Plädoyer für eine nasskalte Märchenwelt | Club Alpin Suisse CAS
Soutiens le CAS Faire un don

Plädoyer für eine nasskalte Märchenwelt

Remarque : Cet article est disponible dans une langue uniquement. Auparavant, les bulletins annuels n'étaient pas traduits.

Xaver Bongard, Bönigen ( BO )

Xaver Bongard beim Rot-punkt-Eisklettertraining in der überhängenden Gletscherzunge des Oberen Grindelwaldgletschers

Pholo Thomas Ulrich Die verborgenen Reize des Eisfallkletterns Eiskaskaden sind die Traumgebilde des Winters. Mit ihren skurrilen Formen, Farben und ihrer Schönheit entführen sie uns in eine ganz eigene Märchenwelt voll guter Feen, aber auch böser Dämonen, die nur darauf warten, dass man ihnen den Rücken zuwendet. Schon nur ein Augenzwinkern des Sonnengottes weckt die erstarrten Strukturen aus ihrem Winterschlaf und verleiht dem nun plötzlich wasserüberronnenen Eis ein bezauberndes Aussehen. Genau diese Vergänglichkeit bildet einen der Reize dieser feinen, auf den ersten Blick unberechenbaren Eisgebilde. Ein kalter Wind, und auf einmal stehen sie da, als seien sie durch einen indischen Seiltrick geschaffen, wie gläserne Himmelsleitern. Doch nur ein Hauch von Föhn, und die Herrlichkeit gehört bereits der Vergangenheit an.

Naht eine Kältewelle, sollte man deshalb alles liegen und stehen lassen, um sofort loslegen zu können. Stets warten noch einige Projekte, denen man die Stirn bieten möchte - auf diese Ziele hin hat man jeweils auch seine Kraft systematisch aufgebaut. Aber wie so oft erfolgt der Wärmeeinbruch zu früh, und im Handumdrehen verrinnen erneut all die schönen Träume. So geht es Jahr für Jahr, und man hat das Gefühl, einer ewigen Leidenschaft verfallen zu sein, die sich mehr als einmal als Quelle von Frustration und Schmerz erweist.

Was waren das noch für Zeiten, als die Winter noch Winter waren und Männer... Nun, mit dem Eisfallklettern ist das so eine Sache. Wir befinden uns nicht in Alaska oder Sibirien, wo jedes Wassermolekül während vier Monaten zu Eis erstarrt ist. In unseren Breitengraden kann man sich schon glücklich schätzen, wenn man für ein paar Wochen einigermassen passable Verhältnisse antrifft.

Eisklettern ist keine besonders verbreitete Sportart, was mir vor allem dann bewusst wird, wenn ich nach einem Seilpartner Ausschau halte. Trotz prall gefülltem Adress-buch sind oft unzählige Anrufe erforderlich, bevor es endlich klappt. Für nicht allzu schwierige Unternehmen lässt sich noch bald einmal jemand finden. Handelt es sich aber um ein anspruchsvolles Projekt, ist die Zielgruppe äusserst klein. Nicht nur einmal musste ich zum Rückzug blasen, weil einem meiner Partner die Sache nicht mehr geheuer vorkam. Und dabei handelte es sich um erprobte Alpinisten, mit denen zusammen ich bereits einiges erlebt hatte. Allein schon deshalb hoffe ich, hier ein wenig die Lust auf das Eisklettern wecken und diesem in unseren Breiten damit zu vermehrter Popularität verhelfen zu können.

Die Ethik des freien Eiskletterns Auch diese Disziplin des Bergsportes hat ihre Regeln. Ein wichtiges Gebot, das allerdings mit der Ethik selbst nur wenig zu tun hat, ist sicher, möglichst heil nach Hause zurückzukehren. Hingegen wird ein Eiskletterer, der etwas auf sich hält, die Schrauben zur Sicherung nur aus der Kletterstellung heraus setzen. Das Ausruhen an den Eisgeräten gilt als zweitklassiger Stil, und eine solche Begehung wird dann auch nicht als bezeichnet. Hat man sich für den freien und damit für den eigentlichen reinen Stil entschieden, sollte man sich nicht blindlings ins Abenteuer stürzen. Einsteiger sollten zunächst möglichst auf Nummer Sicher gehen. Stürze lassen sich nicht leichtfertig in Kauf nehmen, denn sie haben meist fatale Folgen. Pickel und Steigeisen können sich in solchen Fällen nämlich als gefährliche, sprich ( blutrünstige ), Geräte erweisen.

