Die Erschliessung des Himalaya
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Die Erschliessung des Himalaya

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Eine Skizze von Marcel Kurz.

Übersetzt von Paul Montandon.

4. Nepalhimalaya.

Nepal umschliesst den südlichen Hang des Himalaya auf einen Drittel seiner Länge, und es finden sich dort die höchsten Gipfel der Kette. Leider ist das Land für die Weissen sozusagen hermetisch verschlossen und ist infolgedessen sehr wenig bekannt.

Nepals Grenze gegen Tibet ist sehr unbestimmt. Sie folgt naturgemäss der Himalayaaxe, fällt aber vielerorts nicht mit der Wasserscheide zusammen. In seiner ganzen Ausdehnung stellt Nepal zwei extreme Zonen dar: Das Terai, dessen Wälder und Kulturen sich den indischen Ebenen entlang ziehen, und die Gebirgszone, die sich bis auf die höchsten Massive erstreckt. Dazwischen sind mehrere Hügelreihen, durchschnitten von einer Reihe von Flüssen. Politisch ist dieses grosse Reich in etwa vierzig Provinzen abgeteilt, deren jede von einem sogenannten Hakim verwaltet wird unter der Oberregierung des Maharaja.

Hydrographisch kann man das Land in drei grosse Becken einteilen: dasjenige der Sapt Kosi ( sieben Flüsse ), umfassend den Osten zwischen Sikkim und der Gegend von Katmandu, dessen Flüsse sich zum Kosi vereinigen. Ferner dasjenige der Sapt Gandaki ( ebenfalls sieben Flüsse ), umfassend den mittleren Teil und den Gandakfluss bildend. Und endlich das Becken des Karnali, westlicher Teil des Landes, dessen Flüsse im Gogra zusammenfliessen.

Sämtliche nepalesischen Gewässer strömen schliesslich in den Ganges, aber vier derselben entspringen jenseits der Hauptkette. Es sind der Arun, der Bhoti Kosi, der Kali an der Westgrenze und der Karnali.

Zwischen den sieben Kosi und den sieben Gandaki oder, genauer ausgedrückt, zwischen dem San Kosi und dem Trisuli besteht eine Art Bindeglied, die Hauptkette mit derjenigen des Mahabharat ( parallel im Süden ) verbindend. Dort haben wir eine Ebene, durchwegs von Hügeln eingeschlossen: wahrscheinlich ein alter, ausgetrockneter See. Inmitten dieser Ebene wurden die einzigen drei bedeutenden Städte Nepals gebaut: die Hauptstadt Katmandu, Patan und Bhadgaon. Dieses originelle Tal des Nepal hat seinen Namen dem ganzen Königreich übermittelt. Es ist die Wiege der Gurkhas, welche von da aus ihre Eroberungen ausführten und das Land auf die gegenwärtige Grösse brachten.

Orographisch ist die Einteilung des Nepals schwieriger und umständlicher. Die Topographie des Landes ist phantastisch und die Linie des Himalaya sehr unregelmässig. Das linke ( Ost- ) Ufer des Arun und das ganze Tamburbecken ( auch Tamur oder Tamar benannt ) könnten als dem Kangchendzönga entstammend betrachtet werden. Ausgangspunkt wäre der Jongsong Peak. Diese Gegend heisst Dhankuta, Name des grössten Dorfes, welches sich am Zusammenfluss des Arun und des Tambur befindet. Sie ist scharf abgetrennt vom Everestmassiv durch die tiefe Schlucht dès Arun, welcher die Himalayaaxe in einer Höhe von bloss 2320 m durchbricht.

Das Everest- oder Chomo Lungma-Massiv hat eine grosse Anzahl von Bergen, die über 7000 m messen. Seine natürliche Westgrenze ist die Schlucht des Rongshar, dessen Wasser in das Becken des Kosi sich ergiessen. Es ist dieser Engpass ein wichtiger Verbindungsweg zwischen Nepal und Tibet.

Das folgende Massiv, Lapche Range oder Lapche Kang genannt, erhebt sich zwischen dem Rongshar und dem San Kosi. Es erstreckt sich im Norden bis zum wichtigen Thong La ( 5465 m ). Im Vergleich zur nahen Everestgruppe ist dieses Massiv wenig bedeutend.

Weiter im Westen des San Kosi erhebt sich als wichtigster Berg der Gosainthan ( 8015 m ), höchster Gipfel eines sehr verwickelten Massives oder eher einer Kette, deren Richtung schräg zur Axe des Himalaya verläuft. Sie bildet wie einen Verbindungsstrich zwischen der Hauptkette und derjenigen des Ladak, welche, mehr nördlich, mit ihr parallel läuft. Der Name Gosainthan kann dieser ganzen schrägen Kette zugesprochen werden. Im Westen ist sie naturgemäss durch die Schlucht des Trisuli begrenzt.

In der Region des Everest ist die Hauptkette von derjenigen des Ladak scharf abgetrennt durch den Oberlauf des Arun, währenddem sich die beiden Ketten mehr westlich zu vereinigen scheinen. So entspringen die Gewässer zwischen dem Gosainthan und dem Dhaulagiri in der Ladakkette, fliessen südwärts, durchbrechen die Axe der Hauptkette, damit mehrere sehr hohe Gebirgsgruppen vollständig isolierend. Die meisten dieser Berge haben auf den besten Karten noch keine Benennung. Ihre Gruppen aber tragen allgemeine Bezeichnungen, die erlauben, sie voneinander zu unterscheiden.

Zwischen dem Trisuli und dem Buri Gandaki finden wir den Ganesh Himal, dessen höchster Gipfel XXIV numeriert und 7406 m kotiert ist.

Zwischen dem Oberfluss des Buri Gandaki und des Marsyandi richtet die Kette sich von Nord nach Süden und trägt im nördlichen Teil den Namen Larkya Himal. Im Süden kulminiert sie im Punkt XXX, der nicht weniger als 8125 m kotiert ist. Da Larkya in der Ladakkette liegt, ziehen wir vor, dieses Massiv Gurkha Himal zu nennen, nach dem Namen der Heimat seines Volkes.

Die folgende Kette erhebt sich im Süden des oberen Marsyandi und trägt den Namen Annapurna Himal. Deren Hauptgipfel ist der Morshiadi ( 8075 m ) mit der Nummer XXXIX. Seine Firstlinie geht von Südost nach Nordwest und ist im Westen durch das tiefe Tal des Krishna Gandaki begrenzt. Dieses Tal, einer der ältesten Handelswege, ist auf seinem rechten ( West- ) Hang überragt durch die gewaltige Berggestalt des Dhaulagiri ( 8170 m ). Von ihr erstreckt sich gegen Westen eine denselben Namen ( Dhaulagiri Himal ) tragende Kette, welche, nach und nach sich senkend, in mehreren Ausläufern endigt.

