Wald und Wild
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Wald und Wild

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Ausdehnung und Verteilung. Kiefer. Lärche. Arve. Tanne. Harzprodukte. Birkensaft. Holznutzung. Leseholz. Waldweide. Waldstreue. Das Wild. Bär und Bärenfallen.Wolf und WTolfsgruben. Fuchs. Hasen.—Vögel.Schlangen.

Der Wald ist zum weitaus überwiegenden Teil Eigentum der Gemeinden. Er bildet keine einheitlichen, von den Alpen ausgeschiedene Flächen, sondern in den höhern Lagen greifen Wald und Weide ineinander. An den tiefern Hängen hat der Wald seinen Standort zwischen dem Kulturland; an den steilen und flachgründigen Halden, und in der Alpenregion werden die bessern Plätze von der Weide beansprucht, die vom Walde umrahmt wird. Nur an den Nordhängen tritt der Wald in grössern, zusammen- hängenden Flächen auf.

In den untersten Lagen ist die Kiefer der herrschende Baum, Stufen, die von dem Pflanzengeographen als « Föhrenregion » bezeichnet werden. Der Altmeister der Schweizer Botaniker, H. Christ, hat die Vispertaler Föhrenregion im Wallis zum Gegenstand einer wertvollen Arbeit gemacht 1 ). Stellenweise steigt der Kiefernwald über die Dorfschaften hinaus, so der Eggwald in Zeneggen, und vereinzelt geht die Kiefer am Goldbiel auf der Moosalp bis auf 2140 m. In der Alpenregion dominiert die Lärche, der sich in weniger sonnigen Lagen die Fichte ( Rottanne ) und am obersten Waldrande die Arve beigesellt. Die Weisstanne ist mehr in tiefern Regionen an schattigen Stellen zu Hause. Die Arven und Tannen überschreiten jedoch den Tellibach nach Süden nicht. Zunächst wird man jenseits des Baches vielleicht noch ein vereinzeltes Exemplar antreffen, im Gemeindegebiet von Emd fehlen sie aber gänzlich; hier ist die Lärche und die Kiefer ausschliesslich zu Hause. Die Lärche, die Arve und die Fichte steigen auf der Moosalp am Goldbiel, am Stand und auf Bifigen bis in eine Meereshöhe von 2200 m. Während am Nordhang im Birchner Wald die Arve herrscht, hat am Bulletin der Société Murithienne 1916/18. Sitten 1920.

F. G. Siebter.

Südhang die Lärche ( Letschen ) die Oberhand. Bekanntlich verliert die Lärche im Herbst ihre Nadeln, ist über Winter kahl und begrünt sich im Frühjahr wieder. Es ist interessant, im Frühjahr und im Herbst diesen Vegetationsvorgang zu verfolgen. Am « Meieltag » ( 1. Mai ) sind die Lärchen bis in die Höhe der Dörfer begrünt, während oben noch alles kahl ist. Tag für Tag schreitet die Begrünung höher hinauf, zuerst bis in die Voralpen, bis so Ende Mai auch die obersten Lärchen in der Alp ihr grünes Kleid angezogen haben. Umgekehrt geht das Abfallen der Nadeln im Herbst vor sich. Die Nadeln werden mit'Eintritt der kalten Nächte gelb, bei einzelnen Bäumen früher, bei andern später. Wenn man im Herbst von Zeneggen an den Guggitschuggen hinaufschaut, so beobachtet man, wie zuerst in den höchsten Lagen die Nadeln der Lärchen zwischen den dunklen Tannen und Arven vergilben und abzufallen beginnen. Die Gelbfärbung schreitet allmählich tiefer und tiefer, die Nadeln fallen ab, bis schliesslich Ende Oktober die tiefsten Bäume ihr Sommerkleid abgelegt haben.

