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Zeitschrift und Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins

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Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins. Redigiert von H. Heß. Neue Folge, Band XXI. München/Wien 1906.

Im Gegensatz zu den Vorgängen im Französischen und Italienischen Alpenclub und wohl auch zu den Unterströmungen im S.A.C. haben der Zentralausschuß und die Generalversammlungen des D. & Ö.A.V. an der bewährten Einrichtung ihrer beiden Organe nichts geändert und lassen dem Redaktor und der die Zeitschrift äußerlich herstellenden Verlagsanstalt F. Bruckmann A.G., München, welchen sie die finanziellen Mittel in großartiger Weise zur Verfügung stellen, soviel ich weiß, vollkommen freie Hand. Das Resultat entspricht denn auch den höchsten Erwartungen.

Selbst das Format der Zeitschrift, welches das unsrige um ein wesentliches übersteigt, 26/18 gegen 22/16 cm. Papiergröße, und welches es erlaubt, die meisten Naturaufnahmen ohne Verkleinerung zu reproduzieren und Artikel bis zu drei Druckbogen bequem in den Text aufzunehmen, reicht nicht hin, um gewisse Monographien auf einmal unterzubringen, wenn der Redaktor bei seinem System bleiben will — und das ist nur zu begrüßen — möglichst viel Abwechslung in geographischer Hinsicht und Beiträge sowohl touristischen als wissenschaftlichen und kunsthistorischen Charakters zu bringen. In diesem Sinne sind einige Artikel im neuen Bande der Zeitschrift teils erst angefangen teils noch in Fortsetzung begriffen, was es schwierig macht, ein Gesamt- urteil über sie abzugeben. Anderseits sind vielleicht den Verfassern gewisse Winke der Kritik willkommen, die wir deshalb auch nicht vorenthalten wollen. Zum Abschluß gekommen ist in diesem Bande der Artikel von Dr. Ludwig von Hörmann: Der tirolisch-vorarlbergische Weinbau. Daß diese Skizze in einer alpinen Zeitschrift wohl angebracht war, geht schon aus dem pag. 117 ff. geführten Nachweis hervor, daß der alpine Torggel ( Kelterbaum ), wie er sich in einzelnen Exemplaren in Tirol und Vorarlberg und in der Schweiz ( der Rezensent hat ein solches Ungetüm, wie es pag. 107 abgebildet ist, einst in einem sogenannten Heidenhaus in der Nähe von Thun gesehen ) erhalten hat, deutlich auf die bei Cato, Columella, Vitruvius und Plinius beschriebene altgriechische Traubenpresse zurückgeht, welche also zugleich mit der Einführung des Weinbaus den Weg von Thrakien, Illyrien, sei es über Aquileja, sei es durch das Drautal, in die Alpen gefunden hat. Angefangen ist die Monographie von E. W. Bredt: Wie die Künstler die Alpen dargestellt ( I. Teil ). Die interessante Arbeit verspricht auch über die Schweizer Künstler, von denen die des XV. und XVI. Jahrhunderts zur Behandlung gekommen sind und ihren Anteil an der Darstellung der alpinen Landschaft, gute Aufschlüsse zu geben. Ob Herr Bredt im weiteren Verlauf auch auf die Schweizer Illustratoren, die eine besondere Kategorie bilden, zu sprechen kommen wird, bleibt abzuwarten. Jedenfalls verdienen sie, schon um ihrer Stoffmenge willen, eine eingehende Darstellung. Mit einemmale zu Ende geführt sind folgende Abhandlungen: G. Steinmann: Geologische Probleme des Alpengebirgs; Hans von Staff: Wind und Schnee; Ernst Enzensberger: Zur touristischen Erschließung des Allgäus. Zu der Monographie Steinmanns, welche ihre Musterbeispiele vorzugsweise den Schweizer Alpen entnimmt, gedenkt Prof. C. Schmidt das Gegenstück zu schreiben, sei es als Beilage zu diesem Jahrbuch, sei es separat, und diese Arbeit wird eine Kritik der Steinmannschen sein, besser als ich, der Laie, sie zu bieten vermöchte. Die Monographie von Staffs gibt in Bild und Wort eine lebhafte Vorstellung davon, wie Schnee und Wind Gebirge und Hügel aufbauen, aber auch wieder abtragen. Die Arbeit von Ernst Enzensberger endlich ist sehr wirksam durch das lebhafte Interesse, das der Verfasser seiner Heimat und ihrem Volke widmet, und enthält neben warmer Anerkennung der Tätigkeit des D. & Ö.A.V. für die Hebung des Allgäus zum Schluß doch auch beherzigenswerte Warnungen für die Zukunft. ( Diese Zeilen, Seite 263, möchten doch diejenigen lesen und beherzigen, die sich auch in den Schweizer Bergen nicht genug tun können mit der sogenannten Erschließung der Alpen und der Hebung des Fremdenverkehrs. ( Indem ich die letztes Jahr begonnenen und in meiner letzten Rezension erwähnten Schilderungen von Hoek ( Bolivia ), Schuch ( Pitztal ), Niepmann ( Ortlergruppe ), Gstirner ( die Julischen Alpen ), resp. deren Fortsetzungen hier nicht weiter erwähne, mache ich meine Leser darauf aufmerksam, daß sie im neuesten Bande der Zeitschrift über folgende Gegenden und Themata Belehrung finden: Dr. Georg Merzbacher: Der Tian-Schan oder das Himmelsgebirge; Dr.