Um eine Begehung souverän und in einwandfreiem Stil zum guten Abschluss zu bringen, ist es wichtig, das Verhältnis zwischen der Anzahl Zwischensicherungen ( deren Anbringung oft einen recht grossen Aufwand erfordert ) und den ( Ausgehen des Seiles ) zu finden. Bei einem ernsthaften Eisfallprojekt geht es deshalb vielfach darum, die für jeden von uns richtige Mischung zwischen Seilsicherung und fakti-schem Soloklettern zu finden. Dieses Verhältnis wird bestimmt durch die Eisqualität und die Möglichkeiten zum Setzen der Sicherungen. Schlechte Bedingungen erfordern lange run outs und lassen nur an gewissen Stellen gute Sicherungen zu. Um in senkrechten Passagen das kraftraubende Anbringen von Eisschrauben zu vermeiden, klettert man diese möglichst in einem Zug durch, bis man auf weniger steiles Gelände stösst. Dies verlangt eine genaue Kenntnis der eigenen Fähigkeiten und Reserven in den Bereichen Erfahrung, Kraft und Nerven.

Werkzeug des Eisgehers Bei der Ausrüstung sind einige entscheidende Kleinigkeiten zu beachten. So sind etwa Eishämmer den Pickeln vorzuziehen, da Hauen bei einem unkontrollierten Ausbrechen unschöne Narben hinterlassen, und Stufen zu schlagen ist schliesslich Sache der Bergführer. Mit den Klingen muss man sich sicher nicht gleich rasieren können, aber es hilft, wenn man sie scharf hält. Bei den Schlaufen ist auf eine möglichst breite Auflage unter den Handballen zu achten. Dabei handelt es sich um eine Verbesserung, die man bei den handelsüblichen Modellen meist selbst vornehmen muss. Anfängern ist zu raten, die Hämmer mit einer verstellbaren Reepschnur zu verbinden.

Das Mitführen eines dritten kurzen Hammers zum Setzen von Schrauben sowie als Reserve ist äusserst nützlich. Ein Stubai-Felshammer mit einer Halbrohrklinge und einer Haue, versorgt in einem Express-Köcher, bietet eine ideale Kombination. Bei den Steigeisen ist darauf zu achten, dass die Frontzacken je nach Schuhmodell genügend hervorragen. Auf den ersten Blick scheinen Tourenschuhe ideal, da man die Wadenmuskulatur schont. Da man bei anspruchsvollen Eistouren aber ohnehin mehr in den Armen hängt, ist dieses Argument wenig stichhaltig. Dazu kommt, dass für eine optimale Fusstechnik bewegliche Fussgelenke unentbehrlich sind. Für solide Absicherungen sind Eisschrauben zu bevorzugen. Dabei ist es ein offenes Geheimnis, dass es für ( Black Diamond>-Eisschrauben keine Konkurrenz gibt. Für rasch anzubringende Zwischensicherungen in gutem Eis sind Schlagschrauben ebenfalls geeignet. Jedoch ist dann das Entfernen für den Nachsteiger zeitraubender. Um in heiklen Situationen nicht in die Klemme zu kommen, empfiehlt es sich zudem, einen Satz Friends, Klemmkeile, Haken und einige Bohrhaken mitzunehmen. Am wichtigsten dürfte es jedoch sein, stets genügend Verbandstoff griffbereit zu halten.

Bewertung Die angelsächsische Eis-Schwierigkeits-skala scheint neuerdings auch auf dem Festland Fuss zu fassen ( vgl. DIE ALPEN MB 3/93, S.100-101 ). Die real anzutreffenden Schwierigkeiten werden also vielfach mehr durch die Eisqualität als durch die Steilheit bestimmt.

