Bern macht sich startklar fürs das Kletterfest | Schweizer Alpen-Club SAC
Unterstütze den SAC Jetzt spenden

Bern macht sich startklar fürs das Kletterfest IFSC Climbing & Paraclimbing World Championships 2023

Im August wird Bern zur globalen Kletterhauptstadt. 750 der besten Athletinnen und Athleten messen sich an der Weltmeisterschaft im Sportklettern. Die Stadt erhofft sich touristische Wertschöpfung und einen Schub für den Klettersport.

Franziska Teuscher liebt die Natur und ist oft in den Bergen unterwegs. Mit dem Klettern hat es die ehemalige Nationalrätin allerdings nicht so. «Ich bleibe lieber auf den Wegen», sagt die heutige Sportdirektorin der Stadt Bern. Wenn sich im August die weltbesten Sportkletterinnen und -kletterer an ihren Fingerkuppen überhängende Wände hochziehen, wird sie aber sicher im Publikum mitfiebern: «Diese Wettkämpfe mitzuerleben, ist eine einmalige Gelegenheit.»

Die Stadt Bern unterstützt die IFSC Climbing and Paraclimbing World Championships, die vom 1. bis zum 12. August in der Berner PostFinance Arena stattfinden, mit 270 000 Franken. Dafür erwartet sie auch etwas. Urbanes Klettern ist eine Trendsportart, die längst auch in Schulsport- und Präventionsprogramme Eingang gefunden hat. Die Hoffnung der Stadt ist, dass jetzt noch mehr Kinder und Jugendliche das Klettern für sich entdecken.

Um den «Kletter-Spirit» nach Bern zu bringen, sind bereits vor den spektakulären Wettkämpfen Events geplant, zum Beispiel an der Frühjahrsmesse BEA. Auch bezüglich Klettermöglichkeiten soll sich etwas bewegen. Zwar ist das Angebot in der Region bereits beachtlich, es soll aber noch weiter ausgebaut werden. So wollen die Stadt und der SAC Bern bis im Sommer einen 45 Meter hohen Pfeiler des Felsenauviadukts in eine Outdoorkletterwand umgestalten. «Wir sind der Meinung, dass die Weltmeisterschaften im August die ideale Gelegenheit für Bern sind, um sich als jugendliche Sportstadt zu behaupten», sagt Jessica Rockstroh, Kommunikationschefin der WM.

Hotellerie erwartet viele Buchungen

Auch touristisch will Bern vom Sportevent profitieren. «Die Weltmeisterschaft ist nicht nur ein Kletterfest, sondern auch eine Möglichkeit, die Vielfalt der Destination Bern mit ihrer Landschaft, ihrer Kultur und ihrer Gastronomie sowie mit einem attraktiven Angebot an Ausflugsideen einem breiten Publikum zu präsentieren», sagt Manuela Angst, CEO der Tourismusorganisation Bern Welcome. An der zwölftägigen Veranstaltung werden etwa 750 Athletinnen und Athleten aus über 50 Nationen teilnehmen. Hinzu kommen über 80 Offizielle wie Preisrichter, Delegierte oder Zeitnehmer. Die Veranstalter erwarten, dass insgesamt 55 000 Besucherinnen und Besucher die Wettkämpfe verfolgen werden.

Den direktesten Nutzen wird die Stadt Bern aus den zusätzlichen Übernachtungen ziehen, die der Event generiert. «Wir erwarten ganz klar deutlich mehr als nur eine ergänzende Aktivität zum ohnehin starken Sommergeschäft», sagt Matthias Beyeler, Präsident des Regionalverbands Hotellerie Bern und Mittelland. Der Buchungsstand sei jedenfalls bereits jetzt «vielversprechend». Die Stadt ist für solche grossen Anlässe gut gerüstet. In den letzten Jahren seien vor allem in der Peripherie rund 900 neue Hotelzimmer entstanden. «Einem positiv-turbulenten Kletterfest steht also nichts im Weg», so Matthias Beyeler.