Fritz Keichert: Aus dem Hochgebirge der Wüste von Atacama; Dr. H. Bertram: Hochtouren in den Zentralpyrenäen; Gustav Becker: Champex und -Umgebung; Hans Pfann: Zwei führerlose Touren in der Mont Blanc-Gruppe; Hans Barth und Alfred von Eadio-Radiis: Die Brentagruppe ( I. Teil ). Wie man sieht, Gerichte aus allen Ländern und, wie ich versichern kann, trefflich serviert. Zur Dekoration dienen 27 Vollbilder und 111 Textbilder. Unter den zeichnenden und malenden Künstlern treten E. T. Compton und M. Zino Diener besonders hervor; die Naturaufnahmen sind sehr oft von den Verfassern der Texte ( so Merzbacher, Pfann, Hoek ) oder von Fachmännern wie Benesch gemacht. Die Auto-typieclichés sind von Angerer & Göschl hergestellt, die Lichtdruckplatten von Bruckmann gemacht, der überhaupt, abgesehen von der Karte, den ganzen Buch- und Kunstdruck besorgt, ( wenn ich 's doch auch so gut hätte, denkt sich bei dem Anblick der Prachtausstattung der Redaktor dieses Jahrbuches ). Mit das schönste, um einen im Reich draußen beliebten Ausdruck zu brauchen, sind die Nummern 16 und 17 der Vollbilder, Vierfarben-Autotypien von Alphons Bruckmann nach Gemälden von M. Zino Diener. Als Beilagen figurieren: I. Karte der Allgäuer-und Lechtaler Alpen ( westlicher Teil ) in 1: 25,000, aufgenommen von L. Ägerter ( einem Schweizer, wenn ich nicht irreII. Teil des zentralen Tian-Schan, Teleaufnahme von Dr. G. Merzbacher ( größte Entfernung zirka 45 km. ).

Von dem überreichen Inhalt der Mitteilungen kann ich auch heuer nur eine approximative Übersicht geben; denn auch nur die Titel der größeren „ Mitteilungen " sämtlich aufzuführen, würde den mir für die Rezensionen noch verfügbaren Raum zu sehr und die Geduld des Lesers noch mehr in Anspruch nehmen. Ich erwähne immerhin, daß über die Hochalpenunfälle von 1905 Gustav Becker, und über die neuen Touren des Jahres 1905 in den Ostalpen Dr. Franz Hörtnagel in gewohnter Weise berichten. Hervorragende Tourenschilderungen sind: Die Nordkante des Crozzon di Brenta, von Fritz Schneider; Neue Touren im Nordzug der Palagruppe, von M. Hofmüller; Eine Ersteigung des Aconcagua, vom Redaktor; Eine Bergfahrt im Ruwenzorigebirge, von Rud. Grauer; Eine Überschreitung der Dent de Requin, von Eduard Hahn; Die Aiguille Verte, von Joseph Ittlinger; Thurwieserspitze und Ortler, von Margarethe Große. Unsere Skifahrer werden mit Interesse lesen: die Skifahrten im Riesengebirge, von Alfred Martin; eine nächtliche Schneeschuhfahrt zum Monte Pasubio, von Alfred von Radio-Radiis; über die Zugänglichkeit des Glocknergebiets für Skifahrer im Winter und Frühjahr, von Wilh. v. Arlt. Andere werden Nutzen haben von Artikeln wie: Schülerreisen, von Fritz Eckardt; Automobilverkehr auf Talstrecken, von Leopold Ritter von Stockert; Touristenschutzkleider gegen Nässe und Kälte^ von Ing. Franz Kranzer. Noch andere finden wohl Genuß an der Beantwortung der Frage: Wer ist der erste Ersteiger der KönigsspitzeP. Corbinian Steinberger, 1854 ) oder an der Plauderei von Dr. Karl Arnold: Über die Nützlichkeit und Notwendigkeit eines „ alpinen Knigge ". Kurz, Kollege Heß kann wie der Schauspieldirektor im Vorspiel zu Goethes Faust sagen: „ Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen. "

Redaktion.

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