Die Lärche kann in sonnigen Lagen auf gutem Boden durch Selbstbesamung in kurzer Zeit grosse Flächen bestocken. An geschützten Stellen wächst sie rasch, während oben auf der Alp das Wachstum viel langsamer ist. Man sagt, dass die Lärche und der Nussbaum hundert Jahre wachsen, dann hundert Jahre im Wachstum stillstehen und schliesslich hundert Jahre lang abnehmen. Die in tiefern Lagen auf gutem Boden in offenem Land erwachsene Lärche heisst « Waslärch », die in der Höhe auf den Alpen stehende « Gratlärch ». Die Waslärchen wachsen viel rascher, werden aber nicht so alt wie jene in der Höhe.

Die alten Lärchen ( Fig. 77 ) auf der Alp Moos haben ein Alter von 400-500 Jahren oder mehr. Eine ebenso respektable Lebensdauer erreichen die an der obern Waldgrenze stehenden Arven ( Fig. 78 ), deren es solche mit einem Stammdurchmesser von 1-1 ¾ m gibt. Aus dem Holz der Arve werden prächtige Täfer und Möbel verfertigt, was leider noch viel zu wenig bekannt ist. Als Brennholz dagegen ist das Arvenholz weniger geschätzt als Lärchen, Tannen und Kiefern. Es brennt gerne, gibt aber viel Russ. Noch leichter als Arvenholz brennt das Holz der Birke. « Wenn es sich nicht schämen würde, so würde es unter Wasser brennen », heisst es im Volke. Das Arvenholz ist « sandig »; man kann Messer darauf abziehen. Man unterscheidet « Rotarben » und « Weissarben », die erstere ist die verbreitetste Varietät, während die Weissarbe selten ist. Bei den Rotarben sind die Zapfen bläulichrot gefärbt, bei der Weissarbe grün. Sonst ist kein Unter- schied .Eine Weissarbe steht an der südwestlichen Abdachung des Goldbiels. Interessant ist das Vorkommen einer Trauer ficht e am Guferweg in Zeneggen. An vielen Stellen sieht man im Walde in den Stämmen der Lärchen etwas über der Erde fingerdicke Bohrlöcher, die tief in den Stamm hineingehen und Die Vispertaler Sonnenberge.

den Zweck hatten, das flüssige Harz der Lärchen zu gewinnen. Im Innern besitzt der Stamm der Lärche im Verlauf der Jahrringe häufig kreisförmige Spalten. In diesen sammelt sich flüssiges Harz ( « Letschenen », « Lötschenen » ), das noch bis vor 50-60 Jahren im Wallis gesammelt wurde. Heute hat dieser Erwerb ganz aufgehört. In untergestellten Gefässen wurde das ausfliessende Harz vor dem Bohrloch aufgefangen. Früher wurden in Törbel ganze Fässer voll Letschenenharz gewonnen und in Lagein über den Theodul in das Augsttal zur Herstellung von Terpentin exportiert. Als Rückfracht wurde Wein mitgenommen. Im Jahre 1717 kommt ein Vertrag betreffend « Letschenen, Boren und Harzen » zwischen der Gemeinde Zeneggen und einem Mann mit Namen Gallia z zustande. Die Galliaz, die aus dem Augsttal stammten und Unterm Wald ob dem Winkelried in Zeneggen wohnten, wurden durch diesen Erwerb wohlhabende Leute. Der letzte ihres Geschlechts nahm den Namen seines Weibes « Schaller » an, ein Name, der in Zeneggen verbreitet ist.

Konrad G essner schreibt 1542: « Lerchen-harz, das auch Gloria genennet wirt. » Thomas Platter 1572: « Lerchen, daruss das glöriflüsst ».

Ein anderes Harzprodukt ist das « Weiss -tannenzapfenöl » oder « Tranpech », das aus den frischen Zapfen der Weisstannen ausgeschmolzen wird und zur Herstellung von Pflastern bei Quetschungen verwendet wird. Es wurde besonders in Albenried gewonnen, wo an den Nordhängen die Weisstanne häufig ist.