Hernach weist der Himalaya in einer Länge von nahezu 200 km keinen 7000 Meter erreichenden Gipfel mehr auf. Man muss bis zum Becken des Kaliflusses gehen, nahe der Garhwalgrenze, um wiederum eine hervorragende Berggruppe anzutreffen. Dort, ganz in der Nordwestecke des Nepal, in der Nähe der Kaliquellen, stehen zwei Zwillingsgipfel, der Api ( 7130 m ) und der Nampa ( 6755 m ). Diese Gruppe heisst Byas Rikhi Himal und sendet 50 km gegen Osten eine kürzere Kette ab, die im Saipal ( 7035 m ) gipfelt. Jenseits des Kali beginnen die viel besser bekannten Berge des Garhwal.

Betrachten wir nun diese verschiedenen Massive näher:

A. Dhankuta Himal 1 ).

Wir schlagen diesen Namen vor für den ganzen Sektor zwischen dem Jongsong Peak und der Arunschlucht. Auf den Karten findet man mehrere sich auf Einzelgruppen beziehende Namen, jedoch keine Gesamtbezeichnung. Diese ganze Berggegend zwischen dem Tambur-Khunzatal im Osten und dem Arun im Westen ist ein Teil der Dhankutaprovinz, dessen Hauptort denselben Namen trägt. Alle diese Gipfel sind unbestiegen.

Der Dhankuta Himal verläuft von Ost nach West, nach und nach niedriger werdend. Er beginnt beim Jongsong Peak ( oder genauer gesagt beim Ostsüdostgipfel dieses Berges, dem Domo 7420 m ), bildet einen fast gänzlich schneeigen Kamm, wo sich der Outlier ( Aussenständer ) erhebt, der diesen Namen 1911 von Kellas erhielt, nach seinem Ersteigungsversuch. Dann folgt ein weniger hoher Gletscherpass, der Chabuk La ( 5682 m ), welcher trotz einigen Schwierigkeiten zeitweise von Eingebornen überschritten wird. Der ungefähr 7000 Meter hohe Outlier wäre von der tibetanischen Seite, vom Lashargletscher her, leicht zugänglich.

Der Grat nimmt hierauf wellenförmigen Charakter an, bildet mehrere Kuppen, unter anderen den Chabuk ( 6848 m ) und den Nupchu ( 7018 m ), den letzten Siebentausender auf dieser Seite des Arun. Grosse Gletscher fliessen von dieser Kette gegen Süden, und die Gipfel sehen viel weniger schwierig aus als diejenigen des Kangchendzöngamassivs. Westlich des Nupchu-gletschers gabelt sich der Grat und sendet einen Ausläufer zwischen Khunza und Yangma. Diese kleinere Kette weist zwei schöne Gipfel auf, den Sharpu ( 6410 m ) und den Nango oder Gumbi ( 6165 m ), vorzugsweise von Yangma aus zu versuchen. Südlich des Nango öffnet sich der Nango La, ein altbekannter Pass, der Khunza und Yangma miteinander verbindet.

Vom Abzweigungspunkt weg verfolgt der Hauptgrat eine Zickzacklinie in westlicher Richtung und ist von zahlreichen unter 6000 Meter hohen Gipfeln gekrönt. Das höchste Stück trägt den Namen Umbhak Himal. Vom höchsten Punkt ( 6230 m ) zweigt ein Ausläufer ins Tibetanische ab mit dem Langpu ( 6555 m ), der östlich Tashirak dominiert. Bald nachher taucht die Grenzkette ins Aruntal nieder bis zur Höhe von 2320 m, der tiefsten Senkung in der ganzen Himalayaaxe.

Südlich des Umbhak Himal verlässt, senkrecht zur First verlaufend, eine ziemlich lange Kette den Hauptgrat, welche die Täler des Arun und des Tambur voneinander trennt. Sie wird Lumbasumba Himal genannt. Sie reicht nirgends bis 6000 Meter empor und sinkt im Südsüdwesten, um beim Dorfe Dhankuta, wo die Täler zusammenkommen, zu endigen. Diese durchaus nepalesische Nebenkette setzt sich schliesslich auf tibetanischem Boden fort. Westlich von Tashirak beginnt nun eine wichtige Kette Süd-Nord, mit mehreren benannten und gemessenen Gipfeln. Deren höchster misst 6750 Meter. Diese Gebirge wurden 1913 durch Major Noel entdeckt. Der Gipfel, den er Taringban ( langes Messer ) taufte, scheint identisch zu sein mit dem Ama Drime ( 6670 m ) der Karte. Diese senkrecht zur Hauptaxe stehende Kette setzt sich im Norden bis zur grossen Biegung des Arun fort. Man könnte sie Gyankar Range nennen nach dem Hauptdorf an ihrem Ostfuss. Mallory bezeichnet sie mit diesem Namen im Buch der ersten Everestexpedition.

1 ) Himal ist eine Zusammenziehung von Himalaya.

Alle diese Dhankutaberge sind noch sehr wenig bekannt und kartographisch dargestellt, und die Europäer, welche in diese Region eindrangen, können an den Fingern einer Hand gezählt werden. Ich kenne deren in der Tat nur zwei. Anno 1849 erhielt Sir Joseph Hooker, der bekannte Botaniker, die Erlaubnis, im östlichen Nepal zu reisen, aber er besuchte wenig anderes als das Tamburtal und zwei Pässe der tibetanischen Grenze südlich von Tashirak 1 ). Im Jahre 1913 unternahm Noel eine geheime Erkundungsreise, um die östlichen Zugänge zum Everest zu studieren. Er ging vom Lhonak nach Tibet über den Chöten Nyima La und von da nach Tashirak über den Langpu La. Aber die Tibetaner liessen ihn nicht weitergehen und zwangen ihn unter Drohungen, auf dem gleichen Wege nach Sikkim zurückzukehren 2 ).

Der diese Region am besten studiert hat, ist jedenfalls Dr. Kellas, dessen Namen wir schon so oft erwähnt haben. Wenn er auch nicht persönlich hinging, so sandte er hingegen seinen besten Kuli, einen nepalesischen Sherpa, dorthin. Dieser sehr intelligente Mann machte sehr interessante photographische Aufnahmen und brachte genaue Auskunft über diese Seite des Everest 3 ).

Im Juni 1922 sogleich nach der zweiten Everestexpedition wurde die Arunschlucht durch Morris und Noel erforscht. Trotz des Monsuns und der reichlichen Regengüsse durchstiegen sie diese Schlucht von Kyimatang bis Tang bei Karta. Auf dieser Strecke von 32 km, die in nur vier Tagen zurückgelegt wurde, fällt der Arun mehr als 1200 Meter, jedoch ohne Fälle zu bilden. Die Schlucht stellt einen richtigen Transversalschnitt des Himalaya dar, und die Geologen würden darin lesen können wie in einem offenen Buch ( « Geogr. Journal », LXII, 161—173 ).

