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Über Lichtbildstudien im Gebirge

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Von Ernst Mumenthaler ( Sektion Bern ).

Mit Originalaufnahmen des Verfassers.

Seitdem das Photographierai aus dem rein mechanischen, schablonenhaften Wiedergeben von Eindrücken herausgetreten ist und sich ein Anrecht darauf erworben hat, Interpret künstlerischen Empfindens und Schauens zu sein, beginnt das Lichtbild ins Reich des Schönen Einzug zu halten. Denn, vergleichsweise, wie es in der Landschaftsmalerei nicht so sehr auf den Gegen- stand an sich ankommt, als besonders auf die Art und Weise von dessen Wiedergabe, auf die subjektive Darstellung künstlerischer Ausdrucksmöglichkeit, kann, in glücklichen Fällen, jener schöpferische Gedanke, der durch des Malers Hand den Pinsel führt, gleichermaßen den vermittelst der Kamera Schönheitswerte schaffenden Lichtbildner befruchten.

Wenn wir Jean Paul darin zustimmen, daß die Kunst zwar nicht das Brot, aber der Wein des Lebens ist, demnach hierzu eigentlich überflüssig und entbehrlich ( soll doch die Kunst dem Verlangen nach Über-flüssigem entsprungen sein ), sind wir immerhin nicht abstinent genug, um die Kunst nicht als Ausdruckskultur des Schönen, Reinen und Erhebenden, als die Mit-Ernährerin des das Körperliche bezwingenden Geistes anzusprechen, die die Seele über den Alltag emporhebt in göttliches Licht. Begegnen die mannigfachen Schöpfungen auf dem Gebiete der bildenden Kunst nicht durchwegs dem gewollten Verständnis, da es sich doch an gewisse Vorbedingungen knüpft, so ist es anderseits ein gott-gewolltes Vorrecht der Natur und insbesondere des für uns herrlichsten und ergreifendsten- Kunstwerks derselben, der Gebirgswelt, unmittelbar zum Herzen zu dringen und in unvergleichlich höherer Weise jenen seelischen Affekt des Entzückens auszulösen, als es je ein Werk von Menschenhänden gemacht, vollbringen kann. In ihr liegt die Quelle wahrer Kunst verborgen; ihr Wasser macht die Augen helle und berauscht sie in der Fülle ungeahnter Schönheitswerte; wer von ihr trinkt, dessen ermatteter Geist schnellt auf in neuer Spannkraft, den durchstrahlen magnetische Kräfte freudigster Lebensbejahung.

Die Begeisterung, die das Gebirge im schönheitsuchenden Menschen entfacht, bewirkt indes nicht nur eine bloß ästhetische Veredlung des Gemütslebens, sondern sie hat auch die praktische Seite der physischen Kräftigung, wie es das abhärtende und ungebundene Bergsteigerleben mit sich bringt. Das Berggehen kräftigt die Gesundheit und das Selbstvertrauen, es weckt und steigert zu hoher Potenz männliche Eigenschaften wie Kraft, Mut, Ausdauer und Entschlossenheit.

Obwohl dem Bergsport — als notwendiges Gegengewicht gegenüber den Nachteilen der Arbeitsteilung, die den Menschen zu einseitigem, Geist und Körper nicht gleichmäßig anspannendem Arbeiten verurteilt — die unterschiedlichsten Interessen zu seiner nunmehrigen Bedeutung verholfen haben, zieht sich doch durch alle diese das gemeinsame Sehnen, die. erhebende, befreiende Pracht des Berglandes in Sommersonnenglut getaucht zu sehen. Es ist das unbewußt keimende und zu treibendem Begehren sich steigernde Verlangen, mit dürstenden Augen zu trinken berauschenden Nektar aus dem Kelche der Schönheit.

Der Kultus des Bergsteigens birgt einen eigenen Zauber. Das Gefühl, das uns auf einsamem Hochgipfel erfaßt, wenn die Blicke frei und ungehindert hinausschweifen in eine neue Welt voll stolzer Erhabenheit und Größe, in zerklüftete Fels- und Eismassen, über weite im Sonnenschein glitzernde und schimmernde Firnen zu horizontabschließenden, gigantischen Recken oder in bläuliche Fernen, kann nur der verstehen, der die Süßigkeit solcher Augenblicke, jenen unaussprechlichen Seelenfrieden gekostet hat und deshalb stets aufs neue wieder inbrünstig danach verlangt. Je nachdrücklicher die Gebirgsnatur auf den Menschen einzuwirken vermag, desto losgerissener fühlt er sich von den großen und kleinen, nun so unbedeutend scheinenden Leiden, die sich unterhalb der Nebelschwaden abzuspielen pflegen. „ Die Alltagsempfindung weicht dem unendlich wohltuenden Gefühl der befreiten Seele, der weite, über alles hinwegschweifende Blick erhebt Herz und Gemüt zur erhabensten Empfindung ungetrübtester Freiheit. Ernst Mumenthaler.

Zu allen Zeiten haben künstlerisch geartete Menschen das Bedürfnis empfunden, alles das, was Aug'und Gemüt in der Natur befriedigt, den Formen- Farbenreichtum, die wechselvolle Szenerie, insbesondere der Alpenlandschaft, festzubannen, sei es mittelst der Palette auf die Leinwand, des Stifts, schließlich, vermöge der photographischen Linse, auf die empfindliche Platte.

Es liegt in der Natur der Sache, daß dieses letztere Ausdrucksmittel, im Gegensatz zu den beiden andern, doch ungleich vornehmern Künsten, eine weitaus größere Pflege erfährt. Obwohl wir das auf der einen Seite auch als ideellen Verlust beklagen, so darf hinwiederum darauf hingewiesen werden, wie durch dieses Stiefkind der Kunst Natursinn und -Verständnis außerordentliche Förderung erfahren, zumal in Kreisen, die weder zeichnerische, noch maltechnische Vorkenntnisse, noch auch zum Können den ausübenden Willen oder Zeit dazu besitzen. Das ist ein Gewinn, der hoch angeschlagen werden darf. Des weitern ist das Bergsteigen, gegenüber früher, in eine intensivere Phase getreten, die den beispielsweise zum Zeichnen erforderlichen längere Zeitaufwand schwer verträgt. Hier tritt das Photographieren vermittelnd ein, indem es an das Können nicht ebenbürtige Anforderungen stellt, den Zeitaufwand auf ein Minimum beschränkt und den Vorzug der absoluten Wahrheit besitzt.

Die Tatsache, daß die Photographie als künstlerisches Ausdrucksmittel anerkannt ist, soll aber nicht dazu verleiten, sie der Landschafts- maierei gleichzustellen. Das Lichtbild ist kein Gemälde, sondern im besten Fall eine Studie. Das scheint oft übersehen zu werden. Während der Künstler, auf Grund einer langjährigen, tüchtigen Fachbildung, sein Werk frei individuell gestalten, ihm einen persönlichen Zug zu geben und es durch getreue Farbenwiedergabe dem Vorwurf am nächsten zu bringen vermag, ist der Lichtbildner in dieser Hinsicht an Händen und Füßen gebunden. Daran dürfte auch die zukünftige, in Naturfarben möglich werdende Kontaktkopie nicht viel ändern. Denn der Lichtbildner ist Sklave seiner Platte und engumschriebener Verhältnisse; die Farbwerte seiner Werke spielen, von der freiem Grenze der verschiedenartigen Kopiermethoden abgesehen, innerhalb der die Farbigkeit vermittelnden Schwarz-Weiß-Skala.

Dem gegenüber darf es uns mit einem Gefühl hoher Befriedigung erfüllen, die photographische Technik eine solch hohe Stufe der Vollkommenheit und Leistungsfähigkeit erreicht, sie als wichtigen Kultur-faktor anerkannt zu sehen. Durch sie wird es möglich, dem instinktiven Ringen des Geschmacks nach Gestaltung Ausdruck zu verleihen und Werke zu schaffen, die nach Auffassung und Anordnung des Inhalts, künstlerisch bewertet, auf die gleiche Stufe mit der Landschaftsmalerei gesetzt zu werden verlangen.

Indessen auch abgesehen von der Befolgung bildmäßiger Grundsätze, welch innige Freude und welchen Stolz hat der photographierende Bergsteiger an seinen Produkten! Rufen sie ihm doch jene Stunden heißer Arbeit, die Gefahren und Anstrengungen, wie die Momente höchster Wonne ins Gedächtnis zurück, sie erinnern an die mit seinen Kameraden verlebten Stunden ungetrübtester Freundschaft, sie ermöglichen ferner und fördern durch topographisch genaue Wiedergabe die Besprechung und Anstiegsmöglichkeit zu neuen Touren, ja sie befriedigen schließlich unter Umständen sogar das ästhetische Bedürfnis. Die Gebirgsphotographie ist zu einem Born des schönsten und edelsten Genusses, zu einem Mittel zur Bildung des Geschmacks- und Schönheitssinnes und zu einer Quelle reinster Freude geworden, auf die zu verzichten wohl die wenigsten sich anheischig machen dürften.

Bevor wir unserm Gegenstand indes näher treten, möge gestattet sein, darauf aufmerksan zu machen, daß es nicht in unserer Aufgabe liegen kann, eine vollständige Anleitung zu bringen. Diesem Bedürfnis kommen die Handbücher nach. Wir wollen im beschränkten Rahmen vorliegender Veröffentlichung lediglich über einige Erfahrungen und Ansichten aus langjähriger Praxis, besonders vom Standpunkt des Berggängers aus, reden und dabei der ästhetischen Seite der Gebirgsphotographie unser Augenmerk zuwenden, mit der Absicht, etliche der Steine, über die unser Fuß gelegentlich strauchelt, aus dem Wege zu räumen. Zu eingehendem Studium, wozu angeregt werden will, sei auf die bezügliche Literatur verwiesen.

Behufs größerer Übersichtlichkeit teile ich die Folge in IV Abschnitte ein, nämlich in:

I. das Photographieren innerhalb der Pflanzenvegetation; II. die Hochregion von Eis und Schnee; III. das Aufnahmematerial; IV. den Literatur-Nachweis.

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I. Das Photographiere 11 innerhalb der Pflanzenvegetation.

Natur ist Offenbarung, Offenbarung ist inneres Schauen, Erleben. J. A. Lux.

Zur Erzielung bildmäßiger " Wirkungen im Gebirge bedarf es vorausgegangener ernstlicher Übung im gewohnten Kreis der täglichen Lebenserscheinungen. Hier bietet sich die häufigste Gelegenheit, das Auge zu schulen und es für die Beurteilung von Schönheitswerten zu erziehen. Wer es nicht hier zuwege bringt, mit Naturforscherfleiß sich in einzelne Erscheinungen der schöpferischen Natur zu vertiefen und ihr einigermaßen annehmbare Proben seines Natursinnes abzuringen, der dürfte auch im Gebirge, das ungleich schwierigere Aufgaben stellt, nicht Herr des Zufalls werden. Um über das Handwerksmäßige der Lichtbildkunst hinauszukommen, bedarf es viel mehr als der äußerlichen Fertigkeit in der Fixierung eines gegebenen Momentes mittelst der Kamera, oder des Pinsels, des Stiftes beim Maler — bannen diese doch nur die äußeren Formen und Farbwerte fest — es bedarf des geistigen Mit-empfindens, des zu innerem Erfassen führenden Denkprozesses. Ist es doch eine Erfahrungstatsache, wie verschieden gesehen wird. Was den einen in der Natur entzücken kann, läßt den andern gleichgültig und unberührt. Das Sehen im höhern Sinne muß sich deshalb notwendigerweise nicht in dem rein optischen Vorgang des Auges nur vollziehen, sondern vorzüglich in Verbindung mit dem selbständigen Schaffen eines Bildes, dem Vorstellen, dem Einbildungsvermögen. In diesem Falle kann sich ein Bild dem Gedächtnis dauernd einprägen und jederzeit klar vor Augen gerufen werden, weil es in unserm Innern durch Denken und Fühlen eine bestimmte Gestalt gewonnen hat. Diese Tatsache tritt übrigens auch im täglichen Leben den Beweis an, in Studium und Berufsarbeit; nur nennt man sie hier „ konzentriertes Denken " oder schlechthin „ den Kopf bei der Sache haben ". Es liegt auf der Hand, daß in diesem Falle die Materie, der wir unsere Aufmerksamkeit zuwenden, durch den kritischen Verstand in geistiges Besitzen übergehen muß.

