Sind unsere Alpen eine scharfe Wetterscheide ?
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Sind unsere Alpen eine scharfe Wetterscheide ?

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Von Ernst Ambühl.

Vielen von uns wird es schon aufgefallen sein, dass im Tessin im Frühling und namentlich im Herbst oft recht beträchtliche Regen fallen, von denen man im schweizerischen Mittelland wenig oder gar nichts spürt. Diese Eigenheit zeigt sich tatsächlich auch in den langjährigen Beobachtungen der Niederschläge der betreffenden Gebiete in der Regen kurve. Greifen wir aus den vielen meteorologischen Stationen des schweizerischen Mittellandes zwei Repräsentanten heraus: Bern und Zürich, und vergleichen ihre 50jährigen Niederschlagskurven mit derjenigen von Mailand, das uns den Niederschlagstyp der Poebene vermitteln soll, so zeigen untenstehende Figuren folgendes:

Zunächst möchten wir festhalten, dass in dieser Abhandlung die Frage, wieviel Jahresniederschlag eine Station aufweist, nur eine untergeordnete Rolle spielt. Wesentlich erscheint uns aber die Verteilung auf die einzelnen Monate. So stimmt das etwas trockenere Bern im allgemeinen gut mit Zürich überein: Anstieg vom Minimum im Januar ( der kurze Februar wird erst dann mit dem Januar vergüchen, wenn 10 % der Märzniederschläge dazu addiert werden ) zum Maximum im Juni resp. Juni/Juli, hierauf wieder Sinken bis zum Minimum. Wichtig für die spätere Diskussion ist bei Zürich das sekundäre Minimum im Dezember, das bei Bern nur schwach angedeutet erscheint durch Ausbuchten der Kurve. Ganz anders verhält sich dagegen Mailand. Zwar liegt auch hier wieder das Minimum im Winter, jedoch zeigt sich bereits im Mai ein Maximum, im Juli dagegen ein sekundäres Minimum, und erneuter Anstieg führt zum absoluten Maximum im Oktober. Also Mittelland mit Tendenz zu einer Zweigipfelkurve, Hauptregen im Sommer, Winter relativ trocken, Poebene ebenfalls zwei Maxima: Frühjahrs- und Herbstregen, Winter trockener als Sommer.

Zwischen diesen beiden recht verschiedenen Niederschlagstypen liegt der Alpenwall. Die Frage, die wir stellen, ist die folgende: Scheiden unsere Berge diese Typen scharf oder mit Übergängen, oder schiebt sich eine andere Verteilung des Niederschlages dazwischen? Am zweckmässigsten erscheint es, zur Beantwortung sogenannte Regenprofile nach Brockmann 1 ) heran- zuziehen. Wir berücksichtigen dabei das Gebiet Reusstal-Gotthard-Livinen-tal, das mit relativ vielen Stationen uns Gewähr gibt, ein möglichst vollständiges Profil zu konstruieren. Um die Untersuchung nicht nur auf eine einzige Linie zu konzentrieren, wurde ein zweites Profil durchs Haslital gelegt, neben einem Längsprofil Goms-Ursern-Tavetsch.

Bevor wir zur Betrachtung der einzelnen Kurven schreiten, seien folgende, dem Verständnis nötige Angaben vorausgeschickt: Sämtliche Daten wurden selbst aus den « Annalen der schweizerischen meteorologischen Zentralanstalt » zusammengestellt ( Bände 1864—1932 ). Wo die Beobachtungen kürzere Zeit aussetzten, wurden die Lücken tunlichst ausgefüllt. Nur bei den Stationen Altdorf, Andermatt, Reckingen und Piatta ( Medels ) liegt eine ununterbrochene Reihe seit dem 1. Dezember 1863 vor. Die andern Stationen sind entweder später erstellt worden, haben Unterbrüche von längerer Dauer zu verzeichnen, die nicht ergänzt werden konnten, oder aber sind eingegangen. Es erscheint nicht statthaft, dass eine Station mit kurzer Beobachtungsdauer ( z.B. 10 Jahre ) im vollen Umfange mit ihrer Nachbarstation verglichen wird, die eine Nieder-schlagskurve von 50 oder mehr Jahren aufweist. Eine solche Gleichschaltung ist nur dann zulässig, wenn wir verschiedene Stationen im absolut gleichen Zeitintervall betrachten. Um vor allem dieser Tatsache Rechnung zu tragen, wurde die vorliegende Arbeit ursprünglich so ausgeführt, dass zuerst die Niederschlagsverhältnisse sämtlicher Stationen von 1921—1930 ermittelt wurden, hierauf diejenigen von 1911—1920. Durch Addieren ergab sich die Kurve 1911—1930. Von den übriggebliebenen Stationen nahm man je die Resultate von 1901—1910, durch Hinzuzählen entstand die Kurve 1901—1930 usw. Zuletzt blieben nur noch die vier oben genannten Stationen mit den Kurven 1864—1930. Auf die Darstellung sämtlicher Kurven konnte verzichtet werden, da nicht alle zum Verständnis dieser Abhandlung nötig waren. Die Art der folgenden Darstellung gestattet jeden Vergleich der übereinanderliegenden Figuren von verschiedenen Stationen. Die Namen der Stationen erscheinen von nun ab in ihrer entsprechenden Abkürzung.

