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Salbitschyn

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Der südliche Eckpfeiler der Fleckistock-Kühplankenstockkette, der im östlichen Winkel der Voralp- und Göschenerreuss aufstrebt, ist ein Berg von jähem, herrlichem Aufbau. Die Gesteine und Formen der Aiguilles von Chamonix wiederholen sich. Dem Auge lotrecht erscheinende Plattengebilde steilen in riesigem Ausmasse, bilden wilde Grate, Türme und spitze Nadeln.

Unbeobachtet, wenig bekannt ist selbst in unserer Zeit des gesteigerten Erkennens der Schönheit dämonischer Felsgebilde diese granitene Gestalt geblieben. Bescheiden hält sich der Berg wenige Meter unter den Dreitausendern, 2989 m. Erst dem sehenden Auge zeigen sich die Jähe des Aufschwunges, die Grosse, der furchtbare Sturz der glatten Plattenwände, wildschöne, phantastische Grate. Mehr als 1000 m tief, lotrecht zu Füssen, braust die Voralpreuss. Jenseits, höher als der Standort, recken sich schimmernde Schneeberge, die Sustenhörner- und Dammakette, ein herrlicher Anblick. Südwärts grenzt das Göschenertal bis zum Dörfchen Göschenen, das scheinbar nahe und doch an die 2000 m tiefer heraufschaut. Überall nur Tiefe, der Aufbau des Berges selbst tritt zurück, stört nicht das unbegrenzte Sehen. Einzig nordwärts hält er die Verbindung aufrecht, eine Blockwand fusst auf dem hochgebetteten Salbitgletscherchen.

Die Grate und Wände hüten ihre Geheimnisse. Gemsen spuren die jähen Bänder, Adler horsten in den Türmen des Westgrates. Einheimische Jäger stiegen wohl seit alten Zeiten um den Fuss der plattigen Mauern, kletterten die schwer gangbaren Bänder der Westflanke. Als erster Turist betrat E. Huber mit Jos. M. Gamma im Jahre 1889 die Spitze.Von der Salbitalp aus stieg er durch eine breite Schnee- und Schuttrunse zum Gletscherchen und über die nördliche Blockwand zum Gipfel. Val. A. Fynn und Pierre Goudet gewannen 1893 das Salbitgletscherchen von Westen. Die Partie Bryn wich 1908 von diesem scheinbar einzigen Zugang ab und erzwang sich in gerader Linie einen Aufstieg durch die glatte südöstliche Plattenwand. Zehn Jahre später gelang Oskar Hug und Marcel Kurz die Überschreitung des Südgrates von Osten und die Erkletterung der Südwestwand. Durch all diese Fahrten waren einerseits die einfachsten und leichtesten Zugänge gefunden, anderseits die jäh südöstliche Plattenmauer bezwungen und in der Hug-Kurzroute ein prächtiger Südaufstieg gegeben. Aber immer noch barg der Berg Rätselhaftes. Der östliche Grat, ein natürlicher Zugang, steinsicherer als der Brynweg, war unbegangen, der Südgrat mit seinen wilden Zacken unerforscht, unbekannt die Basis der Südwestwand und ihre Zuwege. Die furchtbaren Türme des Westgrates, die sich von der Voralphütte so kühn erschauen, die glatte Flucht des nordöstlichen Winkels, ja selbst der kurze Nordgrat: sie alle waren unbetreten. Granitene Plattengebilde, wie wir sie in den Zentralalpen nirgends mehr finden.

Als junger Bergsteiger hatte ich den Gipfel betreten. Betäubt, fast benommen von dem Niederblick, war der Eindruck ein unvergesslicher. Träumend schaute ich immer wieder jene Grate und Mauern. Heisses Wünschen trug ich in mir nach jener blaudämmernden Tiefe. Mehr als einmal bin ich wieder hinaufgewandert durch die leichte Ostrinne und von Westen vom Voralptale aus. Selbst in die westliche Wand stieg ich ein und drang bis zum Plateau des südwestlichen Winkels vor. Langsam aber nur reifte die Tat, entsprechend meinem Naturell, das zurückschreckte und doch wieder drängte, zähe das Ziel verfolgte. Umsonst hatte ich mich bemüht, den Südgrat von Westen zu erreichen. Erst drei Wochen, nachdem Hug und Kurz durch die Südwestwand zum Gipfel vorgedrungen waren, gelangte ich ohne genauere Kenntnis ihres Anstieges auf dem gleichen Wege zur Spitze. Ein Jahr später fielen der Ostgrat und das kurze Verbindungsstück vom Plateau der Westwand zur südwestlichen Flanke. In der Folge wurde nach längerem Ringen das unterste und oberste Drittel des Südgrates bezwungen, während der kurze Nordgrat wenig schwere Arbeit bot.

Hart mühte der erste Turm im Westsüdwestgrat. Den längsten und schwersten Kampf forderte die Erzwingung des zweiten Salbitturmes, der Riesenplatte des Westsüdwestgrates. Bei diesen Versuchen wurde auch der nordwestliche Winkel erschlossen. Noch zwei Probleme harren der Lösung: die Begehung des Süd- und des Westsüdwestgrates in ihrer ganzen Länge. Nach meiner Erfahrung dürfte die Bezwingung des Westsüdwestgrates ausgeschlossen sein und die des Südgrates höchstens für den Abstieg in Frage kommen.

Die Kartenzeichnung Blatt Andermatt und Wassen ist ungenau. Dem Gipfel 2989 m entspringen vier Grate: ein Nord-, Ost-, Süd- und Westsüdwestgrat. Der Nordgrat ist kurz, er senkt sich vom Gipfel gegen 30 m tief zur nördlichen Gipfelscharte, erhebt sich jenseits in plattig gestufter Schneide ( zweiter Gendarm ). Über einer zweiten Scharte steilt sich der erste Gendarm, der bastionartig in zwei Stufen zur südlichen Voralplücke auf das Gletscherchen niederbricht. Jenseits einer wenig hohen Felserhebung folgt ein weiterer Sattel ( die nördliche Voralplücke ), von diesem steigt der Grat wieder an und vereinigt sich rechtwinklig mit der vom Meiggelenstock ostwärts herüberstreichenden Mauer.

Der Ostgrat verläuft vom Gipfel weg ziemlich weit fast horizontal, weist aber auch auf dieser Strecke kurze glatte Plattenabbrüche auf. Vom Ende dieses wenig absinkenden Stückes zweigt nördlich eine sekundäre Rippe ab, die parallel dem Hauptgrate bis zum Fusse des Berges absinkt. Der Ostgrat selbst bricht über einem Turm an die 20 m tief zu einer Scharte ab ( östliche Gipfelscharte ). Jenseits steilt er senkrecht 15 m hoch zu einem zweiten Turme, der östlich in eine jäh abfallende Plattenschneide übergeht. Dieser ist im untersten Teil ein ganz phantastischer Zahn aufgesetzt. Unterhalb des Zahnes senkt sich der Grat über eine glatte Bastion zu einem kurzen schmalen horizontalen Stücke ( Schulter ), um dann in einer Flucht plattig zum Fusspunkte 2330 m abzubrechen ( Bollwerk des Ostgrates ).

