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Die Kordillere Huayhuash in Peru

Remarque : Cet article est disponible dans une langue uniquement. Auparavant, les bulletins annuels n'étaient pas traduits.

Alex. v. Wandau, Wien

Bilder 48 bis 52 Über die Cordillera de Huayhuash ( sprich Waiwasch ) unterrichtet ein prächtiges Bildwerk des Tiroler Graphik-Verlages, herausgegeben von Professor H. Kinzl, Universität Innsbruck, der die Ergebnisse der von ihm geleiteten Expeditionen des Österreichischen Alpenvereins von 1954 und 1956 zusammenfasst.

Die Cordillera de Huayhuash erstreckt sich vom to. Grad südlicher Breite 30 Kilometer südwärts, trägt den zweithöchsten Berg Perus, den Yerupaja ( 6634 m, sprich Jerupachà ), und gilt als das schönste und grossartigste Hochgebirge Südamerikas. Freundliche, breite Täler - im Osten hochflächenartig - führen an die stolzen Sechstausender heran. Reitwege verbinden die Täler, die nur spärlich besiedelt sind. Mit Provianteinkauf und Unterkunft unterwegs ist nicht zu rechnen, aber einheimische « empresarios » in Huaraz ( und Chiquin ) besorgen alles Notwendige für eine Trekking-Expedition. Trotzdem scheint die Cordillera de Huayhuash von den Reiseveranstaltern noch nicht entdeckt worden zu sein. Der Inhaber eines der grössten Büros für Bergreisen in München schrieb mir noch im Jahre 1976, es gäbe keine Interessenten für Bergtrekking in der Cordillera de Huayhuash.

Richtig ist, dass die Sechstausender in diesem Gebirge alle sehr schwierig sind. Indessen gibt es unter der Höhenquote 6000 etliche Gipfel, zwar 48 Im Eis des Jirishanca chico II 49 Jirishanca grande, vom Cerro Berlin aus 50 Mit Pferden und Eseln zum Mitokocha unbeachtet von den « Zünftigen », aber passend für das bergsteigerische « Fussvolk » — und dazu auch sehr lohnend! Diese können auf einem Rundgang um die Gebirgskette sozusagen « mitgenommen » werden. Um dies zu erproben, veranstaltete die Berg- und Skischule des DAV in München im Juli/August 1977 erstmals ein 30-Tage-Trekking in die Cordillera de Huayhuash. Als Leiter war der bekannte Schweizer Alpinist Siegfried Aeberli gewonnen worden, der schon die Expedition des ÖAV im Jahre 1956 mitgemacht und 1970 bzw. 1975 Expeditionen auf Himalaya-Achttausender geführt hat. Als wichtiger Teilnehmer wurde bald ein alter Sportfischer aus München erkannt, ohne dessen Forellenfischerei die Verpflegung unterwegs- es wurde nur abends gekocht - doch etwas monoton gewesen wäre. Insgesamt waren wir unser zehn.

Wer den eigentümlichen Reiz der Hochgebirgswelt der Anden schon erlebt hat - am bekanntesten sind dank der vielen Trekking-Füh-rungen die Cordillera Bianca, Vilcabamba und Vilcanota in Peru -, wird der im Südosten der erstgenannten benachbarten Cordillera de Huayhuash besondere Eigenart zusprechen. Die Anden Südamerikas haben wiederholt epirogenetischeFestland bildende ) Hebungen und Senkun-gen-auch Meeresbedeckungen-mitgemacht. Es gab eine variszische FaltungFaltung im Karbon ) in einer Breite von etwa 250 Kilometern; aber die eigentliche peruanische Faltung erfolgte gegen das Ende der Kreidezeit. Damals ist auch eine lange Reihe von Vulkanen entstanden; im Zusammenhang damit traten auch granitische Intrusionen im nördlichen Peru auf, welche heute den Gipfelaufbau in der Cordillera Bianca und Vilcabamba bestimmen. Im Gegensatz dazu besteht in der Cordillera de Huayhuash kein einziger Gipfel aus Granitgestein. Ein Granitstock hat jedoch bei der späteren Heraushebung der Gebirgskette mitgewirkt und zu der grossen relativen Höhe verholfen. Ähnlich wie beim Mount Everest sind die darüberliegenden ( Meeres-)Sedimente erhalten geblieben, und ähnlich ist auch die Wild- 51Yerupaja, von Osten gesehen 52 Am Cuyocpass, 5020 Meter Photos Alex. v. Wandau, Wien heit der Hochgipfel der Cordillera de Huayhuash,. die deswegen vom Standpunkt der Alpinisten in die vorderste Reihe der Weltberge zu zählen sind.

