Die Anfänge des Tourismus in den Alpen
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Die Anfänge des Tourismus in den Alpen

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Christian Imboden, Paris/ St. Niklaus VS

Am Beispiel der Bergführer von St. Niklaus Auf dem Gipfel der Dent Blanche im Jahre 1938. Von rechts: Erwin Lochmatter, Joseph Knubel und Alfred Zürcher. Am 12. August 1882 verunglückten der Grossvater von Erwin, Joseph-Marie Lochmatter und sein Onkel Alexander tödlich an der Dent Blanche.

Vorwort In der alpinen Literatur treffen wir immer wieder auf einen Namen: St. Niklaus. Der Lorbeerkranz für grosse und aussergewöhnliche Führer muss zweifellos dieser Oberwalliser Gemeinde zuerkannt werden. Vor allem Joseph-Marie Lochmatter, Peter Knubel, Alois Pollinger und Joseph Imboden verhalfen durch ihr Wirken diesen berühmten St. Niklauser Bergführerdynastien zu ihrem beispiellosen Durchbruch ( vgl. Abb.4-7)1.

Lochmatter und Knubel waren die ersten kundigen Matterhornführer und somit die Wegbereiter der touristischen Entwicklung im Nikolaital. Peter Knubel hat als erster Schweizer Führer im Jahre 1874 einen Berg ausserhalb der Alpen bestiegen, den Elbrus, den höchsten Gipfel im Kaukasus2. Alois Pollinger war der Erfinder des Abseilens mit doppeltem Seil, er war der erste, der am Ferpèclegrat auf diese Weise abstieg. Joseph Imboden hat als erster Schweizer im Jahr 1883 im Himalaya3 einen Berg erklommen, einen 6000 Meter hohen, unbenannten Gipfel. Früh schon nahmen die Väter die Söhne auf ihre Touren mit. Aus ihren Reihen kamen die Bahnbrecher der neuen Schule. Die Zaniglaser4 Seilschaften Lochmatter-Ryan, Pollinger-Lloyd und Knubel-Young5 haben in den Alpen praktisch alles bestiegen, was es zu besteigen gibt. Sie stellen die ersten Skiführer6 und waren auch in Übersee die Pioniere7 ( vgl. Abb.8-10 ).

Gegen 300 Erstbesteigungen im In- und Ausland gehen auf ihr Konto8. Berge und Routen in der Schweiz, in Frankreich, in Norwegen und in Kanada sind von ihnen benannt worden oder tragen ihre Namen. Zu denken ist dabei z.B. an den Vieresels-grat9, das Lochmatter-Kamin10 und den Imbodentind11.

In gleicherweise sei den Ehefrauen ein Kränzlein gewunden, die mit ihrer Kooperation und Ausdauer den Grundstein für die alpinen Erfolge gelegt haben und dabei auch viele Opfer bringen mussten. So starben bis heute nicht weniger als 18 Zaniglaser Bergführer keines natürlichen Todes12. Für ihre Frauen und Kinder bedeuteten diese Berufsunfälle folgenschwere Schicksalsschläge. In neueren Schriften aber wird dieses wichtige Kapitel Alpinismus immer mehr übergangen und ist ganz allgemein in Vergessenheit geraten. Viele wertvolle Zeug- Abb. 1 Südansicht von St. Niklaus Dorf in den 1920er Jahren nisse aus dieser früheren Zeit sind verlorengegangen oder zerstört worden. Würde man heute in St. Niklaus jemanden fragen, wer diese Männer waren, was sie vollbrachten, würde das selbst in der Heimatgemeinde dieser grossen Bergführer meist nur mit einem Achselzucken beantwortet.

Allgemeines über St. Niklaus Das Dorf und die Gemeinde St. Niklaus St.Niklaus, der Hauptort des Nikolaitales, ist eine weitverzweigte Gemeinde und zählt flächenmässig zu den grösseren des Kantons Wallis. Zur Kommune St. Niklaus gehört die Ortschaft Herbriggen, und in 1659 Meter Höhe liegt das Dorf Gasenried am Fusse der Mischabelgruppe. Nördlich unterhalb dieser Sonnenterrasse befindet Abb. 2 St. Niklaus Dorf mit Brunegghorn ( um 1920 ) Aus ( Tausend und ein Schweizer Bild>, 1924, Photo: F. Rohr sich Rittinen, die Ferienstube der Gemeinde. Am linken Talhang auf 1955 Meter Höhe thront die Alp Jungen, die den Blick auf ein herrliches Panorama freigibt. 28 weitere, ständig bewohnte Weiler umrahmen das Dorf St. Niklaus ( 1127 m ), das eingebettet im Eingang des Weisshornmassivs wartet. Gegenwärtig leben 2353 Einwohner in der Gemeinde.13 Verschiedene Funde beweisen, dass St.Niklaus der älteste Wohnsitz im ganzen Umkreis ist. 1891 z.B. wurde unter einer Steinplatte ein Grab geöffnet, das einen Steinbecher von 6 cm Höhe und zwei Armbänder enthielt, die der ausgehenden La-Tene-Zeit angehören.14 Aber es wurden auch aus früheren Zeiten Überreste aufgefunden, die bis auf die Mittelsteinzeit15 zurückweisen.

Abb. 3 Um die Jahrhundertwende im Nikolaital. Durch die Chipfen vor St. Niklaus Dorf. Im Hintergrund die Pyramide des Brunegghorns, das im Jahre 1853 durch die Geistlichen von St. Niklaus bestiegen wurde.

Im Mittelalter16 war das Gebiet der heutigen Gemeinde in fünf verschiedene Verwal-tungseinheiten aufgeteilt. Anschliessend, noch vor 1800, waren es vier verschiedene Meiertume, was in den vier Sternen des Gemeindewappens zum Ausdruck kommt. Das Kleeblatt deutet auf die Familie von Riedmatten.

