Das Ginanzwasser
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Das Ginanzwasser

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Das Ginanzwasser Ausser der Leitung mit Törbel besitzt Zeneggen gemeinsam mit Unterbäch und Birchen eine ebenso lange Wasserleitung aus dem Ginanztal, die « Ginanzerin » ,'auch die « alte Suon » genannt. Sie entnimmt das Wasser in einer Meereshöhe von 1900 m unterhalb der Borteralp dem Mühlebach, dem Unterbäch und Eischoll ihren Wohlstand verdanken, weil derselbe durch die zahlreichen Wasserleitungen, die ihm entfliessen, die Wiesen, Äcker und Gärten befruchtet und die Kraft für mehrere Mühlen, Sägen usw. liefert. Der Mühlebach nimmt seinen Ursprung am St. Jodernbrunnen, zuhinterst im Ginanztal, wo die Schneeflächen des Drei-zehnenhorns mehrere kleine Seelein und zahlreiche Quellen speisen. Birchen kaufte das Wasserrecht für das Ginanzwasser im 15. Jahrhundert von Unterbäch und führte es an die obersten Wiesenhänge ihrer Gemeinde.

Da infolge des Erdbebens 1855 in Zeneggen viele Quellen versiegten und das Augstbordwasser immer spärlicher kam, kaufte auch Zeneggen von Unter- Die Vispertaler Sonnenberge.

bäch für Fr. 3000 ein Wasserrecht im Ginanztal und vereinbarte sich mit Birchen, dieses Wasser gegen eine einmalige Entschädigung in der alten Suon bis nach Zeneggen zu führen. Die alte Suon wurde vergrössert, um das vermehrte Wasserquantum aufzunehmen; gleichzeitig wurde die Leitung bis in das Wiesengelände von Zeneggen fortgeführt.

Der ehemalige Zenegger Pfarrer Franz Lagger bezeichnet jedoch in einer Gemeindechronik das Ginanzwasser als « Gnadenwasser », weil Unterbäch das Vorrecht hat, trotzdem die alte Suon im Ginanz die erste und die oberste Wasserleitung ist. Hat Unterbäch zu wenig Wasser, so kommt kein oder wenig Wasser in der alten Suon, und davon beansprucht Birchen den Hauptteil, so dass sich die Weiterleitung nach Zeneggen schliesslich nichtmehr lohnt, namentlich weil Zeneggen für den Hüter, solange das Wasser fliesst, täglich zwei Franken bezahlen muss. Im Sommer 1921 brachte die Ginanzerin so wenig Wasser, dass Zeneggen dasselbe den Birchnern überliess.

Zwei Drittel des Gi-nanzwassers gehört Birchen und ein Drittel Zeneggen. Da, wo die Leitung nach Zeneggen abzweigt, sind Verteilungsschleusen ( « Ab-schalter » ) eingebaut(Fig.65 ).

Die alte Suon kann jedoch wegen Lawinenschnee im Ginanztal erst im JuniFig. 64. Die Augstbordwasserleitung überquert geöffnet werden. Um jedochen T8l-blerb

früher Wasser zu bekommen, wird in Birchen das Wasser des Laubbaches, der von der « schönen Chumme » herabkommt, in diese geleitet.

Weil in Birchen das Wässern am Sonntag verpönt ist, Zeneggen aber unter hohem Wassermangel litt, tauschte es mit Zeneggen das « Sonntagwasser » der Monate April, Mai und Juni gegen fünf Tage Ginanzwasser aus. Jeder der 66 Gemeinder von Zeneggen hatte ursprünglich je eine Stunde Sonntagwasser. Auch diese Wasserrechte sind auf Tesslen ( s. o. ) geschnitten. Das Ginanzwasser ist stundenweise abgeteilt. Man bezahlte beim Kaufe für die Stunde Ginanzwasser Fr. 60—80, für das Sonntagwasser Fr. 60—70; jeder kann ein Wasserrecht verkaufen, wenn es nicht mit einem Grundstück verpfändet ist.

F. G. Siebter.

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