Der S. A. C. und seine Clubführer | Club Alpin Suisse CAS
Soutiens le CAS Faire un don

Der S. A. C. und seine Clubführer

Remarque : Cet article est disponible dans une langue uniquement. Auparavant, les bulletins annuels n'étaient pas traduits.

Von Pierre Munck.

32 Jahre sind verflossen, seitdem die Delegiertenversammlung von Vevey auf Antrag des damaligen C. C. von Winterthur den prinzipiellen Beschluss fasste, es seien « statt der bisherigen Itinerarien in Zukunft kurzgehaltene Clubführer turistischen oder naturwissenschaftlichen Inhaltes herauszugeben ». Den Worten folgten die Taten, und Dr. Gugler, derzeitiger Centralpräsident, konnte in seinem Referat anlässlich des Schweizerischen Verkehrskongresses in Zürich ( 1. IV. 1933 ) feststellen, dass die Auslagen für das Clubführerwesen im Laufe der Jahre 500,000 Franken erreicht haben. Damit hat der S.A.C. sich selbst ein bleibendes Denkmal gesetzt und gezeigt, wie durch die nimmerrastende, zielbewusste Herausgabe zuverlässiger Clubführer in fruchtbringender Weise dem ersten Paragraphen der Centralstatuten nachgelebt werden kann. Zurzeit sind 21 Clubführer turistischen und 3 naturwissenschaftlichen Inhaltes im Handel, wobei sich diese Zahl auf die Ausgaben des Gesamtclubs bezieht. Von den Führern einzelner Sektionen soll anschliessend die Rede sein. Die zahlreichen Veröffentlichungen, die ihre Entstehung anderen Bergvereinen, privater Initiative oder verkehrs-wirtschaftlichen Gründen verdanken, können wir in dieser kurzen Übersicht weglassen.

Die naturwissenschaftlichen Führer verdanken ihre Entstehung einem Antrag der Sektion Winterthur, welcher an der Delegiertenversammlung von 1909 in Zürich zum Beschluss erhoben wurde. Bereits sechs Jahre früher hatte das C. C. von Winterthur an der Delegiertenversammlung in Pontresina ganz allgemein die Herausgabe solcher gemeinverständlicher, naturwissenschaftlicher Führer angeregt. Die obgenannten drei Bände tragen den Titel « Geologische Wanderungen durch die Schweiz » und führen im 1911 erschienenen 1. Bande durch Mittelland und Jura, im 2. Bande durch die Kalk- und Schieferalpen ( 1913 ) und wiederum zwei Jahre später ( 1915 ) im 3. Bande durch die kristallinischen Alpen. Als Verfasser des vorzüglichen Werkes zeichnete Prof. Dr. Jul. Weber von Winterthur. Leider ist heute nur noch Bd. 2 erhältlich, Bd. 1 und 3 dagegen vergriffen. Streng genommen gehört auch der Supplementband zum Bündnerführer nicht zur rein turistischen Klasse, gibt er doch nebst allgemeinen Angaben in fast 100 Seiten eine Übersicht über Geologie und Botanik der Bündner Alpen.

Als erster furistischer Clubführer erschien bereits 1902 der von Ed. Naef-Blumer vorzüglich verfasste Glarnerführer in Form eines handlichen, durch zahlreiche Anstiegsskizzen illustrierten, rund 240 Seiten umfassenden Bändchens. Der Glarnerführer, der nach Art der englischen « Climber's guides » abgefasst war, aber als wertvolle Bereicherung Anstiegsskizzen besass, wurde das Musterbeispiel für die im Laufe der Jahre folgenden Bücher. An der bereits genannten Abgeordnetenversammlung von 1903 in Pontresina wurde die Vorzüglichkeit desselben anerkannt und auf Antrag des C. C. beschlossen, weitere Clubführer von anderen Gebieten herauszugeben. Der Glarnerführcr war seinerzeit broschiert an alle C. Mitglieder gratis abgegeben worden ( Auflage zirka 7000 Stück ). Eine besonders geschäftstüchtige Buchhandlung hatte dann bei den Mitgliedern romanischer Sektionen eine grössere Anzahl Exemplare zu 50 Rappen zurückgekauft und sie zum Preise von 2 Franken in den öffentlichen Handel gebracht. So kam das C. C. in einem späteren Geschäftsbericht zur Anregung, solche Publikationen in Zukunft nur noch gegen Bezahlung eines wenn auch geringen Preises an die sich hiefür interessierenden Mitglieder abzugeben. Der Rest der 1. Auflage des Glarnerführers war 1909 vergriffen. Dass das Werk einem absoluten Bedürfnis entsprach, zeigt wohl am besten die Tatsache, dass heute bereits eine 5. Auflage besteht und in diesen fünf Auflagen zirka 18 000 Stück gedruckt wurden. Auch diese 5. Auflage redigierte wieder der nämliche Verfasser. Dem Zeitzuge entsprechend ist in den 482 Seiten dem Sommerführer nun auch von Dr. P. Tschudi ein Skiteil angegliedert worden, der mit der Skikarte des Kantons Glarus übereinstimmt.