Ausgangspunkt für Touren ist die 3350 Meter hoch gelegene Terrassensiedlung Chiquiàn, inmitten gelber und grüner Felder. Zur Zeit der österreichischen Expedition von 1956 noch ein kleines Dorf, wo man nur im Pfarrhof auf Unterschlupf hoffen konnte, besitzt es jetzt mehrere - freilich sehr einfache - Hotels und sogar ein « Collegio » ( Mittelschule ). Der jetzige Geistliche ist Südtiroler und versteht es, auf dem Umweg über die Wirtschaftspolitik zugunsten nicht nur der « Gläubigen » die Leute in die Kirche zu bringen. Das Gotteshaus wurde nach dem grossen Erdbeben von 1970 in Eisenbeton neu erbaut — geschmackvoll! Dass die Indios den Heiligenfiguren in der Kirche magische Kräfte zuschreiben, hören wir vom Pfarrer. Dieser wird in Diebstahlsfällen vom Bestohlenen häufig gebeten, eine Messe zu lesen... ( zum Schaden des Diebes !) Sind wohl die vielen Diebereien als Folge der allgemeinen sozialen Lage zu werten? Die von der Regierung eingeleitete Vergenossenschaftlichung des Grundbesitzes soll den Lebensstandard keineswegs gehoben haben. Das Tageseinkommen eines Bauern oder Arbeiters betrug ( 1977 ) 100 bis 150 Soles, also eineinhalb Dollar —und von der gleichen Ziffer hörte ich schon 1970 und 1974 in Peru.

Von der Hauptstadt nach Chiquiàn führen rund 400 Kilometer Autostrasse, die durch alle Vegetationszonen, von der Küstenwüste bis zur grünen Punahochfläche auf 4100 Meter, hinaufklettert. Hier, am Gonocochapass, öffnet sich ein Nahblick auf die Gletscher der südlichen Cordillera Bianca ( Caullaraju, 5686 m ), über welche D. Giobbi in « Berge der Welt » ( Band XIX ) berichtet. Vielleicht ein passendes Ziel, unser Tourenprogramm zu « erweitern »? Das Fernsehteam hatte sich begeistert auf dem Dach unseres Autobusses postiert und werkte bis zur Einfahrt in Chiquiàn. Später war der Aufbruch unserer Gruppe ein Fest für die Dorfjugend rund um die Filmge-räte. Unser Privatgepäck lag photogen am Orts- rand - nur die Arrieros mit den Zelten und Eseln fehlten bis sich herausstellte, dass Zelt- und Küchenausrüstung unten im Tal waren und Grazer Bergsteigern zur Verfügung gestanden hatten. Es war übrigens die einzige von uns unterwegs angetroffene Gruppe - und begeistert von der Schönheit der von ihr durchwanderten Cordillera de Huayhuash, nach ihrer Meinung sogar den Giganten des Himalaya zumindest ebenbürtig.

Von Chiquiàn aus sahen wir, thronend über den Wolken, den Hauptgipfel ( Yerupaja ) der Kette; dazwischen liegt aber noch ein tiefes Tal. Man stolpert auf einem - für Pferde sicherlich unbequemen - Weg 650 Höhenmeter abwärts. In entgegengesetzter Richtung klettert das Thermo-meter- von 9 auf 22 Grad. Der Rio Chiquiàn ermöglicht hier das Gedeihen tropischer Pflanzen und intensive Bewirtschaftung der Felder zwischen weiten, aber hohen Ufern aus Konglomeratgestein. Nach etwa drei Stunden geht es über eine Talstufe linker Hand in ein schluchtartiges Tal mit Wänden aus steil gefalteten Kalken und Quarziten. Der Wechsel der Landschaft ist charakteristisch für die ganze Kordillere. Dem Hauptkamm zu verflachen sich die Täler — in unserem Fall das Llamactal - wieder. Die eiszeitlichen, bis 3800 Meter vorgedrungenen Gletscher haben hier weiches Gestein ausgeräumt und viele Seen hinterlassen - und damit auch ein schmuckes Landschaftsbild in der Viertausender-Region. Auf stellenweise trockenen Böden am Abfluss der Seen gibt es bescheidene « Estancias », mit Punagras bedeckte Steinhütten, dazugehörig ein paar gar nicht indianisch anmutende Hirten und Abkömmlinge der Schweizer Kühe - keine Lamas! Bis zur Paria-Alpe ( 4180 m ) im obersten Llamactal sind es von Chiquiàn zwei Tagesmärsche. Blickt man von hier aus über das Büschelgras der Alpe südwärts, stechen zwei kühne Kalkpyrami-den der Hauptkette in die Augen: Ninashanca ( 5607 m ) und Rondoy ( 5870 m ), die einen Gletscher nach Alpenart herabsenden.

