Sport und Bergsteigen
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Sport und Bergsteigen

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Von Hugo Nünlist Luzern

Der Sport ist seinem Wesen nach körperlicher Natur, das Bergsteigen seelischer Art. Ihrem Wesen nach! Wohl sind körperliche und geistige Lebensäusserungen derart ineinander verschachtelt, dass es schwer hält, Kern-gedanken herauszuschälen. Denn auch der Sport kennt seelische Kräfte, die mitwirken oder befruchtet werden. Und anderseits bedarf das Bergsteigen oft eines Körpereinsatzes, den der gewöhnliche Bewegungssport nicht einmal kennt; weil alpine Erscheinungsformen sich ausser an das Gemüt auch an die Leistungen wenden. Diese mögen wohl das Seelische verschleiern. Sie verleugnen aber nicht das Wesentliche, die Polrichtung. Beide Arten, Besinnungs- und Leistungsbergsteigen, sind ihrem Wesen nach seelischer Natur.

Je nachdem sich alpine Ausdrucksformen mehr an das Beschauliche wenden oder zum Verstehen Leistungen erfordern, unterteilt man die Beweggründe in zwei Gruppen, in Besinnungs- und Leistungsmotive, die einander ergänzen. Irrig ist die Annahme, man müsse unbedingt Träger beider Motiv-arten sein. Beiden liegen gleichgerichtete Erkennungsvorgänge zugrunde. Ob man von Inspiration oder Offenbarung spricht, immer meint man eine Art Erleuchtung oder Eingebung, die sich von alpinen Beweggründen nährt. Das ist schliesslich das Wesentliche. Durch sie wird die Bergsteigergesinnung geschaffen, eine Geisteshaltung, die auf das Alpine abgestimmt ist. Wenn Paul Montandon und Charles Simon sagen, es sei das Herz, das den Bergsteiger forme, so dürfte dies die nämlichen Gedanken enthalten, wenn auch verschwommen. Diese Gesinnung ist zugleich ein Bekenntnis, das nicht von innen, sondern von aussen eingeflösst wird, das die Handlungen lenkt und ihnen das Gepräge gibt. Je mehr wir nun Gedanken und Gefühle, die vom Alpinen bedingt und dessen sinngemässer Ausdruck sind, in uns auslösen oder ichbezüglich machen, desto reichhaltiger und persönlicher wird das Gesinnungsgut. Berge sollen aber nicht zum Sinnbild einer wankelmütigen Psyche werden, wie es Hoek annimmt. Sie sollen sich nicht nach uns richten, sondern wir nach ihnen.

Gesunde körperliche Triebe schliessen Rechtfertigung und Lebensrecht in sich. Der Sport hat jene als Grundlage. Er ist daher die Frucht einer natürlichen und-gesunden Bereitschaft. Eine Gesinnung hingegen kann mehr oder weniger gut sein. Die Bergsteigergesinnung betrachten wir alle als edle Bereitschaft von hohem Wert und tiefem Gehalt. Wieso? Wenn ich sage, unser seelisches Streben entzünde sich nicht beliebig irgendwo, sondern unmittelbar am Alpinen; das verleihe ihm den Adel: Habe ich geeignete Worte gefunden? Wer ist dieser, wer anderer Ansicht? Solche Fragen müssen wir uns wiederum stellen. Gemeinsamkeit und Dauerhaftigkeit der Empfindung bezeugen, dass etwas Edles erstrebt wird. Wir dürfen aber nicht zurückschrecken, es gedanklich zu untermauern. Im Lichte alpiner Erscheinungsformen, mittels derer wir zum Bergerlebnis gelangen, können jene Leitgedanken gefunden werden, die unser gemeinsames Empfinden auf einheitliche und wertbeständige Gedanken, auf Marksteine übertragen. Die Anregung, diese uns ureigene Fragestellung zu erörtern, ergeht an alle. Je nach Einstellung wird der Wertgehalt der Beweggründe nach den verschieden möglichen Richtungen geprüft. Diesem Rufe zu folgen, bedeutet Dienst am Bergsteigertum und sinnvolle Bereicherung unserer erlesenen Zeitschrift.

