Svalbard - Eine Reise in die Eiszeit
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Svalbard - Eine Reise in die Eiszeit

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

George Eisler, Affoltern am Albis

Svalbard Schon die Wikinger kannten und bezeichneten eine Inselgruppe im Polarmeer mit ( Svalbard ), Land der ( Kalten Küste>. Darauf gerät das Inselreich in Vergessenheit, bis 1596 die Holländer mit Willem Barents diese Inseln neu entdecken und ihnen den Namen ( Spitzbergen ) geben. Durch ihre Schilderungen angelockt, folgen weitere Nationen, die die riesigen Walfischbestände bejagen. Mit der beginnenden Ausrottung dieser Meeressäuger verlagert sich die Aktivität auf die Pelzjagd auf Eisbär und Polarfuchs. Die verwegenen Jäger und Überwinterer finden schliesslich auch Kohlevorkommen und Minerallagerstätten. Das ruft Prospektionsgesellschaften auf den Plan, die zu Beginn der Industriellen Revolution ihre wirtschaftlichen Interessen zu wahren beginnen und teils noch bis in unsere Tage tätig sind.

1925, fünf Jahre nach Unterzeichnung des Spitzbergen-Vertrages durch 41 Staaten, darunter auch die Schweiz, wird dieses ursprünglich unbevölkerte Niemandsland zwischen 74° 20'und 80° 50'nördlicher Breite sowie 10° 50'bis 33° 40'östlicher Länge unter norwegische Verwaltung gestellt. Später werden moderne Funk- und Navigationsstationen er- Das Geheimnis der Arktis ist nicht durch den Preis einer Schiffskarte oder eines Flug-tickets zu lüften. Man muss die Stürme erlebt und die Natur im Zustand der Erstarrung erblickt haben, den Hauch der Eisherrschaft eingeatmet, den Lebensrhythmus der in der Wildnis belauschten Tiere beobachtet haben, um die Lebendigkeit zu erfühlen, um die tiefen Gesetzmässigkeiten allen Seins der Polarwelt zu erahnen, um die gewaltige Schönheit der Arktisländer zu erfassen - eines Erdteils, in dem noch die Eiszeit das Zepter führt und riesige Gletschermassen das Bild prägen.

Diese ureigenen Bedingungen der Arktis sind vom Abenteurer oder Bewohner, Tourist oder Expeditionsmitglied zu akzeptieren.

richtet, die für die polaren Zivilflugrouten und die internationale Schiffahrt von immenser Wichtigkeit sind. Im Bereich der Hauptinsel des Svalbard-Archipels, Spitzbergen, konzentriert sich die industrielle Tätigkeit der Norweger auf Longyearbyen und Svea, die der Russen auf Barentsburg und Pyramiden. Neben dem Verwaltungssitz der Norweger in Longyearbyen werden von ihnen die Radio- und Meteostation am Kap Linné und die Forschungsstation in Ny Alesund betrieben. Trotzdem kann bei nur rund 3000 Personen auf 62500 Quadratkilometern von einer grossen Bevölkerungsdichte schwerlich gesprochen werden; woran auch die annähernd 200 Besuchergruppen pro Jahr nichts ändern.

Zur Zeit des Polartages liegt das Temperaturmittel zwischen 0° und 5° C, das Maximum bei 16° C. Im Winter bilden Thermometerwerte von — 35° C bei Monatsmittel um - 15° C eine Seltenheit. Vergleicht man deshalb die Werte mit denen des südlicher gelegenen Sibiriens, so ist man über die Milde des Klimas in Svalbard erstaunt. Grund dafür ist eine Meeresströmung, die an der Westküste Spitzbergens die Wassertemperatur um 0° C reguliert. Als weitere Folge davon wird das Packeis an der Westküste weit nach Norden abgedrängt, im Sommer bis auf etwa 81 ° Nord!

Dieser Westspitzbergenstrom, gepaart mit der Vergletscherung von zwei Dritteln der Landmasse, verursacht im Sommer die Bildung der berüchtigten Svalbardnebel, die das Land tagelang verhüllen können.