Um diese Dhankutaberge erforschen zu können, musste man zunächst im Nepal die nötige Ermächtigung einholen. Man würde vorzugsweise in Darjiling beginnen, den Singalilagrat bis Sandakphu verfolgen, über Memeng und Taplejung das Tamburtal gewinnen und dasselbe bis zu seinem Ursprung in der Walunggegend hinaufsteigen. Yangma mit seinen zirka 4300 Metern scheint ein günstiges Zentrum zu sein. Von den Tamburquellen führen mehrere Übergänge von etwa 5800 Metern nach Tashirak ( 4365 m ), aber diese Gegend ist noch etwas unsicher. Der ganze Abhang des Nepal ist dem Monsun sehr ausgesetzt.

B. Chomo Lungma Himal oder Mount Everest-Massiv.

Im Westen des Arun befindet sich jenes gewaltige Gletschergebiet, dem der Mount Everest, höchster Gipfel der Erde, entragt 4 ).

Dank den drei englischen Expeditionen von 1921, 1922 und 1924 ist diese Region eine der bestkartographierten des ganzen Himalaya. Zwischen Telephoto Mount Everest ExpeditionMount Everest vom Basislager 8225: Mallory, Norton & Somervell, 21. Mal 1922N. S. Der 1933 erreichte höchste Punkt stimmt ungefähr mit 8300: Finch a Bruce, 2 ?. Mai 1922; 8573: Norton & Sommervell, 4. Juni 1924; 8604: Mallory & Irvine, zuletzt gesehen 8. Juni 1924dem Punkt 8573 überein.

dem Arun im Osten und dem Rongshar im Westen erwähnen die neuen Karten drei allgemeine Namen der drei hauptsächlichen Sektoren der Hauptkette: Kumbhakarna-, Mahalangur- und Rolwaling-Himal. Diese Unterscheidungen erscheinen uns einstweilen umständlich und unnötig. Wir ziehen vor, dieses ganze Massiv ebenfalls in die tibetanische Gesamtbezeichnung Chomo Lungma einzubeziehen, den nun bekannten und sich verallgemeinernden Namen 1 ).

Was wir von diesem Massiv wissen, verdanken wir hauptsächlich der Anno 1921 um den Everest gemachten Vorerkundung. Auf den zwischen 1928 und 1932 veröffentlichten Karten sehen wir sogleich, dass die höchsten Gipfel auf der tibetanischen Grenze stehen, was weder im westlichen Nepal noch z.B. in Sikkim der Fall ist. Auf jener Grenzlinie folgen sich der Makalu ( 8470 m ), Lhotse ( 8500 m ), Everest ( 8888 m ) und Cho Oyu ( 8155 m ). Erstere drei bilden eine riesenhafte Mauer von 20 km Länge, währenddem der letzterwähnte den Kulminationspunkt eines eigenen westlichen Massivs bildet.

Man kann allerdings diese ganze Region in drei grosse Gruppen einteilen, welche durch Täler und Pässe getrennt sind. Die Täler sind Nord-Süd orientiert, senkrecht zur Hauptaxe. So trennen das Tal des Rongbuk und zwei Hochpässe von 5900 m die Gruppen Everest und Cho Oyu voneinander. Letztere ist ihrerseits von derjenigen des Gaurisankar abgeschnitten durch den Nangpa La ( 5800 m ), einen leichten, von den Eingebornen benutzten Pass. Zwei grosse Täler senken sich von dort: das Kyetraktal auf der tibetanischen Seite, das Bhoti Kosi-Tal gegen Nepal. Beide verlaufen Nord-Süd. Die Gaurisankargruppe erstreckt sich im Westen bis zur Rong-sharschlucht, und ist die wenigst bekannte der drei Gruppen. Sogar dessen tibetanische Seite trägt auf der 1932er Karte den Vermerk « unsurveyed », unaufgenommen.

Der Everest und der Cho Oyu werfen nordwärts grosse Seitensporne aus, welche aber keine eigentlichen Ketten sind, sondern komplizierte, man könnte sagen unordentliche Gletschermassive. Deren Topographie ist für das Auge interessant, aber zum Teil Phantasie.

Im Gegensatz zum Massiv des Kangchendzönga, dessen Gipfel alle schwierig sind, enthält dasjenige des Everest eine Menge leicht zu besteigender, aber beschränktes Interesse bietender Berge. Diese haben auf der tibetanischen Seite wellenförmige Umrisse, sind von ausgesprochen sedimentärer Formation, mit abgerundeten Kuppen und wenig steilen Hängen. Dagegen sind die hohen Gipfel der Kette fast sämtlich schwierig, und dieser Charakter scheint von West nach Ost zuzunehmen, besonders zwischen dem Everest und dem Makalu-Chomo Lönzo. Dieser Teil des Massivs ist wohl teilweise kristallinisch. Wir befinden uns hier in einer der engsten Zonen des Himalaya, und die Kontraktionen müssen enorme gewesen sein. Merkwürdigerweise 1 ) Chomo Lungma = Göttin-Mutter der Berge. Siehe diesbezüglich « Himalayan Journal » I, 84.

Die beste Karte des Everest, diejenige, welche das englische, von der dritten Expedition veröffentlichte Buch begleitet, hat zum Titel: Mount Everest and the Group of Chomo Lungma ( 1: 63,360 ). Von diesem Massiv hat man ausser den gewöhnlichen Karten in den eingangs angegebenen Masstäben noch zwei offizielle Karten, nämlich:

Mount Everest Reconnaissance Map, 1928, zu 1/4 Zoll = 1: 253,440, und Mount Everest and Environs, 1930, zu 1/2 Zoll = 1: 126,720.

bildet der Everest selber eine Ausnahme. Er scheint durchaus sedimentärer Gestaltung zu sein, und wenn er bloss 4000 m hoch wäre und in unseren Alpen stände, wäre es ein « sehr leichter » Berg.

Im Jahre 1921 hatte die von der Royal Geographical Society und vom Alpine Club organisierte und von Oberst Howard Bury geleitete Expedition den Zweck, das Massiv des Everest zu erforschen, das noch von keinem Weissen betreten worden war. Sie hat ihre Aufgabe ganz erfüllt; dank nicht zum wenigsten der guten Harmonie, welche zwischen den nicht sehr zahlreichen Teilnehmern herrschte. Die sie begleitenden Topographen, die Majore Morshead und " Wheeler mit ihren eingebornen Helfern, durchstreiften fast das ganze Massiv zwischen der Rongsharschlucht und derjenigen des Arun. Sie nahmen bei 40,000 km2 kartographisch auf in drei Monaten, entsprechend ungefähr der Oberfläche der Schweiz. Diese Leistung mag unserm kritischen Sinne als eine enorme erscheinen. Und doch sind die auf Grund dieser Aufnahmen hergestellten Karten durchaus klare und genügen den gegenwärtigen Erfordernissen vollständig.

