Dütschi Lieder us italiänischem Land
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Dütschi Lieder us italiänischem Land

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Vom Emil Balmer.

I weiss no ging, wo-n-i zerschtmal über e Monte Moropass gange bi u abe bi cho uf Macugnaga. Di gwaltige, himmelhööche Flüe vo der Monte Rosa hei ihri blaue Schatte bis wyt i ds Tal abe tribe. Nume uf ere früsch gmäite Matte het d' Abesunne no gfüüret. Über e Fäldwäg y isch e jungi Macugnagere cho, mit em Zimischorb am Arm. E grosseBindällehuet, wi me se i der Innerschwyz no gseht, het ihres fyne Gsicht verbäuschtig verdeckt. « Gueten Abel » sägen i zue re. Du wohl, du het sie der Chopf ufgha u underem grosse Huet hets afa füüre u strahle. « Oh! » rüeft sie lut use, « chemet dir va Germani? » Sie het sicher e ke Ahnig gha, was Germani isch, aber sie het gwüsst, änet de hööche Bärge, dert isch es Volk, wo ihri Spraach redt, wo dänkt u füehlt wi sie. U das isch wahr: dütsche Sinn u Geischt läbe no hüti däne sibe dütsche Dörfer änet der Monte Rosa, un es isch Sund u schad, dass das dütsche Wäse u das dütsche Sprachguet usstirbt u verlöre geit. Un es dunkt eim, mi sott no rette, was z'retten isch!

Es sält€:s Glück isch mer beschide gsi, dass i überall i de Walserdörfer gueti liebi Lüt ha gfunne, wo mer brichtet hei vo alte Zyte, vo uralte Brüüch u Sitte. I de Walserdörfer wird me no hüt epfange un ufgnoh, wi i üser guete alte Zyt. Es isch fasch, wi di alte Eidgenosse us Tälls Zyte uferstanne war, we me di wyssbärtige Manne u di wackere Fraue gseht vor ihrne bruune Hüser hocke. Uf der Laube oder im « Schopf », wie sie säge, wird der hölzig Tisch vo der Wann abeglah — es ryschtigs, subers Tischtuech wird usgspreitet, u de reicht d' Husfrau us em « Füürhus » ( Chuchi ), was sie grad het: Cheisch ( Chäs ), Molchi ( en Art Ziger ), Mellindsche ( Chüechli ). U we de bim Furtgah fragsch, was bi-n-i schuldig, so heisst 's: « ds Umecho u süsch nüt! » U was so schön u heimelig isch, alles dutzt enand, nume em Pfaarer säge sie « Heer ». Di alti Kathri oder Cacljena z'Alagna het mer 's einisch gseit: « I tue dir schege du, du bisch wi myne Schuu ( Sohn ), der Heir isch i der Chilchu und list d'Maasch ( Messe )! » Wie sälteni wunderbari Blume anere stotzige Flue, so blüeie u läbe di letschte dütsche Lieder no im Piemont. Es isch amene prächtige klare Summerabe gsi, wo-n-i zur länge Jone ufe bi. Ds Aberot vo der Monte Rosa het i ds chlyne Chucheli vo der alte Jone widergstrahlet u hie u da het 's i de Fänschter vo der Capanna Margherita ufblitzet wi-n-e Diamant! Di achzgjährigi Frau isch a der Füürplatte ghocket u het d'Bangadu ( Art Minestra ) gchochet. U du het sie afa singe, un ihres bruungälbe, läderige Gsicht het afa lüüchte:

« Im Aargau schind zwäi Liebi, Schi hatte enandere gär, gär, gär... Der Jungknab, der zieht in d'Fremdi, Wann chimmt er wiederum häi?

Das anderi Jahr und dos im Schummer, Dann chimmt er wiederum häi... Das Johr dos isch voruber, Du bisch mai ( nie ) wiederum häi! » Ja, glaubet mer 's nume, ds Aargauerliedli ha-n-i dert ghört, hinder der Monte Rosa 1 D'Wort e chlei veränderet — d'Melodie es bitzeli truuriger, aber doch ds glyche Lied! Wie isch es da häre cho? Wie u wenn het es der Wäg gfunne über die wilde Päss u d'Gletscher? Das weiss niemer meh. Sie het mer no mängs gsunge, die längi Jone, denn a däm Abe. Eis Lied isch mer no blibe, es heisst:

« Da kommt daher e schöne junge Herrul O schöni Jungi, wellt der mich?

O näi, o näi du schmole Tritt, Du willt wohl un i will nit!

Da kommt daher e schöne junge Schnyder! O schöni Jungi, wellt der mich? O näi, o näi, du Schnydersma, Gang du nur furt enanderena!

Da kommt daher e schöne junge Schumacher! O schöni Jungi, wellt der mich? O näi, o näi, Schuhmacherdroht, So-n-di gseh, so furcht'mer drob!