Der Südgrat zweigt nicht direkt vom Gipfel, sondern 40—50 m östlich der Spitze, von der horizontalen Partie des Ostgrates ab. An die 100 m stürzt er sehr steil zur südlichen Gipfelscharte, 2880 m, hinunter. Über einem Felsblock erhebt er sich zu einem 30 m hohen Gendarm, der zwei kleine Spitzen aufweist ( Zwillingsturm ). Auf diesen folgt ein glatter Plattenturm, der südlich 30 m zu einem fingerartigen Zahn absinkt. Der Zahn selbst bricht 25 m tief zu einer ganz kurzen horizontalen Schulter nieder. Von dieser stürzt der Grat in zwei senkrechten je über 40 m hohen Abbruchen hinunter ( Mittelstück des Südgrates ) und erreicht in einer weniger jähen Plattenschneide die ausgeprägte Scharte 2710 ( Hug-Kurzscharte ). Jenseits erhebt sich lotrecht und glatt der unterste und markanteste Gendarm des Südgrates, der Salbitzahn, 2731 m. Dieser fällt südlich zur kaum angedeuteten Lücke 2585 ab, von der sich südwärts fast horizontal ein ringsum plattenumgürteter Gras- und Felskamm hinauszieht ( Bollwerk des Südgrates ).

Der Westsüdwestgrat beginnt mit dem 10 m hohen Gipfelzahn, der westlich 20 m tiefer fusst. Zwei mächtige horizontale Schneiden, die aber senkrecht und glatt abbrechen, setzen den Grat fort. Dann folgen unsagbar wilde Plattenzähne. Ein untergeordneter Plattengipfel ( östlicher Vorgipfel des grossen Turmes ) reiht sich an. Westlich von diesem durch eine Scharte geschieden, trotzt an die 50 m hoch in spiegelglatter senkrechter Mauer der grosse Gendarm des Westgrates, der Salbitturm II, ca. 2800 m. Dieser bricht lotrecht zu einer letzten Bastion ab, dem Salbitturm I, ca. 2640 m, der in jähen Wänden der basalen Westwand bei 2250 m entragt.

Diese Grate bedingen die Gliederung des Berges. Nördlich senkt sich vom Gipfel und vom horizontalen Stücke des Ostgrates die wenig hohe blockige Nordwand. Sie fusst auf dem Salbitgletscherchen, das, selbst hoch gebettet, von dem Nordgrate und dem Meiggelenstockkamme eingerahmt, ostwärts absinkt. Eine breite etwas gewundene Schutt- und Schneerunse ( Ost ), die nördlich von der Meiggelenstockmauer, südlich von der sekundären Ostrippe flankiert wird, führt vom Gletscherchen zu den Schuttfeldern des nordöstlichen Winkels oberhalb der Salbitalp hinab. Eine weitere sehr steile Schnee- und Plattenrinne zieht sich südlich des Ostcouloirs, aus der Wand und nicht mehr dem Gletscherchen entspringend, zwischen dem Ostgrat und der Sekundärrippe hinunter. Noch weiter südlich steigt in den Winkel zwischen dem Süd- und dem Ostgrate eine Geröll- und Firnbucht zum Fusse der Südostwand an, ca. 2500 m. Die Südostwand selbst baut sich in fürchterlichen Platten auf. Im oberen Teile weist sie zwei wenig ausgeprägte Rinnen auf, von denen die eine zum Vereinigungspunkt von Süd- und Ostgrat hinaufzieht, die andere gegen die Gipfelscharte des Südgrates emporstrebt. Der Südgrat zeigt eine einheitliche Plattenpanzerung.

Nur von seiner untersten Lücke, 2585 m, durchbricht eine steile, in ihrer Mitte einen tunnelartigen Durchschlupf aufweisende Graskehle ( Tunnelcouloir ) den Felsgürtel des Bollwerkes.

Auf der Voralpseite scheidet der Westsüdwestgrat die oberen Partien in einen südwestlichen und nordwestlichen Winkel. Basai richtet sich die einheitliche, mächtige Westwand auf. Südlich ist sie abgegrenzt durch die Graskehle, die zur Hiltislauelücke ansteigt ( Hiltislauecouloirnördlich durch die breite, schuttige Hornfellirunse ( Spicher-Ribbi der Einheimischen ), die mit einer gewaltigen Trümmerhalde am Hornfelli ansetzt und ziemlich tief eingeschnitten ungefähr in einer Höhe von 2300 m endet. Eine Felsbastion springt hier vor. Nördlich dieser führt eine Runse und Plattenverschneidung zu dem Voralpcouloir, das in Fortsetzung der Hornfellirinne aufwärts zieht, einen Ast in den nordwestlichen Winkel entsendet und sich zum Schlüsse teilt und die beiden Voralplücken des Nordgrates gewinnt. Südlich der Bastion bildet das Hornfellicouloir noch einen wenig hohen spitzen Geröllwinkel, der an glatten Wänden endigt. Einzig vom südlichen Rande dieser Bucht aus führt, fast horizontal etwas auf- und absteigend, eine ca. 50 m breite, sehr steile Bänderung ( Voralppfad ) zum Fusse des Westsüdwestgrates und etwas absinkend um diesen herum zu einer grossen Gras-und Geröllterrasse an der Westwand. Die Terrasse endet ihrerseits südlich an einer schluchtartigen Rinne ( Mittwaldcouloir, « enge Kehle » der Einheimischen ). Diese Rinne, die von Mittwald hinaufzieht und die Lücke 2585 des Südgrates erreicht, spaltet den bis zum Hiltislauecouloir verbleibenden Teil von der einheitlichen Westwand förmlich ab. Jenseits der unüberschreitbaren Schlucht streicht ein breites Grasband wagrecht zur Hiltislauelücke hinüber.

Die obere Partie der Westflanke ist durch den Westsüdwestgrat in eine Nordwest- und Südwestwand geschieden. In der Nordwestwand finden sich zwei Sekundärrippen, eine kurze, die vom ersten Gendarm und eine längere, die vom zweiten Gendarm des Nordgrates hinabstürzt. Zwischen den beiden Sekundärrippen schiebt sich in Abzweigung vom Voralpcouloir eine meist schneeerfüllte Rinne ein, die sich aber bald in der vom ersten Gendarm des Nordgrates abfallenden jähen Wand verliert. Eine weitere enorm steile und schmale Plattenrinne zieht sich, über einer glatten Felsstufe beginnend, vom Westsüdwestgrat und der zweiten Sekundärrippe begrenzt, zur nördlichen Gipfelscharte empor. Die Südwestwand ist durch die grosse Terrasse charakterisiert. Von diesem Plateau aus steigen felsdurchsetzte Grashänge längs des Westsüdwestgrates zu einem Winkel an. Ein Firnhang schmiegt sich von diesem aus über einem auf dem Plateau fussenden Felsnollen an die Basis eines 30 — 50 m hohen Plattengürtels. Über diesem trennenden Felsgürtel streicht ein grasdurchsetztes Felsband bis unterhalb der Scharte 2710 des Südgrates hinaus. Vom nördlichen Ende dieses Bandes steigt eine von wenig ausgeprägten Sekundärrippen flankierte, plattige Rinne zur südlichen Gipfelscharte des Südgrates an. Die eigentliche Gipfelwand ist rein südlich orientiert. Der Westsüdwestgrat bricht überall in Riesenplatten ab.

