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Skifrühling im Claridengebiet

Remarque : Cet article est disponible dans une langue uniquement. Auparavant, les bulletins annuels n'étaient pas traduits.

Von Ernst Kadler.

Am Fusse des Tödi, wenig westwärts der Sandpasshöhe, liegt auf einem der Planurafelsen die neue Hütte der Sektion Tödi S.A.C. Selbstverständlich steht sie da, ordnet sich ein in die Reihe der Felsköpfe, die aus dem weissen Firne ragen, als wäre sie eine Zacke des Grates.

Im Skifrühling, also im März, April und Mai, erschliesst diese neue Hütte ein Gebiet, das für Bergsteiger und Skifahrer gleich wertvoll ist. Der reine Skifahrer, dem der Schneeschuh Selbstzweck ist, kommt auf die Rechnung wie derjenige, welcher die Bretter als Mittel zum Zweck, zur leichtem und bequemern Besteigung eines Gipfels benützt.

Zugänge zur Planurahütte.

1. Über Altenorenalp, Claridahaus. Dies ist der älteste Aufstieg ins Gebiet und wurde auch von den ersten Skifahrern, die den Claridengletscher am B. Februar 1896 betraten, gewählt ( J. Mercier und B. Leuzinger, Glarus ). Vom Claridahaus führt die Route südwestlich bis zum Claridenhorn, von dort genau südlich bis zu den Planurafelsen. 2%—3 Stunden.

2. Von Linthal nach Urnerboden und über das Gemsfayrenjoch auf den Claridengletscher. Die Claridenhütte wird links liegen gelassen, man erreicht die Route von der Hütte her beim Bocktschingel. Dieser Aufstieg ist bei fahrbarer Klausenstrasse und gutem Wetter empfehlenswert. Vom Urnerboden bis Gemsfayrenjoch 5 Stunden, von dort kurze Abfahrt und zweistündiger Marsch ohne nennenswerte Steigung bis zur Hütte. Bei zweifelhafter Witterung nicht ratsam, erstens fehlt ein Stützpunkt und zweitens sind bei unsichtigem Wetter Gemsfayrenjoch und die Stelle, an welcher die Abfahrt auf den Gletscher möglich ist, nicht leicht zu finden.

3. Von der Klausenpasshöhe über Kämmerli und Eiswand zum Claridenjoch ( Einsattelung zwischen Claridenstock und Kammlistock ) und von dort südöstlich ohne Höhenverluste zur Planurahütte. 5-5% Stunden.

Die erste Abfahrt Claridenjoch-Eiswand-Kämmerli-Klausenpass wurde am 25. Mai 1931 von zwei Mitgliedern des A. S. C. Zürich und 23 Mitgliedern des Skiklubs Glarus unternommen Die Eiswand, in ihrem jetzigen Zustand, bietet keinerlei Schwierigkeiten mehr, sie ist nur noch ein kurzer Steilhang, der im Sommer allerdings blank ist und ohne Eckensteineisen nicht viel Vergnügen bereiten wird.

Andere Aufstiege im Frühjahr kommen wohl kaum in Betracht.

Bergfahrten mit Ski von der Planurahütte aus.

Catscharauls: Genau südlich der Hütte steigt der scharfe Nordgrat zur Spitze. Diese ersteigt man, etwas westwärts des Grates bleibend, in einer halben Stunde.

Piz Valpintga: Man fährt über den Hüfifirn bis zum Nordostgrat, den man je nach Schneeverhältnissen in mehr oder weniger leichter Kletterei überwindet, um den Gipfel zu erreichen.

Gross Scheerhorn: Von der Hütte fast horizontal bis zum südlichsten Ausläufer des Claridenhorns. Von hier, hauptsächlich am frühen Morgen, wenn der Schnee noch hart ist, in wenigen Minuten ungefährlicher Schussfahrt zum grossen Couloir, das südlich des scharfen Ostgrates zur Schulter führt. Im obern Teil des Couloirs ist der Schnee oft rutschig. Vorsicht! Bei der Schulter Ski ablegen. Der Gipfel ist über den Grat gut zu erreichen.

Claridenstock: Von der Hütte geht man genau nördlich, steigt beim Claridenhorn in die Mulde zum Ostabhang. Durch diesen hinauf bis zum Bergschrund, legt je nach Verhältnissen die Ski ab oder gewinnt zuerst noch den nach Nordosten abfallenden Grat. Den Gipfel erreicht man von hier bequem in einer Viertelstunde. Der ganze Aufstieg Planurahütte-Clariden-gipfel erfordert eine gute Stunde. Die Abfahrt zur Claridenhütte ist besonders am Vormittag, bevor der Schnee allzu weich ist, sehr genussreich.

