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Mount Kenya, ein Gebirge voller Verheissungen

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ein Gebirge voller Verheissungen

Pierre Galland, Neuchâtel

Ich erwartete etwas Schönes, doch der auserlesene Zauber dieses leuchtenden, hoch über einer noch schlafenden, tropisch bunten Welt schwimmenden Gipfels übertraf alles, was ich mir hatte vorstellen können. E, S hip ton Wenn Winter, Nebel und Kälte sich über Europa ausbreiten, reisen viele Sonnenhungrige zum Äquator, um dort das Neue Jahr zu feiern. Jedoch nur wenige wissen, dass dies auch die günstigste Zeit ist, um die hohen Gipfel Ostafrikas, deren felsige Abdachungen und verschneite Spitzen die weiten grünen Ebenen beherrschen, zu besteigen.

In diesem Teil des schwarzen Kontinents erheben sich drei gewaltige Massive. Sie haben im vorigen und zu Beginn unseres Jahrhunderts ihren Entdeckern begeisternde Erlebnisse geboten und ziehen auch heute noch Alpinisten aus aller Herren Ländern an, die auf der Suche nach Fremdem und Neuem sind.

Der Kilimanjaro ( 5895 m ), in Tansania, nahe der Grenze zu Kenia, ist das höchste dieser Massive und auch das am längsten bekannte; es wurde bereits 1889 bezwungen.

Die Gipfel des Ruwenzori, an der Grenze zwischen Uganda und Zaire, waren lange vom Geheimnis umhüllt; die Besteigung des höchsten unter ihnen ( 5125 m ) gelang 1906.

Die Zwillingsgipfel des Mount Kenya ( 5188 m und 5199 m ) erheben sich im Herzen von Kenia; der höhere von beiden wurde 1899 zum erstenmal erstiegen. Der Mount Kenya bietet zudem Klettermöglichkeiten, die in diesem Teil der Welt nicht ihresgleichen haben.

Schon seit Jahreh hatte ich davon geträumt, die verschneiten Gipfel am Äquator zu entdecken, die feuchten tropischen Wälder zu durchqueren, auf mehr als 4000 Meter das baumförmige Kreuzkraut ( Senecio ) zu sehen und Felsen IV. Grades oberhalb 5000 Meter zu durchklettern. Als mich ein Freund aufforderte, mit ihm am Fuss der hohen afrikanischen Gipfel zusammenzutreffen, indem er mir die letzte Ausgabe des Führers für den Mount Kenya mit der Beschreibung von mehr als 30 grossen Routen am Batian und Nelion sandte, entschloss ich mich, nach Nairobi zu reisen.

So flog ich also Ende Dezember 1982 zunächst nach Moskau. Es scheint wohl, als sei beim Fliegen der gerade Weg immer noch der kürzeste; das heisst aber nicht, dass er unbedingt auch der preisgünstigste ist!

Ich verliess ein schneefreies Land und kam in wenigen Stunden von feuchtem Nebel zu den verschneiten Wäldern und der froststarrenden russischen Ebene, dann vom Meeresufer in die bleierne Sonne von Djibouti. Und schliesslich endete die Reise im sommerlichen Klima von Nairobi, wo sich auf 1600 Meter gut atmen lässt. Es war Trockenzeit, doch der Regen hatte erst Mitte November aufgehört; so breitete sich überall, in den Gärten wie auch ausserhalb der Stadt, Grün aus.

Mein Freund Patrick erwartete mich am Flughafen - die Zollformalitäten sind dort auf ein Minimum beschränkt - und fuhr mich in die Stadt. Über Nairobi ist nicht viel zu sagen: Eine moderne, völlig von den Engländern geschaffene Siedlung; es ist dort energisch davon abzuraten, nach Einbruch der Nacht ( am Äquator bereits um 19.30 Uhr !) noch zu Fuss unterwegs zu sein! Die Hauptstadt von Kenia bietet jedoch alles, was für die Organisation einer ein- oder zweiwöchigen Exkursion nötig ist. Wir ergänzen also schnell unsere Lebensmittelvorräte, ordnen unsere Ausrüstung und verladen unser Gepäck im Landrover. Das grösste Problem an diesem Jahresende besteht jedoch darin, Benzin aufzutreiben, aber Patricks Vorsichtsmassnahmen - es war ihm im Verlauf der vorangehenden Wochen gelungen, 200 Liter Treibstoff zusammenzubringen - sicherten uns für rund zehn Tage Unabhängigkeit.

