Die Sustlihütte der Sektion Roßberg S. A. C. | Club Alpin Suisse CAS
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Die Sustlihütte der Sektion Roßberg S. A. C.

Remarque : Cet article est disponible dans une langue uniquement. Auparavant, les bulletins annuels n'étaient pas traduits.

Dazu ein Panorama in der Schleife.

Karten und Führer.

In Betracht kommen die Blätter Nr. 394 ( Wassen ) und Nr. 390 ( Engelberg ) des topographischen Atlas der Schweiz. Ferner verweisen wir besonders auf den Klubführer: Urner Alpen, Band II, pag. 194—210 und pag. 218 — 220. Daselbst finden sich die nötigen Berichtigungen über allfällige Fehler in den Karten und auch die Angaben über die dort oft fehlende oder fehlerhafte Nomenklatur.

Zugänge.

1. Den bequemsten und nächsten Ausgangspunkt bildet Wassen. Von der Bahnstation erreicht man in einer halben Stunde die historische Meienschanze und mit einem Schlage eröffnet sich das prächtige Meiental in seiner ganzen Länge. Schon von hier aus erkennt man mit dem Fernglas hoch oben, direkt vor dem Kleinsustlifirn, als braunes Pünktchen, die neue Sustlihütte. Ein l'/^stündiger Talmarsch bringt den Wanderer nach dem gastlichen Fernigen, woselbt im Gasthaus zum „ Edelweiß " der Hüttenwart wohnt. Während der ganzen Bauzeit bildeten Fernigen und einige oberhalb gelegene Alphütten die Verpflegungsbasis, das Bau-materialdepot und bei ganz schlechtem Wetter auch die Nachtherberge. Ein Viertelstündchen oberhalb des Dörfchens überschreitet die Sustenpaßstraße den Gorez-mettlenbach, der in einer schaurig tiefen Felsenklamm unter der Brücke hindurch-rollt, und gewinnt in mächtigem Bogen die oberste Talstufe, die weite Hinter-feldalp. Ungefähr 200 Meter vor der Hinterfeldbrücke verläßt man die Paßroute. Ein gut ausgeprägter Bergpfad, mit roter Farbe deutlich markiert, führt in beträchtlicher Steigung die steilen Hänge entlang auf das Oberplattli ( 2055 m ). Diese Strecke bildet im Winter ein ausgedehntes Lawinengebiet. Infolge des Materialtransportes und des ziemlich lebhaften Besuches ist hier der Pfad zu einem meterbreiten Weg ausgetreten und bei Übergängen von Bächen und Runsen sind kleine Wegverbauungen und Sprengungen vollführt worden.

Vom Oberplattli aus ist der Pfad ebenfalls an allen sich als geeignet erweisenden Felsblöcken rot markiert. Immerhin verlangt das im feinen Alpengrase sich oft nur wenig abhebende Weglein stellenweise große Aufmerksamkeit. Übrigens sollen hier nächstes Jahr in größeren Distanzen weiße Stangen angebracht werden. Auch führen alle Wege, wie nach Rom, so zur Klubhütte, und auch der Verfasser ist die ersten 5 — 6 Male nie auf der gleichen Route zum Hüttenplatze gelangt. Kurz bevor man die Hütte erreicht, befindet sich die betonierte Wasserfassung, welche den ganzen Sommer und Herbst hindurch gutes und reichliches Quellwasser liefert. Die letzte Wegstrecke wurde von den lieben Klubgenossen der Sektion Roßberg eigenhändig hergestellt, eine vielen ungewohnte Arbeit, bei welcher es sehr laut zuging.

2. Wer vom Sustenpaß herkommt, steigt zunächst von der Paßhöhe bis zur Gufernplattenalp hinab. Hier verläßt man die Paßstraße und verfolgt den kleinen Pfad, westlich des Sustlibaches bis zur Kleinsustlialp. Von hier ersteigt man pfadlos die steilen, mit Fels durchsetzten Hänge, welche die nordöstliche Seite des Tales bilden, und gelangt entweder direkt zur Hütte oder besser etwas nordwestlich davon. Bei Nacht und Nebel ist vor diesem Aufstiege zu warnen. Zeitdauer von der Paßstraße: 11/s Stunden. Auch folgt aus dem Gesagten ohne weiteres, daß die Klubhütte für bloße Sustenpaßwanderer nicht in Frage kommt.