Da kommt daher e schöne junge Schmied! O schöni Jungi, wellt der mich? O näi, o näi, du Guggersfüür, Die junge Mäitli sind so tüür!

Da kommt daher e schöne junge Chiefer!

O schöni Jungi, wellt der mich?

O näi, o näi, du Chiefersma, Du träisch mer ds Chind im Legret ( Wiege ) na!

Da kommt daher e schöne junge Bättier!

O schöni Jungi, wellt der mich?

O jo, o jo, du Bättlersma!

Im Strou du lahsch mi ligge, Ds Brot geisch mer ga bitte!

O jo, o jo, du Bättlersma, Dich mechti, jo dich mechti ha! » Z'Gressoney im Lystal, wo der Lyskamm so wunderbar breit u hööch ds Tal abschliesst, dert bi-n-i vomene alte Gaschtwirt so guet ufgnoh worde. Der Valentin isch äbe nid nume Wirt, är isch Dichter, Sänger, Idealischt — churz, e Dichter im beschte Sinn. Är het mer du vil erzeilt u schrybt jetz es Buech über d'Gschicht vom Lystal u vo de dütsche Ansiedlunge dert. Z'Gressoney het vor öppe hundert Jahr e Dichter gläbt, Ludwig Zumstein het er gheisse — aber wil denn die bessere Lüt allem a vil französisch gredt hei, het er sech Louis de la Pierre tituliert. Dä het vil Sprüch gmacht, un es isch mer mit vil Müeh glunge, es paar dervo no usz'grabe:

« Wennt emol os dischem Weltgetimmel Of d' aller hochschte Bierge kemscht, Escht eim so wohl groa wie im Himmel, Dass mo anderscht nemmeh wenscht! » Wele Bärgfründ dankt nid eso! Gwüss isch da eifach alt Spruch üs allne us em Härz gsproche, oder nid? En andere töüfe Spruch vom glyche Dichter:

« Mo gsieht, wenn bers wohl betrachten, Dass d'Lit enand beniden al verachten, Dass de Togend geng de chorzre zieht, Dass ds Gueta erdorret ond ds Bescha ( Böse ) blieht!

Alls geid wie de Zeichner an der Uhr, D'Liebe escht en Traum oahne Duur. Ond wie der Bletzg escht chorze d'Freid — Währe tued nomme d'Pin ond ds Leid!

Es chennt eim am End alls groa glych, Syg es an Taufe, a Hochzyt all a Lych — Sche z'ärgro ond z'verdriesse esch schi ni der Ward, Hit beseht of der Alpo — more em Härd!

Mo seilte de Tod nid sotte hasso, Er tued ja endsche Borde fassol ( Er tut ja unsere Bürde fassen — auf sich nehmen. ) Ond helft os aller Not ond Pin Däne, woa ds Lydensch miede sin! » Aber, wie han i müesse lose, wo mer mym Fründ u Gaschtwirt sy schöni Tochter es Liedli singt, wo mir bi üs no jetz vil ghöre. Mir sägen ihm im Bärn-biet « Ds Hoschen-Eisi ». I weiss nid, göb dir 's o gchennet, es faht so a:

« Hoschen Eisi, la mi ine, Es isch dusse grüsli ehalt... » Henu, im Gressoneyerlied heisst ds Meitschi nid Eisi, aber Marie, u der Bueb heisst Hans. Jetz loset guet, de verstannet der gwüss alls. Zerscht singt der Bueb e Strophe, nächhär ds Meitschi usw.

Hans: « He Marie, lah me zu dir e, Es escht ussne sotte choald. D'Schue sy volle, e ha Schnee dre, Moss verfriere hart am Woald!

Marie: Hans tue lyse, wolte, wolte ( hübscheli)I Los, du channscht me täll verstoah ( guet verstah ). Chennt de d' Eio, moscht di gscholte, ( Chunnt de d'Muetter, muesch di verstecke ) Tuetsch mer fachte, war soll e goah? ( We sie mit mer balget, wo soll i hi gahHans: So lah sehe cheme, well d'sche fräge, Schi had as wenn ni besser toad, On mos sälber d'Woared säge, Schi had der Att au zue re gload!

Marie: Du beseht halt an tummen Eschel Ond a z'fuerte ( übermüetig ) beseht geng gsid. Han ders gseit on das scho sefel Enger chenntsch mer hina nid!

Hans: Warom tuetsch me sotte schälte, Was han der toad my Läbtog z'leid?

De, so syg es! e lon der 's gälte Ond de Guetnacht, wenn das de freid!