Wie dringend es geworden ist, jene Fragestellung durchzudenken, ergibt sich nur schon aus dem Buch Henry Hoeks: « Wanderungen und Wandlungen. » Trotzdem Bergerlebnisse anmutig geschildert und sinnige Gedichte verfasst werden, urteilt Hoek abschätzig über das Bergsteigertum: alles Hohe und Edle wird fast durchwegs verneint. Was übrig bleibt ist Ehrgeiz, Herrschsucht, Erotik, Sport, Kraftüberschuss, Gewohnheit, Nachahmung durch Mode und andere Einflüsse. Man liest die Sätze: « Des Alpinisten Tun ist affektbetont, die Sache muss Spass machen. Der Mann, der einst sagte, er steige, weil es ihn freue, war ein Schalk oder ein Schaf.»— In den « Alpen » 1925 steht seltsamerweise, seine drei Aufsätze gehörten zum Bedeutsamsten, was je über das Bergsteigen geschrieben worden sei. Kaum einer habe als durch und durch neuzeitlicher Mensch die Berge und ihr Wesen so scharf begriffen. Sollen wir schweigen, wenn es sich um Klärung und Verteidigung unseres Gedankengutes handelt? Ich kann mich des Eindruckes nicht erwehren, dass gerade die Kernfrage nicht gelöst worden sei.

Ein weiteres Merkmal finden wir in der Frage nach den Zielen. Triebe drängen nach Erfüllung, die beim Sport in der blossen Tätigkeit, beim Bergsteigen im Erlebnis besteht. Dieses Wort gibt treffend die betont geistige Seite wieder. Beim Leistungsbergsteigen auch? Bei ihm mag die Tat überwiegen, das Seelische verhüllen; besonders in Berichten. Wir dürfen aber nicht aus dem Äusserlichen zu Vorurteilen greifen. Es liegt nicht jedem, auch dem Besinnlichen nicht, in Berichten und Äusserungen den seelischen Gehalt in gleichem Masse durchschimmern zu lassen. Sei es aus Unvermögen, Gleichgültigkeit, Unachtsamkeit oder aus falsch verstandener Scham. Mag die Tat noch so beherrschend sein: die Leistung ist getragen von Bergsteigergesinnung. Berge haben nicht nur liebliche Erscheinungsformen, sondern auch solche voll Härte. Schwierigkeit und Gefahren sind berggebundene Eigenschaften. Sie erleben zu wollen, stellt erhöhte Anforderungen. Wer dem Berg zulieb Leistungen vollbringt, entweiht das Bergsteigertum nicht. Es scheint aber angezeigt, bei ausgesprochenen Tatberichten das Gesinnungs-mässige in vermehrtem Masse einzuflechten, um die geistige Haltung deutlicher zu prägen.

Welches sind nun die Mittel, die den Zielen dienen? Beim Sport sind es vor allem Geräte oder Sachen, die Tätigkeiten auslösen oder derer Triebe bedürfen; ohne Speer kein Speerwurf. Beim Bergsteigen hingegen sind es nicht die Geräte Pickel und Ski. Jedes Gerät ist ihm nur Hilfsmittel, dessen Gebrauch noch keinen Bergsteiger ausmacht, wohl aber den Spörtler. Die Mittel sind nicht in Werkzeugen enthalten, sondern in alpinen Erscheinungsformen, mittels derer Bergerlebnisse erstrebt werden, ohne die das Bergsteigen kein Bergsteigen ist. Ferner sind Sportmittel fast durchwegs künstlich; im Gegensatz zum Bergsteigen, dessen Hilfsmittel wohl künstlich, die Mittel aber — alpine Erscheinungsformen — nicht willkürlich geschaffen sind. Wir halten daher am Naturhaften fest, empfinden jede willkürliche Veränderung des alpinen Ausdruckes als unnatürlich. Beim Plan einer Matterhornbahn reden wir von Entweihung, beim Hörnligrat vom Berg in Fesseln, bei Wellblechdächern von Verschandelung, beim Blumenraub von Vandalismus, von Vergiftung bei Entartung des Volkstums. Diese Einstellung bildet den Ankergrund für den Naturschutzgedanken.

