Erinnerungen an das Fest in Schwyz | Club Alpino Svizzero CAS
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Erinnerungen an das Fest in Schwyz

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Der 7. September war der erste Festtag. Zahlreich rückten nach und nach von allen Seiten die Clubgenossen ein, so daß das Quartierkomitee bis spät in den Abend sich in Permanenz erklären mußte. In reichem Flaggenschmucke prangte der Festort, es wollte die Bevölkerung ihre Sympathie dem vaterländischen Vereine auch äußerlich deutlich kund geben.

Die festgebende Sektion hatte nach der Delegiertenversammlung einen gemütlichen Abend in der „ Halle Hediger " arrangiert, welcher um 9 Uhr beginnen sollte. Aber schon um 8 Uhr fing ein Fenster nach dem andern auf dem Hauptplatz an, seine Lichtlein anzubrennen, und bald lag der weite Platz in hellem Feuer einer schönen Illumination. Hoch am Mythen aber glänzte ein mächtiges Feuerdiadem, das sich der stolze Bergriese um sein hohes Haupt gelegt. Gleichzeitig spielte die Feldmusik, die Raketen zischten, es produzierten sich die Turner auf improvisierter Tribüne und sogar der Betruf auf hoher Alpe fehlte nicht. Gemütlich und in festlicher Stimmung bewegten sich die Bevölkerung und Clubisten im Freien, bis eine schmetternde Fanfare zur Abendunterhaltung rief.

In Grün und Alpenrosen prangte der Festsaal und die Werkzeuge der Bergsteiger hingen als Schmuck um die Wappen der Eidgenossenschaft und der Kantone. Der Orchesterverein und der gemischte Chor erfreuten mit ihren Produktionen die Festgäste, von denen hie und da einer einen bewundernden Seitenblick auf den gemischten Chor — schönere Hälfte — warf.

Der zweite Festtag, der B. September, war wie der Samstag ein wunderschöner Tag. Die ganze Natur grüßte in sonntäglicher Schöne, der reiche Gebirgskranz, der das Thal von Schwyz umsäumt, strömte jenen Zauber aus, wie ihn meist nur der Herbst um die Berge webt.

Den Morgen benutzten die meisten, um die Schätze des Archivs sich anzusehen, darunter unsere erste schweizerische Verfassung, den ehrwürdigen Bundesbrief von 1291, andere bewunderten die reizvolle Umgebung von Schwyz.

Die um 9V2 Uhr in der Halle Hediger abgehaltene Generalversammlung war zahlreich ( 303 Mann ) besucht.

Es folgte ein Gabelfrühstück in den verschiedenen Gasthäusern von Schwyz, dann ging 's nach See wen, wo im Freien unter den schönen Nußbäumen in den Anlagen des Badhotel Rößli die festgebende Sektion einiges Bier gerüstet hatte.

Punkt 4 Uhr bestieg man den Extrazug der Gotthardbahn, um nach Brunnen zum Bankett zu fahren. In reizender Dekoration prangte der große Saal des Waldstätterhofes, wo alsbald das Bankett begann. Dank der vorzüglichen Bedienung entwickelte sich bald die festliche Stimmung. Mit brausendem Hoch wird der Toast des Festpräsidenten, Ingenieur Bettschart, auf das Vaterland entgegengenommen, jubelnd stimmt die Versammlung ein, als Centralpräsident Dr. Michel der festgebenden Sektion gedenkt, unter allgemeiner Heiterkeit spricht Herr Pfarrer Straßer in gewohnter Laune, Herr Ingenieur Gelpke ruft in ernsten Worten der feierlichen Stimmung auf hohem Bergesgipfel. Dr. Gyr benutzt diesen Toast und die freundlichen Worte des Centralpräsidenten an die Sektion Mythen, um in begeisterter Rede zu erwidern und der Devise: semper in summum sein Hoch zu bringen.

Zwei schweizerische Sänger, die Herren Kaufmann von Basel und Hindemann von Luzern, füllten die Zwischenzeit mit Liedern aus, die ihnen die lebhaftesten Ovationen eintrugen. Nicht minder sei der wackern Festmusik ein verdientes Kränzchen gewidmet.

Um 8 Uhr begann die Rundfahrt auf dem Vierwaldstättersee mit dem Prunkschiff „ Stadt Luzern ".

