Von Saas Fee nach Zermatt
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Von Saas Fee nach Zermatt

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

VON KLAUS ALBRECHT, ZÜRICH

Mit 3 Abbildungen ( 219-221 ) Welch herrliches Tourengebiet für den Skifahrer liegt zwischen diesen beiden Orten! Fern vom Getriebe der Stadt, dafür in der Einsamkeit, kann man dort noch seine Spuren ziehen. Umgeben von majestätischen Viertausendern, wird man wieder zum Menschen, der die Natur entdeckt.

Mit meinem Kameraden zusammen beschloss ich, schon Anfang März nach Saas-Fee zu fahren, um von dort nach Zermatt hinüber zu traversieren. Wir hatten ein umfangreiches Programm aufgestellt mit nicht weniger als fünf Viertausendern, waren uns aber natürlich darüber klar, dass nur im allergünstigsten Fall diese Pläne Wirklichkeit werden konnten. Wir wussten, dass normaler weise diese Hochtouren zwei Monate später gemacht werden; wir vertrauten aber auf unser Glück und waren bereit, bei schlechten Verhältnissen sofort umzukehren. Für uns beide bedeutete diese Tour einen Abschied von den Schweizer Bergen, denn beide gingen wir anschliessend ins Ausland.

Eines schönen Montags stehen wir bepackt wie die Lastesel in Saas-Fee und nehmen den Weg zur Längfluh unter die Füsse. Den Weg müssen wir erst suchen, denn der frühen Jahreszeit wegen hatte noch niemand Lust, bei grimmiger Kälte in der Hütte zu übernachten. Gegen Abend treffen wir bei sehr schönem, doch kaltem Wetter in der Längfluhhütte ein. Hier bewährt sich schon zum ersten Male unsere Lawinenschaufel, denn die Eingänge und die Fenster der Hütte sind zugeschneit. Endlich brennt ein lustiges Feuer im Ofen, wobei auch wir wieder langsam auftauen.

Am nächsten Morgen ist früh Tagwacht, und bald ziehen wir unserm ersten Ziel, dem Alphubel ( 4206 m ) zu. Die Schneeverhältnisse sind für diese Jahreszeit sehr günstig, und so kommen wir gut vorwärts. Peter ist immer auf der Suche nach geeigneten Objekten für seinen Photoapparat, bis wir merken, dass sich das Wetter verschlechtert.

Jetzt schalten wir den Berggang ein, und so wird auch noch das letzte steile Stück zum Alphubel bewältigt. Die ganze Mischabelkette liegt schon in den Wolken, so dass wir so schnell wie möglich wieder abfahren. Auf dem Feegletscher hat es noch relativ viele offene Spalten, die wir vorsichtig umfahren. Eine gute Stunde brauchen wir vom Gipfel bis zur Hütte, die wir um 16 Uhr wieder erreichen. Abends hat sich das Wetter wieder gebessert, und so gehen wir früh schlafen, um am nächsten Tag gut ausgeruht zu sein. Auch haben sich bei uns Kopfschmerzen eingestellt, die wir der Höhe und der fehlenden Akklimatisation zuschreiben.

Am Mittwoch verlassen wir die Längfluhhütte mit Sack und Pack und ziehen dem Allalinhorn zu. Bald fangen unsere schweren Säcke an zu drücken, und so sind wir froh, als wir auf dem Plateau ankommen, wo wir bei der Abfahrt unsere jetzige Route verlassen müssen, um zur Britanniahütte zu kommen Hier deponieren wir unsere Rucksäcke und nehmen nur das Nötigste für den Weiteranstieg mit.

