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Wandern und Reisen

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München 1903. Wandern und Reisen. Illustrierte Zeitschrift für Touristik, Landes- und Volkskunde, Kunst und Sport. I. Jahrgang 1903.

Verlag von L. Schwann, Düsseldorf.

Die Deutsche Alpcnzeüung hält mit einer Auflage von 20,000 Exemplaren wohl den Rekord der Abonnentenzahl unter den alpinen Zeitschriften, abgesehen von den M. D. & Ö.A.V., die eben ein offizielles Organ und außerdem nicht illustriert sind. Und sie hat diese stolze Höhe in der kurzen Zeit von drei Jahren erobert durch die zielbewußte Arbeit von Verlag und Redaktion, die sichtlich bemüht sind, mit jedem Jahrgang, ja beinahe mit jedem Heft, Besseres zu bieten. Sie wird also ihren Weg auch ohne eine lange Empfehlung meinerseits machen, aber ich möchte doch der Freude Ausdruck geben, welche mir ihre Benutzung macht. Schon ihre Erscheinungsweise vom 1. April bis 30. März paßt mir in den Kram, da meine Rezensiertätigkeit für den laufenden Band des Jahrbuchs Anfang April einzusetzen pflegt, ich dann also ein Ganzes überschauen kann.

Ich kann bei der Fülle des Stoffes meine Leser hier nur auf das aufmerksam machen, was die Deutsche Alpenzeitung an größeren Artikeln und Bildern aus der Schweiz gebracht hat. Ich will damit das. Ausland nicht zurücksetzen, aber, wie unsere Bauern sagen, das Hemd ist näher als der Rock.

In Heft 1 finden wir also: Aus dem Maderanertal, von Dr. Th. Herzog ( Golzernsee mit Düssistockin Heft 3: ' Pointe d' Orny und Glacier du Trient, von Hans Burghaber ( Portalet mit Glacier d' Orny und Blick von La Bâtiaz auf Marti gny mit Mont Catognein Heft 6 und 7: Bergfahrten im Berner Oberland, Balmhorn, Blümlisalphorn, Wetterhorn, Schilthorn, Finsteraarhorn, von A. Segin ( Lauterbrunnen, der Öschinensee bei Kandersteg, Grindelwald mit Wetterhornim Heft 12 ausschließlich Schweizerisches: Eine BeminaWanderung, von Dr. W. Paulcke; Hochtouren im Saastal, von Gust. Euringer; Erste Traversierung des Blümlisalp-Rothorns, von Dr. H. Biehly ( Blick auf die Mischabelhörner von Saas Fee, Blick vom Piz Morteratsch nach Südwesten, Blick vom Abbruch der Berninascharte nach Norden, 25 Textbilder ); in Heft 13: Die Jungfraubahn, von S. A. Baumgärtner; in Heft 16 und 17: Aus den Berner Alpen, von Dr. Th. Herzog ( Abend auf der Konkordiahütte, Gewitterstimmung am Märjelensee, Kippel im Lötschental mit Bietschhorn, die Mutthornhütte von Westenin Heft 22: Aus den Glarner Alpen, von J. Heer; in Heft 24: Winterstimmungen, von Dr. W. Paulcke ( Wintersonnenschein, Friedhof im Hochgebirg, Bergdorf im Winter ). Von andern will ich nur das Kaukasusheft, Nr. 20, hervorheben, das ich mit gemischten Gefühlen erhielt, mit Freude über den Inhalt, mit Ärger darüber, daß das Jahrbuch des S.A.C. das einzige große alpine Organ ist, das 1904 keine Darstellung dieser denkwürdigen Expedition zu bringen im Falle ist, obschon ich meine Zeitschrift den S.A.C.-Leuten darunter rechtzeitig zur Verfügung gestellt hatte.

Unter den kleineren Beiträgen möchte ich auf W. R. Rickmers Einführung in die alpine Literatur aufmerksam machen; seine Listen kann ich freilich nicht als komplett ansehen, so vermisse ich unter den Klassikern Eug. Rambert und Freshfields Italian Alps. Die „ Alpinen Nachrichten ", die in jedem Heft erscheinen, geben über die Tagesereignisse und touristischen Bedürfnisse prompte Auskunft. Die Alpine Belletristik, die in den beiden ersten Jahrgängen eine große Rolle spielte, ist sehr zurückgetreten. Ich ersehe daraus mit Genugtuung, daß meine bezüglichen Kritiken am Platze waren. In der Illustration sind die Töne auf einigen Vollbildern eine wohlgelungene Neuerung. Auch der Dreifarbendruck Plans mit Parseierkette in Heft 8 ist an sich wohlgelungen, aber man täuscht niemanden oder sich selbst, wenn man dergleichen als „ Natur-dreifarbenaî

Auf dergleichen optische Täuschungen verzichten, wie es so hohen Herrschaften wohl ansteht, die „ Alpinen Majestäten " und setzen ihren Herrschergang in altgewohnter Würde im Ornat prächtiger Vollbilder auf Kunstdruckpapier fort. Den erläuternden Text hat wiederum der bekannte Münchner Maler Ernst Platz in Heft 23 geliefert und hat sich darin selbst übertroffen. Es ist in der Tat staunenswert, mit welcher Klarheit er den so spröden und unübersichtlichen Stoff unter gemeinsamen Gesichtspunkten zusammenfaßt und an Hand der im Bilde vorliegenden Hochgebirgs-An- und Rundsichten die Bergketten und -gipfel, die Höhen und Täler charakterisiert. Namentlich die Schlußbetrachtung über den Zusammenhang der Bodenerscheinungen mit der zu Grunde liegenden geologischen Formation ist ein Meisterstück schildernder Feder und zeugt von tiefem wissenschaftlichen Verständnisse. Die Einteilung ist die in der beigegebenen Gliederungskarte der Alpen von Prof. Dr. A. Rothpletz aufgestellte.