1. Durch die Ostrinne auf das Salbitgletscherchen und über die Nordwand zum Gipfel.

E. Huber und Jos. M. Gamma 1889.

Von der bereits 1100 m hoch gelegenen Station Göschenen aus folgen wir dem Göscheneralpwege bis zum Dörfchen Abfrutt. Ein anfangs wenig ausgeprägtes Weglein zweigt bei der ersten zusammenhängenden Häusergruppe nördlich ab. Der schmale Pfad windet sich am östlichen Ufer des vom Nordhang abfliessenden Baches über eine steile Grashalde aufwärts, um dann durch jähen Bergwald westlich ansteigend den Wiesenplan vom Regliberg zu erreichen ( 1664 m, l½ Stunden ). Herrlich ist das kleine Wohnhaus mit dem angelehnten Heugaden gelegen auf einer Wiese im Bergwald. Der Blick eilt hinunter ins Göschenertal, hebt sich zur schimmernden Dammakette, wendet sich und entdeckt über den emporstrebenden Steilhängen die Plattengestalt des Salbitschyn.

Vom Regliberg führt ein wenig deutlicher Pfad durch den Bergwald westwärts empor, quert oberhalb des Waldes ein dünnes Bächlein und steigt neben einem zweiten kleinen Wasserlauf zum Salbitseelein an. Der einsame kleine Bergsee ist heute fast verschwunden. Die kleine Mulde wird gequert und jenseits steigt man wieder auf Wegspuren über mit Alpenrosen und Heidelbeersträuchern bedeckte jähe Hänge. Zum Schlüsse verläuft der Pfad fast horizontal und erreicht über einen niedern Kamm die Salbitalp, auf der sich die Mauerreste einer verfallenen Hütte befinden ( l1/4 Stunde ). Wild droht die Plattenmauer des Salbitschyn herab. Wegspuren leiten von der Alp über einen Grashang zu einer Geröllfläche empor, queren diese gegen den Meiggelenstock zu und führen längs dessen Südflanke auf Geröll und Gras zum Fusse plattiger Felsen, über die im Sommer ein Wässerlein rinnt ( 40 Minuten ). Hier rastet es sich prächtig beim hereinbrechenden Morgen — ein idealer Frühstückplatz. Unmittelbar vor dem Auge springt die jähe Ostflanke des Salbitschyn auf, zeigt sich der formenschöne Südgrat. Goldenes Sonnenlicht rötet die Türme der Grate, der werdende Tag zeichnet immer heller die erschreckende Plattenpanzerung der Wände.Vom Rastplatz aus ziehen steile Blockhalden zum Fusse der vom Salbitschyn herabsteigenden Ostrinne. Pfadspuren führen dem die Trümmerhalde nördlich flankierenden Grashange entlang fast bis zum Einstieg ( 20 Minuten ). Am südlichen Rande des Couloirs findet man undeutliche Trittspuren, die über Geschröff und steilen Schutt aufwärts steigen, einen rutschigen Einschnitt gegen die Rinne hin überschreiten, längs welcher gutgestufter Fels zu einer Ecke emporleitet. Von dieser führen die Wegspuren am Rande des hier etwas abgebogenen Couloirs der Felswand entlang zum Gletscherchen. Im Vorsommer sind Geröllhalde und Rinne schneebedeckt, und man steigt dann direkt im Couloir an. Das Salbitgletscherchen ist ziemlich steil, weist nur wenige schmale Spalten auf, einzig gegen die Felsen der Nordwand zu erscheint gelegentlich ein ausgesprochener Schrund. Am besten geht man in leicht nördlichem Bogen zur Höhe des Gletscherchens, hält dann etwas vor Erreichen der Voralplücke südlich und steigt gerade unter dem Gipfel in die Nordwand ein. Über die unschweren, losen, steilen Felsen geht es leicht östlich bis hart unter den Grat, dann turnt man westwärts über eine kurze Steilstufe auf ein Blockband, das in wenigen Schritten zu einer Spalte führt. Durch die enge Spalte kriechend oder nicht ganz leicht ihren linken Rand überkletternd, gewinnt man den Gipfel ( 1 1/4 Stunde ). Falls das Gletscherchen, was aber nur äusserst selten der Fall sein wird, vollständig aper ist, kann man, um sich Stufenarbeit zu ersparen, vom Ende des Couloirs direkt in die Wand einsteigen und diese ziemlich schwer südwestlich aufwärts gegen den Gipfel zu durchklettern ( 4—5 Stunden vom Regliberg aus ). Der Gipfel ist wirklich eigenartig. Eine Riesenplatte des Westgrates überhöht ihn in Form eines glatten 10 m hohen Zahnes. Im übrigen ist das Gipfelplätzchen von grossen Blöcken eingerahmt. Furchterregend ist der Niederblick über die glatten Wände und scharfen Grate. Unbeschreiblich schön leuchtet, den Standort bedeutend überragend, die Sustenhörner- und Dammakette. Stundenlang mag man auf der ausgesetzten Warte weilen, die Zeit drängt nicht, denn nur kurz ist der Abstieg nach Göschenen. Bei reichlichem Schnee im Frühjahr bringt eine einzige Abfahrt uns in wenigen Minuten zur Salbitalp hinunter, dann ist die Bahnstation leicht in 2 Stunden zu erreichen. Aber auch im Hochsommer wird der Abstieg kaum mehr als 3—3½ Stunden erfordern. Am lohnendsten ist die Besteigung des Salbitschyn im Frühsommer. Der beschriebene Aufstieg, der von der Bahnstation Göschenen aus nur 6—7 Stunden benötigt, ist bei normalen Verhältnissen unschwer.

Wie viele Stunden stand ich auf der herrlichen Warte, am frühen Morgen, spät am Abend, ja selbst in der Nacht. Mein Kamerad Aug. Müller und ich haben uns ein Plätzchen hart unter dem Gipfelgrate ausgebaut. « Müllers Stube » nennen es scherzweise die Clubgenossen. Und ich erinnere mich, dass mein Freund und ich bei Nordweststurm abends zum Gipfel emporstiegen, denn wir wollten am andern Tage den Südgrat angreifen. Der Wind pfiff und trieb Nebelschwaden, eisige Kälte fasste uns während des letzten Anstieges, drang durch die Kleider, erstarrte Hände und Füsse. In unserer sogenannten Stube krochen wir in den Mosetticsack. Geschützt brachten wir in einem gewissen Heimatsgefühle geborgen halb schlafend die Nacht zu. Von Zeit zu Zeit jagte uns der Wind, wie wir glaubten, Staub ins Gesicht — und am Morgen sahen wir erst, dass es die ganze Nacht geschneit hatte, wir fusshoch mit Schnee bedeckt waren. Und doch hatten wir in unserer Stube droben am Gipfel gut genächtigt.

2. Durch die westlichen Rinnen zum Salbitgletscherchen und über die Nordwand zum Gipfel.

Val. Fynn und Pierre Goudet 1893.

Der eine Art Höhle bildende Steinblock, die offene Hütte Mittwald am Voralpwege, ist der Ausgangspunkt. Von Göschenen aus wird diese dürftige Unterkunft in 21/4 Stunden erreicht. Der überwölbte Block bietet ein romantisches Lager. Unmittelbar an der Voralpreuss gelegen in dem wilden Tale, das östlich von der jähen Wand des Salbitschyn, jenseits der Reuss von den steilen Gras- und Felshängen der Sustenkette begrenzt wird, ist diese Hütte eigenartig.