In wunderbarer Ruhe lag er da, der klassisch schöne See, dunkelblau und sternbesät wölbte sich der Himmel über diesem Paradiese der Alpenwelt, deren Riesen in stiller Majestät auf uns niederschauten. Langsam zog das Schiff durch die Wasser gen Gersau, da glänzte plötzlich strahlendes Licht auf, aus dem Tannendunkel grüßt die Kapelle am Kindlimord — ein reizendes Landschaftsbild; einige Schaufelschläge und eine Feuergarbe zischt auf, Flamme steht an Flamme, Gersau, in Licht getaucht, steht vor uns. Und wie wir uns links wenden, wieder alles eine feurige Riesenschlange, die am Ufer von Nidwaiden sich hinschlängelt — ganz Beckenried ist illuminiert: hoch im Südwesten scheint ein überirdischer Stern zu glänzen, der unser Fahrzeug mit blauem Lichte überflutet, es ist der Scheinwerfer auf Stanserhorn.

Das Schiff wendet — da fährt es an der Treib vorbei, das alte originelle Haus im See umflammt buntes, bengalisches Feuer; weiter, immer weiter — da liegt der Mythenstein, das Denkmal Schillers, Flammen umzüngeln den alten, einsamen Felsblock, auch er strahlt im Festkleide. Doch da kommt es, das „ stille Gelände am See ", das Rütli; Flammen steigen auf, Raketen ziehen empor, die Musik intoniert: „ Von ferne sei herzlich gegrüßet " und heilige Begeisterung erfaßt alle.Es war ein unvergeßlicher Augenblick.

Weiter braust der Dampfer gen Flüelen. Enger wird der See, es ragen die mächtigen Felsen des Gitschen und Axenbergs hoch in die sommerliche Sternennacht. Im Hintergrunde glänzt im milden Mondlichte die stolze Pyramide des Bristen. Plötzlich flammen auch die Ufer auf und ganz Flüelen grüßt in festlicher Beleuchtung die Clubisten. Langsam dreht der Dampfer zur Rückfahrt, im prachtvollen Lichtschmucke erglänzt Tells Kapelle, vom Sonnenberg-Seelisberg entzückt ein mächtiges Feuerwerk das Auge. Da beim Nahen von Brunnen auf einmal wird 's lebendig, überall flammt 's auf, es zischen von Axenstein und Axenfels die Raketen gegen den See, Hotels, Villen, ganz Morschach und Brunnen erglänzen in zauberischem Farbengianze. Ein bewunderndes „ Ah " der Teilnehmer bezeichnet dies als den Glanzpunkt der Nachtfahrt.

Es ist 10 Uhr geworden, unser harrt der Extrazug, vom hohen Mythen erglänzt das Bundeskreuz in mächtigen Flammen feurig in die Lande. Bald sind wir in Schwyz; ob da programmmäßig die Clubisten gleich ihre Penaten aufsuchten, das zu erzählen verschweigt klüglich dieser wahrheitsgetreue Bericht.

Der Montag war dem Patron der Sektion, dem Mythen, gewidmet. An Klarheit des Himmels übertraf er womöglich noch das Festwetter der vorausgegangenen Tage. Trotz rechtzeitiger Tagwache der Festmusik war der Autbruch der Clubisten kein sehr geordneter, wohl eine leicht verzeihliche Folge des Nachtfestes am Sonntag. Doch vereinigte gegen 9 Uhr morgens die schlanke Mythenspitze gegen 200 Clubisten, gerade genug, um bequem Platz zu finden. Die Aussicht war herrlich ringsum in dem 370 Kilometer haltenden Panorama. Viel Lob wurde auch den Anlagen des Mythenweges, Hauses und Plateaus auf der Spitze, nicht weniger dem Clubwein gespendet. Landammann Scherrer, der gewesene Festpräsident in St. Gallen, begrüßte die Clubgenossen auf der weitschauenden Warte im Angesicht der Urschweiz und ihrer stolzen Berge und Seen. Es war ein köstlicher, nur zu kurzer Aufenthalt.

Auf der gegenüberliegenden Rotenfluh war der eigentliche Picknickplatz, den Fahnen, Rauch von Lagerfeuern und der Knall von Böllerschüssen den Clubisten schon von weitem verrieten.

Auf flacher, bequemer Höhe im Schatten ehrwürdiger Wettertannen lagerte man sich; die Tafeldekoration bildete die Alpenwelt vom Säntis bis zu den Berner Oberländer Bergen. Da entwickelte sich ein fröhliches Leben und munter kreiste der Becher.

Hier auf dieser reizenden Bergeshöhe war der offizielle Abschied geplant.

Eine höhere Macht hat es anders gewollt.

In all dies Festleben, im Glanz und Licht einer zauberischen Herbstsonne, kam wie ein Blitz aus heiterm Himmel die Kunde vom Unglück am Mythen ( 12 Uhr 30 Min. ), dessen Opfer eines unserer tüchtigsten Mitglieder, Otto Gelpke, geworden.

Unter einem so tief schmerzlichen Eindruck schloß ein Fest, das sonst einen so freudvollen, ungetrübten Verlauf genommen hatte.

Der Festpräsident:Der AHuar:

Bettschart, Ingenieur.Dr.

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