Blut- und Harnbefunde bei einem Skilangläufer
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Blut- und Harnbefunde bei einem Skilangläufer

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Von Anton Krupski ( Zürich )

In dieser Zeitschrift sind die Resultate von Blutuntersuchungen beim Aufenthalt und bei Arbeitsleistungen ( Bergsteiger ) in grösseren Höhen in zwei Mitteilungen bekanntgegeben worden2. Die zum Verständnis dieser Abhandlungen notwendigen, physiologischen Kenntnisse habe ich dem nicht-medizinischen Leser jeweils in leichtfasslichen, eingestreuten Darstellungen beizubringen versucht. Hierauf muss ich verweisen, wenn im folgenden gleiche Fragen erörtert werden. Die bergsteigerische Arbeit, die bei den für diese speziellen Zwecke unternommenen Touren geleistet wurde, entspricht insbesondere bei E. N. 3 einer grossen, kontinuierlichen, aber nicht über ein gewisses Mass hinausgehenden Marschleistung, die gute Berggänger oft vollbringen. Es war nun von Interesse, zu untersuchen, welche Veränderungen vornehmlich im Blute bei exzessiver Arbeitsleistung im Gebirge auftreten. Dabei ist zu beachten, dass z.B. ein Läufer eine maximale Leistung — etwa in der Niederung — von einer bestimmten Höhengrenze an nicht mehr aus sich herausholen kann. Um solche Werte zu erhalten, ist der Langläufer P. Sp. vom Skiklub Staffel Zürich anlässlich des Skidauerlaufes in Klosters 1938 unmittelbar vor und unmittelbar nach dem Lauf untersucht worden. Klosters liegt ca. 1200 m ü. M., und der beim Lauf erreichte höchste Punkt betrug 1500 m. Die Strecke mit einer gesamten Höhendifferenz von 1200 m wurde von P. Sp. in 4 Stunden, 44 Minuten und 39 Sekunden durchlaufen.

Die körperliche Verfassung am Ende der Laufzeit war ziemlich befriedigend. Die Zahl der Pulse betrug 150, ging in der Ruhe jedoch rasch zurück. In den Armen und Beinen machte sich vorübergehend heftiger Muskelkrampf bemerkbar. Die Belastung der Langläufer bestand einzig in den leichten Langlaufskis und den Stöcken. P. Sp. war im Lauf etwas behindert, weil die Punktionswunden an der Innenfläche beider Arme ( Vena 1 Arbeit mit Unterstützung des C. C. des S.A.C.

2 1938, Heft 1, und 1939, Heft 3.

3 1939, Heft 3.

cubitalis ) den Gebrauch der Stöcke nicht unwesentlich erschwerten. Die Befunde sind folgende: Was zunächst den Einfluss des Langlaufes auf die Zahl der roten Blutkörperchen betrifft — im Kubikmillimeter Venenblut angegeben —, konnte eine Vermehrung nicht festgestellt werden. Somit hat die enorme Arbeitsleistung zu keiner anhaltenden Vermehrung der Erythrocytenzahl geführt, eine Feststellung, die wir schon in früheren Versuchen bei geringerer Kraftausgabe zu machen in der Lage waren. Da die Blutflüssigkeit, das Plasma, infolge Schwitzens einen bedeutenden Wasserverlust zeigte ( die Plasmatrockensubstanz stieg vom Ruhe- und Talwert von 8,68 % auf 10,99 %, so dass von einer Eindickung des Blutes gesprochen werden muss ), ist anzunehmen, dass ein besonderer Mechanismus auch in diesem Falle die Erythrocytenzahl reguliert. Bei Bluteindickung denkt man in erster Linie an eine Vermehrung der Zahl. Je nach Bedarf werden somit rote Blutelemente aus dem pheriperen Blute weggenommen und deponiert oder umgekehrt aus den Depots dem Blute zugeführt.

Das rote Blutbild erfuhr morphologisch keine Veränderungen. Namentlich sind keine unreifen Erythrocytenformen aus den Bildungsstätten — dem Knochenmark — in das periphere Blut ausgetreten. Die bedeutende Arbeitsleistung hatte dagegen eine Vermehrung der weissen Blutzellen um das ca. Dreifache zur Folge. Man nennt dies eine Leukocytose. In Übereinstimmung mit früheren Befunden erfuhren hierbei die Neutrophilen prozentual und absolut weitaus die stärkste Vermehrung, was auch für die Stabkernigen zutrifft. Der Lauf bewirkte somit eine deutliche Linksver-schiebung. Lymphocyten, Eosinophile und Basophile nahmen prozentual und absolut ab. Unreife Formen traten aber auch hier nicht auf. Eine weitere Frage, die geprüft wurde, ist das Gasbindungsvermögen des Blutes für Sauerstoff und Kohlenmonoxyd. In einem bestimmten Volumen Blut ( z.B. in 1 cm3 ) kann der O2- oder der CO-Gehalt ( O = Sauerstoff, C = Kohlenstoff ) des mit diesen Gasen gesättigten Blutes sehr genau bestimmt werden. Man spricht in diesem Falle von der Sauerstoff- bzw. Kohlenmonoxyd-Kapazität des Vollblutes, die übereinstimmen müssen. Diese O2- bzw. CO-Kapazität des Vollblutes waren nach dem Laufe um ca. 7 %, der Sahli-wert um ca. 9 % erhöht. Da die Zahl der Erythrocyten keine Veränderung erfuhr, stieg das Sauerstoffbindungsvermögen pro einzelnes rotes Blutkörperchen ( S. K. E. ) um etwa 6 %, was im Hinblick auf die Fehlerbreite wenig ist, aber immerhin doch die Richtung andeutet, wie wir sie früher immer gefunden haben. Das gleiche ist zu sagen vom Färbeindex.

Die Senkungsreaktion sowie die osmotische Resistenz der Erythrocyten blieben völlig normal.

Wenn man bedenkt, dass grosse körperliche Leistungen zweifellos eine starke Belastung des Säure-Basen-Gleichgewichtes mit sich bringen, und zwar vornehmlich infolge der erhöhten Milchsäureproduktion in der Muskulatur, wozu noch eine erhöhte Kohlensäureproduktion während der Arbeit hinzukommt, so gewinnt die Prüfung des Säure-Basen-Gleichgewichtes ein besonderes Interesse. Bei P. Sp. fanden wir nach dem Laufe eine Verminderung des Bikarbonatgehaltes des Plasmas um bloss 4 % bei normaler und gleichgebliebener Wasserstoffionen-Konzentration. Es handelt sich um ein nur wenig ausgeprägtes, kompensiertes Alkalidefizit. Der Plasma-Cl-Ionengehalt war nicht merklich verändert, dagegen zeigte der Glukosegehalt des Blutes einen Anstieg, weil der Läufer während des Laufes Traubenzucker zu sich genommen hatte.

Die Harnbefunde betreffend war die Harnmenge am Versuchstage gegenüber der Vorperiode vermindert mit Erhöhung des spezifischen Gewichtes. Eiweiss und Zucker wurden nicht ausgeschieden. Indoxyl war nur in Spuren vorhanden und das Harnsediment ohne Befund. Die Stick-stoffausscheidung stieg beträchtlich an, wobei es sich zur Hauptsache um eine absolut stark erhöhte Harnstoffausscheidung handelte, während Harnsäure und Kreatinin keine Erhöhung erfuhren und das Ammoniak kleinere Werte annahm als in der Vorperiode. Der Quotient C/N blieb innerhalb der Schwankungsbreite konstant. Phosphorsäure wurde vermehrt ausgeschieden.

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