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Zur ersten Mont Blanc-Besteigung

Hinweis: Questo articolo è disponibile in un'unica lingua. In passato, gli annuari non venivano tradotti.

Von Carl Egger.

Der B. August dieses Jahres hat die Erinnerung an die erste Besteigung des Mont Blanc vor 150 Jahren wieder wachgerufen, und es war bezeichnend, wieviel führende Schweizer Zeitungen trotz der grundlegenden Forschungen Heinrich Dübis und andrer Historiker wieder die alte Balmat-Legende aufwärmten. Sogar die « Schweizer Illustrierte Zeitung » hat sie nicht ganz zurückgewiesen und auf einer ganzseitigen Abbildung den damaligen Weg zum Teil falsch eingezeichnet gebracht. Man sieht daraus, wie gut das Trio der Widersacher Dr. Paccards, der Verleumder Bourrit, der Lügner Balmat und der Fabulierer Alex. Dumas, die Zeitgenossen und darüber hinaus die Nachwelt bearbeitet hatten, um die Verdienste des so wenig auf seinen Ruhm bedachten echten Bergsteigers Dr. Paccard für alle Zeiten zu schmälern. Und ist es einerseits bedauerlich, wenn auch begreiflich, dass Paccards Bericht über diese erste Besteigung nie im Druck erschienen ist, so bleibt es auf der andern Seite tröstlich, zu wissen, dass es schon damals vornehme, bescheidene Bergsteiger gegeben hat, die auf persönliche Reklame verzichten und lieber ihre grosse Tat beschweigen wollten, als sich auf unfruchtbare Polemiken mit geistig niedriger stehenden Neidern einzulassen.

Es steht heute fest, dass Balmat vor seiner Begleitung des Erstersteigers Paccard den Mont Blanc-Weg weder ausgekundschaftet noch begangen hat, vorher auf ihm also nie über die Grands Mulets hinausgekommen war. Um so wertvoller sind die einzigen authentischen Zeugnisse, die über den B. August 1786 existieren: es sind das die Angaben, die Paccard im « Journal de Lausanne » vom 24. Februar und 12. Mai 1787 veröffentlichen liess, sowie die Notizen, die sich H. B. de Saussure in seinem Tagebuch noch am Abend des 22. August, also 14 Tage nach der Besteigung, aufzeichnete, als er beim Vater Paccards zum Abendessen eingeladen war und Dr. Paccard genau über seine Beobachtungen ausgefragt hatte.Von Saussure darf man annehmen, dass er kein Wort hinzufügte oder wegliess, das nicht wirklich von dem Erzähler stammt. Da diese Zeugnisse wohl nicht allen Lesern gegenwärtig sein werden, halte ich es für nützlich, sie zu übersetzen und in Erinnerung zu bringen.

Die Einsendung Paccards im « Journal de Lausanne » vom 24. Februar 1787 lautet unter Weglassung des polemischen Teils:

« Jacques Balmat war vom Doktor nur gewählt worden, weil die andern beschäftigt und er allein frei war; er wurde nicht als Führer engagiert, sondern als Träger; Dr. Paccard hat ihn geführt und ihm Mut zugesprochen, er hat ihn aufgefordert, weiterzusteigen, als er umkehren wollte. Dieser war ihm ohne Zweifel behilflich, aber nicht beim Erreichen des Gipfels, den er im Laufschritt betrat. Balmat ist nicht als Erster oben angekommen, Herr Paccard besitzt dafür Zeugen; Balmat ist auch nicht ohne Belohnung geblieben, der Doktor hat ihm Geld gegeben. » Und das viel wichtigere Dokument vom 12. Mai 1787:

« Ich unterzeichneter Jacques Balmat, Sohn von J. F. Balmat von Pèlerins, Gemeinde Chamonix, bezeuge allen, die sich dafür interessieren, dass, nachdem ich gehört hatte, dass Dr. Paccard einen neuen Versuch auf den Mont Blanc plante als Fortsetzung seiner bisherigen, und da ich wusste, dass sein Führer abwesend war, ich ihm meine Dienste anbot.

Da er die Absicht hatte, den Weg über die Montagne de la Côte hinauf zu nehmen, welche Route wir am B. Juni vom MontBlanc aus [vom Dôme aus] als unmöglich erachtet hatten, zweifelte ich am Erfolg seiner Unternehmung: aber er sagte mir, dass er diese Gegend seit drei Jahren mit dem Fernrohr studiert habe.

Ich erkläre, dass wir ohne den regelmässigen Gang, den er aufrecht erhielt, niemals das Ziel erreicht hätten; dass er nicht aufgehört hat, mich aufzumuntern; dass er meine Arbeit geteilt hat, indem er sich manchmal selbst mit einem Teil der Last, die er mich tragen liess, belud; dass Herr Paccard, trotz meinem Wunsch, umzukehren, weil ich meiner Frau und meinem kranken Kind Hilfe versprochen hatte ( letzteres ist am B. April [Druckfehler für August] gestorben ), diese meine Vorstellungen für Ausflüchte nahm.

