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Das Utohaus auf der Ibergeregg

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Nun hat die Sektion Uto des S.A.C. ihr eigenes Skiheim. Am 26. Oktober 1924 wurde es auf der Ibergeregg ob Schwyz festlich eingeweiht. Nachdem der « Uto » seinen Lesern das frohe Ereignis in ausführlichen Schilderungen bekanntgegeben hat, soll nun das schmucke Heim auch der übrigen S.A.C.-Gemeinde vorgestellt werden. Doch nicht im bequemen Lehnstuhl sollst du 's schauen, lieber Leser! Rüste dich zu einer winterlichen Fahrt auf die wald-und mattenreichen Höhen zwischen Mythen und Drusberg.

Vom Flecken Schwyz aus folgen wir dem Strässchen, das nach Oberiberg führt. Im Stalden ob Rickenbach, dort, wo die Strasse in grosser Kehre gegen Süden ausholt, biegen wir links in einen Wiesenweg ein und erreichen bei einem malerischen Kapellchen wieder die Ibergereggstrasse. Eine Viertelstunde weiter oben schneiden wir nochmals eine Kehre ab und folgen nun der Strasse bis zum Schutzhaus unterhalb dem Gründel. Über den Grossboden erreichen wir nach dreistündiger, bequemer Wanderung die Ibergeregg und damit in wenigen Minuten unser Ziel.

Ja, schau es dir an, dieses neue Utohaus! Nach den Vorbildern guter schwyzerischer Bauernhäuser ist es gebaut. Der Unterbau aus hartem Stein, der zweistöckige Holzbau warm geschindelt. Türen, Läden, Fensterrahmen und Dachgebälk in satten Farben leuchtend: So hat 's der Baumeister hingestellt, als stünd es hier seit Jahr und Tag. Das Untergeschoss mit dem Winter-eingang enthält neben dem Eingang zwei Skiräume mit Werkbänken, einen Keller und einen Holzraum mit Aufgangstreppe. Der Haupteingang an der Südostfront führt von der gemauerten Terrasse unter einem breiten Vordach hindurch ins Erdgeschoss, in dem sich die beiden heimeligen Wohnräume mit ihren grossen Kachelöfen und die geräumige Küche befinden. Der erste Stock enthält fünf bequem eingerichtete Schlafräume mit zusammen 18 Betten, der Dachraum vier Strohlagerpritschen mit je 7 Schlafplätzen.

Nach einer einfachen Mahlzeit setzen wir uns auf die Ofenbank zu einem gemütlichen Plauderstündchen. In der Tat ein prächtiges Heim, tönt 's aus aller Mund. Gewiss, aber einfach war sein Werden nicht. Es brauchte viel Geduld und manchen harten Kampf, bis das Werk vollendet war. Im Jahr 1918 wurde zum erstenmal in der Skikommission der Sektion Uto der Gedanke laut, ein eigenes Skihaus zu besitzen. Der Boden war aber für eine solch glückliche Idee noch nicht geackert; es galt zuerst der fast allgemein verbreiteten Ansicht entgegenzutreten: der Skilauf und seine Ausbildung habe mit den Aufgaben des S.A.C. nichts zu tun. Wie nötig eine Aufklärung war, geht aus dem Ausspruch eines frühern Sektionspräsidenten im Jahresbericht der Sektion Uto vom Jahre 1912 hervor, wonach Anleitung und Übung im Skifahren nicht zu den Zielen der Sektion Uto gehöre, sondern den Skivereinen zu überlassen sei. Später wurde sogar dem S.A.C. das Recht abgesprochen, die Ausbildung des Skilaufes ausserhalb des Hochgebirges zu pflegen und ein Skihaus im voralpinen Gebiet zu bauen. Noch im Jahrbuch 1922 des S.S.V. lässt sich Oskar Hug im gleichen Sinne vernehmen, wenn er sagt: « Es ver- steht sich eigentlich von selbst, dass S.A.C.-Sektionen entsprechend dem altbestehenden, längst bewährten Hüttenbebauungsplan unserer Alpen sich auf die Gebirgsregionen konzentrieren werden. Mit teuren Skihütten in den untern Vorgebirgs- oder gar Hügelregionen ist den Zielen des S.A.C. nicht gedient. » Diese Äusserungen machte ein Alpinist, der vom S.A.C. ebenfalls Höchstleistungen verlangt. Das Begehen des winterlichen Hochgebirges ist aber tatsächlich nur wenigen Auserwählten vergönnt, weil dieses viel grössere Anforderungen an Kraft und Ausdauer, sowohl in körperlicher wie in seelischer Beziehung, an den Bergsteiger stellt als die Hochwelt im Sommer. Wollte der S.A.C. sich im Winter auf das Hochgebirge beschränken, so müsste der Grossteil seiner Mitglieder auf die winterliche Herrlichkeit der Berge überhaupt verzichten. Anderseits ist aber zu sagen, dass gerade die Voralpen trotz ihrer bescheideneren Höhe im Winter ganz alpinen Charakter annehmen. Sie wachsen durch das Schneekleid in die Höhe und stellen auch an den guten Skifahrer oft hohe Anforderungen. Darum gehört unser Skihaus, das der Allgemeinheit dienen will, ins Voralpengebiet. Es soll hier nicht nur den winterlichen Bergsport unterstützen, sondern auch die technische Schulung unserer Mitglieder fördern helfen.