Besondere Materie Eis Die Eisbildung ist von verschiedenen Faktoren wie Höhenlage, Wind, Wasserquelle und -führung sowie Temperatur abhängig. Je nachdem herrschen dann auch andere Verhältnisse. Bei der Temperatur ist meistens jene der vorangehenden Tage ausschlaggebender als die am betreffenden Tag selbst. Aus all diesen Gründen erfordert die Wahl des Zieles eine gewisse Erfahrung. Entsprechend schwierig ist es, die Materie Eis im voraus bezüglich ihrer Klettereignung einzuschätzen. Probieren geht deshalb - bis zu einem gewissen Punkt - über Studieren. Zusätzlich gilt es dann noch stets, die Lawinengefahr zu beachten, und zwar sowohl beim Aufstieg als auch beim Abstieg. Das Gefährlichste scheint mir allerdings nicht das Klettern selbst, sondern das Autofahren - dann nämlich, wenn man über das Lenkrad gebeugt durch die Gegend fährt und der Blick von den Eisfällen links und rechts der Strasse gefangen wird.

7Ch

I

Eisfälle im Berner Oberland Über Felswände niederstürzende Wasserkaskaden gibt es überall. Es genügt, eine Karte zu konsultieren, und schon ist man dabei. Führer über Eisfallklettereien gibt es -zumindest in der Schweiz - kaum, und wer nach einer Chronik sucht, tappt ebenso im Dunkeln.

Das interessanteste Gebiet findet sich wohl um Kandersteg, z.B. auf dem Weg zum Öschinensee, im höher gelegenen, leicht zugänglichen Gasterntal und natürlich die anspruchsvollen Eisfälle in der Breitwangflue östlich der Alp Undere Giesene bei Mitholz im Kandertal, unmittelbar vor dem letzten Anstieg nach Kandersteg.

Bei eisiger Kälte entstehen solche Eisgebilde auch im Lauterbrunnental. Doch ist dabei vor jenen Bächen zu warnen, die die Abwässer der darüberliegenden Ortschaften mit sich führen. Solche sind auf Grund ihrer Farbe allerdings gut erkennbar.

Bei kalten Bisenlagen bilden sich rasch grosse Eiskaskaden im Gebiet von Schattenhalb, den nord- bis nordostwärts gerichteten Berghängen südlich von Meiringen. Allerdings werden diese bei Föhneinbruch sofort unpraktikabel. Unterhalb der Geltenhütte sowie nordöstlich davon im Chüetungel, beide hinten im Lauenental ( südlich von Gstaad ), finden sich noch zwei weitere kleine Gebiete. Es gibt somit noch viel zu tun, packen wir 's an!

Crack Baby: Ein Dilemma in fünf Akten mit einem Happy End Wie kommt es, dass sich dieser Schönheit noch niemand zugewendet hat? Dies zeugt von der Ignoranz einer ganzen Gegend. Es ist kaum zu fassen. Da hängt ein Prunkstück von Eiszapfen! Dazu nicht einmal abgelegen und sogar von der Kantonsstrasse aus sichtbar. Wäre der Zustieg kompliziert und gefährlich, könnte man ja noch Milde walten lassen. Dies ist aber nicht der Fall. Eine einfache Materialseilbahn auf die Alp verkürzt den Anmarsch auf lächerliche 30 Minuten.

Vor zwei Jahren wurde ich auf die Eisfälle im Gebiet der Giesenen Alp oberhalb Mitholz im Kandertal aufmerksam. Der sanfte Nordabhang des Zallershorn ( 2743,4 m ) wird durch ein abruptes Felsband, die Breitwangflue, von eher minderwertiger Gesteinsqualität unterbrochen. Die darüberliegenden Hänge sind der Sonne ausgesetzt und bilden Schmelzwasser, das an der senkrechten, schattigen Partie zu zwei wilden, dreihundertfünfzig Meter hohen Strukturen erstarrt. Die Begehung dieser verlockenden Eiskaskaden ist mit einer langen und leidenschaftlichen Geschichte verbunden.