Von Nairobi zum Mount Kenya Seit den ersten Besteigungen im vorigen Jahrhundert hat sich das Land stark verändert. Man braucht sich nicht mehr vor schrecklichen Begegnungen mit feindlichen Stämmen zu fürchten. Zudem existieren heute Strassen, die schnell zum Fuss des Gebirges führen. Und von hier aus ist es dann leicht, mit gelän- degängigen Wagen über unbefestigte Wege 3000 Meter Höhe zu erreichen. Während eine Besteigung des Mount Kenya noch bis vor kurzem als eigentliche Expedition galt, kommt es heute nicht selten vor, dass Bergsteiger Nairobi am Donnerstag abend verlassen, eine grosse Route durchklettern und am Montag wieder zu ihrer Arbeit zurückkehren.

Doch das Gebirge ist sich gleich geblieben, und der Bergsteiger muss stets zwei wichtige Punkte beachten:

1. Die Jahreszeit spielt eine entscheidende Rolle. Während der Regenzeit sind die Zugangswege nicht benutzbar, und die Gipfel schneien ein.

2. In einem Zug 5000 Meter aufzusteigen, bringt Probleme hinsichtlich der Akklimatisierung mit sich; davon wird später noch die Rede sein.

Der Mount Kenya ist ein erloschener Vulkan, dessen Krater erodiert ist. Bei den felsigen und senkrechten Spitzen im Kraterinnern handelt es sich um Reste der Lavakruste.Von weitem wirkt das Bergmassiv wie ein stark abgeplatteter Kegel. An der Basis beträgt sein Durchmesser rund 80 Kilometer, wobei Gletscher und Bäche sternförmig Täler in seine Hänge gegraben haben; diesen Tälern folgen die Wege, die zum Gipfel führen. In dem Führer sind sechs grosse Routen beschrieben, über die der Mount Kenya von sechs verschiedenen Seiten aus bestiegen werden kann.

Der meistbenutzte Weg ist der von Naro Moru: 180 Kilometer geteerte Strasse und eine verhältnismässig gut unterhaltene unbefestigte Piste führen in einigen Stunden von Nairobi bis zur Waldgrenze auf mehr als 3000 Meter Höhe.Von dort erleichtert ein guter, mit Schutzhütten versehener Weg den Aufstieg zur Top Hut ( 4790 m ), einer Hütte am Fuss des Lenana, gegenüber der Normalroute des Nelion. Die anderen Zugangsmöglichkeiten werden weniger benutzt, und die vorwiegend der Forstwirtschaft dienenden Wege zwingen, falls man von Nairobi herkommt, mehr oder weniger dazu, das ganze Gebirge zu umrunden.

Wir entscheiden uns für die Chogoria-Route, die über die Südostflanke verläuft. Unser geländegängiges Fahrzeug können wir etwa bis zur Kote 3000 verwenden; dabei setzen wir schon von den ersten Hängen an den Vierradantrieb ein, denn die Embu mit Meru verbindende Strasse ist in einem ziemlich traurigen Zustand.

Die Auskünfte, die wir erhalten haben, vermitteln uns, ebenso wie die Karte, nur sehr vage Angaben. So finden wir erst bei Einbruch der Nacht das Haus von Livingstone Barine, Der Mount Kenya von Südwesten, aus dem obersten Teil des Teleki-Valley W-Grat W-Grat: V SW-Grat: IV Diamond-Couloir: VI + 11 Routen ( IV-VI. A1-A3 ) dem Mann, dessen Amt es ist, auf dieser Seite des Berges die Träger zu besorgen. Wir nehmen uns zwei Träger für den Transport unserer Ausrüstung und Verpflegung bis an den Fuss der Routen, von wo aus wir sie wieder zurückschicken. In Kenia besteht nämlich die Vorschrift, dass die Träger bei ihrem Rückweg durch die Wälder mindestens zu zweien sein müssen; eine Anordnung, die wir vollkommen verstehen.