Er wollte nicht den gleichen Weg nehmen, wie wir bei unserem letzten Versuch [d.h. über den Dôme], sondern zielte geradewegs auf das Plateau, das am obern Ende des Bossons-Gletschers ist. Er bezeichnete mir selbst seinen neuen Weg, indem er mir auf einem Steilhang voranging, der am Fuss des Grossen Mont Blanc sich befindet. Da er mir immer gesagt hatte, dass wir auf diesem Berg übernachten werden, hiess er mich nach einem Lagerplatz Ausschau halten, sobald wir oben am Steilhang angekommen waren, während er noch etwas höher gestiegen war, um Felsen zu untersuchen; da sich keiner fand, beschloss er, noch am gleichen Abend den Gipfel, das Ziel unserer Forschungen, zu besteigen; er rief mich, ich folgte ihm. Im selben Augenblick sah ich etwas Schwarzes über meinen Kopf fliegen, es war sein Hut, den der Wind mit solcher Gewalt entführte, dass wir ihn nicht mehr zu Gesicht bekamen.

Der Herr Doktor stieg weiter mit grosser Leichtigkeit: wir kamen zu einem kleinen Felsen, hinter dem ich Schutz vor dem Wind suchte, während er ihn untersuchte und sich mit Steinen belud. Wir waren nun nahe am Gipfel des Berges; ich zog mich nach links, um einen steilen Schneehang zu meiden, während der genannte Herr Paccard ihn mutig überwand, um direkt auf den Gipfel des Mont Blanc zu gelangen. Der Umweg, den ich machte, verspätete mich ein wenig, und ich war genötigt, zu rennen, um gleichzeitig mit ihm auf dem genannten Gipfel anzukommen. :'Er machte Versuche, Beobachtungen, welche er notierte, er liess ein Zeichen zurück, und dann sind wir in aller Hast abgestiegen, abwechselnd in Bemerkung: Die runden Klammern gehören zum Urtext, die eckigen sind Ein-schiebungen von mir.C. E.

unsern Spuren und auf der Suche nach ihnen. Wir sind auf der Montagne de la Côte, wo Herr Paccard selbst schlief, auf der dem Gletscher zugekehrten Seite angekommen.

Er hat mich verköstigt, er hat mich bezahlt und hat mir das Geld ausgehändigt, das ihm für mich übergeben worden war.

Hiermit unterzeichnet im Dorf Chamonix am 18. Oktober 1786 in Gegenwart der unten genannten Zeugen: Jacques Balmat.

Gegengezeichnet: Joseph Pot und Joseph-Marie Crussa, aufgebotene und eigens gerufene Zeugen. ( Das Ganze, wie üblich, auf Stempelpapier ). » Die Tagebuchaufzeichnung de Saussures vom 22. August 1786 lautet:

« Wir besprachen längere Zeit des Doktors Mont Blanc-Besteigung: er sagt, dass er nahe am Gipfel grosse Hagelkörner im Schnee eingebettet fand, dass Neuschnee viel gefährlicher für die Augen sei als alter und dass dieser die Ursache für mehr als einen Misserfolg war. Ich orientierte mich über seinen Weg vollkommen. Nach Überqueren des Gletschers liess er den Grat schwarzer Felsen [Grands Mulets], auf dem meine zweite Hütte steht, weit links liegen und schwenkte zum Fuss des Dôme du Goûter hinüber, der hier .Grosser Berg'genannt wird. Er hielt sich nahe an seine Basis, sie immer zur Rechten lassend. Nach langem Aufstieg befand er sich auf einer grossen Ebene oder wenigstens einem nur sanft geneigten Schneehang, und, sich nach links wendend, erreichte er eine Art Schneebrücke zwischen zwei steilen und senkrechten aperen Felswänden. Er passierte den obersten Teil des linken Felsens, verfolgte die Basis des Mont Blanc-Gipfels ein Stück weit nach Osten und kehrte wieder nach Süden um, um den letzten sehr steilen und ziemlich mühsamen Hang zu besteigen. Auf dem Gipfel indessen war der Schnee weich, und es war leicht, das Barometer so tief als wünschbar hineinzustecken.

Vom Gipfel aus ist es möglich, einen sanften Abhang auf der Val d' Aosta-Seite hinabzusteigen und einige Felsen zu erreichen, die sich zu einem scharfen Kamm aufrichten [Mont Blanc de Courmayeur]. Er suchte dort nach einem passenden Biwakplatz, aber der Wind war überall gleich stark und kalt. Er fand am Fusse des letzten Hangs einige lose Steine auf dem Schnee und höher oben, vielleicht einige hundert Schritte unterhalb des Gipfels, jene zwei kleinen Felsen, die man von Chamonix aus sieht [Petits Mulets].

