Himalaya-Chronik 1971
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Himalaya-Chronik 1971

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Mit Nachträgen aus früheren Jahren

G. O. Dyhrenfurth, Ringgenberg ( BE )

Es war ein an Dramen und Tragödien reiches Jahr.

MAKALU-GRUPPE Über den grandiosen Westpfeiler des Makalu ( 8481 m ) schrieb Lucien Dévies, der Präsident des Comité de l' Himalaya und der Fédération Française de la Montagne: « ...Die Schwierigkeiten hatten ein Niveau, das man im Himalaya noch nie erreichte. Bereits der Beginn des eigentlichen Pfeilers zwischen 6500 und 7380 Meter übertraf den Jannu » ( das gefürchtete « Matterhorn » der Kangchendzönga-Gruppe ). « Den Schlüssel der ganzen Route bildet der grosse Kantenvorsprung, rund vierhundert Höhenmeter, von 7380 bis 7770 Meter, etwas kaum Denkbares in dieser Höhe, wie sich Robert Paragot ( der Expeditionsleiter ) ausdrückte: an den Maximalstellen V plus und A2.

Yannick Seigneur, der seine Extraklasse bestätigte, und Bernard Mellet bewältigten die ersten fünf Sechstel, Jean-Claude Mosca und Georges Payot ein Sechstel. Der schlimmste Gegner war das Wetter. Man hatte damit gerechnet, dass der Wind über den Pfeiler fegen werde, aber seine Heftigkeit übertraf jede Erwartung. Der Vormonsun 1971 dürfte der schlechteste seit siebzig Jahren gewesen sein. Es war eine Folge von Stürmen mit Windgeschwindigkeiten bis zu 150 Stundenkilometern, schweren Schneefällen ( zwei Meter Neuschnee unten im Basislager ) und mit eisiger Kälte... » Am 18. Mai 1971 begann der eigentliche Gipfelangriff. Lucien Bérardini und Dr. Jacques Marchai erstellten Camp 5 ( 7650 m ) in der grossen Steilstufe. J.C. Mosca und G. Payot errichteten Camp 6 ( 7770 m ), eine einfache Zcltseiten-wand, und starteten am 20. Mai gipfelwärts, aber die Sauerstoffgeräte versagten. Ein neuer Versuch von François Guillot und Jean-Paul Paris scheiterte nach einer sehr schlechten Nacht in Lager 6, doch konnten sie wenigstens einige Seillängen aufwärts herrichten - eine Erleichterung für die letzte Seilschaft.

Diese allerletzte Chance war Y. Seigneur und B. Mellet vorbehalten. Am 23. Mai 1971, bei schönem Wetter, verliessen sie um 2 Uhr das Sturmlager ( 7770 m ), erreichten den Makalu-Hauptgipfel ( 8481 m ) um 16.15 Uhr und waren um 21.30 Uhr wieder im Camp 6. Eine grossartige Leistung! Nach Annapurna I, dem « ersten Achttausender », 1950, Makalu 1955, Mustagh Tower 1956, Jannu 1962, nun noch 1971 die Makalu-Direttissima über den Westpfeiler -jede dieser grossen Expeditionen war für die bergsteigerische Erschliessung Hochasiens von fundamentaler Bedeutung.

( hielten: « La Montagne », avril 1971, p. 47; décembre I971 » P- >74-'96- Eine japanische Mannschaft der Chiba University ging im Herbst 1971 unter der Leitung von Dr.Makoto Numata den Kangchungtse ( 7640 m ) an. Diesem 1954 unter J. Franco erstmals erstiegenen Gipfel wird gelegentlich noch der nicht sehr glücklich gewählte Name « Makalu II » zuerkannt. Jetzt stand der NW-Grat auf dem Programm, aber man entschied sich dann doch für die Normalroute über den Makalu La ( 7400 m ) und den Südgrat. Kunio Takagi und der Sherpa Tendi gelangten bis etwa 7300 Meter. Am 16. Oktober wurde der Japaner plötzlich krank. Versuche, ihn von Camp 4 hinunterzuschaffen, scheiterten im Schneesturm. Am 20. Oktober starb Takagi in Lager 2 ( 5830 m ), wahrscheinlich an Lungen-Ödem. Die Expedition wurde abgebrochen.

Quelle: Korrespondenz J. Cheney, « Mountain Travel », Kathmandu; Bericht I. Yoshizawa, JAG.

EVER E S T- G RU P P E Der höchste Berg der Erde, seit einem halben Jahrhundert Ziel sehr vieler Gross-Expeditio-nen, wird jetzt auf mehrere Jahre im voraus gebucht, alljährlich mindestens zweimal, im Vormonsun und im Nachmonsun. Ausser der Normalroute Khumbu-Eisfall—Westbecken—Südsattel- Südostgrat ( noch immer nicht zu unterschätzen !) gibt es allerlei Möglichkeiten. Wie sozusagen jedermann weiss, hatte die « IHE igyi » ( Internationale Himalaya-Expedition 1971 ) unter der Leitung von Norman G.Dyhren-furth und James M. Roberts die Direttissima durch die SW-Wand und den Westgrat auf ihrem Programm. Dass und warum es nicht gelang, hat weltweite Publizität. Darum nur ganz kurz: Katastrophale Wetter- und Schneeverhältnisse im Frühjahr 1971, Schwierigkeiten des Nachschubes trotz aller Organisation, das Unglück Bahuguna, kleine Epidemie einer Virus-krankheit, Rivalitäten zwischen Stars verschiedener Nationen, Differenzen über Routen- und Zielfragen usw. Trotz alledem wurde auf der SW-Wand-Route eine Höhe von 8350 Metern erreicht, knapp fünfhundert Meter unter dem Hauptgipfel des Mount Everest ( 8848 m ). Es war zwar kein Gipfelsieg, aber eine ganz grosse Leistung, auch wenn das Ideal einer « Weltseilschaft » nicht verwirklicht werden konnte.