Es ist ein wunderschöner Morgen, als wir in die grüne Welt des Waldgürtels am Fuss des Massivs, durch den sich der Weg lange dahin-windet, eindringen. Plötzlich steigen sehr weit vor uns im Einschnitt der Schneise, der wir folgen, feine Spitzen auf. Ihr braungrauer Ton bildet einen starken Kontrast zu dem zarten Grün der Wälder. Auf etwa 2600 Meter Höhe weicht der tropische Wald einem andern Pflanzengürtel: Bambus, der eine Höhe von etwa 12 Meter erreicht und so dicht steht, dass an ein Fortkommen abseits des Weges gar nicht zu denken ist. Nur einige Fährten grosser Säugetiere- Elefanten, Rhinozerosse, Büffel -, deren Spuren übrigens gut auf dem Weg zu erkennen sind, durchbrechen das Dickicht der Bambusstämme. Wir denken mit Bewunderung an die grossartige Leistung von F. Benuzzi und seinen beiden Gefährten, die -aus einem Gefangenenlager bei Nanyuki entwichen - den Lenana ohne Karte und ohne besondere Ausrüstung bestiegen haben, wobei sie diesen ganzen Wald auf dem Hinweg und auch bei der Rückkehr von ihrem Unternehmen zu Fuss passieren mussten.

Der Hang wird steiler, und der Weg führt uns in einigen Windungen zu einer Zone der Lichtungen. Hier, am Eingang zum Nationalpark, leben die Rangers, die Aufseher, deren Aufgabe in der Überwachung dieser geschützten Region besteht. Ein kleiner Landeplatz ist für jene Besucher gedacht, die mit dem Flugzeug kommen.

Die Eintrittsformalitäten - Entrichtung einer bescheidenen Gebühr und Eintragung in ein Register mit Angabe des voraussichtlichen Datums der Rückkehr - sind schnell erledigt. Besteht wirklich eine Kontrolle, und wird man ausziehen, um von einer Tour nicht zurückgekehrte Bergsteiger zu suchen? Man kann daran zweifeln, selbst wenn man weiss, dass die Rangers eine Rettungsmannschaft aufgestellt haben, die nötigenfalls bereit ist, einzugreifen.

Quer durch die Baumheide ( Erica arborea ) erreichen wir bei etwa 3200 Meter Höhe das Ende der fahrbaren Strasse.Von hier aus geht es zu Fuss weiter. Der Weg führt entlang der Schluchten, die der Fluss Nithi und die Gletscher tief in den Fels eingegraben haben. Schliesslich erreichen wir die Schutzhütte Minto's Hut. Wir überqueren ein Gebiet, das Hedberg auf Grund der Vegetation als afro-al-pin bezeichnet hat: Helichrysum ( eine Immor-tellenart ) mit sternförmigen Blüten; baumför-miges Kreuzkraut ( Senecio ), das an gewaltige, auf Stielen von mehr als 2 Meter sitzende Ar-tischocken erinnert; Lobelien, lange leuchter-artige Pflanzen, deren Blüten von seidigen Deckblättern verhüllt sind. Nach vier Stunden Marsch erreichen wir mitten in dieser Traumlandschaft die bescheidene Hütte am Ufer eines kleinen Sees, in dem sich die verschneiten, uns noch um gut 900 Meter überragenden Gipfel spiegeln.

Die Hütten des Mount Kenya Der Mountain Club of Kenya hat rund um den afrikanischen Fünftausender etwa zehn Unterkünfte gebaut - von der Biwakschachtel für drei oder vier Personen bis zur Hütte mit etwa dreissig Plätzen wie Austrian Hut -, die er auch unterhält. Sie stehen jedem offen, der bereit ist, eine bescheidene Gebühr zu entrichten. Sie sind in mehr oder weniger gutem Zustand, aber durchweg nur sehr bescheiden eingerichtet. Es ist darum unerlässlich, Matratze, Schlafsack, Küchengerät und Kocher mitzubringen. Im Nationalpark, in dem wegen der Höhe eine Versorgung mit Holz nur beschränkt möglich ist, sind Feuer im Prinzip verboten; doch die Träger wärmen gleichwohl oft ihr Essen auf einem Feuer von Senecio-und Lobelienstämmen.