Die Pfarrei St. Niklaus Die Kirche in St.Niklaus Dorf war das erste Gotteshaus im Tal. Über die Anfänge der Pfarrei St. Niklaus wissen wir nicht viel. Die erste bekannte, noch auffindbare Urkunde, die die Pfarrei erwähnt, ist datiert vom 12. Mai 1268 in Raron. Damals umfasste die Pfarrei das ganze Tal von St. Niklaus bis auf den Theodulpass mit Ausnahme des Bezirks Täsch ausserhalb des Täschbaches, der zu Visp gehörte. Niklaus von Myra, der um 350 n.Chr. in hohem Alter 107 starb, ist also nicht nur Schutzpatron der Pfarrei St.Niklaus, sondern auch des ganzen Tales. Er gab so der Pfarrei sowie dem Tal ( Nikolaital und nicht Mattertal, auch die frühesten Talbezeichnungen, die in den alten Schriften auftauchen, beziehen sich auf das heutige St.Niklaus ) und auch dem Dorf wie der Gemeinde seinen Namen.

Zermatt, Täsch, vom Täschbach bis zum Hosteg, Randa und Herbriggen sind alle Tochterpfarreien von St.Niklaus. Die Kirchgemeinde von Zermatt wird in einer Urkunde vom 25. April 1285 erwähnt. Diese frühe Abtrennung ist auch ein Hinweis darauf, dass die Mutterpfarrei doch bedeutend älter sein muss.

Der Alpinismus Vorbemerkung Seit Jahrtausenden bewegten sich unsere Vorfahren im Hochgebirge und mussten deshalb alpine Technik einschliesslich Skifahren, Biwakieren usw. beherrschen.

Da sie gewohnt waren, hart zu arbeiten, grosse handwerkliche Geschicklichkeit besassen, ihre Heimat und die Launen des Wetters kannten, waren die meisten der gesunden Männer auch hervorragende Bergsteiger. Dieter Kramer sagt in seinem Buch Der sanfte Tourismus dazu folgendes:

Abb.4 Joseph-Marie Lochmatter ( 1833-1882 ) Abb. 6 Alois Pollinger ( 1844-1910 ) Die Passführer Bereits in vorrömischer Zeit erkannte man die politische und wirtschaftliche Bedeutung möglichst direkt angelegter Verkehrswege. Schon vor der Sesshaftwerdung der Jäger ( der zumindest bis etwa 10000 v.Chr. bestimmenden Lebensform ) gab es einfache Formen des Handels. Später, als Abb. 5 Peter Knubel um 1911 ( 1832-1919 ) Aus:

Nach dem römischen Geographen Strabo17, von dem wir die frühesten noch erhaltenen schriftlichen Aufzeichnungen über die Bergbewohner haben, boten jene das zum Tausch an, wovon sie im Überfluss hatten.18 Vom Mittelalter an führte man im Nikolaital vor allem Vieh, Milcherzeugnisse, Wolle, Leinen über den Theodulpass aus und Salz, Getreide, Seide, Spezereien ein. Oberhalb Jungen, der Hausalp von St. Niklaus, erkennen wir noch den guterhal- Vertreter der zweiten Generation:

Abb. 9 Joseph Pollinger ( 1873-1943 ) Abb. 8 Joseph Lochmatter um 1907 ( 1872-1915 ) tenen Rest des alten römischen Handelsweges, der von St. Niklaus nach Süden über Zermatt bis ins Aostatal ( in das auch der Grosse St. Bernhard mündet ) nach Italien und nördlich über den Augstbordpass ins Rhonetal führte.

Abb. 10 Joseph Knubel um 1957 ( 1881-1961 ) Die begrenzten Anbauflächen, das Wild, der Holzschlag und der Handel konnten aber gegen Ende des Mittelalters die wachsende Bevölkerung immer weniger ernähren, was viele im Laufe des 13. Jahrhunderts zur Auswanderung zwang. Die sprachliche Verwandtschaft lässt vermuten, dass die Walsersiedlungen19 des Prättigaus von Emigranten des Saas- und Nikolaitals gegründet wurden. Schon nur der Name der Ortschaft Saas im Prättigau bekräftigt diese Aussage. Die Walser hinter dem Monte-Rosa-Massiv20 sind zweifellos die Nachkommen einstiger Aussiedler aus den Vispertälern.

Der alte Handelsweg zum Augstbordpass wurde früher auch von vielen Kranken benutzt, die an der Augstbordquelle Heilung für ihre kranken Glieder suchten. Pater Sigis- Vertreter der dritten Generation:

Abb. 11 Erwin Lochmatter ( 1911-1987 ) mund Furrer schrieb in seiner 1854 herausgegebenen Statistik von Wallis folgendes: Dieser Schwefelbrunnen soll nach den Worten Furrers

Die Bergführer Das Wild war in früheren Zeiten noch ein wichtiges und notwendiges Nahrungsmittel. Oft ohne sich dabei ihrer Erstbesteigungen bewusst zu sein, erklommen unsere Urväter Pässe, Grate und Gipfel, denn die Jäger folgten dem Wild weit über die Waldgrenze hinaus.

Der Grosse St. Bernhard oder der über 400 Meter niedrigere Mont Cenis wird erstmals um 200 v.Chr. in einem Dokument erwähnt. Dies im Zusammenhang mit Hannibal, dem Feldherrn aus Karthago, der mit seinem Heer den Pass überquerte, um Rom zu erobern. Im Jahre 1336 erklomm der Dichter Francesco Petrarca21 den Mont Ventoux in der Nähe von Orange. 1387 wurde der Pilatus bei Luzern von sechs Geistlichen bestiegen. Das sind die frühesten noch auffindbaren schriftlichen Dokumente, die über die Besteigung eines Berges in den Alpen oder die Überquerung eines Passes sprechen. Als Erstbesteigungen werden heute solche Besteigungen anerkannt, die in irgendeiner schriftlichen, noch erhaltenen Form vorzufinden sind.

