Die Lauterbrunner Monographie des Johannes Rudolf Nötinger | Club Alpino Svizzero CAS
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Die Lauterbrunner Monographie des Johannes Rudolf Nötinger

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Kritisch erläutert von Othmar Gurtner ( Sektion Lauterbrunnen ).

Als der Pfarrhelfer von Nidau nach fünfjähriger Amtstätigkeit im Jahr 1770 auf der Pfrund in Ringgenberg am Brienzersee seßhaft wurde, da ist es ihm ergangen wie so manchem, der auf Grund seines gebildeten Wissens in Art und Wesen der Berner Oberländer eindringen wollte: er blieb an der bilderreichen Oberfläche stecken und vermochte seinen Darstellungen weder Leben noch warmäugige Glaubwürdigkeit zu verleihen. In emsiger Arbeit hat Johannes Rudolf Nötinger die ihm zugänglichen Gebiete seiner näheren Umgebung erforscht und in kurzer Zeit für die Ökonomische Gesellschaft vier Preisarbeiten verfaßt, deren jedoch keine einzige des Druckes oder der Annahme gewürdigt worden ist. Das Schicksal dieser Arbeiten verkroch sich samt dem Namen des Verfassers in der Bibliothek der Ökonomischen Gesellschaft und anderen bibliophilen Sammlungen, während eine Abschrift unserer Lauterbrunner Monographie auf krausem Umweg die Obhut der Kustoden floh und hier ungekürzt das Licht der Welt erblicken darf.

Raritetenkasten

von

LAUTERBRUNNEN

das ist

Phisisch Topographische Beschreibung, der Thalschaft Lauterbrunnen.

Thalschaft Lauterbrunnen.

l1).In der ganzen Schweiz, in ganz Europa, ja vielleicht auf der ganzen weiten Oberfläche unseres Erdballs findet sich wohl keine Landschaft, auf welcher in einem so kleinen Bezirke von etwelch Meilen so viele abwechselnde und verschiedene Naturseltenheiten beisammen anzutreffen, als in der kleinen Bernerischen Oberländischen Thalschaft Lauterbrunnen, denn da sieht man ein von hohen Felsenmauern eingeschlossenes, zwar enges aber an Land und Leuten fruchtbares Thal, das mit einem 1 ) Die seitlich beigefügten Zahlen beziehen sich auf die Bezifferung der Urschrift.

Die Lauterbrunner Monographie des Johannes Rudolf Nötinger.05 fischreichen Fluß in verschiedenen Krümmungen durchschlängelt wird; etwelch Stunden hochgelegene Bergdörfer, in denen etwelch Hundert Viehhirten mit Weib und Kindern ihren ruhigen Aufenthalt haben, vortreffliche krautreiche Wiesen und Viehweiden, die mit großen Heerden allerhand Viehes besezt werden, denselben Futer und den Einwonern Narung und Kleidung und Unterhalt verschaffen; wie auch eine Kirche samt einem geistlichen Hirten, der dieser seiner Christenheerde vorsteht. Ferners, ungeheure Felsenwände von verschiedener seltsamer Struktur; von Schnee und Eis aufgetürmte hohe Berge und tiefe Thäler; in die Wolken emporragende, mit ewigem Eis bedeckte unzugängl. Felsenspizen, fruchtreiche mit den vortrefflichsten Kräutern und Wurzeln bewachsene Alpen; auf denen auch die schönsten Waldungen stehen, in denen allerhand Thiere und Geflügel ihre Wohnung haben; Flüsse, Bäche, Brunnquellen die ihr kristallhelles Wasser hervorrieseln und sich schäumend und staubend in allerhand reizenden Vorstellungen und ergözenden Naturspielen zu beiden Seiten der Thalschaft von einer hohen Felsenwand auf die andere herabstürzen2.

allerhand Mineralien, welche die kalen Felsenberge und Fruchtbaren Alpen in ihrem Schoose aufbewaren und die dem forschenden Auge eines Mineralogen und Berg-werkskundigen nicht entgehen und zum Theil auch wiirkl. bearbeitet und genuzet werden, wie denn diese Beschreibung des mereren ausweisen und erörtern wird. So daß die Thalschaft Lauterbrunnen mit nichts passenderem, als einem Raritetenkasten oder gar mit einem Naturalienkabinet verglichen werden kan.

Was Wunders dann, wenn selbst Fürstliche und andere Personen beiderlei Geschlechts, aus allen Nationen Eüropens diesen Natur-Wunderkasten besuchen und selbigen zwar meist nur mit einem flüchtigen Auge begucken. Wir aber wollen uns darmit nicht begnügen sondern diesen Kasten vielmehr zergliedern, eine Seltenheit nach der andern herauslangen, und mit einem phisisch-topographisch-forschenden Auge am hellen Licht betrachten1 ).

Laßt uns nun zuerst und überhaupt dis ganze mit hohen abgeschnittenen Felsen3.

wänden rings herum umschlossene Thal so wie es da in seiner Tiefe, Länge und ThalschaftöLauter- Breite vor uns steht, betrachten.trunnen.

Die Thalschaft Lauterbrunnen lauft von Norden gegen Südwest und hält in Lage. seiner ganzen Oberfläche mit Einschluß der Bergen, von einem Ende zum andern einen Umfang von vier quadrat Meilen, oder Sechszehen Stunden in sich.Umfang.

Seinen Namen hat es von denen vielen Wasserbrünnen die in diß Thal hinunter- Namen. fließen, und heißet mit Recht Lauterbrunnen, es seye nun von der Natur dieser Lautern hellklaren Bergquellen od. aber v. d. Menge derselben, Lauter- d. i. nichts als Brünnen herzuleiten; wie den auch jener Reisende als er befragt worden, was er in diesem Thal gesehen, geantwortet, Lauter Brunnen2 ).

Othmar Gurtner.

Grenzen.Diese Thalschaft g r ä n z t gegen Morgen bei dem Eigergletscher und Wargistall- Alp an Grindelwald Rechtsame; Mittags bei dem Tschingelgletscher an das Wallis-Land, Abends hinter d. Alp Sevinen an das Frutigthal und Mitternachs gegen Zwey-lütschenen an das Landgericht Interlaken, als zu welchem Amt diese Thalschaft nun auch seit 1487 gehört und seitdeme ihren eigenen Kirchensaz hat, nachd. sie vorh. ein Filial von Gsteig gewesen; auch ein eigen Gericht ausmacht, da sie vorher unter verschiedenen Herrschaften Unspunnen, Weisenau, Gotteshaus Interlaken gestanden ).

Die Lauterbrunner Monographie des Johannes Rudolf Nötinger.

Das Klima ist über- 4. haupt zu Berg und Thal Klima, mehr oder weniger win-terig, rauhe und kalt, aber gesund für Mensch und Vieh, wegen der feinen elastischen Luft und Bergwinden, die das Thal durchwehen, meist rauhe Nordwinde, wie auch der warme trök-nende Südwind Phon, und obgleich im hohen Som- mer wegen der Konzen- tration und Reverberation der Sonnenstrahlen, welche die Felsenwände zu beiden Seiten des engen Thales erhizen, den Tag über ein fast unausstehliche Hize sich befindet, so kühlet doch, besonders am Morgen und Abend die kalte Gletscher Luft solche merklich ab; da das Thal auch bey hellstem Himmel stets einer durchwehenden Bergluft ausgesezt ist. Im höchsten Sommer geht die Sonne über diß Thal um 7 und in den kürzesten Tagen erst gegen 12 Uhr auf; ist überhaupt vielem Nebel auch frühen und starken Reifen ausgesezt, besonders auf d. Seite der kalten Lütschinen die keine Blüthen und Früchte an Obstbäumen, Kirschen und Zwetschgen ausgenommen, durchkommen lassen, der Schnee fällt oft schon im ber ligt tief und bleibt bis zu Ende Aprills.

Die ganze Thalschaft und Kirchge- Eintheilung in meinde wird in drey verschiedene Bäürdten Wengen, Mirren und Gimmelwald und diese wiederum in fünf abgesonderte Studie zum „ Schwinget in Lauterbrunnen ".

Von G. Lory, Sohn, Kunstmuseum Bern.

kirche begnügen und darin nur Taufe, Begräbnis und andere Sakramente nach ihrem Bedürfnis begehen, Kosten und Unterhalt selber bestreiten und dem Leutpriester von Gsteig, der zu wöchentlich zweimaliger Besorgung der Kirche verpflichtet ist, Heu für das Roß und zu seinem Bedürfnis ein Haus stellen und sämtliche Einnahmen aus Opfergaben und Steuern an den Leutpriester entrichten. Es folgt eine Ermahnung, treu und ergeben dem Leutpriester von Gsteig zu verbleiben. Mithin war der Schuß hinten hinaus gegangen, denn es ist schwer glaubhaft zu machen, daß die „ Notdurft nach geistlicher Kost " die Lasten und Bürden des Unterhaltes aufwog. Tatsächlich wird 1506, also nach fast dreißigjähriger Filialzeit der Lauterbrunnerkirche durch Spruch des Rats und des Schultheissen von Bern ein eigener Priester zuerkannt. Der Kirchensatz kam erst 1528 nach Aufhebung des Klosters an den Staat.

Othmar Gurtner.

Bevölkerung.

Rodten — die Mirren- Gimmelwald- Schiltwald- mittelste — und äußerste Rodte abgetheilt, wovon die drey lezteren zur Wengen Bäürdt gehören.

Die ganze Kirchgemeinde besteht aus 211 bewohnten und unbewohnten Häusern od. Firsten, darinnen 213 Haushaltungen und zwischen 8 à 900 Einwohner sich befinden, samt dreyen Schulen. Diese Thalschaft hat sich in den lezten 10 Jahren um 69 Personen vermehrt ' ).

Was den insbesonders die Einwoner dieser Thalschaft betrifft, so sind dieselben in ihrer äüßerl. Bildung und Natur meist wolgewachsen und von starken nervösen Gliedmaßen, die Weibsbilder besonders von weißer und zarter Haut, ihre Kleidung gemeine Oberländer Tracht von Brauner, Schwarzer und grauer Handwolle, ihre Wonung geringe niedere hölzerne Hütten, mit Schindeln und Steinen gedekt; ihre Narung Käs, Zieger, Milch, gedörrtes Fleisch, Erdäpfel, nebst etwas Gartengewächsen.

Ihre Sitten ( Gebräuche ) und Gewohnheiten bey Kindtauf, Hochzeiten und anderen anlassen kommen auch mit denen im ganzen hiesigen Oberland gemein herrschenden und schon näher beschriebenen überein und sind verschwenderisch.

In ihrem Gemüts-Karakter aber zeichnen sich diese Thalleüte eben nicht auf eine vortheilhafte und ruhmliche Weise vor vielen andern ihrer benachbarten aus, sind zwar äußerlich überaus höflich und schmeichelnd im Herzen aber falsch und heimtükisch, stellen sich sehr einfältig scheinend sind aber listig und verschlagen; auch grob zornmütig und rachgierig, wenn sie nur wenig darzu gereizet werden, woraus den alsobald Streit und Zank und häufige Schlägereyen entstehen, zwar dienstfertig genug, wenn ihr Eigennuz darmit genähret werden kann; bey Hause zwar haushälterisch, aber außer demselben eher dem Trunk ergeben, da nur im Thalwirtshaus jährl. bey 70 Säum Wein meist durch die Einwoner vertrunken werden; daher sind die meisten auch in schlechten Vermögens Umständen meist Bättelarm, unbemittelt und tief in Schulden, wormit ihre Güter fast durchgehends verhaftet sind; dabey aber arbeitsam, und lassen sich keine Mühe dauern, etwas zu verdienen8 ).

Ihre Arbeit ist ziemlich mühsam und beschwerlich in Holz und Feld; zu Berg und Thal; müssen des Tags zweymal, oft etwelche Stunden weit in allerley Witterung, zur Futerung ihres Viehes; die Waldungen sind höh und gefährl. Die Viehweiden entlegen, und das Heüland meist bergig und den Schneelauinen hin und wieder ausgesezt, sind aber zu diesen Beschäftigungen gewönt und abgehärtet, so das sie dabey auch eine feste dauerhafte Gesundheit genießen, auch eben keinen besonderen herrschenden Krankheiten unterworfen sind, gelangen aber selten zu einem hohen Alter, da Wein und starke Getränke mit der Milch nicht zusammen dienen, daher auch öfters kalte Fieber, Auszerung und Wassersucht, besonders da sie ihren Leib selten reinigen hingegen allzu oft und allzu stark Aderlassen. Da sie auch gar nicht indüstrios sind, auch keine Handwerker und Gewerkschaften sich unter ihnen befinden, so ist ihr Handel auch sehr geringe, da die meisten den Abnuz der ihnen ihr Vieh ver* 5.

Einwoner Bildung. Kleidung.

Sitten und Gewohnheiten Gemüts-Karakter.

Vermögens-Umstände.

Arbeit. 6. "

Krankheiten.

Handel.

Die Lauterbrunner Monographie des Johannes Rudolf Nötinger.

schaffet; zu ihrem eigenen Unterhalt gebrauchen, etwas weniges in Käs und Vieh ausgenommen, das aus dieser Thalschaft verführt wird, davon die Losung aber meist zur entrichtung ihrer Schuldzinsen nach Bern kommt 1 ). Da Wir nun bis dahin diese Thalschaft nur obenhin im ganzen betrachtet, so wollen wir jezt auch eine Bäürdt und Dorfschaft nach der andern vor uns nemen und einzeln betrachten.

Dort gegen Aufgang auf der linken Seite beym Eintritt in die Thalschaft Berg, Dorf & liegt eben auf dem Berge ein zerstreutes Bergdorf Wengen genannt, das mit Bäüert Wengen.

Innbegriff einiger Häuser im Grund eine eigene Bäürdte gleichen Namens ausmacht und der Berg, darauf es steht, heißt der Weng-Berg, diese Dorfschaft ist von einer halben Stunde in die Länge und einer Stunde in die Breite, ist auch eine gute Stunde den steilen Berg hinauf von der Kirche entlegen. Diese Bäürdte ist an 7.