Zunächst wollten wir aber die Westseite der Kordillere erkunden. Zwei Pässe führten von un- serem Lagerplatz auf der Alpe hinüber: Casha-punta ( 4700 m ) und Cacanan ( 4650 m ). Ersteren benützten die Expedition Prof. Kinzls am 17.Juli 1936 ( unangenehmster Tag der Reise ) und auch S. Aeberli trotz der bekannten Rutschhalden beiderseits... im Vergleich zum Cacananpass freilich eine gute Stunde Zeitersparnis! Den letztgenannten Übergang wählte unser Tross - und auch ich -in Anbetracht der noch mangelnden Akklimatisation. Den Pferden voraus, verlor ich im Büschelgras den Pfad. Es schien mir unmöglich, in den Wänden einen Durchschlupf zu erkennen. Ein spanisch sprechender Hirte zeigte mir aber den Weg, der eine versteckte Grasleiste bis zur Kammhöhe benützt. Esmeraldo, unser Koch, holte mich mit der für mich bestimmten scharzen Stute ein. Das Pferd aber, anscheinend ebenso wenig wie ich an die 5000 Meter gewöhnt, blieb alle fünf Minuten schweratmend stehen, so dass ich das Reiten auf die Strecke jenseits des Passes verschob. Hier, im Osten, breitet sich eine weite, wellige ( Puna-)Landschaft mit verblauenden Bergen in der Ferne aus. Am Fuss der Felsen entlang und schliesslich um ein Eck gelangten wir zum Mitococha ( « sumpfiger See », ohne oberflä-chigen Abfluss, etwa 4250 m ), und damit zum vorgesehenen Zeltplatz. Wiederum erblickten wir Ninashanca und Rondoy, jetzt von der Ostseite, und den gewaltigen, von Riefeleis besetzten Verbindungskamm zum Jirishanca grande ( 6126 m ), dem berüchtigt-gefährlichen Kolibrischnabel der Kordilleren - ein fast « überalpines » Bild!

Seitlich vor dem grossen Gletscherzirkus ragte eine ziemlich begrünte Kuppe von über 4800 Metern auf- unser Ziel des nächsten Tages. Auch das Fernsehteam ging bis zum felsgekrönten Gipfel mit, der eine grosse Schau bot auf zerrissene Gletscher, die in einen Eissee kalben. Die Zerrissenheit der Andengletscher wird mit der relativ geringen Dicke des Eises erklärt, das bei der meist starken Böschung durch Lawinenschnee und kaum durch eine Firnzone gespeist wird.

Laut Programm hätten wir am nächsten Tag an unserem unbenannten Gipfel vorbei über einen mühsamen Pass zum Carhuacocha ( « gelber See », 4138 m ) gelangen können; doch zogen wir einen vielleicht längeren, aber bequemen Übergang in 4600 Metern Höhe vor. Das Wetter war übrigens unbeständig; die Ostseite des Gebirges ist den feuchten Winden aus der Amazonasniederung ausgesetzt. Beim Abstieg den steilen Hang hinunter zum Carhuacocha, vielleicht erbost über den schlechten Weg, scheute ein Pferd und warf die Lasten ab, so auch den zerbrechlichen Verschlag mit weissen Hühnern. Diese hatte unser Koch unterwegs gekauft in der Absicht, mit jeweils einem « Henderl » die abendliche Suppe aufzubessern. Nun standen die Hühner ratlos in fremder Umgebung. Ich nahm zwei von ihnen unter die Arme und ritt, ihrer Dankbarkeit gewiss, durch den Bach dem Lagerplatz am anderen Ufer des Sees zu. Hier brachte der Abend Aufheiterung und enthüllte ein Hochgebirgsbild von einmaliger Schönheit: hoch und steil über dem See das Dreigestirn Yerupaja grande, Chico, Jirishanca, alle drei individuelle Berggestalten, die ein eigentümlicher Rhythmus der Faltung vereint. Ein grosser Gletscher scheidet sie vom Nevado Siulà ( 6344 m ), der über den Nordgrat erstmals 1936 von Österreichern bezwungen wurde.