Natürlich waren die Passführer vielfach auch Jäger, da die heutige Arbeitsspezialisie-rung noch nicht existierte. Wie die Familienstatistik und Chronik von St. Niklaus, die leider nur bis ungefähr in die Zeit am Ende des Mittelalters zurückgeht, sagt, war Niklaus Gruber ein gewandter Jäger. Jakob Truffer, die Brüder Joseph und Peter Imboden verunglückten 1756 als Fuhrleute auf dem Theodulpass.

Das war um die Zeit, als mit der vom Schriftsteller und Philosophen J.J. Rous-seau22 ausgehenden das Wandern salonfähig wurde und der Naturforscher H.B. de Saussure23 seine Wanderungen in die Berge und das Nikolaital unternahm. Aber schon vom Arzt Felix Platter ( 1536-1614 ), Sohn des Humanisten Thomas Platter, der in Grächen das Licht der Welt erblickte, in St. Niklaus die Schule besuchte und in Basel Rektor war, haben wir aus dem Jahr 1563 Aufzeichnungen über das Nikolaital.

Im Handbook for Travellers in Switzerland and the Alps of Savoy and Piémont von 1839 können wir über St.Niklaus lesen: This village the guides rarely fail to point out.> Joseph Brantschen ( geb. 1787 ) von St. Niklaus war der Führer von Christian Moritz Engelhardt von Strassburg, der über seinen Führer schrieb, dass dieser ihn durch seine Bildung, wie z.B. Kenntnis des Lateinischen, überrascht hat. Engelhardt bereiste in den Jahren 1835-1839, 1841 und 1848 das Nikolaital. Er wird von F.O. Wolf als der Vispertäler bezeichnet. Engelhardt berichtet:

Am 13. Juli 1853 wird das Brunegghorn vom St.Niklauser Pfarrer Joseph Tantignoni und seinem Kaplan Franz Tantignoni bestiegen. H.F. von Tscharner schreibt zwar in Das Goldene Buch der Bergführer, dass im Jahre 1865 die Erstbesteigung des Brunegghorns vollbracht wurde.24 Die St.Niklauser Bergführerdynastien Die vier Gründer-Familien Zweifellos ist die Lochmatter-Familie der Stammhalter des Zaniglaser Bergführerwesens. Im Jahr 1861 verheiratete sich Joseph-Marie Lochmatter mit Maria-Jose-pha Pollinger, der älteren Schwester des Abb. 13 und 14 St. Niklauser Bergführer beim Abseilen mit doppeltem Seil, einer ihrer Spezialitäten Alois Pollinger. 1863 nimmt Joseph-Marie Lochmatter seinen besten Freund, Peter Knubel, mit nach Zermatt, um ihn einigen Gästen im Mont-Cervin-Hotel vorzustellen. So begann die einmalige Bergführerkarriere des Peter Knubel, der seine erste Tour als Führer noch in demselben Jahr mit Lochmatter über das Weisstor machte. Joseph Imboden ist wiederum ein Vetter von Knubel.

Der Name Lochmatter stammt vom Weiler Lochmatten bei St.Niklaus. Anton Lochmatter erwirbt 1505 für 10 Pfund das Bürgerrecht von Visp. Im 18. Jahrhundert zieht Franz Lochmatter von Visp nach St.Niklaus und nimmt Maria-Josepha von Schallen zur Frau ( geb. 1770 ). Vater und Sohn Franz ( geb. 1793 ) Lochmatter sind die Urväter der Lochmatter Bergführer.25 Die Knubel kamen von Gressoney im 18.Jahrhundert nach St.Niklaus. Der Urgrossvater von Peter Knubel, Valentin Knubel, starb 1782 in Aosta. Die Pollinger stammen ursprünglich aus dem Kanton Uri oder Unterwaiden ( Stans ). Der Grossvater von Alois Pollinger, Ferdinand Pollinger, kam von Unterwaiden nach St.Niklaus. Diese Imboden ( es gibt zwei Stämme in St.Niklaus ) zogen schon früh vom Massaboden in der Gemeinde Bitsch bei Naters nach St.Niklaus.

Abb. 16 Klettern in den Dolomiten Abb. 15 Obergabelhorn und Grand Gendarm um 1937 Die alpine Tätigkeit Die ersten aufgefundenen Zeugnisse Die ersten Aufzeichnungen die ich in der Literatur fand, sprechen über die Eröffnung des Hotels Monte Rosa in Macugnaga im Jahr 1854 durch Franz Joseph Lochmatter.26 1856 schreibt H.W. Cole: ( We therefore engaged the services of Young Lochmatter ( Joseph-Marie Lochmatter ), the brother of the famous guide, who keeps the inn in Macugnaga. ) Hinchliff gibt im Jahre 1857 folgendes Zeugnis über Franz Joseph ab:

Am 12. August 1862 überqueren von Macugnaga nach Alagna Franz Joseph und sein Bruder Alexander ( geb. 1837 ) Lochmatter 29 zum ersten Mal den Pass zwischen der Signalkuppe und dem Pizzo Bianco, den sie Col delle Loccie nennen. Franz Joseph brachte den Eispickel, der in Chamonix in Gebrauch war, im Jahre 1863 ins Nikolaital bzw. in die Schweiz.

Das Matterhorn Am Sonntag, dem 16. Juli 1865, um zwei Uhr morgens bricht die Rettungsmann-schaft30 auf, um den Verunglückten der Erstbesteigung am Matterhorn erste Hilfe zu leisten. E. Whymper lobt in einem Bericht, den er am I. September 1869 in ein Fremdenbuch der Familie Seiler schrieb, das tapfere Verhalten der Führer Joseph-Marie und seines Bruders Alexander Lochmatter wie auch Franz Andenmatten, die in edlem Freimut bereit waren, die Verlorenen zu suchen, als kein Zermatter Führer angesichts der durch ihren Priester angedrohten Exkommunikation, falls sie die Frühmesse versäumten, sich zu regen wagte. Leider kam jede Hilfe für M.A. Croz, R.D. Hadow und C. Hudson zu spät. Sie werden tot am Fusse der Nordwand auf dem Matterhorngletscher gefunden. Von F. Douglas fehlt jede Spur. Joseph-Marie Lochmatter eilt nach Genf, um ein tausend Meter langes Seil zu kaufen. Nach den Plänen von J. Tyndall will man Joseph-Marie Lochmatter vom Gipfel abseilen, um den Verschollenen zu retten. Als die Seilrollen hinaufgeschafft werden, bricht ein heftiges Unwetter los, das zwei Tage andauert und eine Hilfsaktion verhindert. Am Matterhorn war Schnee gefallen. Wenn F. Douglas nicht vorher schon tot war, dann war er es sicher jetzt.