Über Lichtbildstudien im Gebirge.

Geistiger Besitz ( wie materieller ) besteht nur da, wo Gewolltes jederzeit zur Verwendung herangezogen werden kann.

Es ist demnach nicht anzunehmen, daß die Befähigung zur Erkenntnis des Schönen und Gedanken-kraft Vorzugsbesitz des von der Muse begünstigten Jüngers sei, sondern, wie wir wissen, auch jedes andern das Schöne wahrhaft suchenden und liebenden Menschen, was übrigens, um nur Lessing anzuführen, in seiner Emilia Galotti ( I. Aufzug, IV. Auftritt ) vom Maler Conti behauptet wird.

Selbst unter diesen Voraussetzungen stehen wohl nicht sogleich photo- graphische Schöpfungen zu erwarten, die in gedanklicher Gliederung eine bestimmte Idee zum Ausdruck brächten; mit fortschreitender Übung jedoch und unter Beobachtung von Schönheitsgesetzen werden sie an Wert gewinnen und dies um so eher, je eifriger die Natur in ihrem wechselnden Kleide Gegenstand liebender Forschung ist1 ).

Der Aufstieg zu diesem Höhepunkt photographischer Kultur muß selbstredend, ungeachtet aller Unfälle, zielbewußt unternommen werden. Dabei wird zu erspießlichem Arbeiten die Stativ-Kamera, besonders größern Plattenformats, als Weggefährtin bessere Dienste leisten als der Handapparat. Letzterer besitzt u.a. den Nachteil, dem momentanen starkem Eindruck, angesichts der überraschend wechselvollen Szenerie der Gebirgslandschaft, zu bereitwillig Hand zu Aufnahmen zu bieten, die den Erwartungen keinesfalls gerecht werden. Die Mitverwendung eines Stativs bietet mehr Aussicht auf Erfolg, indem der Ausschnitt auf der Mattscheibe, entblößt von allem verwirrenden Beiwerk, eine ruhige, nüchterne Beurteilung ermöglicht.

Vor allem ist zu vermeiden, einen möglichst großen Gesichtskreis in den Bereich der Linse zu bringen, denn zu viele Einzelheiten erwecken den Eindruck von Gezwängtheit; ein Brimborium von Linien und Sachen verwirrt und ermüdet das Auge. Allerdings können wir bei den Werken älterer Meister die Entdeckung machen, daß ihrer viele von dem Grundsatz ausgingen, das Landschaftsbild müsse ein getreues Abbild geben von dem, was innert dessen Rahmen kreucht und fleucht. Wenn wir auch ihren außerordentlichen Fleiß, mit dem sie jede Einzelheit ausarbeiteten, bewundern, muten uns diese Werke doch fremd an, unser Kunstgefühl empfindet heute doch wesentlich anders. Der Maler von heute greift aus dem gleichen Ausschnitt nur ein charakteristisches Stück heraus und potenziert es zu einem ausdrucksvollen Ganzen, das in seiner einfachen und harmonischen Gedankenfolge von uns nachempfunden werden kann. „ L' art n' est pas la copie de 1a nature, il en est l' interprétation. Parmis les données de la nature, l' ar fera un choix, déterminé par certaines conditions, et c' est ce choix qui nous intéresse. Da die Kompositionsregeln in der Malerei wie in der Photographie dieselben sind, bieten die Werke unserer Meister in der Malkunst, von Calarne bis zu Segantini, Hans Thoma und den Impressionisten hinauf, dem Schwarzkünstler lehrreiches, zu fruchtbarem Denken und Sehen erziehendes Anschauungsmaterial.

In dieser Hinsicht können wir von unsern heimischen Künstlern, die selbst Berggänger sind, viel profitieren. Kaum dürfte jemals das Gebirge bis zu seinen höchsten Erhebungen hinauf Gegenstand solch begeisterter Kunstfreunde gewesen sein wie in den heutigen Tagen. Dabei dürfen die Aquarelle und Zeichnungen von E. T. Compton, die leider nur als Reproduktionen ( Veröffentlichungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins ) bekannt sind, nicht außer acht gelassen werden. Sie sind Schöpfungen, in denen ans Herz greifende Höhen-kunst liegt und die deshalb den Lichtbildner aufs glücklichste zu beeinflussen vermögen.

Angesichts solcher und ähnlicher Werke empfindet man es stets aufs neue bitter, daß die befriedigendste photographische Aufnahme eben nur Stückwerk ist und wie ohnmächtig wir uns den starren Fesseln gegenüber fühlen. Aber wie wir sie am erträglichsten gestalten können, darüber wollen wir suchen, eine Ansicht zu gewinnen. Hierzu muß eine künstlerische, eine individuelle Auffassung, der sichere Blick, einen Naturausschnitt hinsichtlich seiner bildmäßigen Wirkung ohne große Mühe erkennen und bewerten zu können, Bestandteil unserer geistigen Ausrüstung sein. Offenen Auges und Herzens wollen wir dann hinaufsteigen in die Über Lichtbildstudien im Gebirge.

herrliche Alpenwelt, uns dem vollen Zauber ihrer majestätischen Erhabenheit hingeben und vom intimen Verkehr mit. ihr diejenige befruchtende Ideenkraft zu künstlerischem Wirken erwarten, die sie am besten zu vermitteln vermag.

Die Alpenlandschaft mit ihren charakteristischen Merkmalen und malerischen Kontrasten bietet, insbesondere dem über uneingeschränkte Zeit verfügenden und ausschließlich seiner Kunst frönenden Lichtbildner, das zweifellos dankbarste und ausgiebigste Jagdrevier. Infolge seiner natürlichen Gestaltung, wie auch wegen der Mannigfaltigkeit der Linien, weist das Gebirge zur Schaffung eines den Gesetzen der Schönheit Rechnung tragenden Werkes Schwierigkeiten auf, die vielfach nicht überwunden werden können. So vereinfacht die Verhältnisse in den Niederungen liegen mögen, so verwirrend und kompliziert treffen wir sie in der Gebirgslandschaft wieder. Bald fehlt zu einem Motiv, sagen wir zu einer Bergspitze oder -gruppe, die malerisch wirksam erscheint, der organisch verbindende Vordergrund oder eine Mittellinie, bald läßt sich an einem gegebenen Standpunkt der Apparat nicht aufstellen, oder es ist die Beleuchtung unzweckmäßig, es kommt Störendes mit auf die Platte, endlich wird das Motiv durch eine vorherrschende Horizontal-oder Vertikallinie durchschnitten, es wirkt monoton oder symmetrisch. Das sind einige der neckischen Launen der Natur, die mit Liebe zu ihr und zur Kunst überwunden werden wollen.

Wenn eine pliotographische Naturwiedergabe einen künstlerischen Eindruck erwecken soll, so muß sie gewisse Gesetze der Komposition erfüllen, mit andern Worten, sie muß durch die Anordnung des Stoffes, durch die Verteilung der Linien, des Lichtes und des Schattens, einen leitenden Gedanken erkennen lassen, also verständlich, harmonisch und einheitlich sein. „ Die Harmonie wird erzielt durch den richtigen Ausgleich von Schatten und Licht, durch den Kontrast der Linien und ihr Gleichgewicht und durch die Unterordnung sekundärer Werte unter das Hauptobjekt.

Auf die „ Unterordnung sekundärer Werte ", die Mazel fordert, sei nachdrücklich aufmerksam gemacht, indem bei vielen photographischen Abbildungen, die uns zu Gesichte kommen, wir uns in der Tat nicht klar werden, was als Hauptsache gelten soll und was nicht. Allgemein wird zu viel in den Bereich der Linse gezogen, man mag dies und das nicht gerne opfern, wodurch Nebensächliches leicht Bedeutung gewinnt und so die Komposition in ihrer Klarheit und Übersichtlichkeit benachteiligt. Eine bildmäßige Aufnahme darf demnach nur ein Hauptmotiv enthalten, allem andern ist als „ Raumkunst " die untergeordnete, bestimmte Rolle zugewiesen, diesem zur vollen Plastik zu verhelfen.

Allerdings muß gesagt sein, daß der Liebhaber-Photograph von Berges wegen auf seinen Streifzügen nicht im Sezieren der Natur allein sein Heil erblickt, schon deshalb nicht, weil es ihm hierzu in den weitaus meisten Fällen an der erforderlichen Zeit gebricht, die ihn zwingt, sich mit dem am Wege Liegenden, als glücklicher Finder, zu begnügen. Wohl aber will er zur Vervollständigung intimer Ausschnitte auch landschaftliche Orientierungsbilder gewinnen, die ihm Gesehenes jederzeit in ihrer Reihenfolge vor Augen führen sollen. Es hat dieses Vorgehen einen persönlichen Reiz, einen doppelten anregenderen aber bei Lichtbild Vorführungen, indem durch übersichtliche Gebietsdarstellungen erst recht das Verständnis und damit der Genuß auch des nicht bergkundigen Zuschauers erschlossen wird. Besitzen Ansichtsaufnahmen somit zu verschiedenen Zwecken und als Naturdokumente alle Berechtigung, so befriedigen sie dagegen höhere Ansprüche nur selten. Jeder halbwegs gute Geschmack vermag Ansichtsbilder hervorzubringen, das Aufsuchen und Herausschälen von Motiven jedoch muß in steter Übung gelernt werden.

Die bildmäßige Photographie kann in komplizierte und einfache Motive eingeteilt werden.

Unter komplizierten Motiven ist das Abbilden von Naturschauspielen verstanden, deren Anblick bestimmte Gefühlsregungen, Stimmungen, in über Lichtbildstudien im Gebirge.

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uns wachzurufen vermögen. Die Stimmung, deren Begriff in unterschiedlichem Sinne gebraucht wird, wiederzugeben, entsprechend dem Gesamteindruck des Nahen und Fernen, ihrem Totalitätswert an Farben und an Licht, zählt mit zu den höchsten Aufgaben der Lichtbildkunst. Wir denken dabei nicht an jene Stimmungen, die gewaltsam herbeigezogen werden und die das Brandmal der Lüge auf ihrer Stirne tragen, wir denken an jene Stimmungen, wie sie sich uns auf Weg und Steg im Gebirge darbieten können, sofern wir ein hierfür eingestimmtes Gemüt besitzen. Für den feinfühligen Menschen ist es von hohem Reiz, die heitern Stimmungen photographisch festzuhalten, die die Jahreszeiten über das Gebirge ausstreuen und denen wir so viele anmutende Bilder verdanken. Ganz besonders aber ist es die ernste, die heroische Stimmung, die nirgends so wie im Gebirge, fremd allem Herkömmlichen, die gewaltige Macht der alpinen Landschaft in ihrer erdrückenden Majestät vermitteln kann. Schon an und für sich wirkt die Berglandschaft ernst, das Charakteristische, das allerdings herausgefühlt werden muß, kommt aber erst dann zur vollen Gestaltung, wenn in drohender Fülle Wolken um die Bergspitzen schleichen, fahle Lichter durch sie brechen und als Sonnenflocken da und dort am dunkeln Fels hinab-huschen zum dunkeln Tann und auf das Weglein, auf dem ein eiliger Wanderer zur nächsten Sennhütte schreitet. Das sind Motive, an denen der Lichtbildner sein Können messe, der, neben dem technischen Wissen, Natursinn und künstlerische Empfindung in sich fühlt. Aber, ich weiß, wir brauchen zum Bergsteigen keine drohenden Wolken, sondern Sonnenschein und blauen Himmel. Wolkenmassen bedrücken uns, nehmen die innere Freiheit, beengen den Atem, lachende Sonne stimmt uns freudig, hebt empor. Trotzdem sind wir doch oft Zeuge dieses großartigen Natur-vorgangs; ihn zu rechter Zeit zu erfassen, möchte ich mahnen.

In technischer Hinsicht sei bemerkt, daß es sich hierbei nicht um eine topographisch genaue Wiedergabe handeln darf; der Berg oder die Berggruppe im Hintergrund darf nicht aufdringlich scharf dargestellt werden, sie muß im Verhältnis der Größe und Ferne zum Gesamtcharakter des abgegrenzten Gebietes, wie jeder andere Bestandteil, zum Totaleindruck nur beitragen. Der Hintergrund muß in uns das Gefühl der Größe und Entfernung erwecken.