Von der Höhle aus folgt man noch einige Minuten dem Voralppfad, bis er durch lichtes Gebüsch zum Hornfelli ansteigt. Hier biegt man direkt östlich ab, findet Wegspuren, die zuerst eben verlaufen, dann zum Fusse der Wand des Salbitschyn ansteigen und dieser entlang nordwärts zum Einstiege der Hornfellirinne führen. Über unangenehme Blöcke geht es aufwärts zur Mündung des breiten Couloirs. Schräg ansteigend quert man zum nördlichen Rande, folgt ihm längere Zeit, um dann wieder über Blöcke und Moränenschutt zur südlichen Begrenzung hinüberzuhalten. Hier führen Trittspuren am Fusse der jähen Wand entlang steil aufwärts. Eine Felsstufe weist eine schmale Höhle auf ( 2 Stunden ob Mittwald ), die sich als Biwakplatz eignet ( Ausgangspunkt für Klettereien am Westgrat ). Die Höhle wird rechts überklettert. Dann folgt man etwa 100 m der Wand entlang und steigt nun im Couloir über Moränenschutt zum Fusse der vorgeschobenen Felsbastion, dem Ende der Hornfellirinne ( 30 Minuten ). Nördlich und neben dieser Bastion führt ein Schuttstreifen zu einer kurzen Plattenverschneidung. Unschwer wird diese erklettert, und damit steht man auf der Höhe des breiten Gras- und Schuttbandes der sogenannten Flüh ( Zugang von der Voralphütte aus ). Eine steile schmale Rinne, das Voralpcouloir des Salbitschyn, steigt gerade aufwärts, biegt dann leicht südlich ab, um bald wieder östlich hinan zu führen. Eine sekundäre Rippe schnürt einen ersten Ast ab, der sich rasch in der Nordwestwand verliert. Die Hauptrinne klettert noch höher empor, spaltet sich dann selbst. Der zur südlichen Voralplücke ragende Ast ist besser gangbar. Ein mühsamer Riss, kurz unterhalb des Ausstieges, kann umgangen werden. Von der Voralplücke aus quert man das Gletscherchen und steigt in der Fallirne des Gipfels über die Nordwand zur Spitze ( 2 ½ Stunden vom Ende der Hornfellirinne, 5 ½ Stunden von der Hütte Mittwald ).

Dieser westliche Aufstieg ist nur bei Schnee im Frühsommer zu empfehlen. Unter günstigen Umständen hat man dann eine einzige, an die 1000 m hohe jähe Firnrinne vor sich. Zufolge der westlichen Lage ist der Schnee meistens hart. Der sehr steile Anstieg wird dann am besten mit Steigeisen durchgeführt.

Bei der Erkletterung der Türme des Westgrates muss als Zugang ebenfalls das Hornfellicouloir benutzt werden. Da aber die Türme nur bei apern Felsen ersteigbar sind, wird man zu dieser Zeit auch die Rinne schneefrei finden und sie daher auf der geschilderten Route begehen müssen. Sie ist dann mühsam und steinschlägig ( Gemsen ).

2 a. Variante Nordgrat.

Hugo und August Müller 1923.

Von der südlichen Voralplücke aus kann man mit Vermeidung des Gletscherchens über den Nordgrat ansteigen. Über eine wenig geneigte, trittige Plattenstelle gewinnt man einen ersten Abbruch. Nahe seiner östlichen Kante findet man zwei Kamine, das äussere und kürzere wird benützt. Es führt ca. 8 m hoch auf einen kleinen Absatz, von dem eine seichte, etwas griffarme Rinne wenige Meter zu einem senkrechten Wändchen über der Mündung des längern Risses ansteigt. Das Mäuerchen wird mittels weit auseinanderliegender Griffe erklettert. Eine wenig steile Plattenpartie leitet zu einem zweiten Abbruch. An seiner westlichen Begrenzung ermöglicht ein gewundener kurzer Riss die Gewinnung eines schmalen, zwei Schritte langen Bändchens in der Westflanke des Abbruches. An grossen Griffen turnt man über das überhangende, 5 m hohe Wändchen hinauf und steht damit auf dem Gipfel des ersten Gendarms. Äusserst luftig ist der Niederblick über die Nordwestwand. Einen ungewöhnlichen Eindruck erweckt der Anblick des wilden Westsüdwestgrates, besonders seines grossen Gendarms, des Salbitturms II. Eine Kluft führt mit etwas Stemmarbeit in die Scharte zum Fusse des zweiten Gendarms hinab ( 15 m ). Dieser selbst wird unschwer, zuerst westwärts bis unter die Spitze, dann direkt hinauf erstiegen. Nun längs der klein- aber guttrittigen Plattenschneide hinab in die nördliche Gipfelscharte.Von dieser nach Überwindung oder Umgehung einer kurzen Felspartie ohne Schwierigkeit auf den Gipfel des Salbitschyn ( 1 Stunde von der Voralplücke ).

Der kurze Nordgrat bietet prächtige, meist nicht über mittelschwere, recht ausgesetzte Kletterei in fast durchwegs gutem Gestein. Dankbar ist diese kürzeste und leichteste Kletterfahrt am Salbitschyn, denn sie vermittelt ungewöhnliche landschaftliche Ausblicke.

3. Ostgrat.

Hugo und August Müller 1921.