Am 19. Juli bricht ein einundzwanzig Mann starker Bergungstrupp unter der Leitung von Joseph-Marie und Alexander Lochmatter sowie Franz Andenmatten auf, um wenigstens die drei Leichen ins Tal zu tragen. Vom 21. bis 23. Juli 1865 erfolgt die Befragung der Behörden zum Unglücksfall, wobei Alexander Lochmatter und Franz Andenmatten als Zeugen aufgeboten werden. Das Gerichtsprotokoll erschien 1920/21 im Alpine Journal in französischer Sprache ( Band 33, S.234-250 ).

Am 12. Juli 1866 wagen die Bergführer Peter Knubel, Joseph-Marie und Alexander Lochmatter31 mit John Birkbeck junior und vier anderen Gästen, den Hörnligrat des Matterhorns ein zweites Mal zu besteigen. Sie kommen bis zur Schulter. Im Journal de Genève vom 26. Juli ist zu lesen:

Am 25. Juli 1868 vollbringen Joseph-Marie Lochmatter und Peter Knubel mit ihrem Gast Julius M. Elliot die Zweitbesteigung des Matterhorns über den Hörnligrat. Die Besteigung der St.Niklauser brach den Bann endgültig, der auf dem Matterhorn zu liegen schien. Der Unfall von 1865 hatte eine so nachhaltige Wirkung, dass die nächsten vier Besteigungen des Matterhorns von Breui132 aus in Angriff genommen wurden. Noch im gleichen Jahr wurden, nachdem Lochmatter und Knubel vom Nikolaital her den Gipfel erreicht hatten, weitere neun Aufstiege gezählt.

Am 2. September 1868 führen Joseph-Marie Lochmatter, Niklaus und Peter Joseph Knube133 W.E.U. Kelso, F.C. Grove und A.G. Girdlestone aufs Matterhorn. Folgenden Eintrag finden wir im Gästebuch des Hotels Monte Rosa:

Joseph-Marie Lochmatter und Peter Knubel wiederholen den Gang auf das Matterhorn so oft, dass sie praktisch ein Monopol für Matterhornbesteigungen haben. Bis zum Jahr 1880 wird nahezu jeder fünfte Aufstieg von Lochmatter und Knubel, jeder zweite von einem Bergführer aus St.Niklaus geleitet. Gleich wie Jean-Antoine Carrel als die grosse Autorität für die italienische Seite des Matterhorns, gelten Joseph-Marie Lochmatter und Peter Knubel als solche auf der Schweizer Seite.

Der folgende Tatsachenbericht soll die damaligen Gegebenheiten ein bisschen ins Licht rücken. Die Zermatter Führer Peter Aufdenblatten und Fridolin Kronig lassen am 18. August 1886 nachmittags einen ihrer Touristen am Matterhorn im Schneesturm zurück. Die Rettungsmannschaft mit den St. Niklausern Peter Knubel, Joseph Brantschen und Joseph-Marie Chanton finden den Touristen um 16.55 Uhr tot vor. Dieses Vergehen löste einen Disput zwischen der Abb. 17 Die von Joseph-Marie Lochmatter und Peter Knubel gebaute Hütte am Matterhorn. Auf dem Stich von Edward Whymper sind die drei Führer Joseph-Marie Lochmatter, Jean-Antoine Carrel und Jean-Baptiste Bich zu sehen. Aus: « The Alpine Journal ), Bd. 9 Führerschaft von St.Niklaus und Zermatt aus. ( Den interessierten Leser verweise ich auf den Untersuchungsbericht von F.O. Wolf: Die Katastrophe am Matterhorn. ) Den Matterhornführern Peter, Niklaus und Peter Joseph Knubel wird Ende der siebziger Jahre von der Sektion Monte Rosa des Schweizer Alpen-Clubs eine Kette ausgehändigt, um die von ihnen an den schwierigsten Stellen des Matterhorns befestigten Seile zu ersetzen. Auch führen Joseph-Marie Lochmatter und Peter Knubel einige Sprengungen durch, um den Aufstieg aufs Matterhorn zu erleichtern.

Jean-Antoine Carrel stirbt am 26. September 1890 am Fusse des Matterhorns, als er nach einem Wettersturz seine Gäste mit letzter Kraft sicher vom Gipfel heruntergeführt hatte. Alois Pollinger brachte mit seinen Bergkameraden den toten Carrel zu Tale.34 Einige weitere Erstbesteigungen und Ereignisse Im Jahre 1871 stürzt Peter Knubel bei einem Wächtenbruch beinahe mit seinem Touristen am Lyskamm zu Tode. Ohne Zögern wirft sich Peter Knubel den Gegenhang hinunter und rettet dadurch die Seilschaft.

1876 schreibt F. Gardiner über Peter Knubel:

Im Jahre 1899 erklettern Rudolph Loch- Abb. 18 Die Seilschaft Lochmat-ter-Ryan im Jahre 1914 am Montenvers ( Chamonix ); von rechts nach links: Joseph Lochmatter ( 1872-1915 ). V.J.E. Ryan ( 1883-1947). die zweiten Führer Franz ( 1878-1933 ) und Gabriel Lochmatter ( 1881-1958 ). Aus

Im Jahre 1901 steigen Peter Knubel und Joseph Chanton mit C. Bernhard und C. Galbmann über eine neue Route via Dôme du Goûter auf den Montblanc ( bemerkenswert, da Knubel bereits 69 Jahre zählt ).