Den Himmel und die Atmosphäre wiederzugeben, ist demnach ein Haupterfordernis für das Stimmungsbild. Bei Föhn, wenn sich die Ferne vom tiefblauen Himmel scharf abhebt und alles näher gerückt erscheint, läßt sich diesbezüglich nichts machen. Der Himmel würde dabei nur die Farbe des Papiers aufweisen. Segeln aber nur leichte Wolkenflocken an seiner Wölbung herauf, so gewinnt die Landschaft sogleich an Tiefe und an Leben.

Ob in all den Fällen, wo die Stimmung wiedergegeben werden soll, die Mitverwendung einer passenden Gelbscheibe angezeigt erscheint, möchte ich der Erfahrung des einzelnen überlassen. Eine gute, orthochromatische Platte der passenden Blendenöffnung ausgesetzt, kann, allein, nur befriedigende Resultate ergeben.

Ähnlich wie die Blütenfackeln des Alpenrosenstrauches die Blicke auf sich ziehen, ist es zu verstehen, daß ob der Gebirgsstimmung das bescheidene anspruchslose Motiv, wie eine Soldanella leise läutend, nur den Sinnen des Forschers erreichbar ist. Wie vieler verborgener Schönheiten geht man dadurch verlustig, daß das Auge mehr das Auffallende in der Natur erfaßt und ihre Kleinkunst übersieht. Und doch sind diese Motive außerordentlich dankbar; sie vermögen den Stoff zu Schöpfungen von bleibendem Wert herzugeben, Gefühle auszulösen, wie vor einem Naturdenkmal. Die Kunst liegt im Vorwurf selbst, es bedarf nur des verständnisvollen Erfassens. Mit gutem Gewissen darf man so etwas an die Wand hängen, denn je weniger Allerlei das Bild aufweist, um so nachhaltiger und unmittelbarer ist der Eindruck. Die Linien drängen sich hier sogleich zum Hauptmotiv zusammen, der Hintergrund weicht zurück und erweckt dadurch das Gefühl von Raum und Größe. Bringen wir deshalb das charakteristisch Malerische, das Typische, wie es uns in der Natur des Gebirgs in seinen intimen Reizen so vielfach entgegentritt, zur Geltung, dann dürfen wir in jeder und nicht zuletzt auch in technischer Hinsicht auf volle Befriedigung rechnen. Wir können diesbezüglich nur beherzigen, was Mazel aus H. P. Robinson, „ Photographie en plein air ", anführt:

„ Es empfiehlt sich, daran zu erinnern, daß, je einfacher und breiter die Vordergründe behandelt sind, um so besser das Ergebnis sein wird. Man kann den Photographen, der ein künstlerisches Ziel erstrebt, wahrlich niemals genug davon überzeugen, daß, je einfacher die Auswahl seines Objektes, desto leichter die Ausführung. Die größten Künstler begnügen sich oft mit den einfachsten Objekten; die unerfahrenen Anfänger wählen oft die kompliziertesten.Fred. Dillaye äußert sich hierüber folgendermaßen:

„ Jedes Bild, welcher Art es auch sei, und besonders dasjenige, welches Anspruch auf Kunstwert erheben will, muß auf einmal und auf den ersten Blick verständlich sein. Sobald wir es so verstehen können, darf ohne weiteres angenommen werden, daß wir es mit einem Werke von Bedeutung zu tun haben. Die Einfachheit reicht ganz nahe an die Schönheit heran. Alle eure Anstrengungen müssen daher auf größtmögliche Einfachheit gerichtet sein. Ihr drängt so das Schöne viel näher zusammen, das den Beschauer ablenkt und ihn nötigt, dasjenige erst herauszuschälen, was ihr eigentlich habt darstellen wollen. "

Der Vordergrund spielt in der Lichtbildkunst eine eminent wichtige Rolle, denn erst dieser ergibt, in Übereinstimmung mit dem Hauptobjekt, eine geschlossene Wirkung, führt vom Schauen zum Verstehen. Dazwischen liegt ein weiter Weg. Um dieser durchaus nicht leichten Aufgabe in der Gebirgslandschaft gerecht werden zu können und einen Vordergrund zu schaffen, der der Komposition die künstlerische Einheit, eine gewisse Stärke gibt, ohne das Hauptmotiv in seiner Wirkung zu schädigen, ist eingehendes Studium nötig und persönliche Geschicklichkeit. Schon die Bodengestaltung stellt in dieser Hinsicht oft unübersteigbare Schranken. Stehe man deshalb von Aufnahmen ab, die von vornherein kein befriedigendes Ergebnis versprechen, oder zu welchen man keine innere Lust verspürt, denn eine daraus resultierende Enttäuschung ist ein seelischer Kräfteausfall, der zu gunsten der nachfolgenden Bildnisse vermieden werden muß. Als Sitz und Ansichts-punkt, von wo aus die Linienführung beginnt und das Hauptobjekt betrachtet wird, muß der Vordergrund einfach, klar und übersichtlich, zu vieler den Blick hemmender Einzelheiten bar und vom Hauptmotiv nicht losgetrennt sein.

Es liegt eine unverkennbare, anregende Kraft darin, planlos und ungebunden, abseits vom Wege, in den Alpen herumzustreifen, den Sinn nur auf die Kunst bedacht. Obwohl Enttäuschungen nicht ausbleiben, Ernst Mumenihaler.

so liegen doch hart daneben viele freudige Überraschungen, wobei die Natur oft mit verschwenderischer Güte zu helfen scheint, einen nach allen Richtungen hin glücklichen Vordergrund zu einem Motiv zu vereinen. Solche Erfahrungen entschädigen für erlebte Enttäuschungen reichlich. Es ist ein Vorzug der Alpenlandschaft, charakteristische und malerische Vordergründe zu schaffen. Wir denken hierbei an die am nächsten liegenden, zerstreuten Steine und Felsblöcke, aber auch an die edeln Vegetationsformen, wie sie, als Vertreterinnen, die Tanne, besonders aber die Lärche und Kiefer, in mannigfaltiger Gestalt darbieten. Selbstverständlich muß der Standpunkt herausgesucht werden, denn eine kleine Veränderung desselben kann eine geschlossenere Bildwirkung ergeben. Ist der Vordergrund dagegen ohne Abwechslung, so muß er künstlich belebt werden. Durch überlegte Anordnung von Steinhäufchen oder Strauchwerk kann viel geschehen, allenfalls wird der Gletscherpickel und der Rucksack zur Hülfe herangezogen, sofern man das mit einigem Geschmack zu einem Vordergrund anzuordnen versteht.

Ein beliebtes Verlegenheitsmittel bildet die Einführung einer Figur in die Landschaft, wozu ein Kamerad, sofern dessen Habitus in den Charakter der Landschaft hineinpaßt, und ein Eingeborner nicht zu haben ist, eine willige und sachverständige Staffage abgibt. Beim Landschaftsbild in der Photographie nimmt die, Staffage einen breiten Raum ein, der Landschafts- und Gebirgsmaler ^bedient sich ihrer, weshalb sollten wir Lichtbildner im Gebirge davon nicht Gebrauch machen dürfen? Dessenungeachtet ist Vorsicht und Überlegung geboten, denn es kommt alles darauf an, wie das Modell seine Rolle auffaßt und welche Haltung es einzunehmen versteht, um im Bild nicht zu stören. Die Entfernung vom Apparat soll nicht zu kurz sein, die Staffage darf nicht zu sehr auffallen, keine Photographie-Pose einnehmen, sie muß sich dem Ganzen unterordnen. In der Weise vorgehend, dürfen auch zwei z.B. marschierende Bergsteiger mitgenommen werden, sie vermögen die malerische Wirkung unter Umständen zu verstärken. Bei einer größern Personenzahl dagegen ist man über Haupt- und Nebensache im Zweifel, abgesehen davon, daß sie die Ruhe im Bilde beeinträchtigt. Deshalb darf zu künstlerischen Zwecken eine Personenauf-nahme nicht mit der Landschaft verbunden werden, sondern sie sei getrennt, die Gruppierung und Haltung ungezwungen. In letzterm Fall mag auf die Personen abgeblendet werden, damit die Landschaft als Dekoration, unscharf erscheint. Es ist erstaunlich, welche Geschmacksverirrungen im Bilde, ungeachtet aller ästhetischen Hülfsbücher, noch vorkommen. Soll ein Kamerad, als solcher, abgebildet werden, dann zeige man ihn entweder als Brustbild oder vor einer abgetonten Landschaft mit unabgeschnittenen Füßen und Beinen, denn das ist humaner; will man dagegen das Val Ypsola darstellen, so ist es zum bessern Verständnis durchaus entbehrlich, Herrn Rabe 2/s der Bildfläche einnehmen zu lassen.

Vertreter der Alpweide geben eine allerliebste Staffage ab, indessen sprechen dabei Schwierigkeiten mit, denen besser mit dem Hand-, als mit dem Stativapparat beizukommen ist.

In technischer Hinsicht wird dem Vordergrund bei der Belichtung vielfach nicht gebührend Rechnung getragen. Dunkle Baumgruppen oder Felspartien im nächsten Bereich des Apparates erfordern eine verlängerte Expositionszeit, damit sie im schließlichen Bild Form und Namen bekommen. Solche und überhaupt alle Platten von Gebirgsaufnahmen sind sorgfältig und langsam zu entwickeln; Rapidentwickler richten diesbezüglich viel Unheil an. Dunkle Stellen lassen sich nötigenfalls mit Decklack aufhellen.

Die Beleuchtung im photographischen Bilde ist das belebende Element, denn erst wenn die Sonne Farben, Licht und Schatten hineinge-malt, uns Kopisten vorgearbeitet hat, nähert es sich einem künstlerischen Ideal.

Unabhängig von der Sonne bemächtigen wir uns zwar auch der Stimmungen der Nacht, bei Mondschein oder der Dämmerung, die, besonders in letzterer Hinsicht, durch weiche Beleuchtung schöne Effekte ergeben. Zu keiner andern Tageszeit bietet der Himmel eine ähnliche Fülle prachtvoller Formen, wie am frühen Morgen und am Abend, wovon uns besonders der Winter Anlaß zu staunender Bewunderung gibt.

Das Malerische im Bilde wird nicht nur von der allgemeinen Beleuchtung und von der Bewölkung beeinflußt, sondern wiederum vom Stand der Sonne über dem Horizont. Kehren wir der Sonne den Rücken, so ist die Landschaft gleichmäßig beleuchtet und entbehrt des Schattens, wodurch die Bedingungen zu einer guten Komposition von vornherein ausgeschlossen sind. Das Gleiche trifft über die Mittagszeit, wenn die Sonne im Zenith steht, zu. Deshalb sind Morgen- und Abendstunden vorzuziehen. Die durch den seitlichen Standpunkt der Sonne hervorgerufene Beleuchtung dagegen ist die glücklichste. Jede Bodenanschwellung, jedes das strömende Licht hemmende Ding wirft dabei seinen kürzern oder längern, malerischen Schatten, der im Vorder-, wie im Hintergrund, durch Ineinanderfließen von Linien, wohltuende Abwechslung bringt.

Bedeutend schwieriger gestaltet sich die Aufnahme, sobald die Sonne eine dem Objektiv gegenüberliegende Stellung einzunehmen beginnt. Indessen lohnen Gegenlichtphotographien durch Lichteffekte, die besser als jede andere Beleuchtung der künstlerischen Gebirgsphotographie dienstbar gemacht zu werden verdienen. Der Hintergrund löst sich in azurnen Dunstschimmer auf, der jenen wohl erkennen, aber weiter zurücktreten läßt, so die Perspektive erhöhend und die Abstufungen nuancierend.

Das direkte Einfallen der Sonnenstrahlen kann vermieden werden, entweder durch entsprechende Stellung der Kamera, oder aber durch Beschatten oberhalb des Objektivs mit einem passenden Gegenstand.

Bei den so außerordentlich verschiedenen Verhältnissen, denen der Lichtbildner im Gebirge ausgesetzt ist, wäre es eine komplizierte Sache, hinsichtlich der Beleuchtung genaue Verhaltungsmaßregeln geben zu wollen. Nicht jedem ist es möglich und nicht jeder ist willens, die geeignetste Tageszeit und die dienlichste Beleuchtung eines Motivs abzuwarten. Gegenteils wird man sich im Gebirge in den meisten Fällen mit der gegebenen Beleuchtung vorteilhaftest abzufinden suchen müssen. Insbesondere der photographierende Bergsteiger, der zu einer bestimmten Jahreszeit die Ferien in den Bergen zubringt, oder eine bestimmte Gegend besucht, dankt es dem guten Glück des Zufalls, wenn ihm die Schaffung eines Bildes nach allen Regeln der Kunst gelingt. Aus diesen Gründen bleibt die Gebirgs-Kunstphotographie ein relativer Begriff, und deshalb muß es auch vorzugsweise dem Berufs- oder über uneingeschränkte Zeit und Mittel verfügenden Lichtbildner überlassen bleiben, seinen Kunstideen einen praktischen Untergrund zu geben.