3. Der direkte Übergang vom Sustenpaß zur Klubhütte ist eine tüchtige Gletscherwanderung und verlangt nebst gutem hellem Wetter geübte und kartenkundige Hochtouristen. Man geht längs der Ostflanke des untern Heubergs zum Sustenlochfirn, dann über das Gufernjoch, zwischen den Gufernstöcken und dem Sustenlochspitz gelegen, zum Kleinsustlifirn. Letzteren quert man, langsam absteigend, unter dem Fünffingerstock I hindurch bis an den südöstlichen Fuß des Wasenhorns. Hier umschreitet man in zirka 2200 m Höhe, hoch über dem Felszirkus, den Talabschluß ( Steinmann !). Bei dem Bache, der dem Stößenfirn entfließt, steigt man etwa 10 Meter, zum Teil im Bachbett selbst, ab und gewinnt das breite Fels- und Rasenband, welches in südöstlicher Richtung zur Klubhütte führt. Dieses letzte Stück der Route dient zur Besteigung sämtlicher Gipfel vom Wasenhorn bis zum Heuberg und ist von allen Hüttenbesuchern besonders zu beachten. Der direkte Übergang vom Sustenpaß zur Sustlihütte benötigt, je nach den Verhältnissen, wenigstens 31/2—4x/2 Stunden.

4. Von Engelberg ist die Sustlihütte bei guten Verhältnissen in 6 — 7 Stunden zu erreichen, und zwar benutzt man zuerst den üblichen Weg über den Firnalpli-gletscher bis auf das Wendenjoch ( zirka 2640 m ). Von hier quert man, stets ansteigend, die nördlichen Hänge des Grassen und überschreitet den im topographischen Atlas nicht bezeichneten Stößensattel ( liegt zwischen Punkt 2834 und 2848, am Ende des Nordostgrates des Grassen ). Über einen steilen Schnee- und Felshang gelangt man auf den obern Stößenfirn hinab. Diesen quert man am besten in der Weise, daß man fast horizontal, stets nur wenig absteigend, am Wichelplank-und Trotzigplankstock ( schwieriger Felsturm zwischen Wichel- und Murmelplankstock ) vorbei traversiert, und zwar bis auf den Südwestgrat des Murmelplankstockes. Erst von hier steigt man direkt zur Klubhütte hinab und vermeidet so die steilen Eishänge des Stößenfirnes und die schlüpfrigen Plattenschüsse, welche die doppelte Zeit zur Überquerung beanspruchen und die man dann nicht so leicht wieder vergißt. Diese Tour wird in lohnendster Weise mit der Besteigung des Grassen verbunden, der eine imposante Aussicht auf die Fünffingerstock- und Titlisgruppe bietet. Auch beachte man vom Stößensattel aus den Wichelplankstock, einen grandiosen Anblick, ein hochalpines Gemälde, welches mit dem Bilde der Aiguille de Grépon in Konkurrenz treten kann.

5. Der Übergang von der Spannort- und Kröntenhütte über das Spannortjoch, die Bärenzähne zum Stößenstock und der Abstieg zur Sustlihütte ist bisher noch nie ausgeführt worden. Auch dürfte derselbe nach Aussage von Gemsjägern schwierig und weit sein. Vielleicht muß der Wichelplankstock an seiner Ostseite umgangen werden, damit der Übergang zur Hütte durch die gut gangbare Lücke zwischen Murmel- und Trotzigplankstock bewerkstelligt werden kann.

Wer bei der Rückkehr nach Wassen nicht die gleiche Route gehen will, kann sehr gut die zuletzt erwähnte Lücke benützen. Von derselben steigt man über den Wichelplankfirn bis zur Weißgand in der Kleinalp ab und folgt von hier dem Gorez-mettlenbach. Bei der Gorezmettlenbrücke betritt man wieder die Sustenpaßstraße.

Dr. Gustav Bossard.

Die neue Klubhütte.