Ebenfalls erwartungsvoll, aber etwas weniger euphorisch tönt es vonseiten der Gastronomie: «Zusätzliche Frequenzen sind grundsätzlich immer gut und bescheren auch der Gastronomie Mehreinnahmen», sagt Tobias Burkhalter, Präsident von GastroBern. In Bezug auf die Athletinnen und Athleten ist er allerdings zurückhaltend: «Die Teilnehmer sind Spitzensportler und ernähren sich auch entsprechend. Das ist keine perfekte Zielgruppe für den Grossteil der Gastronomie. Aber auch hier gibt es sicherlich einige Feierlichkeiten nach abgeschlossenem Wettkampf.»

Auch bei den Innenstadtgeschäften steht mehr der langfristige Nutzen im Vordergrund als eine markante Umsatzsteigerung. «Oftmals haben Besucherinnen und Besucher sowie die Teilnehmenden während einer Veranstaltung zu wenig Zeit für Shopping», sagt Anna Bähni, Co-Geschäftsleiterin von BernCity, der Vereinigung der Innenstadtgeschäfte, «sie sehen aber die wundervolle Altstadt mit den Lauben und dem charmanten Angebot an Läden und kommen später vielleicht gerne auf einen Besuch vorbei.»

Werbung für Ausflüge ins Grüne

Den Besucherinnen und Besuchern der Sportkletter-WM wird in und um die PostFinance Arena ein attraktives Programm geboten. Neben den offiziellen Wettkämpfen ist im Aussenbereich beispielsweise ein frei zugängliches «Village of Experiences» mit einem umfangreichen Rahmenprogramm geplant. Gäste sowie Sportlerinnen und Sportler sollen von Bern aber nicht nur das Stadion sehen. «Kletterinnen und Kletterer sind oft sehr naturverbundene, bewusst lebende Menschen und schätzen Nachhaltigkeit genauso wie eine gute Ökobilanz», sagt Manuela Angst von Bern Welcome. «Von der Stadt aus sind Wälder, Seen und Berge leicht zu erreichen, das Freizeitangebot im Grünen ist riesig und lässt sich hervorragend mit einem WM-Besuch verbinden.» Direkt auf der Website der Weltmeisterschaft sind denn auch schon Ausflugsideen aufgelistet.

Die Stadt Bern hat viel Erfahrung mit grossen Sportveranstaltungen. 2008 war sie zum Beispiel sogar Spielort der Fussball-Europameisterschaft. Die WM im Sportklettern spielt zwar in einer anderen Liga, ist aber für die Bundesstadt gerade wegen ihres Trendfaktors und der vorbildlichen Nachhaltigkeitsstrategie dennoch wichtig. «Bern kann zeigen, dass es als jugendliche Sportstadt mit grossem Fokus auf die Durchführung nachhaltiger Events super taugt», sagt Manuela Angst. Sie hofft, dass sich die Stadt auf der «Kletter-Landkarte» noch besser positionieren kann: «Genau solche nachhaltigen Akzente würden uns aus touristischer Sicht und als Veranstaltungsdestination freuen.»

Alle freuen sich auf den Sportevent

Negative Auswirkungen des internationalen Sportevents befürchtet in Bern übrigens niemand. Anstatt von betrunkenen Fans, Flurschäden oder Ressourcenverschleiss ist von Nachhaltigkeit, cooler Atmosphäre und friedlicher Stimmung die Rede. «Ich freue mich auf einen attraktiven, vielseitigen Sportevent, der viele Menschen begeistern wird», sagt Gemeinderätin Franziska Teuscher. Selbst im Quartier, wo der Grossanlass stattfinden wird, ist Vorfreude zu spüren. Patrick Sutter, Präsident des Quartierleists: «Wir erwarten keine Probleme und freuen uns auf diesen interessanten Anlass.»

Feedback