<Hillwalking> in Grossbritannien
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<Hillwalking> in Grossbritannien

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Beat Affentranger, Kriens/Aberdeen ( GB )

Die Black Cullins bieten zahlreiche anspruchsvolle Klettereien in einzigartiger Umgebung, so z.B. die Besteigung des CiochWarze ) im Aufstieg zum Sugurtder Berg von ) Alsdait ( Eigenname ).

( In Klammern die Bedeutung der gälischen Bezeichnungen ) 181 Wissen Sie, was ein Munro ist?

Dass in Grossbritannien noch immer Orden und Adelstitel verteilt werden, ist eine der vielen Eigenarten der traditionsbewussten Insulaner. Solche Ehren verleiht Ihre Majestät die Königin alljährlich an besonders rechtschaffene und verdiente Untertanen. Dabei handelt es sich um einen Brauch, der-vielleicht mit Ausnahme des Vatikans - in der heutigen modernen Welt sonst kaum mehr anzutreffen ist. Vor diesem Hintergrund wird ein weiterer, uns ebenfalls etwas merkwürdig scheinender der Briten eher verständlich. Ich meine die stille und oft nur hinter vorgehaltener Hand zugegebene Jagd auf Munros. Munros sind Berge, und wer sie alle bestiegen hat, ist ein Munroist. Zwar wird der erfolgreiche Berggänger nicht von der Königin geehrt, aber er wird in die erlauchte Liste der Munroisten aufgenommen. Munroist werden bedeutet Berge besteigen und gleichzeitig einer Tradition folgen, die bis ins letzte Jahrhundert zurückreicht.

Am Anfang stand Sir Hugh Munro Begonnen hat alles mit dem 1856 in London geborenen Sir Hugh Munro, der es sich dank seines Besitztums in Schottland leisten konnte, in der ganzen Welt herumzureisen. Munro war ein leidenschaftlicher Sammler von allem Möglichen, ganz nach Manier der viktorianischen Zeit. Neben Fossilien, Eiern und Schmetterlingen sammelte Sir Hugh Munro vor allem aber auch Berge. Während seine Zeitgenossen emsig damit beschäftigt waren, für uns Schweizer

Die ersten Munroisten Der schottische Pfarrer mit dem klangvollen Namen Rev. Archibald Eneas Robertson war der erste, der 1901 alle 276 Munros bestiegen hatte. Nicht Munro selber, sondern Robertson ging also als erster Besteiger aller Munros in die britische Bergsteigergeschichte ein. Entsprechend soll der Anlass auch gefeiert worden sein. Sämtliche Munros, mit einer einzigen Ausnahme, sind ohne klettertechnische Schwierigkeiten erreichbar, und so hat denn auch Pfarrer Robertson seine Frau sowie Freunde auf den letzten ihm noch fehlenden Gipfel mitgenommen. Oben angekommen, soll er ganz ausser sich vor Freude die Steinpyramide und seine Frau geküsst haben, und zwar in dieser Reihenfolge, wie berichtet wird.

Es dauerte nun ganze 22 Jahre, bis es wieder jemandem, wiederum einem Pfarrer, gelang, alle Munros zu besteigen. Und bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gab es insgesamt bloss acht Munroisten, wobei die Nummer 5, Mr. J. Dow, in der Literatur noch speziell hervorgehoben wird. Er war nämlich der erste, der sämtliche Besteigungen ohne Bartgeschafft hatte - all seine Vorgänger waren Männer mit Bart gewesen.

Während und nach dem Kriege wurde das Strassennetz in Schottland massiv ausgebaut. Selbst die abgelegensten Gebiete konnten nun bequem erreicht werden, was das Besteigen von Munros erheblich erleichterte.

Ein Blick in die Munroliste Die offizielle Munroliste, in Buchform erhältlich, führt 1983 304 Munroistinnen und Munroisten namentlich auf. Ein paar Eintragungen verdienen wiederum, besonders erwähnt zu werden: Munroist Nr. 62 hat sämtliche 276 Gipfel bereits sechsmal bestiegen. Nr. 276 ist dem unbekannten Munroisten gewidmet, d.h. damit sollen all jene geehrt wer- den, die nicht in die Liste aufgenommen werden wollen! Sämtliche Besteigungen sind schon in Begleitung eines Hundes gemacht worden, und der Rekord für die benötigte Zeit liegt gegenwärtig bei 80 Tagen - ohne Hund notabene.