Literatur: « Die Alpen », I. Quartal 1972, S. 32-41; « Alpinismus » 2/72, S. 26-31 u. 51;«Österreichische Alpenzeitung », Folge 1382, S. 34-50. « Mountain » 17. September 1971, London, p. 7-29. AJ 1972, p. 9-20, 116— 25- Eine Mannschaft des Fujimiya A.C. unter r.Mochizuki wollte den Pumori ( 7145 m ) im April 1971 über die Südwand versuchen, und zwar ohne Sherpa, was dieses Unternehmen sehr unpopulär machte. Das Wetter war schlecht, und einige Teilnehmer erkrankten, so dass man bereits bei etwa 6500 Meter aufgeben musste.

Quelle: Kurzbericht von Ichiro Yoshizawa ( JAC ).

Eine südkoreanische Expedition unter Park Shulam ging den Lhotse Shar ( 8398 m ) an, ein wenig östlich der österreichischen Route 1970. Camp 4, ihr oberstes Lager, stand bei etwa 7200 Meter. Am 13. Mai 1971 drangen Choi Soon Nanam und Sänge Sherpa - nach ihrer Angabe - bis etwa 8000 Meter vor. Schlechtwetter und schwere Bergkrankheit eines Teilnehmers nötigten dazu, das Unternehmen abzubrechen.

Quelle: Bericht von « Mountain Travel », Kathmandu.

Auch die Argentinische Everest-Expedition in der Nachmonsunzeit, auf der Südsattel-Nor-malroute und mit derselben Sauerstoff-Ausrü-stung wie die der IHE - wurde ein Fehlschlag. Mit Regierungshilfe hatte man 19 Teilnehmer mobilisiert, je zur Hälfte Militär- und Zivilpersonen, unter der Leitung von Oberstleutnant H. C. Tolosa und Carlos Comensana. Sie starteten in Kathmandu bereits am 14. August und errichteten Camp 1 ( 6065 m ) am ^.September, das vorgeschobene Basislager ( 6450 m ) am ig.September und Camp 3 ( 6950 m, am Fusse der Lhotse-Flanke ) am 21.September. Zu früh! Der Monsun war noch nicht fertig. Schlechtwetter begrub den Khumbu-Eisfall unter tiefem Neuschnee. Eine Lawine zerstörte Camp 3 -glücklicherweise ohne Menschenverluste. Es wurde Mitte Oktober, bis man den Weg zum Südsattel in Angriff nehmen konnte. Dort wurde Camp 5 ( 7986 m ) am 29. Oktober von J. Peterek, U. Vitale und fünf Sherpa bezogen. Am nächsten Tag verhinderte Höhensturm jede Aktion. Für den 31. Oktober war vorgesehen, ein oberstes Lager bis etwa 8500 Meter vorzuschieben, aber der Wind hatte ein Zelt vom Südcol-Lager fortgefegt. Nun hatte man kein übriges Zelt mehr für Camp 6. Zwei Sherpa hatten Frostschäden. In einer Höhe von 27550 feet = 8397 Meter ( argentinische Schätzung ) weigerten sich die Sherpa, noch weiter zu gehen, was sehr verständlich ist. Man musste absteigen - die Expedition war gescheitert.

In der ersten Novemberwoche begann eine Schönwetter-Periode. Jetzt wäre es die richtige Zeit für den Gipfelangriff gewesen, aber dafür hatte man keine materiellen Reserven mehr. Die argentinische Expedition war in der « Nachmonsun-Zeit » zu früh angetreten, hatte beim vielwöchigen Warten « das ganze Zeug » verbraucht, und im November, bei strahlendem Wetter, stand man abgekämpft und mit leeren Händen da.

Qjiellen: Berichte von « Mountain Travel », Kathmandu. « Centro Andino », Buenos Aires.

Auf einer Exkursion zum Barun-Gletscher fanden die Deutschen Prof. Volker Jaacks ( Universität Mainz ) und seine Frau Margarete mit ihrem Sherpa Annullu den Bergtod.

Vom Shisha Pangma, dem « letzten Achttausender », wird gemeldet, dass er durch Neuvermessung von 8013 auf 8046 Meter « befördert » wurde, womit er vom 14. auf den 13. Platz der Weltberge rückt. Ob die Chinesische Expedition 1964 ( unter Hsu Ching ) wirklich den Hauptgipfel erreicht hat oder nur den NW-Vorgipfel, was Ed. Sternbach verficht, halte ich für eine offene Frage. Eine Abklärung an Ort und Stelle ist nicht möglich, weil dieses ganze Massiv politisch nicht zugänglich ist.

