Vom Rätikon zur blauen Silvretta
Paul Partner, Niederuzwil
Im Verlaufe unserer siebentägigen Wanderung auf den schönsten und eindruckvollsten Höhenwegen der Ostalpen erfuhren wir in zwei Schweizer und vier Österreicher Alpenclubhütten herzliche Gastfreundschaft, überschritten wir in ständigem Wechsel zwischen der Schweiz und Österreich siebzehn Joche und genossen von drei Gipfeln eine unvergessliche Rundsicht.
i. tag: zur schesaplanahutte Im warmen Mittagsglanz liegt Landquart. Han und Jan, unsere holländischen Bergfreunde, empfangen uns lachend. Die Wandergruppe Uzwil ist endlich beisammen. In flotter Fahrt bringt uns das Postauto hinauf zum Bergdörfchen Seewis. Es braucht keine lange Vorstellungs-runde; gleichgesinnte Berglerherzen finden sich schnell zum vertraulichen Du. Rasch ist man eine « Familie », welche sieben Tage durch dick und dünn zusammenhalten wird. Nach gemeinsamem Mittagessen schreiten wir durch die blumengeschmückten Gassen des stillen Dörfleins hinaus auf den Alpweg Richtung Schesaplanahütte. Die ganze Welt scheint nach all den grauen Tagen in gleissendes Licht getaucht. Die Holländer tauen direkt auf nach ihren kalten Sel-lamatt-Tagen, wo sich die Flachländer etwas Kondition holen wollten, aber wegen andauernden Schneefalls meist an die Hütte gebunden blieben.
Nun aber ist das Herz frei, man schreitet erwartungsvoll durch die lichten Laubwälder, kommt immer höher, und wie sich der Abend über die weiten Alpen breitet, sind wir unterm schützenden Dach der SAC-Hütte.
Freudig überrascht treffen wir hier auf unsern « Hoffilmer » Sepp, dessen gemächlichere Wanderferien durch den ergiebigen Schneefall der Vorwoche hier eine unerwartet lange Rast erhielten. Das Nachtessen wird serviert, auch ein Roter kommt auf den Tisch, und beim Anstossen fragt Sepp bescheiden: « Darf ich mich Euch von hier aus anschliessen? » Er kennt unsere Route und weiss auch um unsern Schritt... er kümmert dem Morgen entgegen wegen des vielen Schnees. Aber uns gibt das Wetter noch viel mehr zu denken, denn nach dem heutigen Glanztag streicht ein seltsamer Wind um die Hütte. Ob's morgen wohl noch schonet? Fast kann 's nicht wahr sein...
Um 22 Uhr ist Hüttenruhe. Schnell kommt der Schlaf, teils aus Müdigkeit, teils aus dem glück- seligen Gefühl, wieder unter seinesgleichen zu sein. Nur der Mond schwimmt einsam, mit bleichem Hof über die stille Fasonsalp!
Weit und breit kein Laut — der erste Wandertag versinkt in köstlicher Stille.
2. tag: durch schneematsch zur lind-auer HÜTTE Grausige, gelbrote Wolkenfahnen künden den frühen Morgen.
Gut verpflegt verabschieden wir uns von den freundlichen Hüttenleuten. Aber es wird eine nasse Angelegenheit über die sonst blumigen Matten zum Golrosasattel. Hier sind wir richtig im Winter: tiefer, guter Schnee!
Vor uns baut sich die gewaltige Südwandflucht der Drusenfluh auf; schwarz und abweisend wächst sie aus den verschneiten Hochkaren um Carschinafurka. Zum erstenmal stehen wir ganz im Banne dieser eigenwilligen Berggestalten; auch die Kirchlispitzen recken sich kühn in den langsam aufhellenden Himmel. Neuschneerut-sche erschweren den Weiterweg. Ganz still stapfen wir, einer hinter dem andern, gegen den Gratwind — kein Laut, keines Vogels silberner Flügelschlag, nirgends ein farbiges Lebenszeichen des Berghochsommers!
Über Schutt- und Schneemorast « pfaden » wir zum windumbrausten Cavelljoch. Der sonst so herrlich blaue Lünersee liegt farblos und traurig im winterlichen Gelände. Nach der Rutschpartie zum Seeboden hinab hocken wir uns trotz beis-sendem Wind beim verlotterten Zollwachthäus-chen zu einem Znünihalt. Aber es « pfeift » dermassen, dass einem das Essen vergeht und Richtung Verajöchle aufgebrochen wird. Nur der gelassene Sepp kann nicht begreifen, dass immer « gstürmt » werden muss. « Ich ha doch schöö warm. » — « Ich glaub scho, Du heigisch warm, Du hockisch jo uf de Ghole! » lacht da unser Spassvogel Walti, und, tatsächlich, ein alter Rest Koks dient Sepp als Sitzplatz!
