Wandern in Mittelgebirgen
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Wandern in Mittelgebirgen

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

VON WALTER ZEUGIN, MONTFAUCON BE

Mit 2 Bildern ( 56/57 ) Wir befassen uns heute einmal nicht mit dem Wandern in Eis und Schnee und Fels. Diesmal wollen wir uns in den benachbarten Mittelgebirgen umsehen. Das Wandern kennt keine nationalen Grenzen. Das Schreiten im Mittelgebirge ist gemächlicher als in den Alpen und mit weniger Gefahren verbunden. Man hat mehr Zeit, sich umzusehen und zu verweilen, sich an der Landschaft zu ergötzen. Gemüt und Geist erhalten die notwendige Entspannung und Erholung. Ich will versuchen, kurz zu zeigen, wie man in tagelangen Märschen die Mittelgebirge durchwandern kann und viel Romantik dabei erlebt. Wir bewegen uns abseits der belebten Strassen und benützen Wege durch Wälder und über Weiden, durch alte, verträumte Ortschaften. Wir nächtigen in einfachen Gasthäusern und, wenn es sein muss, im duftenden Heu eines Berghofes. Köstliche Erinnerungen bringen wir nach Hause. Noch lange haben wir das feine Geläute der Herdenglocken im Ohr, denken an das erfrischende Fussbad im Bergbach, hören den Bergwind durch die Tannen säuseln. Wir sitzen in Gedanken wieder beim Bergbauern und erinnern uns an die Gespräche, die wir mit ihm geführt haben. Von hoher Warte haben wir hinübergeschaut zu den Gipfeln der Alpen, auf welchen wir auch schon gestanden.

Der Jura Den Jura mit seinen Höhenwegen und der wunderbaren Sicht auf die Alpenkette habe ich schon im 3. Quartalsheft 1965 beschrieben. Ich kann ihn nur nochmals als wunderbares Wandergebiet in Erinnerung rufen.

Die Vogesen Am nördlichen Rand der Einsattelung der « Burgunder Pforte » erheben sich als ein von Süden nach Norden hinziehendes Gebirge die Vogesen, nach Westen allmählich verlaufend, nach Osten steil zur Rheinebene abfallend. Das Bergmassiv ist 180 km lang und 40 bis 45 km breit. Geologisch teilt es sich in die höhern kristallinen Vogesen im Süden und in die niederem Sandstein-Vogesen im Norden. Im Süden läuft eine Kette aus Granit vom Ballon d' Alsace über den Col-du-Bonhomme bis zu den Abhängen des Weiler Tales, das vom Giessen durchflössen wird. Nördlich davon beginnen die Nordvogesen, deren Hauptgestein der Buntsandstein ist. Die Täler der Südvogesen fangen fast ausnahmslos am Kamm des Gebirges an und wenden sich nach der Rheinebene. Dies ergibt am Kamm von hohen Felsen umringte Kessel, und es entstehen Seitenkämme, die wie Rippen am Hauptkamm ansetzen.

Die Täler der Nordvogesen haben einen andern Charakter. Die Quellen ihrer Flüsse liegen jenseits des Kamms, und diese fliessen nicht gerade zum Rhein, sondern haben die Neigung, sich eher gegen Norden zu wenden.

Die höchsten Erhebungen der Vogesen finden wir im Süden. Der Gebweiler Belchen ( Ballon de Guebwiller ) erhebt sich bis 1426 m ü.M. Charakteristisch für die Südvogesen sind die gestreckten, meist waldlosen Kämme, von denen aus der Wanderer eine herrliche Fernsicht geniesst.