Das schmucke Bergheim steht auf einem prachtvollen, das ganze Meiental beherrschenden Punkte, den wir anläßlich einer Wichelplankstock-Besteigung am 9. Juli 1911 „ entdeckten " und sogleich auch als idealen Hüttenplatz erkannten. Nach dem topographischen Atlas befindet sich der Standort in einer Höhe von 2260 m, auf einem kleinen Plateau des Südwestgrates des Murmelplankstockes. Infolge dieser Lage und des geologischen Aufbaues des rückwärtigen Geländes ist jegliche Lawinengefahr völlig ausgeschlossen. Um so mehr aber ist die Hütte den Wirkungen des Windes ausgesetzt. Deshalb sind nicht weniger als 16 Verankerungsstangen angebracht worden, welche zum Teil bis zwei Meter tief in den gewachsenen Felsen eingelassen wurden. Der Unterbau und die hohe Treppe bestehen aus Granitblöcken und das massive Rusticamauerwerk paßt ausgezeichnet in die wilde Umgebung, aus welcher unser Heim geradezu herauszuwachsen scheint. Der Oberbau besteht aus einem soliden Balkengerippe, das mit der Verankerung untrennbar verbunden ist. Die Außenseite ist mit starken Brettern verschalt; darüber folgt Dachpappe und ein dreifacher Belag von kleinen imprägnierten Holzschindeln. Die ganze Innenseite, bis in den Dachgiebel, bedeckt ein exakt ausgeführtes Krallentäfer und erhöht so die Wohnlichkeit und das saubere Aussehen ganz bedeutend.

Gleich beim Eintreten fällt der geräumige und helle Koch- und Eßraum auf. Diagonal zur Türe steht ein ausgezeichneter dreilöcheriger Kochherd mit großem Wasserschiff. Den Wänden entlang sind feste Bänke, hinter der Türe das Gestell für die Gletscherpickel und das große Hüttenwerkzeug. Ein großer Tisch mit in Buchenholz gefaßter Eternitplatte bietet 14 Personen genügenden Platz. Koch- und Eßgeschirr, Bestecke u. dgl. sind in reichlicher Anzahl vertreten. Kurzum, alles Nötige ist in ausgiebiger Weise vorhanden.

Direkt hinter dem Koch- und Eßraum ist ein abgeschlossenes, mit sieben Matratzen versehenes Schlafzimmer, zu welchem der Hüttenwart den Schlüssel besitzt. Dieser Raum ist für die Mitglieder des S.A.C. reserviert und somit dafür gesorgt, daß später ankommende Klubgenossen noch gute Schlafplätze finden. Immerhin sollen zuerst die Schlafplätze im Dachstock vollständig besetzt werden. Die Ausstattung der Schlafstellen ist überall die gleiche. Durchweg dienen gute Seegrasmatratzen und Kopfpolster als Lager und kein Stroh- oder Heustaub belästigt die Schläfer. Alle Klubgenossen sind freundlich gebeten, allfällige Hüttenbesucher darauf aufmerksam zu machen, die Matratzen nicht mit den Bergschuhen zu betreten. Gute Wolldecken und warme Filzschuhe vervollständigen die Ausstattung; auch befinden sich an den Wänden überall zahlreiche Kleiderhaken. Der mit 17 Matratzen belegte Dachraum ist hell und freundlich, ebenfalls abschließbar, so daß kein Rauch oder Tabakqualm heraufkommen kann. Das Rettungsmaterial ,'bestehend in Skitragbahre, Notseil,Pick el und Leiter, befindet sich eben- falls im Dachstock. Verbandstoff und Desinfektionsmaterial ist im Schrank des Eßraumes reichlich vorhanden. ( Blechschachtel. ) Die Hütte ist nicht bewirtschaftet. In den Monaten Juni bis Oktober ist jeweilen Samstag und Sonntag der Hüttenwart anwesend, welcher in der Zeit der größten Frequenz für Innehaltung der Ordnung und für das Inkasso der Holz- und Hüttentaxen sorgt.