Land und Leuten die größte und auch die nuzbarste unter allen, Hält 66 Häuser, 68 Haushaltungen und 210 Einwohner in sich, nebst einer Schule2 ).

Das Land aber, das in 240 Kühwinterung Bauland bestehet, ist gut, krautreich, trocken und hat keinen Mangel an gutem Wasser. Da es der Morgen- und Abend Sonne ausgesezt ist, so ist es auch den Pflanzungen sehr dienlich, daher dort die schönen Getreide Plätzen, die mit dem schönsten Dinkel Waizen, Hafer und Aerbs angesäet sind — und hier schöne Hanf und Flachs Beünden, beides zwar klein aber zart — und da unten am Berg stehen einige Obstbäume von Kirschen, Zwetschgen und Grunbiren, die aber sehr späte zur Reife gelangen. Auch vortreffliche trokene Erdäpfel, Kraut und Kohl und Rüben, nebst allerhand Bonen. Hat auch eine schöne Aliment von 100 Kühen3 ) Sommerung.

Dort oben auf der rechten Seite der Thalschaft sehen Wir ein anderes Berg- Mh-ren Dorf dorf Mirren genannt, welches auch eine eigene Bäürdt ausmacht, hat eine und Mürdt-Stunde im Umfang und ligt hinter dem Staubbach, zwey gute Stunden von der Kirche entfernt, dahin auch der Zugang sehr steil und beschwerlich ist, hält 33 Häuser, 26 Haushaltungen nebst 92 Einwonern in sich4 ). Diese Bergbauren sind die bemittelsten unter allen in der ganzen Thalschaft. Haben auch 110 Küh-Winterung, ziemlich gutes trokenes Bauland, das aber sehr den Schneelauinen und Bergbrüchen unterworfen ist. Ihre Ailment die zu den Gütern geseiet ist, sommert 35 Kühe. Haben daneben noch ein Stück Land, der Mirrenberg genannt, welchen die sämtl. hiesigen BäüerdtLeüte 3 Wochen vor- und 3 Wochen nach der Alpfahrt gemeinschaftlich mit ihrem Vieh zur Azung besezen und nuzen; im Sommer aber wird dies Stück Land zu den Güteren ihrer Seiung noch einmal geheüet und dies Bergheü hinab zu den Gütern gebracht und selbige mit diesem Aufzug sehr verbessert.

Hier eine halbe Stunde unter Mirren ligt das dritte Bergdorf, Gimmelwald,8.

das auch eine eigene Bäürdt ausmacht. Hält auch eine Stunde im Umfange, besteht Gimmelwald aus 17 Häusern, 18 Haushaltungen und 75 Einwonern5 ) und hat an gutem Bauland Barn-dt :. 118 Küh Winterung nebst einer Aliment von 41 Kühen Sommerung und auch einem Othmar Gurtner.

Stück Land, das Thal genannt, auf welchem diese Bäüerdtleüte ihre Schafe sommern welches ihnen nebst 48 Küh Rechtsamen auf der Alp Schilt, Obrigkeitlich zum Eigenthum gegen einer Jährlichen entrichtung von 6 D. erlassen worden, der dasige Heüberg Gimmelen wird auf gleiche Weise genuzet wie der Mirrenberg auf Mirren. Auf diesen 2 Bergdörfern kommen gar keine anderen Pflanzungen fort als Erdäpfel die zwar klein aber überaus schmackhaft sind nebst etwas frühen Garten-Gewächsen, denn diese Berggegend ist darzu zu hoch, zu rauhe und zu wintrig; so bald aber der Schnee weg ist, so ist d. Kraut vorhanden und alsdann haben sie 3 bis 4 Monate den schönsten Sommer; die Luft hier ist sehr reine und gesund, so daß diese Bergbewohner fast nichts von Krankheiten wissen, sondern meist vor Alter sterben; als worzu ihnen auch ihr einfache und unverdorbene Lebensart vieles beiträgt; denn von den übrigen Thalleüten abgesondert, leben sie unter sich selber, in der lieben Einfalt und im Frieden, vergnügt mit demme was ihnen ihr Land und Vieh zum Unterhalt verschafft, Wein, Spiel, Kaffe, Tabak, sind ihnen blos dem Namen nach bekannt; daher sind sie auch begütert, nicht mit Schuld beladen, und haben keinen einzigen Bettelarmen Mitbürger unter ihnen, Beide diese Bergdörfer haben nur eine Schule, die wöchentlich an beiden Orten alterniert.

Grund oderZu diesen Dreyen obigen Bäürdten Wengen, Mirren und Gimmelwald gehört bruimen-Thai ^ann auc'1 ^er ^runeT das eigentliche sogenannte Lauterbrunnen-Thal, das eine Strecke von drey Stunden in d. Länge ausmacht, und samtlich 105 Häuser, 101 Haushaltungen und 483 Einwohner in sich hält ' ), nebst 331 Küh Winterung, mehr oder weniger gutes Bauland. Die Bewoner dieses Grunds machen keine eigene Bättrdt aus, sondern gehören nicht nach den Häusern, sondern nach den Familien zu jenen drey Bäürdten woselbst jeder an seinem Ort dortige Bäürdt Rechte, in Bäürdt Sekel, Ailment, Holz und Feld zu genießen hat, daraus scheint es nicht nur — sondern es ist so viel als gewiß, daß die Thalschaft Lauterbrunnen anfängl. nur in den oberen Gegenden bewont gewesen, sich von da nach und nach in die Ebene hinunter gezogen und Wonungen daselbst aufgeschlagen, daher dann dieser bewonte und nun stark bevölkerte Grundbezirk entstanden, aber noch immer in ihren Familien zu jenen 3 Bäürdten die sie verlassen, gerechnet werden.

9,In diesem Grund steht denn die Kirche, ein alter kleiner und finsterer Tempel Kirche. mit einem niedern Thurm von zweyen kleinen Glocken, samt einer Schlaguhr und Zeittafel die vor 6 Jahren aus freywilligen Beyschüssen der ganzen Kirchgemeinde darein verfertiget worden2 ).

Pfarrhaus.Das Pfarrhaus ohnweit der Kirche unten in der Pfrundmatte ist vor einem Jahr neu von Steinen, sauber, geräumig und bequem erbaut worden, hat aber eine traurige Aussicht über die Lütschinen an die gegenüberstehenden Steinfelsen. Da das hiesige Wihrtshaus bis dahin nicht zur anständigen Bewihrtung fremder Herrschaften eingerichtet gewesen, so ist der Pfarrer gleichsam gezwungen, solche in das Pfarrhaus zur Bewirtung aufzunemen und einzuquartieren, wovon aber die Die Lauterbrunner Monographie des Johannes Rudolf Nötinger.

Pfarrhaushaltung viel Verdruß und Beschwerde leidet, das Thal od. Wihrtshaus, die Wihrtshaus Mühle Sage und Stampfe, die Partikularen eigentümlich zugehören, befinden sich und stampfe auch hier im Grund ohnweit der Kirchex ).

Das Land hier im Grund, das eine schöne ebene von einer starken Stunde Land, durch lauter Wiesen bis hinten an die Sichellauinen ausmacht, ist in der Mitte hindurch alles vortrefflich gutes Bauland zu drey bis vier Rauben, ist aber zu beiden Seiten der Verwüstung von denen darobliegenden häufigen Bergwassern stark ausgesezt, wie denn die aufgeworfenen Hügel oder erhabenen Porter unten an den Felsenwänden, nichts als Schutt und mit dünnen Rasen überzogene Steinhaufen sind, wie man denn auch bey erbauung des neuen Pfarrhauses dreyerlei verschiedene, auf einander gelegene Schichten oder Lagen von Gufer oder Schutt gefunden2 ). Diese Strecke ebenes Land hier im Grund ist auch zwischen den beidseitigen Felsenwänden so enge, daß man einen Stein von einer Wand an die andere hinüber schleudern könnte3 ); daher diese enge Ebene gemeiniglich nur der Schorgraben genannt wird. Ist auch zu beiden Seiten der Lütschinen mit häufigem Erlen- Weiden-und anderem Gesträuche bewachsen.

Zu Ende dieses Thals gegen den Stachelberg erhöht sich das Land und zeiget sich in der Form eines Amphitheaters, oder einer Sichel, daher dieser Bezirk denn auch die Sichellauinen genennt wird, weil es besonders den Schneelauinen Sichellauinen. ausgesetzt ist, aber nichts desto weniger auch bewonet wird, ist aber meist schlechtes steiniges Land.

Zu hinterst am Steinberg ligt noch das Ammertenthal, woselbst ehemals laut Ammertenthai. noch vorhandenen Dokumenten auch ein Dorf gleichen Namens soll gestanden haben, das aber vom Gletscher und Schutt sehr verwüstet worden, ist mit einer Kette abgeschnittener Felsen eingeschlossen; mit Waldung besezt, wordurch die Lütschinen fließt. Das sämtliche Bauland der ganzen Thalschaft Lauterbrunnen in 799 Küh-Winterungen ist mehr oder weniger zehnd-Boden und Lehenzinspflichtig, der Getreide- 10. und Werchzehnden wird dem Pfarrer, Boden- und Lehenzins aber dem Amtsmann zu Interlaken entrichtet, vom Erdapfelzehnd aber sind sie frey.

Die samtl. Güter dieser Thalschaft werden mit 608 Kühen, 27 Pferden, 1000 Vieh. Schafen, 400 Geißen und einer großen Menge Rindvieh genuzet, das keinen besonderen Krankheiten oder Presten unterworfen ist, außer dem hiesigen gemeinen Landes-schaden Gälte, die auch hier an den Milchkühen von verschiedener Art und mehr oder weniger erblich ist, wie auch dem hier sogenannten Viertel da die Kuh mit einem heftigen Schmerz an einem Fuß oder Glied befallen wird, der sich durch den ganzen Leib verbreitet und sie ohne Rettung tödet, von dem Blähen weiß mann hier nicht viel, weil das Kraut nicht so mastig ist, als in den niederen Gegenden des hiesigen Oberlands. Die Schafe sind hier von der gemeinen AegelkrankheitDie heutige Örtlichkeit „ In der Ey " scheint der Mittelpunkt der alten Talschaft gewesen zu sein. Die Brücke, die Wengenweg und Mürrenweg und die Talwege von außen und innen knotete, ist heute noch ( mehrfach erneuert ) neben der Straßenbrücke bestehen geblieben. Ebenso die Mühle oder Stampfe, während das alte Talhaus am 7. August 1791 vom Hochwasser weggerissen und 1793 in den Fundamenten des heutigen „ Steinbock " wieder aufgebaut worden ist.

Oihmar Gurtner.

befreyt, weil wenig moosiges Land ist, die Erfarung hat gelernt, daß der Reif das Aegelkraut töde; und die Schafe sobald ein Reif darüber gegangen, ohne Schaden davon fressen können; fällt hier und da ein Schaf, so laßt mann es hier ein od. zwey Stunden an der Sonne ligen, alsdann kann mann die Wolle mit den Händen ausraufen, und hat nicht nöthig solches zu scheeren. Noch ist hier anzumerken, daß das Fleisch vom Schlachtvieh in jenen Bergdörfern nicht, wie sonst gewöhnlich in Rauch aufgehenkt, sondern ganz frisch gesalzen, an der freyen durchzugluft gedörrt wird, da es dann nicht so hart und schwarz, sondern schön gelb und schmakhaft bleibt, und sich Jahre lang gut aufbehalten läßt.

Alpen.Zu beiden Seiten dieser Thalschaft befinden sich auch hohe und fruchtbare Alpen auf denen nicht nur die Thalleüte in Lauterbrunnen, sondern größtenteils auch andere benachbarte ihr Vieh sommern, die die meisten Rechtsamen darauf haben und den größten Nuz genießen. Auf der Sonnen Seite stehen folgende: 1Die Alp Bletschen davon fast der halbige Theil an die Sausalp und Saushorn Bietschen. ein Theil unten an die Alp Winteregg und an die Lauterbrunnen Rechtsame stoßt, hat einen Umfang von ohngefahr drey Stunden, hält 233 Kuh Rechtsame Seiung und wird gemeiniglich mit 140 Kühen bey 400 Schafen und einer großen Anzal Rindvieh besezt, hat drey verschiedene Läger: Grätsch, Brast und Jochli, in denen 24 Hütten stehen, samt einem Zigerspycher, in welchem der Ziger von dem Sommernuz der ganzen Alp auf bewaret wird; die Käs-Spycher aber sind unten im Grund, die meisten Rechtsamen dieser Alp gehören nach Ringgenberg, Aarmühle, 11. Matten und Wilderswyl. Diese Alp ist höh und troken, obenher steinig und wild, so daß das Vieh unter der Hutschaft stehen muß. Wenn die Gletscherx ) nicht stark schmelzen, so hat diese Alp oft Wassermangel, wie auch wenig Holz. In der Mitte dieser Alp befindet sich eine Streke oder Ebene, das Augstmatten-Band genannt, das kein anderes Kraut trägt, als Muternen und Adelgras. Die obersten Gipfel dieser Alp sind das weiße und schwarze'G e b i r g, jenes führt Kalch und dieses Eisenstein, beide ganz kahl, ohne Rasen, aber von schöner und weiter Aussicht das 2° Winteregg.

ganze Land hinunter bis in die Hauptstadt.

Gerade unter und neben Bletschen ligt die Alp Winteregg; ist zwar viel größer als jene und doch nur von 200 Kühen Seiung, weil sie sehr steinigt und waldig und mossig ist, daher auch meist nur Pferdte auf dieser Viehalp gesommert werden, diese beiden Alpen Bletschen und Winteregg gehörten ehemals zweyen Schwestern zu Lauterbrunnen und machten nur eine Alp aus; nach ihrem Tode aber ward solche in zwey Theile vertheilt, und aus der Gemeinde verkauft, so daß die Alp Winteregg jezt meist in das Land hinunter gegen Seftigen gehört. Der Staubbach der zwischen diesen beiden Alpen hinunter fließt, macht auch die Marche zwischen ihnen aus, und sondert sie von einander.

