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Geologische Uebersicht über das Excursionsgebiet i. e. den centralen Theil des Finsteraarhornmassivs

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über das Excursionsgebiet i. e. den centralen

Geologische Uebersicht über das Excursionsgebiet i. e. den centralen Theil des Finsteraarhornmassivs.

Von Dr. Edm. v. Fulenberg ( Section Bern ).

Vergleiche: Blatt XIII der Dufourkarte, geologisch aufgenommen von J. Bachmann, C. Moeseh, Earn, v. Fellenlberg und H. Gerlach. » ) Um ein richtiges Bild von der geologischen Structur des Finsteraarhornmassivs, d.h. von dessen centralem Theile bis zum Aarthal, geben zu können, müssen wir zusammenfassend die geologischen Notizen des letzten Itinerariums, welches den westlichen Theil desselben behandelte, recapituliren, da die Trennung der sogenannten Excursionsgebiete eine rein topographische war und im Widerspruch mit einer geologischen Gruppirung stehen mußte.

Wir haben gesehen, daß in den bernischen Westalpen sehr complicirte geologische Verhältnisse existiren. Die verschiedenen Formationen sedimentärer Ablagerungen, von der Trias ( Verrucano, Quarzit, Glanzschiefer [brisés] ) bis und mit den eocänen Bildungen der Nummulitensandsteine und Kalke und des Flysches, sind mannigfach zusammengefaltet, ja so zusammengestaucht und Ubereinandergelegt, daß eine vollständige Ueberlagerung der älteren Bildungen auf jüngeren stattfindet, wobei die äußeren Faltenkniee durch Erosion verschwunden sind und die durch liegende Falten zusammengelegten Schichtencomplexe sich wie regelmäßig auf einander abgelagerte Sedimentschichten verhalten, obgleich nur eine Umwerfung in einem Winkel von 180 ° letztere in die jetzige Lage bringen konnte. Daß diese gewaltigen Bewegungen der Erdrinde, diese bis zum völligen Ueberkippen und Umlegen der Schichtencomplexe in verkehrter Reihenfolge einem rationellen Studium des Mechanismus der Gebirgsbildung gerufen hat und von den alten Vorstellungen der Hebungen durch Eruption, Plutonismus und Vulkanismus abweichende Theorien entstehen mußten, weil die älteren zur Erklärung solcher Vorgänge absolut nicht hinreichten, ist ebenso natürlich, wie das Verlassen von Theorien, die nur eine beschränkte Anzahl ähnlicher Vorgänge erklären, gegenüber neueren, welche alle Vorgänge derselben Art in befriedigender Weise zu erklären versuchen. Es ist hier nicht der Ort, über Hebungs- und Faltungstheorie sich auszulassen; es mag genügen, aufdie Werke von Sueß, „ Entstehung der Alpen ", und in Bezug auf unsere Schweizer Alpen auf Heim's classisches Werk „ Ueber den Mechanismus der Gebirgsbüdung " hinzuweisen.

Während nun in den westlichen Berner Kalkalpen das ganze Gebirgsmassiv aus zusammengestauchten Kalk- und Sandsteinschichten verschiedenen Alters besteht, diese gefalteten Complexe daher meist breite Massen oder pultförmige Gebilde ( wie Blümlisalp, Doldenhorn, Altels-Balmhorn ) bilden, welche nach einer Seite in der Richtung der Schichtenlage mehr oder weniger sanft geneigte Abhänge, nach der anderen, derjenigen der Schichtenköpfe, verticale oder sehr steile Hochwände zeigen, sehen wir mit dem Empor-tauchen der krystallinischen Bildungen des Centralmassivs wesentlich andere Bergformen vorherrschend werden. Statt klotziger, breiter Massive mit wenig hervorragenden höheren Spitzen und breiten Plateau's, welche über jähen, oft senkrechten Wänden liegen und mauerartig aus den Thälern emporstarren, statt solcher klotzig - quadratischer Massen oder nordwärts abfallender Pulte ( Wildstrubel und Diablerets sind charakteristisch für erstere, die Blümlisalpkette für letztere Form ), sehen wir nun schlanke Spitzen sich aus langen, schmalen Kämmen erheben. Bieten uns diese parallelen Kämme ihre Längsfront dar, so sehen sie aus wie die gezackten Mauern eines Castells; von der Seite, d.h. im Profil gesehen, bauen sich diese Ketten zu scharf ausgezahnten, sägeförmig zerrissenen, in schlanken Pyramiden sich ausgipfelnden Gebilden auf. Auch da, wo auf dem krystallinischen Urgebirge noch der Kalkmantel liegt oder letzterer mit ersterem wechsellagert, d.h. eingefaltet wurde, wie auf dem Nordabsturz des centralen Theiles des Massivs, hat das Gebirge die maßgebenden Formeu des Krystallinischen angenommen, und wenn schon da und dort ein Kalkpanzer mit in die Höhe gerissen wurde und in tausend Meter hohen Wänden den krystallinischen Körper bedeckt, so ist dieses Kalkkleid nur ein verhältnißmäßig dünnes Belege des schmalen krystallinischen Kammes, und statt in breiten Massen erheben sich diese theils noch ganz aus Kalk gebildeten Gipfel ( wie Eiger und Vorder-Wetterhorn ), theils mit dem Krystallinischen innig verflochtenen ( wie Jungfrau, Mönch und Mettenberg ), in breiten, von Norden mauerartig ausgezackt scheinenden Wänden; in Wirklichkeit aber sind es schmale, scharfe, einem vielfach ausgezahnten Kamme entragende Spitzen, welche in Gestalt und Charakter sich vollständig den centralen krystallinischen Formen analog verhalten. Bildet doch z.B. das aus Hochalpenkalk gebildete Vorder-Wetterhorn in seiner eleganten dreikantigen Spitze eine in äußerer Form und Charakter genaue Fortsetzung des krystallinischen Mittelhorns und Rosenhorns, so sehr ist der Charakter des Krystallinischen dem eingefalteten Kalk im Großen und Ganzen aufgeprägt worden. Bildet nicht der Mönch, dessen Oberleib und Haupt aus Krystallinischem, das Fußgestell dagegen aus Kalk besteht, durch seinen klotzigen, thurmförmigen Aufbau ein Analogon zum Schreckhorn oder Groß-Grünhorn, welche jedoch beide, im Profil betrachtet, auch nur scharfe Gratspitzen sind? Hat nicht der messerhafte Eiger ganz den Charakter eines scharfen krystallinischen Schiefergrates ange- nommen, wie die Kämme der Grindelwalder Fiescherhörner u. A., und gestaltet sich wesentlich anders als die von der krystallinischen Faltung unberührten Kalkgebilde, wie die westlichen Kalkalpen und wie auch die dem Massiv vorgelagerten Kalkketten, wie Titlis, Tödi u. s. w.? Betrachten wir die Formen unserer krystallinischen Centralalpen, so ergibt sich auch innerhalb derselben ein auf der Gesteinsbeschaffenheit beruhender, unverleugbarer Unterschied in der äußeren Form. Wie ist für das granitische Urgebirge charakteristisch die breite gerundete Kuppenform des Lötschenthalgrates, der in seiner Grundform wesentlich mit den Grundformen nordischer Granitgebirge ) übereinstimmt und nur in. seiner Bedeckung durch die Reste steil aufgerichteter Schiefer gezackt erscheint? Wo diese fehlen, ist das weite gerundete Plateau in sanfter Neigung entwickelt. Auch die Hörner und Spitzen des Granitgneißgebirgszuges unterscheiden sich wesentlich von den steil aufgerichteten, scharfen Kämmen der Schiefergebirge. In mehrkantigen, thurmartigen Gebilden ragen die Protoginhörner in die Höhe, ein herrliches Beispiel bietet das majestätische Bietschhorn; ähnliche Thurmformen, aus zusammenlaufenden Gräten aufgebaut, sind das Breitlauihorn und Groß-Nesthorn, während bei dem Lötschthaler Breithorn und Schienhorn der Granitgneiß in einseitiger Schieferhülle nicht zur Geltung gelangt. Endlich ist auch bei den Kämmen und Spitzen der krystallinischen Schiefer eine große Regelmäßigkeit in der äußeren Form nicht zu ver- SEäm. v.