Der folgende Morgen findet uns schon früh vor dem Hause. Ringsherum grüsst in weitem Bogen ein Kranz verschneiter Berge. Über dem Tal von Schwyz wogt ein Nebelmeer. Stolz reckt der nahe Mythen seinen felsigen Leib in den blauen Äther hinauf. Nun rasch die Ski angeschnallt. Vom nahen Brünnelistock wollen wir Umschau halten: Im Mittelpunkt des gesamten Ibergeregg-Gebietes befindet sich die zu unsernFüssen liegende, leicht zugängliche Ibergeregg-Passhöhe, 1406 m über Meer. Von diesem Punkt aus laufen zwei Höhenzüge: der eine über Schienberg, Spierstock und Sternen nach Osten zum Drusberg, der andere über Furggelenstock und Butzifluh nach Norden zum Amselspitz, beide in grossem Bogen die weite, schneereiche Mulde von Iberg umschliessend. Dank der Vielgestaltigkeit und reichen Gliederung sind ausser den Fahrten auf die erwähnten Gipfel zahlreiche Zusammensetzungs-möglichkeiten vorhanden, so dass der Fahrer, der wiederholt in das Gebiet kommt, immer wieder Neuland findet. Die lohnendste Fahrt wird aber stets die nach den Hessisbolalpen sein mit der herrlichen Abfahrt nach Oberiberg. Zur Hauptsache haben wir es mit sanfterem Gelände zu tun. Doch findet der fortgeschrittene Fahrer auch An- und Abstiege, die ihm Gelegenheit bieten, alle Stufen seines technischen Könnens anzuwenden. Von besonderem Reiz ist in den untern und mittlern Lagen der Wechsel von Wald und Matten. Die ganze Gegend gilt als sehr niederschlagreich. Bis tief in den Frühling hinein kann sich der Skifahrer hier oben tummeln. Selbst die Abfahrt nach Schwyz ist in normalen Wintern bis in den März hinein gut. Die längsten und schönsten Abfahrten laufen in Oberiberg zusammen oder münden ins Alptal aus und haben nördliche bis nordwestliche Richtung. Wem der Heimweg über Oberiberg und Einsiedeln zu weit ist, der kehrt auf bequemem Strässchen zur Ibergeregg zurück und ruht sich im sonnenbeschienenen Utohaus noch ein Stündchen aus, bevor er die Fahrt ins Tal beginnt.Emil Kern.

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