Die vorgerückte Zeit und die merkwürdig warme Witterung bei bedecktem Himmel haben die Schneedecke in einen regelrechten Sumpf verwandelt, und darin gilt es sich aufwärts zu plagen. Die Zeit läuft, die Marschtabelle gerät ins Wanken, und der langsame Sepp hat so mit sich zu tun, dass ich ihm gerne mit einer Konditions-nachhilfe in Pillenform beistehe. Aber er ist « taub » auf mich und nimmt sie nur aus « zarter » Hand entgegen.
Endlich, Verajöchle, 2330 Meter!
Unter uns in totem Grau die öde Alpsohle Alpavera mit Schweizertor - hinter uns in strahlendem Sonnenglanz die eingeschneite Schesaplana.
Weil das Wetter so launisch ist, streben wir ohne Rast Richtung Öfajoch. Jetzt beginnt auch der beste Schuh, den aufsässigen Schneematsch in Form von Wasser aufzunehmen; gottlob ist uns wenigstens der Himmel gnädig und verschont uns mit Nass von oben. Bei einem grossen Felsblock am Fusse des Schweizereck versuchen wir z'Mittag zu essen; aber stürmischer Aufwind aus dem Prättigau kürzt auch hier eine Schlemmerstunde. Fallen nicht Tropfen...?
Es wird wieder ganz flott « obsi » gespurt, und schneller als erwartet ist das Öfajoch erreicht — bei strahlendem Himmelsblau. Es ist kaum zu glauben! Ja, die Herrlichkeit des Lichts kann ohne seine Schatten nicht bestehn!
Die vorgesehene Überschreitung des Kreuz-joch-Geissspitzgrates wird wegen starker Ver-wächtung fallengelassen. So haben wir plötzlich auch Zeit zum « Sünnele », denn zur Lindauer Hütte, unten im sonnendurchfluteten Porza-lenga Wald, ist 's ja nur ein Katzensprung! Und Sepp ist dankbar für eine ausgiebige Rast.
Eine ruppige Schneeballschlacht auf « blutte » Körper in Hamolstellungen ermahnte zum Aufbruch. Die Route führt durch das Sporertobel, worin auch die Schmelzwasser talwärts eilen; aber nichts stört uns mehr — wir kommen auf aperen Alpboden, wenn auch mit nassen Socken! Murmeltiere pfeifen, erste Blümlein grüssen; was uns aber fesselt, das ist der tiefver- schneite Rachen, unsere morgige Aufstiegslinie zur Sulzfluh! Ohne Winterausrüstung absolut unmöglich zu machen bei solchen Verhältnissen! Auf dem Weiterweg hinab zur hübsch gelegenen Lindauer Hütte wird noch oft der Schritt verhalten - der Blick in die bizarren Drusentürme ist einfach hinreissend! Kulissenhaft zeigt sich hier auf kleinstem Raum eine solche Mannigfaltigkeit des Gesteinsaufbaues und eine so ausgeprägte Eigenart malerischer Berggestalten, dass man immer wieder staunend rückwärts schauen muss. Hie und da streicht wie eine Liebkosung ein feines Gutwetterwölklein um die steifen Gendarmen, und die sonst so kahlen Rachenfelsen sind mit Schneeverwehungen recht hübsch geschmückt. Die Durstigen unserer Gruppe eilen der Tranksame verheissenden Hütte zu; doch Ernst und ich werden nochmals gefangen von der verwirrenden Gestalt des Rätikonmassivs. Hier unten, durch die grünen Tannenwipfel, stellen sich Bau und Bild der Dri Türm in noch grossartigerer Harmonie zum satten Blau des Himmels. Auch das Eisjöchl gleisst, und dass die fast bildhauerisch geformte Sporer-platte den Neuschnee noch nicht abgeworfen hat, erscheint unglaubhaft. Schaut man lange angestrengt mit dem Glas hinein in diese Wandpartien und Couloirs, so vermeint man das Brechen und Brausen von Fels und Eis zu hören. Mit dem Wandern der Sonne wechseln Licht und Schatten ganz zauberhaft. Man könnte stundenlang hineinträumen...
Ein sehr zuvorkommender Hüttenwirt hat extra für die Schweizer den Trockenofen in Betrieb gesetzt«I hab denkt, wenn 's wirklich rüber komen, werden 's alle nasse Füass han! » Und einen Wein weiss er zu pflegen - einen goldigen Tropfen! Dem wird nach dem Nachtessen so tüchtig zugesprochen, dass wir mit der nötigen Bettschwere zum Lager steigen - während zum Fenster herein viele Sterne einen sonnigen Wandertag verkünden.