kennen, indem die Südostgehänge als den Schicht-flachen entsprechend, glatte, mehr oder weniger steile, meist mit Firn bedeckte Flächen zeigen, während die Nordwestfronten in steil aufgerichteten Schichtenköpfen äußerst jäh, wenn nicht senkrecht, tausende von Metern hoch in die Luft ragen. Es zeigt sich somit auch bei den krystallinischen Schiefergipfeln die allerdings in übertriebener Steilheit gebaute Pultform entwickelt; nur daß hier die weniger geneigten Gehänge nicht wie bei den Kalkalpen nach Norden und Nordwesten abfallen ( Blttmlisalp, Doldenhorn, Balmhorn-Altels etc. ), sondern, weit steiler als letztere, nach Südost. Beispiele dieser steil aufgerichteten Schiefergipfel sind in langer Kette: Lauterbrunner Breithorn, Anengrat, Großhorn, Mittaghorn, Kranzberg, dann sehr charakteristisch Hinter-Fiescherhorn, die Grünhörner, die Lauteraarhörner und Walliser Fiescherhörner; endlich bietet wohl das schönste Beispiel dieses Aufbaues der König der Berner Alpen selbst, das Finster* aarhorn, und seine Trabanten, Agassiz-, Studer-, Ober-aar- und Scheuchzerhorn, deren Süd-und Südostgehänge weit weniger steil sind als die beinahe senkrechte » Steilabstürze der Schichtenköpfe auf der Nord- und Nordwestseite. Ganz analoge Verhältnisse zeigt der Schiefergipfel des Aletschhorns, obgleich letztere » durch die Auflagerung seines Schiefergipfels auf Granitgneiß eine breitere Basis und regelmäßige Pyramidenform angenommen hat. Eine zwischen den scharfen Schieferspitzen und den mehr thurmartigen Gebilde » der Granitgneißhörner die Mitte haltende Form nehmen die aus massigeren, grobschiefrigen Gneißen ge- bildeten Hochalpengipfel an. Ich erinnere hiebei an das Gletscherhorn und die Schreckhörner; letztere sind ein typisches Beispiel wenigschiefriger Thurm-bildung. Endlich gehören hieher die südlichen Wetterhörner, der Berglistock und eine Menge Gipfel zweiten Ranges sowohl innerhalb der nördlichen als südlichen Gneißzone.

Maßgebend für die Gestalt der Bergspitzen des Excursionsgebietes ist vor Allem ihre von der der Kalkalpen ganz verschiedene Structur. Statt in verschiedenen Neigungswinkeln liegender Kalk- und Sandsteinplatten treten hier die krystallinischen Gesteine, die Gneiße und Schiefer in steil aufgerichteten Schichten auf, deren Neigungswinkel gegen den Horizont Von 45 bis 80 ° variirt. Dieser steil aufgerichtete Schiefercomplex bildet einen Fächer, das heißt seine Structur gleicht im Querschnitt einem Fächer, so daß die äußersten Glieder der krystallinischen Schieferzone im Norden des Massivs steil nach Süd einfallen, während die Mitte des Massivs senkrecht, und der südliche Flügel des Fächers dagegen nordwärts einfällt. Diese Fächerstructur des Centralmassivs wurde zuerst von B. Studer in seiner Geologie der Schweiz ausführlich behandelt und die erläuternden Profile durch die Berneralpen ( Lauterbrunnen-Fiesch und Hasli im Grund-Oberge-stelen, pag. 178, Vol. I ) gegeben. Während man sich die Fächerstructur früher als hervorgebracht durch den Druck der eruptiven Massen des Granites und Granit-Gneißes auf die gehobenen und durchbrochenen Schiefer dachte, mußte man nothgedrungen zu einer anderen Erklärung geführt werden durch die Thatsache, daß in unseren Alpen die Granite und Granit-Gneiße ( Protogine ) nicht nur keinerlei mechanische Veränderung auf die überliegenden und anstoßenden Schichten ausgeübt haben, wie man es an eruptiven Gesteinen als Wirkung auf ihre Umgebung sehen müßte; sondern erstere sind selbst gefaltet und geschiefert; sie zeigen dieselbe Erscheinung der Schieferung wie die jüngeren krystallinischen Schiefer. Dem Material angemessen, sind die Granitgneiße und Gneiße in dickere Tafeln geschiefert, zeigen jedoch in der tafelförmigen Absonderung im Allgemeinen dasselbe Streichen und Fallen wie die jüngeren krystallinischen Schiefer; sie bildeten also nicht die Veranlassung der Fächerbildung, sondern unterlagen selbst der mechanischen Gewalt, welche erstere hervorgebracht, und reihen sich passiv in den Fächer ein. Somit gelangen wir zur weiteren Erklärung der Fächerbildung durch Annahme einer intensiven Faltung im Innern der Centralmassive, und, wie wir bei den Kalkalpen gesehen haben, daß dieselben aus zusammengepackten und aufeinander gelegten Schichtencomplexen sedimentärer Bildungen bestehen, wobei vielfach liegende Falten mit ihrem Knie unter das krystallinische ältere Gebirge eingreifen und von letzterem eingehüllt sind, so zerlegen wir nun die Fächerzonen in ebenso viele nahezu senkrechte oder doch sehr steile, dicht aneinander gepreßte, stehende Falten, die so zusammengeschoben sind, daß die stehenden Faltenkniee möglicherweise nicht mehr existiren. Diese Aneinanderreihung verschiedener Faltensysteme im krystallinischen Gebirge werden wir anwenden auf die zwischen Granit und Granitgneiß eingeschalteten krystallinischen Schiefer ( den sericitischen, Helvetan-, Glimmer- und Hornblende-Schiefern und ihre zahlreichen Modifikationen ), während wir die Granitgneißzone als eine alte Urgebirgsmasse betrachten, die jedoch, ohne in Falten gelegt zu werden, doch die Erdcontraction erlitten und daher durch Druck in eine schiefrige, mit der allgemeinen Faltung parallel laufende Textur gebracht worden ist. Somit hätten wir nun in unserem Centralmassiv zu unterscheiden:

I. Granit ( ächter Urgranit ), ungeschichtet und ohne Schiefertextur, von Absonderungsklüften in verschiedenen Richtungen durchzogen.

II. Granitgneiß oder Protogin - Granit in Gneiß übergehend mit deutlicher Schiefertextur. Diese gibt sich kund durch parallele Schieferungsklüfte und bankige Absonderung, welche dem allgemeinen Streichen des Massivs entsprechen und auch im Fallen demjenigen der krystallinischen Schiefer concordant erscheinen.