Die Gelbscheibe wird im allgemeinen als ein unerläßliches Requisit des Gebirgsphotographen, zur Wiedergabe der richtigen Tonwerte, der Kontraste und der atmosphärischen Erscheinungen geschätzt; bei Ge- mälde-Reproduktionen kommt ihr, zur Herausholung der feinen Farben-schattierungen, wirkliche Bedeutung zu. Es kann nicht bestritten werden, daß der Farbenfilter in der Landschaftsphotographie bisher und in bestimmten Fällen wertvolle Dienste geleistet hat. Die farbenempfind-lichen Emulsionen, die alle Vorzüge dieses Filters, ohne dessen Nachteile, in sich vereinen, beginnen jedoch, zum Heil der Lichtbildkunst, dieses bisher unorganische Hülfsmittel zu überflügeln, dem Lichtbildner damit ein Material vermittelnd, das, wie kein anderes, geeignet ist, den höchsten Anforderungen gerecht zu werden. Trotzdem spielen Gelbscheibe und gewöhnliche orthochromatische Platte noch heute gewichtige Rollen, weshalb wir nicht unterlassen dürfen, solche zu beachten.

Die gewöhnliche Gelatineplatte besitzt nicht für jede einzelne Farbe eine gleichmäßige Empfindlichkeit, indem beispielsweise rote Farben nicht, gelbe und grüne schwach zur Geltung kommen, während blaue und violette Farben intensiv wirken. Die dadurch sich ergebenden Tonabstufungen sind farbenunrichtig und der Natur unseres Empfindens zuwiderlaufend; für die künstlerische Photographie fallen solche Platten somit außer Betracht.

Ganz bedeutend bessere Resultate liefert die orthochromatische Platte, weil einerseits in deren Schicht Farbstoffe eingeführt sind, die die Fähigkeit besitzen, Strahlen bestimmter Färbung zu absorbieren, und anderseits das Maximum der Lichtempfindlichkeit sich vom violetten Teil des Spektrums in den gelben verschoben hat. Dadurch gewinnen wir hinsichtlich der Helligkeitswerte annähernd naturwahre Bilder. Obwohl bei der gewöhnlichen orthochromatischen Platte die Gelbempfind-lichkeit demnach bedeutend gesteigert ist, empfiehlt es sich dennoch, die gelben Strahlen, durch Einführung eines farbigen Mediums, auf Kosten der blauen und violetten in jenen Fällen zu unterstützen, wenn intensive Farbenkontraste zwischen Vorder- und Hintergrund obwalten und wenn wirksames Blau neben Gelb oder Rot vorherrscht.

Je nach den örtlichen Verhältnissen, der Summe der Kontraste, der Begrenzung von Schatten und Licht oder der Entfernung, macht sich die Anwendung einer hellen oder dunklem Gelbscheibe notwendig, welchen Eventualitäten eine einzelne Gelbscheibe nicht genügen kann. Für den Bergsteiger ist aber das Mitnehmen verschiedener Helligkeits-grade derselben umständlich und gegebenenfalls auch zeitraubend. In den weitaus meisten Fällen wird er sich daher mit nur einer, sagen wir mittlern Färbung, mit der er auch vollständig auskommen dürfte, begnügen, indem die orthochromatische Platte allein die z.B. helle Gelb- Dr. Harting, Objektivgclbtìlter, D.A.Z.

Scheibe entbehrlich macht. Die mittlere Nuance erfordert im allgemeinen eine 6—8 mal längere Expositionszeit. Der größern Lichtintensität im Gebirge wegen muß demnach diese Dauer vermindert und innerhalb der Alpenlandschaft und bei kleinster Blende auf 3—4 Sekunden beschränkt werden; im Hochgebirge reicht die Hälfte dieser Zeit aus. Vom Gebrauch ganz dunkler Gelbscheiben ist abzuraten; diesen ist ihre Rolle bei Reproduktionen und Wiedergabe großer Fernsichten zugewiesen. Es wird diesfalls viel gesündigt, indem man sich beim Kauf jeweilen über die nutzbare Nuance zu wenig Rechenschaft gibt und einfach „ eine Gelbscheibe " verlangt.

Es ist übrigens nicht nur ein Nachteil des dunkeln, sondern auch des hellen Kontrastfilters, den Himmel zu schwärzen, indem bei stark beleuchteten Hochgebirgslandschaften der Himmel sich wie mit einem Leichentuch überzieht, das ihm alle farbenfrohe Sonnenpracht nimmt. Wir können dabei die Beobachtung machen, daß ungeachtet genügender Belichtung die dunkeln Partien zu wenig Zeichnung aufweisen und daß besonders der Vordergrund, und doppelt, wenn er im Schatten liegt, darunter zu leiden hat. In der Eisregion ist es dasselbe, indem dunkle Felspartien zu wenig Einzelheiten erhalten und neben dem sonnenbeschienenen, modellierten Schnee- und Eisrevier wie Klexe aussehen.

In bezug auf Gipfelaufnahmen ist der Gelbscheibe im weitern nachzusagen, daß sie die Perspektive zerstört. Mit der orthochromatischen Platte allein erhält man Bilder, die den Eindruck erwecken, daß zwischen dem nahen Felsmassiv, jener Bergkette und weiter zurück Raum liegt, daß zwischen ihnen größere oder kleinere Einsenkungen, Täler, sein müssen; auch die Abtönung der nahen wie der zurückliegenden Berge nuanciert in ihrer Farbabstufung. Bei Benützung der Gelbscheibe wird dieser Eindruck stark beeinträchtigt, es scheint, wie wenn die Gipfelreihen der entfernten Berge den näher liegenden auf den Schultern ständen; die Landschaft kommt aus dem Gleichgewicht, sie verliert die malerische Tiefe.

Wesentlich besser gestaltet sich das Photographieren mit dem Kontrastfilter bei solchen Aufnahmen, die nicht einen großen Gesichtskreis, sondern nur eine einzelne sonnenbemalte Berggestalt wiedergeben wollen. Solche Aufnahmen erweisen sich auch technisch erheblich leichter und lassen den Lichtbildner weniger zum Bewußtsein kommen, welch „ zweischneidiges Schwert " die Gelbscheibe unter Umständen sein kann. Ist auch der Vordergrund hell beleuchtet, so sind Platten von wunderbarer Durchzeichnung verdienter Lohn, liegt er aber im Schatten, so müßte, wie wir wissen, deswegen länger exponiert werden; unterdessen gewinnt aber der Himmel Zeit, anzudunkeln; man hat also die Wahl zwischen zwei Übeln. Es ist ewig schade um die vielen sonst schönen Hochgebirgs- Über Lichtbildstudien im Gebirge.

bilder, die den Vordergrund und den Himmel im Totenanzug zeigen; das Hochland wirkt so abschreckend. Wo ist die alles vergoldende Sonne hingekommen, die diese Welt in paradiesische Schönheit kleidetDann möchte man der Gelbscheibe fluchen! In zweifelhaften Fällen verlasse man sich deshalb auf seine bewährte orthochromatische Platte allein und auf sein Können. Diesen offensichtlichen Nachteilen sucht der ite/brmgelbfilter auszuweichen; er hat eine von oben nach unten ins Farblose verlaufende Gelbschicht, die somit wohl den Himmel, nicht aber den Vordergrund filtriert, wodurch die Expositionszeit nicht verlängert zu werden braucht. Der unverkennbare Fortschritt ist ohne weiteres einleuchtend; der Übergang von Gelb zur Farblosigkeit ist weder im Glas selbst, noch auf dem Kontaktbild erkennbar. Dieser Filter hilft über viele Verlegenheiten hinweg.

Das Wasser bildet, im Unter- wie im Bergland, in seiner mannigfachen Gestaltung, ein angenehmes und willkommenes Landschaftselement. Wir unterscheiden hierbei dreierlei in Betracht fallende Formen, nämlich fallendes, fließendes und ruhendes Wasser ( Seen, Sümpfe und Tümpel ).

Kaum geboren, bricht die schäumende Welle aus den Armen der Mutter Ströme an das belebende Licht. Jubelnd und brausend, hüpfend und kosend drängt sie in ungezähmter Jugendlust von Stufe zu Stufe, wälzt sich in donnernder Wucht über Felsenmauern zur Tiefe, zwängt sich kraftvoll durch enges Gestein, murmelnd und unzufrieden über beschränkten Raum, durch blühende Matten, lacht wieder, freut sich der spiegelnden Sonne und der bunten Welt, um endlich, müde nach langer Fahrt, die bezähmten Wogen traurig ernst im großen, umfassenden Wasser zur Ruhe zu bringen.

Ber Wasserfall. Nicht nur Berge, auch urgewaltige Naturkraft, wie sie sich im mächtigen Wasserfall oder im wilden Bergbach erzeigt, ergreift des Menschen Herz. Spricht doch auch diese Stimme der Natur nicht wenig zum Gemute und zeigt ihm die Kleinheit des menschlichen Ich. Wie winzig und wie unbedeutend fühlt sich gegenüber solch brutaler Naturkraft das Ding, das „ Herr der Schöpfung " sich nennt.

Ist es deshalb verwunderlich, wenn der Mann mit dem schwarzen Tuche, unter dem erten Eindruck, glaubt, all diese Größe durch den Druck auf die Birne seiner Kamera photographisch festzuhalten? Gewiß nicht. Ebensowenig verwunderlich ist es aber auch, wenn er dann vom Resultat seiner Aufnahme in den meisten Fällen enttäuscht ist. Wie mager und dürftig, wie unscheinbar und unnatürlich sind doch im allgemeinen diese Machwerke! Der lebende Wasserfall spricht seine besondere Sprache, besitzt seine intime Schönheit, die ein als Hauptmotiv photographisch wiedergegebener nicht besitzt, deshalb stumm und eindruckslos ist, kaum die Ahnung der Wirklichkeit vermittelnd.

In ewigem Wechsel und stetig veränderter Gestalt stürzen die Wogen zur Tiefe, schlagen auf Fels, spritzen empor, schäumen und sprudeln, daß der Gischt hoch über die umgebenden Tannen als durchsichtiger Nebel aufzischt, während Sonnenstrahlen auf den Wasserstäubchen tanzen in Regenbogenfarbentönen, daß das Herz aufjubelt bei dieser Pracht. Das alles getreu wiederzugeben, ist nicht möglich, hier ist unserer Kunst ein Ziel gesetzt und deshalb können alle Versuche nur dürftig ausfallen. Ein als Hauptmotiv, entsprechend der dominierenden Senkrechten, im Hochformat abgebildeter Wasserfall kommt im weitern in zu beschnittenem Gesichtswinkel zur Geltung, alles, was sich in seinem nähern oder weitern Umkreis befindet und zum Gesamteindruck beiträgt, bleibt unberücksichtigt. In technischer Hinsicht sei darauf hingewiesen, daß es nicht immer möglich ist, Wasserfälle in der für die photographische Wiedergabe nützlichen Beleuchtung; aufzunehmen, zudem müssen auf alle Fälle hochempfindliche Platten und lichtstarke Objektive verwendet werden. Infolge der höchsten Belichtungsgeschwindigkeit leiden dessenungeachtet die Mittel- und Schattentöne darunter.

Aus diesen Gründen scheint mir der Wasserfall, als Hauptgegenstand einer Aufnahme, nicht Stoff zu künstlerischem Schaffen zu bieten. Anderseits darf nicht übersehen werden, daß er als Dekoration interessant werden kann.

Über Lichtbildstudien im Gebirge.

Wesentlich anders dagegen wirken Wasserfälle, die einen Bestandteil eines Naturausschnittes darstellen. Die Belichtung wird sich hier, je nach der Entfernung, weniger nach den Fällen ( als dem Ganzen untergeordnet ) richten, als nach dem Gesamtbild.

