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Hahnenschritthorn und Wildhorn

Remarque : Cet article est disponible dans une langue uniquement. Auparavant, les bulletins annuels n'étaient pas traduits.

A. v. Bonstetten ( Bern ).

Von Während meines Aufenthaltes im Bade Lenk im Sommer 1882 machte mir der Führer Ch. Jaggi, mit dem ich mich über Bergtouren besprach, den Vorschlag, das Hahnenschritthorn zu besteigen. Er behauptete, dasselbe sie noch nie von Touristen bestiegen worden, und empfahl es mir als schöne Felsenpartie; auch sagte er, es sei möglich, über den Felsgrat, der in der Nähe des Dungelgletschers den Fuß des Hahnenschritthorns mit dem des Wildhorns verbindet, dieses zu erreichen; er sei der einzige, der als Gemsjäger diesen Weg gemacht habe. wohl hätten schon Engländer versucht, über diesen Grat auf das Wildhorn zu gelangen, aber ein Felsen, der ihnen im Wege stand, habe sie zur Umkehr genöthigt.

Ich entschloß mich dazu, auf den niedrigsten Punkt des Grates zu gehen und von dort aus, je nach Umständen, das Hahnenschritthorn oder das Wildhorn zuVgl. Jahrbuch XVII, pag. 434.

besteigen. Da das Wetter sehr unsicher war, bestellte ich auf den nächsten schönen Tag noch Jakob Jaggi aus Lenk, Christians Neffen. Herr Friedrich Streckeisen von Basel, der mittlerweile in Lenk eingetroffen war, schloß sich dem Unternehmen an, und Oh. Jaggi's 13jähriger Sohn erhielt die Erlaubniß, uns zu begleiten.

Donnerstag den 27. Juli entwölkte sich der Himmel. Gegen Abend verhieß uns der Führer schönes Wetter für den folgenden Tag, und wir rüsteten uns, um frühe das Bad verlassen zu können.

Freitag den 28. Juli, Morgens um 3 Uhr, waren wir zum Abmarsch bereit und verliessen die Lenk in einem Fuhrwerke, welches uns in drei Viertelstunden nach dem Iffigenfall führte. Um 48/é Uhr langten wir in der Hütte auf der Iffigenalp an, wo wir uns beim Frühstück bis um halb 6 Uhr aufhielten. Um 7 Uhr waren wir beim Iffigensee und etwas vor 8 Uhr bei der Wildhorn-Clubhütte, wo wir alles unnöthige Gepäck zurückließen. Wir schlugen den Weg nach dem Dungelgletscher ein und überschritten diesen, ohne das Seil zu benutzen, da der Firn durch eine kleine Schicht den Tag vorher gefallenen Schnees am Erweichen verhindert worden war. Auf der gegenüberliegenden Seite des Gletschers angelangt, hatten wir noch ziemlich steil über eine Geröllhalde zu steigen und befanden uns um 9^4 Uhr zwischen Wildhorn und Hahnenschritthorn auf dem niedrigsten Punkte des Grates ( dem Katzengraben ). Dort hielten wir uns eine Viertelstunde auf, wonach wir unsere Schritte gegen Norden ( rechts ) dem Hahnenschritthorn zuwandten. Auf unserer Seite bestand der Grat aus " Gerolle, auf dem noch verhältnißmäßig gut zu gehen war, aber bald gelangten wir an einen steilen Felsabhang aus sehr zerklüftetem grauem Kalkstein; doch ging das Klettern ziemlich leicht. Wir mögen etwa 80 Meter so am Felsen emporgestiegen sein, bis wir den Fuß auf einen Kamm von etwa 2 Meter Breite und beträchtlicher Länge setzten, dessen höchsten Punkt, den Gipfel des Hahnenschritthornes, wir bald, um 10 Uhr 10 Min., erreicht hatten. Dort fanden wir weder Steinmann noch Flasche, kurz keine Spur menschlicher Anwesenheit. Wir errichteten einen kleinen Steinmann, neben welchem wir eine Flasche, die unsere Namen und sonstige Angaben enthielt, an einem sichern Ort verwahrten.

Nördlich lag das Lauenenthal und vor unsern Füßen eine fast senkrechte Felswand, während das Hahnenschritthorn auf der südlichen Seite aus einem nicht allzusteilen Felsen und Geröllabhang besteht. Südlich sieht man nur den Montblanc, während alle Walliser Berge durch das Wildhorn maskirt sind.

Wir kehrten auf demselben Wege zurück und befanden uns um halb 11 Uhr wieder auf dem Katzengraben.

Jetzt blieb uns noch völlig genug Zeit übrig, das Wildhorn zu besteigen, dem wir nun unsere Schritte zulenkten. Zuerst stiegen wir südlich über ziemlich steiles Gerolle aufwärts, aber bald wurde der Grat schärfer und bestand nur noch aus einer Felskante, auf welcher wir, an 's Seil gebunden, theils ritten, theils aufrecht gingen; hie und da auch schritten wir derselben entlang, indem wir uns mit den Händen an dem obern Theile hielten. So gelangten wir auf einen 2942™ hohen Gipfel, den ein kurzer horizontaler, durch zwei hohe spitze Felsblöcke unterbrochener Grat mit dem Nordabhange des eigentlichen Wildhornes verbindet. Es war ziemlich schwierig, die hohen kirch-thurmähnlichen Felsblöcke zu umgehen, aber es gelang uns, indem wir rechter Hand auf der Seite des Geltengletschers ein paar Meter tief an der durch schmale, mit losen Steinen bedeckte, stufenartige Absätze unterbrochenen Felswand hinunterstiegen und jenseits des Blockes wieder den Grat erklommen, das den Engländern unüberwindliche Hinderniß zu besiegen, und bald erreichten wir einen äußerst steilen Abhang,, dessen Gerolle durch eine dünne Schneeschicht bedeckt war. Den Stufen Jaggi's folgend, marschirten wir im Zickzack aufwärts, bis sich der Abhang in einen Felsenkamm verwandelte. Uns zur Rechten wendend gingen wir dem Kamm entlang, bis wir eine Spalte entdeckten, durch welche wir leicht den Felsen erklettern konnten und nach etwa 10 Minuten gelangten wir um 2 Uhr 20 Min. über einen Schneegrat auf den Gipfel des Wildhornes. Die Aussicht gegen Südwesten war durch Wolken verhüllt; hingegen ein Theil der Walliseralpenkette und die Berneralpen lagen in voller Pracht vor uns. Wir schlugen den gewöhnlichen Rückweg über den Wildhorngletscher ein und langten bei der Clubhütte etwa um 4 Uhr an. Nach einem halbstündigen Aufenthalt machten wir uns auf den Weg nach der Iffigenalp, die wir um 6 Uhr erreichten. Um 7 Uhr befanden wir uns bei dem Iffigenfall, wo unser Fuhrwerk zu gleicher Zeit mit uns eintraf und uns eine halbe Stunde später in 's Lenkerbad zurückbrachte.

Wir kamen darauf mit den Führern überein, dem Grate, über welchen wir das Wildhorn bestiegen hatten, den Namen « Wildgrat » zu geben, und haben ihn unter diesem Namen in das Clubbuch der Wildhornhütte eingetragen.

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