III. Gneiß. Von diesem weit verbreiteten krystallinischen Gestein von schiefriger, mitunter fein- oder grobflasriger Textur, dem Wesentlichen nach ein Gemenge aus Feldspath, Quarz und Glimmer, müssen wir im Finsteraarhornmassiv eine Anzahl petrographisch wohl charakterisirter Varietäten unterscheiden, welche jedoch, von ähnlicher Entstehung, sich auch im Massiv stratigraphisch concordant verhalten und wohl ursprünglich nur Varietäten eines gleichalterigen Erdrindencomplexes waren. Wir unterscheiden:

a. Den grauen Gneiß der nördlichen Gneißzone. Wesentlich grob- bis mittelkörnig, häufig grobschiefrig, auch oft dicht, feinkörnig, granulitartig, vielfach krumm- oder gewundenflasrig, besteht wesentlich aus Orthoklas, braunem und oft weißem Glimmer und feinkörnigem weißem Quarz. Jedoch ist auch dieser graue Gneiß der nördlichen Gneißzone ebenso wenig ein reiner Gneiß, wie irgend einer der übrigen im Centralmassiv auftretenden Gneiße, und nicht zu vergleichen mit den vollständig krystallinischen, homogen gemengten Gneißen am Südrande der Alpen, z.B. im Tessin ( Val Leventina, bei Biasca etc.)- Es tritt nämlich auch vielfach im grauen Gneiß der grüne Helvetan, sowie der flasrig-seidenglänzende, feine Häutchen bildende Sericit auf; beide letzteren sind charakteristische Gemengtheile der obgenannten metamorphischen Schiefer der Mittelzone der krystallinischen und azoischen Phyllite.

6. Die Gneiße der südlichen Gneißzone, und zwar: 1. Augengneiß ( Grimselgneiß, Protogingneiß ). Ein vorherrschend sehr grobkörnig, grob- und verworren-schiefriges Gemenge von Orthoklas, grünem, schwarzem und braunem Glimmer und glasigem Quarz, mit eingesprengten großen Orthoklas-Krystallen ( den sog. Augen ). Dieser prächtige Gneiß hat seinen Namen auch von der Grimsel, wo er am charakteristischsten dicht beim Hospiz, am Nollen und am Wege zum Hauseck ansteht. Dieser Grimsel- oder Protogin-Augengneiß schließt sich eng an den eigentlichen Granitgneiß, den ächten Protogin, an und geht stellenweise in letzteren über, muß jedoch entschieden von ihm getrennt gehalten werden, da er durch schiefrig flasrige Entwicklung, Aufnahme vielen Glimmers und der wohl ausgebildeten porphyrartig eingewachsenen Feldspathkrystalle sich doch vom Granitgneiß unterscheidet.

2. Sericitgneiße und Sericit-Augengneiße.

Zum Unterschied von der nördlichen Gneißzone, wo der tombakbraune Glimmer als wesentlicher Con-stituent des Gesteins auftritt, sind die Gneiße der südlichen Gneißzone vorherrschend Sericitgneiße, und zwar in ausgezeichnet charakteristischen Varietäten, so zwar, daß diese Gneiße der südlichen Gneißzone ( des Oberwallis ) als ein wirklich neuer Typus ( bisher merkwürdigerweise beinahe unbeachtet geblieben ) der Alpengneiße müssen betrachtet und gewürdigt werden.

ct. Die Sericitgneiße der südlichen Gneißzone des Finsteraarhornmassivs sind vor Allem helle graue bis silberweiße Gneiße, welche von ganz dünnschiefri-gen Varietäten mit silberweißem, glänzendem Sericit, von feinkörnigen Partien von weißem Feldspath und wenig Quarz durchzogen, in verschiedenen Abstufungen des Kornes auftreten bis zu grobkörnigen Abänderungen mit wohl ausgebildetem Feldspath und k«*nigem Quarz und dem den Glimmer großentheils ersetzenden silbergrauen, flasrig häutigen Sericit, der dem Gestein eine vorherrschend helle, silbergraue Färbung verleiht. Vielfach sind diese Gneiße zonenweise feinkörnig und sehr dicht und bilden granulit-artige Lager in den schiefrigen Varietäten.

ß. Sericit-Augengneiß. Ein ganz ausgezeichnetes Gestein, welches wohl nirgends in den Alpen so schon entwickelt vorkömmt, wie im Gomserthale des Oberwallis. In dem theils schiefrigen, theils mittel- bis feinkörnigen Sericitgneiß sind wohlausgebildete Krystalle von Orthoklas eingewachsen, welche bis zu 3om lang und 1—l'/a0™ breit werden und, im ganzen Gestein zerstreut, demselben besonders auf von Wasser oder Eis geschliffenen und polirten Stellen ein durchaus porphyrartiges Ansehen verleihen. Diese wohl ausgebildeten Feldspathkrystalle finden sich sowohl in ganz dtinnschiefrigen Varietäten des Sericitgneißes, in wahren Sericitschiefern, eingesprengt, wo sie, von den dünnen Sericithäuten und flasrigen Partien desselben umgeben, im Querbruch des Gesteins wirklich die äußere Form von Augen haben, als auch im grobkörnigen Gestein, wobei jedoch meistens die Feldspathkrystalle von Häuten des Sericits umgeben sind. Endlich sind im Zusammenhange mit den Sericitgneißen der südlichen Gneißzone anzuführen:

Einlagerungen dünnschiefriger silberglänzender Sericitschiefer, welche früher immer mit dem Namen Glimmerschiefer bezeichnet wurden, was unrichtig,, da der wesentliche Bestandtheil häutiger Sericit und nicht Glimmer ist.

IV. Krystallinische Schiefer, Glimmer- und Sericitschiefer und -Gneiße. ( Phyllitformation, Helvet&n-schiefer, sog.Casannaschiefer z.T.h. ) Diese, eine mächtige Zone in der Mitte des Massivs, bildenden Schiefer sind von verschiedenartiger mineralogischer Zusammensetzung und gehen von grobschiefriger krystallinischer Textur über in feinschiefrige, dichte und feinkörnige Schiefer.

Wie schon im letzten Itinerarium, pag. 100, erwähnt, bilden die krystallinischen Schiefer durch die Mitte des ganzen Finsteraarhornmassivs eine höchst regelmäßige Zone und einen Schichtencomplex von der mannigfaltigsten petrographischen Zusammensetzung.

V. Amphibolite ( Hornblendeschiefer und Hornblendefels ), Diorite ( Dioritschiefer ) gehören als größerer Complex zur Mittelzone der krystallinischen Schiefer und treten innerhalb letzterer in mächtigem Zuge auf. Es treten jedoch auch Amphibolite als Einlagerungen in den Gneißen auf, und zwar sowohl innerhalb der nördlichen Gneißzone der grauen Gneiße, als namentlich innerhalb der Augengneiße, und zwar sowohl der Protogingneiße und Protogin-Augengneiße ( Grimsel-gneiße ), als auch namentlich innerhalb der Zone der Sericitgneiße und Sericit-Augengneiße der südlichen Gneißzone des Massivs.