In der Laufbahn von Joseph Lochmatter ist das Jahr 1903 von besonderer Bedeutung, war es doch die erste Saison mit V.J.E. Ryan.36 Zusammen mit Valentine Ryan, wobei seine Brüder immer die zweiten Führer waren37, führte Joseph Lochmatter nacheinander einige der schwierigsten Erstbesteigungen durch, die je gewagt wurden. Es kam nicht selten vor, dass Joseph seine Brüder auf seinen Schultern hoch-stemmte. Ryan kletterte mit Vorliebe in Begleitung von zwei Führern. Nur ab und zu ging er mit einem, dann mit Joseph Lochmatter ( vgl. Abb. 18 ).

Von 1904 bis 1939 besteigt Joseph Pollinger mit R.W. Lloyd um die 200 Gipfel in 31 Expeditionen, wobei weitere 30 Besteigungen wegen Wetterumbruchs abgebrochen werden mussten ( vgl. Abb. 19).38 1905 ist Joseph Lochmatter mit V.J. Ryan in Pontresina und in den Dolomiten. Ryan schreibt:

Am 6.September 1911 brechen Joseph Lochmatter und Albert Chanton mit L.W. Rolleston um 2.40 Uhr in der Früh von der Mountet-Hütte auf, steigen über den Viereselsgrat auf die Dent Blanche empor, durchklettern beim Abstieg den Ferpèclegrat und treffen um 23 Uhr in Zermatt ein.

1931 wird Franz Lochmatter35 erster Präsident des neu gegründeten Bergführervereins St. Niklaus-Randa-Täsch. Nach den Plä- Abb. 19 Die Seilschaft Pollinger-Lloyd im Jahre 1926; von links nach rechts: Joseph Pollinger, W. Lloyd und Adolf Pollinger. Von 1918 an nahm Joseph meistens noch seinen Sohn Adolf auf nen von Franz wollte man ein Bergführer-haus in Zermatt erwerben oder bauen. Doch der Tod von Franz zwei Jahre später wirkte sich lähmend auf die Vereinstätigkeit aus. Am 31. Mai 1961 stirbt Joseph Knubel. Joseph hat einen historisch einzigartigen Rekord an alpinen Besteigungen aufzuweisen.

Abb. 20 Das Restaurant Monte Rosa in St. Niklaus Dorf, der älteren Generation als

Das steinerne Monument zu Ehren des St.Niklauser Bergführerwesens wird anlässlich der 10. Heimattagung an Pfingsten 1995 eingeweiht. Für die Zukunft ist die Eröffnung eines Bergführermuseums und die Herausgabe eines Buches geplant.39 Anmerkungen 1 Joseph-Marie Lochmatter ( 1833-1882 ), Peter Knubel ( 1832-1919 ), Alois Pollinger ( 1844-1910 ) und Joseph Imboden ( 1840-1925 ), vgl. auch Kapitel ( Die vier Grün-der-Familien ) 2 Der Elbrus ist 5642 Meter hoch. Vgl. Anm.7, Expeditionen, 1874 3 Vgl. Anm.7, Expeditionen, 1883 4 Dies ist der Name von St.Niklaus in Walliserdeutsch.

5 Die drei berühmten St.Niklauser Seilschaften sind: Joseph Lochmatter ( 1872-1915 ) mit Valentine J.E. Ryan, Joseph Pollinger ( 1873-1943 ) mit R.W. Lloyd und Joseph Knubel ( 1881-1961 ) mit Geoffrey W. Young 6 Am 10. Januar 1902 stehen Joseph und sein Bruder Raphael Lochmatter sowie Alois Pollinger junior mit L.F. Ryan auf der Spitze des Weisshorns. Vgl. auch Anm.7, Norwegenexpedition, Winter 1904/05. Im Jahre 1909 wird ein Skiverein in St.Niklaus gegründet. Die Ehre des ersten Präsidiums fällt Joseph Lochmatter zu. Vgl. Anm.34, Winterbesteigung Matterhorn 1911.

Abb. 21 Gruppenbild anlässlich der Bergführertagung mit Bergführerfest in Täsch 1905; von links nach rechts: auf der Treppe hinten Raphael und Joseph Lochniatter; zweite Reihe Joseph Pollinger, Alois Pollinger Sohn, Franz Lochniatter, Niklaus Brantschen ( oder Adolf Brantschen, Randa ); erste Reihe: Heinrich Pollinger, Gabriel Lochmatter, Rosa Pollinger ( später Frau des Jules Lochmatter ), Alexander Burgener, Alois Pollinger Vater, Katharina Andenmatten, Hotelier Furrer, Rudolph Lochmatter Im Jahre 1913 ist Joseph Knubel mit A. Mazlam als erster mit Ski auf dem Nordend und dem Lyskamm anzutreffen. 1917 führt Joseph mit A. Lunn die Ersttour mit Ski auf den Dom aus. Ebenfalls im Jahre 1920 wird eine solche mit M. Kurz auf die Wellenkuppe ( Nordseite ), das Obergabelhorn, Schalihorn und Täschhorn durchgeführt. 7 ExpeditionenIm Jahr 1873 treffen wir Joseph-Marie Lochmatter, Peter Knubel, Hans und Peter Baumann mit den Gästen C. Taylor, Th.Cox, F. Gardiner, W.M. und R. Pendlebury im Dauphiné-Gebiet, wobei sie die Erstbesteigung am Râteau ( 14. Juni ) und Rouies ( 19. Juni ) sowie die Zweitbesteigung am Pic Central de la Meije ( 24. Juni ) durchführen. Weiter wählt die Expedition am 10. Juni einen neuen Weg über den Col des Cavales. Am 13. Juni wird der Peyrou d' Amant bestiegen und am 16. Juni der Col de la Casse Déserte ( oder Breche Charrière ). Am 20. Juni wird die Grande Aiguille bezwungen. Am 21. Juni ist die Gesellschaft als erste auf dem Sommet de Roche-Faurio.