Langtrang und Jugal Himal, im NE von Kathmandu, werden jetzt öfters besucht, meist von Touristen-Gruppen, die keinen Sechstausender-oder Siebentausender-Ehrgeiz haben und in unserer Chronik keinen Platz finden. Ohne besondere Expeditionsgenehmigung, nur mit « trekking permit », darf man nur « view points » ( Aussichtspunkte ) bis höchstens 20000 Fuss6096 m ) besuchen.

GURKHA HIMAL Eine zwölfköpfige japanische Expedition unter Akira Takahashi ging den Manaslu ( 8156 m ) von NW an, was man früher für unmöglich gehalten hatte. Durch Domen Khola, einen Zufluss des Dudh Kosi, erreichte man am 15. März 1971 den Platz für das Basislager ( 3500 m ). Camp I wurde bei 4500 Meter errichtet, 2 ( 5500 m ) im West-Sanktuarium. Dank zahlreichen grossen Querspalten war man hier ganz lawinensicher. Oberhalb eines Gletscherbruches stand Camp 3 ( 6500 m ) am 8. April auf dem WNW-Grat. Die maximalen Schwierigkeiten bereitete « Kasa-iwa»Schirm-Felsen ), eine etwa 250 Meter hohe, teilweise überhängende Gratstufe, die nach der UIAA-Skala V+, streckenweise sogar VI und A2 bewertet wurde und mehrwöchige Arbeit kostete. Erst am 6. Mai konnte Camp 4 ( 7100 m ) auf einem sehr luftigen, gefährlichen Platz erstellt werden, am 16. Mai Camp 5 ( 7360 m ) endlich auf dem Hochfirn des Manaslu. Nun hatte man noch etwa 800 Höhenmeter und 2500 Meter in der Luftlinie bis zum Hauptgipfel. Am 17. Mai 1971, um 5 Uhr morgens, traten Kazuharu Kohara ( 30 J. ) und Motoyoshi Tanaka ( 21 J. ) zum Schlussangriff an, und um 12.15 Uhr standen sie auf der Spitze. Unter dem Schnee fanden sich noch einige Dokumente von der japanischen Erstersteigung 1956.

Quellen: Berichte « Mountain Travel » und I. Yoshizawa. Artikel A. Takahashi, übersetzt von T. Yoshino und F. Maraini, Riv. Mensile, März 1972, mit Karte und 7 Photos; AJ 1972, p. 26-33.

Ebenfalls im Mai 1971 ging eine südkoreanische Expedition unter Kim Ho Sup den Manaslu auf der « Normalroute » an, also aus dem Buri-Gandaki-Tal, von NE. Man kam bis Camp 5 ( 7600 m ). Dort stürzte Kim Ki Sup, der Bruder des Leiters, in eine Gletscherspalte und starb. Das Unternehmen wurde aufgegeben.

Quelle: Bericht von Mike Cheney, « Mountain Travel », Kathmandu.

Eine siebenköpfige japanische Mannschaft der Aichi-Universität unter Yutaka Nakai machte im April 1971 die zweite und dritte Besteigung des Bauddha Peak ( 6672 m ) auf neuer Route, über den SE-Grat.

Quelle: « Mountain Travel ».

ANNAPURNA HIMAL Eine vierköpfige japanische Expedition unter Kazuo Yamada wählte den Moditse ( 7219 m ) von S als Ziel. Dieses Unternehmen im April 1971 scheiterte daran, dass der von der nepalischen Regierung gestellte Verbindungsoffizier plötzlich geisteskrank wurde und unter grossen Schwierigkeiten zu psychiatrischer Behandlung abtransportiert werden musste. Für bergsteigerische Aktionen hatten die Japaner keine Zeit mehr.

Quellen: Japanese Overseas Expeditions 1971 by J. Yoshizawa; « Mountain Travel », Kathmandu.

Auch ein japanischer Versuch von N im Oktober 1971 unter T. Minegishi scheiterte infolge schlechten Wetters, schwerer Schneefälle und der Weigerung der Sherpa. Der Tod ihrer Kameraden an der Ganga Puma hatte sie stark beeindruckt. Überdies war Modi Peak ( oder Modites ) schon wiederholt bestiegen worden, also kein erstrangiges Ziel. Dieser stattliche mehrgipfelige Berg über dem Modi-Tal wird noch immer gelegentlich « Annapurna South » oder auch « Ganesh » genannt. Beide Namen sind abzulehnen.

Quellen: Berichte von I. Yoshizawa ( JAC ) und « Moun-ain Travel », Kathmandu.

Am, o. Oktober 1971 machte eine Gruppe der amerikanischen « Peace Corps Volunteers » die Erstersteigungdes Annapurna-Hiunchuli ( 6441 m ), östlich des Modi Peak. Die offizielle Genehmigung und Begleichung der Gipfelge-bühr wurden nachträglich in Kathmandu erledigt.

Quelle: Korrespondenz. AJ 1972, p. 249.