Bei fallendem wie bei fließendem Wasser ist zu prüfen, in welchem Maße es die Gesamtwirkung des Ausschnittes beeinflußt ( was vorzüglich auf der Mattscheibe geschieht ). Je nach der Bedeutung des fließenden Elementes ist entweder „ Zeit " oder „ Moment " zu belichten. Die Daueraufnahme wird sich, wie bereits erwähnt, überall da rechtfertigen, wo das Wasser eine untergeordnete Rolle spielt, somit unscheinbar ist oder sich in Entfernung- befindet. Tritt es in den Bereich des Vordergrundes, dann ist, um die Bewegung des Wassers wiedergeben zu können, eine schnelle Belichtung notwendig. Es ist zu vermeiden, das Bild durch eine Wasserader in zwei Teile zu trennen; die Einfuhrungs-linie soll auch hier, wie im allgemeinen ( z.B. bei Wegen etc. ), im Bildwinkel beginnen.

Die Seen sind die demantenen Augen, der seelenvolle Ausdruck der Gebirgslandschaft. Sie vermögen einer eintönigen Gegend sogleich einen lieblichen Stempel aufzudrücken. Durch das Vorherrschen der horizon- tal en Linie erwecken sie das Gefühl der Größe, der Ruhe und des Friedens. In ihrer Nähe pflegen wir vorzugsweise, nach strenger Fahrt, auszuruhen. Gewaltige, von schillerndem Moos überwucherte Felsblöcke umgürten ihre Gestade, sogar Tannen haben auf ihnen eine Heimstatt gesucht und umklammern mit zäher Wurzelkraft des Blocks Gestalt. Dort ist ein Titane des Waldes dem Sturm zum Opfer gefallen und liegt geborsten halbwegs im kosenden Wasser; doch neues Leben blüht aus seiner Ruine und Sämlinge haben den Leichnam des Ahnen zum Standort erwählt. Ernst spiegelt des nahen Berges Größe sich in den Fluten wider.

Hier finden sich Motive von oft bezaubernder Schönheit, sofern günstige Beleuchtung abgewartet werden kann. So schön Reflexbilder sind, so reizend ist es aber auch, wenn ein leichter Wind des Wassers Fläche kräuselt. Ist dies nicht der Fall und wünscht man Leben hineinzubringen, so kann dies leicht durch eine Handvoll Steine bewerkstelligt werden, wodurch auch der allfällig zu starke Reflex herabgestimmt wird.

Effektvoll wirken die Szenen, wo Kühe aus Seen oder Tümpeln in langen Zügen Wasser schlürfen, indem dabei lohnende Spiegelbilder, allerdings mit dem Handapparat, aufgenommen werden können. Man vermeide jedoch alle Hast, beobachte die Haltung des Tieres und suche es in seitlicher Stellung abzubilden.

Schließlich mag noch gesagt werden, daß die Hoch- oder Querstellung des Verstellrahmens das Ergebnis einer Aufnahme wesentlich beeinflußt. Es ist gut, sich vorher stets zu vergewissern, welches die dominierende Linie ist, und dementsprechend dann das eine oder andere Format zu wählen. Es ist dies manchmal eine bloße Gefühlssache.

Schmuggelt sich Nebensächliches an der Peripherie eines Bildes ein, das den Effekt stört, so hilft man dem durch Beschneiden ab, nachdem vorher mit zwei Blatt Papier die Wirkung geprüft wurde.

Jede starke Empfindung muß in der Einsamkeit ausreifennur auf diese Weise vermag man das Eigne zu nähren und zu kräftigen. Das Leben im Banne der Welt und der Gedanken anderer Menschen schwächt und entnervt.

Giovanni Segantini.

II. Die Hockregion von Eis und Schnee,

d.h. jene Höhenlage, die sich durchschnittlich von 3000 m. an über den Meeresspiegel erhebt, bietet, im Vergleich zur lebenpulsierenden Alp, sowohl in ihrer Gesamterscheinung, als in ihrer technischen wie künstlerischen Darstellung, den vollendetsten Gegensatz. Dort treibendes Leben, hier Erstarrung, Tod. Kein Baum, kein Strauch macht sich im Einerlei von Schnee, Eis und Fels bemerkbar, kaum daß ein Hauch von Grün an begünstigter Stätte sich fleckenartig über dunkeln Fels ausbreitet, einigen Pflänzchen kargen Boden gewährend. Die Einsamkeit erhebt ihre Schwingen und plant über den Eisgefilden in beklemmender Stille. Das Hochgebirge läßt nur einen Eindruck zu, entweder, bei Sonnenschein, den der erdrückenden Majestät, oder, bei trübem, schlimmem Wetter, den der grauenvollen Unnahbarkeit. Die lebens- und farbenfrohe Alpenlandschaft dagegen mit ihrer sympathischen Bevölkerung an Mensch und Tier, den zerstreuten, steinbeschwerten Hütten am Felsenhang, mit dem sinnenden, schneeigen Haupt, ist für uns der Inbegriff des Schönen, des Lieblich-Erhabenen, wie des Ernst-Majestätischen zugleich. Hier haben wir das durch die Erfahrung bestätigte Gefühl nach Leib und Seele ausruhen, wieder gesunden, in der kräftigenden Luft erstarken und, erfaßt durch die bezwingende Nähe der heiligen Berge, des Lebens Maß und Leid vergessen zu können. Preis den Tagen, die wir am Busen der Mutter Natur zubringen dürfen.

Dem Lichtbildner bietet die Alpenlandschaft, im Gegensatz zum Hochgebirge, alle zur Bildmäßigkeit erforderlichen Grundlagen. Er hat die Wahl der Witterung, mehr oder weniger des Vordergrundes, die Möglichkeit, die Linienführung eingehend zu studieren und durch veränderten Standpunkt zu verbessern, Muße, sein Motiv bei jeder Beleuchtung zu prüfen und seiner Kunst zu leben, m. a. W. den Vorteil, seinem unmittelbaren Schönheitsempfinden Ausdruck zu geben. Er kennt nicht die Flucht der Zeit, die ihn zwingt, entferntes Obdach aufzusuchen, noch hemmende Kameradschaft. Frei und sorglos kann er bald hierhin, bald dorthin streifen, die Augen weiden an stets neuen Wundern der Bergwelt. Leicht findet er in einer Sennhütte — wohin er auch seine Platten bestellen kann — Unterkunft und Verpflegung.

Alles das hört im Hochgebirge auf. Hier walten höhere Kräfte und Verhältnisse, die den photographierenden Bergsteiger in die Wahl des Entweder — Oder stellen. Entweder der Gegebenheit der Dinge so viel als möglich abzuringen — oder es bleiben zu lassen. Wählen wir das erstere.

Vorerst sei jedoch darauf hingewiesen, daß das Hochgebirge nur ausnahmsweise lediglich der photographischen Kunst wegen aufgesucht wird, denn vorzugsweise ist es ein Tummelplatz jugendfrohen Wagemutes und Forschungsdranges. Nicht das Photographieren, sondern die Besteigung der Berge ist Hauptsache, sowie die Erprobung eigener Kraft und bergsteigerischer Tüchtigkeit. Trotz der bedeutenden Gewichtszulage Ernst Mumenthaler.

ist die Kamera eine willkommene Vermittlerin bleibender, sichtbarer Erinnerungen, die aber auch, unter Umständen, von der Mitnahme ausgeschlossen werden muß.

Uneingeweihte mag es befremden, daß das Hochgebirge in seiner ergreifenden Schönheit und malerischen Fülle auf dem Gebiete der bildenden und der Lichtbildkunst nicht fruchtbarer vertreten ist. Wie angedeutet, sprechen hier indessen Schwierigkeiten mit, denen menschliche Macht kraftlos gegenübersteht. Wir führen als Hauptsache nur die oft enormen technischen Hemmnisse an, den Mangel an Zeit und die nach Ort und Zeit ( Rasten ) sich wiederholende Beleuchtung.

Es ist einleuchtend, daß es unter solchen Verhältnissen schwer ist, Bilder zu schaffen, die einerseits das sind, was wir unter „ bildschön " verstehen, und die hinwiederum in bezug auf Komposition und Beleuchtung eine individuelle Auffassung erkennen lassen. Denn, wie gesagt, aus Gründen der auf Bergfahrten drängenden Zeit bleibt es ein Ding der Unmöglichkeit, sich einem Motiv so wie in der Alpenregion widmen zu können, kaum daß man gewisse Momente mit dem Handapparat festhält. Handaufnahmen entbehren jedoch zumeist der Überlegung, dazu geschehen sie von der einmal bestimmten Route aus, bei der gegebenen Beleuchtung, auf dem Rastplatz und auf dem Gipfel. Deshalb stimmen Aufnahmen so oftmals miteinander überein, sie haben alles gemein, manchmal auch den Standpunkt. Selbstredend muß daher derjenige im Vorzug sein, der des Photographierens wegen hochgebirgliche Exkursionen ausführt, Besteigungen unterläßt oder seinem Zweck unterordnet, um sich desto angelegentlicher seiner Freundin widmen zu können. Wiewohl der Bergsteiger das gleiche Verlangen in sich trägt, bestmögliche Aufnahmen heimzubringen, ordnet er doch weislich das Photographieren seinem Zweck unter, weil sich das eine nur zum Schaden des andern miteinander vereinen läßt. Sind auf dem Hochgipfel die Aussiehtsbilder einmal besorgt, während sich mittlerweile die Kameraden panoramisch und gastronomisch ergötzten, so mahnen sie, noch kauenden Mundes, schon an den Abstieg, dem geplagten Kameramann nur eine kurze Stärkung des knurrenden Magens gönnend. Allein die Verhältnisse drängen, und Gehorchen ist Pflicht. Ist man dann aus aller Gefahr wieder auf dem ebeneren Gletscher angelangt und watet im aufgeweichten Schnee wortlos und träge der Clubhütte zu, so denkt man gewöhnlich lieber an seine Suppe als ans Photographieren. Fällt es dem Lichtbildner dennoch ein, die Seilkameraden durch eine Stativaufnahme ins Stocken bringen zu wollen, so darf er auf mißmutige Blicke und unwillige Handreichung, vorzugsweise aber auf kräftige „ Kernsprüche " bestimmt zählen. Verwunderlich ist dies insofern nicht, als eine Stativaufnahme im Format von z.B. 13/18 cm ., einschließlich des Aus- und Einpackens, reichlich Über Lichtbildstudien im Gebirge.

mit 10—-15 Minuten bemessen und der dadurch entstehende Zeitverlust oft schwer gebüßt werden muß. Hieraus erhellt, daß man sich in der Schnee- und Eisregion nicht als Herr eigenen Willens benehmen kann und soll, sondern als integrierender Bestandteil einer das Bergsteigen bezweckenden Gesellschaft, von deren gutem Willen, weil mit ihr durch ein Seil verbunden, man abhängig und beeinflußt ist. Infolgedessen kann im Hochgebirge von zielbewußtem Arbeiten und Sichversenken in die Natur eines Motivs — es sei denn an Rasttagen um die Clubhütte herum — von beliebigem Verändern oder Aufsuchen eines Standpunktes und Abwarten der besten Beleuchtung nur in seltenen Fällen gesprochen werden. Die Aufnahmen beschränken sich demnach auf die traditionellen Frühstücks- und Rastplätze, auf die Aufenthalte auf den Spitzen der Berge, um die Clubhütten herum und vielleicht auf den Rückmarsch, nach ausgeführter Tour. Die Verhältnisse, wie z.B. der Charakter der Aufnahme, der Standpunkt, das Licht u. s. w., sind gezwungen gegeben und müssen so, wie sie sich darbieten, angenommen werden. In die Linienführung läßt sich gleichfalls nur selten wesentlich eingreifen. Hier ist es wiederum der Vordergrund, der ein fast durchwegs toter Punkt bleibt, auf dem ebeneren Gletscher oder auf einem Hochgipfel. In ersterer Hinsicht kann, sofern nicht eine die Linien-richtung unterstützende Gletscherspalte oder Ähnliches „ zur Hand " ist, zuguterletzt doch aus den Seilkameraden ein lebender Vordergrund angelegt werden; auf den Hochgipfeln dagegen, wo man auf hoher Warte den Apparat aufstellt, wird dies seltener möglich, manchmal sogar fehlt der Vorder- wie der Mittelgrund vollständig. Großer Tiefe entragt der Gebirgsausschnitt in üppiger Kraft, dagegen kommt dessen unterer Aufbau nicht zur Geltung, so daß er unvermittelt in der Luft zu hängen scheint. Irrend schweift das Auge über ein solches Abbild und sucht in dem weiten Chaos von Berggipfeln nach einem festen Punkt, wo es ausruhen, das Ganze in seinen Werten bemessen könnte, und ist, wenn es keinen findet, unbefriedigt. Tritt aber eine den Vordergrund darstellende Linie in den Bereich des Bildes, so mehrt sich das Interesse, und doppelt, wenn wir zudem noch auf einem Felsgrätchen eine oder zwei tätige, z.B. seilaufwindende Figuren erblicken. Die Großzahl der photographierenden Bergsteiger hat bedauerlicherweise weniger das Bild-mäßige der photographischen Aufnahme im Auge als das Topographische, und ist zufrieden, wenn die Wiedergabe des Gesehenen dementsprechend gelingt. Anderseits soll der ernsthafte, mit offenen Augen das Hochgebirge bereisende und die höchsten Ziele erstrebende Lichtbildner sich der Gelegenheit nicht berauben, bildmäßige Hochgebirgslandschaften festzuhalten, als sprechenden Beweis künstlerischer Auffassung. Obwohl das eigentlich Malerische eher innerhalb der Vegetationszone heimisch ist, hieße es die ungewöhnliche Schönheit des in seiner schlichten Farbigkeit so stark wirkenden Hochgebirgs verkennen, nicht auch auf dessen außerordentlich dankbare und malerisch wirkende Formen aufmerksam zu machen. Wir erinnern in dieser Hinsicht an einige neuerliche Werke pinselführender Bergsteiger, die unsere Ansicht überzeugend bekräftigen. Allerdings bedarf es hierzu eines künstlerisch geschulten Auges, das die Natur unbeschadet körperlicher, andauernder Anstrengung, stetsfort mit gleich wachem Interesse zu beobachten vermag.