In Longyearbyen Nachdem wir bereits vor fünf Jahren - allerdings auf dem Seeweg - hierhin gefahren sind, nähern wir uns heute ( 1983 ) Longyearbyen im Flugzeug. Welch ein Unterschied! Damals hatte die geruhsame Reise übers Meer die Grundlage für ein nachhaltiges Erlebnis geschaffen. Die Seele fand Zeit, mitzukommen, zusehends an Distanz zur Zivilisation zu gewinnen und sich auf die Ruhe der Eiswüste vorzubereiten. An Bord unserer DC-9 der SAS herrscht demgegenüber hektische Betriebsamkeit. Ein Kamerateam des Deutschen Fernsehens filmt unter dem Türrahmen zum Cockpit den Landeanflug auf den Svalbard-Lufthafen.

Schon stehen wir am Ende einer nur eineinhalbstündigen Flugreise von Tromsö in die Arktis. Die Türen werden hydraulisch geöffnet, kalte Luft durchstreicht den Rumpf, mich fröstelt, die Hostess lächelt.

Das Jahr dauert auch in Longyearbyen 365!4 Tage, trotz des nie endenwollenden Sommertags, wenn vom 21. April bis 25. August über 3024 Stunden hellichter Tag herrscht und die Sonne nie unterzugehen scheint.

Erst die Bewilligungen für Expeditionen erlauben es, Svalbard im alpin-wissenschaftli-chen Stil zu durchstreifen und nicht nur im Bartrobbe ( Erignatus barbatus ) seit 1980 bestehenden Svalbard-Museum herumzuschnüffeln, das von der Schweizerin Bo-lette Petri-Sutermeister geführt wird. Die hier ausgestellten Funde, die aus dem ganzen Svalbard-Gebiet stammen, sind beeindruckend. Die Dramen der Polargeschichte werden wieder lebendig: Man vergisst plötzlich, dass Longyearbyen in der Arktis liegt, eingebettet im Adventstal zwischen hohen Tafelbergen aus tertiären Sedimenten, die auch den Ostteil von Spitzbergen dominieren; man vergisst, dass sich in den marinen Ablagerungen in grosser Anzahl Brachiopoden, Spiriferen, die oft lose im Geröll liegen, finden lassen. 50 Millionen Jahre alte Versteinerungen von Nadel-zweigen, die von der subtropischen Meta-Se-quoia-Pflanze abstammen, sind keine Seltenheit!

Zum Eisbärenreich An der Schifflände, aber auch in der neuen Post und Bank, an der Kirche, überall mahnt das imposante Bild vom Eisbär in Angriffspo-sition mit dem Hinweis

Auch wir logieren auf dem sumpfigen Zeltplatz mit geladenen Gewehren, denn Svalbard offeriert dem Besucher kein Hotel im herkömmlichen Sinn, worüber sich die Touristen der Kreuzfahrtschiffe wundern; viele möchten nur zu gerne länger bleiben. Doch Svalbard mit Longyearbyen wird nie ein Touristenort werden.

Nach einer knappen Woche Aufenthalt sind wir bereit, mit unseren Schlauchbooten den Eisfjord hinaus nach Kap Linné, unserer ersten Haltestation auf dem Wege in den arktischen Süden, zu fahren. In den bei ständigem morgendlichem Stimmungslicht und einem steifen Westwind kämpfen unsere beiden Boote mit ungewohnter Ladung von Steigeisen und Ski gegen den unbequemen Wellengang. Ich wage zu behaupten, wir seien alle erleichtert, als wir den Grönfjord überquert haben und die mit unbändiger Gischt überdeckte Küste näherrückt. Realistisch gesehen hätte eine Landung an diesem Küstenabschnitt unter den gegebenen Umständen allerdings nur eine geringe Erfolgschance.

