Branschen, Mathias Zumtaugwald und Joseph Moser auch einer der Führer, die am 12. und 13. August 1847 die Herren Edouard Ordinaire, « Professeur à l' Ecole de Médecine de Besançon », und Victor Puiseux, « Professeur à la faculté des sciences » der gleichen Stadt bei dem ersten Versuche, den Monte Rosa von Zermatt aus zu besteigen, begleiteten. Sie erreichten nach einem Nachtlager auf den Felsen oberhalb des Gornersees um halb elf Uhr den Silbersattel, genossen dort die herrliche Aussicht, hielten es aber für unmöglich, von da aus die Felsen der höchsten Spitze zu erklettern 9.

Das Führerbuch Joseph Taugwalders enthält von 1858-1866 auf 22 Seiten 30 Eintragungen, von denen 19 von Engländern stammen, ein eindrückliches Zeugnis, wie schon damals englische Touristen einen grossen Anteil am Aufschwung Zermatts hatten. Bei den ausgeführten Touren stehen die Passübergänge an erster Stelle, der Theodulpass und die Übergänge nach Mattmark und über das Neue Weisstor nach Macugnaga, dann folgen die Gletscherwanderungen vom Gornergrat oder Riffelberg nach dem Schwarzsee, und an Gipfeln werden Cima di Jazzi, das Breithorn und der Monte Rosa bestiegen ( am 12. August 1862 mit Anthony Traili, Edward Lloyd, William Hone und Henry Jackon aus Irland und den zwei Führern Kronig ). Schon der erste Eintrag der Herren George, Robert und J. H. Burn nennt Taugwalder « a careful and active guide and has evidently a thorough knowledge of the mountains treatments », und der letzte Eintrag vom 30. August 1866 von Prof. C.W.Bor-chard aus Berlin mit seiner Frau und in Begleitung eines Herrn Howard Wells aus New York spricht von einem « einsichtsvollen, bescheidenen und in jeder Beziehung empfehlenswerten Führer ». Unter den schweizerischen Bergsteigern fällt ein Eintrag von Dr. Emil Merian aus Basel auf, der am 13. August 1859 mit Taugwalder das Hörnli besuchte, den Gornergletscher überschritt und die Cima di Jazzi bestieg, ferner besonders derjenige der Berner Alpinisten Wilhelm und Max Brunner, der Brüder der Elise Brunner, einer der ersten schweizerischen Bergsteigerinnen. Die beiden Brüder bestiegen am B. August 1861 die Cima di Jazzi, am 10. August das Breithorn, überschritten am 11. August vom Riffelberg aus das Weisstor nach Macugnaga in 10 Stunden und kehrten am 12. August von dort in 12 Stunden über den Monte-Moro-Pass nach Stalden zurück10.

Iwan v. Tschudi nennt Johann Joseph Taugwalder in seinem Führerverzeichnis von Zermatt, während im Verzeichnis der Gletscherführer von Zermatt im zweiten Jahrbuch des Schweizer Alpenclubs sein Name 1865, offenbar des höhern Alters wegen, fehltu.

Johann Joseph Taugwalder heiratete im Jahre 1839 in erster Ehe Aloisia Lauber, geboren 1816, welche im ersten Kindbette starb, und im Jahre 1842 in zweiter Ehe Agatha Willisch, geboren 1821. Dieser Ehe entsprossen fünf Töchter und zwei Söhne. Der 1849 geborene Joseph und der 1855 geborene Gabriel folgten den Fußstapfen ihres Vaters als prominente Vertreter der zweiten Führergeneration Zermatts.

Gabriel Taugwalder, geboren am B. März 1855 und gestorben am 26. Februar 1922, der im Jahre 1895 Veronika Perren, geboren am 3. März 1867 und gestorben am 28. August 1925, geheiratet hatte, war der Vater Alexander Taugwalders.

Die Führerbücher von Vater und Onkel sind wie dasjenige des Grossvaters im Familienbesitz geblieben. Sie sind als Nummern 25 und 24 im Juni 1882 ausgestellt auf Grund des Polizeireglementes vom 1. Februar 1882 betreffend die Bergführer. Das neue Reglement setzte das Mindestalter der Bergführer auf 20 Jahre fest, und die Patente wurden erst auf Grund einer abgelegten Prüfung verliehen, zu deren Vorbereitung besondere Kurse abgehalten wurden. Ein Vergleich der Liste der über 40 Bergtouren der Station Zermatt mit ihren damals drei Hotels mit dem Tarif von 1858 bringt deutlich zum Ausdruck, in welchem Umfange die Bergwelt Zermatts im dritten Viertel des 19. Jahrhunderts erschlossen worden war12.

Wenn im folgenden die Führerlaufbahn des Vaters Gabriel Taugwalder im Überblick und diejenige Alexander Taugwalders eingehender dargestellt wird, so kann das nur durch die Namen der Gipfel, Grate, Gletscher und Pässe geschehen, welche die einzelne Bergfahrt bestimmen. Nähere Angaben oder Beschreibungen der Touren selber haben in diesem Rahmen keinen Platz. Allen denjenigen, die in den verschiedenen Gebieten gewandert oder geklettert sind oder in Eis und Schnee emporstiegen, wecken die Namen ein lebendiges Bild in der Erinnerung und lassen manch schönes Erlebnis wach werden. Zudem und für alle andern haben frühere Bergsteiger, wie Gottfried Studer, Geoffrey Winthrop Young, Edward Whymper, Guido Rey, Theodor Wundt, Julius Kugy, Charles Gos, oder jüngere, wie André Roch, René Dittert, Hans Fritz von Tscharner, um nur einige wenige Namen zu nennen, in Wort und Bild treffende Schilderungen verfasst, die sich in den Jahrbüchern des Schweizerischen Alpenclubs von 1864 bis 1923, in den « Alpen » seit 1925, in den Veröffentlichungen der Schweizerischen Stiftung für alpine Forschung ( « Berge der Welt », Band I—VIII ) oder in Einzelwerken vorfinden.

Die Führerlaufbahn des Vaters Gabriel Taugwalder hat so viele ähnliche Züge mit derjenigen seines berühmteren Sohnes Alexander, dass sie eigentlich zu dessen Lebensbild Stammbaum der Familie Taugwalder in Zermatt bis um 1900 ( nach Ruden/Kronig: Familien-Statistik ) 1806 Johann Joseph 1843 Karolina geh. Joseph Moser 1845 Maria Josepha 1849 Joseph 1851 Philomena 1855 Gabriel geh. Veronika Perren 1861 Paulina 1863 Ludwina 1843 Peter geh. Barbara Salzgeber LEhe 1895 Karl 1897 Alexander 1900 Agatha geh. Karl Biner 1902 Otto i geh. Ludowika Julen 1868 Joseph geh. Balbina Julen 1870 Leonie geh. Peter Anton Biner 1871 Kamil 1874 Berta geh. Franz Biner 1879 Maria geh. Caspar Spälty 1880 Salomea 1883 Peter geh. Maria Perren 1886 Franz 1889 Josephina 1894 Balbina 1866 Apollonia geh. August Gentinetta 1867 Rudolf2 geh. Maria Julen I geh. Barbara Z'brun II 1869 Katharina geh. Aloys Kronig 1872 Heinrich Peter geh. Maria Summermatter 1873 Melania geh. Roman Briand 1876 Theodor geh. Rosa Aufdenblatten 1878 Arnold geh. Regina Perren 1880 Franziskus geh. Ida Aufdenblatten 1883 Ida geh. Adolf Aufdenblatten 1886 Peter Martin geh. Seraphina Petrig 1889 Adolf ( geh. Aloysia Läuber ) geh. Agatha Willisch geh.Anna Taugwalder j 1738 Maria Kath.

1776 Johann Joseph geh. Maria Katharina Julen 1813 Anna Maria geh. Johann Schuler 1816 Johannes 1694 Katharina geh. Jakob Welschen 1696 Anna geh. Arnold 1820 Peter ( Geppi)1 geh. Anna Maria ZumtaugwaldPeter ) geh. Maria Lerjen II. Ehe 1845 Joseph 1848 Maria geh. Peter Kronig 1850 Friedrich B Johannes ( Siegrist ) geh. Maria Aufdcnblatten Taugwalder 1704 Joh. Joseph geh. Anna Maria'1739 Peter geh. Maria Perren I 1745 Niklaus Welschen 1707 Verena Die Jahreszahlen nennen das Geburtsjahr Anmerkungen:

1 Dieser Peter Taugwalder ( 1820-1888 ) und sein Sohn Peter ( 1843-1923 ) waren die Führer, welche am 14. Juli 1865 die erste Matterhornbesteigung ausführten.

8 Dieser Rudolf Taugwalder ( 1867-1953 ) bestieg mit Gabriel Zumtaugwald im August 1908 den Mount Huaskaran in Peru. Er war von 1909 bis 1945 Kustos des alpinen Museums in Zermatt.

1805 Peter Joseph geh. Theresia Biner I. Ehe'1835 Peter Joseph 1838 Peter, Seimer [ geh. Katharina Läuber 1842 Johannes 1845 Katharina geh. Jos Mari Julen 1850 Maria 1781 Peter Martin geh. Katharina PerrenPeter Joseph ) geh. Katharina Willisch II. Ehe 1809 Maria Kath. geh. Jos Mari Julen 1819 Anna Kath. gsh. Ignaz Julen gehört. Auch Gabriel Taugwalder war ein Führer besonderer Art und genoss berechtigterweise ein hohes Ansehen. Sein Führerbuch beginnt mit Touren im Jahre 1882, des damals 27jährigen, und endet im Jahre 1913, als der 58jährige am 29. August den Königlich-Nieder-ländischen Gesandten in Berlin, Baron Gevers, über den Adlerpass und auf anderen kleineren Touren begleitete, einen Touristen, den er vor 33 Jahren zum erstenmal kennenlernte und mit dem er im Laufe der Jahre manche Fahrt unternommen hatte.

Weitaus die Mehrzahl seiner Tourengefährten kamen aus England, stammen doch von den 135 Eintragungen im Führerbuch deren 96 von englischen Touristen. Gabriel Taugwalder sprach sehr gut Englisch und Französisch. In den Tourenprogrammen nahmen die Passübergänge, nämlich über den Theodulpass und vor allem über das Neue Weisstor nach Macugnaga mit Rückkehr über den Monte-Moro-Pass nach Mattmark, einen grossen Raum ein. Dazu kamen neben dem Monte Rosa, der stets ein vielbestiegener Gipfel blieb, das Matterhorn und die umgebenden Viertausender, die zwischen 1855 und 1880 erschlossen worden waren.

Die Engländer hatten die Gewohnheit, ihre Führer auf längere Zeit zu verpflichten und mit ihnen Touren über weitere Gebiete zu unternehmen. So kam Gabriel Taugwalder über seine engere Heimat hinaus und lernte neben anderen Gegenden der Alpen auch das Mont-Blanc-Gebiet kennen.

Es waren vor allem zwei Mitglieder des Alpine Club, von denen der eine von 1879 bis 1890 und der andere von 1891 bis 1899 die folgenden Touren mit ihm ausführte:

M. Carteighe. 1879 Alphubeljoch, Allalinjoch, Rimpfischhorn, Col d' Hérens, Col de Chermontane, Col Durand, Col d' Argentière; 1883 Momingpass nach Zinal, Zinalrothorn, Furggenjoch, Täschhorn; 1884 Schwarztor, Pollux, Weisshorn, Gassenriedpass, Mischabeljoch, Lyskamm, Lysjoch u.a.; 1885 Nadelhorn, Fletschhorn, Egginer ( trav. ), Allalinhorn, Dom vom Feegletscher über den Felsgrat auf teilweise neuer Route mit Abstieg nach Randa ( eine Bergfahrt, die auch nach heutigem Maßstab zu Grossem zählt und Gabriel Taugwalder das Zeugnis der « qualities of a high class guide » gab ); 1886 Aiguille du Midi, Aiguille Verte, Grand Paradis, Grivola, Obergabelhorn; 1887 im Dauphiné, Col du Chardon, Vaccivier über den Nordwestgrat, Col du Clot des Cavales, Brèche de la Meije, Meije ( Pic occidental ); 1888 Theodulpass, Furggenjoch, Trifthorn, Dent d' Hérens; 1889 Wetterhorn, Grosses Fiescherhorn, Mönchsjoch; 1890 in Arolla, Aiguille de la Tsa, Col de Cheilon u.a. Gabriel Taugwalder besuchte seinen Herrn um Weihnachten 1887 in England im Snowdon District und zu Ostern 1888 in den Cumberland Hills mit Wastdale als Hauptquartier.

