Die Hellelen
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Die Hellelen

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Voralpbetrieb.Hütten. Hirtenleben. Flora. Sagenwelt. Alpenseelein. Entvölkerung der Voralpen.

Das Schönste, was Zeneggen besitzt, sind seine beiden Voralpen in der Hellelen, zwei Idyllen sondergleichen. Sie liegen auf zwei Bergterrassen, umschlossen von Hochwald ( 1500-1700 m ), am Übergange von Zeneggen nach Birchen. Sie sind Privateigentum und parzellenweise abgegrenzt. In der untern Hellelen findet sich neben Matt- und Weideland noch ziemlich viel Ackerland, wo Korn, Kartoffeln, Gerste und Bohnen gebaut werden, während in der obern Hellelen nur Korn gepflanzt wird.

Auf beiden sind neben der Weide und dem Ackerland ausgedehnte Mähewiesen, die gedüngt, gewässert und geheuet werden. Das Heu wird im Winter an Ort und Stelle aufgefüttert. Zum Betriebe sind zahlreiche Gebäulichkeiten ( Fig. 7 und 8 ) vorhanden, vorerst kleine Hüttchen als menschliche Wohnstätten und für die Sennerei, wenn die Milch auf der Voralp selbst verwertet wird. Sodann Scheunen mit Ställen für das Heu und das Vieh. Die einzelnen Gebäude sind vielfach Eigentum von zwei, drei oder mehr Besitzern, die sie abwechselnd, oft zu gleicher Zeit, benützen. Jeder Miteigentümer an der Scheune hat ein seinem Wiesenareal resp. seinem Heuertrag entsprechendes Fach in der Scheune als Alleineigentum, in welches er das Heu für den Winter einlagern kann. Am Rande des Ackerlandes steht auf beiden Hellelen je ein gemeinsamer Stadel ( Fig. 10 ) zur Unterbringung des geernteten Kornes.

Besonders die obere Hellelen hat eine herrliche Lage. Man kann sich nichts Schöneres denken, als das Hirtenleben im Sommer und im Herbst auf diesen sonnigen Höhen. Bei dem bunten Treiben von Menschen und Vieh, dem Gejauchze und Glockengeläute muss selbst dem verknö-chertsten Erdenbürger das Herz aufgehen. Eingebettet in das grüne Wiesengelände, liegt in der Tiefe ein dunkelblaues Seelein, das wie ein Auge zum Himmel emporglänzt. Gegenüber die mächtigen Schneegipfel des tief herab vergletscherten Fletschhornes, südlich an- schliessend das kühne Laquinhorn und der breite Rücken des Weissmies. Über die Bistenen grüsst vom Simplon herüber der Gipfel des Monte Leone, und links vom Glishorn erscheint die prächtige Pyramide des Bortelhornes mit dem Ilüllehorn; in der Ferne leuchten die Gomser Berge, und jenseits des Rhonetals erhebt sich im Norden die gewaltige Kette des Bietschhorns bis zum Balmhorn, ein Anblick, wie er überwältigender und schöner nicht gedacht werden kann ( Fig.6 ). Im Vorsommer herrscht auf den Weiden eine Farbenpracht sondergleichen. Weite Strecken sind von den grossen, gelben Glocken der Alpenanemone hell erleuchtet. Der stengellose Enzian färbt grosse Flächen dunkelblau, und dunkelrot leuchtet Anfang Juli am Waldrande die Alpenrose.

Im Herbst, wenn das Vieh abgezogen ist und eine feierliche Ruhe herrscht, kann man sich so recht in diese Herrlichkeit der Natur vertiefen, denn nichts stört unsere Gedanken als ab und zu das Gekrächze eines « Zapferäggi»(Nusshähers ). Nur die in den Arbeitspausen vom Tal herauf ertönende Fabriksirene erinnert daran, dass tausend Meter tiefer unten im Tale ein geschäftiges Volk wohnt. Am Waldsaume reifen im Herbst in Menge dunkle, metallglänzende Heidelbeeren, und aus dem Grase leuchtet daneben dunkelrot die Preiselbeere. ' Im Geiste sieht man das geschäftige Treiben der Gotwärgeni, die in alter Zeit den Menschen hier oben behilflich waren,ihnen wWâlPWiiMipsffîw*1 allerlei Gutes erwiesen, aber heute noch in der Sage fortleben. Neben diesen wohnte in der obern Hellelen ein anderer Menschenschlag, die « Heideni », die grösser und kräftiger waren Die Vispertaler Sonnenberge.