1874 reist Peter Knubel für fünf Wochen in den Kaukasus. Mit seinen Gästen F.C. Grove, A.W. Moore, H. Walker und F. Gardiner besteigt er den höheren Westkrater des Elbrus, den Südtrankol-Baschi, einen Vorgipfel des Elbrus, und verschiedene Pässe im Basingigebiet. Leider hindert der ungewöhnlich schlechte Sommer das Team an der vollen Ausnutzung seiner Möglichkeiten.

Im Jahr 1883 begleitet Joseph Imboden von Februar bis April Graham nach Darjeeling im Kangchenjunga-Gebiet des Himalaya. Sie überqueren den Pass Kang-La nach Nepal ( Yalung-Gletscher ) und besteigen dort einen unbenannten Felsgipfel. Über Jongri, wobei sie den Guichak-La- und Talung-Gletscher überschreiten, kehren sie nach Darjeeling zurück.

Von Oktober 1896 bis Juni 1897 fahren Matthias Zurbriggen, Joseph Lochmatter ( nicht sein Bruder Gabriel Lochmatter, wie Carl Egger schreibt ), Joseph und Alois Pollinger junior sowie Nicolaus Lanti mit E.A. Fitzgerald, S. Vines, P. Gosse, F. Weibel in die Anden Südamerikas. In Rio de Janeiro betreten sie zum ersten Mal Land. Mit der Eisenbahn erreichen sie Montevideo, Rio de la Plata, Buenos Aires, Cordoba, Mendoza und Punta de las Vacas. Von dort reiten sie ins Vacas- und Incatal nach Puente del Inca sowie ins Horconestal. Am 14. Januar führt die Gesellschaft die Erstbesteigung am Aconcagua ( mit 6959 m höchster Gipfel der gesamten Neuen Welt ) durch und einen Monat später ( 13. Februar ) die Zweitbesteigung. Die Männer begeben sich nach Los Andes und Vacas. Am 12. April wird der Tupungato zum ersten Mal besiegt, weiter der Cerro Catedral und der Forked Peak vom Horconestal. Es werden noch andere Berge und Pässe erklommen sowie Vermessungen durchgeführt, um eine Karte herzustellen.

Vom Sommer 1897 bis zu Beginn des Jahres 1898 treffen wir Peter Sarbach ( 1844-1930 ) mit H. B. Dixon, J.N. Cottie und G.P. Baker in den kanadischen Rocky Mountains. Die Erstbesteigungen des Pottux, Doma, Green, Victoria, Aberdeen und des Mount Sarbach, am obersten Ende des Bow-Tales, werden gemacht. Joseph und sein Sohn Emil Imboden führen 1898 mit E. Main folgende Erstbesteigungen in Norwegen durch: Ostgipfel, Hauptgipfel und höchste Spitze des Kjostinder, Isskartind von Lyngseidet und Ostgrat, Sofietind, Sultind, Urtind, Tyttelbärtind, Stortind ( Zweitbesteigung ), Skräktind, Firedalertind, Forhot-tind, Forholtskar ( erste Überschreitung ), Kjoempes Tind, Taffeltind, Elizabethtind, Klyveklippe, Tre Gygre, Gyldentind und Faestning.

Ein Jahr später treffen wir Joseph und Emil Imboden mit C. Rawlence erneut in Norwegen, wobei sie als erste auf dem Sommerbugttind, Lalabaktind und Skjursnoestind stehen. Auf der dritten Norwegenexpedition im selben Jahr besteigen Joseph und Emil Imboden mit E. Main den Kristianstind, Holmebugt-tind, Durmaalstind ( Zweitbesteigung, erste über Nordwestgrat ), Jaggisjokka, Östlige Laxelvtind, Sfinx, Andersdalskar, Hundbjergtind, Tomastind ( zweithöchste Spitze des Laxelvtind ), Imbodentind, Balkisvarren-ebbe, Balkisvarre, Njalavarrenebbe, Fugledalstind, Ler-bugttind, Sommerbugttind ( Zweitbesteigung ), Joekke-varre ( Drittbesteigung ) und Joekkevarrenebbe.Von Juni bis Mitte September 1901 halten sich Joseph Pollinger, Christian Klucker und Christian Kaufmann mit E. Whymper in den Rocky Mountains von Kanada auf. Insgesamt besteigt Joseph Pollinger 23 Gipfel und Pässe. Folgende Ersttouren kann die Expedition aufweisen: Pope's Peak, Mount Whyte in der Gegend des Lake Louise, Twin und andere namenlose Berge in der Emeraldgruppe ( höchster und zweithöchster Gipfel ) sowie Mount Habel ( des Poilus ), Mount Collie, Balfourpass, Mount Balfour, Trolltinderne und Cathedral in der Nähe von Field. Von Januar bis Mai 1903 befinden sich Joseph und Alois Pollinger junior mit Baronin Meyendorff in Argentinien. Folgende drei Ersttouren werden unternommen: Torlosa, Troins und Pic Sans Nom. Im Winter 1904/05 reisen Joseph Lochmatter und Joseph Pollinger nach Norwegen, um sich dort die Skifahrtechnik besser anzueignen, denn mehr und mehr werden von den Führern auch Hochtouren auf Ski verlangt.

1909 führt Raphael Lochmatter mit Helene Kuntze im Kaukasus ( Sugan-Gruppe ) die Erstbesteigungen des Sugan Tau, Nakaschbita und Ziogartichon aus.

1912 reisen Franz Lochmatter und Johann Perren mit CF. Meade in den Himalaya ( Garhwal ). Franz erreicht am Kämet eine Höhe von 7300 m, doch ein Wetterumsturz zwingt ihn zur Umkehr. Auf einer solchen Höhe war vorher noch niemand gewesen.