S. Mushet. 1891 Wetterhorn, Versuch auf Schreckhorn, Mönch, Finsteraarhorn, Grosses Grünhorn; 1892 Obergabelhorn, Weisshorn, Matterhorn, Versuch auf Dent Blanche; 1893 Aiguille de la Tsa, Mont Collon, Cols du Mont Brulé et de Valpelline, Weisstor, Colle delle Loccie, Lysjoch, Dom, Col des Cimes Blanches, Felikjoch ( schlechtes Wetter verhinderte Monte Rosa und Lyskamm ); 1894 im Cogne Distrikt, Grivola, Punta di Lavina, Col de Sanger u.a. und in Saas Weissmies und Fletschhorn; 1895 Wildstrubel und Wildhorn ( trav. ), Lyskamm, Matterhorn, Nadelhorn, Portjengrat, Dent Blanche; 1896 zwei Wochen ohne grössere Touren wegen schlechten Wetters; 1897 Col du Grand Cornier, Col de la Reuse, Dent Perroc, Col de Cheilon, Mont Rouge, Mont Gelé, Mont Vélan; 1898 Monte Croux ( trav. ), Ritterpass, Hohsandpass, Oberalpstock ( trav. ), Grosse Windgälle, Planurapass, Tödi, Grosses Scheerhorn, Steinlimmi und Dammastock; 1899 Pollux mit Abstieg über die Felsen der Schalbetterfluh.

Von zahlreichen anderen Tourenwochen, meist mit Mitgliedern des Alpine Club, seien noch die folgenden erwähnt:

8 1882 mit Harold W. Topham: Neu Weisstor, Adlerpass, Alphubeljoch, Zinalrothorn, Rimpfischhorn, Lyskamm, Wellenkuppe, Untergabelhorn; 1883 mit Austen und Gilbert Colgate aus New Jersey: Monte Rosa, Theodulpass, Col du Géant, Grands Mulets; 1884 mit J. Edmondston Charles und Frau volle fünf Wochen, nach denen dieser schreibt « he is too goodnatured and does far more than his share of the work »; 1885 mit H. Weiss aus Heidenheim, mit dem er mehrere Jahre ging: Riffelhorn, Untergabelhorn, Matterhorn, über das Weisstor nach Macugnaga, den Monte-Moro-Pass nach Mattmark und den Adlerpass nach Zermatt, Monte Rosa; mit Alfred Holmes: von Chamonix nach Courmayeur über den Col du Géant und über den Col de Valpelline nach Zermatt; 1886 mit Sidney H. und Austen Colgate: Riffelhorn, Breithorn, Zinalrothorn, Matterhorn und Mont Blanc; 1888 mit G. W. Prothero und E. Butcher: Breithorn über den Nordwestgrat vom Klein-Matter-horn-Gletscher aus, Untergabelhorn, Zinalrothorn, Wellenkuppe und Rimpfischhorn; 1889 mit Godfrey A. Solly: Trifthorn, Weisshorn, Nadelhorn von Randa nach Saas, Mittaghorn-Egginer, Portjengrat, Fletschhorn-Laquinhorn, Monte-Moro-Pass, Colle delle Loccie, Lysjoch, Lyskamm, Obergabelhorn, Theodulpass, Dent du Géant, Aiguilles des Charmoz; und anschliessend mit R. J. Leith und E. A. Robertson ( mit Baptiste Aymond ): Col du Chardonnet, Col de Fenêtre, Col du Géant, Mont Dolent; 1890 mit Godfrey A. Solly: Wetterhorn, Jungfrau vom Bergli aus, Tschingelpass, Wildstrubel, Triftjoch und Wellenkuppe, Monte Rosa über die Felsen und Hohbergpass von Randa nach Saas Fee; 1891 mit Horace Walker, dem Präsidenten des Alpine Club, Ellis Carr und Godfrey A. Solly: Verstanklahorn, Piz Linard, Verstanklator, Gross Litzner, und von Macugnaga aus über das Jägerjoch nach Zermatt; 1900 und 1901 mit W. A. Purton: zahlreiche Touren; desgleichen von 1903-1905 mit John und William Bubb.

Der Engländer S. Tattersall schreibt am 13. August 1891 in das Führerbuch: « Gabriel Taugwalder was an excellent guide and companion. He knows Cumberland, Wales and the Surrey Hills and even London and the Suburbs as well as Switzerland, and if railways and lifts do away with the necessity for guides in Switzerland he would be of great service in England. No further proof of his energy, ingenuity and daring is necessary than a visit to the Gorges du Gorner of which he constructed the galleries in the winter months. » Mit H. Woolley führte Gabriel Taugwalder verschiedene photographische Exkursionen aus und bestieg im Winter 1893 am 17. Januar das Rimpfischhorn.

Am 4. August 1896 führte Gabriel den belgischen Industriellen Ernest Solvay im ersten Jahre seiner Bergfahrten auf das Riffelhorn, über den Furggengrat, auf Rimpfischhorn und Monte Rosa und auf vielen andern kleineren Touren 13.

Unter den Schweizer Bergsteigern ist vor allem Dr. Emil Burckhardt aus Basel, das spätere Ehrenmitglied des SAC, zu nennen 14, der während fast 20 Jahren ein « Herr » Gabriels war und u.a. die folgenden Fahrten unternahm: 1880 Zinalrothorn, Dom, Strahlhorn und Adlerpass; 1881 Überschreitung des Lyskammes vom Lysjoch über Ost- und Südgrat 15, Allalinpass, Schwarzenberg-Weisstor, Überschreitung der Parrotspitze und des Hohberghorns; 1885 Mont Durand, Pointe de Zinal, Alphubeljoch, Alphubel, Nadelhorn, Jägerhorn und Weisstor, Faderhorn, Gassenriedpass, Ulrichshorn, Furggenjoch, Château des Dames, Col de Fandery und Mont Gelé; 1898 Dufourspitze, Signalkuppe, Roffelhorn, Cima di Jazzi, Fillarkuppe, Adlerhorn, und von der Betempshütte über das Zwillingsjoch, den Verragletscher, Gobba di Rollin, Testa Grigia auf den Theodulpass und nach Zermatt. Burckhardt nennt Taugwalder « einen in jeder Beziehung vorzüglichen und gentilen Führer ».

Der um sechs Jahre ältere Bruder Gabriels und Onkel Alexanders, Joseph Taugwalder, geboren am 20. Februar 1849 und gestorben am 29. Juni 1901, hat den Führerberuf nur von den Jahren 1882 bis 1886 ausgeübt und lebte später in Aigle. Auch seine « Herren » waren vornehmlich Engländer, und die Touren entsprachen denjenigen seines Bruders, jedoch in bedeutend geringerer Zahl. Herrn J. Edwardston Charles, einen Leibarzt der englischen Königin, führte er im Jahre 1884 länger als einen Monat.

Alexander Taugwalder nun ist als der zweite Sohn seiner Eltern am 2. Mai 1897 in Zermatt geboren, zu einer Zeit, als sein Vater bereits ein anerkannter Bergführer geworden war. Er verlebte seine Jugend wie alle andern Bergbauernkinder in Zermatt, zu Hause und auf der Gasse, in Wiese, Feld und Wald, mit jenem starken Erlebnis von Sommer und Winter, von Sonne, Sturm und Schnee, wie es nur die Berge zu vermitteln vermögen, und wurde erzogen im sittlichen Ernst vor Gott, den er sein ganzes Leben bewahrt hatte.

Nach sieben Jahren Primarschule in Zermatt wurde er für zwei Jahre ins Kollegium nach St-Maurice im Unterwallis geschickt, um vor allem Französisch zu lernen. Die englische Sprache eignete er sich später durch Sprachstunden in Zermatt an, wobei ihm eine angeborene Begabung zustatten kam.

Einen bestimmten Beruf hatte Alexander nicht. Er war eigentlich in allem zu Hause, was seine Umgebung nötig hatte, und half mit in der Landwirtschaft, seinem Bruder bei der Betreuung zahlreicher Schafe, seinem Schwager in der Tätigkeit als Zimmermann und bei vielen andern Verrichtungen. Einmal wollte er nach dem Vorbilde eines einheimischen Gewerbes im Saastale eine Nagelschmiede für die Herstellung von Bergschuhnägeln eröffnen. In dem letzten Jahrzehnt, als die Familie in der ehemaligen Villa Taugwalder das « Gasthaus zum Pollux » neu ins Leben rief, war er der « nervus rerum » im Hintergrunde und wachte über allem, um ein gutes Gedeihen zu fördern. Alexander Taugwalder hatte eine Vorliebe und ein besonderes Verständnis für technische Dinge und wäre wahrscheinlich als Kind des Unterlandes ein Ingenieur geworden. Sein Lebensberuf aber, den er voll und ganz zu erfüllen trachtete, war der eines Bergführers.

Sein erstes Führerbuch mit der Führerbewilligung vom 4. Juli 1922 umfasst seine Fahrten vom Jahre 1922 ( einige Touren aus den Jahren 1920 und 1921 sind nachgetragen ) bis und mit dem Jahre 1937 und wurde ergänzt durch ein zweites seit dem Frühjahr 1938 bis zum Todesjahr 1952.

Alexander Taugwalder ging so sehr in seinem Beruf auf, dass dies wahrscheinlich der Grund war, warum der lebensfrohe und gütige Mann Junggeselle blieb. Er musste sich allerdings nie allein fühlen, denn er und sein älterer Bruder Karl, die Familie seiner verheirateten Schwester Agatha und die Familie seines Jüngern Bruders Otto formten ein harmonisches Ganzes, zu dem er wie ein Familienvater gehörte, und seine Mitmenschen in Zermatt wie seine Freunde aus nah und fern bildeten seine Familie im weiteren Sinne.

Die ersten Touren in den Jahren 1921-1923 bewegten sich in den Zermatter Bergen. Am 30. Juli 1921 überschritt Alexander mit A. Bing das Matterhorn über Hörnli- und italienischen Grat und führte u.a. am 31. Juli 1922 Dr. Guggisberg, den nachmaligen Ehrenpräsidenten der Sektion Bern des SAC, auf den Monte Rosa und am 21. Juli 1924 auf die Dent Blanche. Im Jahre 1923 unternahm er mit A. Perrenoud aus Lausanne, einem Touristen seines Vaters selig, die Besteigung von Zinalrothorn und Dent Blanche.

Wie seinerzeit dem Vater Alexander Taugwalders eröffneten und befruchteten auch seine eigene Führerlaufbahn in erster Linie Bergsteiger aus England. Diese unternahmen nicht nur sporadisch die eine oder andere Besteigung, sondern verpflichteten ihren Führer meist für mehrere Tage oder einige Wochen und blieben ihm über Jahre hinaus treu. Alexander sprach fliessend Englisch und Französisch. Die Tourenprogramme erstreckten sich in der Regel auf eine bestimmte Alpenregion, und so lernte der Führer auch Berge ausserhalb seiner engern Heimat kennen. Eine Besteigung der Dufourspitze im August 1924 mit Mr. A. Eastwood brachte Alexander in Kontakt mit dem « Rucksack Club » in. Manchester.

10 Bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges haben ihn verschiedene Mitglieder dieses Klubs jährlich für längere Zeit engagiert, und er hat die nachstehenden Touren ausgeführt:

1926 mit A. Eastwood und Frau: Längstraversierung des Berner Oberlandes von den Diablerets bis nach Gletsch über Wildhorn, Wildstrubel, Gitzi-Furgge, Spalihorn ( erste Besteigung ), Lötschenlücke, Jungfrau, Grünhornlücke, Finsteraarhorn, Gemslücke und Oberaarjoch. 1927 mit R. A. Eastwood, J. M. Cherry und H. Coates: Von Chamonix nach Zermatt über Petits und Grands Charmoz, Col du Tour, Col du Mont Rouge, Mont Blanc de Cheilon, Col de Bertol und Col d' Hérens und auf Matterhorn und Riffelhorn.1928 mit Wilson H. Hey, seinem späteren « Engländer Herrn »: Zinalrothorn, Monte Rosa, Dent Blanche, Mont Blanc de Cheilon, Grand Combin und eine Überschreitung des Matterhorns. 1929 mit J. Burton, W. M. Humphry, E. Thomas: Überschreitung von Aletschhorn, Jungfrau, Lenzspitze, Monte Rosa und Lyskamm und des Zinalrothorns; mit Wilson H. Hey Besteigung von Fletschhorn, Laquinhorn, Lenzspitze, Nadelhorn, Stecknadel- und Hohberghorn, zweimal des Matterhorns, wovon einmal über den Zmuttgrat, von Wellenkuppe und Obergabelhorn, Weisshorn und eine Überschreitung vom Nordend über alle Hauptgipfel des Monte Rosa sowie über Lyskamm und Castor und Pollux ( mit Karl Biner).1930 mit G. J. Burton im Engadin, Piz Morteratsch, Bernina über den Biancograt und im Fornogebiet Disgrazia und Cima del Largo; mit Wilson H. Hey in Chamonix bei schlechtem Wetter die Überschreitung der Grands Charmoz unter sehr schweren Verhältnissen, ferner die Besteigung von Dent du Requin und Dent du Géant. 1931 mit Wilson H. Hey und W. M. Humphry im Berner Oberland, Wetterhorn, Mittelhorn, Rosenhorn, Kleines und Grosses Schreckhorn, Strahlegghorn, Eiger über Mittellegigrat, Überschreitung von Mönch, Grossem und Hinterem Fiescherhorn und von Gletscherhorn und Ebnefluh. 1932 mit Wilson H. Hey, W. M. Humphry und einem Gefährten von Zermatt nach Chamonix über die Cols de Valpelline, Mont Brulé, Collon, Evêque, Planards, Argentière und Grands Montets mit Besteigung der Dent d' Hérens, der Aiguille du Peigne und des Grépon; mit dem bekannten Touristen Eustace Thomas, nach der Besteigung der Aiguille du Moine, die dritte Überschreitung aller Aiguilles du Diable ( mit Georges Cachât ), ferner die Überschreitung der Aiguilles Mummery und Ravanel und die Erkletterung des Grépon durch das Dunodkamin in einer Rekordzeit ( 4 St. 25 Min. ). Anschliessend werden mit dem gleichen Touristen noch die Dolomiten besucht mit Rosengartenspitze, Vajolettürmen ( 2 St. 25 Min. ), Fünffingerspitze ( 2 St. ), Marmolata-Südwand ( 2 St. 55 Min. ), 3. Sellaturm und Langkofel-Nordwand. Die Touren in den Dolomiten begleitete ein einheimischer Führer.1933 mit Wilson H. Hey: Dom, Dent Blanche über den Viereselsgrat, Überschreitung der Jumeaux im Valtournanche und Besteigung des Breithorns über den Younggrat und zum Abschluss der Aufstieg über die Monte-Rosa-Ostwand auf die Dufourspitze. 1935 mit Wilson H. Hey und Hilda Summersgill im schweizerischen Mont-Blanc-Gebiet, Aiguille de la Neuvaz, Tour Noir, Aiguilles Dorées, Aiguille Javelle und Aiguille du Chardonnet und zum Abschluss eine weitere Überschreitung der Aiguilles du Diable bei Chamonix.1936 mit Wilson H. Hey, Hilda Summersgill und W. S. Pigott im Dauphiné, die Überschreitung des Pic de Neige Cordier, die Besteigung der Barre des Ecrins und von Cogne aus die Überschreitung der Grivola; mit K. Harris über den Younggrat aufs Breithorn, über die Ostwand des Monte Rosa auf die Dufourspitze und über den Nadelgrat von der Lenzspitze bis zum Hohberghorn. 1937 mit B. K. Harris aufs Matterhorn über den Zmuttgrat und mit Abstieg über den italienischen Grat, Überschreitung der Dent Blanche über Viereselsgrat und Südgrat; mit R. Gray Trifthorn, Wellenkuppe und Obergabelhorn mit Abstieg nach dem Gabelhorngletscher und Matterhorn. 1938 mit Wilson H. Hey leitet Alexander Taugwalder einen alpinen Kurs in Chamonix für 20 Mitglieder des Manchester 11 University Mountaineering Club mit Besteigung der Grands Charmoz; mit B. K. Harris und Frau: Besteigung des Rimpfischhorns. 1939 spendet G. J. Sutherland im Führerbuch Alexanders ein neues Lob, und dann unterbrach der Krieg jäh die « goldene » Kette.