3An diese 2 obigen Alpen stoßt denn die Alp Schilt, die nur sehr klein ist, schilt. und einem einzelnen Partikularen zuständig ist, der eine Anzahl Gust- oder Mastvieh darauf sommert, denn sie ist für Kühe und Pferde zu wild und stozig. Das darauf befindliche S c h i t h or n ist die höchste Spize hierseit. Alpen, ist aber selten ganz von Schnee entblößt, daher der Zugang wo nicht ohnmögl. doch höchst beschwerlich ist.

Die Lauterbrunner Monographie des Johannes Rudolf Nötinger.

Nach dem Schilt folgt die schöne und vortreffliche Alp Sevinen die einen4° Umfang von 4 Stunden hat, und zu 500 Kühen geseiet ist, hat 2 Läger Oberberg Sevinen. und Boganggen, jedes zu 12 Hütten. Es ist wahr, die Alp ist zwar hoch, wild und steinig so daß das Vieh allerorten darauf muß gehütet werden, aber eben wegen der Wilde hat sie auch vortrefflich gutes Kraut, das zwischen den Steinen hervor-wachst, daher auch zum Theil der mit Recht so berühmte aromatisch schmakhafte Sevinenkäs kommt ( der allen übrigen hiesigen Käsen den Namen leihet, obgleich der Unterschied merklich genug ist, dieser Sevinenkäs kan auch mit Recht mit dem ächten Saanen Käs um den Vorzug streiten, denn er wird durch das alter nicht so hart und spröde und ist eben so schmakhaft als jener ) aber zum Theil kommt die Güte des Käses auch daher, daß hier die Milch nicht wie auf andern Alpen in 12.

Gepsen aufgeschüttet und abgenydelt sondern morgends und abends ganz kuhwarm, so wie sie von der Kuh komt, ins Kessy geschüttet und verkäset wird.

Die kleine Alp Busen stoßt an Sevinen und ligt ganz niedrig auf einer Fluh, 5 " Busen.

worauf eine Anzahl Schafe und Geißen gesommert werden, und einem Partikularen eigenthumlich zusteht. Der höchste Gipfel dieses Bergs ist das Spitzhorn 1 ), von welchem mann die aussieht des amphitheaters der Lauterbrunnen Gletscher genießt.

Oben an Busen ligt der Steinberg am Ammerten Thal der die hinteren Gränzen 6° Steinberg.

dieser Thalschaft an den Gletscheren gegen Frutigen und ins Wallis ausmacht. Diese Alp ist 1749 um 11 500 Pfund hochoberkeitlich zu der Pfarrey erkauft worden, darauf 40 Kühe nebst 1000 Schafen gesommert werden können, und ist durchaus ein warer Steinberg, und eine wilde Alp, die vielen Verwüstungen ausgesezt ist, zu welchem auch noch einige Weiden in dem darunter liegenden Ammertenthal gehören die dem Vieh im Sommer wenn auf dem Berge oft ein tiefer Schnee fällt, zur Retirade dienen, zu oberst auf dem Steinberg bemerkt mann einen hängenden Gletscher, und ein schönes Seelein 2 ). Auf diesem Steinberg befinden sich 11 Gebäuden, die alle mit großen Kosten der Obrigkeit erhalten werden.

Auf der Schattseiten dieser Thalschaft aber steht die Alp Wengen, stoßt oben7 » bei der Scheidegg an die Grindelwaldalp Wärgistall, die hinab nach Grindelwald Wengen. führt, Mittags an den Jungfraugletscher, Abends an die Schiltfluh und Mitternachts an die Wengen Ailment, von da der Weg hinauf auf die Alp führt. Hat bey 4 Stunden im Umfang und ist zu 530 Kühen geseiet, davon 300 zu den Güteren der unten stehenden Wengen Bäürdt gehören und davon nicht können entäußert werden; die übrigen Rechtsame aber meist in das Land hinunter gegen den Lengenberg. Hat vier verschiedene Läger, Wikiboden, Mettlen, Alpbigeln und die obere Alp zusammen von 40 Hütten, die Alp selbst ist eine der schönst gelegensten und gesündesten, weil sie wegen nähe der Gletscher stets kühl bleibt auch vortrefflich Kraut hat, ob sie gleich an einigen Orten, besonders obenher, ziemlich rauhe, steinigt troken und glatt ist, auch wenig Rasen hat aber Holz und Wasser genug. Der höchste Gipfel dieses Bergs ist das Simmloch mit einem engen aber tiefen Schlund, daraus ein Bächlein fließt; wie auch das große und kleine Lauberhorn 13 auf dem die Aussicht über Grindelwald und Hasli Land, auf den Brienzsee und auch in die Hauptstadt Bern sich erstreckt, so daß mann mit einem guten TeleskopDie erste bekannte touristische Ersteigung des Spitzhorns vollführten 1840 G. Studer, F. Bürki, U. und H. Lauener ( Studer, Top. Mitt ., p. 54. ). 2 ) Oberhornsee.

Othmar Gurtner.

8° Stätin en.

auch die Häuser daselbst zälen kan. Prächtig, mayestetisch schön ist auch der Anblik den mann auf diesem Alpweg nach Grindelwald von den gegenüberstehenden nahen Eis- und Schneegebirgen genießt, besonders wenn die Sonne darauf scheint und mit silberhellem Glänze das Auge des Wanderers blendet und er fast bey jedem Schritte Schnee- und Eisballen mit Donnern und krachen herunter stürzen sieht und hört, die sich denn zu unterst in einem rauchenden Tepich verbreiten, H. Pfarrer Wyttenbach hat diesen Anblik 8 mahl in einer Stunde genossen und jeden Fall 20 mahl wiederholen hören, Schade wenn mann von Lauterbrunnen nach Grindelwald nicht über die Wengeren Alp reiset.

Neben der Wengeren Alp steht noch die kleine Alp Stätinen 1 ) ) die gleichsam nur ein Anhang zur Wengeren Alp ausmacht, von 48 Kühen Seiung und zweyen Lägern, die oberen und unteren Stätinen, jedes von einer Hütte, ist überhaupt schlecht, rauhe und spizig, auch sehr unsicher wegen den Lauinen, gehört aber leider auch nicht der Thalschaft, sondern ganz den Lütschinenthalern, äußert daß die von Wengen eine Zeitlang ihre Sommerkühe darauf thun.

Neben diesen befinden sich hier noch einige andere kleinere Alpen, von Ertragen- 9° 10° 11 "

Breitiauinen heit, als Breitlauinen, Hohenalp und Stufensteinalp, die alle unten an den Gletschern Hohenalp Stufenstein liegen, Partikularen zugehören und meist nur mit Schafen und Mastvieh besezt werden. Wie denn überhaupt die Lauterbrunnen Alpen den Schafen sehr dienlich sind, sowol wegen dem trokenen guten Kraut und gesunder Luft, als besonders auch wegen denen vielen Salz-lekinen Sai gemme, Gletscher, oder Glauber-Wunder-salz, deren sich nicht nur die Gemse sondern auch die Schafe, wenn sie darzu gelangen können mit Nuzen bedienen und davon sehr fett werden, daher denn auch auf diesen Alpen nebst den eigenen noch über 2000 außer fremde Schafe gesommert werden, die zu Anfang 7ber den großen Schafscheid zu Wilderswyl zieren von darinnen die Metzger von Bern und anderen Cantonen und Orten ganze Heerden aufkaufen und heimtreiben. Von jedem Schaf wird 5 Bz. per Sommer, bezalt.

14.

Alpeney.

Was denn besonders die Alpeney auf dieser Lauterbrunnen Alp betrifft, so ist solche durchaus den übrig, hiesigen Oberländischen gleichförmig, die dort bey den Ertragenheit.

Brienzbergen weitläufig beschrieben worden2 ), folglich überflüssig wäre, hier zu widerholen, kleine Senntheue, kleine und meist magere Käse, weil der meiste Anken wormit das Oberland versehen wird, aus der Thalschaft Lauterbrunnen kommt der auch flüssiger, fetter und besser ist, als an anderen Orten, die Alp Sevinen ausgenommen, woselbst große Sennthenen von 30 à 40 Kühen sich befinden, wovon vierzig bis fünfzig pfundige fette Käsen verfertiget werden, die sich aufbehalten lassen und durch das alter immer schmakhafter werden.

Wenn nun im Durchschnitt der Sommernuz von einer Kuh wärend der Alpzeit von 15 bis 16 Wochen à 10 D. kann geschäzt werden, so belauft sich die Ertragen-heit aller dieser Lauterbrunnen Alpen nach ihrer Seiung jährlich auf eine Summe von 18 à 20,000 D nach abtrag aller damit verbundenen Unkosten. Eine beträchtliche Summe, wovon aber leider diesen Thalleüten kaum der 3. Theil zukommt, das übrige nuzen ihre Nachbarn von Unterseen, Wilderswyl, Aarmühle, Matten, Ringgenberg, nebst äußern Orten mehr.

Die Lauterbrunner Monographie des Johannes Rudolf Nötinger.

Auf diesen Lauterbrunnen Bergen findet der forschende Botaniker auch allerhand für Menschen und Vieh heilsame und vortreffliche Kräuter und Wurzeln, als Enzian, Neünhemlern, Benedikten, Bibernellen, Betonien, Gottsgnad, Waldmeister, Hirschenzunge, Ehrenpreiß, heidnisch Wundkraut, Baldrian, wilde Wermuth, nebst allerhand anderen hieländischen Bergkräütern mehr besonders auch schöne Fluhblumen von schiedenen Farben, nebst ganzen Gebüschen der prächtigsten Bergrosen, hinten gegen das Ammertenthal beim Steinberg, woselbst ich den jungen Gärtner Heine von Bern mit einer Hake bewafnet angetroffen um Bergrosen und Fluhblumen zu graben, um solche mit nach Engellaud zu nemmen, dasige Gärten damit zu schmüken. Diese Berge sind auch reich an vortrefflichen Wasserquellen und allerhand Mineralien die hienach besonders beschrieben werden sollen.

Auch mit Waldung sind sie besezt, deren man bey 26. in verschiedenen Bezirken bemerkt, die theils zu den Alpen, theils zu den Güteren, auf denen sie stehen, gehören, theils aber solche daraus die ganze Thalschaft sich beholzt, sind zum Theil Obrigkeitlich, zum theil aber eigen. Aber alles nur tannenwald, hin und wieder etwas Ahorn- Fichten- und Arvenbäume, woraus die Thalleüte allerhand sauber hausrätlich Geschirr verfertigen, und damit die Unterseen Märkte versehen. Diese Waldungen sind angefüllt mit den schmakhaftesten Erdbeeren, die aber erst im September reif werden.

Auch halten sich auf diesen Bergen und Wäldern eine Menge allerhand wilder Thiere und Geflügel, als Gemsen, Dachsen, Murmelthiere, Ur- und Spielhan, nebst Stein- und Haselhünern auf, die von den oberamtl. Jägern, als vortrefflichen Wildschützen erlegt werden. Nachdemme wir nun Land und Leute in den oberen und unteren Gegenden dieser Thalschaft überhaupt besehen, so wollen wir nun weiters gehen und auch die besondern Natur Seltenheiten betrachten, die sich in dem Raritetenkasten Lauterbrunnens befinden.

Und da bemerken wir zuvorderst gerade bey dem Eingang in das Thal, bey dem sogenannten Sandweidlin zu beiden Seiten zwey hohe Felsen von einer ganz besondern Struktur.

Der einte auf der linken Seite ist die Hunnenfluh1 ), die in der ferne, und in der nähe einer alten Bastion von einer Festung ähnlich sieht. Dieser Fels macht gegen das Thal eine vollkommene regelmäßige Rundung, senkrecht, wie eine durch kunst erbaute Mauer. Sein Bau besteht von unten bis oben aus horizontal laufenden schuhdiken Felslagen und Schichten die je von zwey zu zwey Schuhen senkrecht gespalten sind, so daß der Fels wie eine von Quadern erbaute Bastion aussieht. In der Höhe von etwelch Hundert Schuhen, ohngefahr in der Mitte des senkrechten Felsen ragt rings um seine Rundung eine gleichlaufende Schicht die höchstens einen Schuh in der Breite hat2 ), um etwas über den senkrechten Abschnitt dieses Felsen hervor, dahin sich auch vermessenere Gemsjäger mit größter Lebensgefahr wagen, welches unglaublich und unmöglich scheint, wenn solches nicht würklich geschähen wäre.

. ' ) Der Namen Hunnenfluh wird sagenhaft von den Streifscharen Attilas hergeleitet, die unter diesem festungsähnlichen Felsen Kehrt gemacht hätten. Nachgewiesenermaßen hat aber kein Hunneiigaul Lütschinenwasser getrunken. Mehr Wahrscheinlichkeit besitzt die Ableitung aus „ Unnenfluh ", die untereunnen " gelegene Fluh des Tales.

2 ) In Wirklichkeit ein Grasband mit starker Neigung, aber von genügender Breite um von Waghälsen begangen zu werden.

Kräuter und Wurzeln.

15. Waldung.

Wilde Thiere und Geflügel.

Naturseltenheiten.

Felsen. Hunnenfluh.

16.

Othmar Gurtner.

Eisenfluh.Der andere auf der rechten Seite gegenüberstehende Fels ist die Eisenfluh, auf deren ein Dorf gleichen Namens sich befindet, das in die Kirchgemeind Gsteig gehört, hat seinen Namen von den eisenartigen Bestandtheilen die dieser Fluhberg in sich führt; wie denn noch ohnweit davon die Überbleibsel von einer Eisenschmelze zu sehen sind1 ).