Eine starke japanische Mannschaft der Shinshu University — Dr. M. Mishigori als Leiter und 9 andere Bergsteiger — griff die Annapurna II ( 7937 m ) über die Nordflanke an, von Pisang im Marsyangdi-Tal durch Salatang Khola. Am 3. April 1971 wurde Camp 2 ( 5300 m ) auf dem grossen Eisplateau errichtet. Zehntägiges Schlechtwetter und Lawinengefahr erzwangen eine Routenänderung gegen den Hauptkamm hin, der Annapurna IV ( 7525 m ) mit A. II verbindet. Erst am 3. Mai konnte dort endlich Camp 5 ( 7300 m ) erstellt werden. Am nächsten Morgen traten Masatoshi Sato und der Sardar Girme Dorje Sherpa zum Schlussangriff an. Bei etwa 7800 Meter musste die Seilschaft wegen Erschöpfung des 22jährigen Japaners aufgeben. Beim Abstieg rutschte er zweimal ab, doch der ausgezeichnete Sherpa hielt ihn. Um 21 Uhr konnte Sato nicht mehr weiter. Girme Dorje machte für ihn eine Plattform, rammte den Pickel tief ein und seilte den Kranken fest an. Dann eilte er hinunter, um Hilfe zu holen, und war um 21.30 Uhr im Camp 5. Von hier aus sah man oben, in der Gegend von Sato, ein Licht und stellte rasch eine Rettungsmannschaft zusammen. Um 22 Uhr war sie dort, wo Sato zurückgeblieben war, aber... er war nicht mehr da; alles Suchen war umsonst. Offenbar hatte sich Sato von seinem Zusammenbruch etwas erholt, wollte nicht länger warten, trat allein den Abstieg an und stürzte ab. Die Expedition wurde abgebrochen.

Qjiellen: Berichte von I. Yoshizawa und « Mountain Travel », Kathmandu.

Eine siebenköpfige japanische Expedition der Hachioji Climbing Party unter Katsuhiko Miyoshi versuchte eine Ersteigung der Ganga Puma ( 7454 m ) über den Nordgrat. Ein unangenehmer Zwischenfall war ein Erpressungsmanöver von Leuten aus Manang, die mit einem Angriff drohten, wenn sie nicht sofort das Bargeld der Expedi-tionskasse bekämen. Den waffenlosen Japanern blieb nichts anderes übrig, als den Räubern viertausend Rupees auszuhändigen. Ob und wie die nepalische Regierung später darauf reagiert hat, ist mir nicht bekannt.

Trotzdem wurde das Unternehmen bis Camp 4 ( etwa 7000 m ) fortgesetzt. Am « Dinosaurus-Rücken » wurden die technischen Schwierigkeiten so gross, dass man nur noch ganz langsam vorwärts kam und Anfang Mai aufgab. Ein Unfall des Kameramannes Ä\ Taguchi verlief glimpflich, kostete aber leider das Photo-Mate-rial.

In der Nachmonsunzeit war wieder eine grosse japanische Expedition an der Ganga Puma, diesmal von Süden, via Modi Khola-Sanktuarium—Westgrat. Am 15. Oktober erreichten Sumi Shimizu ( Leiter ), Takeshi Akabane und Girme Dorje den Gipfel. Am 16. Oktober setzte schwerer Schneesturm ein. Die Radio-Verbindung zwischen den oberen Lagern und Camp 2 brach ab. Am 17. Oktober gingen Girme Dorje und Pemba J\rorbu hinunter, um den Kontakt wieder herzustellen. Da sahen sie: Camp 2 war vollständig verschwunden, offenbar am 16. Oktober nachmittags von einer Lawine weggefegt und verschüttet worden. Sechs Mann hatten den weissen Tod gefunden: die Japaner Iwao Kokiso, Kohei Sasagawa und Masuo Hakoyama, die Sherpa Ang Pemba, Ang Gyaltsen und Nawang Chotare. Nach seiner Radiomeldung sagte Girme Dorje, er und Pemba Norbu wollten nun nach Camp 3 zurückkehren. Der Japaner am Fernsprecher riet ihm davon ab; die Route zwischen Camp 2 und 3 sei höchst lawinengefährdet. Umsonst. Die beiden tapferen Sherpa liessen sich nicht abhalten - und sind seitdem verschollen. Acht Mann! Eine der schwersten Bergsteigerkatastrophen im Himalaya... fünf Sherpa und drei Japaner.

( hielten: Berichte des Japanese Alpine Club und « Mountain Travel », Kathmandu.

DHAULAGIRI HIMAL Diese vielgipfelige Gruppe spielte auch 1971 eine wichtige Rolle: Dhaula II ( 7751 m ), seit Jahrzehnten wiederholt erkundet, war 1963 von den Österreichern ernstlich angegriffen worden, aber erst die von der « Österreichischen Hima-laya-Gesellschaft » in Wien organisierte Dhaula-Expedition 1971 unter der Leitung des Steirers Franz Huber brachte die Entscheidung. Da der direkte Zugang aus dem Barbung Khola durch wilde Schluchten gesperrt ist, arbeitete man sich wieder über den Chorten-Grat hinüber in das grosse Firnbecken auf der Nordseite von Dhaula II und III. Von dort aus ist die Route gegeben. Am 18. Mai, um 13.30 Uhr, erreichte Adi Huber, der jüngere Bruder des Leiters, mit dem Sherpa Jagambu den Gipfel von Dhaula II. Zwei Stunden später folgten Adolf Weissensteiner und der Amerikaner Ronald Fear. Diese Besteigung eines der höchsten noch unbetretenen Siebentausenders krönte das Jubiläumsjahr der « Naturfreunde ».

Quellen: ÖHG-Pressedienst; Nachrichten der Sektion Wien ÖAV.