Im Juni des Jahres 1933 besuchte Alexander Taugwalder seinen « Herrn » Wilson H. Hey in England und eröffnete mit Klettereien in den Bergen von Derbyshire, den Black Rocks, an Howfell, Weedle, Gable und Pillar zum Teil neue Routen16.

Das war der einzige Auslandsaufenthalt Alexanders. Ausser im Militärdienst und anlässlich einiger Besuche bei seinen Freunden in Bern, Basel und Zürich und der verschiedenen Tourenwochen war er nie längere Zeit von Zermatt fort. Zwar interessierten ihn die andere Form des Lebens in den Städten, der für ihn ungewohnte Verkehr und die grossen Bauten sehr, und er beobachtete alles so intensiv und gut, dass er nach kurzer Zeit wieder seiner gewohnten Umgebung bedurfte, um das Gesehene in Ruhe für sich zu überdenken. Für eine rasche Heimkehr fand sich immer der Vorwand, dass man ihn für irgendeine dringende Arbeit zu Hause nötig habe.

Es gibt wenige Gegenden, die wie Zermatt einem tüchtigen Bergführer seine Aufgaben so eigentlich vor die Türschwelle legen. Von den 92 Viertausenderspitzen der Alpen befinden sich deren 39 oder mehr als ein Drittel im Umkreis dieses Ortes 17. Sie alle hat Alexander Taugwalder zu vielen Malen und auf den verschiedensten und meist den schwierigsten Routen bestiegen oder überschritten, so dass es den Rahmen dieses Abrisses sprengen müsste, alle Touren zu verzeichnen.

Auf dem Gipfel des Matterhorns stand er sicher etwa 150 mal mit vielen Überschreitungen und Aufstiegen über den Zmuttgrat; das Breithorn erreichte er sechsmal über den Younggrat 18, im Monte-Rosa-Massiv folgte er sozusagen allen Routen, das Täschhorn bestieg er zu verschiedenen Malen über den Teufelsgrat und die Dent Blanche über Vieresels-und Ferpèclegrat. An die dreissigmal wurden Wellenkuppe und Obergabelhorn überschritten und über fünfzigmal das Zinalrothorn bestiegen, wobei der Rothorngrat die meistbegangene Route bildete und auch der Kanzelgrat zu verschiedenen Malen im Auf- oder Abstieg mit einbezogen wurde. Dem Weisshorn ging man in der Regel mit einer Überschreitung von Schaligrat und Ostgrat oder Schaligrat und Nordgrat mit verschiedenen Varianten zu Leibe. Dazu kamen selbstverständlich Dent d' Hérens, die Zwillinge, Lyskamm, Dom, Nadelgrat und die Viertausender um Saas Fee.

Die Epoche der Erstbesteigungen der Gipfel und der Eroberung der Gräte und Wände war zur Zeit Alexander Taugwalders im wesentlichen vorbei. Die Wiederholungen einiger Bergfahrten allerersten Ranges, bei denen es nicht allein auf das Auskundschaften eines Weges, sondern in hohem Masse auf die physischen und technischen Fähigkeiten ankommt, behalten aber den Wert von Spitzenleistungen.

Eine Rekognoszierung mit seinem Schwager Karl Biner weitete sich am 28. Juni 1935 zum zweiten Durchstieg der Täschhorn-Südwand aus. Nach acht Stunden schwerster Arbeit standen die beiden auf dem Gipfel. Sie sollen den Ostgrat näher am Gipfel als die Erstbesteiger erreicht haben 19. Im Jahre 1945 führten Alexander Taugwalder und Alexander Grawen ihren Herrn Alfred Sutter als zweite Besteigung der Eiger-Nordwand über die Lauper-Zürcher-Route auf den Gipfel 20, und am 12. Juli des folgenden Jahres 1946 vollbrachten die beiden mit den Herren Alfred Sutter und Eugen Hediger unter nicht leichten Verhältnissen in nur zwölf Stunden die vierte Begehung der Matterhorn-Nordwandn.

An der Wiedereröffnung einiger « klassischer » Touren, die während vieler Jahre nicht mehr versucht worden waren, war Alexander Taugwalder mit einigen Führerkameraden vornehmlich beteiligt. Es sind dies der Aufstieg über die Cresta Caterina auf den Nordendgipfel des Monte Rosa, die Durchsteigung der Obergabelhorn-Südwand und der Aufstieg 12 aufs Matterhorn über Furggenschulter und Furggengrat. Das Jahr 1944 galt der Cresta Caterina, am 17. Juli mit Dr. Hans Oertli, dessen Sohne Hans und Karl Biner, am 12. August mit Frau Edith Hafter und in Begleitung von Alexander Grawen und Frau Annelies Lohner, dann ein drittes Mal mit Alexander Grawen und den Herren Alfred Sutter und Eugen Hediger und im September ein viertes Mal mit Alexander Grawen und Herrn Carl E. Weber. Die Tour wurde im Jahre 1947 mit Theodor Perren und Herrn Willy Graf wiederholt und der Grat am 15. August 1950 mit Victor Imboden und Frau Edith Hafter im Abstieg begangen. Die Obergabelhorn-Südwand wurde im Jahre 1944 zweimal durchstiegen, am 10. August mit Frau Edith Hafter und am 23. August mit dem Ehepaar Wenzel und in Begleitung von Alexander Grawen und Alfred Sutter 22. Am 19. Juli 1947 wiederholte Alexander Taugwalder die Tour mit dem Engländer Robert S. Hargreaves aus London, mit dem er im Jahre 1934 am 4. und 5. Juli den zweiten Aufstieg des Jahres aufs Matterhorn gemacht hatte. Im Jahre 1949 schienen sich die Tourenwochen der Engländer wie vor dem Kriege wieder zu erneuern, indem Alexander mit Herrn Hargreaves während zehn Tagen verschiedene Touren ausführte, u.a. eine Überschreitung des Matterhorns über Zmuttgrat und italienischen Grat und eine Besteigung des Täschhorns über den Teufelsgrat. Die Obergabelhorn-Südwand hat Alexander ein letztes Mal am 4. September 1949 mit Fräulein Gritli Wunsch aus Basel durchstiegen. Im Jahre 1945 hat Alexander Taugwalder im gleichen Sommer nicht weniger als sechsmal den Aufstieg über den Furggengrat des Matterhorns unternommen, am 23. Juli mit Dr. Hans Oertli, dessen Sohne Hans und Theodor Perren, am 2. August mit Dr. E. Wyss-Dunant, dem Leiter der denkwürdigen Schweizerischen Mount-Everest-Expedition vom Jahre 195223, am 3. August mit Hugo Nünlist in erstaunlich kurzer Zeit ( Hörnli 03 45, Breuiljoch 04 00, Furggenschulter 07 45 bis 08 15, Gipfel 12 15-13 00, Savoiahütte 14 50-15 10, Col du Lion 15 30, Furggjoch 18 20, Schwarzsee 19 50-20 50 und Zermatt 22 05 ), am 27. August mit dem Ehepaar Wenzel und Alexander Grawen, am 10. September mit Alexander Grawen und den Herren Eugen Hediger und Carl E. Weber und endlich am 18. September mit Alexander Grawen und den Herren Willy Graf und Robert Droz in 6V2 Stunden mit Abstieg über den Liongrat24.

In den Jahren 1927 und 1928 war Alexander Taugwalder je zwei Wochen vom Amerikaner Thomas B. Greenstorp aus Baltimore engagiert, dessen Vater vor 30 Jahren mit seinem Vater Gabriel Touren unternommen hatte. Es wurde ein sehr reiches Programm bewältigt. Im Laufe der Zeit führte Alexander auch viele Touristen aus Deutschland und Österreich, unter ihnen zu wiederholten Malen Stephan von Kuffner aus Wien, einen Sohn des Moritz von Kuffner, eines « Herrn » Alexander Burgeners. Gross war auch die Zahl von Schweizern, die sich Alexanders Führung anvertrauten, um neben den bereits erwähnten noch Otto Künzler, der im September 1928 die Dent Blanche über den Viereselsgrat und Südgrat überschritt, den jungen Hans Rudolf Fietz, der am 1. August 1944 das Matterhorn von Schönbiel über Zmutt- und Hörnligrat in sehr kurzer Zeit traversierte, und Frau Antoine Perret-Marguerat zu nennen, die am 16. August 1949 von Schönbiel aus über den Ferpèclegrat zum Gipfel der Dent Blanche auf- und über den Viereselsgrat zum Col de Zinal und nach Schönbiel abstieg.

Alexander Taugwalder erhielt schon im Jahre 1926 die Ermächtigung, als Skiführer zu funktionieren. Diese Tätigkeit kann hier nur gestreift werden. Er leitete manche Skitourenwoche und unternahm seit den 30er Jahren viele winterliche Bergfahrten. Am 27. Januar 1932 bestieg er mit Norman H. Read vom Trifthotel aus das Zinalrothorn, und beide gelangten am gleichen Tag in der Dunkelheit auf den Skiern wieder nach Zermatt. Dr. Franz Keller aus Hollfeld hatte mit ihm und Karl Biner fast alle Gipfel um Zermatt auf Skiern besucht.

13 Im Kreise der Schweizer, die sich mit Alexander Taugwalder zur Seilschaft verbanden, steht an vorderster Stelle der Basler Arzt Dr. Hans Oertli. In sechzehn Sommern, von 1935-1951, mit einer einzigen Lücke im Jahre 1949, hat er einen reichen Kranz grösster Bergfahrten unternommen, und sein Verhältnis zum Führer wurde zur engen freundschaftlichen Verbundenheit auf Lebenszeit. Die folgende Übersicht ehrt gleichermassen den hervorragenden Führer wie seinen von der Liebe zu den Bergen erfüllten « Herrn ».

