Eine Skifahrt quer durchs Bündnerland
Mit 1 Bild ( 4Von E. Wälchli
( Davos ) Als ich vor ca. 15 Jahren Hermann Frei aus Schuls den Vorschlag machte, die Bündner Alpen von Osten nach Westen auf Ski zu durchwandern, wies er denselben mit dem Bemerken zurück, zu einem solchen « Bandwurm von Tour » hätte er keine Zeit. Aber dann entwickelte sich das winterliche Bergwandern solchermassen, dass vor einem Jahrfünft sich die beiden Davoser Hanns Engi und Tobias Branger zu Frei und mir gesellten und wir guten Mutes an die Durchführung des Planes schreiten konnten, alle Vorarbeiten trafen und die einzelnen Tagesetappen, Wege und Ziele besprachen und sogar unsere Bollen verteilten.
Anfangs Februar 1944 hatten wir die Etappenorte Bergün und Andermatt mit Nachschubpaketen beschickt. Die Ausrüstung wurde in jeder Einzelheit überprüft. Seil, Pickel, Reepschnur, Lawinenschnüre, Ersatzbindungen, Rettungsschlittenmaterial und vieles andere wurden zugeteilt. Branger hatte sich sogar mit Sprengpatronen versehen, um gegebenenfalls einen drohenden Lawinenhang zum Abgleiten zu bringen. Engi wurde das Amt des « weisen Medizinmannes » zuerkannt. Er nahm eine grosse Schachtel mit allen erdenklichen Pulvern und Salben mit.
Mitte Februar schien das Wetter beständig zu werden, so dass wir am 17. Februar frohgemut von Davos über Filisur ins Engadin nach Schuls reisten. Dort trafen wir Freund Hermann und fuhren zusammen das Tal hinab.
In Martinsbruck war Zollrevision. Dann bestiegen wir einen kleineren Wagen, der uns auf dem schmalen Strässchen bis zur Spissermühle brachte. Dort hatte ein grosser Schneerutsch die Durchfahrt unterbrochen, wir mussten umsteigen. Kaum waren wir aber mit dem neuen Wagen etwa 100 Meter vorwärtsgekommen, war 's wieder fertig mit der Fahrt, da das Wasser aus dem Kühler ausgelaufen war. So stiegen wir zu Fuss nach Compatsch weiter.
In der Nacht zum 18. Februar war der Himmel stark bedeckt. Gegen Morgen trat ein starker Wind auf, der Aufhellung brachte. Das Programm sah die Überschreitung der Fuorcla Maisas vor, mit Abfahrt über Alp Pradgiant und Endziel Zuort. Da aber ziemlich viel Schnee in den Bergen lag, trauten wir den Hängen am Muttier nicht recht und folgten dem Rat der Einheimischen und stiegen durchs Val Graves zur Höhe. Der Eingang ins Graves ist sehr steil, nach Überwindung der ersten Talstufe aber nicht mehr gefährlich. Vom Samnaun bis auf den Sattel zwischen Piz Vadret und Piz Chamins benötigten wir vier Stunden, und in weiteren fünf Minuten waren wir zu Fuss auf dem Gipfel des Piz Chamins angelangt. Wir hatten prächtigen Sonnenschein, aber es war trotzdem ordentlich kalt, das Thermometer zeigte —9° C.
Der Abstieg erfolgte über den ersten, steilen Hang mit geschulterten Ski, nachher in vorsichtiger Fahrt über die mit wenig Schnee bedeckten, steinigen Hänge bis ca. P. 2500 ( Pedra grossa ) und dann bei gutem Schnee zur Alp Chöglias und in leichter, angenehmer Fahrt durchs Val Chöglias hinaus nach Zuort. Hier waren wir im Haus, das dem grossen Musiker Mengelbert gehört, gut untergebracht. Wir besuchten am Abend noch die Kapelle und sassen dann beim Lampenschein in der gemütlichen, getäferten Bündner Stube.