Munros und weitere Gipfelziele Munros sind also Erhebungen, die mindestens 3000 Fuss hoch sind. Einige finden sich jedoch auf den offiziellen Landeskarten nicht einmal mit einer Höhenangabe vermerkt, während andere zwar über die notwendige Höhe verfügen, aber trotzdem nicht als Munros gelten. Was ein Munro somit wirklich ist, ist deshalb schwer zu sagen. Sir Hugh Munro scheint keine klaren Kriterien angewandt zu haben: Hat ihm ein Gipfel gefallen, so hat er ihn in seine Liste aufgenommen - sonst eben nicht. So gibt es neben den echten Munros noch 516 weitere Dreitausender, genannt. Der passionierte Hillwalker kommt natürlich nach den Munros nicht zur Ruhe, sondern macht 183 Auf dem Anmarsch zu den Munros wandert man meist während Stunden durch völlig flache Täler ( unterwegs im Glen Derry ) auch noch alle Tops, und hat er nach diesen 792 Gipfeln immer noch nicht genug, so bleibt ihm noch der ganz grosse Stich, , das heisst, er besteigt zusätzlich noch alle von England, Wales und Irland. Dem besonders Unersättlichen verbleiben danach noch ca. 240 Corbetts. Corbetts, benannt nach Munroist Nr.4, J. R. Corbett, sind Erhebungen in Schottland zwischen 2500 und 3000 Fuss. Genug zu tun also für ein ganzes Leben!

Es sind schon Stimmen laut geworden, man solle doch die Höhe der Munros neu auf 1000 m ansetzen und Erhebungen, die diese Limite nicht erreichen, von der Liste streichen. Solch ein verräterischer Vorschlag findet jedoch hierzulande kein Gehör. stinkt ja geradezu nach kontinentaler Einmischung in innerbritische Angelegenheiten. Davon will man nichts wissen, selbst zehn Jahre nach der offiziellen Einführung des metrischen Systems.