1935 ( 22.7. ) Weisshorn mit Abstieg über den Schaligrat ( mit Karl Biner25.7. ) Überschreitung von Wellenkuppe und Obergabelhorn mit Abstieg über den Arbengrat; ( 29. 7. ) Matterhorn über den Zmuttgrat und Abstieg über den italienischen Grat mit Rückkehr über das Furggjoch am gleichen Tage nach Zermatt; ( 2. 8. ) mit dem Geologen Dr. Peter Bearth Nordend von der Marinellihütte aus durch die Monte-Rosa-Ostwand ( in Nebel und Schnee ) 25. 1936 ( 8. ) Dent du Géant; Tour Ronde und Aiguille de Rochefort vom Rifugio Torino aus. 1937 ( 15. 8. ) Überschreitung der Grands Charmoz; ( 17. 8. ) Dent du Requin; ( 20. 8. ) Aiguille Verte durch das Whympercouloir und über den Moinegrat; ( 24. 8. ) Grépon; ( 28. 8. ) Mont Blanc über die Brenvaflanke. 1938 ( 18. 7. ) Grandes Jorasses; ( 20. 7. ) Überschreitung der Innominata über den Südgrat zum Col du Fresnay; ( 22. 7. ) Mont Maudit, Überschreitung über den Südostgrat zum Col de la Brenva; Mont Blanc du Tacul; ( 25./27. 7. ) Mont Blanc über den Peutereygrat mit Abstieg zur Domehütte; ( 4.8. ) Monte-Rosa-Ostwand, von der Marinellihütte ( bei stetem Steinschlag ) zum Zumsteinsattel und über den Grenzgipfel zur Dufourspitze 26. 1939 ( 2. Hälfte 7. ) Aiguille du Chardonnet über die Arête Forbes; Aiguille d' Argentière durch das Couloir Barbey und über den Glacier du Milieu; von der Couverclehütte aus die Courtes und die Petite Aiguille de Triolet occidentale.1940 ( im 7. ) mit dessen damals 11 V^jährigen Sohne Hans und dem 15jährigen Neffen Walter Bodmer über den Westgrat auf den Mönch; über den Sattelhorngrat aufs Aletschhorn mit Abstieg über das Kleine Aletschhorn und die Nordflanke; Überschreitung von Gletscherhorn und Ebnefluh. 1941 ( im 7. ) Lenzspitze, Nadelhorn; über den Nordgrat aufs Weissmies; mit Sohn Hans und W. Bodmer Fletschhorn; Überschreitung des Mischabelgrates von der Langen Fluh aus über Täschhorn und Dom. 1942 ( im 7. ) mit Sohn Hans Zinalrothorn über den Rothorngrat; Breithorn über den Younggrat; Dufourspitze über Cresta Rey; mit Dr. Bearth Überschreitung des Weisshorns über Schali- und Nordgrat 27. 1943 ( im 7. ) mit Sohn Hans Überschreitung von Signalkuppe, Zumsteinspitze, Grenzgipfel, Dufourspitze des Monte Rosa; Nordend über die Nordwestbastion; Rimpfischhorn mit Abstieg über den Nordgrat; Obergabelhorn vom Obergabeljoch über den Südostgrat mit Abstieg über den Arbengrat; Dent Blanche über den Viereselsgrat. 1944 mit Sohn Hans: Jägerhorn; Breithorn über die Nordwand; ( 17. 7. ) Nordend über den Caterinagrat als neue Erschliessung ( mit Karl Biner)28. 1945 ( 17. 7. ) mit Sohn Hans: Dent Blanche über den Ferpèclegrat von der Schönbielhütte aus; ( 20. 7. ) Überschreitung der Dent d' Hérens über Col Tournanche und Ostgrat mit Abstieg zum Rifugio Aosta und über den Col de Valpelline am gleichen Tag nach Schönbiel zurück ( mit Theodor Perren23. 7. ) Matterhorn über den Furggengrat ( mit Theodor Perren ). 1946 mit Sohn Hans: Täschhorn über den Teufelsgrat mit Abstieg über den Mischabelgrat ( mit Karl Biner ); Nordend über den Eperon Morshead, Überschreitung über Grenzgipfel, Zumsteinspitze, Capanna Margherita und am folgenden Tage über den Lyskamm. 1947 mit Sohn Hans: Mont Blanc über den Innominatagrat ( mit Laurent GrivelGrandes Jorasses über den Hirondellegrat ( mit Arturo Ottoz ). 1948 Nordwand des Fletschhorns ( zweite Besteigung ); Dent d' Hérens ( Nordwand-versuch ) ( mit Theodor Perren ). 1950 ( im 7. ) Signalkuppe des Monte Rosa von Macugnaga aus über Colle delle Loccie, Capanna Resegotti und Signalgrat. 1951 ( 6. 9. ) mit Paul Ganzoni: Nordend.

14 « Ich kann ihm nie genug danken für alles, was er mir in den Bergen als guter Freund und grosser Führer gewesen ist », schreibt Dr. H. Oertli in das Führerbuch Alexanders nach der letzten gemeinsamen Tour.

Mit dem Gefährten der Matterhorn-Nordwand, Eugen Berthold Hediger, aus Reinach hat Alexander Taugwalder seit Jahren manche Bergfahrt unternommen. Die folgenden sind in seinem zweiten Führerbuch besonders vermerkt:

1938 Obergabelhorn mit Abstieg über den Arbengrat; Nadelgrat; Matterhorn mit Abstieg über den italienischen Grat. 1941 Zinalrothorn über den Rothorngrat; Matterhorn über den Zmuttgrat. 1942 Überschreitung des Weisshorns über Nord- und Ostgrat, von Täschhorn und Dom, der Dent Blanche über den Viereselsgrat und mit Willy Kaiser noch einmal des Weisshorns über Schali- und Ostgrat. 1945 Dent Blanche über den Ferpèclegrat; mit Carl E. Weber und Alexander Grawen Matterhorn über den Furggengrat.1947 Täschhorn über den Teufelsgrat.

Im Jahre 1943 lernte Alexander Taugwalder die tatenfreudige Bergsteigerin Frau Edith Hafter-Kottmann kennen. Sie vermochte als sehr rasche Gängerin ihrem Führer auf dem Fusse zu folgen und war so ausdauernd, dass aussergewöhnlich lange Touren in erstaunlich kurzer Zeit abliefen. Meist gehörte als zweiter Führer Victor Imboden zur Partie. Nach der Rückkehr sah man Frau Hafter mit ihren Führern und den beiden Onkeln Kottmann -treuen Zermatter Feriengästen - im Seilergarten beim Tee. Nur wenige wussten um die vorangegangene Leistung der Seilschaft und konnten das zufriedene Leuchten in den Augen Alexanders über die glücklich gelungene Fahrt deuten, von der er selber kein Aufhebens machte. Im Führerbuch sind die Zeiten vermerkt, ohne dass je ein Rekord beabsichtigt war. Um so mehr kann man nachfühlen, dass es einem Führer vom Schlage Alexanders Freude machen musste, neben geruhsameren Besteigungen auch einmal wie mit « beflügelten » Schuhen über seine Berge zu ziehen.

In den Jahren 1943-1951 folgten sich:

1943 ( 6. 8. ) von der Gandegghütte ( 03 00 ) aus über den Younggrat aufs Breithorn ( 10 10 ) und Abstieg über die Nordwand nach Zermatt ( 20 0010. 8. ) von der Weisshornhütte ( 03 15 ) über Schalijoch und Schaligrat aufs Weisshorn ( 09 00-10 15 ) mit Abstieg über den Nordgrat aufs Bieshorn ( 13 15 ) und über die Freiwängewand nach Randa ( 18 0016. 8. ) von der Schönbielhütte ( 01 00 ) über Col de Tournanche und Col du Lion und den italienischen Grat aufs Matterhorn ( 09 45 ) und Abstieg über den Zmuttgrat nach Zermatt ( 17 30 ) ( ohne V. Imboden ). 1944 ( 10. 8. ) Obergabelhorn durch die Südwand und Abstieg über den Arbengrat; ( 12. 8. ) in Begleitung von Frau Annelies Lohner und Alexander Grawen vom Jägerjoch über den Caterinagrat aufs Nordend. 1945 ( 13. 8. ) von der Schönbielhütte ( 03 10 ) über den Ferpèclegrat auf die Dent Blanche ( 11 45-12 30 ) und Abstieg über die normale Route zur Schönbielhütte ( 16 10-17 30 ) und nach Zermatt ( 19 4016. 8. ) Zinalrothorn vom Trifthotel ( 02 30 ) über den Kanzelgrat auf den Gipfel ( 11 00-11 30 ) und Abstieg nach Trift ( 14 00 ) ( ohne V. Imboden ). 1946 ( 31. 7. ) Täschhorn über den Teufelsgrat; ( 5. 8. ) Überschreitung von Matterhorn und Dent d' Hérens an einem Tage, Hörnlihütte ( 02 05 ), Matterhorn ( 05 45-06 05 ), Rifugio Luigi Amadeo ( 07 30-08 15 ), Col Tournanche ( 09 30 ), Dent d' Hérens-Gipfel ( 16 00-16 30 ), Abstieg zum Stockje ( 19 05 ) und nach Zermatt ( 22 25Alexander Taugwalder soll selber diese Tour als seine grösste Leistung betrachtet haben 29. 1947 ( 8. 8. ) von Trift aus zum Oberschalijoch und über kleines und grosses Mominghorn aufs Zinalrothorn mit Abstieg über den Kanzelgrat. 1949 ( 30. 7. ) Lyskamm über die Nordwand mit Abstieg über das Felikjoch ( mit Theodor Perren5. 8. ) Überschreitung des Weisshorns über den Ostgrat und mit Abstieg über den Younggrat nach Zinal; ( 11. 8. ) von der Staffelalp über den Arbengrat aufs Obergabelhorn und Abstieg 15 über den Gabelhorngrat zum Untergabelhorn ( Gesamtzeit bis Zermatt IIV2 Stunden).1950 Überschreitung von Castor und Pollux; ( 15. 8. ) vom Rifugio Resegotti ( 03 30 ), das von Macugnaga über den Colle delle Loccie erreicht wurde, über den Signalgrat auf die Signalkuppe ( Capanna Margherita ) ( 08 45-10 15 ) und über Zumsteinspitze ( 10 45 ), Grenzgipfel ( 12 00 ) aufs Nordend ( 13 30 ) mit Abstieg über den Caterinagrat ins Jägerjoch ( 19 45 ) und nach Zermatt ( 03 00 ). Wenn man bedenkt, dass die Verhältnisse und das Wetter an diesem Tage denkbar schlecht waren, und sich erinnert, welche Mühe allein der Abstieg über den Caterinagrat früheren gewandten Partien bereitete, so darf man ohne Übertreibung von einer allergrössten Führerleistung sprechen 30. 1951 ( 26. 7. ) bei Mondschein, klarem Wetter, wenig Eis und keinerlei Steinschlag gelingt der Aufstieg über die Monte-Rosa-Ostwand von der Marinellihütte ( 01 40 ) zum Fusse der Felsen der Dufourspitze ( 05 20-05 40 ), auf den Grenzgipfel ( 09 00 ) und die Dufourspitze ( 09 25-10 00 ) mit Abstieg zur Monte-Rosa-Hütte ( 12 30-13 15 ) und auf den Roten Boden ( 14 40 ), die letzte Tour dieser stets von grossem Glück begleiteten Seilschaft.

Alle Touristen stellten ihrem Führer das beste Zeugnis aus. Sie rühmten sein bescheidenes und hilfreiches Benehmen und verehrten in ihrem « Xander » oder « Xandi » einen Freund besonderer Art. Nach dem Überblick seiner bergsteigerischen Taten könnte man denken, dass ihm ein einfacher Spaziergang oder ein weniger berühmter Ausflug nichts oder wenig bedeutet hätte. Ganz im Gegenteil; man konnte Alexander Taugwalder am frühen Morgen in Findelen oder anderswo treffen, wenn er durch die Natur schlenderte auf der Suche nach neuen Motiven für Farbaufnahmen, Blumen oder andern Naturstücken. Wenn ihm die Begleitung passte, konnte er auch eine scheinbar « ausgefallene » Tour zusammenstellen, wie etwa vom Roten Boden auf dem Winterweg über den Theodulgletscher auf den Theodulpass, um die grossen Schrunde zu zeigen, über die die Skifahrer im Winter sorglos hinüberschreiten, dann hinunter über Steine und Matten nach der Station Plan Maison mit dem schönen Blick auf die durchfurchte Südseite des Matterhorns, mit der Schwebebahn wieder hinauf auf die Testa Grigia und auf eigenen Pfaden hinunter nach Zermatt. Er wusste dabei vieles zu berichten und zu zeigen, und man wurde unwillkürlich daran erinnert, dass im Jahre 1906 ein Tourist Alexanders Vater als « einen Gesellschafter voll köstlichen Humors, der auch über die Verhältnisse seiner Heimat kenntnisreich und fesselnd zu erzählen wusste » charakterisierte. Alexander hatte ein feines Gefühl dafür, dass schon eine bescheidene Bergfahrt glücklich machen konnte, und er ging darauf ein, ohne einen Vergleich mit grösseren Leistungen zu machen, womit er die Freude leicht hätte verderben können. Er liebte eine ehrgeizige oder leidenschaftliche Einstellung zum Bergsteigen nicht, und man konnte ihn oft sagen hören: « es het ja kei Wert ». Dieser Ausspruch entsprach aber keineswegs einer negativen Grundeinstellung, denn er schätzte jedes gesunde menschliche Streben. Wenn etwa die Rede kam auf eine Familie, die sich aus ärmlichen Verhältnissen emporgearbeitet hatte, eine Witwe, die ihre Kinder zu tüchtigen Menschen erzogen hatte, eine besondere berufliche Leistung eines Freundes, ein Dienst im öffentlichen Leben oder die mit viel Energie gepaarte physische Anstrengung eines körperlich behinderten Bergsteigers, dann bemerkte er mit vom Herzen kommender Anerkennung: « Gelted, es isch doch allerhand! » Aus angeborener Güte half er an manchem Orte, wo es nottat, im stillen; er hatte Freude, etwas schenken zu können, und seine vielen Aufmerksamkeiten bereiteten auch grosse Freude.