Gegen aufgesprungene Hände und zu Verbänden bei Klauenverletzungen des Viehes wird das Harz öl benützt, das in grossen Kesseln aus den Wurzelstöcken der Kiefer ausgesotten wird.

Geschätzt zu äusserlichen Anwendungen war das « Sefinenöl », das aus den Beeren und Zweigspitzen der Sefi ( Juniperus sabina ) destilliert wurde. Daneben wird heute noch der Birkensaft gesammelt. Die Stämmchen der Birke werden beim Safttrieb im Frühjahr angebohrt und ein Gefäss vor das Bohrloch gebunden, in welchem sich der Saft sammelt. So kann man von einem wüchsigen Stämmchen täglich einen Liter Saft gewinnen. Er wird als Blutreinigung mit Milch getrunken. Die von den Waldameisen auf den grossen Nadelhaufen zusammengetragenen kleinen Harzklümpchen werden als Weihrauch benützt.

Der Wald versorgt die Bewohner in erster Linie mit Brenn- und mit Bauholz. Der Bedarf ist bei den primitiven Feuerungseinrichtungen und bei der fast ausschliesslichen Verwendung des Holzes zu Bauten sehr gross. Jeder Bürger erhält aus dem Gemeindewald jährlich unentgeltlich Losholz; dieses ist aber als Brennmaterial meist nicht hinreichend, weshalb den ganzen Sommer über das dürre und das Abfallholz im Walde gesammelt wird. Scharenweise zieht das Volk in den frühen Morgenstunden in den Wald, um Holz zu « hannen » ( sammeln ). Auf jedem Gang auf die Berge begegnet man Kinder und Erwachsene, die in Tschifferen oder Traggabeln Holz aus dem Walde bringen ( Fig. 79 ). Es darf jedoch F. G. Siebter.

nur dürres, abgehendes Holz gewonnen werden, wozu auch die dürren Äste an den Bäumen gehören. Diese werden mit Haken an langen Stangen « abgeschreckt » ( abgebrochen ); die dürren Äste der Lärche sind ein ganz vorzügliches Brennmaterial. Auch kleinere, dürre Tännchen lassen die Sammler mitlaufen. So wird im Sommer und Herbst ein grosser Holzvorrat ge-hamstert; es gibt Bürger, die für zwei bis drei Jahre Holz im Vorrat haben. Grössere, dürre Tännchen und grösseres Windfallholz werden an Sonntagen nach der Messe vor der Kirche um billiges Geld unter den Bürgern vom Waldvogt an den Meistbietenden verkauft.

Infolge der misslichen Waldwirtschaft ist der Holzvorrat in den Gemeindewaldungen für grössere Bauten nicht genügend, wogegen das angrenzende Birchen Überfluss hat. Deshalb wird viel Holz aus dem Birchner Wrald bezogen. Einzelne Stämme können zwar in den Gemeindewaldungen gegen Entschädigung auch an den Sonnenbergen gekauft werden. In Törbel bezahlt der Bürger für den Centimeter Stammdurchmesser bei Lärchen und Arben 30—35 Rp., für Tannen 25 Rp.