Die eigenartige Felsformation mit ihrer Vielzahl von UntiefenFestningen> genannt -und die uns ständig überdeckende Gischt zwingen uns zu vollster Konzentration. Für seefahrtfremde Gedanken haben wir keinen Platz, obwohl doch gerade Festningen ein be- sonderer Ort der Erde ist. Vor gut 20 Jahren fanden Geologen und Paläontologen in diesen mesozoischen Ablagerungen 13 wohlerhaltene Trittsiegel des Riesensauriers Iguanodon bernissartensis, eines Landsauriers, der bis jetzt nur an 13 Lokalitäten über die Erde verstreut nachgewiesen werden konnte und vor rund 200 Millionen Jahren lebte.

Ist eine Landung bei dieser tobenden See überhaupt möglich, und wenn ja, dann wo? Als Chance erweist sich die Bucht vor dem Kap Linné. Die Wassermassen in der Bucht machen einen vergleichsweise zahmen Eindruck. Endlich stehen wir alle an Land, jedoch mehr oder minder durchnässt, da die ( Landung ) eher als Schiffbruch mit glücklichem Ausgang eingestuft werden muss.

Erst die Kartenkonsultation zeigt uns dann den eigentlichen Landeort: Russekeila. Uns ist nun klar bewusst, wie umsichtig die alten Seefahrer die natürlichen Häfen ausgewählt haben.

Stunden später landen wir mit der zweiten Bootsfuhre und einer verbesserten Landetechnik wieder bei Russekeila. Alles benötigte Material ist kontrolliert, und die Zelte sind aufgestellt.

Ein heftiger, kalter Nordwind lässt die Zeltplanen flattern und hält mich wach. Weil auch die Mitternachtssonne ein mildes Licht über den flachen Vorlandsaum verbreitet, entschliesse ich mich zu einer sonnigen Nachtwanderung. Ich bleibe nicht lange allein, Rentiere begleiten mich. Beinahe scheinen mir ihre wehmütigen Augen Mitleid auszudrücken, da ich mich dicht vermummt vor der Zugluft schützen muss. Allerdings bieten ihre abgemagerten Leiber mit den im Wind in Fetzen davonfliegenden Winterpelzresten auch einen eher kläglichen Anblick. Da geteiltes Leid nur halbes Leid ist, stehen wir als sturmwindge-plagte Spezies uns gelegentlich auf Armeslänge praktisch von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Das wenig menschenscheue Sval-bard-Ren lebt in einem kargen Milieu und ist dauernd auf Nahrungssuche. Niemals kann es ein ganzes Moospolster abgrasen, ein Maul-voll muss genügen, und weiter geht die Suche. Seit 1925 steht dieses gedrungen wirkende Tier vollumfänglich unter Jagdschutz. Nicht wenige aber verenden im Winter in Schneewächten, und man sieht des öftern einen ausgebleichten Kadaver in der Tundra liegen, einer Tundra, die hier ihren nachhaltigen Reiz von der vielfältigen Sedimentgesteinsab-folge erhält. Im Perpetuum mobile des Gefrierens und Tauens tritt eine Verschiebung der Bodenoberfläche ein. Diese geologischen Gebilde, Polygonböden oder Strukturfelder ge- nannt, entstehen als Produkt des Eisdruckes bei der Volumenzunahme von gefrierendem, erdnahem Oberflächenwasser, das Steine zu Steinringen schiebt. Diese Steinkreise pressen wiederum den eingeschlossenen sandigen Innenraum zu konvexen Haufen zusammen. Dabei beeinflusst die jeweilige Charakteristik der Gesteinsart die Polygongrösse und das Muster des Naturteppichs auf dem Dauerfrostboden. Die sechseckigen oder oktogona-len Strukturböden sind wahre Kunstwerke und prägender Teil der arktischen Natur.

Eine Küste wird zum Es ist 16 Uhr, als wir mit dem grossen Lo-macboot die Küste bei unserem Basislager im Recherchefjord hinter uns lassen. Nach Passieren der Landzunge Reinoden bringt uns der zuverlässig tuckernde Motor samt den Schlitten und Skiern ins südöstliche Ypsilon des Bellsundes, in den Van-Keulen-Fjord. Unsere Schiffsroute verläuft auf dem nördlichen Grenzverlauf des Südspitzbergen-National-parks. In den sechziger Jahren dieses Jahrhunderts begann sich das ökologische Denken auf Spitzbergen durchzusetzen. 27000 Quadratkilometer Boden wurden durch Gesetze zu Schutzzonen für Flora und Fauna bestimmt sowie 15 Vogelreservate geschaffen und zur Brutzeit unter absoluten Schutz gestellt.

