«Wenn man weiss, was auf dem Spiel steht, ist Untätigkeit keine Option» | Schweizer Alpen-Club SAC
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«Wenn man weiss, was auf dem Spiel steht, ist Untätigkeit keine Option» Für den Schutz unseres Planeten

Bei ihrer Arbeit und in ihrer Freizeit setzt sich Marine Decrey für den Schutz unseres Planeten ein. Als Präsidentin der Kommission Umwelt und Mobilität der SAC-Sektion Les Diablerets motiviert sie die Mitglieder dazu, den öffentlichen Verkehr zu benutzen.

Im Café du Simplon, wo wir uns treffen, ist Marine Decrey nicht oft zu Gast. Trotzdem kennt sie das Lokal gut. Es liegt in der Fussgängerzone, genau gegenüber dem Bahnhof von Lausanne. «Ich gehe oft daran vorbei, wenn ich zur Arbeit nach Zürich fahre», sagt die 35-Jährige. Und auch am Wochenende kann man sie bei schönem Wetter am Café vorbeigehen sehen, wenn sie einen Zug in die Waadtländer Voralpen oder ins Wallis nimmt und zu einer Skitour oder zum Klettern in die Berge fährt.

Eine ideale Verbindung zwischen Haus und Berg

Dank der Arbeit der Lausannerin und ihres Teams könnte es in Zukunft mehr solche Menschen geben, die mit Rucksack, Ski oder Kletterseil am Café du Simplon vorbeieilen, noch müde im Morgengrauen und am Ende des Tages mit einem strahlenden Lächeln. Als Präsidentin der Kommission Umwelt und Mobilität der Sektion Les Diablerets setzt Marine Decrey alles daran, die Mitglieder zur Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel zu motivieren. So hat die Kommission im letzten Winter eine Broschüre mit zehn Skitouren herausgegeben, die vom Bahnhof Lausanne aus unternommen werden können, und diesen Sommer plant sie eine weitere Broschüre mit zehn Vorschlägen für Klettertouren. «Wir wollen zeigen, dass der öffentliche Verkehr nicht nur für das Klima gut ist, sondern auch die sozialen Kontakte fördert, Verkehrsstaus vermeidet und Touren mit verschiedenen Ausgangs- und Endpunkten ermöglicht.» Für Marine Decrey ist es eine Selbstverständlichkeit, den öffentlichen Verkehr zu benutzen: «Der Zug ist eine ideale Verbindung zwischen Haus und Berg. Ich mag es, am Morgen im Halbschlaf einen Kaffee zu trinken und auf den See hinauszuschauen. Und ich liebe auch die Rückfahrt am Abend nach einer schönen Tour», sagt sie.

Neben den praktischen Vorteilen schätzt die Waadtländerin auch den ökologischen Aspekt des öffentlichen Verkehrs. Der Schutz der Umwelt ist ihr ein Anliegen, seit sie sich erinnern kann. «Als ich etwa sechs Jahre alt war, besuchte ich mit meiner Familie in Chile einen Gletscher, der ins Meer mündete. Markierungen auf den Felsen zeigten seinen jährlichen Rückgang. Das hat mich geprägt.» 30 Jahre später ist aus dem kleinen Mädchen eine Umweltingenieurin geworden, die in den Bergen «Frieden findet und sich zu Hause fühlt». Das Schmelzen der Gletscher macht sie immer noch betroffen. «Ich finde das deprimierend. Ich sehe darin einen Verlust unseres Erbes, denn ich weiss, dass ich manches, was meine Eltern in den Bergen erlebt haben, nicht erleben werde, und meine Kinder noch weniger.»

An allen Fronten

Also engagiert sich Marine Decrey, bei ihrer Arbeit und in der Freizeit. «Wenn man weiss, was auf dem Spiel steht, ist Untätigkeit keine Option», erklärt sie. Beruflich hat sich die Skibobfahrerin auf das Thema Wasser spezialisiert. Sie ist politische Verantwortliche für den Gewässerschutz beim WWF Schweiz. Ehrenamtlich widmet sie sich dem Kampf gegen die Klimaerwärmung. Bevor sie ihr Mandat bei der Sektion Les Diablerets ausübte, war sie zwei Jahre lang Vizepräsidentin der Organisation Swiss Youth for Climate.

Ist dieses ständige Engagement nicht manchmal belastend? «Das hängt vom Tag ab», sagt sie. «Die Verbandsarbeit ist eine Ergänzung zum Beruf. Man kann dabei manchmal kreativer sein und weiter gehen als im Beruf. Es können Türen aufgehen, die sonst geschlossen bleiben.» Die Waadtländerin hat beispielsweise für Swiss Youth for Climate an drei UNO-Konferenzen zum Klimawandel teilgenommen. «Das war motivierend und deprimierend gleichzeitig », erzählt sie. «Ich habe Menschen aus der ganzen Welt getroffen, die sich für das Klima einsetzen, aber ich habe auch gesehen, wie jeder Vorwand genutzt wird, um Massnahmen zu verzögern.» Marine Decrey lässt sich jedoch nicht entmutigen. «Wir dürfen nicht aufgeben», bekräftigt sie und freut sich über die wachsende öffentliche Aufmerksamkeit für dieses Thema.

Gegenüber dem Café tickt die Bahnhofsuhr. Zeit für Marine Decrey, sich wieder um ihre Arbeit als Umweltprofi zu widmen. Die Revision des Energiegesetzes gefährdet die Biodiversität in den Gewässern, und die Ingenieurin will Argumente vorbereiten, um im Ständerat zu erklären, was auf dem Spiel steht.

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