Wir beginnen mit dem Profil Altdorf-Gotthard-Faido. Wo keine End-kurve 1864—1930 vorliegt, wurde sie möglichst so weit durch Vergleich ergänzt. Die Al-Kurve sieht derjenigen von Zürich im grossen ganzen ähnlich mit folgenden, bemerkenswerten Unterschieden: Ausbuchtung im April, absolutes Julimaximum nicht wesentlich höher als August. Oktober gleich wie September. In der noch deutlichen Zweigipfelkurve ist bereits, z.T. noch « embryonenhaft », eine Viergipfelkurve angedeutet.

Lu mit absolutem Maximum im August, Nebenmaximum im Oktober und Dezember, April wahrscheinlich leicht regenreicher als Mai. Noch deutliches Überwiegen der Sommerregen.

Besser kommt die Viergipfelkurve in Gu zum Ausdruck. In der langen Reihe ( 1864—1930 ) zeigen sich Maxima im April, August ( absolutes ), Oktober und Dezember, Minima im Januar ( absolutes ), Mai, September und November.

Im Meiental in Fα zeigt die 20jährige Beobachtung das absolute Maximum plötzlich im Dezember. Diese Tatsache wird uns noch später beschäftigen. Weitere Maxima verzeichnen April, Juli und Oktober; Minima liegen im Februar ( der Januar wird noch vom nassen Dezember beeinflusst ), Mai, September und November.

Bei der flachen Kurve von Gö könnte man denken, es sei gerade hier, wo doch fast jeder Monat im Jahr entweder ein Maximum oder Minimum bildet, sinnlos, eine vernünftige Betrachtung anzustellen. Legt man aber die Zürcher- und Mailänderkurve übereinander, so erhält man gewissermassen — mit kleinen Abweichungen — diejenige von Gö. Das nunmehr deutliche Aprilmaximum entspricht dem Mai in der Poebene, das Juniminimum dem Minimum im obern Tessin, August dem Juli in Zürich, das absolute Maximum im Oktober dem ebenfalls grössten Maximum in Mailand, November und Dezember wieder wie in Zürich und das absolute Minimum wie an beiden Orten im Januar. Wir fassen das bisher Gesagte zusammen: Schon von Al an lag keine rein mittelländische Kurve mehr vor. Die südlichen Eigentümlichkeiten des Niederschlages machen ihre Einflüsse zuerst beim Oktober und in schwächerem Masse auch im April geltend, die nach Süden stärker werden. Es steht jetzt schon fest, dass sich die beiden Regentypen in den Alpen nicht scharf trennen, sondern mischen.

Ak und An sind im Grunde genommen identisch. Das Aprilmaximum hat eine sichtbare Reduktion erfahren, die uns später interessieren soll. Absolutes Minimum im Januar, weitere Minima im Juni und September. Die kurze Reihe ( Ak ) zeigt den August als absolutes Maximum, die lange ( An ) aber den Oktober. Die kurze weist noch das Dezemberminimum auf, das sich aber in der langen nicht mehr durchsetzen kann. Also noch eine Dreigipfelkurve.

Fast sprunghaft ändern sich nun die Verhältnisse bis zum Go: Maximum im April/Mai, absolutes Maximum im Oktober, Minimum im Januar und Juni {Juli fast gleich ). Der August ist als Maximum noch kaum angetönt, das Dezembermaximum ist vollkommen verschwunden.

In Ai hat der Mai dem April den Rang vollständig abgelaufen. Sehr ausgeprägtes Maximum im Oktober, Minimum im Januar und Juni.

Wie Ai so zeigt auch Fα die gute Übereinstimmung der Kurve mit Mailand.