Wenn auch, nach dem Gesagten, die Hochgebirgsphotographie mehr unter die topographischen als unter die strengen Gesetzesbegriffe der Bildmäßigkeit zu stellen ist, so darf es doch nicht unversucht bleiben, eine diesbezügliche, innerhalb der Grenzen der Möglichkeit liegende Annäherung herbeizuführen.

Wie ich über die Lösung dieser Aufgabe denke, darüber sei in nachstehendem in Hauptzügen gesprochen.

Die photographischen Aufnahmen in der Hochregion beschränken sich auf solche a ) vom ebeneren Gletscher und von den Rastplätzen und b ) von den Spitzen der Berge aus.

a ) Vom ebeneren Gletscher und je nachdem auch von den Rastplätzen aus überblicken wir die umgebenden Berge in ihrem unmittelbaren Aufbau. In herrlicher Gruppierung begrenzen sie den Gesichtskreis; je nach der geologischen Schichtung stellen sie sich dar als wild zerrissene, durchfurchte, verwitterte, gezähnte Felskörper, oder als geplattete, geschichtete, gerippte, gestufte oder rundliche Massive, die zum Teil wenig, zum Teil vollständig mit Eis und Schnee bedeckt sind. Sie erregen unsere Bewunderung entweder ihrer gigantischen, bizarren, oder ihrer breitschultrigen, kraftvollen Form wegen; eleganter, edler Schwung der Linien ist ihnen aber durchwegs zu eigen.

Der lichtbildnerischen Tätigkeit öffnet sich damit ein sehr dankbares Gebiet. Die wenigsten sind, besonders nicht wenn sie Neuland erblicken, um die Auswahl der Motive verlegen, wogegen der reifere Amateur die Aufgabe ernster nimmt. Soll eine Hochgebirgsansicht als Bild ansprechen, so muß sie als abgeschlossenes Ganzes wirken, durch die einheitliche Kraft des Hauptgedankens, der sich als Motiv darstellt. Ein solches Bild hat Inhalt, „ es sagt ", in ästhetischem Sinne, „ etwas ". Die photographische Wiedergabe ganzer Gebirgszüge oder großer Gletschergebiete, die keinen markanten Hauptzug tragen, oder durch Wolkenbildungen keine Stimmung aufweisen, haben lediglich einen topographischen, einen bergsteigerischen Wert, mehr nicht. Konzentriert man dagegen das photographische Interesse auf einzelne typische Gebirgsformen, die durch ihre besondere Erscheinung Aufmerksamkeit erregen, so kann diesem einzelnen Objekt auch eingehendere Würdigung geschenkt werden.

Das Studium des Vordergrundes ist dabei von großer Bedeutung. Der Vordergrund darf nicht monoton sein. Die gleichen Gesetze, die wir innerhalb der Pflanzenvegetation beobachten, müssen auch hier, so gut als möglich, befolgt werden. Bisweilen hilft die Natur selbst nach, indem ein Schrund oder ein Spalt die Fluchtlinie des Motivs einnimmt, oder indem ein Felsblock, eine Bodenanschwellung, eine Felsrippe oder ein Schneeband verwertbar sind. In allen andern Fällen ist man darauf angewiesen, selbst einen Vordergrund zu schaffen. Hierbei denken wir vorerst an unsere Kameraden, die sich unsern Wünschen und Anordnungen in bezug auf Aufstellung, Haltung und Gebärden zur Verfügung stellen und auch hinsichtlich ihrer bergsteigerischen Ausrüstung sich dem Ernst des Hochgebirgsmotivs anpassen. Die Entfernung vom Apparat sei weder zu kurz noch zu lang, damit die Figuren nicht als schwarze Klexe oder als Punkte erscheinen.

b ) Aufnahmen von den Spitzen der Berge aus. Die Fülle und der Formenreichtum der Schnee- und Eislandschaft mit allem Zauber des Sonnenlichts entschuldigt es, wenn der Bergsteiger, in seiner Begeisterung für sie, vor allem Wert darauf legt, die von seiner Hochwacht aus sich ergebende Rundsicht, die ihm Einblick in so viele neue interessante Gebiete gewährt, ihn zu neuen Besteigungen anregt und ihm deren Vorstudien erleichtert, festzuhalten. Bergketten und Horizonte sind, vom Ernst Mumenthaler.

bergsteigerischen Standpunkt aus beurteilt, zweifelsohne interessant, jedoch können sie, aus angeführten Gründen, den künstlerisch Fühlenden nicht befriedigen, und das um so weniger, wenn nicht eine markante Gebirgsgestalt im nähern Vordergrund Interesse zu wecken ver- mag. Trotz der Vorzüglichkeit der modernen Optik haben panoramische Ansichten im großen ganzen, da entfernter Horizont nur durch Umrißlinien wiedergegeben wird, beschränkten Wert. Stelle man an die optische Ausrüstung seiner Kamera nicht größere Anforderungen, als sie zu leisten imstande ist. In dieser Hin- sicht wird die Photographie, obschon sie Pinsel und Stift leider vielfach aus dem Gebirge verdrängt und zu ersetzen gesucht hat, letzteres doch nie tun können. Dies wird der Gebirgslichtbildner von selbst einsehen. Deswegen sollten zur Veranschaulichung eines gegebenen Textes notwendige, aber vielleicht mißratene Photographien lieber abgezeichnet, als in ihrer Mangelhaftigkeit reproduziert werden. Von solchen Bildern ist niemals eine gute Reproduktion möglich. Wenn wir deshalb bei aller Ausnützung unserer Optik nicht nur Bemerkenswertes hinsichtlich der genau wahrnehmbaren photographischen Gebirgswiedergabe leisten wollen, sondern der bildmäßigen Anforderung auch nur annähernd gerecht zu werden wünschen, so ergibt sich die absolute Notwendigkeit der Beschränkung in der Auswahl der Motive. Genau die gleichen Gründe, wie sie bereits im I. Kapitel unserer Abhandlung auseinandergesetzt sind, verlangen, in verstärktem Maße, hier ihre Berücksichtigung. Im weitern ist noch anzuführen, daß, je nach der dominierenden Lage und Höhe eines Gipfels, panoramische Aufnahmen, im Verhältnis zum angewendeten Kraftaufwand, undankbar sind, indem sich z.B. ein Viertausender hoch über die niedrigeren Vasallen erhebt und diese der Kamera deshalb nur die Stirnkämme darbieten. Wenn wir noch anführen, daß von vielen hauptsächlicheren Berggipfeln käufliche Panoramen existieren, so dürfte dies ein Grund mehr sein, das kostbare Plattenmaterial, Zeit und Mühe nur an wirklich Wertvolles zu wenden.

Hinsichtlich der Gipfelaufnahmen sind wir übereingekommen, daß ganze Horizontaufnahmen nicht bildmäßig wirken, daß sie einen mehr nur topographischen Wert besitzen, und zwar einen unter Umständen insofern beschränkten, als die Begrenzung der optischen Leistungsfähigkeit der Linse, das Verhältnis von Licht und Schatten zwischen Nahem und Fernem und diese selbst wieder in ihren respektiven Werten unter sich, eine durchwegs zufriedenstellende Wiedergabe nicht zuläßt. Zudem erfahren die sämtlichen sich aneinander angliedernden Aufnahmen die gleiche Beachtung und Behandlung.

Beschränkt man dagegen die Aufnahmezahl auf nur einige, durch ihren charaktervollen Aufbau und durch die Verteilung der Kontraste als abgeschlossenes Ganzes an sich interessante Gebirgsgruppen, so erfährt jede einzelne Aufnahme eingehendes Studium und persönliche Würdigung. Eine solche Aufnahme spricht, in ihrer Abgeschlossenheit, als Ganzes, durch die Wucht der Erscheinung des Motivs, eher als Bild an, statt nur als vermittelndes Glied einer Bergkette. Dabei ist es auch, je nach dem Charakter des Gipfels, auf dem wir stehen, möglich, dem Vordergrund bestmögliche Beachtung zu schenken. Überall ist das ja nicht tunlich; wo es aber zutrifft, trachte man danach, einen Teil unseres Postaments mit auf die Platte zu bekommen. Mancherorts gestattet der mehr oder weniger geringe Raum des Gipfels ein beschränktes Hin- und Hergehen. Dies ist auszunützen. Stelle man den Apparat nicht in die Stativlöcher des Vorgängers! Führt ein Grat zum Motiv, suche man ihn als Einführungslinie mit auf die Platte zu bekommen. Ist es ohne große Gefahr möglich, einen oder zwei Kameraden dorthin in zwangloser Stellung zu placieren, so kann dies die Aufnahme interessanter und malerischer gestalten und hinsichtlich der Größenverhältnisse eine Ahnung vermitteln. Dagegen vermeide man, die Modelle zu nahe vor den Apparat zu stellen, weil sie durch Größe nicht zu sehr auffallen und auch nicht unterexponiert erscheinen dürfen.

Vermögen einzelne Gebirgsgruppen von der Spitze eines Berges aus den Bergsteiger-Photographen naturgemäß vorzugsweise zu fesseln, so sei die Aufmerksamkeit doch auch auf das Gipfelmassiv hingelenkt, weil dieses eine vielfach interessante Gestaltung besitzt, die als Kunst in der Natur Interesse verdient. Im weitern sind uns auf dem Grat, auf dem wir hergewandert kamen, vielleicht schöne Formen aufgefallen, oder eine gewaltige Gwächte, die wir behutsam traversieren mußten. In gewaltigem Bogen schwingt sie sich in imposanter Mächtigkeit über lose Felsblöcke, weit über den Abgrund hinaus, so daß deren augenblicklicher Absturz zu erwarten scheint. Daneben führt der Gipfelgrat empor, im Hintergrund blinken Berge, schwimmen Wolken. Im Vorwärtswandern scheint ein Gratturm malerisch wirkend, was wir frühmorgens kaum beachtet hatten. Es ist dies ein Wink, daß ob den Ausblicken nach vorn die zeitweiligen Rückblicke nicht vergessen werden sollen. Niedersteigend gönnen wir uns einen kurzen Halt, wobei wir ob der sich von hier aus darbietenden, eigenartig beleuchteten Erscheinung einer Berggruppe freudig berührt werden. Die Gebilde der Séracs streiften wir frühmorgens nur flüchtigen Blicks und freuen uns nun ihrer Pracht.

Ernst Mumenthaler.

Mit diesen wenigen Beispielen mag in Hauptzügen dargetan sein, wie ich über das bildmäßige Photographieren im Hochgebirge denke. Es ist ein Konzentrieren der lichtbildnerischen Aufmerksamkeit auf das Intime und das Charakteristische der Hochgebirgsformation. Das Groß-zügige. hat wohl einen gewissen Wert, bietet aber erhebliche technische Schwierigkeiten. Das Sichvertiefen in die verborgenen Schönheiten des Hochgebirgs und deren Wiedergabe dagegen schafft ästhetischen Genuß und erlaubt ein eingehenderes Studium des Motivs und die Berücksichtigung bildmäßiger Grundsätze.