Glatt und hoch ist die Ostflanke, abweisend türmt der Grat sein Bollwerk auf. Die jähe Rinne, die sich zwischen dem Ostgrate und seiner Sekundärrippe emporschiebt, schafft den Zugang. Der Einstieg liegt bei 2370 m und wird von der Salbitalp aus über stotzige Trümmer oder Schneehalden in einer Stunde erreicht. Besser hält man sich wegen der Steinschlagsgefahr anfangs am nördlichen Rande des Couloirs. Nach ca. 150—200 m biegt die Rinne leicht nordwestlich ab, bildet ein schwaches Knie.Vom jenseitigen südlichen Rande zieht eine sekundäre 70 m hohe Kehle zum Ostgrat hinauf. Das Knie wird überschritten. Im schneereichen, kühlen Sommer 1926 mussten wir an dieser Stelle einen über 2 m tief eingeschnittenen und vereisten Steinkanal überwinden und die verfirnte, zum Schlüsse über 60 Grad geneigte Kehle ersteigen. Unter normalen Verhältnissen quert man den freilich sehr steilen Firnhang, erklettert die Kehle in anfangs plattigem, ziemlich faulem Gestein, turnt über einige Blöcke und eine Platte und steht damit auf der Schulter einer horizontalen Schneide über dem jähen, untersten Abbruche, dem Bollwerk des Ostgrates ( 1—1½ Stunden vom Einstieg ). Von der Schulter strebt der Grat in einer steilen Kante an. über Moospölsterchen und abgerundete kleine Platten geht es hart neben der Kante 50 m empor. Ein jäher und hoher bastionartiger Aufschwung zwingt zum Ausweichen in die Südflanke. 4 Meter tiefer quert man zu einer ganz kurzen Südrippe, über die man 15 m absteigt. An ihrem Fusse überschreitet man eine sekundäre grasdurchsetzte Kehle und gewinnt eine zweite Rippe. 20 m hoch erklettert man diese und steigt dann schräg aufwärts durch ihre südwestliche Begrenzung in eine weitere Fels- und Firnrinne ein, die nach 30 m über einer kurzen Felsstufe ein Sättelchen erreicht. Ein wenige Schritte langes Grätchen führt an die Steilwand. Dieser entlang, hart unter der Kante des Ostgrates, klettert man anfangs unschwer schräg westlich aufwärts, bis zu einer schmalen, 70 Grad geneigten seichten Plattenrinne. Nach Überwindung dieser 20 m hohen ziemlich schweren Stelle steht man nahe unter dem Ostgrate, der hier einen überhängenden grossen Plattenzahn von phantastischer Form aufweist. Leichter klimmt man immer schräg westwärts zu einem Block empor, der mit etwas Turnerei überwunden wird. Der Block bietet einen prächtigen Rastplatz. Gewaltig sind die Tiefenblicke, riesig türmen sich die glatten, plattenbepanzerten Zacken des Südgrates. Über dem Blocke noch kurz in plattig steilem, doch gutgriffigem Felsen aufwärts zur Grathöhe. Diese formt gerade hier einen mächtigen Turm, der westwärts vollkommen senkrecht und glatt gegen 20 m tief zur östlichen Gipfelscharte absinkt, von der sich jenseits wieder ein etwas höherer Turm zur Fortsetzung des Ostgrates ( dem Gipfelgrate ) emporschwingt. Allseitig brechen tiefe, dem Auge lotrecht und unbezwingbar erscheinende Wände ab. Der erste Eindruck ist ein ungewöhnlich wilder. Zuerst muss die Scharte gewonnen werden. Eine kleine Kluft führt nordöstlich 8 m hinunter. Von ihrem Ende steigt man noch einige Meter abwärts, wendet sich dann um eine Ecke westwärts. Ein horizontaler, 10 m langer Quergang mit guten Plattengriffen leitet durch die senkrechte Wand des Turmes zur Scharte hinüber. Man kann vom Ende der Kluft noch tiefer klettern und die Scharte durch Wieder- anstieg gewinnen, doch ist die Hangeltraverse eher leichter. Von der Scharte aus geht es wenige Schritte leicht über den Grat. Eine 2 m breite, sehr steile und ganz glatte Platte muss rechts ( nordwestlich ) überschritten werden. Jenseits führt gut gestuftes Gestein und zum Schlüsse ein 3—4 m hoher mühsamer Riss auf die Höhe des Turmes ( 2—2 ½ Stunden von der Schulter ). Von hier kann über unschweren Fels in 50 m auf das Salbitgletscherchen abgestiegen und über dieses auf dem gebräuchlichen Weg der Gipfel gewonnen werden ( 3/4 Stunden ). Vom Turme steigt der Ostgrat zum Gipfel. Dieser scheinbar fast horizontale Gipfelgrat, der schon 1906 von Aldo Bonacossa und W. v. Rhoden begangen wurde, weist kurze glatte Abbruche auf, die alle ziemlich mühsam nördlich umgangen werden müssen. Der ganze Aufstieg erfordert 6 Stunden von der Salbitalp.

Der Ostgrat spendet eine herrliche Kletterei und ist leichter als der Weg über den Südgrat und die Südwand. Er zeigt so recht den eigenartig wildschönen Aufbau des Berges, ohne ungewöhnliche Anforderungen zu stellen.

Eine weitere Möglichkeit, von Osten auf den Salbitschyn zu gelangen, findet sich in der Verfolgung der Rinne, oberhalb ihres Knies. Diese Route ist aber steingefährdet und landschaftlich wenig lohnend.

Auch an die Besteigung des Ostgrates knüpfe ich Erinnerungen. Bei meiner zweiten Begehung im kalten Sommer 1926 war die Südostflanke des Grates vereist. Die Plattenrinne am Fusse des ersten Turmes war mit dickem Eise ausgekleidet. Über eine Stunde quälte mich die jähe Stufe, der ich kleinste Tritte und Griffe abrang. Zum Schlüsse wollte ich erschöpft versagen und entging nur mit einem letzten verzweifelten Aufwand dem Sturze.

4. Südostwand ( Siehe Urnerführer ). Alfred Bryn, H. Heiliesen, C. Z. L. Forséen und D. Lund 1909.

Einstieg 10 m links von der steilen Rinne, die rechts vom Gipfel ausgehend die ganze Wand durchsetzt. Nun ein Stück weit empor, dann nach rechts über Platten zu einer Felsenecke, 10—15 m rechts vom Einstieg. Von hier gerade empor über steile Platten mit kleinen Griffen. Da, wo die Platten zu steil werden, quert man nach links bis in eine kleine Rinne, die senkrecht über den Einstiegplatten blind mündet. Durch diese Rinne hinauf, anfangs die Platten der rechten Seitenwand benützend. Die Rinne führt auf eine ca. 45 Grad geneigte Gras- und Schutterrasse hinauf, von welcher man durch gutgriffige Kamine auf das abschüssige Plateau unter dem grossen Couloir gelangt. Vom Plateau ohne grössere Schwierigkeiten durch das Couloir auf den Gipfel. Die scharfe nach rechts überhängende Kante der Gipfelnadel bietet gute Handgriffe. Mit den Knien gegen die linke Wand gestützt kann man sich zur Spitze hinaufhangeln.

Kühn war das Unternehmen der Norweger, in kürzester Linie über die furchtbare Steilwand den Gipfel zu ersteigen. Wohl zieht sich der Geröll-und Firnwinkel zwischen dem Süd- und Ostgrat bis zu 2500 m hinauf, aber die Einstiegsplatten über ihm sind in ihrer Jähe und Glätte erschreckend, ihre Erkletterung ist ungewöhnlich schwer. Der Anstieg ist zudem fast in seiner ganzen Länge steingefährdet und steht landschaftlich dem Ostgrat-und dem Südgrat-Südwestwandwege nach.

5. Südwestwand und Südgrat.

Oskar Hug und Marcel Kurz mit dem Träger Giacomo Bertolini 1919.