Eine neunköpfige japanische Expedition unter M. Hattori versuchte es mit dem berüchtigten Dhaula IV ( 7661 m ), an dem 196g eine österreichische Gipfelmannschaft unter Richard Hoyer verschollen ist. Am 22.Mai 1971 kamen die Japaner mühsam, bei sehr schlechten Verhältnissen, bis P.6273 ( Myagdi Matha Peak ). Da streikten die Sherpa, weil sie die vorgesehene Route für zu gefährlich hielten. Die Expedition musste aufgeben.

Quellen: « Mountain Travel », 29. Juni 1971; Bericht I. Yoshizawa, JAC.

Eine achtköpfige japanische Mannschaft des Kenryo A.C. unter G. Tazaki griff Dhaula V ( 7618 m ) von Süden an. Am 4.Mai, in einer Höhe von 7040 Metern, stürzten K. Aoki, H. Te-zuka und T. Yanagisawa tödlich ab. Es war das Ende auch dieser Expedition. Dhaula V blieb unbestiegen.

In der Nachmonsunzeit wurde derselbe Gipfel von einer zehnköpfigen Mannschaft des Kyushu Univ. A.C. unter T. Matsumura über den SE-Grat angegangen. Bei Camp 2 b ( 5900 m ) wurde eine Seilschaft am 6. Oktober von einer Lawine mitgerissen und etwa 600 Meter hinuntergetragen. Hiroshi Chijiiwa fand den Tod; die anderen wurden nur leicht verletzt. Die Expedition wurde abgebrochen.

Quellen: Berichte von « Mountain Travel » und JAC.

Die drei Gipfel des Churen Himal sind ziemlich genau gleich hoch: 7371 Meter. Ob eine südkoreanische Mannschaft im April 1970 den Ostgipfel erreicht hat, ist umstritten. Sicher bestie- Unbenannter Sechstausender am Südufer des Trivorgletschers, gegenüber dem Basislager der Karakorumexpedition 1964 der H.G. Steiermark des ÖA V Photo Horst Schindlbacher/Archiv Dyhrenfurth Changtse ( 7533 m ), vom Everest-Westgrat aus gesehen Photo W. Unsoeld, 1963 gen wurden nur Mittel- und Westgipfel im Herbst 1970 von den Japanern - einer Expedition des Academic Alpine Club of Shizuoka unter Takashi Serizawa und Ryozo Yamamoto. Am 24. Oktober r 1970 machten M. Fukui und K. Hasegawa die Erstersteigung des Central Peak ( 7371 m ); am 26.Oktober wiederholten E. Doma, Ang Norbu und Zangbu. Am 28. Oktober folgte die Erstersteigung des West Peak ( 7371 m ) durch K. Hasegawa und Ang Norbu. In der Vormonsunzeit 1971 waren dort zwei Mannschaften des Tokyo Univ. A.C. tätig, um neue Routen zu versuchen. Aber das Wetter war 1971 sehr schlecht. Die Westgrat-Gruppe unter K. Kano kam nur bis 6700 Meter, die Ostgipfel-Gruppe unter T. Yoshioka bis etwa 7250 Meter. Die Traversierung des ganzen Churen-Massivs ist nur bei guten Verhältnissen ausführbar.

Eine fünfköpfige japanische Gruppe des Zao A.C. unter T. Oishi ging Putha Hiunchuli ( 7246 m ) von SE in der Hoffnung an, diesen unschwierigen Gipfel auf Ski erreichen zu können, wie M. Roberts vorgeschlagen hatte. Aber das Wetter vereitelte diesen schönen Plan. Anfangs Mai traten sie mit der Kano-Expedition den Rückmarsch an.

Quellen:«Mountain Travel »; I. Yoshizawa, JAC. AJ 1971, p. 328; AJ 1972, p. 105-109, 248.

WEST-NEPAL Vier Mann des Shihakukai Osaka A.C. unter K. Abe machten im Nachmonsun 1971 die Erstersteigung des « Tso Karpo Kang » ( 6556 m ), eines bisher namenlosen Gipfels im SE-Kanjiroba Himal, dessen Hauptgipfel ( 6882 m ) im November 1970 erobert worden war.

Quelle: I. Yoshizawa. K. Abe, « Kanjiroba Himal Report » ( japanisch, mit Bild und Karte ).

Eine kleine britische Expedition unter Edwin Hammond war im Patrasi Himal ( 6627 m ) tätig, begnügte sich aber mit einem Gipfel von 5970 Metern.

Quelle: « Mountain Travel ».

Eine japanische Gruppe ( Matsumoto Toh-koh-kai ) unter F. Fukuzawa ging zur Api ( 7132 m ), in der NW-Ecke von Nepal. Sie kamen am Westgrat nur bis 6000 Meter. Ein Unfall verlief glimpflich, nötigte aber zum Rückzug.

Quelle: I. Yoshizawa. HIMACHAL PRADESH In Kulu-Lahul wurde Hanuman Tibba ( 5929 m ) bei Manali von einer japanischen Expedition über den Nordgrat und auf der Normalroute bestiegen. Dieses hübsche und schnell erreichbare « Solang-Weisshorn » ist ein guter Trainingsberg, den man in Zukunft nicht mehr zu registrieren braucht. Dasselbe gilt für die Normalroute auf den viel besuchten Deo Tibba ( 6001 m ). Immerhin ist zu melden, dass im Juni 1971 der NW-Grat begangen wurde, womit den Briten R. Brook, B. Pooley und J. Winter die erste Überschreitung dieses Gipfels gelang.