Die Vogesen sind von lohnenden Wanderwegen durchzogen. Der Hauptwanderweg führt über das ganze Bergmassiv von Wissembourg im Norden bis Masevaux im Süden. Wir wandern über die Höhen nach dem Thermalbad Niederbronn; weiter geht es an der ehemaligen Bergfeste Lichtenberg und an der auf einem hohen Felsvorsprung gelegenen Burg La Petit-Pierre ( Lützelstein ) vorbei nach Zabern am Rhein—Marne-Kanal und an der Zorn. Von hier führt der Wanderweg über den Felsen von Dagsburg oder Dabo, wo der Blick über ein Gewoge von grünen Waldbergen schweift, nach dem aussichtsreichen Schneeberg ( 960 m ), dann hinunter nach Urmatt an der Breusch, die bei Strassburg in die Ill fliesst. Über den Mutzigfelsen erreichen wir den Gipfel des Donon ( 1008 m ) und wandern hinunter nach Schirmeck, um hinauf über den Struthof zum Champ-de-Feu ( 1098 m ) zu gelangen. Hier wendet sich der Wanderweg gegen Osten und führt zum bekannten Kloster St-Odilien. Wir steigen ins Val-de-Ville hinab, das sich gegen die Stadt Sélestat öffnet. Dann geht es zur Hohkönigsburg, an den Burgruinen St. Ulrich und Giersberg vorbei nach dem Vogesenstädt-chen Ribeauvillé. Wir befinden uns jetzt in den Südvogesen, wo sich der Wanderweg wendet; an der Ruine Bilstein geht 's vorbei zum Königsstuhl und zum höchstgelegenen Elsässer Dorf Altweiler ( 900 m ). Weiter führt er hinauf zum Brézouard ( 1229 m ), von dessen Höhe sich uns eine prächtige Fernsicht bietet. Über Côte-de-Ste-Marie gelangen wir nach Bonhomme Nun folgt eine schöne Höhenwanderung, die uns am Lac Blanc vorbei über den Ringbühlkopf und den Wurzelstein zum Col-de-la-Schlucht ( 1139 m ) führt. In anderthalb Stunden sind wir auf dem Hohneck, der dritthöchsten Erhebung in den Vogesen. Der unermüdliche Wanderer wird durch weite und schöne Aussicht belohnt. Die Fortsetzung der Route führt am Stauweiher Schiessrotried vorbei hinunter zum Fischbödle und weiter nach Metzeral. Von da wandern wir wieder hinauf über den Col-de Herrenberg zum Gebweiler oder Sulzer Belchen ( 1426 m ) und hinab nach St-Amarin. Wir kommen zum letzten Teilstück der grossen Vogesen Wanderung: von St-Amarin über den Rossberg ( 1191 m ) nach Masevaux. Hier endet der Vogesenhauptwanderweg.

Viele markierte Anschlusswege und Nebenwege führen zum beschriebenen Hauptweg hinauf, von Osten her und aus den Tälern der Westseite. Dem Wanderer und Naturfreund bieten sich ungeahnte Möglichkeiten.

Der Schwarzwald Im Norden unseres Juras, zwischen den Vogesen und der Schwäbischen Alb, liegt die geschlossene Naturlandschaft des Schwarzwaldes. Sie ist weniger einsam und abseits, als es die Vogesen sind. Im Westen erhebt sich der Schwarzwald als markantes Gebirge aus der Rheinebene empor. Von Osten her sieht der Wanderer hingegen keine aufragenden Berge, nur weit entfernt erblickt er den Feldberg ( 1495 m ), die grösste Erhebung im Westen. Die Landschaftsgegensätze ergeben sich aus dem Gestein: Buntsandstein finden wir im Norden, Gneis und Granit im Süden. Am schönsten ist der Schwarzwald dort, wo beide Gesteinsarten zusammenstossen: im Renchtal, im Kinziggebiet und im Murgtal. Das Bergmassiv trägt seinen Namen mit Recht, denn es bietet prächtige Waldbilder. Wie in unserem Emmental, begegnet der Wanderer vielen Einzelhöfen und alten Speichern. Ganz erschliesst sich der Schwarzwald nur dem Fusswanderer, dem ein gut markiertes Wegnetz zur Verfügung steht.

Drei durchgehende, markierte Höhenwege führen von Norden nach Süden: der West-, der Mittel- und der Ostweg.

Der Westweg beginnt in Pforzheim und führt über Dobel-Hohloh-Hundseck zur Hornisgrinde.Von da geht es weiter zum Mummelsee, zum Wildsee, über Ruhestein-Schliffkopf-Alexander-schanze-Glaswaldsee-Farrenkopf—Kalte Herberge zum bekannten Titisee; weiter über den Feldberg—Notschrei—Belchen—Blauen nach Basel. Die Gesamtwanderzeit über den 370 km langen Westweg beträgt etwa 12 Tage.

Der zweite durchgehende Höhenweg, von Pforzheim nach Waldshut führend, ist der Mittelweg. Die 280 km können in 8 Tagen « erwandert » werden. Er berührt die Orte Wildbad, Besenfeld, Freudenstadt, Schiltach, Fohrenbühl, St. Georgen, Furtwangen, Neustadt, den Schluchsee und Höhenschwand.