Der Vordere und Hintere Spitzalpelistock, der Geissbützi-undZutreibistock sind sehr leicht erreichbar und gewähren einen prächtigen Tiefblick auf die Sandalp sowie interessante Einblicke in das Tödimassiv und die Selbsanftgruppe. Genaue Wegbeschreibungen gibt der « Clubführer durch die Glarneralpen » im Kapitel « Skituren ».

Sämtliche Skibergfahrten im Gebiet der Clariden schliessen Gefahren in sich, die oft übersehen werden. Der Gletscher ist ziemlich flach, im Frühling meistens noch mit Firnschnee bedeckt, der die Spalten und Bisse versteckt. Wenn nicht am Seil gegangen oder gefahren wird, ist daher immer Vorsicht geboten. Der Zugang zur Planurahütte sollte nur bei klarer Sicht gewagt werden. Auch mit einem Bézardkompass ist die Gefahr des Sich-verirrens zwischen Claridenhorn und Pianura sehr gross. Nach Osten sind die Gletscherabbrüche auch im Winter nur massig zugedeckt. Nach Westen fällt der Gletscherboden leicht gegen das Maderanertal ab und hat westlich von Punkt 2969 sehr breite, immer offene Schrunde. Dass Nebel und Schneetreiben in einer Höhe von 3000 m nicht zu unterschätzen sind, haben die Unglücksfälle letzten Sommer wieder zur Genüge gezeigt.

Die Abfahrten von der Planurahütte.

Über Claridahaus-Altenorenalp nach Linthal: Dieser Weg ist bei Neuschnee oder föhnigem Wetter sehr lawinengefährlich und zudem im untersten Drittel meist nicht gut oder gar nicht fahrbar. Im oberen Teil der Altenorenalp bleibt man oberhalb des Sommerweges und fährt zu den Hütten von Burg, von diesen auf dem nach Süden fallenden Rücken zum Oberstafel und über Altstafel dem Weg nach ins Tal.

Über Gemsfayren zur Fisetenpasshöhe und Urnerboden. Vergleiche « Der Schneehase », Jahrgang 1929 ( Dr. O. Hug: Die schönsten Abfahrten der Schweiz ).

Über Claridenjoch-Eiswand-Klausenpasshöhe-Urnerboden. Von der Planurahütte nordwestlich zum Claridenjoch, Punkt 3016. Von da nördlich über den zuerst breiten, dann immer schmaler und steiler werdenden Rücken bis zur Eiswand. Über diese zu Fuss hinunter, dann über den Nordgrat zum Kämmerli und von hier nach Osten haltend etwas oberhalb der Klausenpasshöhe zum Urnerboden hinunter.

Die beiden letzten Abfahrten gehören wohl zum Schönsten, was ein Skifahrer erleben kann, wenn der tiefblaue Himmel lacht und sulziger Frühlingsschnee zwischen schroffen, schwarzen Felsen hindurch eine Bahn weist mitten in blumige Frühlingswiesen hinein.

Abend in der Planurahütle.

Die Felle sind getrocknet von der warmen Nachmittagssonne des Pfingst-sonntags und schon wieder an die Ski geschnallt. Die Sonne sinkt gelbrot in den fahlen Dunst, der die Urnei- und Bernergipfel verschleiert, malt mit feinsten Tönen Farben auf das Weiss des Hüfifirns und an die Hänge des Scheerhorns. Mit einem letzten Strahl grüsst sie uns und versinkt lautlos. Still sitzen wir in der Einsamkeit vor der Hütte. Die Ruhe und das grosse Schweigen der Natur betont ein leises Summen, das aus der Hütte kommt. Der rasche Schlag unserer Herzen wird beinahe hörbar. Mit dem Aufblinken des ersten Sternes am fahlblauen Himmel ringt sich ein Jauchzer hoch und hallt wider von fernen Wänden. Die Seelen sind offen, vergessen die Sorgen des Alltags und die Unterschiede, die im Tal bestanden. Menschen sind wir alle, nur Menschen, und froh blicken wir uns in die Augen. Ein unsichtbares Band hält uns zusammen. Freund lehnt sich an Freund. Die Umrisse der Berge vor uns werden undeutlich. Formen lösen sich auf in Farben und Töne. Die Berge wachsen. Erde und Himmel fliessen ineinander, gleich unseren Seelen, die sich finden in einem leisen Lied von Liebe und Tod...