Als zweites Werk folgte 1905 der vom Akademischen Alpenclub Zürich ( A.A.C.Z. ) verfasste, vom S.A.C. in zwei Bänden herausgegebene Urnerführer. Zum erstenmal tritt hier der auch für die späteren Führer herbeigezogene vorzüglich qualifizierte C. Meili als Zeichner der Anstiegsskizzen auf. Auch jetzt war der Erfolg ein durchschlagender. Die grosse Nachfrage nach diesem Führer hat einer 3. Auflage gerufen: Band I mit 275 Seiten kam 1932 heraus. Band II ist bereits seit 1930 im Verkehr.

Als drittes Werk erschien der zweibändige Tessinerführer im Jahre 1908. Eine dreigliedrige Clubführerkommission der Sektion Leventina ( damals noch Subsektion der Sektion Pilatus ) hatte die Redaktion übernommen. Von diesen möchte ich hier besonders L. Lisibach erwähnen, der mit Kutzner auch noch an der 2. Auflage tätig war. Diese ( 1931 ) vereinigte den Inhalt in einem Band, hingegen wurde 1932 auch eine italienische Übersetzung herausgegeben. Das Einzugsgebiet der 2. Auflage wurde im Westen, Norden und Osten wesentlich erweitert, dazu kam die Gruppe des Monte Generoso, und endlich wurde noch ein Führer des Tessiner-Skigebietes angegliedert. Die italienische Ausgabe 1932 ist noch ergiebiger ausgefallen, da sie die Berge des Misox und des Calanca ( aus dem Bündnerführer III übersetzt ) enthält.

Natürlich beschränkte sich die Tätigkeit des S.A.C. nicht nur auf die Zentralschweiz, auf die Nord-Südaxe. 1911 wurde auf Veranlassung des damaligen Churer C. C. der Beschluss gefasst, einen mehrbändigen Bündner Clubführer herauszugeben. Gut Ding will Weile haben. Der Weltkrieg und andere widrige Umstände kamen dazwischen. Immerhin sind bis heute fünf turistische und ein Supplementsband ( siehe oben ) erschienen, wovon Bd. I ( Tamina und Plessur ) seit 1925 bereits in 2. Auflage vorhanden, Bd. IV ( Bergell und Disgrazia ) zurzeit vergriffen, aber in Wiederbearbeitung ist. Bd. I und Supplementsband erschienen 1916, dann 1918 Bd. II ( Oberland und Rheinwald ), 1931 Bd. III ( Calanca, Misox, Avers ), 1922 Bd. IV ( Bergell ) und endlich 1932 Bd. V ( Bernina ). Als Verfasser zeichnen für Bd. I: F.W. Sprecher und C. Eggerling; für Bd. II: W. Derichsweiler, Dr. E. Imhof, Ed. Imhof jun.; für Bd. III: Alb. Röllin und Dr. C. Täuber; für Bd. IV: H. Rütter; für Bd. V: Marcel Kurz als Autor des französischen Manuskriptes, Walter Flaig als Übersetzer; als Illustratoren wirkten C. Meili, R. Wyss und P. Simon. Auf die Turensaison 1934 werden Rätikon-Silvretta-Samnaun sowie der Raum zwischen Flüela und Julier erscheinen. Später sollen die Gebiete rechts des Inns das Werk vervollständigen, wozu bereits Unterhandlungen mit der Sektion Unterengadin schweben.