3-tag: über den bilkengratzursulzfluh Kaum sind alle recht wach und eingelaufen in der frischen Morgenluft, da stehen wir auch schon am Fuss des Bilkengrates, der sich hier gleich einer Himmelsleiter ins Himmelsblau aufrichtet. Da wir im kühlen Bergschatten und angenehmen Zickzack steigen können, gemessen wir so recht die herrliche Aussicht, die mit jedem Schritt weitreichender wird. Tief im Grünen liegt das stille Gauer Tal, und zur Rechten ziehen die wildzerklüfteten Türme und Wände der Rätikonkette die Blicke in ihren Bann. Vom Schnee werden wir auf diesem Steig nur wenig belästigt: der Föhn hat über Nacht gute Arbeit geleistet, und der Tourenleiter meint, aussichts-mässig sei dieser Grat ebenso reizvoll wie der verhinderte Rachenaufstieg. Ein Rudel Gemsen kreuzt in Richtung Tobelsee. « So flink und leicht sollte man gehen können », denkt gewiss mancher von uns. Die nicht ungefährliche Stelle einer Traverse zur Schwarzen Scharte erfordert höchste Vorsicht, denn hier liegt noch trügerischer Neuschnee auf den losen Steinen, und der Blick geht tief ins Gauer Tal!
Aufatmend reichen wir uns vor einem klaren Panorama glücklich die Hände: die Schwarze Scharte mit der giftigen Wächte ist hinter uns! Wir machen eine frühe Mittagsrast und staunen in den Glanz der weiten Bergwelt Österreichs.
Auf dem Weiterweg werden wir unwillkürlich an den gestrigen « Schneewaggel » erinnert: unzählige grosse Nassschneerutsche erschweren uns das Gehen am steilen Grashang. Doch plötzlich wird der Blick frei hinab zur modernen Tilisunahütte. Ein freundlicher Hüttenwart weist uns ein « nigelnagelneues » Schlafgemach zu, Milch wird getrunken, die Hüttenwand lädt zum « Sünnele » ein — kurzum, wer möchte noch von einer Sulzfluhbesteigung reden. Ferien — träumen!
Aber die vom Tourenleiter gerühmte Aussicht von diesem Gipfel lockt dennoch im stillen, doch kostet es einige Überwindung, dem in der Mittagssonne aufgeweichten Schneehang hinter der Hütte zuzustreben. Zu viert haben wir aber aufzubrechen beschlossen; die andern können dem Lockruf des klaren Seeleins nicht widerstehen und wollen sich dort einen Ferienplausch gönnen.
Rasch gewinnen wir die erste Stufe und blicken überrascht zur stolzen Zimba. Das Auf und Ab des gestrigen Tages tritt ins Blickfeld, und weit hinten, gleichsam als Königin der Rätikonkette, leuchtet silbern die winterlich anmutende Schesaplana! Das gleichmässige Tempo des vorausgehenden Tourenleiters, die herrliche Aussicht, vor allem aber der lockende Reiz der Berge hat uns nun richtig in Schwung gebracht; wortlos marschieren wir über das riesige Karrenfeld. Diese scheinbar öde Steinwüste birgt trotz monotonem Grau bei näherem Betrachten kleine Wunderwerke: in jahrtausendelanger Arbeit hat hier die Witterung feine Reliefzeich-nungen geschaffen, « als hätte Rübezahl im Sand gespielt und Mutter Sonne all die lustigen Formen gebacken »! Ganz im Banne unseres Berges folgen wir Paul. Der Blick zum Gipfel ist wenig ermutigend, zeigt dieser doch eine blitzblanke Wächte. Am Fusse dieser Schneemauer stärken wir uns für den Gipfelsturm!
Abwechslungsweise stapfen wir dann steil bergan, und nach zwanzigminütigem stetigem Steigen gratulieren wir uns gegenseitig überglücklich auf der Sulzfluh, am Fusse des riesigen Holzkreuzes. Kein Wölklein am Horizont - der Himmel klar bis in die unermessliche Ferne. In tiefer Ergriffenheit staunen wir in einen grenzenlosen Gipfelkranz und empfinden die feierliche Stille der Ewigkeit:
« Stumm stehen wir vor dem unnachahmlichen Werke Deiner herrlichen Schöpfung, o Herr! Verzeihe uns, dass wir keine Worte finden zur Lobpreisung dieser erhabenen Schönheit. » Weit hinten streckt der Gross Litzner seinen Mahnfinger ins Ätherblau, und mir will scheinen, der Höhenweg dorthin sei noch lang, sehr lang. Es wird noch manches Auf und Ab zu durchlaufen sein aber das Erlebnis wird nachhaltig Herz und Geist bereichern. Rolf hat uns ins Gipfelbuch eingetragen, und schweren Herzens müssen wir uns zur Rückkehr zwingen. Der Abstieg ist nicht mehr so spannungsgeladen und still. Jeder muss seiner grossen Freude in befreienden Jauchzern Luft verschaffen, und der langbeinige Paul hat unerhörten « Stalldrang ». Noch einmal fliegt der Blick zum Gipfelkreuz - hinüber zum Bilkengrat - tief hinunter zum Stausee von Latschau im Gauer Tal; dann rennen wir hüttenwärts mit der unbändigen Freude: der Tag hat uns reich beschenkt — wir werden köstlich schlafen...
