Alpine Unglücksfälle 1904 | Club Alpino Svizzero CAS
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Alpine Unglücksfälle 1904

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Wie in den vorangegangenen Jahren, sind die tödlich verlaufenen, mit dem Bergsport ursächlich und örtlich zusammenhängenden Unglücksfälle wiederum in winterliehe, subalpine und hochalpine eingeteilt und die einzelnen Fälle in den drei Gruppen chronologisch aufgeführt.

A. Im Winter.

11. Februar. Zugspitze ( 2963 m ). Zwei Münchner Ingenieurkan-didaten, Jos. Zimmermann und Max Mayer, machten Besteigungen im Gebiete der Zugspitze und sind vom 1. Februar hinweg nicht mehr gesehen worden; der Vermißten Leichen wurden alsdann am 7. Februar unterhalb der Wiener Neustätterhütte, 200 m. voneinander entfernt, aufgefunden; die angeseilt Gewesenen scheinen mehrere hundert Meter abgestürzt zu sein. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 35; Alp. 1904, pag. 37.

214. Februar. Im Saluvertal ( Ober-Engadin ) verunglückte bei einer Skifahrt von drei Herren und zwei Damen der 36jährige Fabrik-herr Wienands, indem sich ein sog. Schneebrett loslöste und den Touristen mitriß und begrub; Wiederbelebungsversuche waren erfolglos. Alp. 1904, pag. 37.

3 ) 31. Dezember. Am Pragel ( Kanton Glarus ). Polytechniker J, Swirsky aus Zürich beging am Silvester Nachmittag mit einem Führer auf Skiern von der Schwyzerseite her den Pragel. Trotz Warnung entließ S. den Führer, um ins Klöntal abzusteigen, wo er alsdann den Tücken der Witterung, einem Schneesturm zum Opfer fiel, abirrte und dem Erfrierungstode verfiel, 20 Minuten vom Richisauhotel entfernt. Alp. 1905, pag. 22.

B. Im Mittel -Yorgebirge.

117. April. Salève. Wilh. Klein, 19 Jahre, sei, vermutlich infolge Steinschlags, anläßlich einer Sonntagstour, totgestürzt. M. D. O. A. Y. 1904, pag. 125; Alp. 1904, pag. 99.

215. Mai. Raxalpe. Fr. Odelga, 21jährig, ein guter Felskletterer, häufiger Alleingänger, stürzte in der Mitte des Bismarckaufstieges 300 m. tief ab, wiederholt mit dem Kopf aufschlagend, bis er mit den Füßen an einem Felsvorsprung hängen blieb, woselbst ihn der Führer Martin Kögel entdeckte; unter Mithülfe ließ sich K. hinunter, band die Leiche in einen Sack, stieg empor, die Leiche nach sich ziehend; der durch Drahtseile und gesprengte Tritte gesicherte Steig war verschneit, so daß O. wahrscheinlich durch Ausgleiten zu Fall kam. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 125 und 138; Alp. 1904, pag. 107.

321. Mai. Karlspitze ( Kaisergebirge ). Student G. Rauf er, der mit einem Begleiter emporgestiegen war, seilte sich beim Abstieg ab, damit sein Begleiter das um einen Felszacken gelegte Seil durchziehen könne, der es jedoch nicht zu stände brachte, weshalb R. die Randkluft übersprang-und drüben, trotz Steigeisen und Pickel, auf Schnee ins Rutschen kam and 15 m. tiefer auf einen Felsblock aufschlug. Der Begleiter versicherte den Körper des Besinnungslosen und eilte nach Hülfe, welche alsdann den Unglücklichen als Leiche, mit kompliziertem Schädelbruch als Todesursache, fand und zu Tale brachte. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 125 und 138; Alp. 1904, pag. 117.

4 ) 22. Mai, Pfingstsonntag. Raxalpe. Walter Kuhn, ein junger Wiener Bergsteiger, stürzte, als er versuchte, neben dem Reißthalersteig emporzuklettern, ab und war sofort tot. Das Ablösen eines Felsblockes soll schuld gewesen sein. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 125 und 138; Alp. 1904, pag. 107.

5 ) 23. Mai, Pfingstmontag. Im Säntisgebiet stürzte der 19jährige Bauzeichner Eug. Lohse aus Dresden zwischen Ebenalp und Seealp ab und wurde schrecklich zerschmettert unten aufgefunden. Er war in Gesellschaft aufgestiegen, trennte sich dann aber und ging trotz Abmahnung seiner Wege. Eine Zeitungsnotiz gibt als Unfallsursache Herzkrampf an! M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 139 und 148; Alp. 1904, pag. 99.