Marie: Tues ni sotte ebel meine, Denn mys Härz escht gäng met dir. Liebor hann e gwess gar keine, Nomma, chemm gschwenn enger z'mir! » ( Also, chumm gschwinn ine zu mir. ) Es alts Spinnereliedli han i o no ufgablet. I ha 's fasch i allne dütsche Dörfer no gfunne, aber äbe, nume no im Muul vo alte Lüt. Die Junge lehre di dütsche Lieder nimmeh, syt Chilche u Schuel italiänisch sy.

« Spinne mahn i nimmeh, Der Finger tuet mer weil Ghorti tenne ds Gygi, Tanze mecht i meil » « Ghorti tenne ds Gygi », das wott säge: « wen i tät ghöre spile d'Gyge ».

Der letscht Summer bin i o z'Rima gsi, es anders dütsches Dorf imene Sytetal vom Sesiatal. Es isch bal usgstorbe, das Walserdorf — die junge Lüt gange fürt, i d'Frömdi als Maler u Stukkateure, u vil chöme nie meh zrugg. Vereinsamt liegt das heimelige Rima i sym Bärgschoss. U d' Sprach, wo sie dert rede, isch na myr Meinig di schönschti u fynschti vo allne sibe Statione. Sie mahnt eim fasch a ds Holländische. Der « a » spilt e grossi Rolle i ihrem Dialekt. « Van Halz » heisst « vo Holz », der « Maan » isch der « Moon » usw. Dert i däm wältabglägene Örtli bin i fürschtlech bewirtet worde inere prächtige alte bruuntäferete Stube. « I mechti ne as wos biete !» het die fründtligi Tochter sofort gseit, wo-n-i bi acho, un uf eme alte zinnige Täller het sie mer gschwinn en Eiertätsch ufgstellt. Ganz truurig het mer das Meitschi verzellt, wi sie hie einsam sygi u der läng Winter syg fasch nid zum ushalte — alli andere gange wyter abe i ds Tal über di Zyt, nume öppe drei Familie blybe dobe z'Rima u mängisch gseiji sie wuchelang e kei Möntsch. Früecher, wohl, da syg no Läbe gsi im Dorf — all Bott heig d'Jungmannschaft öppis agstellt. We eini ghüratet heig, de sygi di junge Pursche em Abe vor der Hochzyt under ihres Fänschter gange u heigi gsunge:

« Liabs Maitje onder ds Blattundach, O cher ( hör ) mys loschteg Lied! Mora est dyn Hochzigtog, Ech hon dech so liab, so liab!

Der liab Tog est nohar u nohar cheme, Dos zwai Liebe tiend schich ewig varbinda tscheme! » Ihm wird es allwäg nie gsunge, das Lied, däm Meitschi — es muess allwäg verblüeie u stärbe wie ds letschte dütsche Lied erstirbt... Die alti Muehme het; mer dusse i der Chuchi no es alts Wiegelied gsunge — es Lied, wo me ihre no gsunge het a der Wagle:

« Schlof, mys Chennje, schlof!

Schyg dyn Labtog flyssigs und brovs — Schlof, Chennje, schlof!

A Rimmaru-Chenn ( d'Chinn vo Rima ) miessend all schyn brovl Schlof, mys Chennje, schlof!

In d' obru Mattu schind zwäi Schof — Ais est wyss und ds andro schworz, Und ds drittu läckud so gere Scholz ( Salz )!

Dyn Attu, dos da est z'Lyon, Est zfridu, dos dar liab Gatt hammu gehn a Schuhn.

Und wann du schygescht heie wetta ds Segruschta Stuahl, So muess i di usseräischu var z'gohn z'Schual!

( Dein Vater, der da ist in Lyon, Ist zufrieden, dass der liebe Gott ihm hat gegeben einen Sohn.

Und wenn du bist hoch wie des Sigristen Stuhl, So muss ich dich ausrüsten, um zu gehn zur Schul !) Ds Johr machi der an Bruech!

Dei muescht schyn van dam haschten Tuech.

Hebs glissend Bottuno hafti dar dron Im Lybrackje und im Valadje wie an grosse Mon! » ( Im nächsten Jahr mache ich dir ein Paar Hosen.

Die müssen sein von dem besten Tuch — Hübsche glänzende Knöpfe hefte ich dir daran An das Leibröcklein und an den Rock, wie einem grossen Mann !) No mängs Lied chönnt i der säge, wo-n-i dert inne usgspürt ha, aber i wott jetz höre — ömel für hüt. Aber we du, liebe Bärgfründ, einisch uf üsi Walliser stygsch u äne abe geisch i ds Italiänische, so lue die Lüt a, wo der im erschte Dorf begägne, grüess fründtlig uf Schwyzerart — u de wirsch de das Lüüchte gseh uf ihrem Gsicht, u de frage sie di sicher:« Syd dir Schwyzer ?» « Ja », säg de, « u dir syt 's o! »

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