4. tag: sarotlapass-gargellen Am Mittwochmorgen verlassen wir erst um 7.30 Uhr den liebgewonnenen Etappenfleck Tilisunahütte. Die ganze Nacht heulte der wilde Föhn ungestüm ums massive Berghaus. So können wir auf fast aperem Boden und fast ebenaus mühelos die Felslandschaft Gruoben—Plasseggen-pass durchschreiten, traversieren dann die Nordhänge des schwarzen Sarotlaspitz, schauen ins düstere Grau des vom Nebel verschluckten St.Antönier-Tales und stehen schneller als erwartet auf dem höchsten Punkt des heutigen Wandertages: Sarotlajoch, 2389 Meter.
Gleich einem Aussichtsfenster öffnet sich hier eine Schau zum Silvrettagebiet, die ihresgleichen sucht: Weit unten im Tal, noch nicht sichtbar, erahnen wir Gargellen, Retablierungsort unseres heutigen Ruhetages! Vor und hinter uns, überall nichts als Berge und Täler, bekannte, aber noch viel mehr ungezählte, unbekannte. Die Pracht will kein Ende nehmen, wo man hinschaut. Aber vor uns, in unserer Marschrichtung, steht einer, der ist unser Wegweiser: der Gross Litzner mit seinem silbernen Nachbarn, dem majestätischen Seehorn. Diesen beiden Gesellen rücken wir von Tag zu Tag näher, und am kommenden Freitag werden wir mit kräftigem Juhu an ihnen vorüberziehen. Als Talabschluss ist das Schlappiner Joch zu erkennen, beherrscht von der eindrücklichen Madrisa... Madrisa? So heisst doch unser Hotel in Gargellen. Also, nix wie los, den sehr « läbigen » Schutthang hinab! Eine letzte Schnee-Dreck-Rüfe wird umgangen, abwärts -abwärts, in heisser Sonne dem Punkt entgegen, den Paul als Mittagsplatz erkoren hat auf seiner Karte: die Röbialp.
Heiss ist es, sehr heiss - der Tee ersetzt das Bier; essen mag man nicht recht... man erquickt sich an leuchtenden Preisel- und Heidelbeeren. Von Müdigkeit keine Spur - es ist ein richtiger Ruhetag. Unsere Damen suchen sich zwischen Alpenrosenstauden ein weiches Plätzchen, um sich möglichst allseitig braun braten lassen zu können. Beim Naschen der süssen Heidelbeeren komme ich ungewollt in den Sperrbe-zirk der holden Weiblichkeit - wo aber schon Sepp eingeschlichen ist und nun seine Filmkamera nach Herzenslust sausen lässt.
Schön ist 's hier oben; aber die spürbare Strahlenwirkung mahnt zum Weitermarschieren. Irene hat das Schwimmbädli von Gargellen entdeckt, was zu einem rasanten Endspurt talwärts führt. Nach einer Stunde haben wir die siebenhundert Meter Höhendifferenz hinter uns gebracht und marschieren geschlossen im schmucken Dörfli ein. Zeit: 14 Uhr - Ziel: Hotel Madrisa — Zweck: Durstlöschen und Umziehen.
Um 15 Uhr tauchen wir schon im Schwimmbad unter, das zu unserer Freude sogar geheizt ist. Wasser 270, Luft i 170; wer möchte da noch aussteigen?
Nach einem anschliessenden Bummel durchs Dorf nehmen wir im grossen Speisesaal mit vielen Feriengästen ein vorzügliches Nachtessen ein. Die aufgestellten Menükarten werden beschlagnahmt und mit ausgetauschten « geistreichen » Sprüchen als Andenken mitgenommen.
Nun, da die Strapazen vorüber und vergessen sind, möchten unsere werten Begleiterinnen ein Tänzchen wagen. Aber die Musik lässt zu wünschen übrig, und das Taschenradio des Hotels säuselt so leise, dass auch in Socken und auf Zehenspitzen nichts zu hören ist. Dennoch erhalten wir Zuzug von zwei hübschen Damen: die Sekretärin und die Köchin des Hauses wollen unter Schweizern lustig sein. Da passt ja ausgezeichnet dem Webersen sein « Stiefeli muess sterbe » in die fröhliche Runde. Wie immer klappt das Liedlein nicht - das « Wenn » muss zwei- bis dreimal wiederholt werden. Beim drittenmal kommt es aber wie ein Sturzbach aus unsern immer noch taufrischen Kehlen - der Dirigent dirigiert 50 Zentimeter tiefer unten, weil die gute Stabelle den Wogen unseres Gesanges nicht gewachsen war und ihre morschen Beine wie die Feuerwehr auseinander spritzten...
Der Vorhang fällt. Lachend verziehen wir uns in die weichen Betten... ah!
5. tag: durchs stille vergaldner tal « Nicht im Getümmel, nein, im Schosse der Natur, am Silberbach im unbelauschten Schatten, besuchet uns die holde Freude nur und überrascht uns oft auf einer Spur, wo wir sie nicht vermutet hatten ».