Über diese Eisenfluh stürzt sich der große Sausbach in verschiedenen schönen Wasserfällen hinunter in die Lütschinen und reißt mit Ungestüm große Felsenstücke mit sich fort und verlegt öfters darmit sein Bett. Dieser Bach fließt oben durch rote Zinnerde, wenn nun das Wasser im Winter gefriert, so formiert es große Eiszapfen, die sich an die Eisenfluhwand anhängen, und beym Sonnenschein durch beyhilfe der gebrochenen Sonnenstrahlen eine angenehme Mischung von weißer, grüner, blaulechter und rother Farbe verursachen, besonders ist die rothe Farbe in diesen Eiszapfen höchst seltsam und merkwürdig, und vielleicht die einzige in ihrer Art, da das Wasser mit einem Theil dieser rothen Zinnerde gefriert, und mit dem weiß- grün- und blaulecht scheinenden Eis- und Wasser eine solche Farbenmischung verursachet. Ein entzükendes Naturschauspiel dessen Anblick aber nur wenigen Naturforschern zu theil wird2 ).

Chorbalm-Höle.

Hieher gehört den auch die Chorbalmhöle8 ) in einer Felsenwand unter der Alp Staunen 4 ) ohnweit dem Pfarrhaus, die sich gegen das Thal presentiert. Eine Berghöle oder sogenannte Balm-Crypta, Caverna, Spelunca, die verschiedene Gänge in den Felsen hat, die mit verschiedenen Spat- und Thonarten versehen sind, besonders 17.

bemerkt man drei Hölungen, darinnen die Einwoner Kristall gesucht haben; davon wir unten bey den Mineralien das mehrere melden werden. Das merkwürdigste ist das prächtig schöne große und gewölbte Portal gleich dem Eingang im Chor einer Kirche, daher sie auch den Namen haben mag, alle diese Ketten von Felsen von der Hunnenfluh bis zur Staldenfluh oder Tschuggen hinten an der Jungfrau sind meist kalch und quartzartig.

Gletscher Berge.

Wir sehen hier auch Gletscher die in die große Kette unserer Mittägigen Eisgebirgen gehören und hier im Lauterbrunnen Thal die Gränzen gegen Wallis ausmachen, und zwar Eisberge, Eisthürme und Eisfelder so schön als mann dergl. an anderen Orten besonders in den Grindelwald Gletschern antreffen kann, stets gewaschen, d. i. von Erde und Steine gesäubert, glänzend gleich dem hellsten Kristall. Diese Gletscher Lauterbrunnens zu beschreiben dürften wir nur den Grüner nachschlagen und nach dem Beyspiel d. großen Menge Schweizbeschreiber wörtl. kopieren, wir wollen aber nur kurz das wesentliche davon berühren. Die Jungfrau.Der vornehmste Gletscher Berg wormit die Thalschaft Lauterbrunnen pranget, ist die so hohe und weit berühmte Jungfrau, die an den Geißberg oder innern Eiger5 ) stoßt und daselbst die Grindelwald Gletscher von den hiesigen scheidet. Besteht aus zwey Theilen, der vorderen und hinteren Jungfrau.

Die vordere, die steil gegen das Thal abgeschnitten ist, heißt die Jungfrau selbst und das hohe spizige Horn, wormit dieselbe bekrönt ist, wird der Mönch genannt, weil es einer Mönchskape ähnlich sieht, bisweilen verliert dies Horn seinen Schnee und so unzugänglich es scheint, so wagen sich dennoch kühne Aelper darauf. Unten daran liegt die Stufensteinalp ' ).

Der hintere Theil dieses Gletschers oder die hintere Jungfrau ist viel höher Die Hintere. als die vordere, und heißt eigentl. die rothe Fluh und die darunter liegende, und gegen das Thal stehende Felsenwand das rothe Brett, weil sie steil abgeschnitten und aus einem röthlichen Eisenstein besteht, jene darauf hervorragende Spize ist das Jungfrau Horn, das unersteiglich und mit tiefem Schnee bedekt ist, ist auch das höchste an dieser ganzen Bergkette, das von Straßburg aus gesehen wird, dessen Höhe 2670 Klafter halten soll. Zwischen dieser hintern und vorderen Jungfrau befindet sich ein Eisthal, darüber ehemals ein Weg ins Wallis geführt, darinnen sich aber jezt tiefe Klüfte und Abgründe mit ungeheuren Lasten von Schnee und Steinen befinden, die ganze Stunden im Umfang halten.

Der Tschingelgletscher ligt zu äußerst an den Wallisgränzen, hat zwey Spizen Tschingel- die aus dem Felsen hervorragen, wie auch oben zwischen denselben ein Teich, oder e sc er " Bergseelin, von 50 Schritt in der Breite, ist in der Mitte sehr tief und hat keinen sichtbaren Ursprung, sondern formiert sich wahrscheinlich aus unterirdischen Quellen, sein Wasser ist kalt und vortrefflich, ergießt sich zwischen den Felsen und verbreitet sich in die Ebene des Oberhorns und Bütlaß3 ).

Ferners, das Große Horn und das Breite Horn, zwey ungeheure in die ebene Grosse Hom gezogene Schneehörner, die beide bey zwei Stunden weit laufen, und nun hierdurch über den Tschingelgletscher ins Wallis führen, unten an diesen zwey Gletschern ligt die Alp Breitlauinen die auch mit einem Gletscher gleichen Namens gezieret ist; der Steinberg ist ein Anhang des Breithorns mit welchem das Lauterbrunnen Thal gegen das Ammertenthal beschlossen wird.

Nebst diesen befinden sich hier noch andere kleinere Gletscher, die an obige Breitlauinen stoßen, als der Breitlauinen und Schmadrigletscher, die vom Breithorn und [^di durch einen tiefen Schlund herab steigen.

Der B ü t I ass eng 1 e t scher über welchen ehemals ein Weg nach dem Gaster Bütiassen-ins Frutigtal und ins Wallis geführt3).Gletscher.

; ' ) Diese Abteilung in die „ vordere " und „ hintere " Jungfrau hat bis in die neueste Zeit hinein Vermutungen über frühe Jungfraubesteigungen geweckt; alle diese Irreführungen entstanden aber aus falscher Auslegung von alten Gemsjägergeschichten, die nur auf den Schwarz Mönch bezogen werden können.

Othmar Gurtner.

Das Bären- flühli, Ebene Flühli, rote Thal.

Das Bärenflühli und das Ebene Flühli, wie auch das rote Thal, hinter diesen Reihen von Gebirgen von West nach Ost, das ehemals wandelbar und fruchtbar gewesen; ( jezt aber eine scheußliche Ebene ist von Eisschrilnden und aufgethürmten Eis- und Felsenstücken; der Aufenthalt einer Menge Berghüner Gélinotes, die sich stark vermehren, weil der Zugang unersteiglich scheint ) sowohl als auch der Blümlisalp-Gletscher der vor Zeiten laut noch vorhandenen Dokumenten eine schöne fruchtbare Alp gewesen und welche uns nebst anderen mehr zu seiner Zeit Stoff liefern soll zur Beantwortung jener noch nicht aufgelösten Preisfrage, in wie weit urbares Land durch die Gletscher unfruchtbar gemacht worden, allwo dann auch der Ort seyn wird, über das zu und abnemen der Gletscher, wie auch über das Schmelzen derselben von innen und außen und andern darzu dienl. Gegenständen des mehreren zu erörtern.

Wir beschließen unsere kurzen Nachrichten von den Lauterbrunnen-Gletschern mit einer Reise-Beschreibung über dieselben hinüber ins Wallis, es war a. 12. July d. 1783. Jahrs da sich vier Bergknappen aus hiesigem Bergwerk, Namens Josef Bohlen, Peter Ruditier; Anton Pf efferli und Sebastian Benz, ( Bendhalle 4 katholischer Religion über diese Gletscher hinüber ins Wallis wagten ihren Gottesdienst daselbst zu verrichten, und sich einen Weg dahin zu bahnen der bisher ungangbar gewesen. Vom Dorf Lauterbrunnen kamen sie auf die Ammerten, und auf den darob ligenden Steinberg, von da über den Tschingelgletscher und dem zwischen dem Breithorn und Großhorn ligenden 3 Stunden langen Gletscher Feld, von da hatten sie einen beschwerlichen Weg über Eisthürme hinunter zu steigen an dessen Ende dann sie im ersten Wallisdorf Lörsche oder Leüker glücklich anlangten, sie legten den gleichen Weg hin und her in zweyen Tagen ganz gemächlich zurück, ohne gefährlichen Zufall, und ohne allzuviele Spalte und Schrunde darauf anzutreffen1 ).

Dies hat auch einige andere Thalleute aufgemuntert den gleichen Versuch zu thun, welche nebst obigen versichern, daß dieser neue Paß ins Wallis zwar etwas beschwerlich aber doch ganz pratikabel und nicht gefährl. seye und aus dem Thal hinüber in Zeit von 6 à 8 Stunden zurück gelegt werden könne.

Von den Gletscheren kommen wir nun zu den Wasseren die hier so häufig und abwechselnd sind, daß die Thalschaft Lauterbrunnen mit Recht eine reichhaltige Brunnstube genennt werden mag, als worinnen denn auch der Vorzug dieser Thalschaft vor allen andern besteht, denn da sehen wir erstlich Ströme, nemlich den Lütschinen Strom, der nach seinem zweyfachen Ursprung auch eine zweyfache Benennung hat nemlich die Steinberg und Sevinenlütschinen.

Jene, die SteinbergLütschinen entspringt am Oberhorn aus dem Tschingelgletscher, vom Thalbach und Schafbach, die sich unten in Ammerten vereinigen, fließt durch das Ammertenthal hinaus, nimmt unterwegs verschiedene andere Bäche mit sich, und vereinigt sich dann beym Pfang unten am Stachelberg mit der Sevinenlütschinen.

Diese, die Sevilütschinen entspringt auf der Alp Sevinen zum Theil unter der Hundsfluh, zum Theil aus dem Bütlosengletscher zu Kilchbalm aus der dortigen Blümlisalp- Gletacher.

19.

Gletscher-Reise ins Wallis.

Wasser.

20.

Ströme.

SteinbergLütschinen.

Sevilütschinen Die Lauterbrunner Monographie des Johannes Rudolf No'tinger.

Fluh, beide diese Quellen vereinigen sich mit einander zu Furten und nemen gemeinschaftlich auch verschiedene andere Bäche mit sich, biß sie in obige Stein-berglütschinen fällt.

Diese Sevilütschinen hat im Stufigraben ohnweit der Busenfluh einen solch prächtigen Fall der eines malerischen Pinsels würdig wäre, als der hiesige Staubund Mirrenbach. Denn nachdeme sie eine Zeitlang in der Tieffe unsichtbar fortge-laufen, so strömt sie aus einer Oeffnung plözlich wieder hervor, stürzt sich schäumend über eine Felsenwand hinunter, prellt an einen großen Steinfelsen an und Bogens-weis zurük, da dann die Sonne in und auch ob demselbigen zwey schöne Farben-bögen formiert, über diesen Anblik ich mich Stunden lang verweilte und desselben nicht satt werden konnte.

Diese beiden Lütschinen vereinbaret machen dann die große sogenannte weiße Lauterbrunnen Lütschinen aus, zum Unterschied der schwarzen Grindelwald Lütschinen, diese hier fließt ganz lauter, äußert wenn starke Regengüsse, ein warmer Südwind od. anhaltende große Sommerhize zur Gletscherschmelzung einfällt, da sie dann stark anläuft, wegen der mit sich führenden Erde und Sand, trübe, gelb und schwarz wird, auch einen häßlichen Schwefel und Harzgeruch von sich dämpft, diese Lütschinen ist Fischreich, aber unschiffbar, strömt durch das ganze Thal bald wild über große Steinbetten bald sanft in einem ebenen Grund bis nach Zweylütschinen hinunter, woselbst sie sich mit der Grindelwald Lütschinen vereiniget, bey Gsteig vorbey, und bey Bönigen in Brienzer See ausfließt.

Die in diesen Lütschinenstrom in Lauterbrunnen einfließenden Bäche, sind folgende 25 an der Zahl.

Auf der Sonnseite so wie sie der Ordnung nach folgen der Greifenbach, Fluhbach, Lauibach, Herrenbächlein und der Staub- oder Bletschbach,der eine eigene nähere Beschreibung verdient, entspringen alle fünfe auf der Alp Bletschen, haben äußert dem Staubbach nichts merkwürdigs in sich, als daß sie « fters ausbrechen und starke Verwüstung anrichten, besonders das kaum merkbare und in der Form einem zarten Faden ähnliche Herrenbächlein deme das alte Pfarrhaus nebst daran liegendem Pfrundgute am meisten ausgesezt ist, das vom Mahler Wolf in der Wagnerischen Samlung auch einer besonderen Zeichnung gewürdiget worden.

Ferners das Kupferbächlein und der Spißbach auf der Alp Winteregg. Der Mirrenbach auf Mirren der die Alp Winteregg von der Mirrenbäürdt scheidet, ein prächtiger Bach, der des Pinsels wohl würdig wäre und dem Staubbach, wo nicht vorzieht, doch wenig nachgibt, denn sein Fall ist fast eben so hoch aber nicht so staubend, sondern mehr kaskadisch Stratum super stratum von seiner hohen Felsenwand von einem Saz zum anderen herab stürzend. Der Gimmelwaldbach auf Mirren scheidet Mirren und Gimmelwald, der Stufibach wallet in zwey ob und neben einander befindl. Strömen, mitten aus der Busenfluh hervor.

Der Schwendi-, Schilt-, Busen-, Wach- und Milchbach, alle fünfe auf Busen und unter der Busenfluh, sonst alle 5 nur unter dem Namen Milchbäche bekannt, weil sie meist über kalchsteinen und kalch Erde laufen und davon die Milchweiße Farbe bekommen, welche wasser den Kühen vorzüglich angenehm und dienlich, mastig und milchig ist.

Wasserfall.

Lauterbr.

weisse Lütschinen 21.

Bäche.

Greifen- Fluh-Laui- Herren - und Staubbach.

Kupfer-bitchlein und Spissbach Mirrenbach.

Gimmelwaldbach. Stufibach.