Ein Krebsschaden der Walliser Waldwirtschaft ist die rücksichtslose Ziegen-und Schafweide in den Wäldern. Noch viel schädlicher ist aber die übertriebene Streuenutzung. Für den zahlreichen Viehstand ist viel Streue notwendig. Das Getreidestroh genügt nicht oder wird verfüttert oder als Bettstroh verwendet; anderes Streuematerial ist keines vorhanden. Da und dort wird im Herbst das saure, harte Gras der Magerwiesen, « Buschga » genannt, geschnitten und als Streue benützt. Die meiste Streue muss aber der Wald liefern. Die abgefallenen Nadeln, das Moos und der Humus des Waldes werden mit kleinen, eisernen Adlerrechen mit eng aneinanderstehenden, gekrümmten Zinken und kurzem, hölzernem Stiel auf dem Erdboden, zwischen den flach verlaufenden Wurzeln der Bäume und in den Vertiefungen auf den Knien zusammengerafft und so der Boden und die Pflanzen des Schutzes beraubt und den Bäumen die wichtigste Nahrung entzogen. Die gesammelte Streue wird in grossen Rückenkörben ( « Chris-Tschifferen » ) haufenweise nach Hause geschafft ( Fig. 80 ) und als Streue benützt. Jeder sucht soviel als möglich zusammenzuscharren, einer dem andern zuvorzukommen; keiner will zu kurz kommen. So wird eine elende Raubwirtschaft getrieben. In Zeneggen werden in dem Gemeindewald von den einzelnen Bauern im Sommer, wenn die Streue trocken ist, ausser der vorweg heimgetragenen Streue, zahlreiche 2 ½—4 m hohe, runde Haufen ( Fig. 81 ) im Durchmesser von 3—4 m gemacht. Jede Haushaltung errichtet ein bis zwei solche Haufen, und im ganzen werden es im Herbst im Zenegger Gemeindewald über 80 sein. Damit die gesammelte Streue an dem Haufen nicht verrutscht oder vom Wind verweht oder von den Ziegen und Schafen Die Vispertaler Sonnenberge.

1)9 zertreten wird, wird mittels Tännchen und Ästen ringsherum eine Art Zaun errichtet. Manches junge, hoffnungsvolle Bäumchen wird unbarmherzig umgehauen und zur Befestigung des Haufens benützt und so der Wald direkt geschädigt. Dieses Deckholz wird im Winter mitsamt der Streue und der angefrorenen Erde auf Schlitten nach Hause transportiert.

Wenn der Untergrund nicht sehr kräftig ist, so leidet jede Tanne, deren Wurzeln an der Erdoberfläche entblösst und ihrer Nahrung beraubt wird, unter dieser Streueentnahme; das Wachstum der Bäume wird beeinträchtigt und unterdrückt. Der Stamm wird kernfaul, und schliesslich stirbt er ab. Wenn die rücksichtslose Schaf- und Ziegenweide im Walde grossen Schaden anrichtet, so ist die übertriebene Streuenutzung schliesslich der Ruin der ganzen Waldwirtschaft. In Törbel, wo man früher, gleichwie heute in Zeneggen, beim Streuesammeln Raubwirtschaft getrieben hatte und im Walde für den Winter Streuehaufen von der Grosse von 300 Chris- Tschifferen machte, ist es heute verboten, im Walde Streuehaufen anzulegen, da man den Untergang des Waldes kommen sah. Es darf inTörbel heute jeder jeweilen nur soviel Streue sammeln, als er gerade mitnehmen kann. Das Streuesammeln gänzlich zu verbieten.wie das eidgenössische Forstgesetz vorschreibt, ist bei dem Mangel an Streue nicht gut möglich, wohl aber könnte die Streuenutzung auf gewisse Bezirke beschränkt werden.

An Wild sind die Vispertalerberge arm. Vor noch nicht hundert Jahren hauste hier zwar der Bär. Im Gemeindekeller von Zeneggen wird noch jetzt die Tatze ( « Plampe » ) eines Bären aufbewahrt ( Fig. 82 ), der vor hundert Jahren in der Gemeinde erlegt worden ist. Früher seien es zwei « Plampen » gewesen, die unter der First des Gemeindehauses angenagelt waren. Der Bär, von welchem die Pfote stammt, wurde vom Dorfe bis an die Vispach hinunter verfolgt und war im Begriff, über den Fluss in das Gebiet von Visperterminen überzusetzen, als er sich zur Wehre setzte. Wütend wandte er sich im letzten Augenblick gegen einen seiner Verfolger und « schreckte » demselben mit der Tatze die Kopfhaut ab; im gleichen Moment streckte ihn die Kugel einer Muskete nieder. Es war der letzte Bär der Gegend. Vor 250 Jahren sei er im Wallis so häufig gewesen, dass nur in der Landvogtei St. Moritz jährlich 15—20 Stück geschossen oder sonst erlegt worden sind. Im Meiggerli, einer Voralp am Eingang ins Ginanztal, sieht man heute noch die hölzernen Barrikaden, die als Bärenfallen benützt wurden. In Unterbäch ist am Gemeindehaus noch eine Klaue von einem Luchs angenagelt. Auch der Wolf muss ehedem verbreitet gewesen sein. Auf der « Wolfsgrubeneggu » im Eggwald in F. G. Stebler.

