II. Jahresfest in Herisau
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II. Jahresfest in Herisau

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Protokoll der Delegirtenversammlung des S.A.C.

im Rathhaussaale zu Herisau, Samstag den 6. September 1873, Nachmittags 3 Uhr.

Vorsitzender: Herr Centralpräsident Zähringer von Luzern.

Schriftführer: Herr Centralsekretär O. Gelpke von Luzern.

Anwesende Mitglieder:

Für die Sektion Aargau: Herr Oberst Imhof. » » » Sentis: Herr Statthalter Meyer.

» Steiger-Zölper. » Festpräsident Heim mit berathender Stimme.Basel: Herr Alb. Hoffmann-Burck-

hardt.

» Raillard-Stähelin. » Bern: Herr Wyss-Wyss.

» Hauptmann Blöst.

Für die Sektion Moléson: Herr E. Fragnière. » » » Genf: Herr Binet-Hentsch.

» J. Long.

» » » Tödi: Herr Häuser. » » » Rhätia: Herr Zuan-Sand.

» Fr. v. Salis.

» » » Pilatus: Herr C. F. Prell.

» C. Sclmyder. » » » St. Gallen: Herr Fr. v. Tschudi.

» I. v. Tschudi.

» » » Toggenburg: Herr J. Hagmann. » » » Diablerets: Herr Béraneck. » » » Monte Rosa: Herr A. de Torrenté.

» v. Roten, Kommandant.

» » » Uto: Herr Professor Biedermann.

» C. Baumann-Zürrer.

Die Sektionen Appenzell I. Rh., Alvier, Oberland und Tessin waren nicht vertreten. Vom italienischen Alpenclub wohnte Herr Frassy von Aosta den Sitzungen als Gast bei.

Die Verhandlungen werden durch Mittheilung einiger nachträglich eingegangener Motionen eröffnet. Die Traktanden werden in der Reihenfolge des Circulars vom 31. Juli zur Berathung gebracht und die nachträglich eingegangenen Gegenstände an passende Orte eingeschaltet.

1. Die Rechnung pro 1872 wird auf den Antrag der Herren Rechnungsrevisoren Théraulaz-Chiffelle in Freiburg und A. Neuburger in Aarau genehmigt und bestens verdankt.

( Der Auszug aus der zehnten Jahresrechnung findet sich am Schlüsse dieses Bandes ).

2.Zu Rechnungsrevisoren für die elfte Jahres-rechmmg 1873 werden gewählt: Die Herren Iwan v. Tschudi in St. Gallen und A. Hoffmann-Burckhardt in Basel.

3.Der Antrag des Centralcomite^: der Generalversammlung als Excursionsgebiet pro 1875 die Sektionen 382, 388, 389, 390, 394 des Blattes XITI der Dufourkarte ( Isenthal, Gyswy 1er stock, Sachsein, Engelberg, Wasen ) vorzuschlagen, wird angenommen.

4.Der Generalversammlung wird als Festort für 1874 Sitten und als Festpräsident Herr Forstinspektor A. de Torrenté vorgeschlagen.

5.Bericht und Rechnung über Band VII des Jahrbuches, Schlussrechnung über Band VI und Abrechnung über den Verkauf der Instruktionen für Gletscherreisende, einen Gesammtsaldo von Fr. 814. 35 ausweisend, werden genehmigt.

6.Das Centralcomite erhält den Auftrag, die « Grundzüge zu einem Reglement für die Bergführer und Träger » an die Regierungen der Gebirgskantone zur gutfindenden Berücksichtigung bei Erlass von Führerreglementen zu versenden.

Der Kommission, welche die « Grundzüge » ausgearbeitet und noch einen Nachtrag, enthaltend « Regeln und " Winke für Bergführer », in Aussicht stellt, wird die Arbeit bestens verdankt.

7. Nach Anhörung eines Kommissionalberichtes über Gründung einer Lebensversicherungs- oder Hülfskasse für die Bergführer wird beschlossen: in diesen Gegen- stand nicht einzutreten.

Der Kommission wird ihr Gutachten bestens verdankt.

8. Ein Antrag des Herrn Briquet ( Jahrbuch VIII, pag. 583 ), auf Herabsetzung des Preises des Jahrbuches Bedacht zu nehmen, wird fallen gelassen.

9.Nach Anhörung des zweiten Berichtes über das Gletscherbuch ( siehe Schluss dieser Chronik ) wird beschlossen:

a. einen Auszug aus dem Gletscherbuche zu Händen sämmtlicher Mitglieder drucken zu lassen;

b. dem Centralcomite den erforderlichen Kredit zu eröffnen, um im Eiirverständniss mit der bestehenden Kommission systematische Gletscherbeobachtungen anstellen zu lassen.

10. Das Centralcomite wird ermächtigt, den festgebenden Sektionen an die Kosten des Festberichtes, welcher an alle Mitglieder versandt wird, einen angemessenen Beitrag zu leisten.

11.Auf Anregung des italienischen Alpenclubs wird beschlossen: in einen regelmässigen Tauschverkehr mit den Sektionen des italienischen Alpenclubs einzutreten, so dass jede Sektion des C.A.I. unser Jahrbuch und jede Sektion des S.A.C. das « Bollettino del Club Alpino italiano » gratis erhält.