Der Zugang ist gegeben. Die steile Graskehle, die den Plattengürtel des Bollwerkes durchbricht, ist von der Salbitalp aus gut kenntlich. Über jähe, felsdurchsetzte Rasenhänge und eine Blockhalde gewinnt man in einer Stunde von der Alp aus den Einstieg. Die schmale Rinne weist in der Mitte einen tunnelartigen Durchschlupf auf, der etwas Turnerei verlangt. In ca. 30 Minuten steht man nach Überwindung der recht steilen Rinne, die gerade am Südfusse des Salbitzahnes in dem wenig ausgeprägten Sättelchen 2585 mündet, auf dem Grate. Ein Blockband führt wenig ansteigend längs der Ostwand des Salbitzahnes zum Fusse seiner nördlichen Scharte. Die über 70 m hohe jähe Plattenwand muss nun in sehr schwerer Kletterei überwunden werden. Eine hell gefärbte, fast senkrechte, 15 m hohe Granitplatte vermittelt den Einstieg. Von ihrer Höhe quert man rechts in eine ganz schmale Moos- und Grasrinne, die rasch zu einer unangenehmen schiefen Verschneidung führt ( schwerste Stelle ). Ob der Verschneidung leitet ein kurzer schutterfüllter Riss zu einem überhängenden Wändchen. Dieses wird schwierig überstiegen. Eine glatte schmale Felsrinne, darüber eine fast senkrechte 20 m hohe Verschneidung, führt in die nördliche Scharte 2710 m ( 2 Stunden vom Sättelchen 2585 ). Die Ausblicke sind wildschön, fast erschreckend. Vor allem ist der Anblick der Türme des Westsüdwestgrates unbeschreiblich wuchtig. Von der Scharte steigt man westlich an die 20 m ab und gewinnt das felsdurchsetzte Grasband der Südwestwand. Man folgt diesem horizontal bis zum Einstieg in das von der Gipfelscharte herabziehende Couloir. Diese plattige und zum Teil ziemlich glatte Rinne wird erstiegen und eine kleine Schutterrasse am Fusse der südlich orientierten Gipfelwand gewonnen ( l½ Stunden ). Der Schuttstreifen leitet eben zur Gipfelscharte hinüber. Hart neben der Scharte wird eine erste wenig hohe Steilstufe überwunden und kurz über Gras und Moos angestiegen. Schon nach einigen Schritten klettert man schräg links aufwärts gegen eine hell gefärbte, schmale, leiterartige Tritte aufweisende, kurze Gneisrinne. Über ihr führt eine 20 m hohe Verschneidung schräg rechts hinan zu einem kleinen Grasabsatz. Rechts von diesem Absatz ist ein 6 m hoher, enger, griffloser Riss. Darüber erklettert man besser, neben einer stumpfen Verschneidung, die jähe griffige Plattenwand direkt und benutzt zum Schlüsse eine fingerbreite, 5 m hohe senkrechte Ritze. Wenige Schritte geht es noch über leichten Fels aufwärts zur Kante des Südgrates, die sich gerade an dieser Stelle mit dem horizontalen Ostgrate vereinigt. Vorsichtig werden die Gipfelplatten nördlich umgangen und die Spitze von Osten betreten ( 1 Stunde von der Gipfelscharte, 6—7 Stunden von der Salbitalp ).

5 a. Variante I: von der Scharte 2710 über die Sekundärrippe der Südwestwand.

Hugo und August Müller 1922.

Von der Scharte 2710 folgt man kurz dem Südgrat, soweit er kletterbar ist, quert dann zu einer steilen Grasfläche und überschreitet sie. Nun steigt man direkt zur Sekundärrippe an, die das von der Gipfelscharte herabziehende Couloir südlich flankiert, und verfolgt die Rippe zum Schlüsse in recht luftiger Kletterei. Zu oberst wird der Sekundärgrat ungangbar, und man ist gezwungen, ins Couloir abzusteigen und die letzten 30—50 m in diesem zur Gipfelscharte 2880 emporzuklettern.

5 b. Variante II: Zugang zur Südwestwand von Südwesten.

Hugo und August Müller 1920.

Vom Ende der Hornfellirinne steigt man südwärts in die gebänderte Partie der Westwand ein. Die Bänderung führt zuerst etwas abwärts, dann horizontal und schliesslich wenig ansteigend zum Fusspunkte des Westsüdwestgrates. Wieder abwärts um den Grat herum, dann über Geröll und Gras an die 100 m aufwärts zur Terrasse der Westwand. Auf dieser erhebt sich eine der Südwestwand vorgelagerte Felspartie ( Nollen ). Im Winkel des Westsüdwestgrates führt ein steiler felsdurchsetzter Grashang zu einer sehr geneigten Firnhalde, die über dem Nollen zur Südwestwand ansteigt. Der senkrechte Plattengürtel wird ziemlich in der Mitte, wo er nur eine Höhe von ca. 30 m aufweist, erstiegen. Eine vollkommen glatte, 6 m hohe Stelle, die im Aufstiege nur im Frühjahr, wenn der Firn hoch hinaufreicht, möglich ist, geht in eine 80 Grad geneigte griffarme Rinne über, die zum Schluss in Form eines kurzen Kamines die Pfeilerhöhe erreicht. Das Dach des Pfeilers überwölbt den ganzen Anstieg und geht in das Grasband der Südwestwand über. Wenig nordöstlich ansteigend gewinnt man bald den Einstieg in das von der Gipfelscharte herabziehende Couloir ( ca. 3 Stunden vom Ende der Hornfellirinne ).

Der Zugang von Westen ist nur im Frühsommer ratsam, wenn die Hornfellirinne schneebedeckt ist und das Firnfeld ob dem Nollen hoch hinaufreicht. Nicht ausgeschlossen ist es, dass das Mittwaldcouloir, sofern es durchgehend verfirnt ist, gangbar und damit vom Voralptale aus ein kürzerer Zugang zur Terrasse möglich wäre.

Auch diese Klettereien rufen mir Erinnerungen wach. Das Ringen an der Plattenwand der Scharte 2710, der überraschende Anblick der Gipfelmauer, das tiefe Glücksgefühl droben auf dem Gipfel kann ich nie vergessen. Mein erster Versuch, den westlichen Zugang zu erzwingen, endete mit einem Sturze, der trotz der senkrechten Fallhöhe von 20 m ohne böse Folgen ablief, mir aber doch — glücklicherweise war es der einzige Unfall, der mir bei all meinen Fahrten zustiess — erneute Vorsicht nahelegte, mich den herrlichen Berg nur mehr lieben und achten lernte.

5 c. Salbitzahn, 2731 m.

Hugo und August Müller 1922.

Vom Sättelchen 2585 geht es wenig östlich der Kante an die 15 m über grasdurchsetzten Fels auf diese hinauf. Ein erster wenige Meter hoher Aufschwung wird 4—5 Schritte östlich über eine 7 m hohe Steilplatte umgangen. Die Tritte und Griffe sind kaum zentimetergross. Über der Platte führen Gras und Fels zu einer kurzen winkeligen Verschneidung, die den Grat bzw. die Kante, welche sich hier senkrecht grifflos aufrichtet, wieder erreicht. 2—3 Schritte östlich findet sich ein 20 m hoher Kamin. Die Griffe sind abschüssig, nach aussen geneigt. Man schafft sich über zwei kleine Überhänge an die 10 m schwierig zu einem schlechten Winkel empor, in dessen rechtsseitiger Begrenzung eine Platte auf eine kleine Kante führt. Von der Kante geht es senkrecht, ausgesetzt 3 m aufwärts, dann muss der 2 m hohe Ausstieg durch Aufstemmen an abschüssigen Griffen gewonnen werden ( schwerste Stelle, die jetzt durch einen starken Haken, der im Abstieg befestigt wurde, erleichtert ist ). Nun folgt man über prächtiges Gestein dem Grate. Ein rötlicher, lotrechter Abbruch wird durch einen interessanten Stemm- kamin überwunden. Höher am Grate muss noch eine kleine heikle Platte nach rechts gequert werden. Ein 15 m langes Plattengesimse hart östlich unter der Kante führt in eine kleine Scharte, von der der Gipfelblock direkt erklettert wird ( 2 Stunden vom Sättelchen ).

Falls man zur Scharte 2710 absteigen will, ist man gezwungen, sich über dem senkrecht glatten Abbruch 20 Meter abzuseilen.

Die freilich sehr schwere Erkletterung des Salbitzahnes lohnt sich zufolge des herrlichen Aufschwunges der Südkante von selbst. Überwältigend, unfassbar ist der Ausblick auf die Fortsetzung des Südgrates und die rötlich schmalen Riesenplatten des Mittelstückes.