Zum nächsten Zeltplatz, nämlich am Quesillo-see ( 4452 m ), sollte es laut Tourenprogramm über Moränenhänge und durch hüfthohes Gras, aber bei « Gipfelsuperschau » in 4800 Metern Höhe gehen. Schlechtwetter verwies uns auf Überquerung der Punta Carnicero ( 4579 m ) in einer an die Nordtiroler Kalkalpen erinnernden Landschaft. Als wir am See anlangten, schneite es - und auch in der folgenden Nacht ( Temperatur im Zelt-inneren o° ). Immerhin versuchte S. Aeberli eine Erkundung des Nevado Jurau ( 5668 m ), allerdings mit negativem Ergebnis; zumindest blieb die Frage ungeklärt, ob dieser Berg aus dunklem Marmor mit drohenden Wächtengraten empfehlenswert für eine Trekkergruppe sei; sicher zu machen war aber der unbenannte Berg von etwa 4900 Metern im Nordwesten des Sees, mit gutgestuften Felsen und vielleicht besserer Aussicht als vom Nevado Jurau auf die Hauptkette im Westen. Ostwärts weitete sich das der Kordillere den Namen gebende Almenbecken Huayhuash ( 4330 m ), das den Wanderer südwärts durch die Portachuela de Huayhuash ( 4755 m ) zur Laguna Viconga ( 4407 m ) entlässt, zum Südrand unserer Kordillere. Hier liegt der genannte, überraschend grosse See, auf den an Südtirol erinnernde dolomitische Zinnen, aber auch ausgedehnte Gletscher herniederblicken. Letztere gehören bereits zur benachbarten Cordillera Raura, über welche die kontinentale Wasserscheide zieht. Es handelt sich um Plateaugletscher von über 16 Quadratkilometer Fläche, auf Kalk aufliegend - das Ganze eine unerwartete und ungewöhnliche Landschaft. Unsere Zelte standen etwas nördlich der « Laguna ». Mein Höhenmesser bewertete den Platz am 19.Juli 1977 um 13 Uhr mit 4440, um 17 Uhr mit 4480 Meter, wie ähnliches fast täglich zu beobachten war. Für den nächsten Tag - das Wetter war wieder gut geworden - stand eine Gipfeltour auf dem Programm: der Jirishanca chico II ( 5248 m ), westlich vom sandigen Cuyoc-pass ( auch « Cuvocpunta », der mit 5020 Meter auf der Landkarte etwas zu hoch kotiert ist ). Grosse Moränenwälle verbergen vorerst den Einblick in den Talschluss. Den Jirshanca chico sieht man richtig erst vom Pass aus, wo die Flora, die ob ihrer Vielfalt während des eineinhalbstündigen Aufstieges zum Pass entzückte, völlig aussetzt. Hier herrschen Verwitterungsgrus und eine Art « schistes lustrées »: unangenehme Kletterei am Berg? Vom anfangs harmlosen Gletscher oberhalb des Passes muss man in die Ostschlucht des Jirishanca chico hineinqueren ( 4 Seillängen mit Schwierigkeitsgrad II ), wo man sich durch die vom Kamm des Berges herabhängenden Wächten ständig bedroht fühlt; der Ausstieg zum schneeigen Gipfel erfreut dafür umso mehr. Die Aussicht in Richtung Cordillera de Huayhuash ist ähnlich wie vom Pass aus: im Vordergrund der Puscanturpa ( 5652 m ), ein Porphyrkoloss, der mit 1500 Metern relativer Höhe die Quebrada Huanacupatan beherrscht, ein Tal, in das wir tags darauf absteigen wollten; nördlich sieht man etwas gedrängt die Hauptkette, in der hauptsächlich die sonnenlosen Südwände des Nevado Sarapo ( 6127 m ) und Rasac ( 6017 m ) den Blick auf sich ziehen. Geologisch interessant sind ihre gelblichen Quarzite und schwarzen Kalke, während im südlichen Gebiet auf Kalksockel eine Decke vulkanischen Ergussgesteins aufliegt.

Aus dieser Südregion zog unser Treck die nächsten Tage im allgemeinen nordwärts, an der wetterbeständigen Westseite des Gebirges vorbei. Am 24.Juli wurde wieder ein Fünftausender gemacht: der Diablo mudo ( 5223 m ). Der Name « stummer Teufel » ist irreführend; eher ist der Berg ein ganz weisser Teufel mit langem Bart, die Arme auf felsiger Sessellehne aufgestützt. So ungefähr ist er vom Susosee ( 4600 m ) aus zu sehen. Der « lange Bart » ist natürlich ein Gletscher -übrigens von ostalpinem Zuschnitt —, den man am orographisch rechten Begrenzungskamm umgeht. Das bayrische Fernsehen hatte sich am gegenüberliegenden Kamm postiert, um die Besteigung zu filmen. Dem Teleobjektiv entschwanden leider die Alpinisten, als sie das Haupt des Diablo mudo angingen, denn hier zwang das Eis zum Ausweichen auf die weniger zerklüftete andere Seite. Insgesamt 800 Höhenmeter waren zu überwinden. Die Aussicht kann dank der vorgeschobenen Lage - auf den Hauptkamm bezogen - als instruktiv bezeichnet werden.