Erster Akt: Das Erwachen Mit Michal Pitelka startete ich im Winter 1991 zu einem ersten Ausflug am ( Betablock Super>, wie wir den linken der zwei Eisfälle benannt haben. Mir schwebt natürlich eine Begehung in gutem Stil vor. Nach drei Seillängen, darunter einer steilen, sind wir allerdings total ausgelaugt. Der Anblick der zerfressenen Säule, die sich über unseren Köpfen auftürmt, veranlasst uns, noch schneller das Weite zu suchen. Dann ein explodierter 187 Xaver Bongard beim Setzen einer Sicherungsschraube aus der Kletterstellung, d.h. ohne vorheriges Fixieren am Eispickel ( nur dann gilt ein Durchstieg als Rotpunktbegehung ) Kocher, als Resultat eine mehrfach gebrochene Hand, und meine Saison fand ein unverhofft frühzeitiges Ende.

Zweiter Akt: Eine ernstzunehmende Attacke Für 1992 habe ich in fetter Schrift in mein Pflichtenheft eingetragen. Darauf verbringe ich drei Wochenenden in Begleitung verschiedener Partner auf der Alp. Bei einem ersten Versuch an Crack Baby gelangen wir auf halbe Höhe. Doch als mein Kumpel, Vincent Banderet, die Schlüsselstelle sieht, ist es ihm nicht mehr geheuer. Nach langem Zureden lässt er mich schliesslich trotzdem losziehen. Nach zehn Metern in senkrechtem Eis gerate ich in eine überhängende Sackgasse. Mit einer sicheren Schraube unter dem Hintern quere ich zaghaft an einem Zapfen, der auf halber Distanz zwischen mir und dem Balkon, auf dem Vincent steht, endet. Behutsam streichle ich die vibrierende Eissäule mit den Steigeisen, bei jedem Schlag bereit, mit ihr abzubrechen. Nun wird es wässerig, doch der Ausstieg ist sozusagen in Griffweite. Meine Arme sind aber dermassen verkrampft, dass ich nicht einmal mehr in der Lage bin, mich mit Hilfe einer Schlinge am Pickel zu fixieren. Mit knapper Not entgehe ich einem Sturz, indem ich an den vorgeschlagenen Löchern bis zur rettenden Sicherung zurücksteige.Vincent hält mich für total übergeschnappt. Zu erwähnen ist, dass mir am Vortag eine 30 m hohe Eissäule um ein Haar in die Arme gefallen wäre, nachdem mein erster Schlag einen Querspalt durch die vier Meter breite Säule riss und gleichzeitig eine fühlbare Erschütterung durch ihren ganzen Sockel ging.

Dritter Akt: Stagnation Mit Alex Bongard gelange ich eine Woche später bis zur selben Stelle. In der Schlüsselpassage steckt noch die Schraube von meinem letzten Versuch, was mir erlaubt, einige Kraft zu sparen. Diesmal gehe ich entschlossener ans Werk, und endlich gelingt mir der Ausstieg. Doch mein Begleiter verspürt leider nicht die geringste Lust, mir auf diesem Eierlauf zu folgen. Was bleibt mir somit anderes übrig, als verärgert abzuseilen?

Vierter Akt: Der Mit einem neuen Opfer bin ich eine Woche später wieder zur Stelle. Mittlerweile hat sich mein Vorhaben schon herumgesprochen, weshalb es immer schwieriger wird, jemanden dafür zu motivieren. So hänge ich an Stand vier, gesichert von einer zu 50% zuverlässigen und einer guten Schraube. Mein Partner macht sich an der nächsten 70° steilen Seillänge zu schaffen. Nach fünf Metern entschliesst er sich, eine Sicherung zu setzen. Irgendwie steht er dabei komisch auf seinen Eisen. Ich schaue kurz weg, und schon zischt mir das Seil durch die Finger, er Xaver Bongard anlässlich der ersten freien Begehung des Eisfalles Rübezahl ( Kandersteg, BO ) fällt in rasender Fahrt an mir vorbei. Dank meiner dynamischen Sicherung gibt es noch zusätzlich einige Meter Durchlauf. Dafür hat der Stand gehalten. Man wird es nicht glauben, aber ausser einer Prellung an der Schulter ist er wohlauf. Doch der Fall ist klar: Abstieg.

