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Reisewinke für Reiselustige von einem Wanderfreunde

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Zürich 1895. Preis Fr. 1. 50. Th. Schröter.

Aus Mangel an Raum habe ich die alpine Bibliographie im Jahrbuch unterdrücken müssen; aus dem gleichen Grunde muß ich mich für die touristische Litteratur auf die „ Pflichtrecensionen " beschränken. Von der Feuilletonlitteratur alpinen Charakters kann ich vollends nicht Notiz nehmen. Und das ist manchmal schade. Artikel, wie der im „ Daily Graphic " vom 3. September 1895, wo ein Korrespondent aus Grindelwald die Schauermäre von zwei Berner Studenten erzählt, die sich führerlos in der Gegend der Berglihütte herumtrieben, um das Finsteraarhorn zu ersteigen, von Führern verschiedenemal gerettet wurden und schließlich, wie man vermutet, nach Lauterbrunnen abstiegen, und der dazu gehörende Holzschnitt „ der Gletscher, auf welchem Hügli und Bieli zuletzt gesehen wurden ", verdienten tiefer gehängt zu werden. Ebenso erbaulich ist die Leichtgläubigkeit eines großen Pariser Journals, das sich von Em. Arène die Geschichte erzählen läßt, wie ein korsischer Führer sich am Monte d' Oro in einen unschädlichen Abgrund rollen läßt und nach Hause schleicht, um bei seiner Gicht die Besteigung nicht mitmachen zu müssen, worauf die beiden Touristen, natürlich Engländer, nach Foce di Vizzavona zurückkehren, einen Bericht an „ Standard " und „ Times " telegraphieren und vor ihrer Abreise für die Hinterlassenen des für tot gehaltenen Führers eine Pension stiften.

So fröhlich sind nicht einmal die „ Volks- und Landschaftsbilder aus Tirol ", die unter obigem Wegweisertitel von dem bekannten Redaktor der „ Ostschweiz " herausgekommen sind, aber sie sind viel wahrhaftiger. Im ganzen haben sie mir gut gefallen. Die Meinung, etwa einmal sehr katholisch, ist immer unverblümt gesagt und in flottem Stil. Wohlthuend wirkt die Unbefangenheit, mit welcher die fremde Eigenart geprüft und mit der schweizerischen verglichen wird; angenehm auch die Vorliebe des Verfassers für einfache Menschen und natürliche Verhältnisse. Die berührten Punkte sind Arlberg, Innsbruck, Sterzing, Klausen, Grödner thal, Bozen und Meran. Clubistisches wird also der Leser wenig genug finden, kulturhistorisch Interessantes aber viel und manche treffende Bemerkung über Fremdenindustrie.

Bedeutend weniger originell sind die Reisewinke für Reiselustige. Es ist eigentlich nicht viel mehr als eine Vermehrung, oder soll ich sagen Verdünnung, der bekannten Rezepte in der Einleitung von Tschudis Tourist. Wohlverstanden, ich meine nicht, daß der Wanderfreund ein Plagiator sei; er giebt sehr viel Eigenes zur Begründung seiner Theorien und nennt ein weites Wandergebiet sein eigen, aber es werden doch hier mit viel Kraftaufwand viel offene Thüren eingestoßen, und auch der Humor hat oft etwas Erzwungenes. Für nicht raffinierte Leser immerhin ein ganz brauchbares Buch. Alpin sind daran die Rucksäcke der zwei Figuren des Umschlags, sonst nichts, was nicht wunder nimmt, wenn man das Grausen des Wanderfreunds vor dem Leiterweg bei Bad Leuk liest.Redaktion.

Jahrbuch des Schweizer Alpenclub. 31. Jahrg.

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