Die Sustlihütte wurde nach den Plänen unseres Klubgenossen, Herrn dipl. Architekt W. Hauser, von den Bau- meistern A. Kaiser und V. Fe- dier erbaut und ist in allen Teilen als gelungen zu betrachten. Trotz des Unterbruches durch den Krieg, welcher die Bauzeit um ein Jahr verlängerte, und trotz der komfortablen Einrichtung und der Austäferung sind wir innerhalb der budgetierten Summe von Fr. 12,400 geblieben. Die Zentralkasse leistete einen Beitrag von 50 % Die übrige Summe wurde zum größten Teil durch die außerordentliche Opferwilligkeit der meisten Mitglieder der Sektion Roßberg gedeckt, und zwar durch freiwillige Geldgaben. Auf diese " Weise wurde die Sektionskasse relativ wenig belastet. Auch während der Bauzeit fehlte es nie an Mitgliedern, welche jede Arbeit mit Liebe und Ausdauer übernahmen. Speziellen Dank gebührt auch dem freundlichen Entgegenkommen der Sektion Gotthard, ferner insbesondere dem löblichen Korporationsrate von Uri und dessen Allmendverwalter, dem tit. Gemeinderat von Wassen, welche alle uns jederzeit in weitgehendster Weise entgegenkamen.

Das Einzugsgebiet der Sustlihütte.

Entsprechend der wundervollen Lage der Klubhütte ist auch die Aussicht. Es ließe sich streiten über die Frage, ob es eine landschaftlich schöner gelegene Hütte des S.A.C. gäbe. Das Hüttenpanorama vereinigt eine reizende ausgedehnte Talaussicht mit den Bildern imposanter Bergkolosse; wunderbar sind die Farbenkontraste der finstern Felstürme mit den blau schillernden Hängegletschern, der grünen Weiden mit den braunroten Plattenschüssen, der moosigen Felshänge mit den grauen Schutthalden. Den Glanzpunkt der Aussicht bildet die Fünffingerstockgrnppe und ebenfalls einzigartig ist der Blick nach Süden auf den Stucklistock und die Sustenhörner.

Durch die Sustlihütte wird ein bisher wenig besuchtes und nur wenigen bekanntes wildes Felsgebiet erschlossen und leichter zugänglich gemacht. Sämtliche in Betracht kommenden Touren werden um 2 — 21/z Stunden abgekürzt und dies ist in Anbetracht der zu leistenden Arbeit eine große Erleichterung. Denn mit Ausnahme des Grassen und Murmelplankstockes auf dem gewöhnlichen Wege gibt es hier keine leichten Touren.

Dr. Gustav Bossard.

Fünffingerstöcke III. II.

Die Wichelplankstöcke, das Wasenhorn und die Fünf finger -stocke sind je nach den Anstiegsrouten mittelschwer bis schwierig. Die Klettereien sind sehr exponiert; doch ist das Gestein meist fest, die Griffe oft klein, aber gut. Da fast alle bedeutendem Gipfel von kleinen Firnen umsäumt sind, die recht oft ihre Tücken haben, so hat man bei jeder Besteigung Abwechslung von Fels und Eis. Bei einzelnen Bergen sind noch nicht alle Grate und Wände begangen. Der G u f e r n s t o c k ist erst letzten Sommer von drei Mitgliedern der Sektion Roßberg zum ersten Male bestiegen wor- den ( s. pag. 280 ) und die dortige Kletterei soll derjenigen amKalchschyn ebenbürtig sein.

Für Skitouren ist die Sustlihütte nicht gut geeignet, und zwar besonders in Anbetracht des lawinengefährlichen Zuganges vom Meiental aus. Ebensowenig eignet sich die ganze Gegend für Spaziergänger und Paßwanderer. Dagegen ist die neue Hütte ein ideales Dorado für geübte Felskletterer und eissichere Gletschermannen. Gipfel: Kanzelfluh und Höhberghorn 2426 m; Murmelplankstock 2862 m; Trotzigplankstock zirka 2920 m; Wichelplankstöcke 2976 m; Stößenstock 2945 m; Grassen 2946 m; Wasenhorn 2933 m; Fünffingerstock I, Wendenhorn 3036 m; Fünffingerstock II 3002 m; Fünffingerstock III 2993 m; Sustenlochspitz 2918 m; Gufernstöcke 2498 m.

Die Hütteneinweihung.