Noch näher an den Hauptkamm heran ging es am nächsten Tag. Der Llauchèpass ( 4800 m ?) wurde überschritten. Zwischen blauen Lupinen und gelben Seneciopflanzen leuchtete der Dreieck-giebeldesYerupajahindurchjdessenPfeilerimnie-derenRasacscheinbareineFortsetzungfinden.Tief unten, in 4020 Metern Höhe, liegt der forellenreiche Jahuacocha ( « äusserer See » — eine Gehstunde talauf der Eissee Solterahuanca ). Hier wirkt die Landschaft strenger angesichts des grossen Yeru-pajagletschers; höchst abweisend erscheinen die Eisflanken des Jirishanca grande und des gebänderten Yerupaja chico ( El toro, 6121 m ), die Zeu-genderGipfelsiegezweierÖsterreicherimJulii957.

Der aus den Seen kommende Rio Achin durchfliesst eine kleine Pampa ( einige Hütten ) und sägt sich dann in die Pacllònschlucht ein. Am steilen Nordhang des Tales erblickten wir zu unserer Überraschung einen Wald ( aus wenig strammen Quenua-Bäumen ), der bis über 4200 Meter hinaufreicht. Durch diesen Wald, weiter über Matten ( teilweise Pfad ) und einige Felsen gelangt man ohne Mühe auf den schneefreien Cerro Berlin ( 5076 m ). Als gut Akklimatisierte hatten wir noch auf einen weiteren schneelosen Fünftausender Lust, den Cerro Amarillo auf der anderen Talseite, wo angeblich eine französische Gruppe nächtigte. Diese hatte nach versuchter Besteigung des Rasac einen Toten zu beklagen. Vermutlich wollte sie auch den Yerupaja grande machen, dessen erstmalige Bezwingung von hier aus über den Westgrat zwei Nordamerikanern am 31. Juli 1950 gelungen ist. Diesen klassischen Berg sieht man vom C. Amarillo aus vielleicht weniger gut als aus der Gegend des C. Berlin. Ich weiss es aber nicht genau; denn wegen Wetterverschlechterung konnten wir die Tour nicht machen und zogen, den Rio Achin in der Tiefe lassend, talaus, bis nach etwa zweieinhalb Stunden ein Überstieg ( 4250 m ) ins Llamactal möglich war. Wie so oft, verschlechterte sich auch hier der bisher leidliche Pfad, so dass man für das Vorwärtskommen der Pferde fürchten musste. Schliesslich war es aber eine Teilnehmerin, die sich in dem steinigen Gelände den Knöchel brach. Glücklicherweise geschah dies erst gegen Ende unserer Tour um die Cordillera de Huayhuash und in der Nähe des Dorfes Llamac ( 3280 m ), unseres letzten Zeltlagers. Von da führt ein leichter Tagesritt bis Chiquiàn, wo sich ein Taxi zur Überführung ins Spital nach Huaràz bestellen Hess.

Diese nach dem Erdbeben von 1970 neu aufgebaute Stadt ( 3090 m ) ist mit Lima durch eine Asphaltstrasse verbunden und Ausgangspunkt zum Besuch der berühmten Kultstätten aus dem 2. vorchristlichen bis 1. nachchristlichen Jahrtausend, von denen besonders Chavin, Alto Sechin und Chanchan jeder gesehen haben sollte, der sich für die alten Kulturen Perus, speziell der später von den Inkas unterworfenen Volksstämme, interessiert. Unser Programm hatte dies löblicherweise vorgesehen; ausser Programm wurde der gebrochene Knöchel - und zwar bestens - in Huaràz eingegipst.

Dass über dieser Stadt der höchste Berg Perus, der Huascaran ( 6768 m ) der Cordillera Blanca, thront, sei nebenbei bemerkt, im Hinblick auf die « in loco » gebotene Möglichkeit, Vergleiche zwischen dieser und der zu Unrecht weniger berühmten Cordillera de Huayhuash zu ziehen.

Höhenangaben und Bergnamen im wesentlichen aus der neuen peruanischen Landkarte 1:100000.

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