22.

Schwendi-, Schilt-, Busen-Wach- und Milchbach.

Auf der Schattseite aber befinden sich folgende, der Schmadribrunnen-bach entspringt zwischen dem Steinberg und der Breitlauinenalp, aus dem daselbst befindlichen Gletscher fließt in einem von Natur gestalten Vierek stark hervor und wälzt sich über einen steilen Fels hinunter. Ist eigentlich ein Zeitbrunnen, Föns intermittens indeme er zu ende des Meymonats zu fließen anfangt, sich allgemach vermindert bis er im Herbstmonat ganzi, vertroknet. Bey diesem Brunnen soll ehemals ein Bad gestanden haben dabey noch Spuren von einem steinernen Badkasten anzutreffen, dessen sich die angränzenden Walliser sollen bedient haben, dessen Wasser sehr heilsam wieder alle Gebrechen d. Haut seyn soll, der Bassin dieses Brunnens ist auch mit wildem Bergknoblauch allium Schanophrasium besezt.

Matten-undFerners der Matten- und Stufensteinbach beyde auf der Alp Stufen- stu^*ein'stein, der letztere besonders von dem oberen Theil des rothen Thal Gletschers fält auch ergözend von Stufen zu Stufen hinunter.

Trommeibach.Der Trommelbach auf der Wengerenalp und zum Theil auch aus dem Blümlisalp Gletscher, zwischen der Jungfrau und Wengerenalp hat seinen Namen von dem Murmelden Geräusche, dem Thon einer Trommel ähnlich, indeme er über einen Felsigten Boden ganz krumm und mit vielen verborgenen Fällen hervor-taumelt, und sich endl. nach einem 15 Schuh hohen Fall in eine weite und tiefe Grube oder Lamm hinunter stürzt.

Hosenbach.Der Rosenbach entspringt ohnweit dem Trommelbach, von dem unter dem Jungfrauhorn ligenden Gletscher, fließt aus dem Felsen etwan 12 Schu von der Erde ganz lauter hervor und ist auch ein Zeitbrunnen, indem er zu laufen anfängt, sobald die Reifen aufhören und sich mit derselben Ankunft wieder verliert.

Kühiauiünd endl. der Kühlauin- Alpbigel- Reibe- oder Schiltwald- Ness'ei-stoki- Nessel-'S to ki- und Staudenbach, welche alle 6 auf Wengen entspringen « nd und zulezt der Lauterbach der ohnweit der Chorbalm von verschiedenen kühlen Lauterbach. Brünnen entspringt, die alle zusamen einen großen Bach ausmachen, der durch das Thal unten bey der Mühle, die er treibt, in die Lütschinen fließt1 ).

Fische.Diese Lauterbäche sowol als die Lütschinen sind Fischreich von Forellen, Fore en. gaimOi Lacustris, deren die Lauterbäche nur kleine, die Lütschinen aber größere bis lOpfündige liefert, wenn sie im Oktober als ihrer Laichzeit aus dem See die Lütschinen herauf kommen und auch hier gestochen und geschoßen werden, die den fremden zum Staubbach reisenden vortrefflich schmeken.

Brüggen undÜber die Lütschinen und über alle obbemelte Bäche in dieser Talschaft gehen tege. 25 Brüggen und 15 Stege, die ersteren werden alle von der Thalschaft wie auch 7 von den anderen, die übrigen 8 aber von den Eigentümern der daran stoßenden Güter unterhalten.

Bergseeiin.Auch befinden sich in dieser Thalschaft verschiedene kleine todte Bergseelin, als das graue, zwischen dem Schilthorn und Mirrenberg, eines auf Sevinen hinter dem Hören, eines auf Oberhorn, hinter dem Steinberg und eines auf dem Hünerhorn auf Wengen alp.

Staubbach.Und nun laßt uns noch einige Augenblike bey dem so Weltberühmten mit Pinsel und Feder so vielfältig gezeichneten Staubbach in Lauterbrunnen verweilen, und selbigen in der nähe betrachten.

x ) Dieser Bach dürfte die Ortsbezeichnung „ Lauterbrunnen " hervorgerufen haben. Siehe-Anmerkung Seite 105.

Die Lauterbrunner Monographie des Johanne* Rudolf Nötinger.

Der Staubbach hat Name, ohnstreitig seinen Namen von seiner feinen Zerstäubung, die sich oben von der Höhe seines Ausfalls bis in die Tiefe des Bodens, der Kessel genannt, verbreitet, und wie Staub vom Wind getrieben wird, sonst ist sein ur-sprühgl. Name B l e t s c h - 24. bach weil er auf der Alp Bletschen aus 7 ohnweit von einander stehenden reinen Brunnquellen entsteht. Von diesem seinem Ursprung strudelt er bey 2 Stunden in seinem tiefen mit Steinen angefüllten Graben durch einen tannenwald den Berg hinunter bis zu einem hervorragenden Felsensaz, die Staubbachsbalm genannt. Und hier ist der erste Fall, Erster Fall, dessen Ursprung und Fortgang auf dem gegenüber stehenden Wengberg ganz gesehen werden kann.

Von dem ersten bis zum zweyten Fall ist eine zweyter Fall, geringe Entfernung von wenigen Schritten und bey Die Höhe dieses zweyten Falls ist von Grüner geometrisch gemessen zu 1100 Höhe. Schuhen angegeben worden, Herr Pfarrer Wyttenbach und Maler Wolf aber haben ihn am 11. July 1776 mit Beyhilfe einer an langen Seilen herunter gelassenen hölzernen Kugel nur zu 900 Schuhen befunden, wovon das mehrere in dem Wagnerischen Werk umständl. beschrieben wird. Bey diesem zweyten Fall wird der Bach in zwey Theile getheilt, der größere ist ein warer Staubbach, der kleinere aber nur ein Schleichbach, der sich nicht zerstäubet, bis er sich auf dem unteren Felsensaz mit dem ersteren Bach wider vereiniget. Dieser Staubbach hat zwey Gesellschafter, zur rechten das Buchen Bächli, das sich von einem hervorragenden Felsenkopf, der Schnepf genannt, in einem kleinen Strom herunter stürzt und gleichfalls verstäubet, zur linken aber das Fluhbächlein * ), dessen Wasser sich oben von x ) Das Fluhbächlein fließt zwischen Laui- und Greifenbach. Das unbedeutende Zweig-wässerlein am Staubbachfalle ist das Kupferbächlein.

Othmar Gurtner.

dem Bletschbach sondert und über die felsigte Staubbachwand hinabstürzt, so daß also der Staubbach als eine Muter mit Kindern umgeben angesehen werden kan. Diese Staubbachwand ist eigentl. ein ganzer Fels, der aber doch aus Staubbachwand.

2 besonderen Säzen oder Theilen zu bestehen scheint. Der erstere Felsensaz beym Ausfall des Bachs ist aber hervorragend bis zum zweyten Fall einwerts gebogen, dessen Zwischenraum bey nahe die Helfte der ganzen Hohen Wand beträgt. Ueber diesen Zwischenraum fließt d. Bach in freyer Luft und der ganze erste Felsensaz bleibt vom Bach unberürt, und unbenezt. In der Mitte der Wand ist der zweyte Saz auswerts gebogen, auf deme sich der getheilte Bach wieder sammelt, von diesem Fels wie aus großen Baumrören fließt, sich in den Kessel stürzt, starken Wind erregt und die feinste Zerstäubung vorstellt. Unten in dem Kessel fangt ein tiefer Graben an, in welchem der Bach bey 300 Schritte fortlauft und sich in dem Thal mit der Lütschinen vereinigt. So reizend nun dieser Bach in seinem hohen zerstäubenden Fall an sich selbst ist, so wenig bedeutend ist er dennoch ohne seine mannigfaltigen und stets abwechselnden Vorstellungen bey Sonne und Wind. Laßt uns also diesen Wunderbach auch zu allen 4 Jahreszeiten besehen.

Vorstellungen. Im Winter wenn der Schnee ins Thal fällt hängen sich die Schneeflocken im Winter, an den unteren ganzen Felsensaz der Staubbachwand, gefrieren bey zunemmender Kälte, werden durch das darüber fließende Wasser zu Eis, das sich in Legionen größere und kleinere Zapfen formiert die wahrlich eines der feinsten Schauspielen der Natur verursachen. Der majestätische Glanz ist dem Auge durchdringend und beym Sonnenschein blendend. Bey gelinder Witterung od. beym warmen Phon fallen ganze Stücke dieser Eiszapfen in die Tiefe des Kessels, und erregen ein heftig Getöse, unten im Kessel thürmt sich dann das herunter gefallene Eis zusammen und häüfft sich in einen Klumpen zu einem waren Gletscher auf. Oben bey dem Ausfall des getheilten Bachs wachsen zwey ungeheuere Eissäülen die sich im Winter wegen ihrer schweren Gewicht und warme Winde losreißen, bey wider-kommender kälte aber aufs neue anwachsen, welches zwey bis dreymal des Winters geschehen kann. Das fallen derselben auf den Gletscher im Kessel geschieht unter krachen und Erdbeben, besonders wann beide Eissäülen zugleich mit einander einstürzen, geschieht aber selten.

im Frühling.

Sobald die warmen Winde mit dem Frühling meist im Maymonat einbrechen, 26.

so fängt der im Kessel angehäufte Gletscher zum erstaunen an zu schmelzen, trennt sich vom untern Felsensaz und der unteren Wand im Kessel und formiert alsdann ein schönes Portal. Durch dies Gletscher Portal fließt der Staubbach macht sich durch den Gletscher von der Fei sen wand ein bis zwey offene sichtbare holen und Gänge, welche der Bach stäubend durchwühlt und aussenher dem Portal die allerschönste Farbenmischung vorstelt. Stehet man gerade vor dem Portal oder in einiger ferne gegen die Oeffnung desselben, so sieht mann die Farben unter einander strudelnd und kämpfend als in einem Feüerofen sich drängen. Steht mann aber auf der Seite des Portals, zwischen Sonne und Stäubendem Wasser, so zeigen sich die Farben in einem Bogen. Dies ist die schönste Vorstellung dieses Bachs, die aber nicht mit Feder und Pinsel nach der Natur ausgedruckt werden kann, sondern selbst gesehen werden muß, diese Vorstellung dauert aber wegen der denzumaligen starken Gletscherschmelze im Kessel kaum einen Monat. Sobald der Gletscher geschmolzen, so zeigt sich der Staubbach in seinem größten Fluß, Schönheit und; Farben, ist aber dannzumal gefärlich, sich ihm zu nähern, weil Erde und Steine häufig mit dem Wasser herunter rollen, da durch die Schneschmelze und starke Regen, das Erdreich oben in den Gräben, die der Staubbach nebst seinen zwey kleinen Gefärten durchfließt, loker wird, sich wegspült und kleine und große Felsenstücke mit starken Getöse in den darunter ligenden Kessel schmeißet. Ist aber um diese Frühlingszeit heiterer Himmel, Sonnenschein und Windstille so scheint in einiger Entfernung die Aussicht gegen diese Bäche nicht so wolfließend als aber sanft in der Luft schwebend und hängend zu seyn.

Der Sommer aber ist gemeiniglich diejenige Zeit, die von fremden und ein- im Sommer, heimischen zum Besuch des Staubbachs gewidmet ist. Wir haben schon oben angemerkt, daß zu den spielenden Vorstellungen des Bachs im Sommer Sonne und Wind das meiste, ja alles beytragen. Sonnenschein ist zu seinen Vorstellungen nötig, weil sonst beym Mangel desselben nichts als der Fall des Bachs und nur sehr geringe Zerstäubung gesehen wird. Wenn aber die Sonne über das Thal gegen den Bey der Sonne. Bach aufgeht und mann sich alsdann der Wand und d. Kessel nähert und sich in einiger Entfernung zwischen Sonne und Wasser hinstellt ohne doch von dem zerstäubenden Wasser befeuchtet zu werden, so sieht mann den so oft beschriebenen Regenbogen mit ein- und oft zweyfachem Gegenschein. Geht mann aber in die 27. tiefe des Kessels und stellt sich nahe an die Wand des Wasserfalls, so scheint -ein ganzer Farbenzirkel dem Fuße mit jedem Tritt und Schritt nachzufolgen, geht mann aber ganz unter dem Schuß des Wassers so hängen sich spielende Farben an d. Kleidern, so daß man bey nahe das ansehen hätte im Feuer zu stehen, wenn mann nicht kälte und Wasser fühlen würde. Bey dieser Morgenzeit scheint die Zerstäubung des Wassers unten im Kessel größer zu seyn als oben beym Ausfall, wenn aber zur Mittagszeit die Sonne sich dem Staubbach nähert so ist seine Zerstäubung von oben bis in den Kessel viel bedeutender und der Bach scheint alsdann viel größer als bey aufgeh. Sonne. Wer zu dieser Zeit sich dem Staubbach nähern will, der versehe sich mit einem guten Regenmantel, wenn er von seinem Staub-wasser nicht ganz unvermerkt bis auf die Haut will durchnezt werden.

So spielend schön die Sonne auf den Staubbach würkt, eben so schön spielen beym Wind, mit ihm die Winde. Es ist gar nicht selten, daß durch den geringsten Blast eines den Menschen unmerkbaren Windes der ganze Bach in sichtbare Bewegung gesezt wird und ihn bald zur rechten bald zur linken weit hinaus schmeißt. Bisweilen aber trägt es sich zu, daß von zwey gegen einander kämpfenden Winden der ganze Bach über sich in die Höhe eine Stunde weit auf den Bietschenberg getrieben wird, da dann wärend dieser Zeit kein Tropfen Wassers von dem Bach in die Tiefe des Thals fließt. Bey solch stürmischer Witterung verfließt dann das meiste Wasser in kurzer Zeit aus dem Kessel bis zu seinem Auslauf in die Lütschinen und nur wenig Wasser bleibt zwischen Steinen in den tiefenen übrig, in welches sich dann die kleinen Forellen hinflüchten, die im Sommer das trübe Lütschinen Wasser verlassen und sich im Brunnwasser des Staubbachs aufgehalten haben, die alsdann ohne Müh mit bloßen Händen bey 20 à 30 gefangen werden können.