Die 268 Ansichten aus der Gebirgswelt, welche dieser Band enthält, muß man eben ansehen und wiederholt ansehen ( zu diesem Zwecke sich i den Band anschaffen, Preis Mk. 12, was auch ein NichtJude als spott-wohlfeil anpreisen darf ), mit Worten schildern läßt sich solche Fülle nicht und zu kritisieren habe ich an dem Ganzen nur den vertrakten Titel mit seiner altmodischen Sentimentalität oder Devotion. Aber daran wird wohl nichts mehr zu ändern sein, soll doch 1904 mit Band IV das große Unternehmen der „ Gebirgswelt der Erde in Bildern " zu Ende geführt werden. Sic transit gloria mundi! Das ist eigentlich mehr wehmütig als erfreulich stimmend, aber wir freuen uns darauf, daß in dem begonnenen Schlußbande so schöne Bilder, wie die Kaukasusserie, eine Wetterhornnummer nach neuen Aufnahmen und andere Extras uns vorgeführt werden sollen. Hoffentlich werden die Vereinigten Kunstanstalten neben dem Dank der Alpenfreunde auch eine klingende „ Entlohnung für die große Mühe und den enormen Kapitalaufwand " finden.

Die Zeitschrift „ Wandern und Reisen " hat an den beiden vorgenannten Unternehmungen gefährliche Konkurrenten, aber es sieht aus, als ob sie sich ebenfalls einen festen Leserkreis erwerben werde, und sie ist 1904 in den zweiten Jahrgang getreten. Bekannt geworden bin ich mit dieser Fachzeitung durch die Aufforderung der Redaktion zu einem darin erscheinenden Artikel: „ Worauf beruht unsere Bergfreuäe, auto-biographische Bemerkungen und psychologisch-alpine Betrachtungen " einen Beitrag zu liefern. Ich habe dem Verlangen entsprochen, obschon ich hinterdrein finde, daß ich dem Kreise von A. Blodig, Sir Martin Conway, W. A. B. Coolidge, P. Güßfeldt, R. v. Lendenfeld, Heinrich Pfannl und E. Richter nicht wohl anstehe, indem ich eigentlich, praktisch gesprochen, gar kein hervorragender Alpinist bin, wenn auch ein leidlicher Kenner der Schweizeralpen und ihrer Geschichte. Item, was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben. Außer diesen Interviews enthält „ Reisen und Wandern ", trotzdem sein Arbeitsfeld vielseitiger ist, als das der Alpenzeitungen, doch viele alpine und halbalpine Artikel: Eine Besteigung des Elbrus, von Dr. Oskar Schuster ( 1 Abbildungdie Dach-stein-Südwand, von Ed. Pichl ( 4 Abbildungen ); Pfingsten im Hochschwab-gebiete, von Dr. Karl Blodig ( 12 Abbildungen ); vom Hochtor zum Oedstein, von Dr. Victor Wolf Edler von Glanvell ( 4 Abbildungendas Matterhorn, von Dr. R. von Lendenfeld ( 1 Panorama, 7 Abbildungen nach photographischen Aufnahmen und Reproduktion des Gemäldes, von G. Maccoauf den Ätna, von Alfred von Radis-Radiis ( 5 Abbildungendie Guglia di Brenta und ihre dritte Besteigung, von Hans Barth ( Zeichnungen von Otto Barth und 2 photographische Aufnahmeneine Besteigung des Popocatepetl, von Heinrich Lemcke ( 3 AbbildungenEr-innerungen an San Martino di Castrozza, von Dr. H. Uhde-Bernays ( 7 Abbildungeneine Winterfahrt aufs Wetterhorn, von Dr. H. Hoek ( 6 Abbildungendie erste Ersteigung des Campanile di Val Montanaia, von Dr. Günther Freiherm von Saar ( 9 AbbildungenJoseph Enzensperger ( 2 AbbildungenAlpbetrieb im Winter, von Prof. Arthur Achleitner ( 8 Abbildungen ); Haustiere in den Alpen, von Rudolf Greinz ( 5 Abbildungen ); Skisaison im Schwarzwald, von Dr. H. Hoek ( IG Ab- Rezensionen über, verschiedene Publikationen.405 bildungendie deutschen Studenten- und Seh'ülerherbergen, von Pfarrer F. H. Loescher u.a. Der Prachtband in Großquart mit 850 Textabbildungen, farbigen Kunstbeilagen und Karten kostet in Künstler einband 16 Mark und hält nach Inhalt und Ausstattung jeden Vergleich mit ähnlichen Unternehmungen aus. Wir sollen uns also, wie Goethe den Deutschen mit Beziehung auf seine Konkurrenz mit Schiller anriet, freuen, daß wir zwei solche Kerle besitzen, und nicht weiter fragen, welcher der größere sei..Redaktion.

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