5 d. Zwillingsturm, Plattenturm und Nadel. Hugo und August Müller 1922.

Man gewinnt die Gipfelscharte über die Hug-Kurzroute der südlichen Gipfelwand. Von der Scharte umgeht man eine wenig hohe Felserhebung auf der Westseite, benützt eine kurze Rinne und steigt über das mittelschwere Gestein in der nördlichen Kante auf den Zwillingsturm. Über eine scharfe Schneide rutscht man zum südlichen Gipfelchen, das glatt zur Scharte des nächsten Gendarms des Plattenturmes absinkt. Die Erkletterung des Plattenturmes ist schwer. Vom Fusse des Zwillingsturmes steigt man zu einem glatten Winkel ab. Das senkrechte Mäuerchen ist schwierig zu überwinden. Über ihm betritt man ein Moosband. Von diesem aus klettert man entweder zur Scharte des Plattenturmes und über die senkrechte Kante auf die Spitze ( ernste Kletterei ), oder man ersteigt leichter die Nordwestflanke des Turmes.

Verfolgt man das wenige Schritte lange Moosband südwestlich, so kann man durch Abstieg über eine 6 m hohe Wandstufe mittels feiner Risse und Verfolgung eines Bandes in Umgehung des Plattenturmes die südliche Scharte gewinnen. Der folgende Zahn muss überklettert werden. Fast 10 m geht es von der Scharte aufwärts und jenseits 20 m über eine schmale jähe Platte hinunter zu einem kurzen horizontalen Stück, einer Art Schulter. Von dieser ist eine Fortsetzung der Route nur durch freies Abseilen zu einer senkrecht 40 m tiefer liegenden Scharte denkbar. Von jener Lücke müsste wieder eine Steilstufe erzwungen und jenseits wahrscheinlich nochmals gegen 40 m abgeseilt werden. Diese 80 m ( Mittelstück des Südgrates ) sind noch unbezwungen.

Schön ist der Rückblick vom Zwillingsturme auf die südliche Gipfelwand, noch schöner aber der Ausblick vom Plattenturme. Die steile Gipfelwand, die riesigen Türme des Westgrates, die glatte Plattenflucht des Südgrates formen ein Gemälde von erschreckend wilder Pracht.

6. Salbitturm I, ca. 2640 m.

Hugo und August Müller 1923.

Vom Ende der Hornfellirinne benutzt man den bereits erwähnten Zugang zum Fusse des Westsüdwestgrates ( 1 Stunde ). Eine kleine, wenige Quadratmeter grosse Terrasse auf der Nordseite, hart neben der Gratkante, ca. 20 m über dem Fuss des Grates, ist der Ausgangspunkt. Über einer 4 m hohen Felsstufe zieht ein fussbreites Grasgesimse längs der Nordwand empor. Nach ca. 40 m steigt das Gesimse plötzlich fast senkrecht an. Eine erste wenig hohe Spalte wird nach aussen umgangen. Über dem Überhange steigt man mittels eines etwas heiklen Schrittes in den hier mit Moos ausgekleideten Riss zurück. Leicht geht es wenige Meter aufwärts zu einem 4—5 m hohen Kamin. Wieder führen einige wenige steile Schritte zu einer senkrechten Stelle, die durch einen abgerundeten, müh- samen Block gesperrt ist. Noch ist ein weiterer 5 m hoher Riss in seiner rechten Flanke zu überwinden, dann steht man nach ein paar leichten Schritten am letzten Überhange, der Schulterstand verlangt. Damit ist die annähernd senkrechte Partie erklettert, und man befindet sich bereits mehr als 100 Meter über dem Ausgangspunkt. Eine ca. 70 m lange kleine Schlucht öffnet sich. Leicht steigt man über Schutt, Moos und Platten an die 40 m an, klettert dann wenige Meter senkrecht auf die Kante der die Schlucht links begrenzenden Mauer. Das steile, äusserst luftige Grätchen verliert sich nach 30—40 m in der Wand. Von seinem Ende führt ein 3—4 Schritte langes exponiertes Gesimse links zu einer Stelle, wo die 4—5 m hohe, senkrechte Wandstufe erklettert werden kann. Darüber zieht eine seichte, undeutliche, plattige Rinne schräg links an die 20 m empor zu einem zweiten kleinen Gesimse mit einigen Griffen, die sich zum Sichern eignen. Hier wölbt sich die Wand etwas vor. Sehr schwierig klettert man wenige Meter aufwärts, überschreitet eine unbedeutende abgerundete Rippe und gewinnt eine hier ansetzende kleine Rinne. Leicht führt diese schräg links 10 m aufwärts, dann quert man einige Schritte horizontal um eine Ecke herum zu einem kurzen Band. Eine von der Wand leicht abstehende Platte wird überschritten und eine kleine ebene Schutterrasse erreicht. Vom Ende dieser Fläche zieht ein Moos- und Felsgesimse ostwärts zur Scharte zwischen Turm I und II empor. Das ausgesetzte Band wird an die 20 Meter verfolgt und hierauf die steile ungünstige Fortsetzung links durch die senkrechte, aber griffige Wand erstiegen. Zum Schlüsse führen einige hohe, aber unschwere Felsstufen auf den Gipfel ( vom Einstieg 3 Stunden ).

Der Gipfel ist von einem hohen Blocke gekrönt, dem von einer seitlich abstehenden Platte aus mittels Seilwurf beizukommen ist.

Unbeschreiblich grossartig sind die Tiefenblicke, besonders der dem Auge vollkommen senkrecht erscheinende Abfall ins Voralptal. Fast dämonisch und unbegreiflich ist der Anblick des Turmes II, der sich in einer einzigen lotrechten, rötlichen, über 100 m hohen Riesenplatte aufrichtet. Lehrreich sind die Ausblicke auf den Südgrat.

Die Ersteigung des Turmes I bietet sehr schwere, aber dankbare Kletterei. Sie gewährt einen umfassenden Einblick in den wildesten Granit-aufbau der Urneralpen. Im Abstiege können alle schweren Stellen durch Abseilen bezwungen werden ( 30 m Seil und 30 m Rebschnur ).

7. Salbitturm II, ca. 2800 m.

Hugo und August Müller und Ferdinand Wörnli 1926.