VI. Verrucano, Sernifit, permisches Conglomérat. Wir haben über das Auftreten dieser Bildungen schon im letzten Itinerar ( pag. 106 ) bei den sog. Zwischenbildungen gesprochen. Da sie im westlichen Theil des Finsteraarhornmassivs vorherrschend auftreten, sei ihrer hier nur als in die zusammenfassende Uebersicht der Structur des ganzen Massivs gehörend gedacht. Beifügen will ich noch, was mir erst seit der Abfassung der geologischen Uebersicht des Westtheils des Massivs aufgefallen ist, daß wir am Lötschenpaß, und zwar in der Nähe des Kreuzes, Schichten antreffen, welche früher zu den krystallinischen gerechnet wurden, jedoch in einzelnen Partien conglomeratisch und brecciös werden und stellenweise identisch sind mit den rothbraunen Comglomeraten und Breccien des Unterwallis, namentlich dem rothen Conglomérat von Collonges. In einer rothen, mitunter sandigen, thonigen und schieMgen Grundmasse sind Granitgeschiebe und Quarzknauer eingeschlossen, am Lötschenpaß genau wie im Unterwallis, nur daß, wie in letzterem, eingeschlossene Gneißbrocken, am Lötschenpaß eingeschlossene Gasteren - Granitgeschiebe der Unterlage der Bildung entnommen sind. In diesem rothen Conglomérat sehen wir auch am Lötschenpaß das Aequivalent des Perm, auf welchem erst dann der Quarzsandstein oder die Arkose des Verrucano liegt.

VII. Dolomit, Rauchwacke und die sogenannten Glanzschiefer ( Schistes lustrés ) treten in unserem Gebiete auch auf, und zwar am Südende des großen Fächers in Faltensystemen, welche theilweise schon südlichen Massiven angehören, respective in Faltensystemen, welche zwischen dem Finsteraarhorn- und dem Simplonmassiv und demjenigen der Tessiner Alpen eingekeilt sind.

VIII. Sedimente der Jura- und jüngerer Formationen. In der Fortsetzung der mächtigen Kalkmassen der westlichen Berner Kalkalpen treten am Nordrande des Finsteraarhornmassivs untergeordnete Schichtencomplexe des Lias und braunen Jura ( Dogger ) auf, dagegen mächtige Massen des mittleren und oberen Jura ( des Malm ), des sogenannten Hochgebirgskalkes. Diese mächtigen Nordwände aus Hochgebirgskalk sind eingefaltet und eingekeilt in die älteren Gneißschichten der nördlichen Gneißzone. Sie bilden dort die geo-tectonisch merkwürdigsten und großartigsten Erschei- mingen des Gebirgsbaues und wurden schon von Eseher von der Linth in den Denkschriften der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft ( Band III, 1839 ) besprochen und in der neueren Zeit zum Gegenstand der classischen Arbeit Prof. Baltzer's in den Beiträgen zur geologischen Karte der Schweiz unter dem Titel: Der mechanische Contact von Gneiß und Kalk im Berner Oberland ( mit einem Atlas von 13 Tafeln und einer Karte, Bern 1880 ) und des eingehendsten Studiums gemacht, auf welche Arbeiten hier zu verweisen genügen mag. Südlich des Massives in den nordfallenden Zwischenfalten des Oberwallis treten dunkle Schiefer und Kalke auf, die dem braunen Jura und Lias angehören mögen, jedoch beim Fehlen von Versteinerungen nicht sicher classificirt werden konnten. Aequivalente der Kreideformation scheinen in unserem Gebiet zu fehlen, während dagegen Nummulitengesteine und der Flysch am Nordabsturz der hohen Kalkmassen des Nordrandes und in den vorgelagerten Ketten zwischen den Thälern von Lauterbrunnen und Grindelwald als Einlagerungen, als innerste Einfaltungen in den C-förmigen, liegenden Falten der großen Ausladung des Krystallinischen nach Norden constatirt sind, so an der Jungfrau, an der Großen Scheideck ii. s. w. An der Jungfrau nimmt man eine zwie-fältige Einfaltung von Eocän in den jurassischen Hoch-wänden wahr, die eine in der Basis des Gebirges in der Höhe des Plateau's von Mürren, die andere hoch oben am schwarzen Mönch. Letztere wird angenommen nach herunter gefallenen Versteinerungen au& Schichten analoger Etagen.

Am Südrand des Massivs treten keine jüngeren Formationen auf als unterjurassische, mit Ausnahme der jurassischen Kalkdecke Raron-Leuk, deren schon im letzten Itinerar erwähnt wurde. Cretacische Schichten sind hier bis dato nicht sicher nachgewiesen.

Topographische Geologie.

Um ein abgerundetes Bild von der Gesammtstructur des Finsteraarhornmassivs zu geben, müssen wir in Kurzem die im vorigen Itinerarium ( Itinerar für die Jahre 1882—84 ) angeführten Angaben über den westlichen Theil recapituliren. Wir beginnen wieder im Westen mit dem Granit.

1Das Granitmassiv von Gasteren tritt als in sich abgeschlossenes Massiv am Nordwestrande der krygtallinischen Gesteine des Finsteraarhornmassivs auf und bildet eine unter den krystallinischen Schiefern und den Sedimentbildungen der nördlichen Kalkalpenzone liegende Grundmasse, welche im Hintergrunde des Gasterenthales die Basis des Balmhorns und der Doldenhörner, sowie südlich davon des Lötschenthal-grates bildet ( siehe Itinerar für 1882—84, pag. 99 ).

2 ) Die nördliche Gneißzone oder die Zone des grauen Gneißes. Sie nimmt ihren Anfang im Westen des Massivs, auf dem Gebiet des vorigen Itinerars ( siehe pag. 99 und 100 ), im Hintergrund des Lauter -brunnenthales, an der Basis des Lauterbrunner Breithorns, am Oberhornsee und am Steinberg ( in Ammerten ), erstreckt sich, die Grundlage des Tschingelgrates und dessen nördlicher Fortsetzung, des Spitzhorn » und des Ellstabs, bildend, bis nach Stechelberg, wo der Gneiß unter der Thalsohle verschwindet. Von Stechelberg aus erhebt er sich rasch gegen das Roththal, um unter dessen Thalboden den sogenannten unteren Keil im Gneiß zu bilden. Ueber dem Koththale bildet nun der Hochgebirgskalk den berühmten oberen Keil im Gneiß, der sich bis in den Hintergrund des Thales erstreckt und schon frühe die Aufmerksamkeit der Geologen auf sich gezogen hat, so schon von Hugi, und, wie oben erwähnt, von Escher und Studer, und neuestens von Baltzer eingehend besprochen wurde. Es ist dieser Kalkkeil, der am Silberhorn wiederum von Gneiß bedeckt wird, als eine in den aufgerichteten und gefalteten Gneiß eingeschlossene, nach Norden zu offene Faltung von Hoehalpenkalk zu betrachten. Wie tief unter die krystallinischen Gesteine diese Einfaltung von Kalk geht, sehen wir an der Südseite des Roththaies, wo derselbe Kalkkeil sich fortsetzt in mittlerer Höhe der Ebenenfluh, des Mütaghornes, Großh&rnes und Breithornes, wo er wie ein graues Band im braunen Gneiß sich in einer Mächtigkeit von 30 — 40 m in der Meereshöhe von circa 3200 m hin durchzieht. Ganz im Hintergrunde des Eoththales, in der Basis des Gletscherhornes, ist der Kalkkeil nicht mehr sichtbar, hingegen unter dem Breithorn erstreckt er sich unter den auflagernden krystallinischen Schiefern ( grünen Helvetan-Phylüten und Amphiboliten ) hindurch bis auf die Südseite des Berges, wo er in glatten, grauen Wänden im Hintergrund des Jägigletsehers sichtbar ist. Ebenso tritt der Kalkkeil, der sich unter den krystallinisehen Schiefern hindurchzieht, auch im Hintergrund des Innerthales am Innerthalgletscher auf. ( Ueber diesen Kalkkeil vergleiche: Edm. v. Fellenberg, „ Die Kalkkeile nördlich und südlich des westlichen Theils des Finsteraarhornmassivs " in den Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern, 1880. ) Der graue Gneiß bildet den Gipfel der Jungfrau, 4166 m, und des Mönchs, 4105 m. Bei letzterem legt sich der Gneiß ebenfalls als Decke auf eine durch den ganzen Gipfel des Berges gehende Kalkmasse, welche südlich desselben am oberen Mönchjoch zum Vorschein kömmt, er bildet den Gipfel der Ebenenfluh, 3964™, des Gletscherhornes, 3982™, des Kranzberges, 3719 m, und Trugberges, 3933 m, den Fieschergrat ob Grindelwald, 3299—3705 », und das Groß- und Klein-Fiescherhorn, 4049 m und 3905 m, die Kette der Schreckhörner, 3697—4080™, das Mittel- und Rosenhorn, 3708 m und 3691 m, endlich die Kette vom Berglistock, 3657 m, bis Ewigschneehorn, 3331 m, während das Vorder - Wetterhorn ( Hasli-Jungfrau ), 3703 m, noch aus Hochgebirgskalk besteht.