Fünfter Akt: Daran hat niemand mehr geglaubt Wie jedes Jahr kommt der Winter zwar immer, nicht jedoch Frau Holle. Es ist Mitte Februar, und ich habe schon alle Hoffnung aufgegeben. Das Trainieren am Gletscher in der Hoffnung auf kältere Zeiten ist mir ebenfalls schon lange vergangen. Ich bin am Boden zerstört und einer Depression nahe. An südexponierten Felsen wird bereits in T-Shirts geklettert.

Infolge eines totalen -Mankos fahre ich an einem freien Tag durch die Gegend: Entweder muss es heute ein Base-Jump oder ein Wasserfall sein. Und siehe da, ich traue meinen Augen kaum: Weiss, und nicht etwa schwarz und damit wasser-unterlaufen, schimmert das Eis herunter. Mit einer Hektik ohnegleichen stürze ich mich in die nächste Telefonkabine und suche verzweifelt nach einem Seilpartner. Nach einigen vergeblichen Anrufen rettet mich Michael Gruber aus diesem Dilemma. Begleitet von meiner Freundin Annabelle Crivelli und Thomas Ulrich, der das ganze Unternehmen mit dem Fotoapparat festhalten will, übernachten wir auf der Alp. Die Nacht ist jedoch alles andere als kalt, der Boden kaum gefroren. Was tun wir eigentlich hier oben? Die Situation scheint wieder einmal aussichtslos.

Bei Tagesanbruch sind wir dann doch zur Stelle, so nach dem Motto: ( Besser nachschauen, wenn wir schon mal da sind, als später das Nachsehen haben ). Wie immer reicht das Eis in den ersten Seillängen nur knapp zum Klettern, und ein dünner, nur drei Meter langer Verbindungszahn scheint erneut dem Zusammenbruch nahe. Zügig gelangen wir jedoch zur kritischen Stelle, die dieses Jahr einfacher aussieht. Anstelle des Daches finden sich einige Schuppen, die einfacher zu bewältigen sind. Ein akrobatischer ( Kneehook ) ist angebracht. Die Verhältnisse sind erstaunlicherweise ideal. Die Wärme hat dem Eis die Kanten verschmolzen, und die Temperatur ist angenehm. Trotzdem fliesst noch kein Wasser. Dazu kommt ein brandneues Set ( Black Diamond>-Eisschrauben, mit denen das Setzen von Zwischensicherungen zum Traum wird. Die nachfolgende ( Zigarre ) ist nicht so freistehend wie es von weitem den Anschein macht. Zweimal Gesamtansicht des Eisfalles Rübezahl im Abstand von fünf Metern kann ich mich dahinter verkriechen und dazu noch an den Felsen spreizen, bis ich mich definitiv engagieren muss. Die zehn folgenden Meter zerren schliesslich doch noch anständig an meinem Trizeps. Von nun an befinden wir uns auf der breiten, wohlgeformten Eiszunge. Allerdings entgehe ich nur knapp einem Zehnmetersturz, als mir eine Schuppe unter den Fussen wegbricht. Die Eindrücke beim Klettern an diesem im Nichts endenden Schlauch sind gewaltig. Glücklicherweise holt uns erst hier der Nieselregen ein. Die letzten hundert Meter sind nur mehr eine Frage des Durchhaltens. Ich freue mich irrsinnig. Nach all den Jahren voll Anstrengung und Misserfolgen haben wir es endlich geschafft. Zudem habe ich die Begehung ohne Ruhepunkte durchgezogen, womit ich bei einer derart schlechten Vorbereitung nicht habe rechnen können.

Tömi, unser Hoffotograf, stattet uns von oben noch einen Besuch ab. Nach elf Stunden stehen Michi und ich auf den sanften, im Abendrot gebadeten Ausstiegshängen - ein gebührender Abschluss für ein Abenteuer dieser Art.

Feedback