Der nächste Tag sah uns schon früh auf den Beinen, galt es doch, die Tuoihütte zu erreichen. Es herrschte wieder Morgennebel, der sich aber bald verflüchtigte. Wir stiegen über Prämaran das Val Lavèr hinauf, dann bei massiger Steigung nach Pra S. Florin zur Fuorcla Champatsch und hinüber auf den Sattel zwischen Piz Nair und dem Grat gegen Piz Minschun. Nach der Mittagsrast kosteten wir die Abfahrt durchs Val Urschai zur Alp Urezzas. Hier wurden die so praktischen « Trimafelle » wieder untergeschnallt, und in zwei Stunden und zwanzig Minuten stiegen wir ohne Halt durchs Val d' Urezzas auf die Furcletta und in schöner, kurzer Abfahrt zur Tuoihütte. Hier musste zuerst der Eingang vom Schnee freigemacht werden, ebenso die Fenster. Hermann hatte 8 Tage zuvor schon Proviant in der Hütte deponiert, was uns die Säcke etwas entlastete.
Am 21. Februar erwachten wir früh und konstatierten mit Freuden, dass unsere Befürchtungen des Vorabends umsonst gewesen waren: ein herrlich klares Wetter stand über den Bergen. Die Absicht, über die Fuorcla Tiatscha ins Vernelatal nach der Vereinahütte zu gelangen, gaben wir auf, da uns verschiedene Hänge nicht sehr praktikabel erschienen. Wir folgten den uns schon von früheren Silvrettadurchquerungen bekannten Hängen gegen den Cronsel. Die Steilheit im Cronsel ist ganz erheblich, und ich war froh, meine Spezial-Harscheisen mit Zacken an die Ski befestigen zu können. So konnte ich auf dem harten Schnee sehr gut steigen, ohne jegliches Zurückgleiten.
Auf der Mittagsplatte schalteten wir eine Rast ein und erreichten dann in fünfunddreissig Minuten das Verstanklator. Schon oft hatte ich von Sardasca aus den Aufstieg hier herauf gemacht und gewünscht, einmal die Abfahrt da hinunter zu nehmen. Jetzt war es so weit! Der Schnee, der in den oberen, steilen Partien nicht ganz gleichmässig war, wurde in den tieferen Lagen immer besser, und in unzähligen Schwüngen und Schussfahrten gelangten wir durch den stiebenden Pulverschnee zur Alp Sardasca und durch den prächtigen Wald nach Novai. Kurz vor Novai trafen wir zum erstenmal nach zwei Tagen wieder Menschen an. Wir hatten nochmals fast zweieinhalb Stunden anzusteigen und erreichten gegen 5 Uhr abends das gastliche Vereinahaus.
Die nächste Etappe führte bis zur Grialetschhütte. Ich hatte ursprünglich vorgesehen, den Weg des geringsten Widerstandes zu wählen, der über den Flesspass—Val Torta-Val Fless und Val Grialetsch geführt hätte. Es war wieder ein strahlender Tag aufgegangen. Wir entschlossen uns, die Route abzuändern, und stiegen zu den Jöriseen hinauf und überquerten dann den Sattel nordwestlich des Munt della Bes'cha. Die Abfahrt durchs Kehrentälli bis Chansura war im guten Pulverschnee wieder eine Herrlichkeit!
Von da stiegen wir gemächlich zur Radüner Furka hinauf und hatten dann eine hübsche Abfahrt zum Grialetschpass, wo wir in der C. Hütte nächtigten.
Für den nächsten Tag, wir schrieben den 22. Februar 1944, brauchte die Tagwache nicht früh angesetzt zu werden, denn das Gebiet zwischen Grialetsch und Keschhütte war bis 11 Uhr durch die Schiessübungen der Flab gefährdet. So konnten wir nicht vor 11 Uhr wegfahren. Das Wetter war nicht mehr so schön wie an den Vortagen. Hanns konnte immerhin erstmals auf der Reise die mitgenommene Leica ausprobieren, nachdem er für die Bedienung derselben von einem ebenfalls anwesenden Berner Touristen die erforderlichen Instruktionen erhalten hatte. Wie es sich später herausstellte, hatte er die Sache von Anfang an sehr gut begriffen. Die Fuorcla Vallorgia war in anderthalbstündigem Aufstieg erreicht. Auf der Höhe fegte ein scharfer Wind. Aber auf der Abfahrt zur Alp Fontauna hinunter erwärmten wir uns wieder, und bei der Mittagsrast schien die Sonne wieder herrlich warm. Hier liessen wir die beiden Touristen, die uns von der Grialetschhütte her begleitet hatten, zurück und stiegen zur Keschhütte hinan, ohne uns aber daselbst aufzuhalten. Bis Chaclavuot ging 's im Pulverschnee über steile und sanfte Hänge und dann in gutem Tempo auf dem Strässchen nach Bergün, das wir um 17 Uhr erreichten und warmes Quartier bezogen.