Als dritter Haupthöhenweg ist der Ostweg zu nennen. Er misst 325 km und verläuft von Pforzheim über Bad Liebenzell-Calw-Pfalzgrafenweiler-Freudenstadt-Alpirsbach-Schramberg-Kö-nigsfeld-Schwenningen-Gutmadingen-Achdorf-Wutachflühen-Stühlingen nach Schaff hausen. Die Gesamtwanderzeit beträgt 9 Tage.

Neben diesen « klassischen » Höhenwegen ist der Schwarzwald von vielen Querwegen, Zugangswegen und Verbindungswegen durchzogen. Sie ermöglichen es dem Wanderer, das grosse Wander-revier nördlich unserer Heimat kennenzulernen. Für den Naturfreund ist es ein Genuss, im Schwarzwald zu wandern.

Die Schwäbische Alb So heisst die Landschaft, die sich von der Schweizer Grenze bei Schaffhausen etwa 200 km weit nach Nordosten bis gegen Nördlingen hinzieht, wo sie sich in der Fränkischen Alb fortsetzt. Im Südosten ist die Alb von Donauwörth bis Sigmaringen vom Donautal begrenzt. Von Sigmaringen verläuft die Begrenzung fast in gerader Linie bis Schaff hausen. Der Rand der Alb gegen Nordwesten ist die Linie Fürstenbach-Spaichingen-Balingen-Hechingen-Reutlingen-Geisslingen-Aalen. Im Südwesten steigen die Erhebungen der Alb bis 1015 m M. empor ( Lemberg bei Rottweil ). Der Steilabsturz beträgt hier gegen 500 m. Gegen Nordosten nimmt die Höhe ab; das Gebiet ist wasserarm und trocken, da das Regenwasser in den Spalten des Kalkbodens versickert. Erst am Fuss der tiefen Täler kommt es wieder zum Vorschein, so dass uns die Verhältnisse an die Freiberge des Berner Jura erinnern. Um all die geologischen und botanischen Kostbarkeiten der Schwäbischen Alb zu sehen und zu geniessen, muss man wandern.

Überall in der Schwäbischen Alb finden sich gut markierte Wanderwege. Ihnen entlang stehen Wanderheime und Unterkunftshäuser, Hütten und Aussichtstürme. Wie im Schwarzwald und in den Vogesen, gibt es auch in der Schwäbischen Alb verschiedene Hauptwanderwege.

Die Nekarrandroute beginnt in Donauwörth und führt der nördlichen Traufkante entlang überHarburg-Ipf-Kapfenberg-Volkmarsberg-Berahardsberg-Messelstein-Fränkel-Wasserberg-Fuchseck-Rossler-Ruine Reussenstein—Breitenstein—Wanderheim Burg Teck-Bassgeige-Hohen- neuffen-Hohe Warte-Lichtenstein - Schönberg- Rossberg- Dreifürstenstein - Raichberg-Schalks-berg-Hörnle-Lochenstein-Schafberg-Plettenberg-Lemberg-Dreifaltigkeitsberg nach Tuttlingen. Für diesen 230 km langen Wanderweg brauchen wir 7-8 Tage. Dabei laden uns zahlreiche Aussichtswarten, Burgen, Schlösser und Ruinen zum Besuche ein. Es geht durch Naturschutzgebiete, und man gewinnt Einblick in erdgeschichtliche Entwicklungsstufen und in die geologische Struktur der Alblandschaft.

Der südliche Hauptwanderweg, der Donauwanderweg, beginnt ebenfalls in Donauwörth. Er grenzt das Wandergebiet gegen Süden ab und verläuft über Dischingen-Giengen-das Lonetal-die Vogelherdhöhle und die Bocksteinhöhle nach Langenau und Ulm. Von da führt er weiter über Hochsträss-Blautal-Ruine Günzelberg-Seissen-Schelklingen-Schmiechtal-Hütten-Frankenho-fen-Grosses Lautertal-Hayingen-Wimsen-Zwiefalten-Upflamär-Hennenberg-Friedingen-Billa-fingen - Schloss Sigmaringen - Schloss Gutenstein - Ruine Falkenstein - Schloss Hausen - Schloss Wildenstein - Kloster Beuron - Schloss Bronnen nach Tuttlingen. 190 km beträgt die Länge des Wanderweges. Dieser Südrandlinie fehlt die Traufkante, wie wir sie an der Nordroute haben. Ihr landschaftlicher Reiz ist die Karstlandschaft mit den wasserlosen Tälern, den Höhlen und Erd-einbrüchen. Das Lonetal, das der Wanderweg berührt, ist eines der ältesten Siedlungsgebiete Europas. Die Vogelherd- und die Bocksteinhöhle sowie andere Höhlen an der Route waren schon zur Eiszeit besiedelt. Von vielen Erhebungen am Wanderweg hat man Fernsicht in die Alpen.