Alexander Taugwalder besass eine ausgeprägte Gabe für die scharfe Beobachtung von allem, was ihm in der Natur begegnete. So entdeckte er am Stockhorn Adern von Blau-spat [Lazulith ( MgFe")Al2(PO4)2(OH)2], weil ihm ein leichter bläulicher Schimmer unter der bräunlichen Verwitterungsoberfläche der Felsen aufgefallen war. Die Farbenphotographie war wie für ihn geschaffen, und seine Aufnahmen waren keine Zufallsstücke. Er 16 suchte seine Motive mit künstlerisch begabtem Auge und wusste das, was er sah, in bester Art in den Rahmen zu setzen. Er liebte es, die Bilder mit Staffagen, seien es Menschen, Tiere oder Blumen, zu beleben und erkannte das schöne Farbenspiel, das namentlich Gegenlichtaufnahmen zu vermitteln vermögen. Waren beispielsweise der Stellisee und die Riffel-seen schon längst bekannte Standpunkte, um das Matterhorn im Wasser spiegeln zu lassen, so entdeckte er selber den kleinen Gründjesee bei Findelen, ganz wenig abseits des Weges, und pilgerte viele Male dorthin, um frühmorgens oder beim Sonnenuntergang ein besonders eindrucksvolles Bild des Matterhorns abzulocken. Auch auf den schwierigsten Touren nahm er sich Momente der Ruhe, um einmalige Erinnerungsbilder heimzubringen. Oftmals wurde er in ein Hotel gerufen, um einen Teil seiner Bilder den Feriengästen vorzuführen. Anfänglich benützte er einen selbstgebastelten Projektionsapparat, den erst in den letzten Jahren ein gekaufter Kleinbildprojektor ersetzte. Alexander wusste in seine Erklärungen mit trockenem Humor den einen oder andern Scherz mit so selbstverständlicher Miene einzuflechten, dass es selbst dem Kenner passieren konnte, auf ein « ben trovato » herein-zufallen, worüber er sich jedesmal innerlich freute. Mit viel Liebe pflegte er Bienenvölker, und mit berechtigtem Stolz schenkte er den Freunden beim Abschied von Zermatt jeweils für den Winter von seinem Berghonig.

Alexander Taugwalder hatte ein ausgezeichnetes kollegiales Verhältnis mit den Führern in Zermatt und aus andern Gegenden, weil er ihre Leistungen wie die eigenen schätzte und mit den Tüchtigsten den Ruhm über eine grosse Fahrt freundschaftlich und ohne Abwägen besonderer Verdienste, im Gegenteil selber mit bescheidener Zurückhaltung, teilte. Ein besseres Zusammenspiel als mit dem um ein Jahr jüngeren Namensvetter Alexander Grawen kann man sich kaum denken. Alexander Taugwalder sprach stets neidlos von überragenden Leistungen seines Freundes und freute sich aufrichtig über dessen Fahrten im Himalaya und seine Erstbesteigungen von Siebentausendern 31, mit welchen er in den Fußstapfen eines Mathias Zurbriggen, Joseph Imboden oder Franz Lochmatter 32 den Namen der Führer aus dem Nikolaitale erneut in die weite Welt hinausgetragen hatte. Auf seinen Schwager Karl Biner 33 und seinen Cousin Theodor Perren verliess sich Alexander wie auf sich selber, und an der Führerlaufbahn seines jüngeren Bruders Otto, geboren 1902, nahm er regen Anteil. Er unterstützte dessen in Taugwaldscher Familientradition liegende zuverlässige und freundschaftliche Führung, und die « Herren », mit denen er während Jahren in die Berge zog, wurden auch Freunde Alexanders. Mit weiser Voraussicht hielt er seinen Bruder vor schwersten Fahrten mit einem Übermass objektiver Gefahren zurück aus Verantwortung gegenüber dessen Familie, in der sein Zweig des Geschlechtes der Taugwalder fortleben sollte. Der älteste von Ottos vier Buben trägt den Namen des Grossvaters Gabriel, und der jüngste, der nach dem Dahinscheiden Alexanders zur Welt kam, wird den Namen seines Onkels lebendig erhalten.

Alexander Taugwalder war seiner Natur nach ein Philosoph. Aus seiner Philosophie entsprang auch die Fähigkeit, diplomatisch zu sein, wenn es galt, besonderen Empfindlichkeiten Rechnung zu tragen, die in der Umgebung eines so grossen Bergführers und an einem Platze wie Zermatt leicht vorkommen können. Er wusste auch um die vielerlei Beweggründe, die die Menschen die Berge besteigen lassen, um das Ideal eines von allen formellen Fesseln losgelösten Erlebnisses, um die reine Freude über eine objektiv vollbrachte Leistung, bei der keinerlei Täuschung möglich war. Er wusste aber auch um Ehrgeiz und ungesunden Geltungstrieb oder um die Zuflucht zu den Bergen in seelischer Not. Er studierte die Psychologie seiner Begleiter meist ohne dass sie daran dachten, jedoch nicht, um sie zu beurteilen oder zu bewerten, sondern um ihnen auf seine Art helfen zu können, und das gab ihm jene menschliche Grösse, die alle, die ihn näher kannten, so unendlich schätzten.

17 Im Frühjahr 1952 sprach Alexander mit seinen Freunden davon, nun keine grossen Bergfahrten mehr zu unternehmen. Die Berge riefen aber wieder mit schicksalhafter Macht und für ihn zum letztenmal. Er hatte schon seit einiger Zeit die Absicht, mit Hotelier Adolf Schmutz, dem Besitzer des Hotels Perren in Zermatt, einmal « etwas Rechtes » zu machen. Als sie die Monte-Rosa-Ostwand angehen wollten, wurden sie aber durch schlechtes Wetter in der Marinellihütte zum Verzicht gezwungen. Jetzt als ihm im Juni 1952 die Verhältnisse günstig schienen, wollte er von der Dufourspitze über die riesige Wand absteigen 3i. Die beiden verliessen am Mittwochnachmittag des 25. Juni Zermatt, um vom Roten Boden nach der Monte-Rosa-Hütte zu gehen. Alexander hoffte, wie er selber bei seiner Abreise sagte, am nächsten Morgen etwa um neun Uhr in Macugnaga einzutreffen. Von der Monte-Rosa-Hütte gingen sie deshalb noch am gleichen Abend um halb zehn Uhr weiter, erreichten den Gipfel der Dufourspitze am frühen Morgen des Donnerstags um vier oder fünf Uhr und begannen den Abstieg.

Am gleichen Morgen, des 26. Juni, um halb elf Uhr, bemerkte der Hüttenwart Xaver Lagger des Rifugio Zamboni, das am Fusse der Ostwand auf der Pedriolo-Alp liegt, durch Zufall die Zweierpartie im Abstieg. Sie befand sich auf dem Eishang unter den Felsen des Grenzgipfels noch hoch oben auf einer Höhe von etwa 4200 Metern. Über den Grund dieser offensichtlichen Verspätung sind nur Mutmassungen möglich. Sicher war etwas passiert, was den stets sehr vorsichtigen und bedachten Führer hinderte, wieder zum Grenzsattel aufzusteigen, und nur den Abstieg übrigliess. Alexander Taugwalder verzichtete darauf, nach den obersten Felsen des Imsengrückens hinüber zu traversieren, und wählte den direkteren Weg durch den Gletscher unterhalb des obern Zumsteinauges. Hüttenwart Lagger konnte bis ein Viertel nach zwölf Uhr beobachten, wie die beiden sehr langsam und vorsichtig bis auf eine Höhe von etwa 3600 Metern abstiegen. Nachdem er für kurze Zeit in der Hütte verweilt hatte, um Gästen behilflich zu sein, fand er die Bergsteiger nicht mehr, bemerkte jedoch auf etwa 3400 Metern Höhe zwei Punkte im Eise, die auch Felsstücke sein konnten. Er dachte an kein Unglück und nahm an, die Partie habe sich am Mittag vor Lawinen in Sicherheit begeben, um am späten Abend nach der Marinellihütte und folgenden Tags nach Macugnaga abzusteigen.

Um dieselbe Mittagszeit war aber das Unheil geschehen; der Führer und sein Begleiter waren von fallendem Eise tödlich getroffen etwa 200 Meter abgestürzt und noch mit dem Seile verbunden von einem Eisgendarmen aufgehalten worden.

Dass Alexander Taugwalder sein Eintreffen in Macugnaga nicht wie gewohnt sofort nach Zermatt meldete, deutete bereits auf einen Unfall und veranlasste Nachforschungen. Am Freitagnachmittag begaben sich die drei Führer Otto Taugwalder, Karl Biner und Theodor Perren, Bruder, Schwager und Cousin des Verunfallten, nach Macugnaga und stiegen mit einer Rettungskolonne * von dort nach der Zambonihütte auf, von wo noch in der Nacht ein Teil der Leute nach der Marinellihütte weiterging. Am Samstagmorgen befanden sich sechs Mann aus Macugnaga auf den obersten Felsen des Imsengrückens, eine zweite Gruppe mit den Führern Taugwalder und Perren in der Marinellihütte und eine dritte Gruppe mit Führer Biner in den Felsen des Imsengrückens, über die sie direkt aufgestiegen war. Alle drei Gruppen konnten die beiden schwarzen Punkte im Eise sehen und vermuteten, dass es sich um die Gesuchten handle. Da bewegte sich samstags zwischen halb elf und elf Uhr eine Lawine durch das Couloir westlich des Imsengrückens bis an den Fuss zur Ausmündung des Marinellicouloirs hinunter, die beiden schwarzen Punkte über eine Höhe von über tausend Metern mit sich tragend. Alle Teilnehmer der Rettungskolonne stiegen nun zum Fusse der Wand ab, wo sie gegen drei Uhr nachmittags in einer Gletscherspalte die beiden Toten noch mit dem Seil verbunden bergen konnten. Einer 18 der Männer aus Macugnaga - es war der Pfarrherr dieses Ortes und selber Bergführer -hatte sich in die Spalte hinuntergelassen und dort die Hand Taugwalders gesehen, die aus dem Schnee in die Höhe wies.

Die Berge hatten mit hartem Schlag das Lebenslicht eines ihrer Besten ausgelöscht, seine sterbliche Hülle aber zurückgegeben zur ewigen Ruhe in der geliebten und geweihten Erde der Heimat.

ANMERKUNGEN 1 Vgl. « Alpen » XVI 1940, S. 13-20, 53-61 und 81-87, Alexander Burgener 1845-1910, Ein Beitrag zur Geschichte des Bergsteigens von J. Braunstein, m. Abb.; C. Egger, Pioniere der Alpen, S. 258, Alexander Burgener; « Alpen » X 1934, S. 267-278, Franz Lochmatter 1878-1933 von Ch. Gos; C. Egger, Pioniere der Alpen, S. 364, Franz Lochmatter.

2 Familien-Statistik der löblichen Pfarrei von Zermatt, mit Beilagen. Gesammelt und geordnet von Joseph Rüden, Pfarrer daselbst; nachher Pfarrer und Dekan in Naters. Ingenbohl, Kanton Schwyz, 1869.Joseph Rüden, geb. 1817, war Pfarrer 1. in Ersmatt, 2. in Zermatt ( 1845-1865 ), 3. in Naters und 4. wieder in Zermatt ( seit 1881 ), wo er 1882 starb.

8 Dr. Werner Kämpfen: Ein Burgerrechtsstreit im Wallis rechtlich und geschichtlich betrachtet. Mit einem Überblick über das Walliser Geteilschafts-, Burgerschafts- und Gemeindewesen, Diss. der Universität Bern 1941.

4 Familien-Statistik und Geschichtliches über die Gemeinde Zermatt, von Stanislaus Kronig, Alt-präsident, Zermatt. Ingenbohl, Kanton Schwyz, 1927.

5 Es sind dies: 1. Andenmatten von Saas Almagell, 2. Burgener von Saas Fee, 3. Franzen von Betten, 4. Furrer von Bürchen, 5. Fux von St. Niklaus, 6. Gentinetta von Glis, 7. Guntern von Münster ( Goms ) 8. Lauber von Täsch, 9. Lehner von Kippel, 10. Petrig von Törbel, 11. Sarbach von St. Niklaus, 12. Schaller von Randa, 13. Schmidt von Steinhaus ( Goms ), 14. Stoepfer von Baltschieder, 15. Walter von Selkingen ( Goms ) und 16. Weber von Maur ( Kanton Zürich ). Alle diese Hergezogenen verehelichten sich mit Zer-matterinnen alter Geschlechter.

6 Über die Erstbesteigung des Matterhorns und das Unglück, das Whympers Gefährten, den Führer Michel A. Croz ( 1830-1865 ) und die Touristen Rev. Chs. Hudson ( geb. 1828 ), D. Hadow ( geb. 1846 ) und Lord F. Douglas ( geb. 1847 ), ereilte, ist zu ungezählten Malen berichtet worden. Zur kritischen Würdigung der Tatsachen vgl. « Alpen » V 1929, S. 203-223, 266 und 418-421, Heinrich Dübi und Paul Montandon: Zum Matterhornunglück vom 14. Juli 1865; ferner « Alpen » XVI 1940, S. 275, C. Egger: Les Taugwalder du Cervin; und Charles Gos: Alpinisme Anecdotique ( Collection Montagne 1934 ), S. 218 f. L' enquête du gouvernement valaisan sur l' accident du Cervin.