Diese Hütten schützen, auch wenn sie nur einfach sind, den Bergsteiger doch gut vor Kälte und vor Regen ( oder auch Schnee ), der hier selbst in der Trockenzeit fast jeden Nachmittag fällt.

Minto's Hut, Kami Hut und die Nordostflanke Nach einer Nacht, die durch den Lärm der im Wind klappernden Bleche, aber auch wegen unseres raschen und ermüdenden Aufstieges vom Vortag ( von 1800 m auf 4300 m ) unruhig war, geht es weiter aufwärts. Unser Weg windet sich durch eine sumpfige Zone. Den Augen bietet sich ein ungewöhnliches Bild: kleine blaugrüne Seen, Gipfel, deren dunkle Felsgrate sich gegen den Himmel abzeichnen, baumförmiges Kreuzkraut und Lobelien mit wassergefüllten Rosetten, in denen sich ständig winzige Sumpfinsekten bewegen. Noch höher, dort wo sich die Wege zur Kami Hut und zur Top Hut trennen, kommen wir in das Reich der Felsen und des Schnees. Die Höhe zwingt uns zu häufigeren Pausen, während derer wir die felsige Wand, die uns überragt, eifrig studieren: Es ist die Nordostwand des Batian und des Nelion, durch die sich ein gutes Dutzend Routen ( im Schwierigkeitsgrad zwischen IV und VII- ) ziehen.

Die Normalroute von dieser Seite, die North Face Standard Route, führt auf den Gipfel des Batian. Sie enthält Passagen von IV+ und erfordert rund zehn Stunden. Alle anderen Routen sind eindeutig schwieriger und länger. Ein Beweis dafür ist die Scott-Braithwaite-Route, die mit VII eingestuft ist und kaum in weniger als 15 Stunden durchklettert werden kann. Man unternimmt diese Aufstiege von der Kami Hut aus, einer ideal am Wandfuss gelegenen Hütte. Zu Beginn des Jahres, während der ersten für Besteigungen in Kenia günstigen Periode, sind diese Wandfluchten sehr wenig der Sonne ausgesetzt, so dass hier die Verhältnisse winterlich sind. Im Sommer da- gegen, der zweiten günstigen Periode, sind die Routen über die Süd- und Westflanken verschneit. Der Kletterer, der eine Überschreitung unternehmen will, hat also die Wahl, im auf- und im abzusteigen oder aber umgekehrt.

Top Hut und der Lenana Wir verlassen die Nordostabdachung, traversieren nach links, und steuern schräg von der Seite her auf den dritten grossen Gipfel des Mount Kenya zu, den Lenana ( 4985 m ). Diese Flanke besteht aus brüchigem, zerborstenem Fels. Zwischen dem Lenana und dem Nelion verläuft der von Spalten und einigen Eisbrüchen zerrissene Gregory-Gletscher. Beim Abstieg von einer Gipfelrundtour kann er Kletterern ohne Steigeisen und Eispickel heikle Probleme bieten. Wir unsererseits folgen dem Pfad, der über zwei kleine Pässe entlang des Lewis-Gletschers zum Curling Pond führt, wo nahezu Seite an Seite zwei Hütten, Top Hut und Austrian Hut, errichtet sind. Über unseren Köpfen steigt der Gletscher in sanfter Neigung bis zum Lenana auf, während gegenüber der Schutzhütte die Südostwand emporragt, über die die Normalroute des Nelion führt. Wir versuchen nun, den Durchstieg zu finden und die Lage des berühmten Mackin-der-Kamins ebenso wie die des Blechbiwaks in der Wandmitte auszumachen.