Es lässt sich nicht bestreiten, dass der Sport vor allem eine körperliche Ertüchtigung zu erreichen sucht. Beim Bergsteigen ist es die seelische Bereicherung durch das Erleben alpiner Ausdrucksformen. Als Folge zweiter Ordnung bemerken wir beim Sport eine seelische Stärkung, beim Bergsteigen die Erhöhung körperlicher Leistungsfähigkeit. Diese Feststellung verwischt das Unterschiedliche nicht.

Der Sport lässt sich in Bewegungs- und Kampfsport unterteilen, das Bergsteigen in Gemüts- und Leistungsbergsteigen. Diese Einteilung ist nur äusserlich ähnlich, innerlich verschieden und liegt daher nicht auf derselben Ebene. Besonders das Leistungsbergsteigen sollte sich deshalb deutlicher der Sportausdrücke enthalten. Schon Zeller hat 1933 eine Auslese geboten: Feind, Fehdehandschuh hinwerfen. Dagegen antwortet Plietz mit Recht, das Bergsteigerwort Kampf habe nichts mit sportlichen Beweggründen zu tun. Hingegen sind die Worte Rekord, Gipfelstürmer, Beute entartet, sportlich wohl echt, bergsteigerisch aber unecht. Das alpine Schrifttum benützt wohl manchen Ausdruck aus dem Gebiet der Körperkultur. Wenn sie gegen die Bergsteigergesinnung verstossen, sind sie abzulehnen. Wir brauchen aber nicht sofort von alpiner Schundliteratur zu sprechen. Man bedenke stets, dass sich nicht jeder genügend Rechenschaft gibt und dennoch echte Gesinnung haben kann. Sonst müssen schon gewisse Klassiker aus der Zeit der Vorläufer gerügt werden, die gelegentlich unbeschwert von stundenlangem Wettklettern und Siegespalmenraub berichten ( Edmund von Fellenberg ). Was dagegen tun? Solche Ausdrücke vermeiden und bei Buchbesprechungen verurteilen.

Da Sport und Bergsteigen ihrem Wesen nach unterschiedlich sind, sollen deren Begriffsbestimmungen anders lauten. Es mag schwierig, nicht aber unmöglich sein, das Wesentliche zu erfassen. Verzichten wir, dann geben wir den Eigenwert preis, tasten umher, bis wir vom Sport oder von einer andern Bewegung aufgesogen werden. Eine Begriffsbestimmungais Zusammenfassung der Wesensmerkmale zu suchen und zu finden, ist Bejahung unseres arteigenen Wertes. Aus dem Gesagten lassen sich folgende Schlüsse ziehen: Bergsteigen ist nicht die Summe von Anstrengungen, um Berge und Pässe zu erreichen. Es ist das Erleben einer Gesinnung, die durch das Einwirken alpiner Erscheinungsformen bedingt wird, was den Menschen besonders seelisch bereichert. Und die Sporttätigkeit, in Anlehnung an Diem: es sind Leibesübungen oder Bewegungsabläufe, hervorgerufen besonders durch körperliche Triebe, zur vorwiegend körperlichen Ertüchtigung. Beide Begriffsbestimmungen enthalten das Grundsätzliche und dulden kein Gleichschalten. Jedem ist der arteigene Wert zugewiesen, der ihm gebührt.

Da die Beziehungen zwischen Sport und Bergsteigen als Ganzes untersucht werden, müssen wir die Begleiterscheinungen einbeziehen. Diese sind nicht Wesensmerkmale, nehmen aber ein Ausmass und eine Beharrlichkeit an, dass sie als erworbene und geduldete Eigenschaften gelten dürfen. Welche sind nun immer noch unterschiedlich?