Die gemächliche Schiffsreise, die eher einem sonntäglichen Ausflug im Urnerbecken des Vierwaldstättersees als einer arktischen Fahrt im Van-Keulen-Fjord gleicht, zeigt uns eindrückliche Kreidegesteinsverfaltungen mit erosiven Frostschäden. Im inneren Fjordteil liegen die tertiären Aufschlüsse zur Ansicht auf. Diese grauen Sandsteine, als jüngster Gesteinsverband, bilden die mächtige Mittelmoräne von Liestöl- und Nathorstbreen.

Als gewaltig und eindrücklich erweist sich das Panorama an diesem einsamen Ort. Drei Viertel der Rundsicht sind von kalbenden Gletscherfronten dominiert, nur im Nordwestbe-reich ist offenes Fjordwasser sichtbar, ein schmaler Durchgang zwischen Gletscherstirnen, der von grossen, treibenden Eisbergen bewacht wird. Das Schicksal dieser bizarren Eistürme ist durch ihre Selbständigkeit bereits besiegelt. Wegen der Untiefen am Fjordein-gang ist ihnen der Weg zum Meer verriegelt, das Abschmelzen im Fjordinnern somit ihr Los. Dafür fühlen sich die Sattel- und Bartrob-ben hier desto wohler. Die Seehunde sind nicht, wie unseriöse Journalisten in Mitteleuropa behaupten, am Aussterben. Sie tummeln sich nur zu gerne an der Sonne auf den Kalb-eisbrocken und driften auf ihnen geniesserisch umher.

Klirrend tanzen die durch die Schuhe losgebrochenen Eisbrocken die steile Gletscheroberfläche hinunter Richtung Meer. Heftig legen wir uns gegen die mitgezogenen Schlitten. Wir, der Schlitten und der eigene Körper, sind Gegner und Partner, wir nehmen und geben viel. Der Schlitten steckt die harten Schläge beim Überqueren der Gletscherbäche klaglos ein, der eigene Körper ist froh darüber, nicht alles Gepäck im Rucksack tragen zu müssen.

Auf dem oberen Liestölbreen, am Fusse eines Tafelberges, verbringen wir die erste Gletschernacht auf dieser Reise. Eine Stunde nach Aufbruch vom Lagerplatz haben Nebel, Schneefall und Nieselregen uns eingehüllt. Jeder geht schweigend und keuchend vorwärts, nur die Richtungskorrekturen zum gewählten Kompasskurs und das Singen der Skifelle auf der gefrorenen Schneedecke vermögen das trostlose Grau zu durchdringen. Der Übergang vom Dobrowolski- zum Jemelianov-breen hingegen bietet uns durch sein Kreuz-spaltengewirr im Nebel heikle und spannende Manöver.

Wieder bin ich am Spuren durch die Schneesümpfe. Sie sind ein untrügliches Zeichen dafür, dass wir uns in tieferen Lagen bewegen. Dem Schneesumpf, einem Gemenge aus Wasser und Eiskristallen, geht man normalerweise aus dem Wege. Mit den Skiern lassen sich derartige Zonen beschränkt begehen; solange bis man plötzlich schuhtief einsinkt. Im jetzigen Zustand jedoch, wo ohnehin wegen des penetranten Nieselregens rein gar nichts mehr an uns trocken ist, spielt auch ein Einsinken keine Rolle mehr, nass kann nicht Waggonwaybreen, der Abschluss des Magdalenenfjorden noch nässer werden. Das Schlimmste im Moment wäre, stehenzubleiben, weil durch den Wind verstärkt Unterkühlungsgefahr besteht.