6 ) 23. Mai. Salève. Fritz Mirsch und Merkel, zwei junge Deutsche, in Genf jus studierend, wollten beim Abstieg abkürzen, wobei Mirsch in einen Steinbruch abfiel und einem Schädelbruch erlag. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 125; Alp. 1904, pag. 99.

7 ) 5. Juni. Pfaffenkogel. H. Karner, ein 18jähriger Gymnasiast, stürzte zu Tode in den von den Grazer Touristen als Kletterschule benutzten felsigen Ostabstürzen. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 138; Alp. 1904, pag. 117.

8 ) 5. Juni. Chamrousse. bei Grenoble ( 2255 m ). Student Fritz Krämer und Oppe Ervenwurden beim Abstieg von Nebel überrascht, gerieten, auf falscher Fährte, in steile Wände, woselbst O. E. zu Fall kam und dabei ein Bein brach. Kr. stürzte beim Hülfeholen selbst auch ab, und es wurde seine Leiche andern Tags beim Col des Escom-bettes gefunden; diejenige O. Ervens erst nach 3 Tagen. Alp. 1904, pag. 126.

911. Juni. Giewontspitze, in der Tatra. Advokat Sadowsky aus Warschau erstieg mit Direktor Sulimoski führerlos den Berg und stürzte beim Abstieg tödlich ab. Sein Begleiter mußte die Nacht an exponierter Stelle verbringen und wurde andern Tags durch Führer gerettet. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 173.

1028. Juni. Findelengletscher ( Wallis ). Advokat A. Rook, aus London, 52 Jahre alt, stürzte beim führerlosen Traversieren des Gletschers in eine schneebedeckte Spalte, woselbst ihn andern Morgens eine Hülfsexpedition tot fand, Stirne und Hinterhaupt verletzt. Alp. 1904, pag. 125.

1129. Juni. Todtenkirchl. im Kaisergebirge. Fritz Dürbeck aus München, ein bekannter Hochtourist, fiel im Abstieg bei einer Abseilstelle rücklings etwa 10 m. ab auf eine Platte; eine tödliche Kopfverletzung war die Folge. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 161; Alp. 1904, pag. 137.

1229. Juni. Hochthor, im Gesäuse. Joh. Hahn, Handelsgehülfe aus Wien, ein junger Bergsteiger, unternahm mit Freunden die erste Hochtour, nachdem er sich in der Kletterschule eine gewisse Fertigkeit angeeignet hatte. Nahe dem Gipfel waren die Kräfte verbraucht, und ungefähr an der Stelle, wo im Vorjahre O. Laubheimer niedergestürzt war, stürzte H., wohl infolge Erschöpfung, ab und blieb in einem Kar tot liegen. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 161 und 172; Alp. 1904, pag. 137.

1317. Juli. Argentièregletscher, im Mont Blanc-Gebiet. Miot und seine 20jährige Verlobte seien beim Begehen dieses Gletschers von einem durch die Hitze der letzten Tage erzeugten Wasserstrom überrascht und gegen Steine geschleudert worden, was ihren Tod zur Folge hatte. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 173 und 211; Alp. 1904, pag. 137 und 177.

Eine andere Version besagt, sie seien durch ein Couloir aufgestiegen, dessen Eiswände plötzlich einstürzten und so die Touristen auf der Stelle tötete.

1418. Juli. Am Sonnen-Joch ( am Aacliensee ) ist der Wiener Metallarbeiter Maratseheik abgestürzt und tot aufgefunden worden. Alp. 1904, pag. 137 und 173.

1519. Juli. Patria-Spitze ( 2400 m ) in der Hohen Tatra. Rechtsanwalt O. Wehr hatte mit einem andern Berliner und zwei Führern die Besteigung unternommen. Einen als gefahrvoll bekannten Weg weigerten sich die Führer einzuschlagen, so daß die beiden es allein wagten, dabei aber an eine exponierte Stelle gerieten, woselbst Wehr, angeblich infolge Brechens seines Bergstockes, in eine 40 Meter tiefe „ Schlucht " abstürzte und tot war; der andere erlitt schwere Verletzungen. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 173; Alp. 1904, pag. 149.