1922 fahren Franz Lochmatter und Johann Brantschen mit P.C. Visser-Hooft ins Karakorumgebiet des Himalaya. In der Sasir-Gruppe werden sechs Gipfel bestiegen und 12 Gletscher überschritten.

1925 treffen wir Franz Lochmatter und Johann Perren mit P.C. Visser-Hooft wieder im Himalaya. Für ihre wissenschaftlichen Ziele haben sie das Karakorum- und Hindukusch-Gebiet ausgesucht. In seiner vierten Himalaya-Expedition von 1928/29, die anderthalb Jahre dauerte, führte Franz Lochmatter P.C. Visser-Hooft nach Kwen-Lun, Karakorum und Chinesisch-Tur-kestan. Sie überqueren den Siachengletscher, den Karakorum- sowie den Salir-Pass und durchschreiten das Nubra- und Shyocktal. Ein 6000 Meter hoher Berg wird bestiegen. Franz entdeckt einen noch nie gesehenen Schmetterling, dem die Wissenschaft zu seinen Ehren den Namen « Micrarctia Lochmatteri> gab und der heute im zoologischen Museum in Amsterdam zu bewundern ist.

1955 nimmt Franz Lochmatter junior als Bergführer und Arzt an einer französisch-schweizerischen Hima-laya-Expedition teil.

Konstanz Fux beteiligte sich 1977 an einer Noshag-Hindukusch-Expedition.

Bei der Manaslu-Expedition in Nepal gelingt im Jahr 1991 nur dem Zaniglaser Horst Brantschen und Mauro Ferrari die Besteigung.

8 Der Autor hat eine entsprechende Liste zusammengestellt.

s Am 11. August 1882 bezwingen Alois Pollinger und Ulrich Almer mit G.P. Baker sowie J.S. Anderson den Zinalgrat an der Dent Blanche. Als sie gegen Mitternacht in die Stockje-Hütte zurückkehren, hört sie Joseph-Marie Lochmatter, der am folgenden Tag mit seinem Sohn Alexander und dem Gast W.E. Gabbett die Dent Blanche besteigen will, heraneilen. Er ruft: « Du AloisNein>, antwortet sein Schwager,

10 Im Jahr 1913 ( 26. August ) erklettern Joseph und Gabriel Lochmatter mit H.C. Bowen und L.W. Rolleston die Aiguille de Grépon über die Nantillonwand ( neue Route über den Westhang ).

" Vgl. Anm.7, Expeditionen, 1899 12 Unglücksfälle in den BergenEine Lawine reisst Franz Joseph Sarbach ( geb. 1848 ) im Jahr 1876 am Lyskamm in die Tiefe. Seine Leiche wurde nie gefunden.

Am ö.September 1877 verunfallen Niklaus, Johannes und Peter Joseph Knubel mit ihren Touristen W.A. Lewis und N.H. Paterson am Lyskamm. Eine Schneewächte bricht ein. Peter Joseph, der letzte am Seil, wirft sich auf die andere Seite des Grates ( Nordseite ), aber er kann den Sturz der anderen durch sein Gegengewicht nicht mehr aufhalten. Peter Knubel, Joseph Imboden und Johann Joseph Truffer finden die Opfer auf dem Lysgletscher. Vor allem Peter Joseph ist grauenvoll zugerichtet, sein Rumpf durch das Seil beinahe entzweigeschnitten. Am 9. September werden die Leichen unter der Leitung von Joseph Imboden und Alois Pollinger geborgen.

Am 12. August 1879 wollen die Führer Joseph-Marie Lochmatter, Joseph Brantschen und Peter Beytrison mit ihren Basler Gästen Lüscher und Schiess von Breuil das Matterhorn traversieren. Sie verbringen die Nacht in der Hütte zur ( Cravatte », wo Brantschen erkrankt. Gegen Morgen fühlt sich Brantschen wieder ein bisschen besser, aber noch nicht kräftig genug, um weiterzugehen. So eilt man ins Tal, um Hilfe zu holen. Eine italienische Seilschaft findet Brantschen dennoch tot vor.

Am 12. August 1882 verunglücken Joseph-Marie Lochmatter und sein Sohn Alexander mit ihrem Gast Gabbett an der Dent Blanche. Am Montag, dem 14. August, zieht der Bergungstrupp unter der Leitung von Joseph Imboden los. Am 15. August bringt man die Leichen ins Tal. Zum Gedächtnis an die Opfer wird ein Grabmal mit zwei bronzefarbenen Kreuzen, die jedes ein Herz mit den Initialen J. M. L. und A. L. tragen, errichtet. Noch am 9. August hatte Gabbett ins Fremdenbuch der Matterhornhütte folgendes Zeugnis über den 19jährigen Alexander geschrieben: ( Ex-tremely strong and active climber.Joseph Brantschen ( geb. 1876 ) verunglückt am 12. September 1890 am Matterhorn.

Am 10. September 1896 finden Roman Imboden ( geb. 1870 ) und P. J. Ruppen mit Günther aus Köln am Lyskamm den Tod. An der Bergungsaktion beteiligt sich unter anderen der St. Niklauser Fridolin Burgener.

Im Jahr 1902 kommt Salomon Knubel ( geb. 1874 ) am Wetterhorn ums Leben.

Julius Truffer verunglückt 1912 am Montblanc mit einem jungen Wissenschaftler und wird in Courmayeur beigesetzt.

Auch Franz Lochmatter starb am 17. August 1933 in den Bergen. Nach einem normal gelungenen Aufstieg aufs Weisshorn befand sich Franz mit seinem Gast Hermann Hotz auf dem Rückweg über den Ostgrat. Als Franz das gefrorene und nasse Seil ergriff, liess dieses nach. Die Vertiefung, die sein Fuss suchte, um Halt zu finden, fehlte. Er tappte ins Leere und riss bei seinem Sturz den Gast mit in die Tiefe. Auf dem Bisgletscher wurden die Leichen gefunden. An der Bergungsaktion beteiligte sich unter anderen Erwin Lochmatter.