Der Sport, besonders dessen Kampfart, drängt den Menschen nach messbaren Höchstleistungen, die Rekorde genannt werden. Auch das Bergsteigen kann zu Höchstleistungen führen, die sich jedoch nicht ziffernmässig messen lassen, weil die Voraussetzungen nie genau dieselben sind. Daher kennen wir wohl Höchstleistungen, nicht aber Rekorde. Ein Rekordzeitsteigen ist nur sportlich echt. Dessen Beweggrund, die Schnelligkeit, wird zudem nicht durch alpine Ausdrucksformen bedingt. Bei Neuauflagen von Führern denke man daran, dass es an der Südlenzspitze keinen élégant record geben darf.Zum Aufrechterhalten der Ordnung bedarf der Sport ferner der Regeln und Schiedsrichter, die wir nicht kennen. Ausserdem begünstigt er wenigstens, erfordert es aber seinem Wesen nach nicht, das Aufstellen von Werttabellen, Ranglisten, das Aussetzen von Auszeichnungen und Preisen; was wir wiederum selbst als Nebenerscheinungen ablehnen müssen.

Der Sport hat seinen Raum zumeist in bewohnten Gebieten und fördert dadurch das Mitwirken der Menge. Sein Wirkungskreis ist gewöhnlich gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Natur. Er verlangt nicht unbedingt ein Stadion, zeigt sich aber von jeher dafür empfänglich. Dieser Charakterzug widerspricht seinem Wesen nicht. Dagegen unserem. Wir lehnen die Menge als widernatürlich ab, brauchen aber den Spörtler deswegen nicht zu verurteilen.

Und nun der Leistungsbergsteiger. Dessen Taten seien für die Arena bestimmt. Nicht von jenen sei die Rede, denen selbst nach deutschen Aus- sagen Goldwerte als Triebfeder dienten, sondern von solchen, die in Wand und Grat der Menge ebenso verborgen sein wollen wie der Gemütsbergsteiger. Was vermögen sie sich, dass es Wände gibt, die über Gasthöfen und Kurorten zum Himmel ragen? Soll man verzichten oder solchen Bergsteigern vorwerfen, wegen eines Fernrohrs eingestiegen zu sein? Die Beweggründe sind denn doch etwas tiefer zu suchen. Man denke an Lauper-Graven-Knubel in der Eiger-Nordostwand, an Bauer-Steuri in der Matterhorn-Nordwand. Wer bestreitet deren echtes Bergsteigertum, selbst unter den Augen des Scherenfernrohrs?

Bis anhin wurde nur das Trennende betont. Doch muss etwas Gemeinsames oder täuschend Ähnliches bestehen, das uns manchmal fast verwirrt. Gewisse Beziehungen sind nun einmal nicht wegzudenken. Sie berühren aber die Wesensart nicht. Es sind zu nennen: Technik, Taktik und Stil. Auch die Kunst weiss um diese Begriffe. Ist sie deswegen Teilgebiet des Sportes, Musik und Plastik etwa Fingersport? Jene Begriffe sind dem Bergerlebnis entweder förderlich oder sogar notwendig. Sie gehören jedoch nicht zu den Wesensmerkmalen und enthalten diesen gegenüber auch keinen Widerspruch.

Beide, Sport und Bergsteigen, modeln am Charakter, an einer gesunden Geisteshaltung. Der eine mehr durch Körperschulung, die nebenher auf das Seelische wirkt. Der andere mehr durch die Gesinnung, die ebenfalls eine seelische Wertbeständigkeit anstrebt. Wir tun unrecht, dem Sport jedes Einwirken auf die Güte des Charakters abzusprechen. Die Mitarbeit an der Charakterbildung haben somit beide gemeinsam.

Sport und Bergsteigen schaffen einen Typus, eine allgemeine äussere Eigenart des Sichgebens. Wer unternimmt es, diesen, nicht dessen Zerrbild, auf das Besondere oder Ähnliche zu prüfen?

Sport und Bergsteigen rufen Auswüchse hervor. Beide sind mit solchen behaftet. Werfen wir einander nichts vor. Es sind Begleitumstände. Der Wertgehalt wird nicht durch Nebensächliches bestimmt.