7 Der Grosse Rat des Kantons Bern hatte am 10. April 1858 ebenfalls ein Reglement des Regierungsrates über die Bergführer und Träger, vom 12. Mai 1856, in Kraft gesetzt. Vgl. H. Dübi: Die ersten fünfzig Jahre des Schweizer Alpenclub, S. 242, Führerwesen.

8 Vgl. « Alpen » XIII 1937, S. 217, J. Baumann: Christian Moritz Engelhardt 1775-1858, ein vergessener Alpenpionier aus dem Elsass. Engelhardt war am 25. April 1775 in Strassburg geboren und begann im Jahre 1830 seine Studienreisen in den Alpen. Er war als Gast von Pfarrer Gottespunner neunmal in Zermatt und veröffentlichte 1852 eine Beschreibung über « Das Monte Rosa und Matterhorn Gebirg ».

9 Vgl. G. Studer: Über Eis und Schnee. Die höchsten Gipfel der Schweiz und die Geschichte ihrer Besteigung, Bern 1870. Die Monte-Rosa-Gipfel auf der italienischen Seite wurden schon sehr früh bestiegen, die Vincentpyramide 1819, die Zumsteinspitze 1820, die Ludwigshöhe 1822 und die Signalkuppe 1843. Die Besteigung der höchsten Spitze, die seit 1863 den Namen Dufourspitze trägt, von Zermatt aus gelang erst am 31. Juli 1855 den englischen Touristen J. Birkbeck, Rev. Christ. Smyth, Rev. Charles Hudson, Rev. J.G. Smyth und Rev. E. F. Stevenson mit den Führern Johann und Mathias Zumtaugwald aus Zermatt und Ulrich Lauener aus Lauterbrunnen; vgl. auch M. Ulrich und J. J. Weilenmann: Die Ersteigung des Monte Rosa und Monte Generoso, Zürich 1859; und « Alpen » XXIX 1953, S. 145, C. Egmond d' Arcis: Le livre des visiteurs de l' Hotel du Mont Rose à Zermatt 1840-1858.

10 Vgl. « Alpen » XVIII 1942, S. 237, Paul Montandon: Fräulein Elise Brunner ( Bern ). Eine frühe Schweizer Bergsteigerin ( 1831-1890 ); und Jahrbuch SAC 1869.

11 Vgl. Jahrbuch SAC II. Jahrgang 1865, S. 534. Die dort erwähnten Führer waren alle um 15 bis 20 Jahre jünger als Johann Joseph Taugwalder. Wenn sie allgemein als Vertreter der ersten Führergeneration Zermatts bezeichnet werden, so wäre Taugwalder eigentlich zu den Vorläufern zu zählen.

19 12 Es wurden erstmals bestiegen: 1813 Breithorn, 1854 Strahlhorn, 1855 Dufourspitze, 1856 Allalinhorn, 1858 Dom, 1859 Rimpfischhorn, 1860 Alphubel, 1861 Lyskamm, Weisshorn und Castor, 1862 Dent Blanche und Täschhorn, 1863 Dent d' Hérens, 1864 Pollux und Zinalrothorn, 1865 Wellenkuppe, Obergabelhorn und Matterhorn.

18 Vgl. « Alpen » XX 1944, S. 177, Karlrobert Schäfer: Die Solvayhütte am Matterhorn. Ernest Solvay, geboren am 16. April 1838 und gestorben am 26. Mai 1922, war der Erfinder der industriellen Sodagewinnung. Mit 57 Jahren begann er seine Bergfahrten, die er bis in sein 81. Lebensjahr fortsetzte. Die am 31. August 1916 fertiggestellte Schirmhütte am Hörnligrat des Matterhorns trägt seinen Namen, weil er die Erstellung durch ein Geldgeschenk ermöglichte.

11 Vgl. « Alpen » X 1934, S. 58, Emil Burckhardts Bergjahr 1878. Brief an Melchior Ziegler. Mitgeteilt von A. Bruckner. Dr Emil Burkhardt ( 1846-1926 ) war « eines der weitaus erfolgreichsten und rührigsten Mitglieder » der Sektion Basel des SAC.

16 Vgl. Jahrbuch des SAC, 21. Jahrgang 1885-1886, S. 164, Dr. Emil Burckhardt: Der Lyskamm ( 4538 m ) 1881. Burckhardt gibt hier eine Besteigungsgeschichte des Berges und beschreibt einen abgeschlagenen Versuch vom 15. August 1881 und die gelungene Überschreitung vom 19. August eingehend ( mit Gabriel Taugwalder und Christian Jossi ).

16 Wilson H. Hey hat Alexander Taugwalder im « The Rucksack Club Journal 1953 », S. 168, einen Nachruf mit Bild veröffentlicht, als « the first to become notable in these pages ».

17 Vgl. « Alpen » XIII 1937, S. 478, Hermann Brand: Les « Quatre mille » des Alpes. Wenn man die Zahl der 92 einzelnen Spitzen herabsetzt auf die Zahl der 58 Gipfel oder Massive, so liegen deren 26 in der Umgebung von Zermatt.

18 Vgl. « Alpen » XI 1935, S. 333, Hans Fritz von Tscharner: Zermatter Bergfahrten. Younggrat ( Breithorn ). Dieser Grat war bis zum Jahre 1932 erst dreimal begangen worden: 1. am 18. Juli 1906 durch G. W. Young, R. G. Mayor, C. D. Robertson mit den Führern Josef Knubel und M. Ruppen; 2. am 7. August 1928 durch Dr. Kehl mit Fritz Amatter und Fritz Suter und 3. durch T. Graham Brown und Alfred Zürcher mit den Führern Josef Knubel und Alexander Grawen. Beim Versuch der zweiten Besteigung am 13. Juli 1928 fanden die französischen Bergsteiger Ed. de Gigord, Yves Guibert, Pierre Langlois und Pierre le Bec durch Absturz den Tod.

19 Vgl. « Alpen » XI 1935, S. 125 und 161, Geoffrey Winthrop Young: Erinnerungen an die Mischabel. Die Touristen G. W. Young und V. J. E. Ryan führten im Jahre 1906 mit den Führern Josef und Franz Lochmatter und Josef Knubel die erste Durchsteigung der Wand aus. Sie blieben etwa 26 Stunden am Berg und waren nach gelungener Fahrt der Ansicht, dass diese Besteigung kaum wiederholt würde.Vgl. auch « Alpen » XXI 1945, S. 97, Georges de Rham: Une ascension de la face sud du Täschhorn. Die dritte Besteigung der Wand bewältigten am B. August 1943 Georges de Rham, Alfred Tissières, André Roch und Gabriel Chevalley in 151/2 Stunden, und eine vierte am 17. August 1943 René Aubert, René Dittert und Francis Marullaz. Die Zermatter Führer Taugwalder und Biner waren der Ansicht, dass man auf diese Tour nie Touristen mitnehmen würde, und auch die späteren Besteiger teilten die Meinung Josef Knubels, dass es sich um etwas handle, das man nie mehr als einmal im Leben mache.

20 Vgl. « Alpen » IX 1933, S. 161, Hans Lauper: Der Eiger von Norden. Erste Ersteigung. Die Seilschaft Hans Lauper ( gestorben am 21. Juni 1936 ) und Alfred Zürcher mit den Führern Josef Knubel und Alexander Grawen durchstieg die Wand ein erstes Mal am 20. August 1932. Sie brauchte vom Einstieg ( 03 40 ) bis auf den Gipfel ( 16 45 ) etwa dreizehn Stunden und war um 2115 wieder auf der Kleinen Scheidegg zurück.

21 Vgl. « Alpen » VII 1931, S. 401, Toni Schmid: Über die Matterhorn-Nordwand. Erster Durchstieg. Die beiden Brüder Franz und Toni Schmid, welche vorher noch nie am Matterhorn waren, verliessen die Hörnlihütte am 31. Juli 1931 um 00 00 und erreichten den Gipfel am 1. August um 14 00, nachdem sie auf etwa 4150 m Höhe von 20 15-07 10 biwakieren mussten. Es überfiel sie ein Unwetter, so dass sie im Abstieg über den Hörnligrat erst um 17 30 die Solvayhütte erreichten und dort bis am Morgen des 3. August bleiben mussten.

82 Vgl. « Alpen » XXI 1945, S. 228, Eugen Wenzel: Obergabelhorn-Südwand; vom gleichen Verfasser in « Berge der Welt » Band I, S. 89: Die Obergabelhorn-Südwand. Die erste Begehung wurde durch Dr. G. H. Savage mit Joseph Imboden und J. M. Chanton am 28. August 1880 ausgeführt.

28 Vgl. « Berge der Welt », Band VIII 1953.

24 Vgl. Alpen XXII 1946, S. 161, Hugo Nünlist: Matterhorn-Furggengrat. Im Jahre 1880 wurde Mummery beim Versuche, den Grat zu besteigen, zum Verzicht gezwungen; Guido Rey liess sich 1899 mit 100 m Seil vom Gipfel zu einer Stelle herunter, die er im Aufstieg erreicht hatte. Der erste Durchstieg gelang 1911 Mario Piacenza mit Jean Josef Carrel und Josef Gaspard. Vgl. auch « Berge der Welt », Band I 1946, S. 103, René Dittert: Der Furggen-Grat. Historisches und Wegnotizen der bisherigen Besteigungen. Hier sind auch alle Besteigungen Alexander Taugwalders aufgeführt.

20 86 Vgl. « Alpen » XII 1936, S. 253, Hans Oertli: Dent d' Hérens, Schalligrat, Nordend-Ostwand. Im Andenken an Rudolf Brunner. Dr. Oertli hatte mit dem am 24. August 1934 am Grosshorn abgestürzten Bergführer Rudolf Brunner aus Wengen während vieler Jahre Bergfahrten unternommen. Alexander Taugwalder wurde Rudolf Brunners würdiger Nachfolger. Im genannten Abriss beschreibt Oertli die Besteigung des Nordends über die Ostwand in Begleitung von Dr. Peter Bearth.

M Vgl. « Alpen » XVI 1940, S. 201, Hans Oertli: Auf klassischen Wegen am Mont Blanc und Monte Rosa. Eine Darstellung aller Bergfahrten des Sommers 1938. Vgl. auch « Alpen » XV 1939, S. 361, Carl E. Weber: Mont Maudit 4465 m über den Tour-Ronde-Grat. Weber traf mit seinem Führer Evariste Croux aus Courmayeur die Seilschaft Dr. H. Oertli-Alexander Taugwalder am 22. Juli 1938 im Bivouac Borgno-Alberico, worauf sie die Besteigung des Mont Maudit gemeinsam ausführten.

" Vgl. « Alpen » XX 1944, S. 237, Hans Oertli: Eine Überschreitung des Weisshorns von Süden nach Norden. Zufolge schlechter Schneeverhältnisse im Aufstieg zum Schalijoch erreichte die Partie den Weisshorngipfel über den Schaligrat erst um 5 Uhr mittags und musste im Abstieg über den Nordgrat biwakieren.

88 Vgl. « Alpen » XXIII 1947, S. 375, H. Oertli: Die Cresta Santa Caterina am Nordend. Die Seilschaft Alexander Taugwalder, Karl Biner, Dr. Hans Oertli und dessen Sohn Hans befand sich am 17. Juli 1944 gegen sechs Uhr im Jägerjoch und brauchte etwa acht Stunden für den Aufstieg aufs Nordend ( etwa drei Stunden für die Überwindung des ersten Aufschwunges ). Vgl. auch « Berge der Welt » I 1946, S. 113, m. Abb.

28 Die Überschreitung des Matterhorns und im Anschluss der Dent d' Hérens über den Ostgrat ist erstmals in vier Tagen vom 12.15. August 1923 durch die Seilschaft Prof. Pfann, Dr. Weizenbach und Frau Eleonore Noll-Hasenclever ( geboren 1880 und verunglückt am Weisshorn am 18. August 1925 ) durchgeführt worden. Der erste Tag brachte den Aufstieg über den Zmuttgrat von Schönbiel und den Abstieg nach der Savoiahütte ( 15Vi Std. ); der zweite Tag war Ruhetag; am dritten Tag erfolgte der Abstieg auf Col du Lion, die Umgehung der Tête du Lion und der Aufstieg über den Ostgrat auf den Gipfel der Dent d' Hérens, der abends vier Uhr erreicht wurde ( 14!/2 Std. ). Dann erfolgte der Abstieg aufs Tiefenmattenjoch und zur Aostahütte und am folgenden Tage der Übergang über den Col de Valpelline nach Schönbiel und Zermatt. Die Tour galt als ganz grosse Leistung der damals bekanntesten deutschen Bergsteigerin; vgl. Den Bergen verfallen. Alpenfahrten von Eleonore Noll-Hasenclever, S. 181 und 191.