Plötzlich erfassen meine Augen eine frischverschneite Fuchsfährte. Nicht lange danach hören wir Vogelgezwitscher, ein Vogelfelsen muss sich in der Nähe befinden. Und wo Vögel leben, kann die Küste nicht mehr weit sein. Die Wegsuche ist anstrengend wie schon der ganze 20-Stunden-Marsch. Eine schwache Moränenausbildung lädt zum Biwak ein. Wir sind müde. Die Zelte stehen nicht mehr so schnell wie auch schon, die Kräfte haben nachgelassen. Jeder ist mit sich selbst arg beschäftigt, um nicht über das kleinste Missgeschick zu explodieren.

Zur Situationsschilderung ein kurzes Zitat aus meinem persönlichen Tagebuch vom 29. Juli 1983:

An der südlichen Abbruchfront des Jemelia-novbreens schauen wir in das im hohen Wellengang wild krachende Packeisfeld der Ostküste. Ein Ort, der selten von Menschen besucht ist, vielleicht noch nie besucht war -eine Küste wird für uns zum .

Neue Ziele - neue Entdeckungen Je mehr wir den Van-Keulen-Fjord verlassen und uns dem Basislager im Recherchefjord nähern, um so herrlicher scheint die Sonne, desto milder wird das Klima. Das sonnige Wetter ist jedoch nur von kurzer Dauer so dass die frischgewaschenen und erst halbwegs trockenen Wäschestücke vor dem beginnenden Schnee- und Regenfall rasch eingebracht werden müssen.

Packeis der Ostküste, durch die stürmischen Ostwinde in den Westspitzbergenstrom getrieben, füllt den Bellsund und den Recherchefjord auf. Wir sind mit unseren Gummibooten eingeschlossen. Eine Durchfahrt durch die messerscharfen Packeisschollen ist zu gefährlich.

Unser Interesse galt ursprünglich untergeordnet historischen Fragen auf Spitzbergen. Mit der aufdiktierten Isolation in unserem Ba- sislager entwickelt sich jedoch ein archäologischer Spürsinn. Schon bei der Suche nach einem geeigneten Lagerort im Recherchefjord fielen uns die unnatürlichen Steinovale am orographisch rechten Ufer der Robertelva auf, eines Bachlaufs, der die Westseite des Maria-Theresia-Berges entwässert. Es handelt sich ganz eindeutig nicht um Polygonbodenstruk-turen, da die 14 bis 16 nahezu identischen Ovale von rund zwei Metern Länge und einem Meter Breite nicht miteinander verbunden sind. Auch die im Ovalzentrum aufgeschichteten Steinplatten erhärten den Eindruck eines Grabes bzw. eines Gräberfeldes.

Gegenüber, auf der linken Bachseite, lassen sich leicht die Fundamentansätze zweier Häuser von etwa fünf mal zehn Metern Grundfläche ausmachen. Es liegen auch diverse Gebrauchsgegenstände, wie Schubkarren und Petrollaterne, sowie unzählige Porzellanscher-ben herum.

Denkstunde Allein stehe ich auf dem 1050 Meter hohen Nordenskjöldfjellet, 1000 Meter höher als das Städtchen Longyearbyen, wo die Mitternachtssonne um diese Jahreszeit nicht mehr sichtbar ist.

In den Tälern, die alle von Gletschern ausgefüllt sind, herrscht tiefe Dämmerung. Dann steigt im Süden majestätisch langsam der Mond auf, eine neuartige Lichterscheinung über einer tiefverschneiten Landschaft, welche in ein blauviolettes Nachtlicht getaucht ist, das die klirrende Kälte bestens betont. Nur die felsigen, durch die Winde ausgeaperten Berggrate modellieren die harten unzähligen Gebirgskonturen. Ohne diese hätte das Auge Mühe, sich an etwas zu halten, würde sich im erstarrten Gebirgsbild in der Unendlichkeit und dem eigenen Schweigen verlieren.

Gedanken, Erinnerungen und Eindrücke an zwei Expeditionen werden wach, leben in mir weiter. Auf Svalbard haben wir durch unzählige Stunden die verletzliche Ökologie der arktischen Wildnis und ( die Stille, der absolute Friede und das Gefühl vollständiger Freiheit ) erlebt, so wie dies Roald Amundsen treffend formulierte.

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