Dieselbe Ueberlagerung des Gneißes über einer mächtigen, tief eingefalteten Kalkmasse zeigt sich am Mettenberg, 2878™, und ein Wechsel von Kalk und Gneißkeilen findet am Gstellihorn, 2837 m, zwischen Urbachthal und Kosenlaui statt, welches, schon früher vielfach besprochen von Escher und Studer, neuerdings des Eingehendsten studirt wurde durch A. Baltzer in seinem ^Mechanischen Contact von Gneiß und Kalk im Berner Oberland " in der XX. Lieferung der Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz. Es sei hier speciell auf die trefflichen Abbildungen im Atlas zum „ Mechanischen Contact " aufmerksam gemacht, namentlich auf Tafel I, „ Der obere Kalkkeil der Jungfrau über dem RoththalTafel II, „ Ansicht der beiden in den Gneiß eindringenden Kalkkeile an der JungfrauTafel III, Fig. 7, dasselbe von weiter in kleinerem Maßstab; Tafel IV, Fig. 1, Ansicht des Mettenberges vom Untereismeer aus; Tafel IV, Fig. 4, „ Der von Gneiß überlagerte Oberjurakeil am MettenbergTafel V, Fig. 2, Geologische Skizze desWetterhorns im Berner Oberland; Tafel V, Fig. 5, Das vordere Wetterhorn, vom Lauteraarsattel aus gesehen; Tafel VI, Die fünf liegenden Gneiß falten ( Gneißkeile ) des Gstellihorns, und endlich Tafel VII, Fig. 3, Keilförmiges, gegenseitiges Ineinandergreifen von Gneiß und Kalk am Gstellihorn. Hierbei sind die zahlreichen einzelnen Zeichnungen, welche locale Detailbeobachtungen illustriren, nicht erwähnt. Im östlichen Theile des Excursionsgebietes wird die nördliche Gneißzone mannigfach durchzogen von Lagern der Phyllitformation, als Einlagerungen von Hornblendeschiefern, sericitischen und Helvetan - Schiefern, welche im Haslithale wieder zu großer Mächtigkeit anwachsen. Der graue Gneiß der nördlichen Gneißzone ist ein mitunter feldspathreicher, stellenweise glimmerreicher, grob-und mittel-, häufig krummflasriger Gneiß mit tombakbraunem, wohl charakterisirtem Glimmer. Weißer Glimmer und grüne Beimengungen von Helvetan, sowie fasrig-häutige Partien von Sericit sind nicht selten. Am Schneehorn, dem Vorgipfel der Jungfrau, tritt ein grauer Gneiß auf, in welchem wohl ausgebildete Feldspathkrystalle dem Gneiß ein granitisches Ansehen verleihen. Sehr schön entwickelt ist der graue Gneiß am Großschreckhorn, Vieschergrat und in der Gipfelpartie der Jungfrau. Am Trugberggipfel ist er sehr feldspathreich, grobkörnig und von braunem Glimmer durchsetzt.

3 ) Die Mittehone der krystallinischen Schiefer oder Phyllite i. e. der Helvetan-, Glimmer- und Sericit-schiefer- und Gneiße fCasannaschiefer z.T.J.

Schon im letzten Itinerar habe ich des westlichen Flügels dieser durch die ganze Mitte des Massivs streichenden Zone, welcher die beiden höchsten Gipfel der Berner Alpen angehören, eingehend Erwähnung gethan und sie namentlich in ihrem Auftreten als breite Synklinale Falte, in welcher das Lötschenthal als achtes Längsthal im Streichen der Zone eingeschnitten ist, charakterisirt. Ich habe sodann gleichzeitig mit der Phyllitzone die in derselben als nichtkrystallinischer Stock oder Lagergang auftretende Amphibolitzone behandelt und dann anschließend südlich eine eigene Glimmerschiefer- oder Glimmergneißzone ( siehe Itinerar 1883—84, pag. 104 ) aufgestellt.

Neuere Untersuchungen haben mich veranlaßt, diese eigene südliche Glimmerschiefer- und Glimmergneißzone als zur Mittelzone der krystallinischen Schiefer gehörend zu betrachten, treten doch auch daselbst alle Abänderungen von Glimmer- und Sericit-gneißen und Sericit- und Helvetanschiefern, grüne und graue Schiefer auf, wie in der Zone der krystallinischen Schiefer des Lötschenthales. Die Mittelzone der krystallinischen Schiefer oder Helvetanphyllite und grünen Schiefer taucht in ihren westlichsten Aus- läufern am Ostfuß des Mainghorn, bei der Bachalp, bei Jeizenen und Bratsch in drei Zungen unter den triasischen und jurassischen Sedimenten hervor, überschreitet etwas südlich des Bäuerts Mitthal das Thal der Lonza und streicht über den Hintergrund des Seethaies und der Thäler von Jjolli, Bietsch, Baltschieder und Gredetsch zuerst rein West-Ost, dann nimmt die Zone eine mehr ostnordöstliche Richtung an und streicht vom Rothlauihorn, 3150 m, in Baltschieder zum Gisighorn, 3182 m, in Gredetsch, Unterbächhorn, 3617™, ob Lusgenalp hinüber zum Rothstock, 3701™, Geißhorn, 3746™, und Aletschhorn, 4182™, und setzt sich in den Dreieckhörnern, 3822 m und 3648 m, im Schönbühlhorn, 3864 " >, und Oberaarhorn, 3642 m, östlich fort, um von da über die Mieseleneggen und Hintertrifthörner am Unteraargletschev das Ritzlihorn, 3282 m, und Guttannen die östliche Begrenzung unseres Excursionsgebietes zu erreichen. Mitten in dieser mächtigen Schieferzone, in welcher zahllose Abänderungen von glimmerigen, sericitischen, chloritischen und thonigen Schiefern abwechseln, durchsetzt von einzelnen Lagern von Amphibolit- und Dioritschiefern, durchzogen von dichten granulitischen Euritgängen, weehsellagernd wiederum mit mächtigen Lagern ächten grauen Gneißes, der stellenweise durch Aufnahme von Feldspathkrystallen zu einem untergeordnet auftretenden Augengneiß wird — mitten iu dieser Zone und im gleichen Streichen und Fallen als Theil von ihr tritt die Amphibolitzone auf. Wie schon im letzten Itinerarium bemerkt, treten innerhalb der Ge-sammtzone der krystallinischen Schiefer wiederum ein- zelne Unterabtheilungen auf, so im Norden der Zone,, aufgelagert auf die über die Granitunterlage de » Lötsehenthalgrates eingebetteten Keile von triasischein Dolomit und Verrucano, ein Zug von vorherrschend chloritischen, sowie von Thon- und Amphibolschiefern auf, durchsetzt von Lagern krystallinischen Amphi-bolits, wechsellagernd mit gneißartigen Partien, durchsetzt von Quarzausscheidungen mit silberweißem Glimmer. Dieser Schieferzug, ächter Helvetan- und chloritischer Schiefer, erstreckt sich über Hocken- Sack-Birghorn, 3297 m, 3218 m, 3233 m, nach dem Lauterbrunner Breithorn, 3779™, Großhorn, 3765™, Mittaghorn, 3895™, streicht südlich des Gipfels der Ebenenfluh nach dem südlichen Ausläufer des Kranzberges, 3662™, bildet den südlichen Vorgipfel des Trugberges, 3513 m, und dessen Ausläufer, und jenseits des Ewigschneefeldes über das Hinter-Fiescher-horn, 4020 m, und Fiescherjoch, 3785™, streicht diese Zone nach den Strahleckhörnern, dem Groß-Lauteraar-hom, 4043™, um über die Mieseleneggen nach dem Ritzlihorn und Guttannen das Ostende des Gebietes zu erreichen.