Viermal gaben Schneebrücken unter ihren Schritten nach, und sie sahen den Abgrund unter sich, entkamen aber einer Katastrophe, indem sie sich flach auf ihre horizontal auf den Schnee gelegten Stangen warfen und dann, indem sie ihre beiden Stangen nebeneinander legten, darauf über die Spalten hin-überrutschten. Er meint, es wäre ein ausgezeichneter Gedanke, eine Leiter zu verwenden. Der Ort, wo sie am meisten Spalten fanden, war in der Nähe der Felsen mit meiner zweiten Hütte. Er sagte mir, dass er seinen Erfolg zum Teil meinen Beobachtungen auf dem Buet über die Periodizität von Ermüdung und Erholung verdanke. Als sie eine beträchtliche Höhe erreicht hatten, beobachtete er, dass er genötigt war, Atem zu schöpfen und seine Kräfte sich erholen zu lassen, ungefähr alle hundert Schritte und später noch öfter, bis 44GZUR ERSTEN MONT BLANC-BESTEIGUNG.

herunter auf vierzehn Schritte. Aber nach einer Rast kamen seine Kräfte sofort wieder, wie ich es auch beobachtet habe.

Es wurde Mittag, bis sie auf der Höhe meiner zweiten Hütte waren, obschon sie um 4 Uhr von der ersten aufgebrochen waren, so dass man viel Zeit gewinnen und den Gipfel früh am Tag erreichen könnte, wenn man von der zweiten ausginge1 ).

Eine merkwürdige Beobachtung über Sonnenbrand und Schneeblindheit ist die, dass sie erst am nächsten Morgen auftreten. Sie kamen nicht ohne Halt herunter, wie gesagt worden ist. Sie pausierten vor Mitternacht auf der Höhe der Montagne de la Côte, und bis zu diesem Punkt litten sie unter keiner Beschwerde, erst am nächsten Morgen, als sie in der Dämmerung zur Rückkehr nach dem Prieuré aufbrachen, konnte der Doktor den Pfad nicht mehr genügend sehen und musste durch den Führer geleitet werden. Er sagt, es bilde eine der Gefahren des Biwaks, dass die Augen beim Erwachen schwach geworden sind. Immerhin ist es ein Hinweis dafür, dass gegen die starke Sonnenstrahlung Schutz gesucht werden sollte. Er bestätigte, dass in seiner Tasche die Tinte im Flacon gefroren war, ebenso das Fleisch im Rucksack des " Führers. Er glaubt, seine Hand sei bei relativ geringer Kälte erfroren, weil sein lederner Handschuh durch die Berührung mit dem Eis nass geworden war. Seine Hand war schwarz und gefühllos geworden, er brachte die Schwärzung durch Einreiben mit Schnee weg. Er fügt bei, dass seine Fingerspitzen jetzt noch ohne Gefühl seien. Er wechselte die Handschuhe mit Balmat, der ein Paar Pelzhandschuhe besass, worauf auch diesem die Hand erfror; sie wurde weiss und auf dieselbe Art durch Einreiben mit Schnee behandelt.

Er ist mit Pierre und Jacques Balmat derselben Meinung, dass die beste Zeit für die Besteigungen Anfang Juni wäre, weil die Spalten dann noch zu sind und Winterschnee fester ist als der in den Sommermonaten gefallene. Die langen Tage sind ein weiterer Vorteil. Die Ferne war nicht klar, geballter Dunst schien sich am Horizont zu bilden und zu lagern. Als sie das schon erwähnte Plateau am Fuss des Mont Blanc erreichten, wurden sie sehr ermüdet durch den Umstand, dass die Oberfläche des Schnees mit einer dünnen Kruste bedeckt war, die sie abwechselnd trug und unter ihren Schritten nachgab. Der Führer sagte ihm, er könne nicht mehr weiter, wenn er ( Paccard ) nicht die Führung von Zeit zu Zeit übernehme und vorspure, und er tat dies auf dem ganzen Weg bis zum Gipfel. Hier waren sie einem bitterkalten Westwind ausgesetzt, der ihnen den Atem benahm. Sie suchten zeitweiligen Schutz unterhalb des Gipfelkamms, fanden aber die Temperatur unerträglich. Sie konnten die Kälte nur dadurch aushalten, dass sie sich in ständiger Bewegung erhielten. Er hatte einen Kompass und glaubte, dass seine Abweichung auf dem Gipfel variierte.

Ich verbrachte den Rest des Abends damit, dies aufzuschreiben. »

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