Am besprochenen Profil fällt uns u.a. auf, dass die AZ-Kurve recht deutliche Differenzen zwischen dem nässesten und trockensten Monat zeigt. Der Betrag ist 95 mm. In Ai ist er sogar 153 mm. Ein solch grosser Unterschied in den Niederschlägen zwischen Herbst und Winter fällt selbst einem Laien auf. Begriffe von Regenzeit und Trockenzeit sind hier durchaus angebracht. Die erwähnte Differenz erreicht in Gö nur den Wert von 59 mm, in An sogar nur noch 50 mm. Die Niederschläge im Mischgebiet fallen somit viel ausgeglichener, was durchaus verständlich ist, wenn man bedenkt, dass statt zwei Maxima deren bis vier vorliegen. Selbst im Winter neigen die Kurven zu keinem extremen Minimum hin, was z.B. für einen Wintersportplatz wie Andermatt nicht ganz belanglos sein dürfte. Unser Profil zeigt uns von neuem, wie sich die Niederschlagsverteilung, wie sie der Poebene eigen ist, nach Süden graduell mehr und mehr zur Geltung bringt. ( Absolutes Maximum in Gu noch im August, in Gö im Oktober. ) Wir wenden uns dem Längsprofil zu: Die 67 Jahre Beobachtungen von Re zeigen ein deutliches Aprilmaximum, während das Sommermaximum nicht zur Geltung kommt. Oktober am regenreichsten, ebenfalls ausgeprägtes Dezembermaximum. Minima wie gewohnt im Januar ( absolutes ), Juni und November.

Die 40jährige Kurve von Ob verschiebt das Frühlingsmaximum in den März. Sonst weicht die Darstellung von Re nur in dem Punkt ab, dass das absolute Minimum im Juni liegt. Ob hat die flachste Kurve des gesamten Gebietes ( Differenz zwischen Maximum und Minimum nur 42 mm ).

Fu ist im Prinzip wie Ob. Wie in Fα ist der Dezember zum absoluten Maximum geworden. Sein ausgeprägtes Auftreten auf Stationen, die dem Westen zugekehrt sind ( Goms, Fα, Gα ), erscheint recht bemerkenswert. Durch Übergreifen des Niederschlages auf den Januar erscheinen die Minima der Stationen Lu, Fä, Fu, Se und Gα erst im Februar. Fu scheint noch ein schwaches Maximum im August zu zeigen.

Über Ursern, dessen Verhältnisse wir kennen, gelangen wir nach Se. Hier präsentiert sich eine ausgesprochene Dreigipfelkurve ohne Frühlingsmaximum. In der langen Reihe scheint sich das absolute Augustmaximum zu behaupten, wie auch knapp das Dezembermaximum. Das völlig fehlende Juniminimum steht im Zusammenhang mit der schwachen Entwicklung des Aprilmaximums des nahen An. Ursern hat seiner zentralen Lage gemäss Einflüsse von jeder Seite aufzuweisen. Das Oktoberhauptmaximum und kein Dezembermaximum von Süden, die starken Augustregen von Norden, die eben erwähnten Einflüsse von Osten, während das recht schwach entwickelte Relief sich mit demjenigen der Stationen im Goms in Einklang bringen lassen könnte.

Pl zeigt nur noch eine sonst nicht auftretende Zweigipfelkurve mit den Maxima im August und Oktober ( absolutes ). Der Mai ist fast so regenreich wie der Juni. In Sta. Maria wäre ein Maimaximum anzunehmen.

Dieses Querprofil zeigt vor allem deutlich, wie der Poebenetyp überall über die Wasserscheide hinübergreift und wie vor allem die Oktoberregen eine wichtige Rolle spielen.

Beim Haslitalprofil bemerken wir bei Meiringen — Me, 605 m, 1890 bis 1930, 1325 mm — die starke Anlehnung an Al: angedeutete Maxima im April und Oktober. Absolutes Maximum im Juli, Maximum im Dezember.

Gadmen, Gα ( 1207 m, 1658 mm, 1911—1930 ) mit absolutem Maximum im Juli in der langen Reihe. Weitere Maxima vermutlich im April und Oktober, bedeutendes Steigen der Kurve vom November zum Dezember. Die Minima im Februar, Mai, September und November.

Gt lässt sich in weitgehendem Masse mit Gö vergleichen. Nur liegt im Haslital das absolute Maximum im Sommer, und zwar im Juli, während der Mai die Rolle des Juni von Gö übernimmt. Erwähnenswert ist ferner, dass das Frühjahrsmaximum grösser ist als das Herbstmaximum.