Die zweite Unterabtheilung bilden Glimmergneiße, Glimmer- und graue Thonschiefer und ächte graue Gneiße, die durch Aufnahme von Peldspathkrystallen wahre Augengneiße werden. Diese gneißartigen Gesteine treten am Nordabhang des Lötschenthales auf und streichen aus dem Kestithal nördlich von Ferden und Kippel als Einlagerung in den grünen Schiefern bis in die Gegendend von Ried hin. Südlich durch die ganze Thalsohle des Lötschenthales Geologische Uebersicht über das Excursionsgebiet. 25- folgen zerreibliche glimmerige und sericitische, graue und grüne, auch talkige ( Helvetan ) Schiefer, welche meist in der Sohle des Thales senkrecht stehen. Auf der Südseite fallen diese Sericitschiefer und Sericitgneiße steil südwestlich ein unter den stockförmig sich erhebenden Amphibolitzug. Südlich der Zone von s Granitgneiß ( Bietschhorngranit ) treffen wir wieder zuerst glimmerige und sericitische graue Helvetan-schiefer und Gneiße, dann grüne chloritische Thonschiefer und sericitische Schiefer und Gneiße. Die grünen Schiefer bilden südlich des Amphibolitzuges den Gipfel des Aletschhorns, des benachbarten Rothstocks, der Dreieckhörner, des Schönbühlhorns, 3864™, und Großen Wannehorns, 3905 m, und endlich weiter östlich das Oberaarhorn, 3642™, und Grunerhorn, 3510 nir um über Mieseleneggen und Hubelhorn, 3250™, nach dem Ritzlihorn und Aarthal hinüber zu streichen. So-sehen wir deutlich in der regelmäßigen, sich wiederholenden Reihenfolge analoger Zonen eine Reihe offenbar in Falten gelegter, gleichalteriger Gesteine, welche von Südwest nach Nordost streichen und in ihrem Nordrande flach, dann steiler, in der Mitte senkrecht einfallen und wieder mit 70—80° nach Südost einfallen. Diese mächtige Zone bildet im westlichen und centralen Theile des Massivs den Haupttheil des großen krystallinischen Fächers des Finsteraarhornmassivs. Innerhalb dieser Zone sericitischer Gneiße und krystallinischer Schiefer liegt auch der Block in der Nähe des Wirthshauses in Guttannen, bei dessen Sprengung zur Anlage des neuen Sträßchens dorthin man im Juni 1886 auf den deutlich erhaltenen Steinkern sammt Abdruck eines 1 m 45 cm langen und im Mittel 17om dicken Baumstammes stiedie erste unzweifelhafte Versteinerung, welche man in unseren Alpen aus der Zone der krystallinischen Schiefer kennt. Der Stamm ist allerdings deformirt und hat offenbar durch Metamorphismus des Gesteins physische Veränderungen erlitten, so wurde er durch Streckung und Druck des Gesteins schraubenförmig verbogen, auch wird sich die Species kaum mehr bestimmen lassen. Es lassen jedoch regelmäßige Einschnürungen, die in ungleich weiten Abständen von einander am Stamm auftreten, auf die Ausfüllung des Hohlraumes eines ca-lamitähnlichen Gewächses schließen. Das Auftreten eines Galamiten in unserer Zone der krystallinischen Schiefer wäre ein äußerst wichtiger Beweis für das Alter jener Schiefer und Gneiße, welche nunmehr, was man schon theoretisch annehmen konnte und mußte, als höchst wahrscheinlich in die untere Kohlenformation oder in das Devon zu verlegen sind. Die beiden Platten, worin Steinkern und Abdruck des Calamitenvon Guttannen liegen, wurden mit großen Kosten ( die Kisten wogen 1700 Kilogramm ) nach Bern geschafft und bilden jetzt eine Zierde des Museums daselbst.

4 ) Zone der Amphibolite. Sie beginnt in der Südkette des Lötschenthales ( siehe letztes Itinerar von 1882—84, pag. 100 ) als schmaler Zug im Meiggen-grat und -Alp nördlich von Fesel, überschreitet bei Goppistein die Lonza und erhebt sich in braunrothen Wänden zu den stattlichen Gipfeln der Hohgleifen, 3280*, des Kastlerhorns, 3228™,Wyürhoms, 331 lm, Klein-Nesthorns, 3348 m, im Hintergrund des Seethals und der Thäler von Jjolli und Bietsch und streicht liber Elwerück, 3386 m, nördlich vom Breitlauihorn und Lötschenthaler Breithorn durch zum Distelhorn, 3748 m, und Sattelhorn, 3745™, um von diesem weg im Osten über das Groß-Grün-horn, 4047 m, im majestätischen Finsteraarhorn, 4275 m, sich zur höchsten Spitze der Berner Alpen zu erheben. Am schönsten entwickelt sind massige Diorite und Amphibolite im Hintergrund des Seethaies, wo das Gestein, grobkrystallinisch, ganz den Charakter eines granitartigen Urgebirges trägt, ebenso am Beichgrat und -ganz besonders auch am Großgrünhorn, 4047 m. Am Finsteraarhorn selbst tritt der Amphibolit schon mehr schiefrig auf, abwechselnd mit Lagern eines schönen Dioritschiefers, es treten jedoch auch graue Gneißpartien ein, wie am Gipfel selbst. Oestlich des Finsteraarhorns habe ich ächte Amphibolite und Diorite in unserem Gebiete ( bis zum Aarthal ) nicht constatiren können, mit Ausnahme des Oberaarhorns, 3642 m, wo sie wechsellagern mit grünen chloritischen Schiefern, und am Scheuchzerhorn, 3424™, wo ein sehr schöner grobkörniger Diorit auftritt, in welchem anf der Westseite des Gipfels eine mächtige Schicht des schönsten diallaghaltigen Topfsteines ansteht. Im Allgemeinen kann das Auftreten der Amphibolitzone bloß als ein schmaler Gang innerhalb der krystallinischen Schiefer und zwar am Contact mit der Granitgneißzone betrachtet werden. Sie erreicht im Finsteraarhorn - Oberaarhorn ihre größte Breite. Als reiner grobkrystallinischer Diorit hat sie im Profil der Hohgleifen und des Beichgrates eine Mächtigkeit von nur wenigen hundert Metern.