Sehr interessant ist der Indrasan ( 6221 m ), der erstmals im Oktober 1962 von einer japanischen Gruppe über die SW-Flanke erstiegen wurde. Am g. und 13.Juni 1971 wiederholte eine britische Expedition unter Tony Johnson die Erkletterung auf neuer Route, über den sehr schwierigen Westgrat. Ausserdem wurden zwei hübsche Fünftausender ( 5711 m und 5692 m ) ersterstiegen - etwa 200 Meter UIAA V, guter Granit.

Im Gebiet des South Malana Glacier machte eine britische Expedition unter G. Clark im Mai und Juni 1971 die Erstersteigung von sechs Fünftausendern.

Qjiellen: AJ 1972, p. 34-38, 248.

Menthosa ( 6443 m ) in NE-Chamba wurde bereits im Oktober 1970 von einer kleinen britischen Seilschaft bestiegen; eine japanische, 1971, wahrscheinlich auf anderer Route - erreichte den Gipfel nicht. Die zweite Besteigung gelang einer Mannschaft der Sektion Prosinone des CAI unter Vittorio Kulczycki am 5. Oktober 1971.

Quellen: Verzeichnis I. Yoshizawa.

Masherbrum, vom Baltoro aus gesehen Photo Archiv Dyhrenfurth Masherbrum und Baltoro, vom Camp j am K2 Photo Fritz Wiessner/Archiv Dyhrenfurth KASHMIR Im Kishtwar Himal ( Ost-Kashmir ) gibt es zwar keine Siebentausender, aber schöne, schwierige Sechstausender, die schon wiederholt erkundet und vergeblich bestürmt wurden. Der von Fritz Kolb 1946 « Mondsichelberg » getaufte Bharanzar ( 6575 m ) kostete der Expeditionsleiterin Mrs. Kei Ohara das Leben. ( Vgl. meine « Himalaya-Chronik » 1970 ). Auch 1971 hatte eine fünfköpfige japanische Gruppe unter H. Yamamoto kein Glück und gab bei 5500 Meter auf.

Eine britische Expedition unter Dr. Chr. R. A. Clarke griff im Mai 1971 vom Kibar-Glet-scher aus den Brammah Peak ( 6416 m ) an. Die Spitzen-Seilschaft - H. IV Edmundson und T. Gundry - gelangte bis etwa hundert Meter unter den Gipfel. Trotz zweier Biwaks und schweren Gewitters kamen sie noch glücklich hinunter. Die grossen Sechstausender sind also « noch zu haben »!

Quellen: AAJ 197K P 448-450; HJ XXX 1970, p. 237-242, mit Karte. Korrespondenz Clarke/H. Adams Carter — AJ 1972, p. 164-167.

Eine japanische Gruppe unter Masato Oki bestieg Kolahoi ( 5440 m ) und zwei namenlose Viertausender.

Quelle: Verzeichnis I. Yoshizawa.

Im Nun-Kun-Massiv gelang die zweite Besteigung des Nun ( 7135 m ) im Juli 1971 einer argentinischen Expedition unter K.P. Venogupal.

Quelle: Korrespondenz P. Vittoz NANGA PARBAT In meiner « Himalaya-Chronik 1970« ( « Die Alpen », 4.Quartal 1971, S.229 ) ist über die Nanga-Parbat-Affaire 1970 das Notwendigste gesagt. Die zahlreichen Streitigkeiten, Presse-fehden und noch nicht abgeschlossenen Prozesse haben eine ungewöhnliche Publizität geschaffen. Es kann nicht Aufgabe dieser möglichst 4 übersichtlich gehaltenen Chronik sein, 1972 auf dieses leidige Thema von 1970 zurückzukommen. Inzwischen sind die von Dr.med. Karl M. Herrligkoffer organisierten Expeditionen zum Rakaposhi ( Karakorum ) und zum Mount Everest 1972_ misslungen, was mich nicht überraschte. Bleiben wir bei 1971:

Die tschechoslowakischen Bergsteiger hatten bereits 196g tapfer um den Nanga Parbat gekämpft, aber unter dem Rakhiot Peak ( 7070 m ) aufgeben müssen. Die Expedition 1971, wieder unter Leitung von Ivan Gdlfy, umfasste 11 Teilnehmer aus der Hohen Tatra, 3 aus Bratislava ( Pressburg ) und 2 aus Mähren, insgesamt also 16 Bergsteiger. Anfang Mai war man im Industal bei der Rakhiot-Brücke ( 1179 m ), Mitte Mai auf der Märchenwiese ( 3300 m ), und am 18. Mai stand das Hauptlager an der klassischen Stelle ( 3967 m ). Bei gutem Wetter kam man programmgemäss vorwärts, so dass bereits am 3.Juni Camp 4 ( 6690 m ) unter dem Steilhang des Rakhiot Peak erstellt werden konnte. Am 8.Juni schlug das Wetter um und blieb einen Monat so schlecht, dass höchstens kleine Trainingswanderungen auf den südlichen Chongra Peak ( 6448 m ) möglich waren. Bei tiefem Neuschnee und grosser Lawinengefahr sah es trostlos aus.