Wahrscheinlich liegt das absolute Maximum der Grimsel, Gr ( 1874 m, 2013 mm nur 1864—1882 ), im Oktober, gefolgt vom Märzmaximum ( Nähe 0b, Gl, Fut ). Weitere Spitzen der Kurve im Juli und Dezember. Die Minima im Januar, Mai, September und November. Diese vermutete Viergipfelkurve wäre ohne starkes Relief.

Die südlichen Einflüsse dringen auch im Haslital ( wie das Reusstal ein typisches Föhntal ) bis in die Niederungen nach Norden vor.

Rückblickend sehen wir, dass sich das Mischgebiet durch recht verschiedene Kurven auszeichnet, die aber alle restlos mit der Viergipfelkurve verwandt sind. Die letztere ist voll nur im mittleren Teil des Mischgebietes entwickelt, und sie reduziert sich bereits auf der Rhone-Ursern-Rheinlinie zur Dreigipfelkurve. Pl hat sogar nur noch zwei Maxima ( Sommer und Herbst ). Die drei Maxima sind bei keinem der drei Repräsentanten von Goms, Ursern und Tavetsch die gleichen: in Re ( und Ob ) Frühlings-, Herbst- und Wintermaxima, in An Frühlings-, Sommer- und Herbstmaxima und in Se Sommer-, Herbst- und Wintermaxima. Das Herbstmaximum setzt sich überall durch, während die andern nur je zweimal vertreten sind. Ein weiterer Beweis für die Superiorität der Oktoberregen auch unmittelbar nördlich der Wasserscheide.

Bis jetzt haben wir unsere Betrachtung ausschliesslich einer möglichst langen Reihe von Beobachtungsjahren gewidmet oder uns eine jüngere Kurve dahin zu ergänzen versucht. Bei der Diskussion der Regenkurve eines vereinzelten Dezenniums — hier 1911—1920 — sehen wir folgende Einzelheiten: Im grossen ganzen bestätigt diese Kurve die rohe Form der langjährigen Ergebnisse, aber die Maxima können z.T. um einen oder zwei Monate verschoben sein. So erscheint das April- resp. Maimaximum mit Ausnahme von Ak im März, das Sommermaximum ist auf vielen Stationen um einen Monat verfrüht, wie auch das nachfolgende Minimum. Der März war überall über das Mittel nass, das gleiche gilt namentlich für den Dezember, der auf allen Stationen ein Maximum bildet ( in Fä und Fu als absolut sehr ausgeprägt !) mit Ausnahme von Fα. Gerade die Tatsache dass Go und Pl hier deutliche Viergipfelkurven zeigen, wie auch die Leventina praktisch die gleichen Verhältnisse aufweist, während hier sonst nur zwei Maxima vorkommen, scheint zu beweisen, dass im gesamten Gebiet eine deutliche Tendenz vorliegt, vier Maxima im Jahr zu erzeugen. Diese Tendenz vermag sich aber nur während kurzen Zeitintervallen zum Ausdruck zu bringen und verschwindet in der langen Reihe oft vollkommen ( Dezembermaximum im Tessin ). Derartige Beispiele liessen sich vermehren, hier sei nur von Al erwähnt, dass der Oktober von 1864—1870 hinsichtlich Regen an dritter Stelle steht nach August und Juli, im weitern das Aprilmaximum von 1871—1880. Die Kurve 1911—1920 lehrt, dass umgekehrt auch die nördlichen Verhältnisse über den Alpenkamm nach Süden greifen ( z.B. Dezembermaximum Fα 1881—1890 ), nur vermögen sie sich zeitlich weder zu behaupten, noch sind sie so kraftvoll wie die Eigenheiten des Poebenetyps.

Daraus geht anderseits deutlich hervor, dass Beobachtungen von nur einem oder zwei Dezennien Dauer keineswegs definitive Resultate üefern, besonders wenn man sie mit ähnlichen Kurven von andern Stationen während einer andern ebenfalls kurzen Epoche vergleicht, z.B. Dezembermaximum Ai von 1911—1920, kein Dezembermaximum Al 1921—1930. Dabei sind die tatsächlichen Verhältnisse gerade umgekehrt!