1620. Juli. Am Kienberg in Tirol ist der 18jährige Alfr. von Prochaska aus Wien bei der sogenannten „ gelben Wand " zu Tode gestürzt. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 173; Alp. 1904, pag. 149.

1720. Juli. Cape de Moine ( 1946 m ) bei Les Avants. Frl. G. v. Odmann, eine 22jährige Engländerin, hatte mit zwei jungen Engländern den Gipfel beinahe erreicht, als sie plötzlich einen steilen Hang hinunterfiel und sich dabei Verletzungen zuzog, denen sie die gleiche Nacht erlag. Alp. 1904, pag. 137.

183. August. Am Großen Friedrichskopf in den Hohen Tauern, Glocknergruppe, ist Gymnasiast W. Waizer zu Tode gestürzt, indem bei Überkletterung eines überhängenden Felsblockes eine Platte, die er ergriff, ausbrach und die andere Hand das von seinem Bruder gebotene Seil, das er sich nicht um den Leib band, sondern nur um die Hand wand, nicht mehr festzuhalten vermochte. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 18.7; Alp. 1904, pag. 169.

195. August. Padatinerkogel ( 2068 m ) bei Gries. Prof. Feller aus Zittau, der oft allein im Gebirge ging, ist von der Besteigung besagten Aussichtsberges nicht zurückgekehrt und erst den 28. Oktober von einem Bauern als Leiche am Fuße eines Abhanges aufgefunden worden. Alp. 1904, pag. 210.

206. August. Pfeife, Kt. Bern ( 1669 m ). Rob. Bieri, Lehrer in Bern, 26 Jahre alt, bestieg den Berg mit 2 jungen Damen. An scheinbar ungefährlichem Vorsprung wollte er einen Bergstock schneiden, glitschte aus ( er trug ungenagelte Schuhe ) und stürzte kopfüber in den Abgrund. Ein Schädelbruch führte den sofortigen Tod herbei. Alp. 1904, pag. 149.

2120. August. Auf dem Schinder ( bayr.tiroler Grenze ) verunglückten die zwei jungen Münchner Heiden ( Chemiker ) und Wolff ( Bautechniker ). Ihre Leichen, die man am 23. August im Schinderkar gefunden, ließen auf einen'hohen Absturz aus einem steilen Kamin der Schinderwände schließen. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 211; Alp. 1904, pag. 169 und 177.

2221. August. Säntis. Nahe der Thierwies-Clubhtttte stürzte infolge Fehltritts der 26jährige Zeichner Schwendimann über einen Felshang ab. Seine Begleiter brachten ihn von der Schwägalp, wo er noch lebend gefunden wurde, mit großer Mühe zu Tal, woselbst er in der gleichen Nacht den Folgen eines Schädelbruches erlag. Alp. 1904, pag. 160.

2325. August. In den Laaser Bergen ( bei Meran ) des Ortlergebietes verirrten sich im Nebel zwei Stuttgarter Touristen, Ähnelt und Grunding, beim Übergang über das Zay-Joch ( 3250 m ); sie gerieten in die Felshänge der Tschengelser Hochwand, wo sie biwakieren mußten. Am 26., andern Tages, verloren sie sich bei dem Versuch, ins Tal abzusteigen; G. gelang dies schließlich, nachdem er noch eine dritte Nacht biwakiert hatte. Die Leiche des Ähnelt fand die alarmierte Rettungs-gesellschaft am 30. August in den Felsen jener Gegend. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 210 und 219; Alp. 1904, pag. 177 und 186.

24 ) 28. August. Auf dem Reichenstein, im Gesäuse ( Steiermark ), ist der 35jährige Beamte Jul. Weber bei in Gesellschaft ausgeführter Besteigung vorausgegangen und plötzlich auf mit Neuschnee bedecktem Rasenhang ausgeglitten, um nach mehrmaligem Aufschlagen in einer Schlucht zu verschwinden, wo ihn seine Begleiter mit zerschmettertem Kopfe fanden. W. unterschätzte wohl die Xeusclmeegefahr und ermangelte eines Pickels. M. D. Ö. A. 1904, pag. 210; Alp. 1904, pag. 177.