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erreichten. Sie konnten gar nicht sterben. Im Winter leisteten sie den Leuten bei der Pflege des Viehes ( « beim Hirten » ) treffliche Dienste.

Einmal kam ein Mann vom Dorfe in die Hellelen und sah zu seinem Entsetzen, dass die « Heideni » auf dem Heustock ein Feuer gemacht, um sich zu erwärmen. Um Unglück zu verhüten, wollte er löschen. Die Heideni aber riefen ihm zu: « Grit nit an! » Bestürzt lief er weg. Als er am nächsten Tag wieder kam, war sein erstes, F. G. Stehler.

dass er in die Scheune gingr um den Schaden zu besehen. Der Heustock war ganz unversehrt, und vom Feuer war keine Spur.

Wie in der obern, war ehedem auch in der untern Hellelen ein See, der nun ausgetrocknet ist.

Friedlich und glatt lag er am uralten Wege, der nach Birchen führt. In diesem grünen Alpensee schwammen die herrlichsten Fischlein. Aber gerade diese be-schuppten Wasserbewohner bildeten den steten Zankapfel der Bevölkerung. Des ewigen Haders müde, rief ein Beteiligter unmutig: « Ich wollte, die Gotwärgeni würden dem See und den Fischen ein Ende machen 1 » Und so geschah es. In der folgenden Nacht kamen alle Zwerge von der Hellelen und fingen wohlgemut einen Abzugsgraben, das sogenannte « Loch » zwischen dem Eggwald und dem Hellelen-wald, zu graben an. Bald entleerte sich der fischreiche See, und seine Wasser flössen, die Fischlein mitspülend, durch den steilen Eschgraben hinunter. Oben auf den Wellen sassen gemütlich die kleinen, schelmischen Unholde und sangen mit ihren dünnen, zarten Stimmen: « Ade, die Egger haben weder Fischlein noch See! » Heute ist an der Stelle des Sees ein Sumpf, der sich nur zur Zeit der Schneeschmelze vorübergehend mit Wasser füllt.

In alter Zeit waren die untere und die obere Hellelen das ganze Jahr bewohnt. Die Bevölkerung hat sich aber allmählich zurückgezogen. Auch andere ständige Ansiedelungen der Nachbarschaft sind heute verödet. So z.B. die Weiler Im Eich, Riedern, Auf dem Tschuggen. Noch mehr ist diese Entvölkerung auf den Bergen von Unterbäch, Birchen und Eischoll zu konstatieren. Der Weiler Zentriegen in Birchen war bis anno 1865 besiedelt. Etwa 100 m oberhalb stand ehedem das Dorf Eitrisch. Hier war früher das Gemeindehaus; der Ort heisst heute noch « Zur Stuben »; man sieht noch die dicken Grundmauern desselben und die Reste eines Backofens. Etwas höher stand die Richtstätte. Fast jede selbständige Gemeinde im Wallis wollte damals ihren eigenen Galgen haben, denn das Hängen war ein einträgliches Geschäft, da das Vermögen des Verurteilten den Richtern zufiel. So findet man heute noch den schönsten Galgen der Schweiz im Wallis; derselbe. steht auf einer Anhöhe oberhalb Ernen gegen Mühlebach1 ). Man erzählt sich, dass die Walliser einmal eine Abordnung an den Papst gesandt hätten, mit der Bitte um einen heiligen Leib. Der Papst hätte zur Antwort gegeben, sie sollten nur zu dem Galgen gehen und dort nachgraben.

In fast allen Gemeinden sieht man zerfallene und halbzerfallene Niederlassungen. Die Sage erzählt, dass sogar in Unterrat, dem obersten Stafel der Birchner Alpen, ein Dorf gestanden habe und dass daselbst vorzüglicher Wein gediehen sei. Der ewige Jude, der von Ort zu Ort wanderte, habe erzählt, dass er den besten Wein « z'Meiden in der Stadt ( eine Alp im Turtmanntal ) und z'Unterrat im Dörfli » getruchu ( getrunken ) habe. Heute ist der WTeinbau auf die Täler beschränkt und steigt nur an wenigen Lagen zungenartig den Berg hinauf.

Vgl. Stehler, F. G. Das Goms und die Gomser. 1903. S. 34.

Die Vispertaler Sonnenberge.

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