Endlich wurde es wieder schön, und am 9.Juli konnten der Rakhiot Peak ( 7070 m ) bestiegen und Camp 5 ( 6950 m ) ein Stück vor dem Mohrenkopf errichtet werden. Am nächsten Tag ging es über den Silbersattel ( 7451 m ) auf das grosse Firnplateau östlich des Nordgipfels I ( 7816 m ), wo das Sturmlager 6 ( etwa 7600 m ) erstand. Der i 1.Juli 1971 war der grosse Tag: Um 14 Uhr erreichten Ivan Fiala und Michal Orolin den Hauptgipfel ( 8125 moffen-bar auf der Route, die Hermann Buhl am 3.Juli 1953 über Bazhin-Scharte ( 7812 m ) und Schulter ( 8070 m ) für seinen unvergesslichen Alleingang gewählt hatte. Der tschechoslowakische Triumph war die fünfte Besteigung des gewaltigen Berges. Am gleichen Tage erstiegen Jozef Psotka, Arno Puskds und Ivan Urbanovic den Vor- gipfel ( 7910 m ) und P. 7530 über dem Silbersattel.

Literatur: Hermann Buhl, « Achttausend drüber und drunter « ( München 1954 ); Reinhold Messner, « Die rote Rakete am Nanga Parbat » ( München 1971K. M. Herrligkoffer, « Kampf und Sieg am Nanga Parbat » ( Stuttgart 1971 ); Karte der N. P. Gruppe 1:50000 ( München 1936 ); K. M. Herrligkoffer, « N. P. » ( Ullstein 1967 ); Berichte von Ivan Gâlfy und Arno Puskâs; siehe auch « Alpinismus » 3172, S. 29.

Eine kleine japanische Expedition unter M. Kaizu machte im August 1971 die Erstersteigung des relativ selbständigen Grossen Chongra Peak ( 6830 m ) mit zwei Biwaks.

Quelle: I. Yoshizawa. KARAKORUM Der Ichikawa A.C. bekam von der pakistanischen Regierung die Genehmigung für den K12 ( 7468 m ). Eine Gruppe unter T. Arioka startete voller Hoffnung in Haneda, kam aber nur bis 6200 Meter.

M. Takahashi ging mit zwei Kameraden über den Biafo-Gletscher, um den gefürchteten « Ogre » oder Baintha Blakk ( 7285 m ) zu erkunden. Auf der Südseite scheinen eher Möglichkeiten zu bestehen als an der Nordfront. Immerhin: etwa fünfhundert Meter senkrechte Felswände rundum sind allerhand!

R. Kotani und M. Koyama mit neun Gefährten griffen den vielumworbenen Malubiting ( 7453 m ) von Süden auf der Route an, wo die Man-chester-Expedition 1968 gescheitert war. Den Japanern ging es nicht besser: Am Morgen des 24. Mai waren vier Hochträger von Camp 2 ( 5000 m ) unterwegs. Da stürzten Massen von Eistrümmern herunter und verletzten zwei Mann tödlich. Einer von ihnen war der ausgezeichnete Hunza Hidayat Shah, Mitarbeiter an zwölf grossen Expeditionen. Das Unternehmen wurde abgebrochen.

Nun trat die « Hochtouristengruppe Steiermark » des ÖAV auf den Plan. Der Mannschaft gehörten an: Horst Schindlbacher ( Expeditionslei- ter ), Hilmar Sturm, Hanns Schell, Kurt Pirker und der polnische Arzt und Bergsteiger Dr.Jerzy Hajduktiewicz- Am 18.Juli 1971 waren sie in Skardu, der Hauptstadt von Baltistan, und vier Tage später in dem Dorf Arandu ( 2765 m ), nahe dem Zungenende des 43 Kilometer langen Chogo-Lungma-Gletschers. An seinem linken Ufer wurde in Balichor ( 4200 m ) das Basislager aufgestellt ( 26.Juli ), dann Hochlager i ( 5050 m ) vorgeschoben und der 300 Meter hohe Eishang des « Polen-La » hergerichtet. Für die Strecke von Camp i bis zum Fusse des Steilhanges konnte man Kurzski ( 1,75 m ) verwenden. An der Schlüsselstelle, einem Felspfeiler und Eisgrat, mussten 200 Meter fixe Seile befestigt werden. Am B. August waren alle Teilnehmer in Camp 2 ( 5850 m ) beim Polen-Sattel und hofften, über zwei flexible Hochlager den Hauptgipfel angehen zu können.

Da schlug das Wetter um. Starke Stürme und Schneefälle blockierten die Mannschaft eine ganze Woche lang, und sobald es möglich war, musste man ins Basislager absteigen. Erst am 19. August besserte sich die Witterung, so dass ein neuer Angriff angesetzt werden konnte, und am nächsten Tage waren die vier Grazer wieder im Polen-Sattel. Da es jetzt sehr auf Schnelligkeit ankam, machte der 53jährige Expeditionsarzt Dr. Hajdukiewicz diesmal auf eigenen Wunsch nicht mehr mit. Am 21. August wurde auf einem Absatz des zum Nordgipfel ( 6843 m ) führenden Grates Camp 3 ( 6200 m ) erstellt und am folgenden Tage das Camp 4 auf 6550 Meter vorgeschoben. Zwischen 6250 und 7100 Meter war ein 4,5 Kilometer langes, vergletschertes Hochplateau zu durchqueren, wobei die Kurzski wieder gute Dienste leisteten. Erst unterhalb des Sattels zwischen Mittelgipfel ( 7291 m ) und Westgipfel ( 7453 m ) wurden die Ski zurückgelassen. Bei schönstem Wetter und Windstille betrat die erste Seilschaft am 23. August um 14.45 Uhr den höchsten Punkt des Malubi-ting-Massivs. Ein prächtiger Erfolg und ein topographisch sehr wichtiges Panorama.