Am 23. Februar verliessen wir kurz nach 7 Uhr Bergün und stiegen den Waldweg hinauf bis über die Alp Ulix auf Chaval Grond. Schon oft sind wir im Sommer diesen Weg hinuntergestiegen, wenn wir von einer Besteigung des Tinzenhorns oder des Piz d' Elas kamen. Im Aufstieg kam er uns aber noch steiler vor, namentlich mit unsern schweren Säcken. Der Schnee war etwas rutschig, so dass wir froh waren, bald aus den Steilhängen heraus zu sein. Die Abfahrt zur Elahütte war bald bewerkstelligt. Zum erstenmal auf der Fahrt musste ein Bindungskabel ausgewechselt werden. Der Aufstieg zur Roten Furka war nur im obersten Teil etwas mühsam, wahrscheinlich ebenso bequem würde man den Sattel zwischen Tinzenhorn und ils Orgels gewinnen, da er niedriger ist. Die Abfahrt geht über Lai da Tigiel und Bleis Ota zur Alp Nasegl und Tusagn und war bis hier sehr schön. Von da weg suchte sich jeder den besten Schlupf durch Wald und Gestrüpp selber, wo dann gewiegte « Staudenfahrer » mit erheblichem Vorsprung in Savognin landeten.
24. Februar. Der Tag versprach wieder herrliches Wetter! Wir starteten nach 7 Uhr und stiegen über Cuort hinauf ins Val Nandro, wo wir nach kurzer Durchquerung eines Waldstückes die Ava Nandro überschritten und zum Strässchen nach Radons aufstiegen. Von Savognin bis Radons hatten wir zweidreiviertel Stunden benötigt. Hier haben wir vor 2 Jahren genächtigt, als wir die Tour über Piz Martegnas, Ziteil und Muttnerhorn mit Abfahrt nach Tiefenkastei ausführten. Es gab ein frohes Wiedersehn mit den Wirtsleuten und eine ausgiebige Mittagsrast. Wir stiegen dann über die Alp Schmorras hinauf zum gleichnamigen Joch und machten die Abfahrt über Alp Moos nach Ausserferrera und gelangten über die Strasse nach Innerferrera. Der Weg von der Alp sutt Foina direkt nach Innerferrera schien uns nicht gangbar, obwohl wir die Talstrasse gerne vermieden hätten. In Innerferrera ( Canicul ), das wir 17.45 Uhr erreichten, fanden wir im Gasthaus gute Unterkunft.
Nach ausgiebiger Nachtruhe sahen wir den Frühstückstisch reichlich gedeckt: Speck mit Eiern, Käse, Butter und Honig gaben uns wieder Kraft für kommende Strapazen. Wir schrieben den 25. Februar.
Wir vermeinten heute genügend Zeit zu haben und verliessen Innerferrera erst um 8 Uhr, überschritten die Brücke über den Averser Rhein und verfolgten die Spur des Grenzwächters den Waldweg hinauf.
Wir stiegen durchs Val d' Emmet hinauf zum Passo di Suretta und über den Surettagletscher auf den Sattel zwischen Piz Por und Surettahorn, den wir zur Mittagszeit erreichten. Das gute Wetter hielt an, so dass wir beschlossen, die Traversierung des Surettahorns einzuschalten. Der Grat wird nach und nach steiler, so dass auch die Spezialharscheisen nichts mehr nützten. Wir nahmen die Ski auf die Schultern, und unter dem Gipfel mussten wir sogar gegen 20 Meter in die steile Südflanke absteigen. Nach kurzem Wiederanstieg hatten wir den höchsten Punkt erreicht. Die Aussicht ist wunderbar; aber leider konnten wir nicht lange Rast machen, denn es war schon 16 Uhr, und wir mussten noch bis Splügen. Im Abstieg wurden die Bretter den ersten Steilhang hinunter getragen, dann ging es in flüssiger Fahrt unter den Schwarzhörnern durch zum Riedboden. Wir waren überrascht, dass es hier so wenig Schnee hatte, dafür war er aber von guter Qualität. Über Alp Rhäzüns erreichten wir die Splügenstrasse und fuhren um 18.10 Uhr in Splügen ein.
