Berglieder
Nun habt ihr mich in euer Sein gefangen, o Berge; nie mehr kann ich von euch los.
Ihr seid mir wieder herrlich aufgegangen, wie Welt und Gott, in Einem riesengross.
Ich atme eure weiten Visionen wie eure Luft und werde Segens voll und ziehe mich verklärt durch alle Zonen und trinke aus dem Quell, der euch entquoll.
Da fühl ich Glanz durch alle Adern rinnen und Keusche und gebräunte Männlichkeit, die urgewachsen im Geburtbeginnen und aufgestellt in ewigem Widerstreit.
Ich preis euch Brüder, und ich heiss euch heilig und stehe stolz mit euch im Lichte da und breche Sonnenkreise, siebenteilig, und bin der Erde und den Himmeln nah.
Die Glocke tönt im Tal. Die Berge schweigen und stehn ergriffen und voll Seligkeit. Die Luft erzittert leicht. Die Töne steigen in ihre Stille wie von letzter Last befreit. Ein dunkler Vogel fliegt im Silberschimmer voll Majestät dem Horizonte zu. Die Wimper flieht den überreichen Flimmer des Firns und schliesst sich voller Ruh. Die Seele sinnt und findet ihren Frieden im heiligen Tag und zieht sich ganz zurück. Sie fühlt sich jenseits nicht und nicht hienieden, sie bebt ergriffen wie entschlafenes Glück.
Hans Volkmar.
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