Auch die Herbstzeit laßt es nicht an abändernden Vorstellungen des Staubbachs im Herbst, fehlen. Sehr oft wenn es im Thal regnet, fait auf dem Bletsch und übrigen anstoßenden Bergen schon tiefer Schnee, da alsdann das Wasser des Staubbachs klein ist; sobald aber die Sonne wieder darauf scheint, schmelzt der Schnee wieder Othmar Gurtner.

28.

fort und sein geschmolzenes Wasser vereinigt sich mit dem Wasser des Staubbachs und seiner ihm zur Seite fließenden Bäche und zeigen sich alsdann noch wie zur Frühlingszeit in ihrem großen Fluß, Schönheit und Farben. Noch eine Vorstellung des Staubbachs müssen wir schildern, die eben so würdig als alle vorhergehenden ist, nemlich die Vorstellung beym Mondenschein. Wenn der Gletscher des Kessels im Frühling geschmolzen ist, so siehet mann beym Mondenschein wenn mann sich zum Kessel und durch denselben hin und her begiebt, nicht nur die Zerstäubung des Bachs im kleinen, sondern auch durch den von der Sonne geborgten Mondschein die blassen und mehr als halbtodten Farben des Regenbogens und ganzen Zirkels. Steht mann aber auf der Laube des alten Pfarrhauses, so sieht mann nicht nur den Staubbach, gleich einer unbeweglichen und ungeheuren großen Säulen, sondern durch die Bäume den durch den Staubbach benezten ganzen unteren Felsensaz, von mehr als silberfarbenem Glanz aufs prächtigste schimmern. Wahrlich ein Nachtgemälde der Natur, das eines künstlichen Pinsels würdig wäre, das aber freylich nur schwach von dem Original kopiert und gezeichnet werden würde.

Diese Bemerkungen beym Staubbach, habe ich größten Theils der selbst eigenen Beobachtung des Herrn Pfarrers Ungers im Lauterbrunnen — und die nachstehende Beschreibung des dortigen Bergwerks und der hiesigen Mineralien der gütigen Mitteilung des dasigen Herrn Bergverwalter Jäggelers* ) zu verdanken.

Nun wollen wir auch zum Beschluß die Mineralien der Thalschaft Lauterbrunnen untersuchen, zu dem Ende uns in die Holen und Klüfte der Berge selbst hineinwagen.

Und da werden wir zuerst ein förmliches Bergwerk gewar, so wie es in den schottischen Bleymienen oder in den Gebirgen Deutschlands, Tirol, und anderer Orten getrieben wird. Ein solch Bergwerk ist nun in der Schweiz etwas seltsames, dergleichen mir, äußert dem d'bergwerk unseres Kantons zu Oberhasle und zu Kttttigen-bei Aarau, nebst jenen Si gruben keine bekannt sind; obgleich die Schweizerischen Gebirge an allerhand reichhaltigen Mineralien genugsam versehen seyn würden, wenn man weder Mühe noch Kosten sparen würde, denselben nachzuspüren und zum großen Vortheil des Landes bearbeiten zu lassen. Vornemi, denenjenigen die durch würkliche Theilnemmung an diesen Bergwerken ihr Glück dabei zu machen gedenken, seye hier die ihnen und andern interessante Beschreibung desselben gewidmet, so wie ich selbige durch eigene Besichtigung und mundl. Nachrichten, besonders aber durch einen schriftlichen Aufsaz von Herrn Bergverwalter Deggeler in bergmännischer Sprache geschrieben, erhalten2 ).

Die Lauterbrunenngebirge sind auch — besonders auf der Mittagseite — an vielen Orten unter anderen Mineral, auch mit Chaltigem £ Erz reichlich versehen, die schon zum Theil vor 40 à 50 Jahren von einer Gewerkschaft bearbeitet worden, davon noch gegenwärtig in der Sichellauinen die Ueberbleibsel von den alten Taggebäüen zu sehen sind, dahin all gewonnen Erz aus nachstehenden Gruben ausgeführt, zu gut gemacht, und geschmelzt worden; welche Gewerkschaft aber wahrscheinl. wegen Mangel an Sous sich zerschlagen, und aufgehört hat, auch beym Mondschein.

29.

Mineralien.

30.

Die Lauterbrunner Monographie des Johannes Rudolf Nötinger.

seither still und in Vergessenheit verblieben. Jez aber ist dies Bergwerk wieder aufs frische hervorgezogen worden, das nun durch eine neuerrichtete Gewerkschaft Bergwerk von bearbeitet wird. Diese neu eröffnete Gruben ligt in der Trachsellauinen zu î-haltigem 5 Erz.

hinterst im Lauterbrunnenthal, unter dem sogenannten Hauri, und ist die gleiche, die der sei. Herr Dr. Christen von Bern, unter dem Namen Silberstökli hat bearbeiten lassen; ist zwey starke Stunden von der Kirche entlegen, dahin der Zugang beschwerlich und wegen Schneelauinen auch gefährlich ist. Ligt auf einem silberhaltigen Bleigang, ein angetriebener Querstollen, welcher den 1. September 1782 mit gnädigster Erlaubnis einer Hohen Bergwerkkommission in Bern, unter der Aufsicht des Bergdirektors H. Deggelers von Schaffhausen aufs neue eröfnet und gesäubert worden, und noch gegenwärtig bearbeitet wird.

Der Gang selbst ist in weißem Horn und Quarz, mit vermischtem Spat, und eingesprengten auch zuweilen ganz derbem £ Erzt, bey zwey Schuh mächtig, in weissem Horn und Quarz mit allwodenn auf diesem Gang Gnadensonn-Fundgrube genannt, bis dahin nicht nur vermischtem zwey Feldörter betrieben, sondern auch in einem Schacht, welcher 7 Lachter abgesenkt Spat mit einem Ort ins Feld aufgefahren, auch ein über sich brechen vorgenommen, und bey diesen Arbeiten schon ein schöner Vorrath an gestoßenem und gewaschenem Bleierzt zum künftigen schmelzen gewunnen worden so daß man die beste Hoffnung haben kann, mit weitrer Auffahrung ins höhere Gebirg, immer mehr mit reichen und ergiblichen tj Erzten erfreut zu werden.

„ Erklärung des Plans der beyden Bergwerke Gnadensonne und Gute Hoffnung im Steinberg an der linken Seite des Hintergrunds des Lauterbrunnerthals; aufgenommen von J. J. Schlatter, gezeichnet von J. C. Escher.

Seiger und Sohlenriß der Gnadensonne.

A 1, 2, 3, 4, 23 und 24 sind die Schürf- und Erz- baue der Alten. N° 5 ist der erste Stollen, der A° 1782 zu treiben angefangen, der aber nur auf einem Trumm des Hauptgangs angelegt war; bey N° 6 kam man auf den Hauptgang: hierauf senkte man den Schacht N° 7 ab, bis auf N° 8, und bald nachher den Schacht N " 9- Von N° 8 senkte man nachmal den Schacht 10 auf den Stollen Nu 11 ab. N° 12 ist nur ein Trumm, welches verfolgt wurde; dann senkte man den Schacht 13 ah, und verfolgte von da den Stollen N° 14.

Hierauf suchte man oben im Berg den Gang und legte in N° 15 einen Stollen an, der bey 45 Lachter tief in Berg hinein verfolgt wurde: dann wurden die Erzbaue 16, 17 und 19 angelegt; durch den Schacht 18 suchte man den Stollen 14 und 15 gute Wetter zu verschaffen. N° 20, 21 und 22 sind theils Schürf-, theils Querstollen, mit denen man Erze suchen wollte. N° 25 ist ein Querstollen zur Untersuchung eines Nebentrumms. N° 26 und 27 sind Querstollen zur Aufsuchung des ganz verlorenen Ganges. N° 28 ein Abteufen auf den letzten Erzpunkt des Gangs. N° 29 sind zwey kleine Versuchörter zur näheren Untersuchung einer Spur eines neu aufgefundenen Ganges. X° 30 ein kleiner Querschlag zur Aufsuchung auch dieser wieder verlorenen Gangspuren. N° 31 der tiefste Querstolle in die Hauptmasse des Gebirges hinein. Aa, Ab, Ac, Ad, Af und Ag sind überfahrne offene Gesteinsklüfte.

Seiger und Sohlenriß der Guten Hoffnung.

B. 1 ist ein Erzschurf der Alten. B 2 ein wiedereröffneter und nun tiefer ins Feld getriebener Stoll. B3 ein Querstolle. B4 ein auf einem Erzpunkt abgesenkter Schacht. B5 eia kleiner Versuchstolle. B6 und 7 ein tiefer Stollen, durch den die Wasser der obern Arbeiten gelöst wurden. B8. 9 Firsten- und Strossen-Erzbaue. "

Aus „ Alpina " Band II. Winterthur 1807.

Auch befindet sich auf dem gleichen Gang ohngefahr 60 à 70 Lachter weiter oben am Gebirg ein von der alten Gewerkschaft betriebener Stollen und Tagver- 31.hauung, welche aber verfallen und gegenwärtig noch nicht eröfnet ist, aber gute Hoffnung macht, daß wenn man mit der untern Arbeit unter die alten Verhauungen kommen wird, auch gute Mittel zu verhauen treffen werden könne.

in a 4Weiter ob dieser Grube hinauf an der Stegen befindet sich ein halbschumächtigei'Alabaster Spatgang, mit eingesprengtem auch öfters ganz derbem, reinspeisigen und grobglänzenden silberhaltigem Bleierzt. Dieser Gang ist unter dem Namen Gute Hoffnung den 1. Hornung 1783 mit Bewilligung einer Hohen Bergkommission unter der Aufsicht des vorgemelten Bergdirektor Deggelers eröfnet worden. Diese Arbeit ist mit einem Stollen auf dem Hauptgang bis dahin bey 14 Lachtern ins hohe Gebirg getrieben worden. Nicht weniger wird ein Versuch mit einer Arbeit in die Tieffe vorgenommen, wo mann, wie vorhin schon erwähnt, schöne Erzte gewunnen und die beste Hoffnung hat, daß mit weiterer Auffahrung ins hohe Gebirg, ein sehr ntizliches und vorteilhaftes zu erlangen seyn werde.

GewerkschaftDiese zwey neu eröfnete Gruben werden nun durch eine Gewerkschaft von selbst. zwanzig Arbeitern darunter der halbe Theil fremde Erz- oder Bergknappen, die übrigen Thalleute sind, betrieben. Jede dieser Gruben besteht in 128 Kuxen oder Aktionen, da von jeder Kuxe beim Eintritt ein Louisd'or und hernach alle quartal k. 3 Zubuße, bis zur ergibigen Ausbeute zum Behelf der Bergbaukösten bezahlt werden muß, da denn wenn die Ausbeut dereinst bis zur Schmelzung dieses Erztes wird angewachsen seyn, das ganze Quantum der Ausbeute den Kuxen nach in 128 gleiche Theile von jeder Grube unter die Interessenten verteilt werden wird. Dieser 32.ganze Bergbau samt allen Arbeitern steht nicht unter dem Oberkeitl. Amtsmann, sondern unter der Oberaufsicht einer hohen Bergkommission in Bern, woselbst alle vorfallende Streithändel geschlichtet werden, dahin auch ein jeweiliger Bergdirektor alle quartal seine Rechnung über Einnemmen und Ausgeben ablegen und zugleich auch einen Grubenbericht beifügen muß, darinnen angedeutet wird, was in dem verflossenen Quartal vorgefallen, was vor Arbeiten geschehen, wie gegenwärtig die Gänge zu beleuchten, was vor Arbeit auf das folgende Quartal vorzukehren sey, überhaupt von der ganzen Lage und Beschaffenheit der Gewerkschaft; da denn der Bergdirektor die fernem Befehle der Kommission darüber zu seinem Verhalt zu erwarten hat.

Die Gewerkschaft hat auch unter sich selbst ihre eigene Ordnung und Einrichtung, unter der Oberaufsicht des Bergdirektors. Da dieser selbst nicht bei den Gruben, sondern bei der Kirche im Thal wohnet, so geht er wegen der weiten Entfernung nicht alle Tage, sondern wenn nichts außerordentliches vorfällt, das seine Gegenwart erfordert, gemeinigl. nur einmal in der Woche hin; aber alle Abend jeden Tages laßt er sich durch einen seiner Arbeiter, von dem Bergsteiger, als dem Unter-direktor bei der Gewerkschaft, Bericht abstatten, von der Tagesarbeit und was etwan sonst bei den Gruben vorgefallen. Die Bergleute werden von ihnen auch in strenger Zucht und Ordnung gehalten, nach Bergmannbrauch — da darf keiner von ihnen ohne seine Erlaubnis sich von der Gewerkschaft entfernen noch zum 33.Weine ins Wirthshaus gehen, sondern er verschafft ihnen in seiner eigenen Wohnung auf ihr Verlangen zur Nothdurft ein Glas Wein auf Rechnung hin. Jeder Arbeiter hat zu seinem Tagwerk 8 Stunden zu verwenden, dafür bekommt er einen Lohn von 6-7 Bz. Und da die Arbeit Tag und Nacht fortgeht, so kann ein fleißiger Arbeiter, durch doppeltes Tagwerk in Zeit von 24 Stunden auch doppelten Lohn verdienen, der ihnen monatlich von dem Direktor in seiner Wohnung entrichtet wird, da denn jeder von einer Kronen Lohn zu Händen einer Armen oder Krankenbiichse zurücklassen muß, daraus die kranken und beschädigten während ihrer Untüchtigkeit zur Arbeit unterhalten -und mit allem nothwendigen versorget werden; die Arbeit selbst geht unter fleißigem Gebett und dem Beistand Gottes glücklich fort, und die ganze Gewerkschaft steht in bester Ordnung.

