Der respiratorische Gaswechsel bei Ruhe und Arbeit auf den Bergen | Club Alpin Suisse CAS
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Der respiratorische Gaswechsel bei Ruhe und Arbeit auf den Bergen

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Da diese Arbeit entschieden neue Gesichtspunkte bezüglich des Wesens der Bergkrankheit liefert und in einem gewissen Gegensatz zu dem im vorigen Jahrbuch besprochenen Werke Angelo Mossos: Der Mensch in den Hochalpen, steht, dürfte es nicht uninteressant sein, über die Ergebnisse Bürgis einiges zu lesen.

Mosso erklärt die Bergkrankheit als Folge einer Kohlensäureverarmung ( Akapnie ) des menschlichen Körpers, welche die Innervation des Herzens und der Atmung, sowie der vom Vagus versorgten Teile der Nahrungswege schädige. Bürgi tritt nun, um diese wichtige Frage ihrer Lösung näher zu bringen, der bis dato noch nicht genügend studierten Frage näher, inwiefern der respiratorische Gaswechsel des Menschen bei Ruhe und Arbeit auf höheren Bergen sich anders verhält als in der Ebene, d.h. er bestimmte die Kohlensäuremengen, die von ruhenden und arbeitenden Menschen in verschieden hohen Regionen durch die Atmung ausgeschieden werden. Ausgerüstet mit sehr sinnreichen Apparaten ( Dr. Schenk und Mechaniker Bischhausen ), benutzte er, um eine gleichmäßige Steigung zu haben, die Trace der Brienz-Rothorn- und Gornergratbahn mit einer jeweiligen Arbeitsleistung von etwas über 7OÖO Kilogramm in 10 Minuten mit 2 Minuten Ruhe. Alle diese Versuche, 50 an der Zahl, wurden teils trainiert, teils untrainiert ausgeführt und " ergaben dann folgende Resultate: 1. Der respiratorische Gaswechsel des ruhenden Menschen nimmt in der Höhe nur unerheblich zu. 2. Die gleiche Arbeit steigert in der Höhe den respiratorischen Gaswechsel mehr als am Fuße des Berges. 3. Durch Trainierung in der Höhe wird der respiratorische Gasaufwand des Bergsteigers derart vermindert, daß gleiche Steigarbeit am Gipfel wie am Fuße des Berges dieselbe Kohlensäureausscheidung veranlaßt.

Es resultiert sonach aus der Arbeit die neue Bestätigung früherer Beobachtungen, daß Arbeit unter ungewohnten Bedingungen, wenn sie eine größere Anstrengung erfordert, den durch Kohlensäureausscheidung gemessenen Stoffumsatz vermehrt, daß diese Vermehrung aber durch Übung vermindert werden kann. Es nimmt sonach bei ungeübten Bergsteigern die Kohlensäurebildung und die Kohlensäureausscheidung in der Höhe zu, was entschieden gegen die Mossosche Theorie der Kohlensäureverarmung des menschlichen Organismus auf Bergen spricht. Als bergsteigerische Lehre dürfte sich also aus dieser Arbeit der Hinweis auf die Wichtigkeit einer guten Trainierung ergeben.

Dr. F. Krumbein.

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