Das Kartenblatt Serneus 1177 der Eidgenössischen Landestopographie zeigt in seiner rechten oberen Blatthälfte augenfällig ein über sechs Kilometer langes Bergtal als Verbindungsweg vom Rätikon zur Silvretta. Beim Kartenstudium erschien mir dieses « Ewigkeitstal » zwischen den beiden Gebirgsgruppen als der wohl langweiligste Abschnitt aller sieben Wandertage. Auch in Erkundigungsdiskussionen mit Kennern jener Gegend hiess es meist: « Furchtbar eintönig und endlos weit - immer flach hinein, man kommt fast nicht an den Berg! » Und doch wählte ich dieses Tal als den günstigsten Weg für unsere bis dahin erlebnisreiche Tour.
« Mit einem flotten Tempo bringt man auch langweilige Strecken mühelos hinter sich! » war deshalb die Parole für den heutigen Tag.
Und es ist ein herrliches Schreiten im frischen Morgen durch harzduftenden Wald, immer ein munteres Bergwasser zur Seite. Um Irene, unsere junge « Stürmerin », nicht aus den Augni zu verlieren, müssen Rolf und ich wacker ausziehen. Plötzlich beginnt der dichte Morgennebel zu « kochen »; die Sonne drückt mächr » Eine schöne Alpstrasse verleitet wirklich zu:.i « Ziehen », es ist kirchenstill - nirgends einer Herde Glockenklang, denn das Vieh ist im Tal, die Alpzeit vorüber; wir sind immerhin auf einer mittleren Talhöhe von 1850 Meter. Mit unwiderstehlicher Kraft brennt sich die Sonne ihren Weg, der letzte Nebelschleier löst sich über und vor uns auf, und - ein unsagbar schönes, zartgrünes, weltverlorenes Tal liegt vor uns. Der zügige Schritt wird merklich kürzer, und wortlos schreitet man dahin, wie man durch alte Kirchen geht!
Rechterhand gischtet und glitzert der klare Vergaldner Bach im Sonnenglast, und von den Flühen stürzen Silberbäche, um sich aufspritzend mit dem talwärts eilenden Hauptwasser zu vereinen. Hinten, als Talabschluss, erheben sich im milden Vormittagsglanz die Grate Hinterberg und Mittelberg. Beim ersten grossen Halt schauen wir einmal rückwärts ins brodelnde Nebelmeer, das auf seinem weichen Rücken herrliche Schwarzweisskontraste spielen lässt. Wir reden nicht viel, als wollten wir die einzigartige Stille nicht stören. Ja, wer jammert und wehmütig meint, die Berge seien hoffnungslos überlaufen, nirgends mehr sei Stille und Einsamkeit, der übernachte in Gargellen und ziehe frühmorgens durchs Vergaldner Tal zur Tübinger Hütte ennet dem Vergaldner Joch! Nach ausgiebiger Rast wird der steilere Teil des Tales unter die Füsse genommen. In schön regelmässigem Schritt geht nun auch Irene endlich hinter mir her. Nichts als das Rauschen der vielen Bächlein rund im Talkessel in den Ohren! Eine scharfe Wegbiegung zeigt uns fast wie ein gut geratenes Dia noch einmal das ganze lange, schöne Vergaldner Tal mit seiner lustigen Nebelmütze über Gargellen.
Ganz langsam schreiten wir höhenwärts, so langsam, dass auch Sepp mitmag; ebenso lang- sam nebelt es ein, und aufgescheuchte « Munggen » flitzen vor uns in ihren Bau. Uns wundert's, dass wir fast auf Säntishöhe so grüne Alpen antreffen. Dann zieht eine garstige Nebelhexe den grauen Vorhang so dicht zu, dass man kaum den Vordermann erkennt. Ein steifer Wind verkündet die Vergaldner Jochhöhe; wir sind auf dem höchsten Punkt des heutigen Tages: 2515 Meter! Aber schade, dass wir um die Sicht in die blaue Silvretta geprellt worden sind... Da! Ganz kurz reisst der Nebel sekundenschnell auf: gespenstig steil, gerade vor uns, schnürt eine Zickzackspur himmelwärts - das kann nur das Plattenjoch sein, unser morgiger Höhenweg!
Auf! Weiter...
Ein schmales Weglein leitet über Geröll- und Schneefelder zum Mittelbergjoch. Ohne Rast weiter - erst über steile Rasenhänge, dann durch ein riesiges Blocktrümmerfeld. Sicht gleich Null! Herdengeläut kündet zahmere Regionen an; saftige Weiden und muntere Bäche werden stillschweigend durchwandert, und endlich taucht die gastliche Hütte mit ihrem roten Blechdach aus dem nassen Grau!
Eine besorgte Hüttenwartin hat den Trockenraum aufgeheizt und meint anerkennend: « Sie sind die einzige Gruppe, die wegen des vielen Schnees nicht abgesagt hat; das ist nett von Ihnen! » Dann nimmt sie sich ganz besonders der müden Frauen an, und diese sind froh, dass sie sich in die warmen Wolldecken einkuscheln können, um erst mal etwas zu schlafen.