Ende September 1921 waren alle vom Everest ausstrahlenden Täler in Tibet erforscht und kartographisch aufgenommen.

Im Gegensatz zum Vorkriegsprojekte, das einen Angriff von der Ostseite ( Arun ) vorsah, begann die Expedition ihre Forschungen von Tingri Dzong aus, nachdem sie die tibetanischen Hochplateaux von Phari ( Chumbi ) aus gequert hatte. Während Howard Bury und Wheeler den Kyetrak besuchen und bis zum Nangpa La ( 5806 m ) vorstossen, begehen Mallory und Bullock das Rongbuktal mit dem Auftrag, die beste Zugangsroute zum Everest ausfindig zu machen, und schlagen ihr Basislager oberhalb des Rongbukklosters auf. Sie fanden also im ersten Anlauf die richtige Route.

Es ergab sich von selbst, dass sie über den Haupt-Rongbukgletscher hinaufstiegen und daher die nepalesische Grenze am Lho La in zirka 5900 m Höhe erreichten. Was sie von dort vom Everest zu sehen bekamen, war nichts weniger als verlockend. Es ist also zum Verwundern, dass Mallory die Erforschung des westlichen Rongbukgletschers unternahm und damit Zeit verlor. Es entfernte ihn dies vom Gipfel. Er verliess das Rongbuktal ohne zu ahnen, dass ein östlicher, damals abnehmender Gletscher existiert, der den Hauptgletscher nicht mehr erreicht. Allerdings hatte er den Strom, der jenem Gletscher entspringt, überquert, aber ohne dem Wichtigkeit beizumessen. Dieser Wasserlauf war damals schwach, und er fand es unnötig, ihn höher hinauf zu verfolgen.

Diese kleine Nachlässigkeit war der Grund eines dreimonatigen Zeitverlustes für die zwei Alpinisten. Denn erst Ende September entdeckten sie den östlichen Gletscher, welcher den natürlichen Zugang zum Chang La und zum Everest darstellt. In der Zwischenzeit war dieser Gletscher von Wheeler kartographisch aufgenommen worden, aber der nützliche Kontakt zwischen den Bergsteigern und den Kartographen scheint gefehlt zu haben.

Es muss gesagt werden, dass die Ermächtigung, durch Tibet zu reisen, etwas spät in London angelangt war und dass diese Verspätung sich während der ganzen Unternehmung fühlbar machte. Die Gesellschaft hatte Darjiling erst am 18. Mai verlassen und hatte ihre Aufgabe und die ganze Auskundschaftung während des Monsuns in Angriff nehmen und ausführen müssen, also bei viel schlechtem Wetter. Man rechnete offenbar auf die schönen Septembertage, um den Berg selber anzugreifen, aber der Monsun dauerte bis zum Monatsende, und erst dann wurde der eigentliche Aufstiegsweg definitiv aufgefunden.

Überraschend ist es, dass eine so gut organisierte Gesellschaft, welche über alle Mittel und über ungewohnte Begünstigungen verfügte, nicht das Flugzeug zu Hilfe nahm, um den Berg abzusuchen und Lichtbilder aufzunehmen. In wenigen Stunden hätte ein Flugzeug, geführt von einem tüchtigen Lenker, begleitet von einem guten Photographen und einem erfahrenen Alpinisten, Dokumente zurückbringen können, welche die Frage erledigt und den Engländern drei Monate Forschungsarbeit erspart hätten. Um so eigentümlicher ist es, wenn die Zeitungen berichten, dass Erkun-dungsflüge für 1933 vorgesehen seien, jetzt, wo der Weg genau bekannt, gemessen, kartographisch in grossem Massstab aufgenommen ist. Diese Flüge hätten 1921 statt 1933 ausgeführt werden sollen.

Dieses lange Suchen Anno 1921 war übrigens für abenteuerliebende Alpinisten eine aufregende Aufgabe, aber auch wie ermüdend! Von den vier Mitgliedern des Alpine Club war einer ( Dr. Kellas ) unterwegs gestorben, ein anderer ( Raeburn ) krank geworden, so dass er zurückgesandt werden musste. Die ganze bergsteigerische Aufgabe lag daher auf den Schultern von Mallory und Bullock, und der Eifer und die Zähigkeit, mit denen sie ihrer Aufgabe oblagen, können nur bewundert werden. Mallory war damals, wie auch während den späteren Versuchen, die Seele der bergsteigerischen Truppe. Die Eroberung des Everest war bei ihm zu einer Lebensaufgabe geworden, der er sich bis zu seinem Tode nahe dem Ziele mit Leib und Seele widmete.

Von Tingri wurde die Basis der Unternehmung hierauf nach Karta verlegt. Dann folgte die Erforschung des Karmatales und des Kanshung-gletschers ( wäre dieser Name nicht eher Kangchung, d.h. kleiner Schnee ?), welcher in sanfter Neigung vom Osthang des Everest herabkommt. Aber auf dieser Seite stellen sich Abstürze entgegen, welche hoffnungslos erscheinen. Man suchte also das Nachbartal im Norden, das eigentliche Kartatal, auf. Am 1. September schlugen Mallory und Bullock dort ihr Basislager auf, aber erst am 19. war es ihnen möglich, es zu verlassen und zum Lhakpa La ( 6765 m ) hinaufzusteigen. Die Passhöhe wurde am 20. erreicht, und dort erst entdeckten sie endlich den östlichen Rongbukgletscher und den natürlichen Zugang zum Chang La ( 7007 m ). Der Aufstieg zu diesem war leicht, und damit endete ihre Rekognoszierung. Sie gingen nicht höher wegen einem sehr kalten Sturmwind, vergewisserten sich aber, dass der Weg zum Gipfel offen dalag und über einen breiten Grat führte ohne sichtbare Hindernisse. In der Folge zog man sich nach Karta zurück und führte die Rückreise nach Darjiling wiederum über die tibetanischen Hochebenen aus. Kaum war diese erste Expedition wieder in London angelangt, als man sich an die Organisation einer ebensolchen zweiten machte. Diesmal trat der General Bruce an die Spitze, der beste Kenner des Himalaya. Auch war die Teilnehmerzahl eine grössere.

Belehrt durch die gemachten Erfahrungen und um die dem Monsun vorangehende Schönwetterperiode auszunützen, verliess die Expedition Darjiling schon am 26. März 1922, kam am 24. April in Shekar Dzong an und schlug am 1. Mai ihr Hauptlager am Fuss des Rongbukgletschers in 5000 Meter Höhe auf.

