Gegen «Foto Waste» | Schweizer Alpen-Club SAC
Unterstütze den SAC Jetzt spenden

Gegen «Foto Waste»

Die sozialen Medien (auch asoziale Medien genannt) – über sie wird viel geschnödet. Wegen den Influencern. Wegen den Selbstdarstellerinnen. Wegen allerlei. Ich selbst pflege eine pragmatische Beziehung zu Instagram und Co. Wenn ich die App öffne, sehe ich weder aufgespritzte Lippen noch protzige Autos. Mir zeigt der Algorithmus nur Bilder und Videos von schönen Berggipfeln, Gebirgslandschaften, Klettertouren oder glücklichen Menschen im Pulverschnee.

So was gefällt mir, und ich freue mich, wenn andere eine coole Tour machen konnten. Selbstverständlich sehe ich zuweilen auch Peinliches, über das ich lästern und grinsen kann. So was gefällt mir auch. Denn seien wir ehrlich: In Bergsportkreisen ist es immer gut, ein bisschen Klatsch auf Lager zu haben. Lustiges Tratschen gehört nun mal zum Alpinismus wie die Felle zum Tourenski («Hast du gehört? Was die wieder gemacht … Und der hat …»).

Ich versuche mir manchmal vorzustellen, wie das früher war, lange bevor es die sozialen Medien gab. Da lud die SAC-Sektion zu einer Diashow. Das Publikum kam zahlreich. Die alten Berichte darüber deuten an, dass diese Vorträge oft sterbenslangweilig waren. Die meisten Leute kamen in erster Linie, um auf den ungemütlichen Stühlen ungeduldig darauf zu warten, bis sie zum Fendant übergehen konnten (wo dann gesellig getratscht und gelacht werden durfte).

Meinen Instagram-Account habe ich aus gemeinnützigem Motiv eröffnet: Die Menge von Fotos, die ich auf Bergtouren gemacht habe, ist über die Jahrzehnte auf ein gigantisches Ausmass angewachsen. Nach einer Tour schaue ich die Aufnahmen einmal an, vielleicht zweimal. Dann nie mehr. Sie lagern nutzlos im Estrich (analog) oder auf einer Festplatte (digital). Ihre Existenz ist eine Verschwendung von Ressourcen. Darum gehe ich in Anlehnung an «Food Waste» jetzt auch gegen «Foto Waste» vor – und rezykliere die Bilder auf Instagram. So haben alle etwas davon: Ich gebe den Bildern einen Sinn. Und die Leute, die sie anschauen, finden vielleicht etwas zum Lästern.

Feedback