Zeneggen befindet sich noch eine Wolfsgrube ( Fig. 83 ), eine runde, 3 m tiefe, gemauerte Grube im Durchmesser von 4 m, in welcher der Wolf gefangen wurde.

Schlimm erging es daselbst einmal einer Bäuerin von Albenried. Dort wohnte ein älteres Ehepaar ehrlich und recht beisammen. Der Wolf glaubte jedoch eine Hypothek auf deren Besitztum zu haben, indem er wiederholt ein Schaf oder eine Ziege raubte. Um dem Dieb das Handwerk zu legen, machte der Mann im Eggwald eine tiefe Grube, nach oben verengert und fest ausgemauert. Oben deckte er dieselbe mit Reisig lose zu und legte eine tote Henne, die er in seinem Stalle fand, als Köder auf das Reisig. Die Frau bemerkte, dass ihr eine Henne am hellen Tag abhanden gekommen war und dachte gleich, ihr Mann werde sie als Lockspeise benutzt haben, und ging abends noch zur Wolfsgrube, um sie zu holen. Als sie in später Stunde noch nicht zurückgekehrt war, ging auch der Mann hinaus und sah, dass die Reisigdecke an zwei Stellen eingebrochen war. In der Grube sah er seine Frau und den Wolf friedlich beisammen. Sein Weib zog er heraus, und den Wolf erschlug er.

DieÜberreste einerWolfsgrube sieht man auch noch imWolfsgrubenferrich oberhalb der Voralp im Wichji in Törbel, neben einer grossen Lärche, bestehend in einem metertiefen, mit Gras überwachsenen, runden Loch von 3-3 ½ m Durchmesser ( Fig.38 ). Die Gemse ist heute in der Gegend selten geworden, während der alte Peter Imesch noch vor 50 Jahren, als er im Jungtal Senn war, daselbst Herden von 30 Stück antraf. Von grössern Raubtieren ist vor allem der Fuchs zu erwähnen, der in den Felsen ob Zeneggen und bei Emd heimisch ist und öfters den Hennenställen einen Besuch abstattet. Im Sommer bei grosser Hitze, oder wenn Wetteränderung bevorsteht, kommt er des Nachts ins Dorf und macht sich durch ein jämmerliches Geheul bemerkbar. In Emd sah ich es selbst, wie ein Fuchs am hellichten Tage zu einem Gehöfte auf Raub kam und von einem zweibeinigen Fuchs verfolgt wurde, von einem Manne mit Namen Fux, ein Name, der in Emd verbreitet ist. Auf den Bircherweiden ob der Hellelen sieht man öfters Hasen; neben dem Feldhasen beobachtet man den Grathasen ( Alpenhasen ) der kürzere Ohren hat. In höhern Lagen, z.B. im Telli und im Augstbord, ist das Murmeltier anzutreffen. Ein prächtiges Wild ist die « Pernise » oder das Steinhuhn ( Cacabis saxatilis ), das in den Bergen das Rebhuhn ersetzt. Nicht selten jagt man das Waldhuhn ( Birkhuhn ) auf, dem die Emder Jäger zur Balzzeit nachstellen. Ab und zu kann man einen « Ari » ( Adler ) sehen; einmal habe er in Törbel im Winter eine Katze geraubt. Häufig istderHennevogel ( Habicht ), der auf den hohen Tannen ob den Voralpen horstet. Täglich sieht man ihn in der Luft kreisen, und nicht selten holt er sich bei den Häusern eine Henne. « Es ist en leide Vogel », bemerkte eine Zenegger Hausfrau. Spatzen sind in Zeneggen selten, in Törbel häufig und machen die Kultur des Weizens daselbst unmöglich. Früher musste hier jede Haushaltung fünf Spatzenköpfe abliefern; wer mehr brachte, bekam fünf Rappen per Kopf aus der Die Vispertaler Sonnenberge.