5 ) Mittelzone des Granitgneißesoder Protogins. Dieser krystalline Kern des Finsteraarhornmassivs erhebt sich im Centrum des Schieferfächers und streicht ebenfalls regelmäßig südwest-nordöstlich. Der Granitgneiß beginnt als schmales Band oberhalb Mitthal im unteren Lötschenthal, erweitert sich rasch im Hintergrunde der Thäler von Jjolli, Bietsch und Baltschieder und erhebt sich in stolzer Klippe zum prächtigen Bietschhorn, 3953 m, dann weiter zum Breitlauihorn, 3663 m, und Lötschthaler Breithorn, 3783 m, GroNesthorn, 3820 m, Schienhorn, 3807 m, sammt Ausläufer über Weißhorn, 3558 m, bis zum Thurberg, 3030 m. Beim Aletschhorn unterteuft der Granitgneiß die grünen Schiefer, welche den Gipfel des letzteren bilden, so daß der Kern des Aletschhorns Granitgneiß, der Gipfel grüner Schiefer ist; auch in dem Massiv der Dreieckhörner hält sich der Granitgneiß in der Tiefe, streicht über den großen Aletschgletscher hinüber zum Faulberg, wo er nördlich und südlich der Grünhornlücke ansteht, in dieser selbst jedoch von grünen Schiefern bedeckt ist. Oestlich der Grünhornlücke senkt sich der Granitgneiß unter die enormen Schiefermassen der Pinsteraarhorngruppe, möchte jedoch am Finster'Ciarrothhorn aufzufinden sein, und tritt erst am Abschwung, 3143 m, am Escherhorn, 3101 m, dem Thierberg, 3202™, und Grünbergli wieder in breiter Entwicklung hervor, um über Brandlammhorn, 3119 m, Diamantstock, 2790 m, und den Hintergrund des Bächli- und Aerlenthales bei der Handegg das Aarthal zu erreichen, wo er seit Jahrzehnten unter dem Namen Handegggranit bekannt ist und bekanntlich durch seine prächtigen Schliffe an der „ Hellen-Platte " den Hauptanstoß zur Begründung und Entwicklung der Gletschertheorie durch Agassiz ( 1841 ) und seine Vorgänger gegeben hat.

Der Granitgneiß tritt in großen Bänken abgesondert, grobkörnig und undeutlich - schiefrig, nur von Klüften durchzogen und unschiefrig, jedoch auch grobschiefrig und gneißartig auf. Ersteres im Hintergrund von Jjolli und Bietsch, wo er außerdem, von verschiedenen Kluftrichtungen durchzogen, in schalenförmige Lager sich absondert, letzteres am Faulberg und ebenso oberhalb des Pavillon Dollfus am Aargletscher. Sehr dicht oder grobkörnig, ohne Spur von schiefriger Abänderung, tritt er auch auf: am Ober-Aletschgletscher, am Thurberg, am Bietschhorn, wo er nach der Höhe zu immer feinkörniger wird, ferner am Fuß des Aletschhorns, am Grünbergli und Escherhorn etc. Am schönsten ist die zwiebelschalenförmige Absonderungsstructur neben einem System verschiedener steiler Kluftriehtungen zu beobachten im Hintergrund von Bietsch, auch am Escherhorn. Jedoch ist er durchweg auch von Druck-schieferungsklüften derselben Richtung wie die der übrigen Glieder des krystallinischen Massivs durchzogen, neben andern Absonderungsklüften vollständig verschiedenen Ursprungs. Ueber petrographischen Charakter des Granitgneißes siehe Itinerar für 1882 bis 1884, pag. 103, und oben. Die größte Breite dieser Granitgnejßzone wird westlich der Aare 4 Kilometer nicht überschreiten.

6 ) Südliche Granitgneißzone. Eine mit obiger parallele, gleichmäßig streichende, schmälere und untergeordnete Zone von Granitgneiß habe ich erst in den letzten Jahren zu constatiren die Gelegenheit gehabt. Sie ist aber nicht zu läugnen und auch nicht mit der centralen Zone in Verbindung zu bringen. Auch diese Granitgneiß- oder Protoginzone bildet eigentlich einen concordant im Massiv streichenden Lagergang oder ein im Streichen stehendes Riff. Während die centrale Protoginzone sich inmitten der krystallinisehen und grünen Schiefer und Amphibolite erhebt, ist letztere beidseitig von ächten Gneißen und zwar theilweise von sehr analogem Augengneiß oder Sericitaugengneiß begleitet. Die südliche Granitgneiß-zöne hebt an am Walliser Fiesehergletsclier, nimmt den Hintergrund des Bieliger- oder Wallithales ein, ohne-jedoch das Wasenhorn und die Bieligerlücke zu erreichen, bildet dagegen das Firrenhorn, 3280 " >, Löffelhorn, 3098 m, Geschenerstock, 2853™, Ulricherstock, 2890 m, Groß- und KleAnsiedelhorn, 2881 m und 2766 m, und keilt sich auf der Grimselpaßhöhe-aus. Im Allgemeinen ist der Granitgneiß dieser Zone ein grobkörniger und zeigt nirgends den feinkörnigen und acht granitischen Charakter wie der vom Thurberg und Bietschhorn, er ist protoginartiger und nirgends erreicht die Zone die Breite von mehr als einem oder anderthalb Kilometer.

7 ) Südliche Gneißianc. Von diesem oben in seinen einzelnen Unterabtheilungen wohl charakterisirten großen Gesteinscomplexe bleibt hier noch die topographische Verbreitung der einzelnen Glieder derselben anzugeben.

a. Glimmeriger Augengneiß. Protogingneiß. Bildet eine sehr mächtige Zone von mehr oder weniger grobflasrigen Gneißen mit eingeschlossenen Feldspathkrystallen. Dieser typische Augengneiß nach seinem typischsten Vorkommen bei dem Grimselhospiz auch Grimselgn.eiß benannt, hebt im Rhonethal bei Eggenberg, gegenüber dem Dörfchen Baltschieder, an, streicht von da am Ausgang des Gredetschthales über Nesselalp, Mehlbaum und Blatten nach dem unteren Ende des großen Aletschgletschers und nimmt, allerdings von einzelnen Lagern von sericitischen Schiefern und Gneißen durchsetzt, die ganze Kette des Riederhorns bis zum Eggischhorn ein. Eine andere Zone von Augengneiß streicht aus der Gegend des Wy-wannehorns, 3080 m, zwischen Bietach und Baltschieder nach dem Sparrhorn, 3026 m, der Aletschalp und bildet den Fuß des Geißhorns, 3746 m, und der Olmenhörner, 3318 m. Diese Zone setzt sich hinüber nach dem Faß der Walliser Fiescherhörner fort, und wären vielleicht das Wasenhorn, 3457 m, und die Galmihörner, 3524 m und 3492 m, auch noch dazu zu rechnen. Sehr charakteristisch tritt dann, wie oben betont, diese Zone am Contact mit eingelagertem Sericitgneiß am Nordabhang des Kleinen Siedelhorns und an der Grimsel auf, woher das Gestein den Namen hat.