Die winterliche Gebirgslandschaft zeigt in ihrer Erscheinung, sowie in ihrer bildlichen Darstellung dem Hochgebirge nicht unähnliche Verhältnisse. Einzelheiten sind verschwunden und große Linienzüge nur bringen in das einförmige Landschaftsbild Abwechslung.

Begraben unter kristallener, lockerer Decke liegen Blumen und Kräuter, Weg und Steg, und das Bächlein daneben hat sieh ein nur schmales Fensterchen offen gelassen, aus dem es trübsinnig den verhüllten Himmel wie um baldigen Frühling anfleht. Auch sonst sieht alles so verfroren drein. Das Sennhüttchen hat eine riesige Pelzmütze über die Ohren gestülpt und kauert fröstelnd in sich zusammen. Brunnen über Lichtbildstudien im Gebirge.

und Zaun, der zum eisumspannten Bächlein hinabführt und zu den Tannen hinüber, am Fuß des hinter Nebeln verborgenen Berges, gucken neugierig aus ihrem weißen Bett heraus. Es beugen sich Baum und Strauch und wollen schier brechen unter der ungewohnten Last schwerwiegenden Schmuckes. Soweit das Auge reicht, erstreckt sich das Linnen, das der Winter über die Erde ausgebreitet hat. Auch die weiland grünen Berge, von denen noch vor kurzem Glockenklingen und Heidarufe ertönten, sind zu Schnee und Eis erstarrt. Jetzt ist es feierlich still und kein Laut vernehmbar, als das Rascheln der Tannzweige, unter einsetzendem Lufthauch. Ein Riß in den Wolken und herab blickt aus bläulicher Höhe sonnenbestrahlt die weißflimmernde Bergkuppe. Hernieder fluten die Nebelschwaden, gepeitscht und verfolgt von Sonne und Wind. Mühsam bahnen die langen Bretter den Weg in die Höhe. Doch welche Pracht ist erwacht! Es flimmern und glitzern die Tannen in wundersamem Glanz, Millionen von Diamanten entsenden Feuerblitze, daß das Auge geblendet sich schließen und weit wieder öffnen muß, um von dem Winterzauber zu trinken. Bläuliche Schatten lagern am Fuße der Bäume und in der Skispur meiner Kameraden spielt sonniges Licht, es spielt vor der verschneiten Hütte und zündet in die rauchgeschwängerte Stube Jahrbuch des Schweizer Alpenclub. 44. Jahrg.

18 hinein, aus der fröhliches Lachen erklingt. Wie konnte man es so lange aushalten, ohne gleitende Bretter und Schneelandzauber!

Dank den Skis und der Kamera bietet die winterliche Gebirgslandschaft bildliche Schätze, die bei verständnisvollem Heben wirkungsvoller als Sommerbilder sind. Allerdings kann es sich für künstlerische Zwecke nicht darum handeln, größere Landschaften darzustellen, indem diesen, sofern sie nicht durch stimmungsvolle Bewölkung belebt werden, in ihrer Monotonie kein bildmäßiger Wert zukommt. Um so reizvoller dagegen erzeigen sich solche Abbildungen, die man den intimen Reizen der winterlichen Kunstformen abzulauschen versteht. In dieser Beziehung kommt man ja nicht im geringsten in Verlegenheit. Schon der Aufstieg im Walde bietet des Dankbaren viel. Jeder Zaun ist schön, wenn ihn die Sonne auch auf den Schnee malt, und der Weg, den eine frische Skispur andeutet. Der mangelnden Einzelheiten wegen spielen die durch die Beleuchtung sich ergebenden malerischen Schlagschatten eine um so größere Rolle, weshalb zur Winterphotographie die Sonne unerläßlich ist. Den Mangel eines Vordergrundes empfindet man kaum, da durch den Wind gebildete Schneeformen oder eine Skispur mit gleitendem Kamerad dankbarste Verwendung ergeben. Klar abgegrenzte, einfache Linien suche man festzuhalten, indem in solchen das Intime der winterlichen Schönheit zum Ausdruck kommt.

Zwar ist das Photographieren im Gebirge in dieser Zeit deshalb nicht immer einfach, weil die Kälte die Handhabung des Apparates manchmal fast verunmöglicht. Wenn zwischen Aufstellen des Apparates bald die langen Füße gelüpft, bald die Hände gerieben oder in den Taschen gewärmt werden müssen und man zudem noch unverhofft in den Apparat hinein und davon fährt, möchte man die gesamte Photographiererei zum Kuckuck verwünschen. Da es bei Fehlen eines Kugel-gelenkes zeitraubend und trotz Stativfüßchen schwierig ist, den Apparat im Schnee horizontal aufzustellen, bleibt man zumeist auf Handaufnahmen angewiesen.

III. Das Aufnahmematerial.

Eine andauernde Praxis muß zur Überzeugung führen, daß für das Gebirge nur das Beste gut genug sein kann. Die hier vorkommenden Verhältnisse sind von denjenigen im Flachland gründlich verschieden. Das Begehen des Gebirgs stellt an das einzelne Individuum hohe Ansprüche, fordert von ihm ein Verzichten auf Bequemlichkeit, ein Sich-fügen in die geänderte Ordnung der Dinge und setzt es Mühen und Gefahren aus. Diesen zum gewöhnlichen Leben kontrastierenden Verhältnissen sucht der Bergsteiger durch geeignete Vorbereitung, durch zweckentsprechende Kleidung und Ausrüstung Rechnung zu tragen, um Gefahren für Gesundheit und Leben auf ein Minimum herabzudrücken, um eine gekräftigte Gesundheit und neue Lebenslust als Beute davonzutragen. Weil man im Gebirge nicht „ Sorge tragen " kann, müssen die einzelnen Ausrüstungsgegenstände entsprechend dauerhaft sein. Dem starken Abnutzungskoeffizienten muß besondere Güte gegenübergestellt werden, was leider auf Kosten der Leichtigkeit geschehen muß.

Unterzieht sich der Bergsteiger durch Hinzufügen einer photographischen Ausrüstung einer weitern Gewichtszulage, so wird er desgleichen an diese erhöhte Anforderungen stellen müssen, wenn deren Ge-brauchswert nicht bei der ersten Gelegenheit reduziert oder schlechterdings in Frage gestellt werden soll. Die photographische Ausrüstung muß gegen die oft extremen Temperaturschwankungen immun, gegen äußere Verletzungen widerstandsfähig, in ihrer Konstruktion einfach und klar sein und durch technische Vollendung gegen Versagen oder Reparatur auf der Reise schützen. Diesen Anforderungen genügt nicht von vornherein jede Kamera.

Das Photographieren im Gebirge stellt an die körperliche, wie an die geistige Leistungsfähigkeit große Ansprüche. Die photographische Ausrüstung muß der Hauptsache nach der eigenen Schulterkraft anvertraut werden, wobei die physischen Beschwerden die rege Aufmerksamkeit des Lichtbildners keinesfalls herabstimmen dürfen, wenn er nicht gelegentlich wertvoller Motive verlustig gehen will. Jede einzelne Aufnahme stellt demnach, je größer die Platte ist, ein achtungswertes Maß von Kraft und Willensstärke vor. Dem Kraftverbrauch muß sich aber, vereint mit der Zuverlässigkeit des Aufnahmematerials, Können und angemessener Erfahrung, die, natürlich vom Wetter abhängige, sichere Gewähr auf guten Erfolg angliedern, wenn die photographische Gebirgs-wiedergabe die Kosten körperlicher und geistiger Anstrengung nicht nur ausgleichen, sondern ein Plus ideellen Gewinns zeitigen soll. Eine Hochgebirgstour des mißlungenen Resultates wegen zu wiederholen, lohnt sich angesichts des hierfür wieder notwendig werdenden Zeit- und Geldauf-wandes kaum, abgesehen davon, daß das Wetter nie die Sicherheit des Erfolgs gewährleistet.

Bei der Wald des Plattenformats hat der Bergsteiger in Erwägung zu ziehen, ob er den Apparat selbst tragen, sich also von Kameraden unabhängig machen will und welchen Zwecken er vorzugsweise dienen soll, wobei, selbstredend, die mit der zunehmenden Plattengröße schritt-haltenden Kosten von vornherein eine gewisse Beschränkung auferlegen. Für diese Wahl können nur in Betracht fallen entweder das äußerste, nicht als photographische Spielerei einzuschätzende Format 9:12 oder aber 13:18, die höchste Grenze eines noch tragbaren Apparates; höhere Größen kommen für den die Photographie nicht als Hauptsache betreibenden Bergwanderer nicht in Frage. Wissenschaftlichen Expeditionen, mit ihren reichen Mitteln, bleibt es vorbehalten, über das gewöhnliche Maß der Plattengröße hinaufzugehen.

Es liegt ein unverkennbar idealer Zug in der Mehrzahl unserer Berggänger, sich zum sowieso schweren Rucksack noch die Bürde eines Photographen-Apparates zuzumuten. Das Naturverständnis und -emp-finden begnügt sich nicht mehr mit dem bloßen Schauen, sondern will auf eigene Weise, in nachschaffender Kraft, Erschautes, Erlebtes zu bleibender, Sinn und Geist ergötzender Erinnerung festhalten. Gebirgsphotographien vergegenwärtigen das Glück vergangener, froher und freier Stunden, sie heitern auf und vermögen in trüben Momenten den Geist über des Daseins Schwere hinwegzutäuschen. Das Lichtbildnern im Gebirge ist deshalb vorerst Selbstzweck. Dieser wird schon mit einem guten, wenn auch kleinern Apparat in bescheidener Weise gefördert. Bei weitergehenden Ansprüchen, zumal zur Befriedigung ästhetischer Interessen, wird sich aber die Anwendung eines größern Plattenformates, als Ausdrucksmittel, mit Notwendigkeit ergeben. Das hierzu vorderhand in Betracht kommende Format 9:12 muß als ein dienliches bezeichnet werden, obwohl es die unterste Grenze eines an-sehenswerten Papierbildes einnimmt. Die mannigfachen Vorteile, die diese Größe in den verschiedenen Situationen des Gebirgs indes bietet, lassen die ausgesprochene Bevorzugung dieses Bildformates von Seiten der photographierenden Berggänger begreiflich erscheinen. Es hat in der Tat vor allem den unschätzbaren Vorteil der Leichtigkeit, der Handlichkeit und des geringen Raumbedürfnisses im Rucksack. Die Kamera 9:12 gestattet sowohl Moment-, als Stativ-Aufnahmen, sie läßt sich vom einzelnen gut, selbst bis auf die höchsten Bergspitzen hinauf, tragen und ist jederzeit, ohne Zeitverlust, zur Belichtung bereit. Sie gestattet demnach ein von der Kameradschaft unabhängiges Arbeiten, eine ausgedehntere, vielseitigere Verwendung und eine ausgesprochenere individuelle Darstellungsmöglichkeit, als dies naturgemäß bei aufsteigenden Kameragrößen der Fall sein kann. Bei Verwendung von Films ergibt sich eine weitere Gewichtsersparnis und eine für den Tagesbedarf fast unbegrenzte Aufnahmezahl. Allerdings liegt dabei u.a. die Gefahr sehr nahe, die Films zu leicht zu verpuffen.

Demjenigen, dem es deshalb hauptsächlich darum zu tun ist, Erinnerungsbilder anzufertigen ( wobei wertvollere unter Umständen vergrößert werden können ), oder eine Reihenfolge von Aufnahmen zu Projektionszwecken etc. zu machen, für den muß die Größe 9:12 als der geeignetste Ausgangspunkt bezeichnet werden.

über Lichtbildstudien im Gebirge.

Sobald jedoch vorzugsweise das Gebiet der bildmäßigen Kunst betreten werden soll, drängt sich die Überzeugung mit aller Macht auf, daß die Größe 9:12, hinsichtlich ihrer Bildwirkung im Verhältnis zu den riesigen Dimensionen des Gebirgs, zu seiner Erhabenheit und zu den gigantischen Formen, nur eine schwache Ahnung der Naturwahrheit vermittelt. Das Gebirge erweckt den Eindruck von etwas Riesenhaftem, Ungeheu-rem. Die Wiedergabe im Format 9: 12 muß daher nur wie eine Andeutung in ebensosehr verkleinertem Maßstabe anmuten, die des- halb nicht im entfern- testen befriedigen kann.