Was aber dies Bergwerk dereinst wiirkliche Schäze verschaffen werde, wird die Zeit lehren. Bis dahin wünschen wir allen respektiven Interessenten die liebe Geduld darzu und erinnern sie, sich ja nicht mit Erwartung allzu großer Reichthümer von dieser Silberflotte vorläufig allzusehr zu schmeicheln. Indessen müßten wir zu ihrer Beruhigung anmerken, daß wenn dies Bergwerk je mit Nuzen getrieben werden kan u. würklich Schäze in sich hält, solche gewiß durch niemand besser, als durch diesen bergverständigen Direktor bewürket werden können, denn man muß Herrn Deggeler Gerechtigkeit wiederfahren lassen, als einem gewissenhaften Mann, der nebst hinlänglichen Kenntnissen und Erfahrung, auch zugleich Rechtschaffenheit und Redlichkeit 34. besizt, niemand betrügerisch anführen wird, nicht mit Gewißheit allzuviel verspricht, sondern nur Hofnung macht, in so weit er sie nach seiner Einsicht vorläufig machen kann 1 ).

Ich begab mich in seinem Begleit und schwarzen Berghabit selbst zur Grube hin, um solche in Augenschein zu nemen, und mir das dienliche erklären zu lassen, nachdem man mir eine angezündete Lampe in die Hände gegeben, ging mit Hr. Deggeler .und dem Bergsteiger in ihrer Mitte den langen ebenen Gang hindurch, stieg auf der senkelgeraden mehr als Hundert Stufen langen Leiter, auf die man mir öfters den Fuß stellen mußte, in die Grube hinunter, und erblikte beim Lampenschein einen vollen Sternenhimmel, denn das Gewölbe glimmerte und funkelte zu allen Seiten von dem mit © vermischten % Erzt hervor, daß ich des Anbliks nicht satt werden konnte. Nachdem mir ein stiller Seufzer um Segen zu dieser Arbeit im Herzen aufgestiegen, klimperte ich die Leiter wieder hinauf, war vergnügt und sprach beim Ausgang: Gottlob! Kaum hatten wir die Grube verlassen, so hörte ich den Donner und Wiederhall zweyer Schüsse die H. Deggeler in der Grube losfeuern lassen. Alles war hier für mich reizend schön und gut, wenn ich nur nicht den Verlurst meines lieben Reisegefährten, meiner Tabakspfeife und Tabakssekel hätte bedauern müssen, die mir unterwegs aus dem Berghemd gefallen, und ohngeacht alles suchens nicht wieder finden konnte.Noch gibt es ohnweit diesem Bergwerk einige andere Stollen von gleichem Bleierzt; die ehemals von der alten Gewerkschaft eröfnet worden, seither aber unbearbeitet verblieben.

Als auf der Hohenalp, unter dem Wildhorn, zwischen der Alp Breitlauinen Erztinweissem und dem roten Bach, ligt ein zwei schuhmächtiger weißer Spatgang, allwo von der Spat'alten Gewerkschaft mit einem Stollen aufgefahren und ein Versuch gemacht worden,Der Schläuling Deggeler hat sich offenbar des schreibseligen Pfarrherrn zu bedienen gewußt; denn die Fürsprache dieser Rechtfertigung war notwendig, weil die stets mangelhaften Ergebnisse der Lauterbrunner Bergwerke den Aktionären nicht Mut einflößen konnten und Deggeler durch optimistische Vortäuschungen Zeit gewinnen mußte.

Othmar Gurtner.

35.

der aber jezt ganz zerfallen ist. Hingegen in denen zu Tage geförderten Gangarten die sich in der alten Halden daselbst befinden, zeigen sich schöne, reinspeisige, in Spat brechende silberhaltige Bleierzte.

Ferners in gleichem Gebirge etwas weiter hinauf, ist noch ein Stollen, auf gleichem Gang von 10 Lachtern angetrieben, welcher im ganzen Gebirge noch offen steht, und bis vor Ort zu befahren ist; wo der Gang nesterweise mit hingesprengten C haltigen Bleierzten zu beleuchten ansteht.

Bei dem Mundloch dieses Stollens, rechter Hand gegen die Breitlauinen steht noch ein weißer Spatgang, welcher nach dem Bergkompaß die Stunde Eins führet und mit einem Tagesschurf zwey Lachter tief verfolget worden, worinnen ebenmäßig hingesprengte Erzte sich befinden.

Über die vorbeschriebenen beiden Stollen sind gegen das hohe Gebirg, noch mehrere streichende Trömer, eisenartig, mit blauem Hornstein und Spat vermischt, worinnen sich verschiedene reinspeisige Silber- und Bleyerzte zeigen, und dem Hauptgang zusezen und durchstreichen, auf welchem von den alten zwey Tagschäche abgesenkt worden, welche aber mit Wassern angefüllt, daher die Tiefe derselben nicht zu benamsen ist, doch findet man von dessen Ausförderung in der alten Halden schöne und reichhaltige Erztstufen. Diese Gänge verdieneten, mit allem Ernst gebauet zu werden, weilen solche gar reiche Arten von vergüldigen und anderen Silbererzten mit sich führen, und auch ein ewiges Feld zu verbauen vorligt.

In der Trachsellauinen bei der langen Tannen ist ein 16 Zollmächtiger weißer Spatgang zu Tage geschürft worden, worinnen gleich über Tag eingesprengte silberhaltige C Erzte sich erzeigen; als welcher Gang zur weitern Untersuchung ganz würdig wäre.

In blauem Hornsteil und Spat + 36.

grünartiger Spatgang.

Auf der Musblatten daselbst befindet sich auch ein grünartiger Spatgang, welcher gelber bey 8 Zollen mächtig ist und der Mühe sich lohnete, einen Versuch darauf vorzu-nemmen, weilen bis dahin keiner darmit geschehen ist.

9 gang Dürrenberg daselbst streicht ein gar schöner gelber Kupfergang welcher am Tage etwas J1 schüssiges mit sich führt; wobei gute Hoffnung wäre, daß mit weiterer Auffahrung ins hohe Gebirge die Erzte nicht nur milder und derber, sondern auch das cT schüssige Wesen gar verlieren würde.

gelb Ç Erzt Auch auf dem Sausberg befindet sich ein schöner mit Quarz vermischter Spat- Erzt gang, oder Ader, worinnen eingesprengte gelbe Kupfererzte, mit etwas Q kies vermischt sich zeigen, worauf aber noch kein Versuch gemacht worden, und dennoch der Mühe und kostenswerth wäre, einige Probe darmit vorzunemmen, weilen man die beste Hofnung haben könnte, mit einer beträchtlichen Auffahrung von 30 bis 40 Lachtern edle Anbrüche von guten und reichen 9 erzten zu erbauen, Wasser zu Taggebäüden ist vorhanden und an Holz auf viele Jahre kein Mangel zu befürchten.

Eisenerzt wäre auch hier vorhanden, die ehemals bearbeitet worden; davon man noch bei dem Stachelberg die Ueberbleibsel von einem Taggebäüde und einer Schmelzhütte findet.

Am Fuß des Mönchs der Jungfrau befindet sich besonders noch ein schwebender Eisengang, der ein gutes Erzt in großer Menge mit sich führet, auf welchem Gang ehemals zwei Stollen angetrieben worden, der Winterstollen unten am Berg zur Winter- und der Sommerstollen oben am Gebirg, zur Sommenarbeit.

Auch auf der Stufensteinalp ist ein gutes Eisenerzt das in großer Menge gebrochen werden könnte.

Ohnweit Mir r en rückwerts gegen den obern Staub- oder Pletschbach, be- schwarze findet sich eine Kluft welche mit einer schwarzen Marne angefüllt ist, die zu einer arne besondern Mischung, oder zu einem guten schwarzen Farböl und Leimfarbe dienlich 37. wäre1 ).

Auch auf dem Wengberg findet man in einem klüftigen Gebirge ebenfalls eine feine schwarze Marne, aus deren ein guter Malertusch zubereitet werden könnte. An gleichem Orte eine graue, wie auch eine rothe Okererde die sich aber bis graue, wie auch dahin noch nicht häufig zeiget.rothe Okererde.

Bei der Chorbalmhöhle befindet sich ein schwebender weißer, und auch rothartiger Glaswürfel Spatgang, der zu einer Glashütte mit Nuzen gebraucht werden könnte. Dieser Gang führt weder Erzt noch Schwefel oder sonst etwas metallisches bey sich und wird deswegen ein tauber Gang genannt. Vorzeiten sind einige Versuche hieselbst gemacht worden, da man auf dem Hauptgang bei 20 Lachtern aufgefahren. Desgleichen haben die Alten auf einem nebenher streichenden Spattrom, durch ein festes schwarzes Kalchgestein eine Streke von ohngefahrd 16 Lachtern hereinge-schaffen und ist von beiden Feldorten eben nicht viel nüzliches zu beleuchten.

Bei diesem schwebenden Gang befindet sich auch eine Kluft, welche sich bis blaue, rothe gegen Tag hinauf ziehet und vor Zeiten mit blauer; rother und auch schwarzer ThonThonerde*6 erde angefüllt ware, und von den Einwohnern größtentheils herausgegraben worden, so daß gegenwärtig wenig mehr davon vorhanden ist.

Ohnweit der Sevilütschinen ist in einer Kluft schöner, weißer fetter Leim oder weisser, fetter Thonerde, welche zu weißer Farbe, zur Kreide und auch zu Tabakspfeifen dienl.d' wäre, wormit gar leicht eine Fabrikke errichtet werden könnte; die Einwohner brauchen diesen Leim anstatt Kalch und ordinären Leim, ihre Öfen darmit zu bestreichen.

Auf dem Oberhorn des Steinbergs, ligt unter dem Gletscher eine Kluft, in Kristalldrüsen, welcher G drüsen in einem gelben und auch grünen Leim sich befinden. Die größten G. aber, die darinnen sich zeigen, sind nicht größer als einen Finger lang; auch scheinen etwelche wegen dem darhinter stekenden Leten ganz grün, auch gibt es gelbe, und ganz reine weiße. Zu vermuthen ist, daß wenn die Kluft aufgeschossen und verfolget würde, daß sowol die qualität als quantität derselben sich besser erzeigen würde.

Und nun beschließen wir diesen unseren Raritetenkasten und überlassen selbigen 38. nebst ehrerbietigster Empfehlung der L. Oekonomischen Gesellschaft zu anderwertigem beliebigem Gebrauch.

J ) Jeder Besucher des obern Staubbachfalles wird in der vom Wasser überströmten Felsenhöhle leicht den Platz finden, wo die Alten einen Kohlengang gefunden zu haben glaubten.

Jahrbuch des Schweizer Alpenclub. 55. Jabrg.

Anhang1 ).

î. p. s, lin. i6nDie Sage von diesem lautet so: ehe noch die beiden Thäler Grindelwald und Lauterbrunnen seyn bewohnt gewesen, haben die Anwoner Kundschafter dahin aus-geschikt, von welchen der einte, bey seiner Rückkunft auf die Frage, was er angetroffen, soll geantwortet haben: Lauter Brunnen. Der andere hingegen wollte Grindel Wald ( nichts als Waldungen ) gefunden haben, welche beide Namen hernach bey der Bevölkerung auch würklich beyden Thalschaften seyn gelassen worden.

Das Wort Grindel ist noch in dem Hasler Idiom und bedeutet eine Riegel, womit was gesperrt wird.

— lin. uii.Herrschaften Unspunnen, Weißenau etc. gestanden ). Weißenau war aber niemals eine Herrschaft, sondern die Ueberbleibsel der alten Weißenau am Thunersee bey der Mündung der Aar vermeynt man seyen von einem ehmals dagestandenen Ablag-haus einer Ferme von Unspunnen gewesen. Freilich ist im Saxenthal auch noch eine Weißenau, das aber auch von Unspunnen muß dependiert haben.