Draussen entlädt sich nun die geballte Kraft eines Hochgewitters; Graupeln fallen, und im Nu ist der Hüttenplatz weiss bedeckt. Zeit zum Kartenstudium und Prosten mit Foren-bräu. Der Abstieg für Sepp nach Gaschurn wird festgelegt, denn am morgigen Tag wird er unmöglich durchhalten in seiner momentanen Krise.
Der letzte Donner rollt übers Garnerajoch; es hellt ganz freundlich auf, und so tröpfeln auch wieder die leicht « Blessierten » in die warme Tübinger Hüttenstube. Han hockt mit ihrem schaurigen Katarrh wie ein schnurrendes Büsi in der Fensternische; wir andern « müssen » mal jassen. Wir sitzen so friedlich beisammen, fast wie in unserem eigenen Clubheim auf der Sellamatt. Nach dem guten Nachtessen mit viel Salat stellt sich uns der hieher beorderte Führer manierlich vor. Die Damen finden: « Ein herziger Typ! » Ich habe volles Vertrauen in seine Anordnungen, so dass wir ohne Murren abnormal zeitig den Schlafraum aufsuchen. Den leicht « Havarierten » greife ich mit Beruhi-gungspillen « unter die Arme », und in der Hoffnung, dass alle lang und tief schlafen werden, drehe ich mich zur Wand: « Guet Nacht! » 6. tag: im ewigen eis der silvretta-joche Han... ( Autorin dieses Abschnittes ) Wie spät oder früh ist es wohl?... Mir, der Han aus Holland, macht der kommende Tag etwas Kummer - nicht wegen der Distanz, nein, wegen meines lausigen Katarrhs. Dabei bin ich vom Tourenleiter dazu ausersehen, diesen Tag zu schildern. Gut, ich will 's versuchen, der gute Paul wird die verwirrende Zahl seltsamer Namen von Bergen und Jochen schon richtigstellen. Ein Lichtstrahl sucht sich einen Weg durch das Dachfensterli, vielleicht scheint der Mond! Die Nase rinnt — rinnt — rinnt!
Um halb sechs morgens ist Tagwache. Paul ist schon vorher einmal aufgestanden, sicher, um nach dem Wetter Ausschau zu halten! Eine seiner grössten Sorgen ist das launenhafte Wetter — launenhafter als eine Frau! Nach gutem z'Morge verabschieden wir uns von Sepp und der freundlichen Hüttenwirtin — hinaus an die Luft! Das Wetter ist ordentlich. Paul dirigiert mich hinter den Führer. So geht 's hinauf, den sehr steilen Schneehang hinan zum Plattenjoch. Von unten sieht man die Zickzackspur, welche 15 österreichische Soldaten gestampft haben. Die Verhältnisse sind sehr günstig, was auch gut ist, denn es geht wirklich « zackig » bergan. Herrliche Bergwelt, wie frisch und erquickend bist du in dieser frühen Morgenstunde! Ich konzentriere mich ganz auf die roten Gamaschen des Führers... diese Dinger gehen und gehen... immer weiter hinauf, bis sie plötzlich ruhig sind. Hurra, wir sind auf dem Plattenjoch mit seiner schönen Höhe von 2727 Meter! Dieser Anblick! Worte vermögen solche Schönheit nicht auszudrücken. Auf Vorschlag unseres Führers Hugo Walter erklettern wir die westliche Plattenspitze - immer schön hinter dem Rotgamaschigen her. Dabei wandert der Blick oft senkrecht zur Tiefe, wo seltsam grüne Seelein im Tal liegen - Schottensee scheint mir ein passender Ausdruck zu sein. Oben auf dem Gipfel erwartet uns eine noch schönere Aussicht! Das Kleine Seehorn hüllt sich in einen Schleier, wie um sich gegen allzu neugierige Blicke zu schützen. Ganz reizend sieht das aus! Irene verteilt Gipfelküssli; wir sind ja immerhin auf einem 2883 Meter hohen Gipfel! Dann setzt sie sich auf einen Felsblock, von dem man lotrecht hinab zum roten Blechdach der winzig klein erscheinenden Tübinger Hütte sieht. Ob Sepp wohl schon talaus wandert? Wenn man andächtig in diese Gipfelwelt hineinschaut, ist es, als ob man ein Musikstück mit wundervollem Melodienreichtum höre — das Auf und Ab; die Gipfel ganz hoch, jubelnd — die Täler ganz weit unten, rauschende Bässe. Das ist wirklich wie Musik! Jan rennt mit seinem Photokästli wieder von einer Ecke zur andern. Ich glaube, er macht jeden Weg zweimal; aber nachher zu Hause im flachen Holland freuen uns die prächtigen Schweizer und Österreicher Bergbilder. Es muss wirklich ganz besonders sein, denn sogar unser Führer photographiert — mit einem herzigen Mini-Apparätli! Paul zeigt uns den weiteren Verlauf des einmaligen Höhenweges über all die weissen Felder, vorbei am Grossen Seehorn und markanten Gross Litzner!