b. Sericitischer Augengneiß. Tritt nur südlich der Nebenzone von Granitgneiß auf, im unteren Theil der Walli-Bächi-Münster-Trützithäler und der Alpen von Nieder-, Ober- und Kühthal. Am schönsten ist er entwickelt mit zollgroßen Feldspatbkrystallen in der Nähe von Biel, Keckingen und Münster. Leider sind auf Blatt XVIII beide Varietäten des Augengneißes, um -eine Farbe oder Bezeichnung zu ersparen, mit derselben Signatur bezeichnet worden.

c. Sericitgnei/Se und Sericitschiefer. Bilden Einlagerungen in den Sericitaugengneißen und ebenfalls parallele Zonen auf der Südseite des Massivs, wie man sich durch einen Blick auf Blatt XVIII überzeugen kann. Die mit Gn bezeichneten Gneiße auf der Südseite des Massivs sind durchweg sericitiscbe Gneiße, von viel, theilweise krystallisirtem Feldspath durchsetzt, ziemlich quarzarm und durch den grauen seidenglänzenden Faserglimmer oder Häutchenglimmer ( Sericit ) silberweiß und perlgrau glänzend.

Unter GI sind glänzende, silberweiße, in der Sonne spiegelnde Sericitschiefer und Sericitknotenschiefer bezeichnet, welche in einzelnen schmalen Streifen auftreten und vom Rhoneufer bei Niedergampel bis zum Aletschgletscher, dann wieder von Baltschieder bis zur Riederalp, Bettenalp und nach Osten hin bis zur Grimsel streichen. Auf der Nordseite des Gomserthales lassen sich drei solcher Streifen unterscheiden.

8 ) Südliche Amphibolitstreifen. Es sind dies gleichlaufend streichende Einlagerungen von Amphiboliten ( Hornblendeschiefern, Dioritschiefern und Dioriten ), welche mitten in den Gneißen lagern und linsenförmig auftreten und vom großen compacten Amphibolitmassiv wohl zu trennen sind. Solche Am-phiboliteinlagerungen treten an der Straße von Oberwald nach Gletsch, ferner in deren Fortsetzung oberhalb Ulrichen, oberhalb Riederalp, bei Geimen oberhalb Naters und andern Orten auf.

9Verrucano, Dolomit, Rauchwacke [Zwischen-bildungen}. Ueber diese Formationen und ihr Vorkommen im westlichen Theile des Clubgebietes habe ich im vorigen Itinerar ( pag. 106 ) das Nothwendige angegeben. Wie oben erwähnt, kann ich jetz^ die rothen Abänderungen des Sernifitconglomerates und -Breccie beim Kreuz auf dem Lötschenpaß mit dem rothen, unmittelbar über den Kohlenschichten von Erbignon bei Collonges, dem Permien, identificiren. Auch über das Vorkommen des Dolomites und dolomitischen Kalks ( Röthidolomit und Vanskalk ) habe nichts Neues zuzufügen, als das Vorkommen von typischem weißlichgelbem Dolomit und typischer Rauchwacke in einem schmalen Streifen dicht hinter und östlich des Dorfes Ulrichen, wo letztere mit Nord-Fallen unter grauem kieseligem und schwarzem schiefrigem Kalk liegen, welche nach Norden unter den sericitischen Gneiß der südlichen Gneißtone ein-schießeu.

10 ) Sedimente der Juraformation. Ueber die am Nordrande des Massivs liegenden, zu hohen Steilmauern emporgerichteten, in mächtigen, nach Norden geöffneten, liegenden Falten unter den Gneiß eingequetschten Kalkmassen vom Lauterbrunnenthal bis zum Haslithal habe schon die nöthigen Angaben ge- 3 macht. Wer Näheres vernehmen will, studire Baltzer's oben erwähntes classisches Werk „ Ueber den Contact von Gneiß und Kalk im Berner Oberland ". Die Verbindung der nördlichen Kalkdecke mit dem südlichen, die krystallinisehen Bildungen bedeckenden Kalkmantel bei Gampel-Raron bilden die zwischen den parallelen Ketten des Resti-Faldum- und Meiggen-grates aus krystallinisehen Schiefern eingekeilten, ,wunj derlich zusammengefalteten und verquetschten Massive des Resti- und Faldumrothhorns. Letztere sind auf beiden Seiten in den Thalschluchten des Resti- und Paldum grandes eingekeilt zwischen Dolomit- und Rauchwacke-lagern und sind aufgebaut ans synclinal zusammengelegten Schichten des Lias und des untern Jura. Nördlich hängt das Restirothhorn über Mainghorn und den Ferdenpaß zusammen mit den normal aufeinander liegenden Schichten des Ferdenrothhorns, dessen Basis-ebenfalls aus Dolomit, Rauchwacke, der Gipfel selbst aus Lias und Unterjura ( Dogger ) besteht. Die vielfach gefalteten und zusammengelegten Schichten des Faldumrothhorns legen sich endlich südlich desselben am Südwestabhang des Niven gegen Süden discordant in normaler Reihenfolge über die krystallinisehen, Nord-ost-Südwest streichenden und steil nach Südwest fallenden Schichten des unteren Lötschenthales und bilden bei Gampel und weiter östlich bei Niedergestelen, Raron und St. German einen südöstlich mit 40—50° abfallenden Kalkmantel, dessen Gliederfolge normal liegt. Da haben wir bei Raron z.B. obenauf die Kalke des Malm ( Oberjura ), dann folgen in den tief eingerissenen Schluchten des Bietschbaches und Mankinn sandige Kalksteine und Schiefer, die dem unteren Jura ( Dogger ) gehören. Endlich darunter bei St. German quarzitische Sandsteine und Quarzite des Lias und zu unterst, theilweise eingekeilt, sind sericitische Knotenschief'er. Der Dolomit und die Rauchwacke sind auch hier ähnlich im Gneiß eingekeilt wie im Troleren- und Blyschgraben im Baltschiederthal. ( Siehe letztes Itinerar 1882—84, pag. 107, und Edm. v. Fellenbergj Die Kalkkeile nördlich und südlich des westlichen Theils des Finsteraarhornmassivs, in den Verhandlungen der Bernischen naturforschenden Gesellschaft, 1886. ) 11 ) Südliche Grenzkalke im Rhonethal. Von Ulrichen weg bis gegen Oberwald tritt an der Basis der nordfallenden Sericit- und Glimmergneiße, welche das Südende des großen Fächers bilden, eine schmale ( wenige Hundert Fuß breite ) Zone von kieseligen, braunen und schwarzen Kalken und Schiefern auf, die dem untern Jura oder Lias zu gehören scheinen. Sie ruhen auf in dem Thalboden des Rhonethaies selbst anstellenden Schichten von Dolomit und Rauchwacke. Da diese hinwiederum auf der Südseite auf Gneiß des südlichen krystallinischen Massives liegen, erhellt, daß diese Kalkzone eine südlich des Finsteraarhornmassivs zwischen zwei Centralmassiven eingequetschte ist und die Fortsetzung der eingefalteten Kalkschiefer an der Furkastraße bei Hospenthal in der sogenannten Urseren-mulde des Gotthardtunnels bildet.

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