Die Südwestwand-Routen Unser Ziel ist, vom Darwin-Gletscher ausgehend den Südwestgrat des Batian zu ersteigen. Wir machen also in der Top Hut nur einen kurzen Halt, belassen dort Lebensmittel und einen Teil der Ausrüstung, schicken die beiden Ein Senecien- auf nahezu 4500 m Höhe Träger zurück und steigen über den grossen Geröllhang, der sich unterhalb der Hütte erstreckt, hinunter. Wir traversieren dann unter dem Point John durch und erreichen über grosse Bänder die zwischen den vom Batian und Nelion herabziehenden Graten liegende Mulde. Dort entdecken wir ein prachtvolles Amphitheater, dessen Grund der kleine Dar-win-Gletscher bedeckt. Ihn verlängert gegen oben das Diamond-Couloir, das seinerseits in den Diamond-Gletscher, ganz hoch oben, direkt unter dem Gate of the Mists ( Tor der Nebel ), mündet. Zu unserer Linken ragt der Südwestgrat, unser Ziel, empor. Zu äusserst links, im Licht der untergehenden Sonne, erhebt sich noch der 1930 von Shipton und Tilman erstiegene Westgrat. Die von ihnen eröffnete Route weist Stellen im oberen V. Grad auf. Schliesslich, ganz rechts, fallen die Steilwände des Nelion mit ihren Schnee- und Felsrouten in die Tiefe. Man kann also hier ein Dutzend Routen zählen, deren Schwierigkeitsgrad von IV+ ( Nordwestgrat ) bis VI ( Dia-mond-Couloir ) reicht.

Alle Routen in dieser Wand lassen sich von der Two Tarn Hut aus machen, doch ist es möglich, durch ein Biwak unterwegs kostbare Zeit zu gewinnen. Die Tage sind wirklich kurz: Um 6.00 Uhr wird es hell und pünktlich um 13.00 oder 14.00 Uhr kommen die Wolken.

Wir entscheiden uns für das Biwak und finden einen angenehmen Platz unter einem grossen Felsblock. Ich spüre die Wirkung des zu schnellen Aufstiegs und verbringe deshalb eine schlechte Nacht. Am nächsten Morgen kommt für mich eine grosse Tour nicht in Frage, um so mehr, als es bei Tagesanbruch schneit. Ich weiss sehr gut, was mir zu tun übrig bleibt: einige hundert Meter absteigen und eine Nacht weiter unten verbringen, um wieder zu Kräften zu kommen. Es ist interessant, was der Führer zu diesem Thema schreibt:

Unsere Zeit ist begrenzt, wir müssen uns also mit der Normalroute begnügen. Während ich mir einen Ruhetag oberhalb des Camp Mackinder zugestehe, nimmt Patrick den Point John in Angriff, der eine interessante und anregende Klettertour bietet.

Wir verbringen die Nacht in der Hütte direkt neben dem Camp Mackinder, einem Zeltlager, das in der schönen Jahreszeit Touristen Nahrung und Unterkunft gewährt. Unsere Schutzhütte ist vom Kot der Damane bedeckt, merkwürdige Tiere, die in ihrem Aussehen an Murmeltiere erinnern. Sie leben in Kolonien in unterirdischen Bauen, ernähren sich von Kräutern und wärmen sich - zu unserm grössten Vergnügen - in der Morgensonne.

Am nächsten Morgen nehmen wir wieder den Weg zur Top Hut unter die Füsse. Wenn ich auch noch etwas kurzatmig bin, so hat sich mein Gesamtzustand doch gebessert, und ich fühle mich in der Lage, den Gipfelsturm zu wagen.

Ausschnitt aus der einer Lobelia-Pflanze Die Besteigung des Nelion und des Batian auf der Normalroute Wir verlassen die Hütte noch in der Nacht, gegen 5.00 Uhr, und traversieren den Lewis-Gletscher beim Schein der Stirnlampen. Bei Tagesanbruch sind wir oben an der Geröllhalde und suchen - nicht ohne Mühe - den Einstieg.

