Der Pilatus
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Der Pilatus

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

VON JAKOB MARZOHL, LUZERN

Der Pilatus Mit I Bild ( 45 ) Am 30. Mai 1964 beging die Sektion Pilatus des SAC unter grosser Beteiligung ihrer Freunde ihr hundertjähriges Bestehen mit schönem Erfolg. Als Erinnerungsgabe erhielt jedes Mitglied das von Hugo Nünlist vorzüglich verfasste Buch, betitelt: « Anton Schürmann und der Pilatus ». Der Leser findet in diesem Werk einige Wege auf den Pilatus vorgezeichnet und auch näher beschrieben. Es sind die klassischen Auf- und Abstiege, keine nennenswerten Schwierigkeiten bietend, über Nauen, Ämsigen, Heitertannli und hintere Fräkmünt ( Obwalden ). Viele heute begangene Aufstiege fehlen jedoch. Wir möchten deshalb hier die Ost-West-Überschreitung kurz skizzieren, eine Route, die namentlich den Bergler interessiert, die aber nur dem ausdauernden Steiger und Kletterer offensteht. Die Luftlinie der gesamten Wegstrecke misst rund 25 km. Von Stansstad über Pilatus-Kulm nach Entlebuch sind 12 Stunden einzusetzen. Damit sich der Nichtkenner des Berges ein besseres Bild über die Wegverhältnisse machen kann, geben wir die am meisten begangenen Zu- und Abstiege der Überschreitung bekannt.

Der Pilatus ist ein Kalkmassiv. Sein Waldgürtel reicht bis auf 1600 m, und nur vereinzelt auf der Obwaldner Seite, wo die Lage, abgekehrt von der Wetterseite, geschützter ist, zieht er bis auf 1800 m hinauf. Der Berg wird jährlich von Tausenden von Einheimischen, Touristen und Fremden besucht. Die Rundsicht reicht vom Schwarzwald zum Säntis, über die Zentralalpen bis zu den Diablerets. Aber er trägt auch viele Tage im Jahr eine Nebelkappe, zieht die Nebelfetzen an und staut diese zu Nebelwolken. Die Flora am Pilatus ist geschützt, es ist Pflanzenschutzgebiet. Zu lange wurde Raubbau getrieben. Heute versucht man das Wenige, was noch wächst, zu erhalten, und auch mit Erfolg, dank den Bemühungen des SAC, des Natur- und Heimatschutzes.

Wir begeben uns nun auf die Bergfahrt und verlassen Stansstad um 5 Uhr morgens. Da, wo früher ein Weglein zum Einstieg auf den Lopper führte, ist jetzt eine riesige Baustelle, wo Tunnels für Bahn und Autostrasse in den Berg getrieben werden. Es empfiehlt sich, etwa 1500 m südlich hinter der Achereggbrücke in den gewöhnlichen Weg einzubiegen. Ziemlich rasch erreicht man den ersten Aussichtspunkt am Loppergrat, mit Blick auf See und Dorf. Nun steigt man immer am Grat auf Wald- und Felsenbuckeln zum Renggpass ( 886 m ). Vor dem Bau der Lopperstrasse war der Pass einziger Übergang von Hergiswil NW nach Alpnach-Stad OW. Nach dem Pass folgt ein Grataufschwung nach dem andern, teils mit Wegspuren, teils über Felshöcker. Zuerst erklimmen wir das Krummhorn ( 1254 m ), steigen an dessen Südflanke einige Meter ab und streben wieder auf dem Grat der Teilenpfadspitze zu. An der Bergseite seilen wir uns etwa 10 m ab in die gleichnamige Lücke. Ein Weglein führt rechts hinab in den Graben zur Alp Gschwend. In südlicher Richtung, an der Flanke des Berges, schreitet man in 30 Minuten nach Ämsigen. Wir folgen nun der Gratkante, die immer steiler wird, aufwärts zur Windegg ( 1673 m ). Der Wald bleibt zurück. Eine prächtige Aussicht bietet diese Erhebung! Nach rechts über das Hängefeld münden Wegspuren in den Nauen, und links hinab zu den Hütten des Steigli gelangt man zur Mattalp und nach Ämsigen. Nun scharf hinauf auf die Rosegg, die östlichste Felsenschulter des Pilatus ( etwa 1960 m,im TA nicht kotiert ). Ein Weglein führt über die Randfelsen zurSteigliegg. Zwischen diesen beiden letztgenannten Erhebungen senkt sich das steile Rasencouloir Galtigen zur Mattalp hinab. Unmittelbar nach den drei Steiglizacken stehen wir an der Eselwand, die wir, etwas westlich ausholend, in der Gipfelfallinie erklettern. Nach etwa sechsstündigem Aufstieg steht man auf dem zweithöchsten Gipfel des Pilatus, dem « Esel » ( 2120 m ).