2518. September. Ruchenköpfe bei Schliersee. Zwei Münchner Touristen, Hämmerle und Heisinger, unternahmen über die Westwand den Aufstieg- auf die beschwerlichen R.r wobei der voranschreitende H. den Halt verlor und seinen angeseilten Freund mit in die Tiefe riß, wo die verstümmelten Leichen gefunden wurden. Beide waren der Sache offenbar nicht gewachsen gewesen und ihre Kräfte aufgezehrt. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 219; Alp. 1904, pag. 177.

2618. September. Säntis. Schriftsetzer Walser von St. Gallen wollte alleingehend vom Säntis zum Altmann hinüber und fiel dabei an gefährlicher Stelle 100 in. ab. Die zerschmetterte Leiche wurde 8 Tage später aufgefunden und geborgen. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 232; Alp. 1904, pag. 178.

27 ) 18. September. Salève. Molkereiangestellter G. Schneeberger aus Genf stürzte, als er mit Freund Schautz zum Abstieg einen anscheinend kürzern Weg einschlagen wollte, plötzlich in die Tiefe, woselbst ihn eine Expedition in der sog. Petite Gorge mit gebrochenem Rückgrat auffand. M. D. O. A. V. 1904, pag. 219; Alp. 1904, pag. 177.

28 ) 10. September. Ellmauer Haltspitze, im Kaisergebirge. W. Kayser und G. Edler. W. Kayser, 30jährig, etwas korpulent, trennte sich unterwegs von seinem Gefährten, um auf besonderem Weg die Spitze zu erreichen, wobei er von der Südwand abstürzte und als Leiche auf den Geröllhängen unterhalb aufgefunden wurde. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 219 und 232; Alp. 1904, pag. 186.

29 ) 29. Oktober. Cima di Capessone, Penninische Alpen. K. Rubi-nelli zu Tode gestürzt. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 259.

30ti. November. Raxalpe. Dr. Spannagel, Präsident des österreichischen Touristenclubs, kam beim sog. Inntalerband, einer sehr schwierigen Anstiegslinie, die er unangeseilt und ohne Kletterschuhe ausführte, vor den Augen seiner Gefährten zu Fall ( ob infolge Griffausbruches oder plötzlichen Unwohlseins, ist unsicher ) und stürzte mehrere hundert Meter ab. Die Leiche zeigte zerbrochene Glieder und zerschmetterten Schädel. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 259; Alp. 1904, pag. 210.

3115. November. Dent de Lys. Bei Überschreitung einer vereisten Platte stürzte Ansermont infolge Ausgleitens 50 m. ab und blieb mit zerschmettertem Schädel tot liegen. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 273.

C. Im Hochgebirge.

1 ) 4. April. Grieskogel ( 2887 m ), in den Stubaier Alpen. Eine Gesellschaft von 6 Personen, darunter 2 Damen, wollte am Ostermontag über den Westgrat auf die im Sommer leicht zu ersteigende Spitze gelangen. Plötzlich brach beim Queren eines steilen Hanges eine gewaltige Schneemasse los. 3 konnten sich retten, die andern wurden 800 m. mitgerissen; 2 im Schnee Verschüttete wurden fast unversehrt hervorgezogen, nur der Schriftsetzer Fritz Müller fand den Tod; seine Leiche wurde am 25. April aus der vielleicht von der Gesellschaft selbst veran- laßten Lawine hervorgegraben. Sie war nur am Knie und an der linken Hand verletzt, so daß der Tod offenbar durch Erstickung erfolgte. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 89 und 112; Alp. 1904, pag. 79.

2 ) 5. Juni. Wetterhorn ( 3708 m ). Zwei Spenglergesellen, Schlaginhaufen und Joos, unternahmen, trotz Abratens, eine führerlose Besteigung dieses Gipfels; nach großen Anstrengungen bei Verfehlen der gewöhnlichen Route gelangten sie auf die Spitze. Beim Abstieg trafen sie zwei Zürcher Clubisten, denen sie sich anschlössen. Am großen Couloir, 2 Stunden oberhalb der Glecksteinhütte, löste sich Schlaginhaufen vom Seil, kam ins Rutschen und stürzte kopfüber hinab über die steile Schneewand auf den Krinnengletscher, wo ihn die Httlfskolonne als Leiche holen konnte. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 148; Alp. 1904, pag. 107.

3 ) 4/5. Juni. Dreitorspitze, im Wettersteingebirge. Chemiestudent Paul Thorwart, 21jährig, ist vom Ostgipfel abgestürzt und tot aufgefunden worden. Weil er allein gegangen, fehlt jeder Anhaltspunkt über den Hergang. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 148; Alp. 1904, pag. 117.