Vom Ende der Hornfellirinne steigt man rechts in die Westwand ein und in dieser gerade aufwärts zum Fusse der glatten Wandpartie ( ca. 50 m ). Eine stumpfwinklige Stelle weist einige grosse, zum Teil lose Plattengriffe auf, die schräg rechts auf ein wenige Schritte langes Felsbändchen führen, das etwas unterhalb einer 15 m hohen, kluftartigen Spalte endet. Vom Fusspunkt der Spalte quert man 3—4 m horizontal eine glatte, anfangs grifflose Platte und ersteigt sie dann direkt aufwärts. Damit steht man über der Kluft und gewinnt etwas rechts über einer kurzen Felsstufe eine fast senkrechte, aber gutgriffige Verschneidung, die 20 m hoch eine schmale Blockterrasse am Fusse der glatten Plattenwand erreicht. Die Terrasse wird der Wand entlang nach rechts verfolgt. Um eine stumpfe Ecke gewinnt man eine gegliederte, anfangs senkrechte Wandstelle, die bald rinnenartig zu einer kleinen Schlucht emporstrebt. Am rechten Rande, da wo diese Stelle winklig mit der Wand des Turmes I zusammenstösst, klettert man 15 m aufwärts. Ein kleines, 3—4 m langes Plattengesimse führt links in die Rinne hinein. In dieser steigt man unschwer 60 m empor zum Beginn der kleinen Schlucht, die bis zu ihrem Ende verfolgt wird. Ein 6 m hohes schlechtgriffiges Wandstück wird erklommen und ein kurzes schmales Moosbändchen erreicht. Dieses leitet nach links in eine steile Moos- und Grasrinne, die ca. 20 m hoch verfolgt wird. Hier, 10 m unterhalb des Endes der Rinne, muss die glatte Wand auf schmälsten Tritten zu einem kleinen Block gequert werden. Von diesem aus steigt man wieder rechts um eine nicht hohe stumpfe Ecke zu einer sehr steilen, 12 m langen, seichten, kleingriffigen Rinne, die auf eine geneigte kleine Grasfläche führt. Ein senkrechtes Mäuerchen mit losen Platten, darüber moosdurchsetztes rundgriffiges Gestein, leitet alsdann zur Höhe der stumpfen Sekundärkante, die sich vom Fusse der lotrechten, 100 m hohen Gipfelplatte des Turmes II in die Plattenwand herabsenkt. Gestufter, aber sehr steiler Fels, zum Schlüsse eine überhängende Partie, führt vollends an die Gipfelkante heran ( ca. 30 m ). Ein über 45 Grad geneigtes, fussbreites Gesimse steigt äusserst luftig längs der senkrechten, grifflosen nördlichen Flanke an. Das Gesimse ist auf Meterbreite unterbrochen, die Stelle verlangt peinliches Ausbalancieren. Wenige Schritte jenseits der Unterbrechung ( ca. 20 m vom Beginn des Gesimses weg ) wird ein kurzer, senkrechter Aufschwung durch Schulterstand bezwungen. Darüber verbreitert sich das Band und endet in einem ziemlich grossen Blocke.Vom Block steigt man einige Meter zu einer eingesenkten Platte ab, die zu einem sehr heiklen, 12—15 m langen Quergang in der überwölbten Wand zwingt. Vom Ende der Traverse muss man mittels kleinster Griffe wenig absteigen, um dann einen einwärts geneigten Winkel, der einen Riss mit zwei eingeklemmten Platten aufweist, zu überwinden ( recht anstrengend ). Man erreicht so ein kurzes, fast meterbreites Band, das einige Schritte schräg aufwärts führt. Mittels einer etwas vortretenden Plattenkante kann man nur mühsam auf ein ganz schmales Gesimse gelangen. Die nur wenige Meter lange Leiste ist unterbrochen. Ein äusserst heikler Spreizschritt ( schwerste Stelle des ganzen Aufstiegs ) führt nach rechts. Über einen mannshohen Felsbuckel wird eine glatte hohe Platte gewonnen, die mittels einer Ritze, aus der der Ausstieg durch einen vordrängenden Quader erschwert ist, vollzogen werden kann. So erreicht man einen Standplatz. Durch einen 10 m hohen senkrechten Kamin gelangt man zu einem zweiten Platze. Eine band-, teils rinnenartige Plattenstufung zieht von hier schräg links gegen den höchsten Punkt des Turmes empor. Zweifelsohne ist dieses Stück wenn auch schwer doch kletterbar. Ob aber nach Überwindung dieser 50 m hohen Stelle der glatte Gipfelkopf erstiegen werden kann, ist fraglich. Auf alle Fälle bietet dieser Zugang die einzige Möglichkeit, sich dem höchsten östlichen Gipfel zu nähern. Wir mussten bei unserer Besteigung wegen Zeitmangel auf den Versuch verzichten. Der westliche Gipfel ist kürzer erreichbar. Ein 20 m hoher Riss führt senkrecht vom Standplatz zu einem Felswinkel empor, dessen Fuss eine kleine, fast ebene Fläche aufweist ( Biwakplatz ). Nach rechts wird eine kleine Wandstufe erstiegen, dann einige Schritte westlich gequert, worauf man direkt zur Kante und damit zum äussersten, westlichen Gipfelblock des Salbitturms emporklettert ( 6 Stunden vom Einstieg in die Felsen, im Abstiege 5 Stunden ).

Der Salbitturm II, dieser grosse Gendarm im Westsüdwestgrate, der den ersten Turm senkrecht um 150 m überragt, ist eigentlich eine einzige lotrechte Granitplatte. Die Erkletterung bietet ganz eigenartige Reize, ist aber sehr schwer und anstrengend. Die ernsten heiklen Stellen folgen sich fast ohne Unterbruch, also stellt die Besteigung hohe Anforderungen. Die Tiefenblicke während des ganzen Aufstieges, die Ausblicke auf die nächste Umgebung, der ganze Eindruck dieser gewiss besondern Fahrt: sie sind ungewöhnlich. Vielleicht ist auch der höhere Ostgipfel kletterbar. Dann dürfte der Überblick über den Westsüdwestgrat etwas so Gewaltiges bieten, dass auch der verwöhnteste Kletterer wenige ähnliche Erinnerungen aufweisen könnte.

Mehrmals setzten wir an, bis wir den möglichen Weg gefunden hatten. Bei diesen Versuchen querten wir auch die Nordwestwand des Salbitschyns, wobei sich uns vom Voralpcouloir aus ein neuer direkter Zugang zum Gipfel ergab. Wir benutzten die Abzweigung des Couloirs, die sich in der Wand des ersten Gendarms des Nordgrates verliert, erkletterten von diesem Aste aus den zweiten Sekundärgrat und gelangten zur nördlichen Gipfelscharte.

Zum Schlüsse meiner Beschreibung fasse ich die Bewertung der Anstiege zusammen und möchte in wenigen Worten meine Einschätzung wiedergeben.

Die kürzeste und doch interessante Kletterei* bietet der Nordgrat. Empfehlenswert und ausserordentlich dankbar ist der Ostgrat. Tiefe Eindrücke vermittelt der Südgrat-Süd westwand weg, doch ist die Gewinnung der Scharte 2710 schwer. Für sich allein lohnt die Besteigung des Salbitzahnes, denn die grossartigen Ausblicke sind ungewöhnlich. Am besten zeigt wohl die Erklimmung der Salbittürme den erschreckend wilden Aufbau, den riesenhaften Plattenaufschwung des Berges. Aber diese Wege sind lang und ernst. Besonders die Erkletterung des zweiten Turmes fordert hohen Einsatz. Meine Zeitangaben sind reichlich bemessen. Die notwendigen Rasten sind inbegriffen.

Meinem Freunde August Müller und mir ist der Berg in all den Jahren vertraut, fast Heimat geworden. Seine wilden Grate, die jähen Plattenstürze der Mauern übten einen dämonischen Zauber. G. F. Bretscher hat in seinen prächtigen zeichnerischen Darstellungen so recht den eigenartigen Charakter des Berges erfasst und hat mir dadurch meine Aufgabe, die gigantische Gestalt wiederzugeben, um vieles erleichtert.

Der Salbitschyn ist einer von jenen Bergen, die uns Tiefernstes und Grosses geben, die wir lieben müssen.Huqo Müller

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