Die Fahrt ins Tal.

Gelbgrün der Morgenhimmel. Hart, eisig glitzernd der Schnee. Startbereit stehen wir an die 20 Skifahrer vor der Hütte, schnallen die langen Bretter an. Ein letzter Ruf zu den drei Zurückbleibenden, die noch aufräumen und uns auf dem Claridenjoch einholen wollen. Langsam ziehen wir über den flachen Gletscherboden dem Kammlistock zu. Oben auf dem Westgrat des Clariden turnen zwei Freunde, und schon verschwinden sie hinter ein paar Zacken des Grates. In langer Kolonne gleiten wir über den knirschenden Schnee und erreichen nach kleiner Steigung das Claridenjoch.

Wir sind früh. Der Schnee weicht langsam auf in den Strahlen der aufgegangenen Sonne.

Und nun losl Ein kurzer Befehl des Leitenden: « Keiner vorfahren, nicht mehr wie fünf Meter links und rechts von meiner Spur, kein Schuss, Vorsicht! » — Der Schnee ist leicht sulzig. Lautlos gleiten die Ski. Langsam schwingen wir talwärts, breitspuriges Auf und Ab der Körper, gleichmässiges Pendeln und Wenden nach links und rechts. In zwei, drei kurzgerissenen Kehren über einige steile Stufen hinab. Die Bahn wird schmal, eingeengt durch den Gletscherabsturz nach rechts und Spalten links.

Auf einem kleinen, schwach geneigten Boden halten wir an, unmittelbar über der sogenannten Eiswand. Diese ist von Firnschnee bedeckt, etwa 40 m hoch und 50 m lang. Nicht senkrecht, jedoch reichlich steil mündet sie auf einen schmalen, nach links abfallenden Grat aus. Vorsichtig werden zwei 30-m-Seile von oben links nach rechts unten gespannt. Zwei von uns können sich nicht enthalten, fliegen in einem Schuss hinunter, während die andern schön auf Befehl die Bretter schultern, um dem Seil entlang in guten Stufen hinabzusteigen. In einer knappen halben Stunde ist das Hindernis überwunden. Bald sind die Ski wieder an den Füssen. Und nun gefahrlose jauchzende Fahrt zu Tal. Warm brennt die Frühlingssonne. Im Zurückschauen ist der Himmel tiefblau gegen das Weiss des glitzernden Schnees. Rhythmus beseelt unsere Leiber. Wippend und wiegend, drehend und wendend ziehen wir unsere Kurven, ein jeder nach seiner Art, dort einen Punkt, da ein Komma oder Ausruf zeichen zurücklassend.

Die letzten Schneezungen weisen unsere Bahn durch kleine Schatten-tälchen hinab zum Urnerboden. In sein junges Grün malen Krokus weisse Tupfen.

Gegen Mittag sind wir im Dörflein und geniessen die Lust seiner kühlen Brunnen. Nach kurzem Imbiss fahren wir singend mit dem Wagen ins Tal, ein jeder zu seiner Arbeit zurück.

Scherenspitz und Turm.

Von E. und M. Attinger.

Eingebettet zwischen Westwand des Gamskopfes und Ostabfall der Schwarzköpfe erhebt sich im westlichen Alpstein ein zackenbewehrter Felsriegel. G. Lüthi und C. Egloff schreiben über denselben im illustrierten Turistenführer für das Säntisgebiet: « Mit Verwunderung wird wohl jeder die seltsam verwitterten Felstürme betrachten, die diese luftige Zinne ( Gamskopf ) auf der Südwestseite umstehen und zum Teil derart vornüberhangen, dass man jeden Augenblick ihren Einsturz mitansehen zu müssen glaubt. » Dies ist alles, was an Geschriebenem über diese absonderlichen Zacken existiert. Über eine turistische Begehung oder gar über Routen finden sich keinerlei Angaben in der Literatur. Und doch ist dieses kleine Klettergebirge an romantischer Schroffheit zum Beispiel den besseren der Silberplattenköpfe durchaus gewachsen. Geologisch scheinen die Türme den Rest einer nach Norden überhängenden steilen Urgon- oder Schrattenkalkfalte darzustellen.

SCHKRENSPIÏZ UND TURM.