Ausser den kurz beschriebenen Hauptrouten findet der Wanderer auf der Schwäbischen Alb ein dichtes Netz von markierten Routen: Zugangswege, Nebenrouten und Querrouten. Nach den Wanderbüchern sollen die markierten Wanderwege über die Schwäbische Alb eine Totallänge von 1200 km haben. Ein wunderbares Wandergebiet!

Damit habe ich neben unserem Jura drei andere grosse Wandergebiete kurz skizziert. Von den Vogesen, dem Schwarzwald und der Schwäbischen Alb gibt es gute Wanderkarten und Wanderbücher. Ich hoffe, dem Liebhaber des geruhsamen und romantischen Wanderns mit meinen Ausführungen einige Hinweise gegeben zu haben, wohin er sich wenden kann, um seiner Wanderlust zu frönen. Die nachfolgenden Dichterworte von O.W. Ulimann besingen das Wandern, wie wir es in den Mittelgebirgen erleben können:

Wandern, das heisst Schönheit sehen, mit glückhaften Augen Wunder schauen, wenn die Sonne glutet, wenn die Winde wehn, wenn Regen rieselt und die Nebel brauen, in der heiligen Stille einer Sternennacht, in des Morgenrots erhabner Pracht in des müden Tags Vergehen: Wandern, das heisst Schönheit sehen.

Kaukasus 1965

Eine Expedition der Hochgebirgsgruppe Genf

( Groupe de haute montagne de Genève ) Mit 8 Bildern ( 58-65 )

Einleitung

VON MARIO GROSSI Es sei mir erlaubt, bevor ich den Leser in den Kaukasus führe, aus der Rückschau einige allgemeine Überlegungen über unsere Expedition auf den Ushba im August 1965 anzustellen.

Einige Erklärungen scheinen mir nötig, wenn man auch die Vorgeschichte einer solchen Expedition kennenlernen will.

Ich möchte mit einem Vergleich beginnen: Die Anregung zu einer Expedition ins Himalaya-Gebiet kommt von privater Seite. Wenn der Bescheid der Regierung dann günstig ausfällt, können bei der Durchführung der Expedition zwei Stufen unterschieden werden:

aEine sehr lange Vorbereitungszeit, die hauptsächlich aus einer umfangreichen Korrespondenz besteht, aber auch aus Schlaflosigkeit, aus Alpträumen, aus Verpackungsproblemen... usw.

bDie eigentliche Expedition, die Zeit der aktiven Tätigkeit, wo ständig gegen die asiatische Passivität angekämpft werden muss und die eigentlich nichts anderes ist als ein täglicher gewaltiger Lagerwechsel, verbunden mit den verschiedensten, nicht weniger alltäglichen Widerwärtigkeiten, die bis auf den Gipfel nicht aufhören.

Ich will hier nicht von der Rückkehr sprechen, die bei beiden Expeditionen ungefähr die gleiche ist, und auch die alpinen sowie die geographischen Gegebenheiten lasse ich dahingestellt.

Für den Kaukasus braucht es Geduld, einen umfangreichen, aber wirksamen Briefwechsel. Die Anregung kommt aus dem Osten, und der geforderte Preis ist eine Einladung unsererseits an sowjetische Alpinisten. Die Reisen hinter den eisernen Vorhang werden immer mehr als Geschäft aufgezogen ( die UdSSR braucht Devisen ); daher werden sie auch immer häufiger durchgeführt. Eine ganze Anzahl organisierter Reisegesellschaften begeben sich nach der Sowjetunion; doch werden sie alle von der Intourist, der staatlichen Reiseorganisation, geführt. Auch der Bergsport entkommt da nicht!