Wieder unten bei den Säcken angelangt, hebt ein Maskieren mit allerlei Cremen und Brillen an, denn die Sonne brennt merklich. Über steile Flanken der Schweizer Lücke kommen wir nun in den Firnbereich der Cromer Lücke; eine Stelle muss wegen Steinschlaggefahr mit grossem Abstand von Mann zu Mann begangen werden, und die Sonne brennt unbarmherzig auf dieser Höhe von 2730 Meter. Nach kurzem Verweilen steuert der Führer einen Steilabsturz an, wo es an Seilen überraschend schnell zur Saarbrückner Hütte hinuntergeht. Ich kann mir zwar fast nicht vorstellen, dass hier eine Hütte stehen soll - alles nur steile Wände!
Und doch! Auf 2538 Meter klebt diese Berg-lerunterkunft wie ein Schwalbennest am Felsen. Wäsche flattert lustig im Wind, und zwei herzige Kinder schauen uns neugierig an - ein richtiges Nest!
Zünftig wird dem Lunchpaket zugesprochen; der Schatten tut wohl, aber noch wohler die zwei Runden « Schgiwasser », welche unsere Jüngste spendiert!
Neu gestärkt rüsten wir für die Etappe zum Litzner Sattel.
Zuerst geht 's zu einem Gletscherseelein, dann an riesigen Spalten vorbei, gottlob in beruhi-gendem Abstand. Vor uns die unendlich weit scheinende Militärspur... Wir steigen nur massig; dafür brennt die Sonne um so mehr. Ich habe Kopfschmerzen, und im Hals brennt 's mich! Doch der Litzner Sattel kommt immer näher, und kaum oben angelangt, drückt Walti, unser Humorist und « Stiefeli-Dirigent », den obligaten Kopfstand, sehr zum Gaudi einer hier anwesenden Tiroler Klettergruppe.
Die Militärspur zieht Richtung Wiesbadener Hütte; also muss unser Führer zur nächsten Lücke selber spuren - und es wird immer heisser!
Von diesem « Steiss » zum höchsten Joch des langen Tages ist mir vor allem eines in Erinnerung geblieben: der Schnee war noch nie so weiss und die Sonne noch nie so heiss! Ich habe keine Luft in meiner verstopften Nase, bleibe in Gottes herrlicher Einsamkeit allein sitzen und lasse die andern mit Hugo Walter zur Sonntagsspitze ziehen. Ganz nahe und mächtig ragt der Gross Litzner mit seinem dunklen Fels zum blauen Himmel, Wolken segeln an ihm vorüber. Wenn ich lange hinschaue, ist es, als ob er sich zu mir neige — ein wenig beängstigend, aber faszinierend zugleich!
Die Kameraden kommen begeistert wieder vom Gipfel; der Führer erkundigt sich nach meinem Befinden, und ich komischer Kauz muss plötzlich weinen! Paul gibt mir eines seiner Wun-derzückerli und befiehlt dem Führer, mich arts Seil zu nehmen. Schön am Strick hinter dem vertrauenerweckenden Hugo, der leise wie ein Geissbub vor sich hinpfeift, passiere ich den himmel-traurigen Geschirrladen mit Namen Klosterpass. Aber dann finden wir über Schnee und Felsstufen endlich ein moosiges Plätzli, wo sich kleine Seelein wie Spiegel in die Moränenlandschaft gelegt haben.
Gottlob, nun darf auch die Geiss wieder frei herumlaufen!
Ein aufziehendes Gewitter mahnt zum Weitermarsch in Richtung Rote Furka - unser allerletzter Übergang der unvergesslichen Wanderwoche. Wir stapfen wieder munter im Schnee bergan und bringen diesen Teil flott hinter uns. Glückselig stehen wir hoch überm gewaltigen Eismeer des Silvretta Gletschers, gerade rechtzeitig vor dem Einnebeln. Ich könnte jauchzen; der letzte Pass ist hinter uns, und alle Mühseligkeit ist verflogen, sogar der leidige Katarrh scheint her-ausgeschwitzt zu sein. Der Führer lässt hier seinen Rucksack stehen, geleitet uns noch zu sicherem Pfad, um dann wieder zur Bielerhöhe zu eilen und neuen Kunden zur Verfügung zu stehen.
Sein Lohn setzt sich aus drei verschiedenen Währungen zusammen! Ein letzter Händedruck, und schon rennt er bergwärts. Komm gut heim, lieber Freund!