Von den Kletterern sonderbarerweise vernachlässigt, bringt es auch der nächste Nachbar dieser Felsgerüste, der Gamskopf, im Jahr nur auf einige wenige Besucher, obschon die möglichst vollständige Überkletterung seiner Grattürme abwechslungsreich und seine einsame Gipfelruhe mit besonderem Tief- und Fernblick belohnt wird.

In Hinsicht auf die Namen unseres neuen Gebietes fehlt auf der Siegfriedkarte 1: 25 000 jede Angabe, während Lüthi und Egloff im illustrierten Turistenführer für das Säntisgebiet den Hauptgipfel als Scherenspitz bezeichnen. Diese Benennung rührt wahrscheinlich vom gespaltenen Gipfelkopfe her, der den Spitzen einer Schere nicht unähnlich ist. Für Alp Schrenit mit Scherenspitz ( Mitte ) und Gamskopf ( rechts ).

den zweiten, etwas niedrigeren Gipfel der Gruppe, welcher nordwestlich des Scherenspitz liegt, möchte ich die Benennung « Turm » vorschlagen. Bisher völlig namenlos, bietet er fast allseitig die Form eines spitzen Kegels, nur die Südflanke bildet eine etwas mehr wandartige, hohe, fast senkrechte Platte.

Der kürzeste Zugang führt von Unterwasser zur Alp Schrenit ( 2 Stunden ), deren imposanter Hintergrund von Scherenspitz und Gamskopf abgeschlossen wird. Von Schrenit zur Einsattelung zwischen Schwarzkopf und Scherenspitz. Durch einen engen, kurzen Riss, der hinter einer Felszacke verborgen, gelangt man auf den Felsriegel selbst und an die Westseite der Türme ( 1 Stunde ). Ein sehr interessanter Zugang zur Ostseite unseres Gebietes geht vom Lauchwiessattel aus, verfolgt die Route zum Gamskopf bis unter dessen obersten Gipfelkopf, quert zur Einsattelung zwischen Garns- SCHEREN SPITZ UND TURM.

köpf und dessen südlicher Vorspitze und benutzt nun das Band, das durch die Südwand des Gamskopfgipfels zur Scharte östlich des Scherenspitz führt. Die Anstiegsroute des Scherenspitz liegt ganz in dessen Südwestgrat, der eigentlich eine schmale, stark exponierte Wand darstellt. Nur etwa die acht bis zehn letzten Meter des Aufstieges sind scharfer Grat. In nebenstehender Skizze ist die ganze Route ( abgesehen vom untersten Teile, der leider von der Linse nicht mehr erfasst wurde ) eingezeichnet. Die Kletterei ist gut mittelschwer, steil, dabei auch in den untern, insbesondere aber in den obern Wandteilen sehr exponiert. Man muss sich vergegenwärtigen, dass die ganze Kuppe dieses höheren südwestlichen Gipfels weit überhängend über die senkrechte Südostwand hinausgebaut ist. ( Dauer 3/4 bis 1 Stunde. ) Scherenspitz.

Der Turm wird über seine Südwand bezwungen. Die Kletterei beginnt nahe der Ostkante der Südwand mit einem einige Meter hohen Überhang. Dieser wird mittels fester, aber etwas hochgelegener Griffe überwunden. Man gelangt so an die Ostkante.Von dort quert man die Südwand links ( westlich ) aufwärts an nicht gerade vielgriffiger Fläche bis zu einem Riss. Diesen verfolgt man bis ungefähr 5-7 Meter unterhalb der Grathöhe, wo er sich zum sehr schmalen Bande verflacht und verengt. Diese Strecke kann nur kriechend bewältigt werden. Auch dieser Weg besteht aus sehr schöner, gut mittelschwerer Kletterei. Die obere Hälfte der Wand ist stark-, die Bandkriecherei sogar ausserordentlich exponiert, weil man dabei mit dem Körpergewicht stark aus der Wand herausgedrängt wird. Wegen der nicht überall absoluten Festigkeit des Gesteins ( angelehnte Turm ( Ostseite ).

Platten usw. ) muss vermehrte Aufmerksamkeit verwendet werden. ( Dauer V2—3U Stunden. ) Die prächtige Form des freistehenden Turmes kommt gut zur Geltung in unsrer Zeichnung, die aus der Westwand des Gamskopfes ( also von Osten her ) aufgenommen ist. Der Aufstieg vollzieht sich aus dem linksseitigen Einschnitt über die hellbeleuchtete linksseitige Fläche des Turmes.

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