Auch anspruchsvolle Besteigungen Die Munros sind über das ganze Gebiet nördlich der Linie Glasgow—Edinburgh verteilt; einige befinden sich sogar auf den Inseln westlich des schottischen Festlandes. Fast alle sind, wie schon erwähnt, ohne eigentliches Klettern in einem Tagesmarsch erreichbar. Wer nun aber glaubt, es handle sich deshalb um Spaziergänge, der täuscht sich. Schon vielen sind beispielsweise die Cairngorms zum Verhängnis geworden. Hier schlecht vorbereitet und ausgerüstet in ein Gewitter zu geraten oder von einem Schneesturm überrascht zu werden ( was auch im Sommer möglich ist ), kann fatale Folgen haben. Das Gebiet ist sehr weitläufig und die Touren sind entsprechend lang. Die Orientierung bei dichtem Nebel im oft weglosen Gelände kann sich äusserst schwierig gestalten. Einerseits weil markante Geländepunkte selten sind, anderseits weil die Abweichung der geographischen Nordrichtung von der magnetischen in dieser Breite bereits ausgeglichen werden muss, was Ungeübten manchmal Schwierigkeiten bereitet. Ausserdem können die Winde auf dem ca. 1000 m hohen Plateau derart stark werden, dass man sich kriechend fortbewegen muss. Windgeschwindigkeiten von 70 Meilen pro Stunde und mehr waren im vergangenen Winter und Frühling nicht selten. Ein professioneller Kletterinstruktor und Skilehrer beschrieb die Verhältnisse folgendermassen: ( Hier draussen zu arbeiten ist so, als ob du an den Flügeln einer Concorde hängen würdest ). Schliesslich gibt es ab und zu auch Regen in Schottland. Wenn er fällt, so tut er das in den Cairngorms nicht von oben, sondern meistens horizontal von Westen; und wer etwa glaubt, seine Ausrüstung sei wasserdicht, wird bald eines Nässeren belehrt. Selbstverständlich - man könnte umkehren bei solchem Sauwetter oder gleich zuhause bleiben, aber das tut hier niemand. Hier wird den Elementen getrotzt, wann immer möglich; Loch Cornisk, ein Meerbusen, der von einem 10 km langen, hufeisenförmig angelegten Grat der Black Cullins umrahmt ist man muss die Berge schliesslich besteigen, wenn sich Zeit und Gelegenheit bieten. Auf gutes Wetter zu warten, kann sehr lange dauern. Manchmal allerdings hat man Glück. Ja, es gibt sie, die Tage, wo die Sicht Hunderte von Meilen weit reicht. Es ist die schier unendliche Weite der Landschaft, die einen hier in den Bann zieht. Es ist das Licht, das fasziniert, besonders im Spätherbst und im Winter. Die Tage sind dann zwar kurz, das Licht jedoch einzigartig. Die Sonne schleicht nur während wenigen Stunden dem Horizont entlang und wirft gelbliches Licht und lange Schatten auf die karge Landschaft. Befindet man sich in der Nähe der Küste, so öffnet sich der Blick auf das Meer und am Horizont oft auf weitere Inseln. Das gilt z.B. für die Aussicht von den Bergen der Isle of Skye, einer der spektakulärsten Landschaften ganz Grossbritanniens. Auf dieser Insel gibt es zwei Arten von Bergen, die Red Cullins und die Black Cullins. Erstere sind mohrenkopfähnliche Gebilde aus rötlichem Granit, die sich bei gutem Wetter als ideale Wanderziele anbieten. Die Black Cullins dagegen bilden einen auf beiden Seiten jäh abfallenden Grat aus Basalt und Gabbro und bieten zahlreiche Tourenmöglichkeiten von einfachen Wanderungen bis zu extremen Felsklettereien. Besonders beliebt ist die 10 km lange Traversierung, ein Unterfangen, das sich durchaus mit Überschreitungen in den Alpen vergleichen lässt, besonders im Winter, wenn der Grat vereist ist. Dem angehenden Munroisten bereiten die Black Cullins meist Kopfzerbre- chen. Denn der Grat ist sehr abgelegen und das Wetter an der Westküste völlig unberechenbar, oft ist eine Besteigung gar nicht möglich. Die fast tausend Meter hohe Bergkette ist den atlantischen Winden extrem ausgesetzt und meist in Wolken gehüllt. Kein Munroist aber kommt daran vorbei. Der Grat führt nämlich über nicht weniger als 12 Munros, unter ihnen der Inaccessible Pinnacle, der einzige Munro, der wirklich erklettert werden muss. Zwei luftige Seillängen im dritten und vierten Grad sowie ein kurzes Abseilen im Abstieg stellen für die meisten Munroisten, die nicht eigentliche Kletterer sind, eine echte Herausforderung dar. Sir Hugh Munro selber hat die Besteigung nie geschafft, obwohl er mehrere Versuche unternommen hatte.

Vom Loch Muick aus beginnt der Aufstieg zum Lochnagar ( 1150 m ). Dieser See hat Queen Victo- Wer die Alpen mit ihren Fels- und Eiswänden kennt, ist natürlich kaum beeindruckt von den schottischen Bergen, auch von den Cullins nicht. Der höchste Berg Grossbritanniens, Ben Nevis, ist nur gerade 1344 m hoch und bequem auf einem Weg erreichbar. Es gibt zwar über das ganze Gebiet verstreut unzählige Kletterrouten aller Schwierigkeitsgrade, aber die meisten sind kurz und die Verhältnisse häufig schlecht. Nein, dem Kletterer bietet Schottland keine Alternative zu den Alpen. Es sind andere Dinge, die eine besondere Faszination ausüben: Einsames Wandern durch die öde und doch so farbige Landschaft; vielleicht ein Moorhuhn, das gackernd davonfliegt; ein Blick auf das in der Ferne glitzernde Meer; und immer wieder das so typische Licht. Ein paar weitere Jahre in Schottland, und ich wäre wohl auch Munroist.

ria so sehr gefallen, dass sie sich an dessen Ufer eine kleine Residenz bauen liess.

IVI

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