So wird man verstehen, dass die Organisation einer Expedition in den Kaukasus sich von einem Unternehmen ins Himalaya-Gebiet stark unterscheidet.

Georges Meier, der Leiter des Bergsports des Satus in Genf, der über eine grosse Erfahrung im sportlichen Austausch mit den Oststaaten verfügt ( seit 15 Jahren organisiert er Austausche von Alpinisten und Skifahrern ), machte 1960 René Dittert den Vorschlag, einen Briefwechsel über den Austausch von schweizerischen und sowjetischen Alpinisten mit dem Kulturattache der sowjetischen Botschaft in Bern einzuleiten. ( Allein auf diese Weise ist es momentan möglich, in den Kaukasus zu gelangen. ) Dieser Brief blieb vier Jahre lang unbeantwortet!

Zu Beginn des Jahres 1964, wohl infolge eines Wechsels des Kulturattaches, erhielten unsere Kameraden eine bezüglich des Austauschs günstig lautende Antwort; doch musste noch in Moskau die Zustimmung Kaspins, des Chefs der Sektion Alpinismus des Zentralrates der Gewerkschaften, eingeholt werden.

Damals gründeten einige Genfer Alpinisten die Hochgebirgsgruppe ( Groupe de haute montagne de Genève: GHMG ). Die Bedingungen für den Austausch wurden ausgearbeitet und sofort nach Bern geschickt. Die Antworten liessen auf sich warten, man schwieg sich aus, und die zukünftigen Mitglieder der Expedition waren immer mehr überzeugt davon, dass ihr Plan ins Wasser fallen würde.

Da, an einem schönen Morgen im Mai 1964, erhielten wir folgende Botschaft: « Sind mit Ihren Vorschlägen einverstanden, werden zu zehnt am 1. August ankommen. » Nun galt es, in kürzester Zeit den einmonatigen Aufenthalt für die sowjetischen Alpinisten vorzubereiten, ohne überhaupt deren Fähigkeiten und Wünsche zu kennen.

Endlich, nach einem erneuten Schweigen, holten wir am Bahnhof Cornavin in Genf die acht georgischen Alpinisten ab. Diese standen unter der Führung von Otarie Gigyneschwilly, einem Professor für Türkisch, der aber fliessend französisch spricht und Präsident des Alpenclubs « Gan-tiadi » von Tbilisi in Georgien ist, und von Serge Tabataz, der den Staat ( die kommunistische Jugend ) vertrat und dem wir wegen seiner riesigen Mütze sogleich den Spitznamen « Double bâche » anhängten, den wir auch sofort als Spielverderber der Alpinisten vermuteten, die übrigens alle Akademiker waren. Es waren also Georgier, die überhaupt nicht oder dann nur ungern russisch sprachen, im übrigen ihre Begeisterung nur in Abwesenheit ihrer Chefs zeigten. Ethnisch gesehen, hätten sie mit jedem Neapolitaner verwechselt werden können. Trinkfest und spielfreudig, manchmal überbordend, dabei überzeugte Patrioten ( Georgier !), das waren unsere acht neuen Kameraden. Dazu waren sie mit Material ausstaffiert, das zumindest als unmodern bezeichnet werden muss.

Unsere Beziehungen waren trotz der Sprachschwierigkeiten eng und herzlich; man weiss ja, dass die Anforderungen in den Bergen die Menschen einander näherbringen. Die einzige östliche Färbung unserer Beziehungen bestand darin, dass unsere Programme ständig abgeändert werden sollten. Wir liessen sie schliesslich zu einer unübersehbaren Menge anwachsen, die sich nach Belieben auswechseln liess, so dass wir das erste Programm, das vor allem von den nicht-alpinisti-schen Führern zurückgewiesen worden war, am Schluss doch noch durchführten. Natürlich entstanden dadurch auch täglich gewisse Spannungen.

Doch waren es gute Freunde, die wir am 30. August wieder zum Bahnhof brachten. Dies war also der Preis für unsere Reise in die Sowjetunion gewesen. Die Vereinbarungen lauteten, dass wir im Kaukasus einen Aufenthalt auf Kosten unserer Gastgeber machen sollten, einen etwas kürzeren Aufenthalt zwar, dafür waren wir aber zahlreicher. Wir waren schliesslich vierzehn Mitglieder der GHMG, die für die Sommerferien ihre Kondition zu vervollkommnen trachteten.