Beide kennen eine Dynamik. Sie wachsen in die Breite, werben für ihr Gedankengut — und ernten Erfolg. Andere teilnehmen zu lassen, ist vornehme Haltung. Doch mancher bedauert das Wachstum, redet vom Über-schwemmen, Verwässern und verwendet diese Ausdrücke als Maßstab für Tiefenwerte. Sollen wir nicht eingestehen, dass im allgemeinen das Verhalten in Klubhütten und auf Bergfahrten — als äusseres Anzeichen — nicht gar so mangelhaft ist und auf kein Verflachen oder Zersetzen der Gesinnung hindeutet? Der Gesamtgeist ist nicht unterhöhlt, dass er zum Aufsehen mahnt. Eine Zerrüttung lassen wir überhaupt nicht aufkommen. Nicht nur die Klubleitung ist Träger echten Bergsteigertums, sondern auch der Gesamtklub, dessen Haltung noch heute sehr zufriedenstellend ist. Das verdient auch einmal besonderes Lob. Wir sind nicht krank, sondern gesund. Wer aber kennt nicht vermeintliche oder wirkliche Gebresten?

Sport und Bergsteigen weisen ferner gemeinsame Grenzfälle auf: Skiwesen und Training. Das Skiwesen als Selbstzweck obliegt dem Sport, nicht aber der alpine Skilauf, der von ganz andern Beweggründen getragen wird. Dieser bedarf allerdings der Skischulung, einer sportlichen Tätigkeit, die wir ohne Bedenken als notwendig erachten. Der Sportgedanke wirkt also in unseren Kreis hinüber, im Hinblick auf den alpinen Skilauf. Wohl bleiben viele im Selbstzweck hangen. Nicht der Sport ist schuld daran. Seine noch stärkere Schwungkraft ist begreiflich; denn sie wendet sich mehr an das Körperliche. Es liegt eher ein Versagen der Stärke der alpinen Gesinnung vor, ein Mangel an Geschlossenheit. Und nun das Training: Kunst und Bergsteigen kennen es eher als Übung oder Schulung, was dasselbe ist. Der Bergsteiger bedarf manchmal solcher Vorbereitungen. Sie sind ihm somit nicht einmal widernatürlich, geschweige denn unnatürlich. Das Sportliche vermag ihm also wiederum dienstbar zu sein.

Anderseits wirken auch wir beim Sportwesen mit, ohne uns preiszugeben: bei den Skikursen der Sektionen; beim Wahlfach Bergsteigen im Rahmen des wehrsportlichen Vorunterrichtes; bei Sektionsfahrten auf ausgesprochene Pistenberge; beim Geschicklichkeitsfahren unseres Nachwuchses zum Aufstellen von Ranglisten. Verurteilen wir den Sportgedanken, dann müssen wir sofort entsprechende Schlüsse ziehen. Billigt man ihm einen arteigenen Wert zu, dann ist die Mitarbeit unter besondern Umständen möglich. Nun handeln wir tatsächlich nach dem letzten Satz, im Sinne der Mitarbeit; denken jedoch nach dem vorletzten Satz, im Sinne der Verurteilung. Etwas sollte berichtigt werden: das Urteil. Angezeigt ist einzig ein gewisses Zurückhalten bei der Mitarbeit: wenn Sektionen den grössten Teilnehmererfolg nicht im alpinen Kurs- und Fahrtenwesen, sondern bei den Skikursen, also auf sportlichem Gebiet verzeichnen, scheint die Hauptaufgabe verlagert zu sein. Wie eine Änderung durchaus möglich ist, kann hier nicht erörtert werden 56 SPORT UND BERGSTEIGEN Diese Zeilen möchten einige Hinweise bieten, möchten zu vermehrtem Nachdenken über Sinn und Unterschiede zwischen Sport und Bergsteigen anregen. Sie vertreten in gedrängter Form die Grundsätze: Es bestehen erfassbare Unterschiede, an denen wir festhalten wollen. Wir dürfen gleichwohl Verständnis für das Sportliche aufbringen. Wir lassen es dort gewähren, wo es nicht an unserem Lebensnerv nagt; lehnen es aber da ab, wo die Bergsteigergesinnung untergraben würde. Beide haben arteigene Werte, beide ihr Lebensrecht. Bewusst nebeneinander, nicht gegeneinander leben, und in gewissen Fällen — besonders zur Landesverteidigung — miteinander wirken: diese Einstellung verwischt das gegenseitig Trennende nicht.

Habe ich euch, Bergsteiger, aus dem Herzen gesprochen?

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