Man verfolgte dann einfach den Lauf des östlichen Rongbukgletschers und richtete dort drei Lager ein. Das dritte oder höhere Basislager war in 6400 Meter Höhe am Fusse des Chang La. Auf dem Rücken dieses Jochs ( 7007 m ) erstellten sie das Lager IV. Von dort aus wurden dann zwei Vorstösse gegen den Gipfel unternommen, mit einem einzigen Zeltbiwak in etwa 7700 Meter Höhe. Am 21. Mai stiegen Mallory, Norton und Somervell gegen die Schulter ( 8348 m ) des Nordostgrates hinauf und erreichten ohne Sauerstoffapparate eine Höhe von 8225 Meter. Sie schlugen damit den Höhenrekord des Herzogs der Abruzzen am Bride Peak ( Karakoram ) um mehr als 700 Meter.

Später, am 27. Mai, nachdem sie zwei schlechte Nächte im Biwak zugebracht und beinahe ihre sämtlichen Lebensmittel aufgezehrt hatten, gelangten Finch und Bruce ( Vetter des Generals ) bis auf 8300 m Höhe unter Benutzung von Sauerstoffapparaten. Es scheint, dass Finch den besten Weg ausfindig machte. Er folgte breiten Felsbändern am Westabhang des Nordostgrates. Unterernährung und ein Aussetzen des Sauerstoffs zwangen sie zum Rückzug.

Schon anfangs Juni brach der Monsun los, und am 7., als die Karawane von Mallory zum Chang La hinaufzusteigen im Begriffe war, überraschte sie eine Lawine, welche sieben Kulis tötete. Man war genötigt, den Berg wiederum sich selbst zu überlassen, aber der Beweis war geleistet worden, dass man auf leichtem Terrain ohne Sauerstoffapparate bis über 8200 m steigen kann, vorausgesetzt, dass die Bergsteiger akklimatisiert sind.

Die dritte Everestexpedition wurde 1924 ins Werk gesetzt, und zwar zu der gleichen Jahreszeit und auf genau dem gleichen Wege.

Zwischen dem Chang La und dem Gipfel schlug man zwei Zwischenlager auf: Nr. V in 7710 m Höhe und VI bei 8140 m. Von dort wurden zwei Versuche unternommen. Am 4. Juni gelangten Norton ( Chef der Expedition ) und Somervell auf dem Weg, den 1922 Finch und Bruce eingeschlagen hatten, ohne Sauerstoffapparate bis zu 8573 m Höhe. Ruhiges, sehr gutes Wetter begünstigte sie. Und am 8. stiegen Mallory und Irvine ebenfalls zum Angriff empor, diesmal mit Sauerstoffeinrichtung. Man sah sie zuletzt in 8604 m Höhe ( mit Theodolit gemessen ) auf dem Nordgrat, und es mag sein, dass sie den Gipfel erreichten — aber sie kamen nicht zurück. Was war vorgegangen? Man kann nur Vermutungen aufstellen, aber die diesjährige Expedition wird das Rätsel hoffentlich lösen.

Acht Jahre sind seitdem verflossen, ohne dass ein neuer Angriff möglich gewesen wäre, ein Zeitraum, der den Engländern sehr lang vorgekommen sein mag. Wie bekannt, hatte der Dalai Lama, allmächtiger Regent von Tibet, jede neue Unternehmung untersagt. Da an dieser Stelle nichts zu erhoffen war, gelangten die Engländer mit einem offiziösen Gesuch an den Maharaja von Nepal, um den Everest auf der Südseite in Angriff nehmen zu dürfen. Aber der Maharaja verschanzte sich hinter den Vertrag von Ségaulie ( 1816 ). Schliesslich erlangte die Diplomatie die Oberhand über den Dalai Lama, und dieser gab die notwendige Erlaubnis für 1933.

Die vierte Expedition wird also wiederum den langen Anmarsch über die tibetanischen Hochebenen ausführen, ihre Lager an den alten Plätzen aufschlagen, vielleicht in etwa 8500 m Höhe ein neues beifügen und die letzten 380 m erklimmen zum höchsten Gipfel unserer Erde. Diesmal kann sie sehr wohl Glück haben, und wir wünschen ihr dies von Herzen. Denn solange der Everest nicht erklommen, ist es ausgeschlossen, den übrigen Teil des Massivs zu erforschen. Ich hätte vieles beizufügen, aber es ist besser, gewisse Wahrheiten zu verschweigen. Geographisch bietet die Besteigung des Everest nicht mehr das mindeste Interesse. Der Weg ist in allen seinen Teilen bekannt und kartographiert. Aber diese Besteigung muss einmal ausgeführt werden, und sie wird es. Der Mensch wird keine Ruhe haben, bis er den dritten Pol der Erdkugel betreten hat. Dieser Pol ist offiziell den Engländern reserviert mit Ausschluss anderer Nationen. Der Kampf ist nicht mehr frei wie seinerzeit für die anderen Pole.Vielleicht ist der Everest übrigens schon besiegt, ohne dass wir es nur wissen? Es ist nicht unmöglich, dass im Mai oder Juni dieses Jahres ( 1933 ) man den Beweis dieser früheren Besteigung erhält. Niemand mehr als Mallory hätte diesen Sieg verdient.

Es ist nicht wahrscheinlich, dass die Pole je die Turistenwelt anziehen werden. Die Luftschifferei dagegen wird den Everest den Alpinisten nahe bringen, allerdings nicht, um auf ihm zu landen, dies wäre kein Bergsteigen mehr. Aber früher oder später wird man von der indischen Ebene weg direkt zum Basislager fliegen können. Dort wird man eine gut eingerichtete Hütte vorfinden, und die Besteigung wird bloss einige Tage erfordern.

Meine Prophezeiungen mögen illusorisch und aus der Luft gegriffen erscheinen. Alpinisten sind Optimisten. Schrieb nicht Freshfield vor etwa dreissig Jahren, dass Dzongri dazu bestimmt sei, ein Zermatt oder Chamonix des Sikkim zu werden, und dass man in Kürze dort ein Hotel vorfinden würde? Als ich 1930 dort vorbeiging, waren immer noch bloss die zwei elenden Hütten zu sehen, welche ihn 1899 beherbergt hatten. Muss dies bedauert werden? Sicherlich nicht! Was wir für den Himalaya wünschen, sind nicht sowohl Hotels als Freiheit, unsere Zelte aufschlagen zu dürfen, wo es uns gefällt. Wir verlangen nichts Besseres.

Der höchste Punkt der Erde wird seine Wichtigkeit und seinen Reiz auch nach seiner Erreichung behalten. Aber er ist ein Berg wie viele andere, dazu einer der unschwierigsten, vielleicht der leichteste aller hohen Gipfel des Himalaya.