12.Die Anträge der Sektionen Sentis, Diablerets und Genf in Betreff Abänderung des 5 der Statuten werden durch folgenden Beschluss erledigt: In eine Statutenänderung wird dermalen nicht eingetreten, dagegen wird das Centralcomite ermächtigt, von nun an dem « Echo des Alpes » eine jährliche Subvention von Fr. 1000 zuzuwenden und die Vereinskasse für den Bau von Schirmhütten und für Honorirung wissenschaftlicher Arbeiten mehr als bisher in Anspruch zu nehmen.

13.Das Centralcomite wird ermächtigt, denjenigen-Mitgliedern, welche das Excursionsgebiet zu besuchen gedenken, die Excursionskarten gartis zu verabfolgen.

14.Ein Antrag auf Unterstützung der durch das Erdbeben in Belluno Geschädigten wird zurückgezogen.

15.Der Antrag, unserem verstorbenen Ehrenmitglied, Arnold Escher von der Linth, im Hochgebirge eine Gedenktafel zusetzen, wird dem Centralcomite zur Begutachtung überwiesen.

16.Ebenso der Antrag, den ersten Band unseres Jahrbuches neu zu drucken.

17. " Ein Verzeichniss aller schweizerischen Gebirgspässe, verfasst von Herrn Dr. Hirzel in Aarau, wird dem Verein vom Verfasser geschenkt mit dem Wunsche, das Verzeichniss möchte vervollständigt werden. Wird angemessen verdankt und dem Centralcomité überwiesen.

18. Die Versammlung erhält Kenntniss, dass dem S.A.C. auf der Weltausstellung in Wien für seine Karten, Panoramen, Itinerarien und Jahrbücher die Fortschritts-Medaille zuerkannt wurde.

19.Das vorstehende Protokoll wird verlesen und genehmigt.

Der Centralpräsident: Zähringer.

Der Schriftführer: O. Geipke, Berg-Ingenieur.

Protokoll der X. Generalversammlung des S.A.C.,

Sonntag den 7. September 1873 in der Kaserne in Herisau.

Vorsitzender: Herr Festpräsident Heim, Dekan von Gais.

Schriftführer: Herr Emanuel Meyer, Sohn.

1. Der Festpräsident schildert in seiner schwungvollen Eröffnungsrede die Zwecke und die zehnjährige Entwicklung des S.A.C.

2. Zu Stimmenzählern werden ernannt die Herren Hauser von Glarus und Fr. v. Salis von Chur.

3.Der Centralpräsident begrüsst die fremden Gäste mit warmen Worten und trägt sodann den Jahresbericht vor.

Die von der Delegirten-Versammlung genehmigte Jahresrechnung von 1872 stellt sich wie folgt:

Aktiv-Saldo von 1871.. Fr. 16,371. 84 Einnahmen. » 10,285. 40

Fr. 26,657. 24 Ausgaben » 4,996. 35

Aktiv-Saldo auf neue RechnungFr. 21,660. 89 4. Auf Antrag des Centralpräsidenten wird dem abgetretenen Centralcomite in Basel für die ausgezeichnete Geschäftsleitung während der letzten drei Jahre Dank und Anerkennung ausgesprochen.

5. Anträge der Abgeordneten-Versammlung:

a. Excursionsgebiet für 1875: Diejenigen Theile der Kantone Uri und Unterwaiden, welche auf Blatt XIII der Dufourkarte in Sektionen 382, 388, 389, 390, 394 einnehmen ( Isenthal, Gyswyler-stock, Sachseln, Engelberg, Wasen ):

b.Festort 1874: Sitten.

Festpräsident: Herr A. de Torrenté, Präsident der Sektion Monte Rosa.

Alle diese Anträge werden ohne Discussion mit Einmuth genehmigt. Herr A. de Torrenté verdankt den das künftige Fest betreffenden Beschluss und ladet den S.A.C. mit einigen freundlichen Worten aufs nächste Jahr nach Sitten ein.

6. Herr Alb. Hoffmann-Burckhardt von Basel verleiht dem Wunsche, dass der neue Centralpräsident besser als seine Vorgänger unterstützt werden möge durch Einsendung von Berichten über das jeweilige Excursionsgebiet, energischen Ausdruck, und der Festpräsident spricht die Erwartung aus, dass das Centralcomité sich in Zukunft nicht mehr werde darüber zu beklagen haben, dass einzelne Sektionen auf dessen Schreiben nicht antworten und mit ihren Jahresbeiträgen und Mitgliederverzeichnissen im Rückstande bleiben.

7. Herr St. Wanner, Kantonssclmllelirer und Aktuar der festgebenden Sektion, hält einen Yortrag: Naturhistorische Skizze aus dem Appenzellerlande.

8. Das Protokoll der heutigen Versammlung wird verlesen und genehmigt.

Der Festpräsident schliesst die Sitzung und ruft -dem S.A.C. zum Eintritt in 's zweite Decennium ein herzliches Glückauf! zu.