Zum Schlusse sei die Verbreitung der einzelnen Maxima und Minima vorgenommen. Zugrundegelegt wird die lange Reihe. Wir unterscheiden:

1. Frühlingsmaximum ( Poebenetyp ) im März, April oder Mai.

2. Sommermaximum ( Mittelland ) im Juli oder August.

3. Herbstmaximum ( Poebene ) im Oktober.

4. Wintermaximum ( Mittellandtyp ) im Dezember.

5. Winterminimum ( beiden Typen eigen ) im Januar oder Februar.

6. Frühlingsminimum ( in Mailand im Juli ) im Mai oder Juni.

7. Sommerminimum ( dem Mischtyp zugeordnet ) im September.

8. Herbstminimum ( Zürich ) im November.

Nr. 1 im März in Ob, Gl, Fu und Gγ also am Rhonegletscher. Im April erscheint dies Maximum von unterhalb Gu an zu beiden Seiten des Reusstales, eventuell noch in Lu. In Ursern ist die Ostgrenze die Oberalp, im Süden der Gotthardpass, und im Westen reicht es bis gegen die Fu. Weiteres Auftreten in Re und im Haslital zirka von der Handegg an abwärts. Das Maimaximum ist dem Tessin eigen und überschreitet die Wasserscheide um nur geringe Beträge.

Nr. 2 zeigt die ungefähre Juli-Augustgrenze: Beginn der Reussebene —östlich von Fä—Rhonegletscher—zirka Grenze Uri-Tessin-Wallis. Am Gotthard und Lukmanier reicht das Augustmaximum bis in die Nähe der Pässe. Das Goms kennt kein Sommermaximum.

Nr. 3 kommt im Tessin sehr stark zum Ausdruck, greift über ins Goms, im Haslital bis gegen Meiringen, im Reusstal bis Al und im Tavetsch.

Nr. 4 ist am Rhonegletscher und Fä absolut, sonst im Goms, Haslital, Reusstal bis zur Schöllenen und im Tavetsch knapp über die Rheinlinie nach Süden.

Nr. 5. Das verbreitete Januarminimum erscheint überall mit Ausnahme von Lu, Fä, Gl, Fu, Se und Gα, also z.T. Stationen, bei denen sich die ausgiebigen Dezemberniederschläge noch im Januar bemerkbar machen.

Nr. 6. Im Mai die Stationen, die im Juli bereits wieder ein Maximum zeigen: Fä, Gt, Gα sowie noch Gu und jedenfalls Lu mit schwachem Aprilmaximum. Das Juniminimumgebiet erstreckt sich von Wα an südwärts über den Go, ferner nehmen Goms und Gr daran teil.

Nr.. 7. Ab Al bis über An. Ebenfalls im Osten so weit wie das Augustmaximum reichend. Weiteres Auftreten im Haslital, dagegen nicht im Goms. In Fu schwach entwickelt.

Nr. 8 hat die gleiche Verbreitung wie Nr. 4; also Nichtauftreten in An, Pl und im Tessin.

Wir können nunmehr die eingangs gestellte Frage voll beantworten:

Durch die Regenprofile im untersuchten Gebiet wurde bewiesen, dass die Alpen keinen neuen Niederschlagstyp hervorbringen, sie scheiden aber auch nicht die Einflüsse der Poebene ( mit zwei Maxima und Minima ) scharf von denjenigen des Mittellandes ( ebenfalls je zwei Maxima und Minima ), sondern sie gehen sukzessive ineinander über durch Zwischenschaltung eines Mischtypes ( mit vier Maxima und Minima ). Da aber die südlichen Verhältnisse — und davon die Herbstregen mehr als die Frühlingsniederschläge — den andern an Stärke überlegen sind, so erstreckt sich das Zwischenglied nur von der Wasserscheide bis in die Niederungen am Nordfusse der Alpen. Die Grenze, wo sich Süd und Nord die Wage halten, wo also das mittelländische absolute Sommermaximum gleich gross ist wie das norditalienische Herbstmaximum, befindet sich — logischerweise ungefähr in der Mitte des Mischgebietes — in den Quertälern etwa in Handegg und in Wassen.

Hervorzuheben ist, dass während kürzern Beobachtungszeiten die nördlichen Einflüsse über die Wasserscheide nach Süden vordringen können ( bis unter Fα ). Inwiefern das Ähnliche auf der Nordseite — also nördlich Al und Meiringen — der Fall ist, wurde hier nicht in Anbetracht gezogen.

Nach all dem Gesagten geht für die Hochalpen des beschriebenen Gebietes hervor, dass im allgemeinen mit einem schönen Hochwinter zu rechnen ist, wie auch mit einem dem Turismus günstig gesinnten September. Dem Oktober aber anvertraue man lieber keine hochalpinen Pläne mehr, denn die ergiebigen Niederschläge fallen schon meist als Schnee ( mittlere Schneebedeckung am Gotthardhospiz vom 19. Oktober an ). Nur selten — Oktober 1920 und 1921 — wird man mit herrlichen, milden Tagen belohnt, die uns den baldigen Winter noch gar nicht ahnen lassen.

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