Die Feier findet am 25. Juli 1915 und bei jeder Witterung statt, lautete der Beschluß der Sektion. So trafen denn auch trotz des sehr zweifelhaften Wetters im Laufe des Samstags über hundert Klubisten in Färnigen ein, meist wetterharte Gestalten, denen Wind und Wetter nicht viel anhaben konnte. Diejenigen, welche am folgenden Morgen eine Hochtour auszuführen beabsichtigten, gingen am Abend noch zur Klubhütte; die übrigen fanden im Gasthaus zum „ Edelweiß " und in den umliegenden Heugaden sehr gute und billige Aufnahme. Bis tief in die Nacht hinein herrschte fröhliches Festleben im stillen Meientale und eine gehobene, gemütliche Stimmung bildete den Grundton der durch keine Hermandad beeinflußten musikalischen Unterhaltung. In zuvorkommender Weise hatte der bergfeste Lawinenkaplan im Meien, der hochwürdige Herr Kaplan Schuler, am Samstagvormittag die kirchliche Einsegnung der Klubhütte vorgenommen. Während der Nacht hatte sich das Wetter gründlich verschlimmert.

Am frühen Morgen des 25. Juli verließ ein Trüppchen nach dem andern die gastliche Stätte und stieg trotz Nebel und Schneegestöber tapfer zur Klubhütte hinauf. Kein einziger blieb zurück und nach und nach stellten sich noch über Die neue Sustlihütte der Sektion Roßberg S.A.C. und ihr Einzugsgebiet.

20 Talbewohner ein. Gegen 11 Uhr zerrissen die Wolkenschleier und die Sonne blickte verstohlen auf das Bergvolk. Dieser Moment wurde rasch zur offiziellen Einweihungsfeier benutzt. In großem Halbkreise gruppierte sich malerisch auf den gewaltigen Rundhöckern die stattliche Berggemeinde. Auf einer solchen Naturkanzel hielt der Präsident der Sektion Roßberg folgende Ansprache:

Verehrte Alpenfreunde!

Es ist mir von der Sektion Roßberg die ehrenvolle Aufgabe Überbunden worden, bei Anlaß der heutigen Einweihung der Sustlihütte einige Begrüßungsworte an Sie zu richten. Vor allem heiße ich alle herzlich willkommen, den Delegierten des Zentralkomitees, die Abgeordneten der Nachbarsektionen, den Vertreter der löblichen Korporation Uri und der Gemeinde Wassen, die Bergführer, alle lieben Klubgenossen, Gäste und die Talleute aus dem Meien. Allen sei ihr Erscheinen herzlich verdankt.

Vor uns steht das schmucke Bergheim, unser lang erstrebtes Ideal, der Zukunfts-plan einer jeden rührigen Sektion des S.A.C. Mit vieler Mühe und Beharrlichkeit haben wir dafür gearbeitet und zuallerletzt hat uns der Krieg noch einen üblen Streich gespielt und die Vollendung der Hütte um ein volles Jahr hinausgeschoben. Doch nun sei alles vergessen; unser Ziel ist erreicht. Wir sind nun nicht immer bloß Gäste des S.A.C., sondern auch einmal Gastgeber. Dank dem Entgegenkommen des Zentralkomitees, dank der außerordentlichen Opferwilligkeit vieler Mitglieder der Sektion Roßberg ist uns der Bau der Sustlihütte finanziell keine allzu schwere Last geworden. Auch bei der Ausführung des Baues selbst haben unsere Klub-Architekten und Topographen, Baumeister und Transportleute wacker ihre schwere Pflicht getan. Allen gebührt der beste Dank.

Der Standort unseres Hüttchens ist ein geradezu idealer. Schaut um Euch und staunet! Welch herrlicher Fleck Schweizerland breitet sich vor Euern Augen aus. Einem jeden Alpenfreund muß das Herz höher schlagen beim Anblick der Felstürme und Grate, der wildzerrissenen Gletscher und steilen Plattenhänge. Da gibt 's noch feine Arbeit und viel Terra incognita. Noch viele Anstiegsrouten und Traversierungen harren ihrer Lösung. Aufgeschlagen liegt vor Euch das Buch der Natur und ein jeder lerne darin lesen und schauen!