Quellen: Verzeichnis I. Yoshizawa. Korrespondenz H. Schindlbacher und J. Hajdukiewicz. « Alpinismus » 5/72, S. 32-33.

Khiangyang Kish wird von den Briten Khinyang Chhish, von den Polen Kunyang Chhish geschrieben. Was ist richtig? Sicher ist nur, dass wir Chh am Wortanfang nicht aussprechen können. Ich stimme deshalb jetzt für « Kunyang Kish » ( 7852 m ).

Die I 3köpfige Polnische Karakorum-Expedi-tion 1971 unter der Leitung von M. Sawada marschierte Ende Juni von Nagar mit vier Trä-gergruppen im Hispar-Tal aufwärts. Man war klug genug, in sorgfältiger Erkundung eine neue Route ausfindig zu machen. Am Westufer des Pumarikish-Gletschers wurde das Basislager ( 4410 m ) auf einer reizenden Wiese ( Phishdan-dala ) aufgebaut - mit Komfort: acht grosse Wohnzelte, elektrisches Licht, Küche, Laboratorium usw. Am 7. Juli begann der Anstieg zum « Ice Cake » ( 6500 m ). Bei 4900 Meter wurde ein Stapelplatz für Gepäck eingerichtet. Camp i ( 5900 m ) entstand nördlich des verwächteten « Snow Dome », wo Major Mills und Captain Jones 1962 verunglückt sind. Am 23. Juli wurde Camp 2 ( 6500 m ) auf einer sicheren Plattform direkt unter dem « Ice Cake » erstellt. Damit war der Anschluss an den oberen Teil des Südgrates hergestellt, wo die Japaner 1965 ihr Camp 6 gehabt haben. Vom Basislager bis hierher wurden über 800 Meter Seil fixiert - eine grosse Hilfe bei dem ständigen Auf und Ab der polnischen Alpinisten, die ja überhaupt keine Hochträger eingesetzt hatten!

Von Camp 2 an folgten die Polen der japanischen Route, wie zahlreiche Spuren zeigten. Ein exponierter horizontaler Wächtengrat wurde durch 400 Meter Seilgeländer gesichert. Nach Passierung des « Rock Peak » auf der Ostseite wurde Camp 3 ( 6450 m ) in einem Labyrinth von Séracs und Klüften eingerichtet. Hier ereignete sich ein tragischer Unfall: Jan Franc-zuk wurde beim Zusammenbruch einer Spaltenbrücke von Eis- und Schneemassen begraben.

Seine Gefährten, darunter der Arzt Dr. Jan Stryczynski, taten ihr möglichstes, aber sie konnten nur seinen Tod feststellen.

Am B. August wurde Camp 4 ( 7050 m ) unter dem « Tent Peak » ( ca. 7600 m ) erstellt, aber die Spitzengruppe wurde dort durch Schlechtwetter vier Tage lang blockiert, bis sie unter grossen Gefahren zum Basislager absteigen konnte, wo man sich bis zum 21. August erholen musste. Dann endlich konnte man wieder hinauf, und am 25.August traten M. Sawada, A. Heinrich, J. Stryczynski und R. Szafirski in Lager 4 zum Schlussangriff an. Sie hielten sich auf der Westseite des « Tent Peak », querten drei Schneefelder, bewältigten eine technisch schwierige Pendeltraverse und bekamen es mit Eis- und Felskletterei ( UIAA III ) zu tun. Als sie noch etwa 150 Meter unter dem Hauptgipfel waren, mussten sie biwakieren. Es wurde in der Nacht sehr kalt, blieb aber windstill, und am 26. August 1971, um 8 Uhr morgens, waren sie auf der Spitze und konnten die unerlässlichen Kulthandlungen und Gipfelaufnahmen ausführen. Es war ein Höhenrekord der polnischen Nation und eine ganz hervorragende Leistung.

Quellen: AJ 1972, p. 21-25. Jerzy Wala, « Kunyang Chhish » ( 7852 m ), Zeichnungen und Kartenskizze; Korrespondenz. Siehe auch « Alpinismus » 12/71, S. 28.

Wenn wir zum Schluss die Himalaya-Saison 1971 statistisch betrachten, so kommen wir zu einem erstaunlichen Ergebnis: 42 Expeditionen, davon ( nach « Japanese Overseas Expeditions in 1971 » ) 28 japanische. Zwei Drittel der Hima-laya- und Karakorum-Expeditionen entfielen auf Japan, ein Drittel auf alle anderen bergsteigenden Nationen zusammen! Auch die grosse Zahl der japanischen Bergunfälle 1971 — 18 Tote, einschliesslich 6 Sherpa und 2 Hunza - ist bedenklich.

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