Der Festpräsident: Heim, Dekan.

Der Aktuar: Eman. Meyer, Sohn.

38 I^estbericlit«

Seitdem unsere lieben Freunde in Zürich einen neuen Clubfest-Stjd erfunden haben, bemühen sich alle festgebenden Sektionen, diesen Styl nachzuahmen. Die Sektion Diablerets versprach bei Uebernahme des Festes wieder zur früheren Einfachheit zurückzukehren, allein welcher Unterschied bestand denn eigentlich zwischen dem Fest in Zürich und demjenigen in Lausanne? Ein unbefangener Berichterstatter findet den ganzen Unterschied darin, dass das eine Fest am Zürchersee in vorherrschend germanischen Lauten, das andere am Genfersee in vorherrschend romanischen Lauten gefeiert wurde. Hier und dort Feuerwerk, hier und dort grossartige Gastfreundschaft, hier und dort Seefahrt, hier und dort Bergfrühstück, hier und dort « dîner rustique»r hier und dort allgemeine Heiterkeit! Von Lausanne siedelten wir nach Herisau über. Die Appenzeller sind eine kleine Sektion und Bewohner eines kleinen Landes^ so darf man erwarten, dass sie auch keinen allzu grossen Festmaassstab haben. Allein unsere lieben Freunde in Appenzell boten gleich das ganze Land auf, und so stellten sie eine grössere Sektion vor^ als man je eine gesehen, und demgemäss wählten sie auch den Festmaassstab. Herisau hatte sich bekränzt und beflaggt, als gälte es ein paar Tausend Schützen oder Sänger zu empfangen; die ganze Strasse von Herisau bis Urnäsch prangte im Festschmuck und Urnäsch selbst, wo das nun einmal eingebürgerte « dîner rustique » eingenommen werden sollte, empfing seine Gäste mit Gesehützesdonner.

In Bezug auf Decoration haben die Appenzeller alle ihre Vorgänger weit tibertroffen und damit eine Abänderung in den Fest-Styl gebracht, der wohl nicht überall nachgeahmt werden dürfte. Um so mehr verdient die neue Scene, welche die Appenzeller so gelungen in das Fest-Drama eingeführt, Nachahmung, die « Alpfahrt ». Es mag wohl mancher Clubist, mancher begeisterte Besucher der Alpen in Urnäsch gewesen sein, der bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal eine Alpfahrt in natura sah. Die Wanderungen unserer Clubisten fallen weder in die Zeit der Auffahrt zur Alp, noch in die Zeit der Heimfahrt von der Alp, und so kann Einer jahrelang die Alpen regelmässig im Juli und August besuchen, und er hat doch keine Alpfahrt gesehen.

Wenn auch das Wetter den Festtagen von Herisau nicht ganz günstig war, so konnte doch das ganze Programm durchgearbeitet werden. Mit musterhafter Hingebung verhandelten die Abgeordneten am ersten Tage in fünfstündiger Sitzung über die Vereinsangelegenheiten und das vorstehend mitgetheilte Protokoll zeigt, mit welcher Umsicht die Geschäfte erledigt wurden. Das Programm des zweiten Tages musste etwas beschnitten werden, aber nur in Bezug auf diejenigen Theile, welche ausserhalb der Kaserne zur Ausführung kommen sollten; die Generalversammlung und das Festessen trotzten in den sichern Räumen dar gastlichen Kaserne dem strömenden Regen. Die erstere bot den zahlreich anwesenden Clubisten aus 17 Sektionen eine schwungvolle Eröffnungsrede des Festpräsidenten und eine Schilderung des Appenzellerlandes von Herrn Lehrer Wanner;

beide Vorträge werden der Festbeschreibung einverleibt werden. Das Festessen in dem reichdecorirten Saale entfaltete ein reiches Leben und der Sentis — die Rednerbühne war an einem kolossalen Relief des Sentis angebracht — erdröhnte fortwährend unter den Fusstritten der redelustigen Bergsteiger. Gegen Abend heiterte sich das " Wetter auf und die festgestimmte Clubistenschaar konnte die gastliche Kaserne durch die Reihen der spalierbildenden Kadetten zu einem Spaziergange nach Luzenland verlassen.

Der dritte Tag ist der eigentliche Festtag: Herrliches " Wetter, Fahrt nach Urnäsch unter freundlichster Betheiligung der ganzen Bevölkerung, Besteigung der Hochalp, Bergfrühstück, ländliches Mittagessen, lebenswahre Alpfahrt in Urnäsch, Rückfahrt nach Herisau und — am Schluss kommt das Beste — ein Tänzchen mit den blühenden Töchtern unserer lieben Freunde im Appenzell. Die Sektion Sentis hat sich um den S.A.C. wohl verdient gemacht und wenn sie im Laufe des folgenden Winters in den epidemisch gewordenen Kampf gegen Deficite verwickelt wurde, so hat sie das dem rein humanen Umstände zuzuschreiben, dass bei ihr das clubistische Herz den kaufmännischen Voranschlag in auflodernder Begeisterung über den Haufen warf. Es lebe die Sektion Sentis!

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