Dr. Ernst Jenny
Unterstütze den SAC Jetzt spenden

Dr. Ernst Jenny

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Ehrenmitglied des S.A.C.

Ein jäher Blitz hat diesen starken Baum über Nacht gefällt, und wir stehen trauernd vor der grossen Lücke, die er gerissen. Noch in der letzten Nummer dieser Zeitschrift hat ihr Redaktor freundlich einer Mitarbeiterin gedacht, aber bescheiden verschwiegen, dass auch er selbst ein zwanzigjähriges Jubiläum im Dienste des S.A.C. hätte begehen können. Und nun müssen wir die Würdigung seiner Verdienste um die Zeitschriften « Alpina » und « Die Alpen » während dieser Zeit nachholen, indem wir zugleich letzten Abschied von ihm nehmen!

Jeder, der mit Ernst Jenny in Berührung kam, gewann den Eindruck einer vornehmen, in sich gefestigten Persönlichkeit. Dabei war ein Grundzug seines Wesens eine feine Liebenswürdigkeit, wie sie hauptsächlich im Verkehr mit der Jugend zum Ausdruck kam und ihm von dieser Seite Vertrauen und Verehrung eintrug. Wir haben deshalb aus den ganz spärlichen Photographien, die zur Verfügung standen, absichtlich ein Bild zur Wiedergabe ausgewählt, das ihn inmitten seiner Schuljugend zeigt. Als Sohn eines Schulmeisters im Basler Jura, im kleinen Dörfchen Liedertswil 1876 geboren, machte er den üblichen Studiengang über Bezirksschule Waldenburg, Gymnasium und Universität Basel und Bern und wirkte als Hauptlehrer für Geschichte und Deutsch an der Bezirksschule Zofingen. Sein reiches Wissen erwarb er sich durch eine aussergewöhnliche Belesenheit, begünstigt durch ein ausgezeichnetes Gedächtnis und auch durch seine Tätigkeit als Bibliothekar der Stadtbibliothek Zofingen. Früh schon beschäftigte er sich mit alpiner Literatur, und seine Dissertation über « Haller als Philosoph », seine ersten Publikationen « Literaturgeschichte der Schweiz » ( zusammen mit Virgile Rossel ) und « Alpendichtung der deutschen Schweiz », seine vielen Aufsätze in dem von ihm mitbegründeten « Zofinger Neujahrsblatt » und andern Zeitschriften weisen auf seine Befähigung als alpiner Schriftsteller hin, von dem wir immer noch, wie seinerzeit bei Andreas Fischer, ein eigenes Bergbuch erwarteten. Aber in der Fülle des Dienstes an andern, der Herausgabe von Fischers « Hochgebirgswanderungen », Fellenbergs « Ruf der Berge » und Kluckers « Erinnerungen eines Bergführers » ist es nicht mehr reif geworden, obwohl es einmal schon bis zum fertigen Manuskript gediehen, aber durch die Tücke des Schicksals wieder vernichtet worden war. Auch seine grosse Erzählkunst hat sich nur in kleineren Novellen ausgewirkt. Dafür war er nun der gegebene Zeitschriftredaktor und hat in dieser Eigenschaft so viel Wertvolles geleistet zum Wohle des S.A.C., dass hier an dieser Stelle kein Lob und kein Dank zu hoch gegriffen sein kann. Nicht die peinliche Besorgung der laufenden Arbeiten allein, sondern vor allem die geistige Haltung des Leiters ist massgebend. Unter seiner gesunden, überlegenen und sichern Führung ist die Zeitschrift vornehm geblieben vom Anfang bis zum Ende. Und wenn schon manchmal Rufe der Umformung Die Alpen — 1940 — Le« Alpes.13 und Modernisierung ertönten, so hat sich Jenny auf die Wahrung der Tradition berufen und sich gewehrt wie ein Löwe für die höheren geistigen Interessen im Alpinismus. Er hat sich einem festen Ziele verschrieben und sich hartnäckig daran gehalten: Begeisterung für die Schönheit und Grosse der Alpen, Verständnis für ihre wissenschaftliche Durchforschung, Ehrung unserer Vorgänger, Liebe zur Heimat!

Seine Wanderungen gingen hauptsächlich in die Berner Alpen, die ihn schon wegen ihrer Formenschönheit anzogen, und das Lauteraar darin mit der Hütte seiner Sektion hatte es ihm besonders angetan, aber auch dem heimatlichen Jura hat er in rührender Weise Treue gehalten. Nach aussergewöhnlichen Leistungen begehrte er nicht, ihm war die Hauptsache das persönliche Erleben der Berge. Wie glücklich fühlte er sich auf ihren Höhen! Aber auch ihre Schrecken waren ihm nicht unbekannt, davon zeugen das Lawinenunglück am Bächlistock und der Untergang seines Freundes Andreas Fischer am Aletschhorn. Ihn selbst hatte es beide Male verschont. Eine ergreifendere Schilderung eines solchen tragischen Ereignisses ist in der ganzen alpinen Literatur nicht zu finden als diese aus seiner Feder stammende.

Nun ist der Tod doch gekommen in der Gestalt eines plötzlichen Herzschlags und hat dieses reiche Leben mitten aus der Arbeit, mitten aus der Familie geholt. Mit Dank und hoher Achtung wollen wir des Redaktors der « Alpen », des lieben Freundes gedenkenp

Feedback