Was den übrigen Teil dieses Massivs anbelangt, so sind das Karmatal und die grossartige Kette des Chomo Lönzo-Everest jedenfalls vom Interessantesten und Schönsten. Man kann ersteres direkt von den Schluchten des Arun erreichen, aber der richtige Ausgangspunkt ist Karta, wichtigstes Dorf dieser Gegend. Diejenigen, welche am Everest waren und hernach in dieser herrlichen Oase Erholung suchten, konnten deren Wunder nicht genug rühmen. Es sei ein himalayaisches Kapua, ein kleines Paradies mit seinen malerisch in einer üppigen Vegetation versteckten Dörfern, seinen grünen Terrassen und sprudelnden Wassern. Sein relativ bevorzugtes Klima bildet den Übergang von den feuchten Dschungeln des Nepal zur Trockenheit der tibetanischen Hochebene.

Von Karta gelangt man über zwei reizende Pässe in einem Tag in das entzückende Karmatal, welches leicht ansteigend bis zum Ostfuss des Everest führt, eine Wand von 3400 m Höhe, welche das Tal dort vollständig abschliesst. Über dem rechten, südlichen Ufer glänzen in unglaublicher Höhe die Eiskämme, welche sich vom Everest zum Makalu hinziehen: der Kontrast zwischen diesen eisigen, unberührten Gipfeln und der reichen Pflanzenwelt der Karta ist ein extremer 1 ).

1 ) Auch wenn es erlaubt wäre, ist der direkte Weg Darjiling-Karta nicht möglich mit einer starken Kulikarawane. Man wäre genötigt, die Berge von Dhankuta zu über- Das Karmatal wird ohne Zweifel einmal das Dorado der künftigen Bergsteiger werden. Die Gipfel der linken, nördlichen Talseite sind leicht zu erreichende Aussichtspunkte, von denen aus man eine der allerschönsten Landschaften der Erde wird bewundern können. Andererseits bieten die Gipfel der Südseite dem Bergsteiger die ernstesten Probleme.

Der Makalu ( 8470 m ) erscheint als viel schwieriger als der Everest. Wir kennen ihn nur aus Photographien, und er ist topographisch noch sehr mangelhaft wiedergegeben. Die vier Täler, die er südöstlich parallel mit der Landesgrenze entsendet, sind gänzlich unbekannt, und sein Anblick auf der Karma-seite bleibt verwirrend. Gewisse Schriftsteller behaupteten, sein Gipfel müsse ein Krater sein... Es handelt sich dabei wahrscheinlich um den eigentümlichen Gletscher, welchen sein Südosthang birgt.

Sein Nachbar, der Chomo Lönzo ( N 53 ), hat die Form eines mächtigen Dreizacks und fällt in Felswänden gegen das Karmatal ab. Es ist einer der schönsten Berge der Welt. Aber er hat eine schwache Stelle in seinem Panzer. Der höchste Gipfel ( 7815 m ) sendet gegen Süden einen wenig steilen Schneegrat ab, welcher auf eine Gletscherebene ausläuft, die ihrerseits mit dem Ostgrat des Makalu in Verbindung zu stehen scheint. Vermutlich hätte man die Besteigung dieser zwei Gipfel von jenem Gletscherplateau aus zu versuchen.

Die Kette des Chomo Lönzo verbindet sich mit der Hauptgrenzkette beim Punkt 25,120 Fuss ( 7657 m ). Auch dieser scheint von der Umgebung des erwähnten Gletscherplateaus aus erreichbar zu sein.

Hernach sinkt die Gratlinie beträchtlich und scheint sich zu verbreitern, mehrere schneeige Kuppen bildend. Im September 1921 bestieg Oberst Howard Bury diesen Grat östlich des Pethangtse an der Stelle, wo er einen leichten Pass von ungefähr 6500 m bildet. Er fand in den nahen Felsen die Spuren eines Biwaks, und es ist möglich, dass dieser Übergang früher benützt wurde, um von Karta zum nepalesischen Dorfe von Khumbu im Dud Kosi-Tal zu gelangen. Auf der anderen Seite dehnen sich weite Schneefelder aus, und bis zum Chamlang ( 7300 m ) sehen die Berge keineswegs abschreckend aus.

Der Pethangtse ( 6725 m ) ist ein merkwürdiger Obelisk von symmetrischer Form, verhältnismässig wenig hoch, aber unbezwingbar im Anblick.

Im weiteren Verlauf wird der Grat äusserst luftig. Nach einem schönen 7388 m hohen Schneeberg schwingt er sich nach und nach auf zum Lhotse ( 8500 m ), dem Südgipfel des Everest. Vom Lhotse läuft ein mächtiger Kamm westlich zum Nuptse ( 7835 m ). Zwischen diesem Kamm und dem Everest selber befindet sich der nepalesische Khumbugletscher, welcher bald nachher sich südwärts wendet und eine der Hauptquellen des Dud Kosi bildet. Die höchsten Alpweiden des Khumbutales breiten sich in 4600 m Höhe aus. Weniger als 10 km im Südwesten des Lhotse, wahrscheinlich auf der Route, welche schreiten. Aber das Flugzeug könnte unzweifelhaft im Aruntal gleich im Norden von Karta ebenso leicht landen wie in Rongbuk.

Dies würde die Nachteile der tibetanischen Plateaux vollständig vermeiden. Man mag wohl die Farben und die Lichteffekte des Tibet preisen, es ändert dies nichts an der Tatsache, dass Tibet ein ödes, ausgetrocknetes und äusserst einförmiges Land ist.

Wenn einmal Nepal für uns zugänglich ist, wird man zweifellos vorziehen, dasselbe zu Fuss zu durchwandern. Der natürlichen Schönheiten sind dort so viele, dass es schade wäre, sie nur schnell zu überfliegen. Geht man das Aruntal aufwärts, so gelangt man ohne weiteres nach Karta.

die Grenze östlich des Pethangtse überschritt, gibt die allerdings sehr unzuverlässige Karte Alpweiden in 5400 m Höhe an. Wenn man den Grat zwischen Everest und Lhotse vom Khumbugletscher aus erreichen könnte, würde dieser Gletscher den besten Zugang zum Everest von der Nepalseite her darstellen. Mallory hat den obersten Teil dieser eventuellen Route nur flüchtig erblicken können und spricht Zweifel aus bezüglich ihrer Gangbarkeit.

Der Rapiu La ( zirka 6400 m ) öffnet sich am Fuss des grossen Nordostgrates des Everest und verbindet den Kangshunggletscher mit demjenigen von Rongbuk ( Ost ). Falls sein Südosthang nicht zu schwierig ist für beladene Kulis, wäre er ein sehr guter Zugang zur « grossen » Everestroute vom Karmatal aus, welches sehr viel zahmer ist als dasjenige von Rongbuk.

Im Norden des Rapiu La sehen wir eine Menge unschwieriger Gipfel, welche zumeist wunderbare Aussichtspunkte sind. Einige von ihnen wurden 1921 bestiegen, so der Kartse ( 6520 m ) und der Karma Kangri ( 6267 m ). Alle übrigen sind unbestiegen, und dieses ganze Massiv könnte auf Ski besucht werden, denn die dortigen Gletscher haben sehr wenig Neigung.