412. Juni. Dreitorspitze ( 2633 m ). An derselben Stelle, wo 8 Tage zuvor Thorwart abgestürzt war, fiel Pharmazeut Alex. Strof, aus Wiesbaden, ab. Die Partie bestand aus 4 Herren. Beim Einstieg in die Felsen stellte sich Nebel ein. Pharmazeut König hatte die Höhe erreicht und bot Strof das Seil an; wohl infolge eines Schwächeanfalls ließ er los und stürzte in die Tiefe, wo der Leichnam später gefunden wurde; des starken Nebels wegen war an eine sofortige Bergung nicht zu denken. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 148; Alp. 1904, pag. 126.

519. Juni. Doldenhorn ( 3647 m ). Von 3 Medizinstudenten in Bern glitschte auf dem Abstieg beim Passieren des ( kl. ) Doldenhorngletschers Keller aus und stürzte in die Tiefe eines Schrundes, Krebs mit sich reißend, während Fauconnet, oben bleibend, sich verankern konnte. Das Seil riß. Die beiden kamen 35 m. tief unten auf vorangestürzte Schneemassen, so daß sie nicht eingeklemmt wurden. F. eilte zu Tal, und sofort machte sich eine Rettungskolonne auf und konnte die beiden, nach 12stündigem Verweilen in der Gletscherspalte, lebend emporheben. Schwer verwundet starb aber der eine ( Keller ) noch dieselbe Nacht in der Clubhütte trotz ärztlicher Hülfe. Krebs, ebenfalls schwer verletzt, wurde mit viel Mühe zu Tal getragen. Er trat hernach in Spitalpflege für Rück-gratsverletzung mit Lähmung der untern Extremitäten. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 148; Alp. 1904, pag. 116.

6 ) 30. Juni. Gamchigletscher ( Berner Oberland ). Schneidermeister Kubasch wollte allein und ohne Führer von der Blümlisalp-Clubhütte über Gamchi- und Tschingelgletscher nach Lauterbrunnen; den 9. Juli fand eine Führerkolonne in einer Gletscherspalte dessen Leiche, die sie zu Tal brachte. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 173; Alp. 1904, pag. 149.

728. Juli. Gabelhorn, bei Zermatt, 4095 m. Prof. Demelius aus Innsbruck mit Führer Jos. Tembl gelangten bis wenig unter den wegen seines brüchigen Gesteins berüchtigten Gipfel. Ein Steinblock, an welchem sich Prof. D. emporziehen wollte, löste sich und riß ihn in die Tiefe. Der vorangekletterte Führer vermochte ihn nicht zu halten und wurde nachgerissen. Die Leiche des Touristen wurde auf dem Trift-Gletscher gefunden, des Führers Leiche 500 m. unter dem Gipfel in den Felsen. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 187; Alp. 1904, pag. 148; A.J. 1904, Heft 166.

87. August, Höllentalspitze ( Zugspitzkette ). Der eifrige Sportmann Puckshof er, 26 Jahre alt, stürzte beim Abstieg zur Knorrhütte über eine fast senkrechte Platte ab und schlug mit dem Kopfe auf Felsen auf, so daß er tot liegen blieb. Sein Begleiter kam ebenfalls mehrere Male, aber ungefährlich, zu Fall. Der Anstieg war anstrengend und die Abstiegroute fiel in die Nacht. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 120 und Nr. 16; Alp. 1904, pag. 160.

911. August. Zebru ( 3735 m ), im Ortlergebiet. Dr. Spitzauer aus Wien, der mit 3 Begleitern dort herumkletterte, stürzte an gefährlicher Stelle mit einem großen Steine in die Tiefe, von wo sein Leichnam erst am 28. August unter Steinschlaggefahr mühsam geborgen wurde. M. D. Ö.A.V. 1904, pag. 211; Alp. 1904, pag. 160 und 177.

1013. August. Roussette ( 3261 m ) bei Arolla, Val d' Hérens. Prof. Gourney, ein Engländer, war mit der Absicht, diese Spitze zu besteigen, aufgebrochen und nicht zurückgekehrt. Seine Leiche fand sich am Fuße einer Felswand. Alp. 1904, pag. 160.