Von Splügen aus wählten wir den Übergang über den Valser Berg, den wir via Nufenen—Brennhof-Pianetschalp erreichten. An der Wandfluh sahen wir einige Gemsen herumklettern. Der Blick von der Passhöhe aus ist sehr schön. Wir begrüssten das Surettahorn und waren stolz auf unsere Traversierung. Die vielen Kehren der San-Bernardino-Strasse zeichneten sich prächtig ab, und die Berge ringsum erstrahlten in blendendem Weiss. Uns direkt gegenüber stand das Einshorn. Die Abfahrt ging über Vallatsch-Alp und dann steil hinunter ins Peilertal und auf dem neuen Strässchen nach Vals-Platz.
Am nächsten Tag, 27. Februar, stiegen wir frohen Mutes den Weg über Soladüra den steilen Hang hinauf nach Brand und erreichten dann über die Alp Fanella das Tieftal, das vom Lawinenschnee ordentlich ausplaniert war. Vom Grat zwischen Wannenspitz und Brandspitz hinunter gegen Alp Silgin mussten wir der grossen Blöcke und des wenigen Schnees halber die Ski zuerst tragen, dann gab es eine ordentlich steile Abfahrt, und endlich gelangten wir zu Fuss in das vom Lawinenschnee ausgefüllte Tobel, das wir dann nach interessanter, abwechslungsreicher Slalomfahrt oberhalb Silgin verliessen, und fuhren mit vielen Schwüngen zur Glennerbrücke hinunter. Dann waren nochmals 200 Meter Höhendifferenz zu überwinden, und in einer knappen Stunde Anstieg erreichten wir wohlbehalten Lumbrein.
Der Übergang von Vals nach Lumbrein ist nicht gerade empfehlenswert. Bei gutem Wetter wird man am besten direkt den Wannenspitz besteigen und dann dem Grat entlang die Alp Silgin zu erreichen trachten. Wir wurden leider durch Schneetreiben daran verhindert, diesen Weg zu wählen.
Am Morgen des 28. Februars 1944 mussten wir leider konstatieren, dass das Wetter nicht besser geworden war. Es sah trübe aus. Wir entschlossen uns trotzdem aufzubrechen, in der Hoffnung, es werde noch aufhellen. Wir Die Alpen - 1949 - Jas Alpes2 fuhren auf dem Strässchen taleinwärts bis St. Andreas und stiegen dann über Curtinatsch und durch den Wald bis zu der Hütte und den Ställen der Alp Cavel. Es hatte zu schneien begonnen, und bald setzte ein Sturm ein, der uns gehörig um die Ohren pfiff. Hütte und Ställe waren gut verschlossen. Was tun? Mit Hilfe des Pickels konnten wir den Deckel des Mistloches abheben. Hermann schob sich, Füsse voran, Gesicht nach oben, langsam durch die Öffnung in den Schorrgraben und ins Stallinnere. Und bald konnten wir andern dann durchs Fenster ebenfalls unter das schützende Obdach gelangen. Der Sturm hielt in unverminderter Stärke an, so dass wir uns entschlossen, wieder nach Lumbrein zurückzukehren, wo wir den Nachmittag mit Re-tablierungsarbeiten verbrachten.
Der nächste Tag war ein Schalttag, der 29. Februar. Wir wollten aber, trotzdem das Wetter noch nicht einwandfrei war, keinen Ruhetag einschalten, der Drang nach vorwärts wühlte mächtig in uns! Auf Alp Cavel machten wir wieder Rast. Nach kurzem Aufenthalt setzten wir den Weg fort. Das Wetter verschlechterte sich aber dermassen, dass wir den Kompass zu Hilfe nehmen mussten, um auf den Sattel zwischen Piz Grein und Piz Cavel zu gelangen, von welchem aus wir das Tenigerbad im Somvixertal zu erreichen hofften. Zu unserm Leidwesen fing es aber wieder zu schneien an, und da wir von diesem Übergang keine genaue Karte mit uns hatten und wir der sehr schlechten Sicht wegen die Abfahrt nicht riskieren wollten, entschlossen wir uns, abermals nach Lumbrein zurückzukehren.