Gleichzeitig mit der Bearbeitung des Bündnerlandes wurde auch der Clubführer der Walliser Alpen in Angriff genommen. Der diesbezügliche Beschluss des C. C. datiert vom 8. Juli 1914. Um jeglichen Anfechtungen zu entgehen, erwarb der S.A.C. das Benützungsrecht der « Climber's guides » und des handschriftlichen Materials der Herren Coolidge und Conway. Als Bearbeiter von Band II und III wurde Dr. Heinrich Dübi, Bern, gewonnen, der mit grossem Arbeitseifer und Sachkenntnis sich an die Aufgabe machte. Trotz Krieg konnte als erster der Serie bereits 1916 Band III, in zwei Halbbänden getrennt, erscheinen. Das darin umschriebene Gebiet geht vom Theodulpass zum Simplon, während Band I vom Col Ferret zum Col de Collon und der 1921 erschienene Band II von letzterem zum Theodulpass reicht. Band IV — Simplon bis Furka — wurde von Marcel Kurz verfasst und kam als 2. der Walliserserie 1920 in französischem Urtext heraus. Band I erschien als letzter der Serie 1923 ebenfalls französisch und von Kurz verfasst. Eine französische Übersetzung des 3. Bandes durch Dr. Steinmann erschien 1919, eine solche von Band II durch A. Wohnlich, gleichzeitig revidiert und ergänzt im Jahre 1922. Das C. C. hatte sich dem eidgenössischen Militärdepartement gegenüber verpflichten müssen, vor Friedensschluss keinen neuen Führer des Grenzgebietes herauszugeben. Die begehrtesten Bände der Sammlung scheinen die Nrn. 2 zu sein, das Hochturengebiet von Zermatt ( Matterhorn ) umfassend. Die deutsche und französische Ausgabe waren bald erschöpft, so dass 1930, wiederum in beiden Landessprachen, eine 2. Auflage folgte, die von Marcel Kurz vollständig durchgesehen und erweitert wurde. Als Illustratoren der Walliserbände funktionierten grösstenteils die Clubmitglieder Ch. Jacot-Guillarmod, A. Wohnlich und M. Kurz.

Mit der Winterturistik schritthaltend hat der S.A.C. auch selbständige Hochgebirgsskiführer herausgegeben. Während in den neuen Auf lagen von Glar-ner-, Urner- und Tessinerführer im eigentlichen Führer selbst auf Skituren hingewiesen wird oder speziell Skikapitel eingeflochten sind, ist für das Wallisergebiet ( im erweiterten turistischen Sinn ) ein eigentlicher Skiführer in drei Bänden herausgekommen. Die ersten zwei Bände stammen von 1924. Sie umspannen das nach Westen noch erweiterte Gebiet der Walliserführer 1—3 bzw. reichen vom Col de Balme zum Monte Moropass. Der uns nächstliegende III. Band, vom Monte Moro bis zum Gotthard reichend und Blindenhorn und Basodino enthaltend, erschien 1930. Alle Skiführer enthalten als Beilage eine Siegfriedkarte 1: 50,000 mit den rot eingezeichneten Skirouten. Die wertvollste Karte ist die zum Bd. III, da sie die neuesten Revisionen enthält. Als Ver- Phot. K. Egli, ZürichBrunner & Co. A.G. ZürichBergschatten in den Wolken Nach einem vollkommen wolkenfreien Frühsommermorgen überzog sich der Himmel gegen 6.15 Uhr innert wenigen Minuten mit gebrochenen Regenwolken, die namentlich gegen das Wetterhorn hin sowohl in Form wie Beleuchtung ausserordentlich eigenartig waren. Einer der Wol-kenstriche, wie sie auf dem Bilde ersichtlich sind, hatte sich zwischen den Grat des Wetterhorns und den Standort des Beobachters gelegt. Durch die nun am Horizonte auftauchende Sonne wurde der Schatten der Wetterhornkette in mehrfacher Vergrösserung in diese Wolke projiziert. Mit dem Höhersteigen der Sonne wurde der Schatten allmählich kleiner und fiel zuletzt ganz zusammen.

fasser dieser 3 Führer zeichnet der bekannte Skialpinist und Topograph Marcel Kurz.

Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass in unserer Abhandlung über Clubführer die Berner Hochalpen nicht erwähnt wurden. Das kommt nicht von ungefähr. Der Gesamtalpenclub hat absichtlich dieses Gebiet nicht bearbeitet, weil bei der Beschlussfassung über die Clubführer die Sektion Bern bereits beabsichtigte, den englischen Kletterführer von Coolidge ( Climber's Guides ) erweitert und ergänzt in deutscher Sprache herauszugeben. Dies besorgte in ihrem Auftrag Dr. Heinrich Dübi, der das weite Gebiet in vier Bänden, ohne Aufstiegsskizzen, behandelte ( 1907—1910 ). Im Laufe der Zeit wurde das Werk vergriffen. 1926 begannen die Vorarbeiten für eine Neuauflage, die auf fünf vollständig umgearbeitete Bände festgelegt wurde und das Gebiet von der Dent de Morcles ( im Waadtland ) bis zur Grimsel umfasst. Das östlich daran liegende Gebiet wurde weggelassen, da im Urnerführer bereits behandelt und für die Engelhörner schon der Führer des A.A.C.B. vorhanden ist. Die bisher erschienenen Bände III und IV zeigen, dass alle Erfahrungen gebührend berücksichtigt wurden und insbesondere Routenskizzen wie in den C. Führern neu aufgenommen worden sind. Dagegen wurde bewusst auf Einzelheiten der Erschliessungsgeschichte verzichtet und für jeden Band eine Gruppe von Bearbeitern genommen. An den bisher erschienenen Werken ist in hervorragender Weise der A.A.C.B.ern beteiligt. Die Bernerhochalpenführer sind den C. Führern ebenbürtig. Als Ergänzung zu ihnen sei hier auf die Skiturenkarte des Berner Oberlandes hingewiesen, die der S.A.C. als Beilage zum Jahrbuch im Jahre 1922 in Form eines Siegfried-Überdruckes Gadmen-Bietschhorn herausgab. Wenn einmal die heute noch fehlenden, aber in Bearbeitung befindlichen Bände aus den Berner und Bündner Alpen vorliegen, wird das schweizerische Hochalpengebiet restlos dargestellt sein.

Der Kenntnis der Alpen im allgemeinen und der Erleichterung ihrer Begehbarkeit im besonderen dienen in glücklicher Weise die von zwei Sektionen des S.A.C. in Ergänzung der Wirksamkeit des Gesamtclubs selbständig bearbeiteten Führer des Rand- und Voralpengebietes. Genf machte es sich zur Aufgabe, die an Walliserführer I westlich anschliessende Grenzkette zwischen Schweiz und Savoyen turistisch zu beschreiben ( zwei Bände ). Und Pilatus widmete sich den zentralschweizerischen Voralpen, westlich der Urner Alpen bis Thunersee und Emme und gab drei Bände heraus, worin neben der rein turistischen auch die naturwissenschaftliche Seite des Problems beleuchtet wurde.

So kann sich der Clubist heute nahezu über jedes Gebiet orientieren. Trotz der vielen mitwirkenden Kräfte sind die C. Führer, bei Wahrung jeglicher Individualität, doch nach einheitlichen Leitgedanken verfasst worden. Die Erfahrungen der 1. Auflagen wurden für spätere nutzbringend verwendet. Zuverlässige Angaben, klarer, präziser Text, gut leserliche Schriftzeichen, plastische exakte Routenskizzen, dünnes zähes Papier, um Gewicht einzusparen, nicht schmutzender solider Einband, handliches Format u.a. m. zeichnen die neuesten Bände aus.

Die Preise sind bescheiden, für C. Mitglieder noch besonders verbilligt. So sollte eigentlich jeder Clubkamerad, bevor er ein Gebiet aufsucht, sich den betreffenden Führer kaufen. Die Bücher bieten eine Fülle von Belehrung und Anregung. Und gut vorbereitet an die Tur zu gehen ist doch ein Gebot, das der Alpenclub lehrt, das der vorsichtige und seiner Pflicht bewusste Berggänger auch befolgt.

Feedback