Der Chang Tse oder Nordgipfel ( 7537 m ) des Everest ist jedenfalls vom Nordcol oder Chang La ( 7007 m ) aus erreichbar.

Der Lho La ( zirka 5890 m ) verbindet den Rongbukgletscher mit demjenigen von Khumbu. Er wurde 1921 von Tibet aus erreicht, währenddem die nepalesische Seite weniger leicht erscheint.

Im Nordwesten dieses Passes erhebt sich eine Lingtren benannte Berggruppe mit einer Maximalerhebung von 6623 m. Zwischen ihr und dem Pumori befindet sich eine Gratscharte, welche 1921 ebenfalls von Norden erreicht wurde, währenddem der Südhang schroff abfällt. Der Pumori ( 7070 m ), welcher sich wie ein Gegenstück des Pethangtse erhebt, hat wie dieser ein abschreckendes Äusseres.

Von dort bis zum Nup La ( 5915 m ) hat die Grenzkette nur kleinere, unter 7000 m messende Gipfel. Aber hernach steigt sie allmählich bis zum Gyachung Kang ( 7897 m ) empor. Die Kette nimmt hierauf gegen Süden konkave Form an, bildet einen mächtigen Halbkreis, der einen sehr grossen nepalesischen Gletscher überragt, welcher auf der Karte ohne Namen und bloss skizziert erscheint. Alle diese Gipfel sind über 7800 m hoch; sie kulminieren im Cho Oyu ( 8154 m ). Dann fällt die Kette zum Nangpa La ( 5806 m ) ab, einem bekannten und von den Eingebornen benützten leichten Pass. Diese ganze Cho Oyu-Gruppe scheint sedimentärer Natur und leichter zu sein als diejenige des Everest. Ein einziger ihrer Gipfel scheint ( 1921 ) bestiegen worden zu sein, der Ri-ring ( zirka 6500 m ) am linken ( West- ) Ufer des Rongbukgletschers.

Infolge seiner nördlichen Konvexität strahlen vom Cho Oyu-Zirkus eine Menge sekundärer Ketten aus, welche nach und nach sich zwischen den Rongbuk und Kyetrak absenken. Alle diese Vorgebirge scheinen gut zugänglich, aber auch nicht besonders interessant zu sein.

Vom Nangpa La verläuft die Grenze plötzlich südwärts auf eine Länge von 20 km. Der nepalesische Teil ist von eingeborenen Topographen skizziert worden, aber der tibetanische Hang ist unbekannt. Die Grenze zickzackt hierauf in westlicher Richtung und folgt der heiligen Kette des Tsering Tse-nga ( den fünf Gipfeln des Tsering ), deren Westgipfel kein anderer ist als der Gaurisankar ( 7145 m ). Während langer Zeit wurde dessen Name dem Everest zugesprochen. Der Gaurisankar ist eine wundervolle Schneepyramide, die schlank und leicht dem Himmel zustrebt. In Tibet wird er Chomo Tsering oder Trashi Tsering genannt 1 ).

Die anderen vier Gipfel sind die folgenden: Myo Lobzang ( 5775 m ), Chopen Drinzang, Tekar Drozang und Tingki Shalzang ( 7102 m ). Sie sind gänzlich unerforscht. Vom Gaurisankar fällt der Grenzkamm in der Schlucht des Rongshar bis auf 2750 m ab. Diese Schlucht bildet die Westgrenze des Everest-massivs.

Die Bibliographie jenes Massivs ist diejenige des Everest selbst, und sie ist bereits reichhaltig. Wir beschränken uns auf die hauptsächlichsten Quellen: Vor allem sind es die Bücher, welche die drei englischen Expeditionen behandeln. Sie wurden ins Französische und ins Deutsche übersetzt. Bezüglich der Lichtbilder und der Originalberichte siehe « Alpine Journal » XXXIV, 114, 195, 215, 228, 235, 250, 425, 439, 450 und 452; XXXV, 59, 68; XXXVI, 195 f. und 241 f. Siehe ferner « Alpine Journal » XXXVII, l sq. Dieselben Photographien wurden auch im« Geogr. Journal » von Oktober, November und Dezember 1921, Februar und Dezember 1922 veröffentlicht. Siehe auch « Geogr. Journal » LXII, 161 f.; LXIV, 433 sq. Eine Menge Quellen in allen Sprachen finden sich auch unter der Bezeichnung Himalaya ( Everest ) im Bücherverzeichnis der Alpenvereinsbücherei von A. Dreyer, München, 1927, angegeben.

C. Lapche Kang ( Kang = Schnee ).

Es ist dies der Name, welchen die provisorische Erkundungskarte von 1921 angibt. Dieses kleine Massiv ist im Osten vom Rongshar und im Westen vom San Kosi begrenzt. Zwischen diesen zwei Tälern öffnet sich ein drittes, in welchem sich in einer Höhe von 3690 m ein hochheiliger Wallfahrtsort versteckt, Lapche genannt. Dieser Ort lehnt unmittelbar an die schneeige Kette gleichen Namens, eine Südwest-Nordost-, auf der Karte nur leicht skizzierte Kette, deren höchste Erhebung 7040 m hoch ist. Im Nordosten dringt sie bis beinahe Tingri vor, ist aber im Norden vom Thong La ( 5465 m ) abgeschnitten, welcher Pass Tingri mit Nyenam verbindet. Die Bewohner dieses Ortes gelten als sehr ungastlich. Zwei in dieser Kette liegende Pässe wurden 1921 überschritten. Alle diese Gipfel sind unberührt, scheinen aber wenig anziehend zu sein. 1924 hatte die Zerstörung einer Brücke die Rongshar-schlucht ungangbar gemacht.

D. Gosainthanmassiv.

Dieser 8015 m hohe Berg ist die höchste Erhebung des ganzen unter diesem Namen bezeichneten Massivs, er selber ist 11 km weit von der nepalesischen Grenze gänzlich in tibetanischem Gebiet gelegen. Er stösst an die Ladakkette an.

Von den Schluchten des Sun Kosi weg erhebt sich die Grenzkette ziemlich regelmässig gegen Nordnordwesten, und darin erheben sich als Marksteine der Phurbi Ghyachu ( 6655 m ) und der Dorje Lakpa ( 6975 m ). Sie beschreibt 1 ) Chomo = Göttin; TrashiTsering

Man findet die Endung nga = 5 in mehreren Namen von heiligen Bergen, wie z.B. in Kangchendzönga usw. Es scheint, dass unserer christlichen Dreieinigkeit eine buddhistische Pentalogie entspreche.

einen grossen Halbkreis, dessen konkave Seite Süden zugekehrt ist und die Gegend von Choutara dominiert. Dieser Bergzirkus wird Jugal Himal genannt, auf der Karte 1: 500,000. Der Kulminationspunkt ist 7085 m hoch und liegt nordöstlich von Dorje Lakpa.