— Un. i9Die Gränzen von Lauterbrunnen näher zu bestimmen müßte man dieselben ohn- gefahr so angeben: Gegen Morgen: Die Lauterbrunnen-Scheidek, die mit dem Wärgistall und dem Intramengrat fortgesetzt wird und 3 Gipfel oder Hörnßr hat: erstl. das Lauberhorn od. kleine Tschuggen, dann der große oder der Thunertschuggen und das südliche Ende davon, der Männlichen. Der Eiger, Vordereiger oder Geißberg macht die March aus zwischen Grindelwald und Lauterbrunnen, der Innereiger oder wie man auf Wengernalp denselben durchaus nennt, das Breithorn macht die March aus zwischen Lauterbrunnen und Wallis, wie das Jungfernhorn, es müßten denn einige vergletscherte Gegenden des Grindelwalds hinter dem ersteren oder auf seiner südlichen Seite gelegen seyn. Das Viescherhorn scheint mit dem Innereiger oder dem Breithorn absolut durch einen hohen Grat verbunden zu seyn. Diese drey letztern Eisberge begränzen das Trümmieten Thal, das den Trommelbach der Lütschinen abgibt, von der Süd-t. seite her und werfen in 3 Lauinen oder Gletschern ihren Überfluß von Eis und Schnee in dasselbe herab; diese habe ich mir wie folgt also benennen lassen: die östlichste: Wengernalpgletscher, die mittlere die Kühlauinen, dann würde die Lammlauinen und die Gießlauinen folgen, welch letztere vom Gießenberg oder der Jungfrau sich herabsenkt. Die südliche Gränzen des Lauterbrunnens sezen sich vom Jungfrauenhorn fort, und folgt erstl. der Grat, der das Rothenthai einschließt, denn das Stuffensteinhorn, ferners ein mir noch unbekanntes Horn ( Hr. Füßli hat auf seiner Aussicht von Iselten her dieses unbenannte Horn, soviel ich mich erinnere, sich Silbenhorn benennen lassen. Möchte dies nicht etwan verschrieben worden seyn für Silberhorn, weil nicht unfern von da das Silberbergwerk sich befindet ?), erst denn das Groß- und Breithorn, das Wetterhorn, das obere Hauri wo denn das Bittlosen oder Büttlassen-gebirg anfangt, welches Lauterbrunnen westwärts zu begränzen beginnt. Von seinem obersten seltsam ausgekerbten und gespaltenen Gipfel, welcher im Kienthal den Namen die rothen Zähne trägt und warscheinlich eines und dasselbe ist mit Hr. Gruners Gspaltenhorn, dehnt sich ein Grat ostwerts in die Länge aus und senkt sich bey der Busenfluh oder dem St ech el berg in die Tieffe des Lauterbrunnenthals, dieß Gebirg scheidet ferners die Ammerten und Sefinen von einander, an seiner nach Süden oder Südosten gekehrten Seite hängt die Steinbergalp und Ende derselben wo das Gebirge sich an die große Alpenkette anschließt, die Tschingel- und Oberhorngletscher, allein von den Gletschern welche die Gipfel der Büttlassen selbst begränzen ist von dieser Seite noch nichts sichtbar, sondern dieselben hängen mit ihren ungeheuren Lasten einzig auf Sefinen herunter, und heißen die B ü n dl os eh g l e t Seher. Sefinen gibt einen Paß in das Kienthal über die sogenannte Furggen oder das Grätlein, das zwischen der Büttlassen und der Hundsfluh hängt. Vom äußern Hundshorn läuft ein Grat hinüber an das Schilthorn und macht die nördliche Gränze von Sefinen aus, dieser Grat heißt der Sefinen grat oder Rothherd. Mit dem Schilthorn sezt sich nun die westl. Gränze von Lauterbrunnen bis an die Kien egg oder den Sausgrat fort welcher den Übergang gibt von Saus an Hoch Kien, diese Gränze macht durchaus die March zwischen den Lauterbrunner und den Kienthalerrechtsamen. Als Genossen des Schilthorns oder als Nebenäste desselben können betrachtet werden, auf Lauterbrunner Seite das Schwarze und Weiße Gebirg und das Bietenhorn, ersteres, das Schwarze Gebirg heißt von Saus her der Schwarze Grat. Auf der Kienthal- oder Frutiger Seite aber ist der Schilt am Kienboden auch Kilchfluh genannt. Der schwarze Grat hört beym Saushorn auf. Wo in der Tieffe der Eingang ins Lauterbrunnenthal desselben nördliche Gränze mit dem Übergang aus der Kirchhöre Gsteig macht.

( auf der Seite der kalten Lütschinen ) auf der rechten oder auf der linken Seite derselben?

( abgesondert leben usw. ) Ich weiß nicht ob im Grüner oder Wyttenbach die 5; p. 8, lin. 19 Anmerkung von Murren und Gimmelwald steht, daß die Einwoner dieser Bergdörfer sich den Winter durch ordentlich einschneyen lassen, vor Ankunft desselben aber wol verstanden sich mit aller Nothdurft versehen, die sie die Zeit über, wo alle Gemeinschaft mit den Thalleuten ihren Gemeindsverwandten gesperrt ist, nicht ent-mangeln können. Ich erinnere mich hierbey, von Hr. Pfr. Wyttenbach den Wunsch einmal gehört zu haben, daß jemand sich die Mühe geben möchte ausführt. Nachricht von dem Winterleben der Alpenbewohner zu ertheilen doch ohne Auftragung dichterischer Farben, weil dem Liebhaber der letztern in dem Hallerischen Gedicht „ Die Alp en " schon genug geschehen ist, wie z.B. in der Strophe: Indessen daß der Frost sie nicht entblößt usw. Hat nun die müde Welt sich in den Frost begraben und sq.

Grüner spricht in seinen Eisgebirgen von den hohen Bergdörfern Myrren Gimmelwald und nennt auch das Dorf Eisenfluh und die noch höhere Vogelfluh, mit letzterer begreif ich nun gar nicht was er wi111 )?

Über diesen Gegenstand soll H. von Bonstetten in Bern oder auch H. Prof. Müller a; p., 1. ss. von Schaffhausen, nun in Basel, ausführlich gearbeitet haben worüber H. Pfr. Wyttenbach nähere Auskunft erteilen könnte. In der Beschreibung von Grindelwald stehen Die Fluh über dem Dorf lein, an der die Überhänge vielen Vogelnestern Schutz gewähren.

ähnliche Exempel und Vermuthungen in dem Artikel Grindelwald und bey dem Ort Schmidigen Bidmeren, welche Benennung eine ehemals an diesem erhabenen Ort gestandene Schmide veranlaßt haben soll.

p. 9, l. 34Die Etymologie von Sichellauinen ist soviel mir bekannt ist, neu, aber deshalb nicht minder sinnreich, und gewiß ungezwungener als die bekannte vom Dr. Christen, die soviel mal nachgeschrieben worden ist. Sie ist diese, daß man ihm vorgab, man habe sich ehemals an diesem so wilden Orte, das nun halb vergletschert ist, der Sichel zum Kornschneiden bedient, und er macht die wizige Anmerkung, man könnte alswol das alte nunc Seges est, ubi Troja fuit, hier in ein: nunc glacies est, ubi Seges fuit umändern. Erwähnen Sie hie bey Sichellauinen nicht auch etwas von der benachbarten Traxellauinen, die freilich weiter hinten vorkommt?

7-, p. io, 1. soalsdann kann man die Wolle mit den Händen ausrufen ) diese Wolle wird aber nie von demjenigen Werth seyn wie die von lebendigen Schafen?

p., i.38ist die orthographischere Schreibart Bletschen oder Pletschen? Rebmann der die Nom. propria nicht uneben schreibt hat wirkl. die Blettschen, andere Schreibens auf die letztere Art.

8; p. il, 1. iovon 200 Kühen Seiung ) Hr. Wyttenbach sezt sie, glaub ich, gar auf 500.

— i. ae.ist aber selten von Schnee entblößt ) ich dächte fast, niemals, so weit ich mich entsinne, habe ich seine östl. Seite nie unbeschneyt gesehen. Hr. Wyttenbach würdigt dieses Schilthorns in seiner Beschreibung auch einiger Erwähnung, er ver-sezt den Ursprung des Myrrenbachs dahin, obwol nicht ganz eigentlich, welcher von da den Engebusen hinunter ströme in das Dorf Murren von da er sich die Myrren-bachfluh hinabstürze und sich mit der Lütschinen vereinige.

-1.21Sevina. ( Wie Rebmann es schreibt ) macht einen beträchtlichen Nebenast des Lauterbrunnenthals aus. Jgfr. Müller von Bern hat sich bis ins Boganggen gewagt.

1 p. is, l. 2odies hier bemerkte Seelin wird das Seelin auf Oberhorn woran der Steinberg stoßt und der Gletscher ohne Zw. der Oberhorn od. Tschingelgletscher seyn?

»; p. l«, L ssA1 p b i g e 1 e n. ich hätte gern einige Auskunft über den Ursprung dieser Be- nennung, die mir schon so oft und immer verändert vorgekommen ist, denn sie wird im ganzen Oberland gebraucht, ich habe zwar bald Alpbiglen, bald Alp Biglen auch Alpigeln, denn wieder Alt Biglen geschrieben gefunden, welches aber alles eines und dasselbe seyn muß, nun möcht ich wissen, ist es blos ein diminutivum von Alp gleich Alpetlin? so wie Alpigelti, oder auch nur das Bigelti ein diminutivum von Alp Biglen ist welches erstere ich mich auch schon entsinne gelesen zu haben. Interessant wäre es allemal der Entstehung unserer Nom. propr. nachzuspüren — um so interessanter da die meisten blos deutschen Ursprungs sind und man nicht vergebliche Creuzzüge in irgend eine barbarische Sprache zu unternehmen brauchte, sondern nur in die unmündigen Jahre unserer Muttersprache hinaufsteigen müßte. So sonnenklar an Bedeutung und Entstehung die unsern hohen Eisgebirgen beigelegten Namen scheinen, so passend und edel dünken mich dieselben als zum v Beyspiel: Wetterhorn, Schreckhorn, Jungfrauhorn u.a.m.

Andere derselben sind schon dunkler und unverständlicher, als Büttlassen, Bittlose, Bündlosen und ich seze hinzu: Wergistall und Intramen, obschon der verstorbene H. Pfr. Kuhn diese beiden zu erläutern gesucht hat. Wergistall leitete er aus verge Stabulum ab so wie Intramen von inter amnes, weil letztere Alp zwischen zwey Bächen gelegen sey, ebenderselbe machte aus Sägistal, Segensthal fi,und darüber nebst Bättenalp, Bußalp und Schneeschmelzgrat einige fromme Namen. In der Grindelwald Beschreibung kommt bey Scheidek das Bidemläger vor, und bei Grindel: Schmiedigen, B i d m e r e n, dessen ich schon oben gedacht habe: beide, Bidem und Bidmeren, stammen aus dem teutschen Wort Boden her. Sollte sich der Namen Alpiglen oder Alp Biglen nicht gleichermaßen erklären lassen?

( der höchste Gipfel dieses Berges ist das Simmloch ) dieser müßte der gleiche i«;p. ui. s » seyn dessen Hr. Kuhn in seiner Beschreibung unter dem Namen Männlichen erwähnt, so wie das große und kleine Lauberhorn ( pag. 14 ) bei ihm Thunertschuggen oder große Tschuggen und kleine Tschuggen oder Laubscherenhorn heißen, bey Laub-scherenhorn wird er aber sich nur versprochen für Lauberhorn oder wies die Grindelwaldner aussprechen. Leiberhorn oder Löiberhorn? Das Simmloch scheint mit Verwandtschaft zu haben mit dem in obgedachter Beschreibung erwähnten und auf dem Intramengrat befindlichen Däfenloch, das seinen Namen dem Aufenthalt einer Menge Bergdäfi zu verdanken hat. Intramen und Wengernalp stoßen wie bekannt auf dem Grat zusammen.

aus röthlichem Eisenstein besteht. Wenns nicht blos ein rother byssusu;».i?,i.sw ist, der dieselbe kleidet?

Die von Micheli angegebenen Höhen sind außer allen Credit gekommen, seit- p. u, 1.1 dem de Luc und de Saussure aufgestanden sind. ( und eines auf dem Hünerhorn auf Wengenalp ) dies Hünerhorn müßte der \i; p. »s, l. sw Tschuggen seyn auf welchem allerdings ein Seelin befindlich seyn soll, und derselbe müßte von der Lauterbrunnenseite her Hünerhorn benennt werden, ein anderes wäre mir noch nicht bekannt.

Man darf die Arbeit des Johannes Rudolf Nötinger nicht auf Wert und Vollständigkeit prüfen, ohne des ümstandes zu gedenken, daß in jener Zeit die Anforderungen an eine monographische Bearbeitung eines Bergtales bedeutend geringer waren, als sie es heute sind, da der Darsteller statistische, historische und wirtschafts-geschichtliche Unterlagen hat und zudem in der Lage ist, jedes Wort selber zu überprüfen. Nötinger aber war stark auf die Mitarbeit der im Tale wohnenden besser Bewanderten angewiesen. So tritt denn der Verfasser der Schrift bedenklich in den Hintergrund, wenn man die tüchtige und sehr poetisch aufgefaßte Staubbachschilderung und den sachlichen und fachkundigen Anschein erweckenden Bergmannsbericht liest und dabei zu der Überzeugung kommt, daß Pfarrer Unger und Bergverwalter Deggeler besser befugt gewesen wären, einen Raritätenkasten herauszugeben, als Nötinger selber.

Allein wie dem auch sei und wie immer das kritische Fazit ausfallen möge, eines muß man dem Ringgenberger Pfarrherrn lassen: zähe ist er seinen einmal vorgefaßten Zielen nachgegangen. Es war gewiß kein leichtes Stück Arbeit in einer so engherzigen Bevölkerung alle die Auskünfte und Hinweise aufzutreiben, deren er bedurfte, um seiner Arbeit einiges Lokalkolorit auftragen zu können. Und wenn dabei sein menschliches Urteil über die Talleute von Lauterbrunnen nicht eben günstig lautete, so muß doch anerkannt werden, wie offen und treffend er Mängel rügt und Mißstände geißelt. Wieweit hier Pfarrer Unger im Spiele war, läßt sich nicht ermitteln; allein es scheint, daß es vor anderthalbhundert Jahren in Gemeinde und Familie der Lauterbrunner bedenklich zu und her ging. Das Tal ist eng und der Gesichtskreis bescheiden. So sind auch aus Lauterbrunnen keine weltbewegenden Errungenschaften zu erwarten. Wer aber in das Tal kommt und nicht nur Berge und Gasthäuser sieht, wer die arbeitenden Talleute beobachtet und ab und zu Gelegenheit hat, hinter den verrunzelten Stirnen zu lesen, der wird erstaunt gewahr werden, daß ein Jahrhundert Entwicklung in einem engen Bergtale nicht viel erreichen kann. Bald hier, bald dort werden ihm Gestalten und Charaktere auffallen, wie sie der schmähende Nötinger nicht bezeichnender hätte malen können. Dazwischen leben die vielen im Laufe der Jahre Zugewanderten, Leute und Arbeiter wie die Lauterbrunner selber, aber unter dem Sammelbegriff „ Zuahagschlinggeti " nicht eben sonderlich beliebt. So mag es nicht verwundern, wenn ab und zu Meinungsverschiedenheiten auftreten. Aber jedesmal charakterisieren die beiden. Lager die beiden beseelenden Komponenten, die die Entwicklung der Talschaft hartnäckig von Jahrhundert zu Jahrhundert vorwärtstreiben: der Burger und ersessene Bauer hält den Atem an, wenn etwas Neues eingebracht werden soll, und der „ Zuahagschlingget " muß am Stricke ziehen. Eigentlich ist es schade um alles Neue, denn das robuste und zwilchenzähe Wesen der Bergmenschen erliegt immer mehr bequemen und vom Stadtgeiste benagten Einflüssen. Aber ein kultureller Fortschritt will erkämpft sein, und deshalb dürfen wir in Johannes Rudolf Nötinger einen wackeren Vorkämpfer voll und ganz anerkennen..

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