1114. August. Kärpfstock in den Glarner Alpen ( 2797 m ). Cam-panini hatte mit andern Mitgliedern eines Turnvereins den Kärpfstock bestiegen, stürzte beim Abstieg ab und wurde als verstümmelte Leiche aufgefunden. Alp. 1904, pag. 159.

1221. August. Tödi ( 3623 m ). Beim Abstieg eines Herrn Fischer aus Zürich mit den Führern Rupp und Kubli mußten sich alle 3 vor niedergehenden Steinen flüchten und stürzten über einen eisigen Hang ab. F. und R. blieben unverletzt, Kubli schlug mit dem Hinterhaupt auf einen Stein auf und erlitt so einen tödlichen Schädelbruch. Alp. 1904, pag. 159.

1321. August. Calanda ( 2808 m ). Mehrere junge Leute von Chur machten zusammen eine Sonntagsbesteigung. Beim Steinmann auf der Spitze kam Afr. Bücheli auf eine lose Platte zu stehen; sie gab nach, B. kam ins Rutschen und stürzte in die Tiefe ab, woselbst sein Leichnam später gefunden wurde. Alp. 1904, pag. 160.

1421. August. Am Selbsanft ( 2750m ) in den Glarner Bergen verfehlten zwei Polytechniker, Schübeier und Flumser, den Einstieg. Auf steilem Rasen riß Seh. mit den Steigeisen eine Grasscholle auf und kam zu Fall, stürzte in die Tiefe und wurde als Leiche gehoben. Alp. 1904, pag. 159 und 165.

15 ) 30. August. Gran Paradiso ( 4052 m ), Grajische Alpen. Vier englische Bergsteiger ( Clay, Meryon, Winterbotham und Wright ), welche im Laufe des August eine Reihe führerloser Touren ausgeführt hatten, erstiegen den Gipfel führerlos; sie wurden von einem Freunde aus der Ferne beobachtet, bis sie sich beim Abstieg durch Überschreiten eines Grates seinen Blicken entzogen. Da sie abends nicht zurückkehrten, wurde eine Hülfskolonne organisiert, welche den 2. September am Fuße des Lavetiau-Gletschers die vier Leichen auffand. Als Ursache der Katastrophe wird das Ausgleiten beim Begehen der mit Neuschnee bedeckten eisigen Hänge vermutet. Alp. 1904,pag. 177, und 1905, pag. 10; A.J. 1904, Heft 166.

Die Zusammenstellung ergibt im ganzen 49 Unglücksfälle ( 3—|—31 +15 ) mit öS Opfern ( 4-J-35+19 ), darunter 2 Führer, gegenüber 41 Fällen und 54 Opfern des Jahres 1903, eine kleine, bei Berücksichtigung des bergsteigerisch günstigen Sommers und des stetig zunehmenden Besuches des Gebirges, wohlverständliche Vermehrung.

Von den 3 winterlichen Unglücksfällen ist einer dem Hochgebirge zuzuzählen, so daß im ganzen 16 hochalpine Fälle 33 subalpinen gegenüberstehen.

14 der 16 Hochgebirgsunfälle betrafen Führerlose! Alleingänger waren unter den 16 nur 3; die übrigen 13 Hochtouren waren zu 2, 3, 4 oder 6 Personen ausgeführt worden.

Die Ostalpen figurieren mit 25, die Westalpen mit 2, die Zentralalpen mit 22, die Schweiz speziell mit 20 Fällen.

Elementare Gewalt in Form von Stein- oder Eisschlag, Wetterumschlag, Nebel, Lawinen war siebenmal, Ortsunkenntnis fünfmal, Erschöpfung fünfmal, Ausgleiten achtmal, Griff- oder Standausbruch viermal, Neuschnee dreimal, mangelhafte Ausrüstung einmal schuld am Unglück.

Bei Hinzunahme von 27 registrierten, nicht alpinistischen Todesfällen in den Bergen ( Wildheuer-, Arbeiter-, Jäger-, Militärunfälle ), 11 Edel-weiß- und andern Blumenopfern, 6 unaufgeklärten Fällen, 8 Leichenfunden von im gleichen Jahr im Gebirge Verunglückten, 7 Vermißten würde die Verlustliste von 58 auf 117 Opfer der Berge ansteigen und die Zahl der alpinen Unglücksfälle sogar 149 ausmachen, würden 32 nicht tödlich verlaufene Fälle beigerechnet.

Dr. W. Kür Steiner ( Sektion Bern ).

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