Auf dem angelegten Weg steigen wir ab zum Rundbau des neuen Hotels. Unmittelbar vor dem Hotelplatz zieht sich der Krachen hinauf, eine Route, die sich weder für den An- noch für den Abstieg lohnt. Zudem ist sie wegen Steinschlages sehr gefährlich zu begehen. Zwischen den beiden Hotels zweigt ein Weg hinauf zum Oberhaupt, der durch das Kriesiloch zum Hotel Klimsen hinunterführt und weiter über den Bandweg zur Fräkmüntegg oder ab Klimsenhorn über das Heitertannli nach Oberlauenen. Neue Radaranlagen versperren das Überklettern der Felsen des Oberhauptes. Wir wenden uns dem ausgebauten Weg zum Tomlishorn zu. An der Südhalde, neben dem Trasse der Zahnradbahn, führen über Schutthalden Wege zu den Kilchsteinen und den Alpen Ämsigen und Laubalp. Von den Kilchsteinen, auf einem schmalen Grätchen, steigt man direkt empor zu den Felsen des Matthorns ( 2041 m ). Wir setzen unsere « Reise » fort und verlassen das Tomlishorn. Ungefähr auf halber Höhe, zwischen der Krete der Tomlialp und dem Horn, zweigt wiederum ein Weg ab nach dem Kastelendossen zum Klimsenhorn, der sogenannte alte Tomliweg. Ein schmaler Grat windet sich zum Gemsmättli auf. Leicht neigt sich das Gelände zu den Felsen des Widderfeldes. Auch hier führt ein Weg über die Nordflanken zur Bründlenalp. Der Einstieg in die Ostwand des Widderfeldes ist schwer. Leichter geht es am Nordfuss der Wand entlang über Felsschrofen, die mit einem fixen Drahtseil versehen sind. Man erreicht diesen Gipfel dann mühelos über Grashalden.

Das Widderfeld ist nach dem Süden, im Norden und Osten mit grossen Felswänden aufgebaut. In der Nordwand, ob der Bründlenalp, ist das Dominiloch. An der Südseite des Berges, oberhalb des Birchbodens, finden sich die Höhlen des Mondmilchlochs. Sie weisen eine Tiefe von etwa 120 m auf. Auf dem Rücken des Widderfeldes schreiten wir der Feldalp zu. Hier zweigen die Übergänge nach der Oberalp zu den versumpften Pilatusseen über das Plattenloch nach Eigental oder südlich zum Märenschlag, zur Lütoldsmatt und Alpnach ab. 200 m hinter der Feldalp erhebt sich der Rot-Dossen, der überklettert oder nach links umgangen wird. Man folgt dem Weglein hinauf zum moorigen, verfilzten Plateau des Nätsch und über die ausgedörrte Halde zum « Mittaggüpfi » ( 1916 m ). 2 m nördlich unter dem Gipfelfelsen ist ein kleiner Unterstand eingebaut, von dem aus ein Weglein sich zum Trockenmattsattel hinabzieht. An der Wasserscheide teilen sich die Wege. Östlich führt einer zum Stafel nach Buchsteg, Eigental. Der andere führt zur Alp Stäfeli und talauswärts nach dem Dorf Schwarzenberg. 20 Minuten hinter dem Güpfi haben Pilatus-Freunde die alte Tripoli-Hütte wieder neu erstehen lassen, die an der Stäfelifluhe, einige Meter unterhalb des Grates, einst Arbeitern bei der Verbauung des Berges als Unterschlupf diente.

Wir befinden uns wieder auf dem Grat und streben dem Wängengrat zu. Dazwischen sind einige Felsköpfe direkt zu überklettern. Die Steilheit der Flühe nimmt beidseitig zu. Vorsichtig überklettern wir die schmalen Gratstellen. Der Wängengrat ist mit dem Risetenstock, dem letzten grossen Gipfelkamm, durch breite Grasbänder verbunden. Vom Gipfel des Wängengrates klettert man über nördliche Hänge und etwas weiter unten über den bewaldeten Grat zur Stäfeliegg. Von den Gipfelfelsen der Risetenfluh kann man links zur Tossenalp absteigen. Dem Eibach entlang erreicht man den Talboden der Brüederen. Nördlich vom Risetenstock liegt die gleichnamige Alp. Alpweiden und Hochmoore ziehen sich über die Längegg nach Finsterwald. Über die Höfe Erlengraben, Egg und Tan schliesst sich die Route in Entlebuch.

Mit Ausnahme der Umgebung des Pilatus-Kulm wird der Bergsteiger bei der Überschreitung des Pilatus mit sich allein sein oder seinesgleichen begegnen. Über ausgesetzte, luftige Grate, mit Ausblick auf die Vielfalt und Schönheit dieser Gipfelwelt dürfte eine Überschreitung des Pilatus auch für den verwöhnten Bergsteiger ein Erlebnis sein.

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