Meine liebe Berggemeinde! Hiermit übergebe ich im Namen der Sektion Roßberg unser herrlich gelegenes Bergasyl seinem Zwecke. Diene es als Unterkunft allen wahren Freunden der Berge! Möge das schmucke Häuschen auch so behandelt werden, wie dasselbe es verdient; es herrsche Ordnung und Anstand in demselben für alle Zeiten; dann wird es auch stets eine schöne und würdige Unterkunftsstätte sein. Möge ferner die Hütte dem ganzen Meientale zum finanziellen Wohle gereichen dadurch, daß es begangener und bekannter wird und mehr Verdienst in das herrliche Tal kommt, und mögen die MeienSust|ihlme nach ¥o|lendefem Bau 24, Ju|j 19,5 Wächter sein! Fern bleiben uns die bösen Leute und die halbwilden Naturbummler, die nur in die Berge ziehen, um auszutoben, und Gott schütze unser Haus vor Wind und Sturm, Feuer und Blitz! Dann bildet auch das Sustlihüttchen eine neue Perle im Kranz jener Alpenheime, mit denen der S.A.G. unsere Heimat geschmückt hat.

Wer solch ein herrlich Vaterland sein eigen nennt, dem ist die Liebe zur Heimat angeboren, ein Stück seiner Seele. Jeder wahre Alpenfreund ist auch ein guter Patriot, ein Teil des Vaterlandes, und wer es nicht mit aller Kraft verteidigt, ist nicht würdig, es zu besitzen. Stelle sich das heute in unserer schweren Zeit ein jeder Schweizer klar vors Auge. Ohne Zaudern tue jeder seine Pflicht. Wir brauchen keine Nörgler. Blicken wir mit Stolz auf unsern Bundesrat, der stets mit Würde, Kraft und Klugheit die Interessen der Schweiz zu wahren gewußt hat. Wahrlich stehen heute die besten Eidgenossen an der Spitze, und Mann für Mann achte es als hohe Ehre, sie mit aller Kraft in ihrem verantwortungsvollen Amte zu stützen. Dies tut auch der S.A.C. und er ist und bleibt ein Verein von großer nationaler Kraft, die Personifizierung des vaterländischen Gedankens.

Der Schweizer Alpenklub dem Schweizer Vaterland ein Hoch, Hoch, Hoch!

Im Namen des Zentralkomitees übernahm Herr Spieler, Luzern, die Klubhütte für den Gesamtklub, indem er speziell die tadellose Ausführung und die innere Ausstattung betonte. In urchigem Urnerdialekt sprach Herr Hauptmann Gamma von Wassen im Namen der Meientaler der Sektion Roßberg den Dank aus für das hübsche Bergasyl, das dem ganzen Tale zum Wohle gereichen möge. Nach vielen donnernden Lebehoch auf Vaterland und S.A.C. wurde allen Teilnehmern ein flottes Mittagessen geboten und vier wohlgesinnte Klubfreunde hatten in generöser Weise dafür gesorgt, daß auch in dieser unwirtlichen Gegend mit dem edlen Rebensaft nicht spärlich umgegangen werden mußte. Die alten Kompagniekessel des Bataillons 48 hatten es den zwei Feldköchen ermöglicht, innerhalb l'/2 Stunden 132 Mittagessen zu verabreichen. Das Menü lautete:

Eidgenössischer Spatz mit Schübling und Gemüse, Speck mit Bohnen und Kartoffeln, Kaffee mit Zuger-Kirsch.

Die Klubhütte war zeitweise mit Touristen buchstäblich gefüllt, und weil einmal 90 Personen den Inhalt bildeten, fand unabsichtlich eine gehörige Belastungsprobe statt. Viele besuchten trotz des zweifelhaften Wetters die nächstgelegenen Gipfel; die tapfern Waßner gingen sogar über das Wendenjoch nach Engelberg.

Es war eine echt alpine Tagung, eine richtige Landsgemeinde unerschrockener Bergsteiger und die Kriegszeit gab dem Ganzen ein vaterländisch gehobenes Gepräge. Für die Sektion Roßberg selbst war es der wichtigste und ehrenvollste Tag seit ihrem Bestehen.Dr. Gustav Bossard ( Sektion Roßberg ).

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