Der Jugal Himal sendet nach Westnordwesten eine kurze Kette aus, den Langtang Himal mit dem Dayalbang ( 7240 m ) als Höhepunkt. Im Westen zweigt eine lange Kette ab, welche den linken ( Ost- ) Hang des Trisulitales bildet, jedoch keinen hervorragenden Gipfel enthält. Diese Kette verzweigt sich im Süden und gliedert sich derjenigen von Mahabharat an, am Fusse deren sich die Hauptstadt von Nepal, Katmandu, befindet.

Über den Gosainthan, alias Shisha Pangma, besitzen wir nicht die mindesten Informationen und keinerlei Photographien. Er ist Ost-West orientiert, mit einem 7660 m hohen Vorbau. Der beste Ausgangspunkt für eine Erforschung desselben wäre vermutlich Nyenam, am Südostfusse des Berges, in der Nähe der Quellen des San Kosi.

Vom Kulminationspunkt stösst gegen Nordwesten eine gänzlich tibetanische Kette vor, welche den Grossen Himalaya mit dem Ladak Range verbindet, östlich von Dzongka. Diese orographische Verbindung bildet gleichzeitig die hydrographische Teilung des Arun vom Trisuli.

Einstweilen ist, wie gesagt, dieses ganze Massiv des Gosainthan für uns unbekannt und muss, wie früher gewisse Gipfel unserer Alpen, mit « ohne Information » bezeichnet werden. Darin ist es nicht verschieden von den nun folgenden Massiven.

E. Ganesch Himal.

So nennt die 1: 500,000-Karte die kleine Kette zwischen dem Trisuli im Osten und dem Buri Gandaki im Westen. Seine höchste Erhebung, 7406 m, ist ohne Namen, trägt aber die Nummer XXVI in den Triangulationsprotokollen. Sie befindet sich genau in der Himalayaaxe, welche hier mit der tibetanischen Grenze zusammenfällt. Im Norden schliesst dieser Ausläufer sich der Ladakkette an. Ohne Information.

F. Gurkha Himal.

Wir schlagen diese Bezeichnung vor, um das ganze Massiv zu bezeichnen zwischen dem Oberlauf des Buri Gandaki und des Marsyandi, da die Stadt Gurkha ( oder Gorkha ), die Wiege der nepalesischen Rasse, auf einem Hügel horstet am Zusammenfluss der zwei Flüsse. Es ist dies eine Kette von Bedeutung, in der Richtung Südost-Nordwest laufend, welche ebenfalls an das Ladak anschliesst.

Die Karte 1: 500,000 nennt Larkya Himal den nördlichen Teil dieser Kette, dort, wo sie von der politischen Grenze überschritten wird. Der Name hat seinen Ursprung in einem kleinen Weiler des Ladakhanges, und er scheint als wenig zutreffend.

Der höchste Punkt des Gurkha Himal trägt keinen uns bekannten Namen. Auf der Karte ist er mit 8125 m kotiert unter der Nummer XXX. Im Südosten ist er vom Himal Chuli ( 7865 m ) flankiert und im Norden von einem ferneren namenlosen Gipfel von 7360 m Höhe. Ohne Information.

G. Annapurna Himal oder Morshiadimassiv.

Diese Kette läuft parallel mit dem oberen Marsyandi und mit der Himalayaaxe. Der Morshiadi ( XXXIX, 8075 m ) ist ihre höchste Erhebung. Er dominiert unmittelbar die Schluchten des Krishna Gandaki. Die Kette hat zwei weitere Gipfel von Bedeutung, die Nummer XXXIV ( 7937 m ) 1 ) und den Annapurna ( 7525 m ). Seine östliche Verlängerung heisst Lamjung Himal. Die Frage bleibt offen, ob Morshiadi und Marsyandi nicht gleichen Ursprungs und Synonyme sind. Ohne Informationen.

H. Dhaulagiri Himal.

Diese Kette kulminiert im Dhaulagiri ( 8170 m ), dem Seitenstück des Morshiadi ( 8075 m ). Zwischen diesen beiden Bergriesen gräbt sich in 7000 m Tiefe die gewaltige Schlucht des Krishna Gandaki ein, einer der ältesten Handelswege von Nepal nach Tibet.

Ausser dem Dhaulagiri hat diese Kette noch zahlreiche andere Schneegipfel, deren hauptsächlichste gemessen und numeriert sind. 7750 m ( XLIII ), 7585 m ( XLV ), 7640 m ( XLVI ), 7360 m ( XLVIII; Churen Himal genannt auf der Halbmillionstelkarte ) und endlich 7240 m. Von diesem letzten Gipfel zweigt die Kette westwärts ab, und seine Vorbaue und deren Zweige verlieren sich im Kleinen Himalaya und in der Siwalikkette. Ohne Information.

J. Byas Rikhi Himal.

Falls wir uns ein in 7000 m Höhe festschwebendes Nebelmeer vorstellen, welches sich im " Westen des Dhaulagiri ausbreitet, wäre gemäss Karte der erste dem Nebel entragende Gipfel der Byas Rikhi, in 200 km Distanz vom Dhaulagiri. Diese Seitenkette ist geographisch einigermassen wichtig, insofern als sie den Punkt bezeichnet, wo die Zaskarkette sich mit dem Grossen Himalaya vereinigt. Ausserdem bildet sie die Nordwestecke des Nepal und nährt mit ihren Schneefeldern den Kalifluss, welcher die Westgrenze dieses Königreiches markiert.

Man nennt dort, gemäss Burrard, zwei untrennbare Zwillingsgipfel den Api ( 7132 m ) und den Nampa ( 6755 m ). Savage Landor ( In the forbidden Land, 1898 ) behauptet, beim Nordhang des Api einen Gipfel von 23.490 Fuss = 7160 m bestiegen zu haben. Im Jahre 1905 folgte Longstaff seinen Spuren und gelangte auf den gleichen Gipfel, dessen Höhe er aber auf 5000 m schätzt ( « Alpine Journal » XXIII, 214 ). Diese Besteigungen sollten von Askot an der Garhwalgrenze aus unternommen werden.

50 km östlich dieser Gruppe, am rechten Ufer des Karnali, erhebt sich ein einsamer Berg, der 7035 m hohe Saipal, welcher also die Nebeldecke gerade noch durchbrechen würde. Ohne Informationen!

1 ) Dies ist wahrscheinlich der Gipfel, den v. Zahn in der « Zeitschrift des D. Ö.A.V. » 1924 unter dem Namen Barathor ( 7950 m ) erwähnt.

( Fortsetzung folgt. ) Corrigendum: Auf Seite 245, 12. Linie von unten, muss es heissen " seinem Lauf » statt « ihrem ».

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