Der Anfang ist einfach, und wir erreichen schnell den Fusspunkt des Mackinder-Kamins, die Schlüsselstelle der Route. Tatsächlich traversiert man diesen Kamin, um weiter rechts die Passage des Rabbit Hole zu durchsteigen, die angenehmer ist als die ursprüngliche Route. Danach führen einige verhältnismässig bequeme Seillängen in aufsteigender Traverse an den Fuss des Mackinder-Gendarmen, wo das Baillis-Biwak steht, das heute in recht schlechtem Zustand ist. Wir sind jetzt auf 5000 Meter und können einen strahlenden Sonnenaufgang bewundern, wobei die Strahlen den Fels bald angenehm erwärmen. Nachdem wir einen Grat überschritten haben, treffen wir auf eine Verschneidung, die prächtige Kletterei bietet. Eine weitere Traverse, diesmal nach rechts, gibt den Zugang zu einer Art Amphitheater unter dem Gipfel frei. Schliesslich führt uns ein letzter kleiner Kamin zu dem obersten, mit grossen Blöcken übersäten Hang.

Es ist 9.30 Uhr, als wir vom Gipfel des Nelion die nebligen Ebenen rings um uns betrachten. Nur der 140 Meter entfernte Batian überragt uns noch, doch nur um 11 Meter. In der Nähe des Gipfels entdecken wir das Ho-well-Biwak, eine sympathische Aluminium-schutzhütte, die vier Bergsteiger aufnehmen kann, Ian Howell gebührt Dank für seine grossartige Leistung! Er hat das gesamte Material vom 400 Meter tiefer gelegenen Lewis-Gletscher, wo es mit Fallschirmen abgeworfen worden war, in dreizehnmaligem Alleingang zum Gipfel emporgeschleppt!

Wir lassen einen Teil unserer Ausrüstung im Biwak und beginnen die Traversierung zum Batian. Ein Abseilmanöver bringt uns zum Gate of the Mists. Nun führt der Aufstieg zum Batian zunächst über die schneebedeckte Nordostseite, dann über die steilen felsigen Abdachungen des Südwestens.

Aus dem französischsprachigen Teil. Übersetzt von Roswitha Beyer, Bern Schon steigen die Wolken zu uns auf und hüllen die Gipfel ein. Wir kürzen also unsern Aufenthalt auf dem Batian ab und sind um 14.00 Uhr zurück auf dem Nelion, wo wir uns für den sofortigen Abstieg entscheiden. Wir haben Glück, denn es handelt sich um einen der wenigen Tage ohne Schneefall. Rasch sind wir wieder unten, so dass wir schon um 17.00 Uhr die Top Hut erreichen.

Am folgenden Tag, unserm letzten auf dem Mount Kenya, kriechen wir früh aus den Schlafsäcken, ersteigen den nächstliegenden Grat und bewundern von dort den Sonnenaufgang. Während sich der Horizont rot färbt, können wir im Osten, rund 300 Kilometer entfernt, ganz klar den schneebedeckten Kilimanjaro erkennen, der aus einem Wolkenmeer aufragt. Gibt es einen Anblick, der uns nachdrücklicher daran mahnen kann, dass jenseits der Ebenen andere Gipfel mit anderen Entdeckungen auf uns warten?

Bibliographie ( Auswahl ) Allen, lain: Guide to Mount Kenya and Kilimanjaro, Nairobi ( The Mountain Club of Kenya, P.O. Box 45741, Nairobi ) 1981 ( 4. Aufl. ).

Benuzzi, Felice: Kenya ou la fugue africaine, Grenoble 1950 ( Originalausg.: Fuga sul Kenya; engl. Übersetzung: No Picnic on Mount Kenya ).

Shipton, Eric: Sur cette montagne Grenoble 1950 ( Originalausgabe: Upon that Mountain ).

Flora und Fauna Blundell, Michael: The Wild Flowers of Kenya, London 1982.

Hedberg, Olov: Features of Afroalpine Plant EcologyActa Photogeographica Suecica 49 ), Uppsala 1964.

Halternoth, Th. und H. Diller: A Field Guide to the Mammals of Africa, London 1977.

Williams, J. G. und N. Arlott: A Field Guide to the Birds of East Africa, London 1982.

Karten Kenya and Northern Tanzania. 1:1 000000 -Route Map, Survey of Kenya 1978.

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