Erste Tropfen fallen. Paul ist wieder an der Spitze; so geht 's wohl oder übel im Eilmarsch zur Silvrettahütte. Es ist 16 Uhr. Kaum sind wir unter Dach, da öffnet der Himmel seine Schleusen; Donner rollen, Blitze lassen die Umwelt gespen- stisch aufleuchten. Der Himmel segnet unsere glückliche Ankunft in der Schweizer Alpenclubhütte! Und eins-zwei-drei hocken Rolf und Paul lachend hinter einem Saft.
Paul hat den heutigen Tag wie einen Ferientag genossen. Ich kann mir vorstellen, dass die Last der Verantwortung ihn manchmal ein wenig gedrückt hat. Aber jetzt, wo er so mitten in seiner Gruppe sitzt, mit geröteten Wangen und strahlenden Augen, weiss ich, dass er glücklich ist in der Gewissheit, andern die Schönheit seiner lieben Bergwelt greifbar nahe gebracht zu haben.
Die Nacht kommt still und klar; ich hebe meine Augen auf zu den vielen, vielen Lichtlein am unendlichen Firmament, und meine Gedanken gehen den weiten, schönen Wanderweg noch einmal zurück...
7. tag: ausklang Durch das in mittäglichen Dunst getauchte Prättigau rattert der Zug talaus. Kräftige Berg-lerstimmen müssen zum letztenmal zusammen all die Lieder singen, die dem Glück froher, gemeinsamer Bergstunden Ausdruck verleihen. Und in ihrem Melodienreichtum schwingt freudig das Erinnern an die selige Zeit des Wanderns durch die gewaltigen Kathedralen mit ihren Pforten aus Fels, Altären aus Eis und Schnee, den Chören aus Bächen und Steinen und den Gewölben aus himmlischem Blau. Sieh dir Han und Jan an; sie schmunzeln vor sich hin, wohl in Gedanken an Waltis bunte Hüttenabende! Fein rasiert, so gar nicht mehr « schwarzer Panther », ist Ernst froh wie ich, dass nichts schiefgegangen ist. Ich als Tourenleiter bin ihm ganz besonders dankbar, hat er doch das « Amt » des Schlussmannes, ohne jemals zu murren, geduldig ausgeübt! Irene, Rolf und Walti, alle drei stets fröhliche Kameraden, singen aus voller Kehle; das tagelange Erleben muss sich in irgendeiner Form Luft verschaffen, jetzt, wo man so friedlich sitzen und fahren kann. Bald genug wird der Zug in Landquart einlaufen, wo es dann gilt, von unseren lieben Holländern Han und Jan Abschied zu nehmen...
Und deshalb gehen meine Gedanken nochmals hinauf in den heutigen klaren Morgen, hinauf in die Silvrettahütte. So gut haben wohl selten alle geschlafen, bis der neue Tag strahlend mit seinem Frühlicht über die nahen Gipfel und Grate kam. Ich denke an den vielen Schneematsch zur Lindauer Hütte, an den überirdischen Glanz auf der Sulzfluh, dann an die lange, schaurige Nacht in der föhnsturmumbrausten Tilisunahütte, wo ich stundenlang auf dem Bauch lag und durch das modern angeordnete, lager-ebene Längsfenster zu den nachtschwarzen Konturen der Verspalahöhen schaute, immer in Ängsten: Wenn der Föhn zusammenbricht, hocken wir hier oben im Regen! Mir wird bewusst, mit wieviel Wetterglück wir gesegnet waren nach all dem Schneefall der Vorwoche!
Ein ausgiebiges Morgenessen - noch einmal Blick in die Runde; dann eilten wir leichten Fusses den « schäbigen » Hüttenweg hinab zur breiten Sardaska-Alp. Der Pfad war nicht ein Weg, sondern eine « Steinbollenrille », vom Hüt-tenbastpferd mit duftenden « Äpfeln » würzig garniert!
So waren wir recht zufrieden, als wir die breite Strasse nach Pardenn erreichten. Marschlieder bestimmten den Rhythmus, aber im Rauschen der Wildwasser ertranken unsere Töne. Die Silvrettawasser vereinen sich mit den Vereinawassern und strömen breit und gelassen als Landquart uns zur Linken.
Wir genossen den Gang talaus in Richtung Monbiel!
Über dem herben Duft sonnendurchfluteten Waldes zitterten im Mittagsglanz die steilen Flanken des Fergen, der zuoberst ganz schelmisch eine mollige Gutwettermütze trug. Bergbauern am Heuen. Langsam und doch viel zu schnell kamen wir hinab ins emsige Tal.
Noch einmal musste ich meinen Blick wenden, hin zum Zauber der Berge, und in grenzenloser Dankbarkeit für das Glück in den Ber- gen schreite ich mit meinen Kameraden Klosters zu, im Herzen die Worte eines Julius Kugi:
Gütig blickt ihr Berge auf mich herab, da ich langsam talauswärts schreite. Zu euren farbigen Festen bin ich immer geladen.
Ihr lohnt meine Liebe und Treue zu euch. Ja gewiss, ihr bleibt bei mir, da die Schatten des Abends herniedersinken, und gebt mir ein freundliches Geleite.