80 Vgl. Dr. J. Kugy: Im göttlichen Lächeln des Monte Rosa, IL Band, B. Kapitel, S. 193. Erste Begehung des Nordgrates des Monte Rosa. Walther Flender brach am 5. September 1899 mit den Führern Heinrich Burgener und Ferdinand Furrer nach dem Nordend auf, dessen Gipfel die Partie um 10 15 erreichte. Um 12 15 begann sie den Abstieg über den Nordgrat ( Cresta Caterina ) und kam in einen Schneesturm, so dass sie erst 17 50 vor dem letzten etwa 80 m hohen Aufschwung stand und bis 20 30 brauchte, um ins Jägerjoch abzusteigen. Sie benötigte also für die 650-700 m Abstieg volle neun Stunden. Das Wetter zwang sie noch zu einem Biwak in 3900 m Höhe.

81 Vgl. « Berge der Welt », Band II, 1947. Schweizerische Himalaya-Expedition Lohner-Sutter 1947. Alexander Grawen führte mit Tensing Norkey, dem nachmaligen Sherpa-Erstbesteiger des Mount Everest, auf den Kedarnath ( 6940 m ) und am 1. August 1947 auf den Gipfel des Satopanth ( 7075 m ).

82 Vgl. Carl Egger: Pioniere der Alpen, S. 354 f. Die Auslandsführer Matthias Zurbriggen von Saas-Macugnaga ( 1856-1917 ), Joseph Imboden ( 1840-1925 ) und Franz Lochmatter ( 1878-1933 ) von St. Niklaus.

83 Karl Biner, geboren 1898, und sein Bruder Felix, geboren 1890, sind die langjährigen Führer des Berner Alpinisten Dr. Hans Fritz von Tscharner. Vgl. dessen Bergbücher « Auf wolkigen Höhen » und « Gipfel und Grate ».

* Alexander Taugwalder hatte die Monte-Rosa-Ostwand bereits fünfmal begangen: 1. im Jahre 1933 mit Wilson H. Hey im Aufstieg auf die Dufourspitze; 2. am 2. August 1935 mit Dr. Hans Oertli und Dr.Peter Bearth im Aufstieg auf das Nordend; 3. Mitte August 1936 mit K. Harris im Aufstieg auf die Dufourspitze; 4. am 4. August 1938 mit Dr. Hans Oertli im Aufstieg nach dem Zumsteinsattel und 5. am 26. Juli 1951 mit Frau Edith Hafter und Viktor Imboden im Aufstieg auf die Dufourspitze. Dazu kamen die beiden Besteigungen der Signalkuppe über Colle delle Loccie, Capanna Resegotti und den Signalgrat am 3. Juli 1950 mit Dr. Hans Oertli und am 4. August 1950 mit Frau Edith Hafter und Viktor Imboden. An Abstiegen über die Ostwand sind bekannt: 1. am 1. September 1911 Dr. Otto Stein mit den Führern Heinrich und Alexander Burgener von der Dufourspitze; 2. am 14./15. August 1919 Frau Eleonore Noll-Hasen-clever mit den Führern Heinrich Burgener und Rudolf Summermatter von der Dufourspitze nach der Marinellihütte und Wiederaufstieg aufs Nordend und 3. im September 1925 Auf- und Abstieg nach der Dufourspitze durch den Alleingänger Xaver Franz Schmit.

88 Die Kolonne führte die Bergung in gefährlicher Lage im vorbildlichen Einsatz für ihren geschätzten Führerkollegen aus der Schweiz durch. Ihr gehörten an: 1. Zaverio Lagger, guida Ia classe e capo guide; 2. Erminio Delponte, guida Ia classe; 3. Don SistoBighiani, guida I » classe e Parroco di Macugnaga; 4. Giuseppe Oberto, guida IIa classe; 5. Luigi Jacchini, guida II* classe; 6. Costantino Pala, guida IIa classe; 7. Erminio Ranzoni, guida IIa classe; B. Bernardo Tagliaferri, portatore; 9. Cesare Ruppen, portatore; 10. Alberto Pierino Corsi, portatore; 11. Giuliano Alessandro, carabiniere; 12. Attilio Adami, finanza; 13. Valentino Gelmazzi, finanza; 14. Aldo Alessandrini, finanza.

21 Anhang

REGLEMENT

für die Führer-Gesellschaften in Wallis.

Der Staatsrath des Kantons Wallis, In Vollziehung des Gesetzes vom 26. Mai 1857 über den Dienst der Führer, Beschliesst:

Erstes Kapitel. Von den zur Ausübung des Führer- oder Träger-Dienstes erheischten Bedingungen.

Artikel 1. Um zu dem Führer- oder Träger-Dienste angenommen zu werden, wird erfordert:

a ) Ein Alter von mindestens 18 Jahren.

Jedoch können junge Leute auch unter angesagtem Alter angenommen werden, wenn sie durch ihre physische sowohl als moralische Entwickelung völlige Garantie darbieten.

b ) Der Besitz eines Leumundscheines; c ) Der Besitz nöthiger Befähigung und Einsicht.

Der Postulant hat, wenn er darum angesucht wird, vor dem Gemeindepräsidenten und dem Kommissär über seine Befähigung eine Prüfung zu bestehen.

d ) Eine Anmeldung bei dem Kommissär vor dem 1. April.

Art. 2. Der zum Führer-Dienst Angenommene bekommt ein Führer-Buch; bei dessen Empfang verspricht er in den Händen des Kommissärs getreue Erfüllung seiner Pflichten.

Art. 3. Das Führer-Buch wird mit Seitenzahlen versehen und soll enthalten:

a ) Die Ordnungsnummer des Buches; b ) Das Signalement des Inhabers mit seinem Namen, Vornamen und Wohnorte; c ) Den Text des Gesetzes über den Transport der Reisenden; jenen gegenwärtigen Réglementes und den Anschlag der Kurspreise auf der Linie, die er durchreist; d ) Eine hinreichende Anzahl leerer Blätter um darin die Kursen der Führer und die Zeugnisse der Reisenden einzuschreiben.

Ausgerissene Blätter werden als ein schlechtes Zeugniss angesehen.

Art. 4. Der Führer auf der Reise soll stets sein Buch bei sich haben und selbes jedesmal vorweisen wenn er von einem Beamten oder Angestellten darum angefordert wird.

Zweites Kapitel. Von dem Führer-Kommissär und den Kontroleurs.

Art. 5. Jede Führer-Gesellschaft steht, in Gemässheit des Gesetzes vom 26. Mai 1857, unter der Leitung und der Verwaltung eines Kommissärs.

Je nach Erheischung der Umstände wird nebst dem Kommissär in einer der Zwischenortschaften ein Kontroleur bestellt.

Art. 6. Während der Sommerszeit darf der Kommissär nicht über zwei Tage von der Gemeinde wegbleiben ohne Erlaubniss des Regierungstatthalters.

Im Verhinderungs- oder Abwesenheitsfalle hat der Kommissär einen Stellvertreter zu bezeichnen.

Art. 7. Der Kommissär hat, jährlich zu den vom Gesetze bestimmten Zeitfristen, eine Inspection zu halten über die Pferde und Maulthiere, so wie über die Beschirrung derselben; er trägt Sorge, dass jene zum Dienste nicht zugelassen werden so lange die als fehlerhaft erkannten Gegenstände nicht in guten Zustand gebracht sind.

22 Der Tag der Inspection soll mittelst zweier Publikationen an zwei auf einander folgenden Sonntagen vor dem Versammlungstage kund gethan werden.

Art. B. Er überwacht den Dienst; berichtet die Regierung über die ihm kund werdenden Missbräuche; ertheilt den Reisenden die verlangten Aufklärungen; warnet die sich vergehenden Führer und bestraft sie je nach den vom Reglement aufgestellten Verpönungen.

Die Führer schulden ihm die seinen Amtverrichtungen gebührenden Gehorsam und Achtung.

Art. 9. Der Kommissär liefert den Reisenden, innert der vom Gesetze vorgesehenen Frist, die Führung, Träger und Pferde deren sie bedürfen; zu diesem Behufe haben die Reisenden oder die Gastwirthe ihm eine Note einzureichen mit genauer Angabe ihres Begehrens.

Art. 10. Der Kommissär hat ein eigenes Bureau mit einem Anzeigeschild.

Art. 11. Der Kommissär führt:

a ) Die Rodeln der Führer, Träger und Pferde; b ) Ein Register der Kurse und der für jede Kurs gemachten Einnahmen; c ) Ein Register der von den Reisenden gegen die Bedienung angehobenen Beschwerden; d ) Ein Register der auferlegten Bussen und Strafen; e ) Eine General-Rechnung der Einnahmen und Ausgaben für die Gelder aus denen die Führerkasse gebildet wird.

Art. 12. Der Kommissär hat jährlich vor dem 1. Christmonat seine Rechnungen abzustatten; er darf, ohne Ermächtigung des Staatsrathes, über die Gelder der Führerkasse nicht verfügen.

Art. 13. Der Kontroleur hat täglich in ein eigenes Register einzuschreiben: die Namen der Führer die in Begleitschaft von Reisenden beim Kontrolamte vorbeireisen; das Datum der Ankunft; den Ort woher sie kommen und jenen wohin sie reisen und die Anzahl der von ihnen geführten Pferde.

Er erhält von dem Kommissär die Weisungen und übermittelt demselben sein Register vor dem 15. Wintermonat.

Drittes Kapitel. Obliegenheiten der Führer und deren Verhältnisse gegenüber der Reisenden-Discipline.

Art. 14. Jeder Führer hat den Dienst nach seinem Kehr zu machen.

Auf Verlangen eines Reisenden kann jedoch der Kommissär einen Führer auch vor seinem Kehre mitgehen lassen; allein diese Kurs wird dem Führer auf seinen kommenden Kehr angeschrieben.

Art. 15. Der Führer oder Fuhrmann soll die Kurs von dem Kommissär des Abfahrts- oder des Ankunfts-Ortes und auch von dem Kontroleur einschreiben lassen.

Er soll gegenüber den Reisenden sich höflich und zuvorkommend erweisen; selbe vor den Gefahren warnen in die sie gerathen möchten; er hat auch für deren Reisegepäcke bestens zu sorgen.

Es ist ihm verboten die Reisenden, ohne ihr Wissen, in andere Kosthäuser oder Gasthöfe zu führen als in die so ihm bezeichnet werden.

Das übermässige Trinken geistiger Getränke ist ihm untersagt.

Art. 16. Der Lohn der Führer und für die Pferde bei den verschiedenen Kursen ist mittelst eines Tarifs bestimmt.

Ausser diesem reglementarischen Lohne ist der Führer zu keiner andern irgendwelchen Vergütung berechtiget. Die Zahlung einer Gratification ( Trinkgeld ), in Anerkennung der Zufriedenheit des Reisenden, ist gänzlich dem Willen dieses Letztern anheim gestellt. Sind mehrere Führer, so muss das Trinkgeld unter sie vertheilt werden, es sei denn die Reisenden hätten in ihrer Gegenwart den- oder diejenigen bezeichnet, die sie vorzugsweise zu begünstigen wünschen.

Art. 17. Der zu einer Kurs angeforderte Führer darf sich nicht durch einen andern ersetzen assen; sein Dienst dauert während der ganzen Zeit für welche er den nämlichen Reisenden zugetheilt worden ist.

Art. 18. Der Führer soll das ihm anvertraute Pferd nicht verlassen.

Art. 19. Ein angespanntes Pferd oder Maulthier darf Berg an mit nicht mehr als drei Personen beladen werden; und zwei angespannte Pferde oder Maulthiere mit nicht mehr als fünf Personen sammt dreissig Pfund Gepäck durch Reisenden.

23 Art. 20. Es ist den berittenen Reisenden verboten ihren Führern vorzufahren. Sie dürfen keinen Regenschirm aufspannen ohne den Führer vorher gemahnt zu haben.

Art. 21. Es ist den Führern untersagt auf der Rückkehr von einem Kurs die Pferde einer weniger als fünfzehn Jahr alten Person anzuvertrauen.

Art. 22. Wenn ein Führer, nach einer gemachten Kurs, Reisende auf Rückkehr annimmt, so soll der dafür erhaltene Lohn verhältnismässig zwischen ihm und dem Eigenthümer der gebrauchten Pferde vertheilt werden.

Art. 23. Es ist den Führern streng verboten in solchen Staaten, wo es gesetzlich untersagt ist, Reisende auf Rückkehr anzunehmen.

Art. 24. Kosten die er nicht bezahlt hat darf der Führer den Pferd- oder Maulthierbesitzern auch dann nicht anrechnen, wenn der Wirth erklärt, dass er solche dem Führer geschenkt habe.

Art. 25. Die Pferd- oder Maulthierbesitzer haben, behufs Zulassung zum Führerdienste, sich auszuweisen, dass, wenn sie zum Dienste berufen werden, sie mit allen für ihre Pferde nöthigen Beschirrungsgegenständen z.B. mit Herren- und Frauen-Sätteln, mit Bast und Zubehör versehen seien.

Viertes Kapitel. Verpönungen.

Art. 26. Jeder Führer welcher gegen die Vorschriften des Réglementes sich vergeht wird eines oder zweier Kurs-Kehre verlustig; ist er rückfällig so wird diese Strafe verdoppelt; je nach der Wichtigkeit der Umstände wird er entweder eingestellt oder bei den Gerichten angeklagt.

Art. 27. Die Strafen werden auf die Vormeinung des Kommissärs, von dem Regierungsstatthalter ausgesprochen.

Art. 28. Gegenwärtiges Reglement soll mit dem 1. Mai 1858 in Kraft treten.