Bis zum Feejoch geht alles gut, doch von dort geht es mit den Ski nicht mehr weiter. Der letzte Gipfelhang ist eine einzige Eisfläche, die mit ca. 10 cm Schnee bedeckt ist. Mit unsern Steigeisen kommen wir aber auch hier gut vorwärts, und wo es schwierig wird, schlagen wir noch zusätzlich Stufen. Bei dieser Arbeit kommen wir das erste Mal ins Schwitzen, und wie wir später feststellen werden, auch das letzte Mal, denn die Kälte nahm in den nächsten Tagen immer mehr zu. So erreichen wir bald eine Felszunge, auf der wir leicht bis zum Gipfel ( 4027 m ) gelangen. Nach einem kräftigen Händedruck bewundern wir das herrliche Panorama. Majestätisch erhebt sich in der Ferne das Matterhorn, der König der Berge. Noch weiter im Westen reichen unsere Blicke bis zum Mont Blanc. Dann folgen: Dent Blanche, Obergabelhorn, Zinalrothorn und Weisshorn. Im Norden erhebt sich die Mischabelgruppe mit dem Dom als höchster Erhebung, und im Süden leuchtet das sonnenbeschienene Monte-Rosa-Massiv. Glücklich erreichen wir wieder unser Skidepot, und durch herrlichen Pulverschnee ziehen wir unsere Schwünge bis zu unsern Rucksäcken. Wieder beladen, geht die Fahrt weiter, und nach etwa anderthalbstündiger Gegensteigung erreichen wir die Britanniahütte. Hier finden wir eine ziemliche Unordnung vor, die von einigen Tagesbesuchern stammen mag, die die Hütte scheinbar als Abladeplatz für ihren Abfall betrachteten. Wir kochen schnell ab, um bei der herrschenden Kälte bald schlafen gehen zu können. Auch haben wir für den nächsten Tag ein grösseres Pensum vor, wollen wir doch auf das Strahlhorn, dann über den Adlerpass bis zur Monte-Rosa-Hütte gehen.

Am Donnerstag verlassen wir erst um 8 Uhr die Hütte und fahren zum Hohlaubgletscher ab. Vor uns sehen wir den zwischen Strahlhorn und Rimpfischhorn gelegenen Adlerpass, den wir in südwestlicher Richtung nach drei Stunden erreichen. Kurz unterhalb des Passes entsteht wieder unser Sackdepot, und nach kurzer Rast scheuchen uns Wind und Kälte auf. Die Hänge zum Strahlhorn weisen wenig Spalten auf, dafür hat der Wind aber den Schnee verweht. Schnell sind die Harscheisen montiert, und nach anderthalb Stunden stehen wir auf dem Gipfel ( 4190 m ). Wieder umgibt uns ein herrliches Panorama. Nach einer Gipfelphoto treibt uns aber der Wind schnell wieder in die Tiefe. Die Abfahrt bereitet uns keine Schwierigkeiten, und so stehen wir bald auf dem Adlerpass, der nach Westen hin allerdings gar kein schönes Bild bietet. Rechts hin zum Rimpfischhorn ziehen sich steile Felsrippen bis zum Adlergletscher, die mit Ski schlecht zu durchklettern sind. Links dagegen zieht sich ein steiler Hang bis zur Passhöhe, der aber zu unserem Leidwesen ziemlich vereist ist. Da ist guter Rat teuer. Eine Stunde lang suchen wir nach der besten Abfahrt, denn wir wollen nichts riskieren. Genügt doch ein Sturz, um 200 m tiefer auf dem Adlergletscher zu landen. Aber auch dieser Schwierigkeiten werden wir Herr, und aufatmend stehen wir auf dem Gletscher.

Es sind aber immer noch vier Stunden bis zur Monte-Rosa-Hütte. Da sich bei uns nun aber langsam die Anstrengungen der letzten Tage bemerkbar machen, beschliessen wir, einen Ruhetag einzulegen und über den Findelengletscher nach Zermatt abzufahren.

Nachdem wir am Samstag unseren Proviant ergänzt haben, gelangen wir von Zermatt über den Gornergletscher zur Monte-Rosa-Hütte. Am Sonntag ist um 3 Uhr Tagwacht, haben wir doch die Dufourspitze, 4634 m, auf dem Programm, müssen dann aber bald einsehen, dass unser Unter- nehmen zum Scheitern verurteilt ist, denn die Kälte und der Wind zwingen uns zur Umkehr. Das Thermometer zeigt —20° C und dazu ein bissiger Wind, das nimmt einem die Lust zu einer Besteigung! Wir fahren deshalb über den Gornergletscher bis zum Theodulgletscher ab und steigen zum Theodulpass auf. In der Theodulhütte des Italienischen Alpenclubs übernachten wir bei —15 ° C, so dass an Schlaf nicht viel zu denken ist.

Am Montag ist die Temperatur auf—26° C gesunken, und so wird auch aus unserer Tour auf das Breithorn nichts. Endgültig fahren wir nun über den oberen Theodulgletscher nach Zermatt ab und heimwärts.

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