Da wir im Flugzeug reisten und einen Abstecher nach Moskau planten, mussten wir die Ausrüstung für unsere Expedition beschränken; denn bekanntlich kommt Übergewicht im Flugzeug sehr teuer zu stehen. Bei unserem Abflug waren unsere Eltern und Freunde, Presse und Rundfunk zugegen.

Am selben Abend trafen wir in der Hauptstadt der Sowjetunion zu unserer grossen Überraschung unseren Freund Gigyneschwilly, begleitet von Kaspin. Dann wurden wir den Händen des Intourist anvertraut, und eine Dame, die uns nicht allzu doktrinär schien, führte uns während dreier Tage im Eiltempo durch die Stadt. Natürlich war die Zeit zu kurz, als dass wir eine genaue Vorstellung hätten gewinnen können. In freudiger, ungeduldiger Erwartung flogen wir dann nach Georgien, nach Süden, der Sonne zu. Am Flughafen von Tiflis ( oder Tbilisi ) wurden wir von allen unseren Freunden erwartet. Nun begann für uns für drei Wochen das Leben im Rhythmus des Nahen Ostens, und alles fügte sich in wunderbarer Weise: das Klima und das Temperament der Bewohner. Russland lag hinter uns, wir gingen auf Entdeckungsfahrt in Gebiete, die uns mehr entsprachen.

Der offizielle Empfang überstieg bei weitem unsere Vorstellung. Die berühmte georgische Überschwenglichkeit ist kein leeres Wort. Unsere Freunde umarmten uns, drängten sich um uns und taten alles, um uns das Leben angenehm zu machen. Die Mahlzeiten, oder besser die Gelage, von denen man in den Reiseberichten des 18. Jahrhunderts lesen kann, haben sich kaum geändert. Das Essen ist reichhaltig, stark gewürzt und wird ausgiebig mit Weisswein und Kognak begossen. Der geringste Anlass wird dazu benützt, einen Trinkspruch anzubringen. Wir hatten auch Gelegenheit, anlässlich einer offiziellen Begegnung der stellvertretenden Ministerpräsidentin von Georgien alle Fragen zu stellen, die uns durch den Kopf gingen. Sogar unserem Wunsche, eine Kolchose zu besuchen, wurde entsprochen. Doch von den Bergen sahen wir immer noch nichts, und die Jungen unter uns waren bald am Ende ihrer Geduld.

Wir mussten genau ihrem Programm folgen; daran gab es nichts zu ändern! Endlich flogen wir mit einer DC 3 von Tiflis nach Kutaïsi, und von dort, nach einem Besuch in Ghelati, einem sehr alten Kloster in der Nähe der Stadt, führte uns der Autobus über Zugdidi ins Inguri-Tal, das wir so sehr erwartet hatten.

« Der Kaukasus hat seine Ursprünglichkeit bewahrt », schrieb Marcel Bron bei unserer Rückkehr, und dieser Satz soll noch etwas näher erläutert werden:

Nachdem wir die Nacht in einem alten Operationssaal in Mestia ( Hauptstadt von Swanetien, etwa 3000 Einwohner ) am Krankenbett unseres Kameraden Italo verbracht hatten, erklärte mir Gurami, der unserer Expedition zugeteilte georgische Arzt, die Gründe für diese Armut. Italo, frisch operiert und ausser Gefahr, ruhte sich aus, und Gurami machte mir einige vertrauliche Erklärungen. Wir sassen inmitten eines unordentlichen, schmutzigen Abstellplatzes, der zugleich als Hof für das Spital diente, und liessen unsere Glieder von den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne wärmen.

- Das Land, erklärte er mir, ist arm, die Leute aber sind frei und selbständig. Die UdSSR hat noch keine Zeit gehabt, sich um sie zu kümmern; daher haben sie nur wenig Verpflichtungen, zahlen wenig Steuern, sind Eigentümer ihres Landes, besitzen aber keine modernen Hilfsmittel zu dessen Bearbeitung. Da der Militärdienst in der UdSSR nicht obligatorisch ist, ist hier nur die Verwaltung kommunistisch. Die Georgier sind mit ihrem Land zutiefst verbunden, so wie die Bergler in der Schweiz mit ihren Tälern verwachsen sind. Der Staat kümmert sich nur um sie, wenn es um eine gemeinschaftliche Sache geht: um den Bau eines riesigen Staudammes zum Beispiel, der einen grossen Teil des Tales unter Wasser setzen wird. Natürlich stellt das die Leute vor ein Problem des « Umdenkens », und sie müssen, wie bei uns, die Kosten für die der Gemeinde gebotenen Vorteile bezahlen.