Die Abfahrt zurück nach Alp Cavel und hinunter zum Strässchen wurde trotz schlechter Sicht ganz schön, denn der Neuschnee gab ausgezeichnete Führung. Aber unser Vorrücken nach Westen war um einen Tag mehr aufgehalten. Am folgenden Tag war das Wetter mittelmässig, so dass wir uns entschlossen, über Piz Sez Ner nach Truns zu gelangen. Wir hatten das Glück, dass, je näher wir dem Gipfel kamen, sich auch das Wetter besserte. Wir genossen eine herrliche Gipfelrast in der strahlenden Sonne 1 Die Abfahrt ging über Stavonas-Zarzana-Grosstobel-Bellaua—Axenstein und führte vor Ringgenberg in die Talstrasse, und wir erreichten um 16 Uhr Truns, wo wir über Nacht blieben.
Am 2. März fuhren wir auf dem Strässchen nach Surrhein, stiegen über Aclas de Reits, östlich am Dörfchen Laus vorbei nach Lausalp und hinauf zum Laussee, einem prächtigen Idyll, von schönen Tannenwäldern umrahmt. Hier hatten wir die ursprünglich vorgesehene Route wieder erreicht. Die Abfahrt erfolgte über Caischavedras und Quadras hinunter zum Rhein, und nach halbstündigem Aufstieg erreichten wir Disentis, wo uns Freund Hermann leider verliess, da er nicht länger von zu Hause fernbleiben konnte. Wir andern stiegen gegen Abend über Acletta—Buretsch und Mompé-Tavetsch hinauf nach Sedrun und bezogen hier Nachtquartier.
Nun hatten wir noch die letzte Etappe im Bündnerland vor uns. Am Morgen des 3. März glitten wir durch den Pulverschnee über Rueras—Mulinatsch nach der Alp Milez hinauf. Leider versteckte sich hier die Sonne wieder hinter einer Nebelwand, und anstatt über Cuolm Milez hinauf zu steigen ( wie es richtig gewesen wäre ), um eine rassige Abfahrt nach der Alp Tiarms zu haben, verfolgten wir ungefähr das Tracé des Sommerweges, was der Steilhänge wegen nicht so angenehm war. Der Aufstieg über Alp Tiarms und Val-Val erfolgte durch hohen Pulverschnee, und der Voranspurende sah die längste Zeit nichts von seinen Ski.
Die beabsichtigte Besteigung des Calmot gaben wir auf, da das Wetter zu unsichtig war. Nach einer Rast überquerten wir den Oberalpsee und fuhren über Nätschen nach Andermatt hinunter. Die Durchwanderung des Kantons Graubünden OR Samnaun bis Andermatt hatte 15 Tage gedauert, eingerechnet die 2 Tage, die wir des schlechten Wetters wegen wieder zurück nach Lumbrein mussten.
In Andermatt war von Anfang an ein Ruhetag vorgesehen. Für jeden der noch verbleibenden 3 Teilnehmer war Nachschub eingetroffen, und der Ruhetag wurde zur Retablierung benutzt.
Das Wetter blieb in der Folge schlecht, so dass wir eine Weiterfahrt aufschoben. Meine Kameraden reisten heimwärts, mit der Zusage, bei einer Änderung der Wetterlage zum Guten sofort wieder nach Andermatt zurückzukehren. So blieb ich in Andermatt allein zurück, allerdings bei sehr unbeständiger Witterung, die mir aber doch erlaubte, einige Touren auszuführen: Calmot, Piz Lucendro, Piz Badus. Aber am 14. März musste ich des schlechten Wetters wegen die Weiterfahrt ebenfalls aufgeben. Und erst in den Wintern 1945/46 und 1946/47 konnten wir zwei weitere Etappen anfügen, die uns durch die Berner und Waadtländer Alpen bis an den Genfer See brachten.