Anselm Biffiger ( geb. 1930 ) verunglückt 1964 am Matterhorn durch Steinschlag.

Weitere Unglücksfälle Bergführer, die bei anderen als Bergunfällen verunglückten, werden hier nicht aufgeführt. ( Der Autor verfügt jedoch über eine entsprechende Liste. ) " Volkszählung 1990 14 Ca. 400 v. Chr. Die Auffindung eines keltischen Inselka-stells bei Neuenburg gibt der Zeit den Namen.

15 Mittelsteinzeit = Mesolithikum, ca. 8000 v.Chr.

16 Bezeichnung für den Zeitraum vom Untergang des Weströmischen Reiches ( 476 n.Chr .), meist rund 500 n.Chr ., bis zur Entdeckung Amerikas ( 1492 n.Chr. ) 17 Er lebte von 64 v.Chr. bis 19 n.Chr.

18 Z.B. Harz, Holz, Käse, Honig 19 Walser als Kurzform für Walliser 20 Kressenaue ( Gressoney ), Makana ( Macugnaga ), Rimella, Land ( Alagna ), Rima usw.

21 Francesco Petrarca ( 1304-1374 ) 22 Jean-Jacques Rousseau ( 1712-1778 ) 23 Horace Benedict de Saussure ( 1740-1799 ) 24 Nach Hans-Fritz von Tscharner standen François Devouassourd und Antoine Clément mit G. F. Cobb, D. Rawlins und R.S. Townsend im Jahr 1865 als erste auf dem Gipfel des Brunegghorns.

25 Lochmatter waren 1510 auch in Siders ansässig. In den Jahren 1513 und 1526 ist Anton Lochmatter Gross-kastlan ( Richter ) von Visp. Er war auch Parteigänger des Kardinals Schiner. Johann Lochmatter ist im Jahre 1611 Konsul von Visp. Theodul Lochmatter 1685. In den Jahren 1764 und 1767 hat Johann Joseph Lochmatter das Amt des Grosskastlans inne.

26 Franz Joseph Lochmatter ( 1825-1897 ) ist der ältere Bruder von Joseph-Marie Lochmatter.

27 Am 19. August 1861 führen Franz Joseph Lochmatter, J.P. Cachât, Karl Herr, Stephan Zumtaugwald, P. Perren sowie der Träger Josef Perren mit ihren Gästen J. F. Hardy, A.C. Ramsay, F. Sibson, T. Rennison, J.A. Hudson, W.E. Hall, C.H. Pilkington und R.M. Stephenson die erste Besteigung am Lyskamm ( 4527 m ) durch.

28 Vgl. Anm. 12, Unglücksfälle in den Bergen 29 Mit den Gästen J.A. Hudson und W.E. Hall 30 Mit Joseph-Marie und Alexander Lochmatter, Franz Andenmatten, Friedrich Payot, Johann Tairraz, E.Whym-per, J. Mac Cormick, J. Robertson sowie J. Phillpotts 31 Nicht Taugwalder, wie Carl Egger in seinem Buch Pioniere der Alpen vermutet 32 Italienische Seite 33 Zwei jüngere Brüder von Peter Knubel 34 Joseph Pollinger und Matthias Zurbriggen ( der jüngere Joseph Pollinger war der erste Führer ) gelingt im Jahre 1894 mit Frau Bristow der erste Abstieg am Zmuttgrat des Matterhorns.

Vier Tage vorher bestieg Joseph den Grat mit A. F. Mummery. 1906 bewerkstelligen Joseph und sein Bruder Heinrich Pollinger mit ihrem Gast E. Davidson die vierte Begehung der ( Carrels Galerie ».

Am 31. Januar 1911 stehen Joseph Lochmatter, Joseph Pollinger und der Tourist C. F. Meade auf dem Gipfel, wobei die schneidende Kälte ihr Trinkwasser gefrieren lässt ( dabei handelt es sich m. E. um die erste eigentliche Winterbesteigung des Matterhorns ). 1919 besteigen Joseph und Adolf Pollinger ( ein Sohn des Joseph Pollinger ) mit R.W. Lloyd das Matterhorn über die Schweizer Galerie- und Zumutt-Route ( neue Kombination ).

Im Jahre 1922 traversiert Rudolph Lochmatter ( ein Sohn von Joseph-Marie Lochmatter ), der im Jahr 1899 bei einem Arbeitsunfall eine Hand verloren hatte, das Matterhorn von Breuil nach Zermatt, nachdem er als alleiniger Führer schon G.W. Young, der sich im Krieg ein Bein amputieren lassen musste, sicher auf die Spitze geführt hat.

Einige Tage später versucht Rudolph die Edelspitze des St.Niklauser Gabelhorns zu besteigen. Im gleichen Jahr wirkt Raphael Lochmatter ( ebenfalls ein Sohn des Joseph-Marie Lochmatter ) im Film La croix du Cervin von Charles Gos mit. Raphael doubelt einen Schauspieler und schlüpft in die Rolle eines Schmugglers.

35 Ebenfalls ein Sohn des Joseph-Marie Lochmatter 36 Der Bruder von Valentine Ryan, Lionel Ryan, der leider schon früh verstarb, hatte Joseph schon in den Jahren 1901 und 1902 auf seinen Touren begleitet ( u.a. bei der Wintererstbesteigung des Weisshorns ).

37 Franz und gelegentlich Gabriel; in der neueren Literatur wird fälschlicherweise angenommen, dass Franz der erste Führer war.

38 Vom Jahr 1918 an nimmt Joseph meistens seinen Sohn Adolf auf die Touren mit.

39 Der Autor des vorliegenden Beitrages ist allen Lesern, die über interessante Unterlagen über den Zaniglaser Alpinismus verfügen, dankbar, wenn sie sich mit ihm in Verbindung setzen ( Christian Imboden, Trigji, CH-3924 St. Niklaus/VS )

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