Wollen wir deshalb nicht nur auf das endliche, doch von der gewählten Bildgröße abhängige Resultat einwirken, sondern auch in der bildlichen Darstellung des Gebirgs dem Gesamteindruck um ein geringes näher rücken, so wird dies um so eher erreicht, je größer das gewählte Bildformat ist.

Nun wird der Berggänger durch das dadurch bedingte und mit der Größe zunehmende Mehrgewicht sich nicht leicht über das Format 13:18 cm. „ versteigen ", bildet doch ein solcher Apparat mit den dazu gehörigen Reserveplatten eine Last, die eine Manneskraft völlig beansprucht. Um eine Übermüdung des einzelnen zu vermeiden, wird das Verteilen des Gewichts unter die Kameraden, wozu diese vorher einverstanden sein müssen, unerläßlich. Das ist der Nachteil dieser Kameragröße. Trotzdem muß das mit der Kamera 13:18 sich ergebende Format und ungeachtet des blutigen Schweißes, den sie schon verschuldet hat und noch verschulden wird, als das für die bildmäßige Gebirgsphotographie in Größe, wie zu erzielender Wirkung, vornehme und wirkliche Befriedigung gewährende Darstellungsmittel bezeichnet werden. Hierbei waltet das Prinzip ob, mit einer beschränkten Anzahl Platten nur Gutes zu leisten. Schon deren höherer Preis zwingt zur Überlegung zu gunsten der Qualität der einzelnen Aufnahme, die Sinne werden zu schärferem, kritischerem Beobachten und Zerlegen der Natur gezwungen, währenddem mit kleinern Plattengrößen oft nur Akkordarbeit erzeugt wird. Gewiß ist es möglich, eine Aufnahme im Format von z.B. 9:12 mehrfach zu vergrößern, das Verfahren ist aber umständlich, zeitraubend und kostspielig und nur in besonderen Fällen wirklich gute Resultate ergebend.

Sollte demnach das Mehrgewicht als Hauptgegner der Kamera 13 :18 angerufen werden, so dürfen wir, nicht mit Unrecht, auf den der bergsteigenden Rasse innewohnenden gesunden Sinn hinweisen und auf deren gesunden Leib, der in systematischer Übung an Strapazen und Entbehrungen gewöhnt wird und sich deshalb angesichts des ideellen und ästhetischen Gewinns solch großer Aufnahmen kaltlächelnd über den vermehrten Magendruck hinwegsetzen dürfte.

Indessen, schade, sind das unter den obwaltenden Verhältnissen im Hochgebirge Forderungen theoretischer Natur, die dem kategorischen Imperativ der praktischen Vernunft nicht standzuhalten vermögen. Der Zweck einer Expedition ins Hochgebirge ist maßgebend und unter diesem Gesichtspunkt wird über das Format eines Photographenappa-rates entschieden. Es handelt sich um mehr oder weniger ernste, zumeist führerlose Besteigungen, zu deren erfolgreicher Durchführung das Gewicht des Rucksackes, der auf viele Stunden hinaus getragen werden muß, von großem Einfluß ist, weshalb es auf das Notwendigste beschränkt bleibt. Auch darf das physische Wohlbefinden nicht durch unnötig schwere Lasten herabgedrückt, noch die Freude vergällt werden. Zudem sollte der zu photographischen Gebirgsaufnahmen erforderliche Kraftaufwand in ein gewisses Verhältnis zum photographischen Resultat gebracht werden, was mit der Kamera 13:18, der wenigen Gelegenheiten zu Abbildungen und der zeitraubenden, umständlichen Vorbereitungen wegen, sozusagen nicht möglich ist, das stete Risiko der Witterung nicht gerechnet. Deshalb sei die kleinere Schwester 9:12, als eine den Verhältnissen Rechnung tragende Vermittlerin, willkommen. Diese bildet kein so lästiges Gewicht, oder gelegentlich sogar gefährliches Hemmnis, sie gestattet Aufnahmen, die anders nicht möglich wären. Da des fernem das photographische Resultat von Hochge"birgs-und Winterfahrten in zunehmender Weise zu Projektionszwecken verwertet wird, die eine nach Metern zählende vergrößerte Darstellung erfahren, so wird damit in überaus glücklicher Weise eine ästhetische Forderung erfüllt, der keine Kontaktkopie nahe kommt.

Über Lichtbildstudien im Gebirge.

Zu speziell photographischen Studien hingegen, bei welchen künstlerische Absichten, nicht aber bergsteigerische, in Betracht fallen, stehen wir nicht an, die Kameragröße 13: 18 als die empfehlenswerteste zu bezeichnen. Das Ideale bestünde nun natürlich darin, das eine wie das andere Format zu besitzen, um es beiden Zwecken dienstbar zu machen. Wir wollen uns indessen an einem einzigen Apparat begnügen lassen, beim Kauf aber eine desto sorgfältigere Wahl treffen. Es würde zu weit führen, diesbezügliche Erörterungen anzuschließen, manches Lehrbuch, insbesondere dasjenige von Dr. Kuhfahl1 ), gibt darüber wertvolle Ratschläge.

Hinsichtlich der Kamera 13:18 und deren Fabrikation wird Vorzügliches auf den Markt gebracht, das für die Gebirgsphotographie brauchbar ist. Wenn nur von einem Fabrikat die Rede ist, geschieht es deshalb, weil ich nur dieses kenne, dafür aber in vielen Jahren schätzen gelernt habe.

Die quadratisch gebaute Kamera „ Hochtourist ", von der A.G. Hüttig in Dresden, ist „ auf das denkbar sorgfältigste und in den äußern Dimensionen reduzierteste hergestellt und eignet sich für weite Reisen, wissenschaftliche Expeditionen und schwierige Witterungsverhältnisse auf das beste ". So versichert die Fabrik, und ich kann das nach meinen Erfahrungen bestätigen. Die Kamera ( mit 3 Doppelkassetten ) ist aus gut gelagertem Mahagoniholz angefertigt, solid, gefällig und besitzt eine Auszugslänge von 45 cm. Dagegen beträgt ihr Gewicht rund 2 kg., was zu viel ist. Dieses Fabrikat sollte um die Hälfte leichter gemacht werden können. Auch aus diesem Grund muß ich Mazel recht geben, wenn er behauptet, die beste Kamera sei diejenige, die man unter seiner eigenen Aufsicht herstellen lasse.

Bei der einmaligen Anschaffung einer Kamera, zumal zu Gebirgstouren, sollte man sich jedenfalls nicht durch den Kostenpunkt beeinflussen lassen, sondern lediglich ein nach Güte und Zuverlässigkeit einwandfreies Instrument ins Auge fassen, wodurch man sich von vornherein viel Verdruß und Kosten erspart.

Nur drei Doppelkassetten ( die aufklappbaren sind vorzuziehen ) mit sechs Platten sind für den Tagesbedarf unzureichend. Für unverhoffte Fälle ist ein viertes Chassis vorzusehen.

Ein Holzstativ ist zuverlässiger als ein metallenes. Damit es im Rucksack bequem verstaut werden kann, ziehe man das dreiteilige vor.

Optik. Wiewohl in günstigen Fällen ein gewöhnliches Landschaftsobjektiv im Gebirge genügen kann, sind doch der Fälle viele, die ein lichtstarkes Objektiv erheischen. Auch hier ist das Bessere Feind des Guten. Mit einem Doppelanastigmaten einer bekannten Firma, von nicht unter 180, vorzugsweise 200—210 mm. Brennweite, wird man allen Eventualitäten gewachsen sein. Es ergibt sich dabei mit der Hinterlinse allein eine doppelte Brennweite von 400 bezw. 420 mm. In gewissen Fällen ist auch ein Weitwinkel vonnöten ( Zeiß Protar 1:18 = 141 mm. ).

Ein Objektivverschluß ist, wenn zuverlässig, angenehm und unerläßlich bei bewegten Szenen, bei Wind, oder in heikein Positionen, wenn das Abheben des Objektivdeckels mit der Hand nicht tunlich ist.

Von der Vorzüglichkeit der Bromsilberplatte ist die Güte des schließlichen Bildes abhängig. Weil man an eine einzelne Aufnahme im allgemeinen nur eine Platte verwendet, muß das Negativmaterial die denkbar beste Gewähr auf Erfolg bieten. Zweierlei Plattensorten ins Gebirge mitzuschleppen, ist für uns zu umständlich und zu zeitraubend, wogegen eine vorher im Tal erprobte, orthochromatische und lichthoffreie Platte vollkommen ausreicht. Als ausgezeichnetes Material sind die Silber-Eosin-Platten von Perutz und die Chromo-Isolar-Platten der A. G. f. A. F. in Berlin zu bezeichnen.

Glasplatten wären unzweifelhaft das für Gebirgsreisen zuverlässigste und am angenehmsten zu verarbeitende Material, besäßen sie nicht den empfindlichen Nachteil des Gewichts. Beim Format 13:18 macht sich Über Lichtbildstudien im Gebirge.

das doppelt bemerkbar, so daß die mitzuführende Plattenanzahl gehörig beschränkt werden muß. Diesen Nachteil suchen Films zu beheben, indem der Schichtträger hierbei nicht Glas, sondern Celluloid ist. Damit wird ein Negativmaterial zu schaffen gesucht, das die Zuverlässigkeit der Platten, ohne deren Nachteil des Gewichts, besitzen soll. Der Unterschied ergibt sich ohne weiteres aus einer ziffernmäßigen Vergleichung: 1 Dutzend Glasplatten 13:18 wiegen.. 1100 Gramm 1 „ Premo-Packfilms 13:18 wiegen 210 „ somit sind die letztern um 890 Gramm leichter als Glasplatten, mit andern Worten, 5 Dutzend Premo-Packfilms entsprechen dem Gewicht von 1 Dutzend Glasplatten. Es bedeutet dies für uns Lastgewohnte einen so enormen Vorteil, daß wir ihn uns um so eher zu Nutzen ziehen dürfen, als die Zuverlässigkeit der Packfilms gegenüber früher eine erheblich gesteigerte ist. Zudem bedarf es nur noch eines Chassis ( 340 g. wiegt die Films-Pack-Kassette Krügener; 1860 g. 4 gefüllte Chassis 13: 18 ), das bei Tage geladen und entladen werden kann. Damit fallen eine Reihe lästiger Manipulationen weg, unter wesentlicher Verminderung des Gewichts.

Verpackung. Es ist einleuchtend, daß die photographische Ausrüstung weder in der üblichen Ledertasche, noch tale quale im Rucksack mitgenommen werden kann. Um die einzelnen Gegenstände gegen äußere Beschädigungen, wie auch gegen akute Witterungsumstürze Die Chassis steckt man jedes einzeln in ein Kartonfutteral. Das Objektiv wird nebst der gewöhnlichen Lederhülse noch in eine starke Blechdose gesteckt. Zur Schonung der Filmskassette empfiehlt sich ebenfalls eine Filztasche. Eine bestimmte Anzahl Filmspackungen kommen in eine passende Blechschachtel mit Wachstuchumschlag.

Damit wäre unser Berggänger mit dem für seine lichtbildnerische Passion Wissenswerten ausgerüstet. Freudigen Gemütes nehme er die traute Eisaxt zur Hand, werfe das Seil über und steige, das Feuer heiliger Begeisterung im Herzen, hinauf in ätherische, selige Höhen, zum fröhlichen Wagen und Siegen, um Hochlandszauber ins Bild zu bannen.

IT. Literaturnachweis.

Mit diesem Anhang wird beabsichtigt, dem nach Vervollkommnung trachtenden Liebhaber-Photographen, der die Materie eingehender zu studieren wünscht, Hand zu bieten. Hierzu sei bemerkt, daß solcher bei der großen Verzweigung der photographischen und überhaupt der damit im Zusammenhang stehenden geschmackbildenden Literatur keinen Anspruch auf nur annähernde Vollständigkeit erheben will. Gegenteils mußten die Literaturangaben auf solche Werke und Arbeiten beschränkt werden, die ich entweder gelesen oder durchgesehen habe und damit Anregung empfing. Von meiner eigenen Bücherei abgesehen, verdanke ich das Material derjenigen der Sektion Bern S.A.C. Die Artikel von Dr. Kuhfahl in der „ Deutschen Alpen-Zeitung ", bezw. in „ Natur und Kunst ", erfuhren teilweise Berücksichtigung in seinem Buche.

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