Gegeben im Staatsrathe, zu Sitten, den 30. März 1858.

Der Präsident des Staatsrathes, A. Allet.

Der Staatschreiber, E. Barberini.

24 GESETZ über den Transportdienst der Reisenden auf den Nebenstrassen des Kantons.

Der Grosse Rath des Kantons Wallis, Auf den Vorantrag des Staatsrathes; Willens, den Reisenden, welche die Thäler des Wallis besuchen, sichere, regelmässige und zu billigen Preisen eingerichtete Transportmittel zu verschaffen; Erwägend, dass die Erfahrung das Bedürfniss aufgedeckt hat, die verschiedenen in Kraft bestehenden Gesetzes-, Décrets- und Beschlussverfügungen über Transportdienst in einem Gesetze zusammenzufassen und selbe mit zeitgemässen Bestimmungen zu vervollständigen, Verordnet:

Artikel 1. Es soll in den Gemeinden, welche der Staatsrath bezeichnen wird, ein regelmässiger Transportdienst für die Reisenden durch die Nebenthäler des Kantons, welche mit eidgenössischen Postcursen nicht versehen sind, angeordnet werden.

Dieser Dienst beginnt und endigt alljährlich an den Zeitepochen, welche der Staatsrath bestimmen wird.

Art. 2. Der Staatsrath ernennt in jeder dieser Gemeinden einen Commissär, welcher die Dienst-vollziehung überwacht.

Er erwählt dazu die nöthig erachteten Controleure.

Art. 3. Jeder Schweizer Pferde- oder Maulthiereigenthümer, welcher an dem Transportdienste der Reisenden und ihres Gepäckes kehrweise und zu den Tarifspreisen Theil nehmen will, wird zugelassen, wenn er sich dem Gesetze unterzieht und sich beim Commissariate in das diessfällige Verzeichniss einschreiben lässt.

Der Commissär überreicht dem Unternehmer eine Ordnungsnummer zur Richtung seines Kehr-dienstes.

Art. 4. Die Einschreibung muss jedes Jahr vor dem 1. April geschehen oder erneuert werden, unter Strafe des Ausschlusses für das gleiche Jahr.

Die Unternehmer, welche ihren Wohnsitz nicht am Orte haben, wo der Dienst befehligt wird, müssen einen Ort bezeichnen, wo der Commissär ihnen die betreffenden Dienstbefehle erlassen kann.

Art. 5. Die eingeschriebenen Fuhrleute sind verpflichtet, bei der jährlichen Besichtigung, die in den Monaten April oder Mai statthaben soll, die Transportspferde- und Maulthiere, wie auch die übrigen Fahrgeräthschaften vorzustellen.

Der Commissär lässt wenigstens vierzehn Tage vor der Besichtigung den Tag, wo dieselbe geschehen soll, vom Ausrufsorte aus anzeigen.

Nebst dieser periodischen Besichtigung kann der Commissär dieselbe so oft wieder vornehmen, als er es für nöthig erachtet.

Art. 6. Der Commissär kann nur dienstfähige Personen, die über 18 Jahre alt sind, als Führer zulassen.

Er kann jedoch jüngere Leute annehmen, wenn deren physische und moralische Entwickelung eine gänzliche Sicherheit leisten.

Art. 7. Die Pferde und Maulthiere sollen von jeden Gebrechen, das sie dienstunfähig macht, frei sein, und werden vor dem vierten Altersjahre nicht zugelassen. Auch das sämmtliche Anschirr-zeug muss wohl und stark beschaffen sein.

Art. B. Der Commissär führt eine besondere Polizei über alle Dienst- und l^eistungszweige. Der Unternehmer, welcher von den reglementarischen Vorschriften abweicht, soll aus dem Verzeichnisse gestrichen werden, bis er in jeder Hinsicht Genüge geleistet.

25 Art. 9. Alle Fuhrleute und Führer müssen ihren Curs beim Commissär des Abreise- oder An-kunftsortes, wie auch beim Controlleur verschreiben lassen.

Art. 10. Der Unternehmer ist verpflichtet, auf den Befehl des Commissars sich sogleich reisefertig zu machen, und wenn er sich in einer Stunde von der Anzeige an nicht einstellt, so verliert er seinen Kehr und die nächstfolgende Nummer wird zum Ersätze einberufen.

Der Reisende, welcher einen gedungenen Führer abstellt, ist gehalten, demselben die Hälfte des Transporttarifs für eine Tagesleistung zu zahlen.

Art. 11. In den Ortschaften, wo ein Führerdienst besteht, ist ausser dem Unternehmer Niemanden erlaubt, fremden Reisenden, Führer, Träger, Pferde oder Maulthiere zu liefern, um sich nach den Orten zu begeben, für welche dieser Dienst errichtet ist, und zwar unter Strafe von 3 Franken für jeden Führer oder Träger, und von 12 Franken für jedes Pferd oder Maulthier, und im Rückfalle das Doppel. In den Zwischenortschaften aber der Strecke, für welche der Dienst eingeführt wurde, ist es den dortigen Bewohnern gestattet, den Reisenden, welche deren verlangen, Pferde, Führer oder Träger zu geben.

Ferner dürfen die Reisenden sich der Pferde oder Maulthiere bedienen, mit denen sie ins Land gekommen sind, insofern diese Wallisern oder im Wallis wohnsässigen Schweizern angehören, unter Vorbehalt jedoch des Gegenrechtes.

So ist es auch den Wallisern und den im Kantone ansässigen Schweizern erlaubt, mit den Reisenden die sie an einen Ort, wo der Dienst aufgerichtet ist, herbeigeführt haben, auf dienstversehenen Seiten fortzufahren, nur dass sie ihre Curse beim Commissär und beim Contrôleur verschreiben, und die Pferde wie auch die Fahrgeräthschaften vom Commissär besichtigen lassen.

Art. 12. Der Walliser- oder im Kanton ansässige Schweizer-Fuhrmann oder Führer, welcher mit Reisenden an einem Orte, wo ein Dienst besteht, angekommen ist, kann am gleichen oder am andern Tage des Morgens vor acht Uhr andere Reisende zurückführen.

Art. 13. Es ist dem Fuhrmann oder Führer verboten, selbst beim Rückführen, mit den Reisenden einen andern als dem im Anschlage festgesetzten Preis auszumachen, unter Strafe von 12 Franken für jede Zuwiderhandlung.

Dieses Verbot betrifft die auf dem Verzeichnisse nicht eingeschriebenen Führer nur dann, wenn sie in einem Ort, wo ein regelmässiger Dienst besteht, bei der Rückkehr Reisende mitnehmen.

Art. 14. Der Unternehmer, der ausser seiner Kehrordnung und ohne vom Commissär berufen zu sein, mit einem Reisenden abfährt oder Reitpferd liefert, hat für das erstemal demjenigen, dem er den Kehr weggenommen, den bezogenen Betrag auszubezahlen und im Rückfalle wird er aus den Rodeln des Transportdienstes gestrichen.

Art. 15. Das gesattelte Pferd oder Maulthier darf nicht mit einem über 25 Pfund schweren Mantelsack oder Felleisen beladen werden.

Dem Saumthiere sollen nicht mehr als 170 Pfund in einem Stück oder 250 in zwei Stücken aufgeladen werden.

Art. 16. Der Commissär hat auch Träger für den Transport von Personen und Effekten zu besorgen.

Art. 17. Die Anzahl der Träger ist folgends bestimmt:

a ) Für ein Kind von fünf Jahren und darunter ein Träger; dieser bezieht aber ein Drittel über die Tarif taxe; b ) Für ein Kind von fünf bis zehn Jahren zwei Träger; c ) Für eine Person über zehn Jahren vier Träger; d ) Ist dieselbe von einem mehr als gemeinen Gewichte, sechs Träger.

Ein Führer, der einen Reisenden begleitet, darf nicht mit mehr als 30 Pfund beladen werden. Der Commissär kann bei ausserordentlichen Fällen zwei oder mehrere Träger noch zugeben, wenn er es für nöthig erachtet.

Art. 18. Der Transportbetrag soll dem Commissär vom Abreiseorte eingehändigt werden, welcher die Kurse einschreibt.

Der Staatsrath kann allenfalls von dieser Verpflichtung entheben.

Art. 19. Im Zwistigkeitsfalle zwischen den Reisenden und Führern, am Abreiseorte, wird der Commissär darüber entscheiden, mit Vorbehalt, für den Reisenden allein, des Recurses an den 26 Regierungsstatthalter und bei Abwesenheit an dessen Staathalter, den Municipalpräsidenten oder Vice-Präsidenten.

Entsteht das Streitige auf der Reise oder am Ankunftsorte, so wird dasselbe durch den Kommissär desselben Ortes, oder in dessen Abwesenheit durch den Ortspräsidenten oder dessen Stellvertreter entschieden.

Trägt der Bescheid eine Geldstrafe zu Gunsten des Reisenden, so macht der Commissär den Vorschuss unbeschadet des Rückgriffes an den verfällten Unternehmer.

In allen Fällen wird die Untersuchung und der Bescheid summarisch und ohne Kosten vor sich gehen.

Art. 20. Die verfallenen Bussen werden folgends verteilt: ein Drittel den Ortsarmen, das zweite der Staatskasse und das dritte dem Angeber.

Art. 21. Die Klagen des Publikums, der Führer oder anderer Interessirten gegen den Commissär, welche nicht in die im Artikel 19 vorgesehenen Fälle einschlagen, sollen vor den Regierungsstatthalter gebracht werden, unter Vorbehalt des Recurses an den Staatsrath.

Art. 22. Der Commissär gibt alljährlich dem Staatsrathe oder den von ihm Delegirten Rechenschaft, und zwar in diesem letztern Falle in Anwesenheit eines Mitglieds des Gemeinderaths.

Art. 23. Ein Beschluss des Staatsrates bestimmt die Gebühr der Führer und den Gehalt eines jeglichen Commissars und Contrôleurs für jede Ortschaft.

Es wird allen Führern ein im Tarif festgesetzter Abzug vom Transportgehalte zur Verwendung in Dienstinteressen gemacht werden. Auch die Führer, welche auf ihrem Rückwege Reisende mitnehmen, sind dieser Taxe unterworfen.

Die Tarife werden dem Grossen Rathe unterbreitet.

Art. 24. Die früheren diessfälligen Gesetze, Decrete und Beschlüsse treten ausser Kraft. Der Staatsrath wird vermittelst eines Beschlusses für die Vollziehung des Gegenwärtigen Vorsorge treffen.

Gegeben im Grossen Rathe, zu Sitten, den 26. Mai 1857.

Der Präsident des Grossen Raths, Jos. Ant. Clemenz.

Die Schreiber, L. Roten - Fr. Fumeaux. Der Staatsrath des Kantons Wallis, Verordnet:

Vorstehendes Gesetz ist am Sonntage, 28. dieses Monats, in allen Gemeinden des Kantons öffentlich auszurufen und anzuschlagen, und wird vom Tage der Veröffentlichung an in Kraft treten.

Gegeben im Staatsrathe zu Sitten, den 18. Juni 1858.

Der Präsident des Staatsrathes, A. Allet.

Der Staatsschreiber-Adjunkt, B. Bonvin.

27 TARIF für die Führer- ( Wegweiser ) und Träger Gesellschaft von Zermatt.

Der Staatsrath des Kantons Wallis, In Vollziehung des Art. 23 des Gesetzes über den Transportdienst der Reisenden auf den Nebenstrassen des Kantons, Beschliesst:

Der Tarif für die Führer- und Träger-Gesellschaft von Zermatt ist provisorisch folgends festgesetzt:

I. Tarif für die Führer.

1° für die Besteigung des Monte Rosa50 » » » des Cima di Jassi10 » » » des Mettelhorns8 » » Kurs nach dem Theodulpass8 » » Kurs auf den Gorner-Grad, Rothhorn, Hörnli und nach dem Schwarzsee...6 Für Spaziergänge zum Görner, Findern und Z'mut-Gletscher, wenn sie nicht mehr als einen halben Tag dauern3 2° Für die Gebirgsübergänge über den St. Theodul bis nach Tornanche15 über den St. Theodul bis nach Châtillon20 über das Weissthor nach Macugnaga25 über den Adler-Pass nach Saas25 über den Evolena-Pass30 über den Eifisch-Pass30 Die Rückkehr ist im Tarife dieser beiden Paragraphen inbegriffen.

3° Reise um den Monte Rosa, per Tag 7 Reise auf andere Hochgebirge und nach Saas und Vispbach, per Tag 6 Die Rückkehr wird auf gleichem Fusse bezahlt.

n. Für die Sessel- und Gepäckträger.

Jeder Sessel-Träger erhält zum Tag 6 Jeder Gepäck-Träger erhält zum Tag 5 Die Rückkehr wird auf gleichem Fusse bezahlt.

Jeder Führer und Träger bezahlt für jeden Tagdienst 50 Cent, an die Kasse der Gesellschaft. Der Kommissär erhält, für seinen Gehalt, von jedem Führer und Träger 25 Cent, durch Kurs.

Gegeben im Staatsrathe, zu Sitten, den 30. Juni 1858.

Der Präsident des Staatsrates, K. L. de Bons.

Der Staatsschreiber, E. Barberini.

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