Die Frau des Bergsteigers
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Die Frau des Bergsteigers

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Von B. Weishan

Brief an eine Tote.München ).

Nun bist Du nach vier Jahrzehnten still von mir gegangen, Du wunderlieber Kamerad hast mich allein gelassen in meiner grenzenlosen Einsamkeit. Ich suche Dich in den Räumen, die von Deinem hellen Glanz erfüllt waren, aber aus allen Ecken spricht nur das Schweigen.

Du hast mich im Geiste auf allen meinen schweren Touren begleitet — ich fühlte Deine Nähe. Du liebtest die Berge wie ich, ohne Bergsteigerin zu sein. Vom Piz Lad bis zur Dent Blanche kanntest Du alle meine Berge. Du hast in Schuls gewartet, bis ich mit dem lieben Hermann Frei von so mancher schönen Tour heimkam. Du wartetest, als Georg Parolini und ich am Plavna Dadora vom Blitz getroffen wurden. Du ahntest an den Gewitterwolken, dass da oben etwas geschehen sein müsse, und sprachst mit Hermann Frei, wie da zu helfen sei.

Dann ging ich in den Bernina, ins Bergeil und Wallis. Gerne liessest Du mich ziehen, ich ging Dir ja über alles. Was ich tat, war Dir immer recht. Du hast gewartet und warst glückselig, wenn ich gesund heimkam.

Und dann kamen die vielen schönen Jahre in unserem geliebten Zermatt. Dein armes Frauenherz hatte viel zu ertragen. Einmal brachte man mich auf der Tragbahre, wie tapfer warst Du da!

Mein wunderlieber Kamerad, was hast Du mitmachen müssen, als ich im Juli 1933 über den Zmuttgrat auf dem Matterhorn 35 Stunden mit meinen lieben Adolf und Hermann Schaller verbrachte, die Nacht auf der Schulter im tiefen Schnee, ohne Schlafsack und in einer Kälte, dass der Tee in der Feldflasche zu Eis wurde.Viele Zermatter hatten uns aufgegeben. Zwei mutige Zermatter wollten uns etwas Warmes bringen, sie mussten aber im tiefen Schnee umkehren, wir sahen die Lichter der Laternen abwärts wandern. Du und das tapfere Mariele Schaller, Ihr gabt die Hoffnung nicht auf. Du bliebest wach, und als um 5 Uhr morgens der brave Truffer an Deine Türe klopfte, da blieb Dein Herz stehen, was da für eine Botschaft kommen würde. Da hörtest Du aber die Worte « sie leben, sie sind im Abstieg zur Solvayhütte ». Mein armer, lieber Kamerad, was hast Du in dieser bangen Nacht an Leid und Sorge ertragen! Welch schwere Gedanken durchtobten Dein liebes Köpferl, derweilen wir oben auf der Schulter nur bestrebt waren, uns wach zu erhalten und schwermütige Gedanken gar nicht aufkommen konnten. Herrgott, war das schön, als ich Dich vom Hörnli anrufen konnte und Deine liebe Stimme hörte. Wir hatten uns wieder!

Wenige Tage darnach zog ich mit Adolf und Hermann Schaller nach Macugnaga, wir wollten die grandiose Monte-Rosa-Ostwand durchsteigen. Diese herrliche Tour wollte ich noch vor Sonnenuntergang machen, denn mein Lebensalter liess mir nicht mehr viel Zeit. Schwer liessest Du mich nach der Nacht am Hörn ziehen. Tränen rannen beim Abschied über Deine lieben

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