Gemeindekasse. Der Schniderfranz brachte in seiner Jugend, als er Geisshirt war, immer beide Hände voll solcher Schädlinge, die er mit Steinen erlegt hatte. Scharenweise umfliegen die Rauch-schwalben im Sommer die Häuser, wo sie reichlich Nahrung finden. Sie erscheinen in Törbel zwischen,. *.

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:'.:-: ~., %.fl^'.« -SAC«a^..;:.^_?..;,;^J| dem 10. und 12. Mai; 1921 kamen sie schon am 7. Mai und zogen am 11. August, als die Nahrung spärlicher wurde, wieder ab. Bei dem schönen Herbstwetter beobachtete ich am 24. September 1921 noch zahlreiche Mauersegler, die vom Tal her einen Abstecher bis in die Voralp Zen Springen machten. Hoch in den Lüften sieht man im Sommer öfters das « Wanderli » ( Turmfalke ) kreisen. Ein prächtiger Vogel ist die Ringamsel ( Turdus torquatus ), die man nicht selten an Waldrändern beobachtet. Die Schwarzamsel geht nicht höher als das Dorf. Zahlreich sind die « Griwen » ( Wacholderdrosseln ). In Unterbäch heisst ein Tobel die « Griwen-schlucht ». Der « Bäjebicker » ( Fichtenkreuzschnabel ) pickt mit Vorliebe Zapfen der Lärche herunter und mästet sich an deren Samen. Der massenhaft vorkommende Zäpferäggi ( Nusshäher ) stellt den Arvenzäpfen energisch nach. Der Hehri ( Eichelhäher ) hat es im Sommer auf die Kirschen abgesehen und raubt nebenbei manchen kleinen Singvogel. Selten hört man den Totenvogel ( Wiedehopf ) hupen; dagegen ist die Wildtaube häufig. Die Kinder, die des Nachts nicht ins Bett wollen, bringt man mit der Erzählung vom « Johpi », « Johpeni » ( Nachteule ) zum fürchten. Der Vogel ist nicht selten. Den Rinder star habe ich in den Dörfern nie gesehen. Auch der Maulwurf fehlt auf dem Berge gänzlich. Nicht selten begegnet man an den sonnigen Hängen der giftigen Kreuzotter in verschiedenen Farben-nuancen. Sie wird der Gefährlichkeit halber verfolgt und getötet. Es gibt in Törbel Schlangenmetzger, welche die Schlangen als Nahrung zubereiten. Nachdem dem Reptil der Kopf abgeschnitten ist, ziehen sie ihm die Haut ab und nehmen die Eingeweide heraus. Das so präparierte Fleisch wird aufgehängt, getrocknet und davon Suppe gekocht. Suppe aus Schlangenfleisch wird gegen Rückenweh verwendet.

Einem Mann in Törbel, der ständig an Rückenweh litt und dem der Arzt nicht helfen konnte, wurde, ohne dass er wusste, was er ass, Schlangensuppe gegeben. Die Suppe schmeckte dem Patienten so gut, dass er kaum genug davon essen konnte. Er verlor das Rückenweh und wurde gesund. Später sagte man ihm unvorsichtigerweise, was er gegessen hatte. Der Mann sei dann aber vor Ekel und Schreck gestorben.

Gewildert wird viel, aber Patentjäger gibt es wenige, am meisten in Emd.

F. G. Stebler.

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