Der Tourismus ist praktisch bedeutungslos, abgesehen von einigen staatlichen Zeltlagern für sowjetische Ferienreisende, die eingepfercht in Überlandlastwagen ankommen und die swanetische Wirtschaft in keiner Weise bereichern.

Man wird verstehen, dass der Alpinismus den Russen nicht unbedingt als Notwendigkeit erscheint, auch nicht vom sportlichen Gesichtspunkt aus. Die UdSSR ist gross und vereinigt in sich die verschiedensten Rassen und Temperamente. Auch sind die wirtschaftlichen Probleme viel dringlicher.

Aber zurück zum Alpinismus! In den westlichen Ländern kann jeder Alpinist werden und diesen Sport seinen eigenen Mitteln und Möglichkeiten gemäss ausüben. Der europäische Lebensstandard erlaubt es sogar, am Wochenende Touren zu unternehmen, was in der UdSSR absolut unmöglich ist. Die einzige Gelegenheit, alpinen Sport zu betreiben, besteht darin, dass man sich in einem der zahlreichen offiziellen Alpenclubs einschreibt und dann verschiedene Prüfungen und Grade durchlaufen muss, die wie bei jeder anderen Sportart von grosser Bedeutung sind. Übrigens gibt es « Alpiniaden », eine Art Bergspiele, die sich in der Krim abspielen, wo man wie an den olympischen Spielen Sieger mit Medaille werden kann.

Dann gibt es auch staatlich subventionierte Lager, von Bergführern geleitet, die grosse Meister in ihrer Disziplin sind. Der alpine Sport ist auch durch strenge Sicherheitsvorschriften geregelt. Zuerst ist man « Mädchen für alles », dann avanciert man zum Träger, später wird man in die Basislager mitgenommen, und erst dann wird man wirklich Bergsteiger. Es ist dies also ein kollektiver Alpinismus, der mehr nach grossen Durchquerungen und langen Routen in langsamem Rhythmus trachtet als nach Einzelleistungen am Seil. Heutzutage versuchen einige der Meister die Durchsteigung noch unberührter Wände mit künstlichen Hilfsmitteln. Sie beweisen dabei grosse Geschicklichkeit, aber es fehlt ihnen am einschlägigen Material. Sehr geschickt sind sie in verschiedenartigem Gelände: mit ihren teilweise genagelten Schuhen scheinen sie sich in einem Gebiet wie dem Mischabel sehr wohl zu fühlen. Es braucht in der UdSSR, einem ausgesprochen flachen Lande, eine gewisse Härte, um vom Bergsport angezogen zu werden, und dies ist sicher lobenswert.

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass der westliche Alpinist, der in den Kaukasus eingeladen ist, eine Expedition erleben wird, die in mancher Beziehung einer solchen ins Himalaya-Gebiet gleicht, abgesehen natürlich von den Dimensionen. Die Besteigung der Berge ist kaum leichter, die Bevölkerung liebenswürdig ( solange man nicht russischer Tourist ist ) und die Grosszügigkeit der Georgier sprichwörtlich.

Das Gebirge des Kaukasus ist, obwohl auf gleicher Höhe wie die Alpen, doch, bedingt durch seine südlichere Breitenlage, bewaldeter, aber auch wilder, und die Flora ist reichhaltiger als bei uns. Auch die Fauna scheint reicher. Die Berge sind sehr schön, vor allem der Ushba ( 4710 m ), ein zwei-zackiger Gipfel, der etwas wie das « Matterhorn des Kaukasus » ist. Gletscher und Moränen sind merklich häufiger als in den Alpen, und die Bergbäche haben tiefe, enge Täler gegraben.

Auf unserem Rückweg über die alte, strategisch wichtige Route des Kaukasus ( über den Kazbek-Pass ) fiel uns auf, dass auf den Alpweiden hauptsächlich Schafe und wenig Rindvieh gehalten werden. Der Anblick des Elbrus von Pyatigorsk aus, in die Ebenen der Ukraine, ist überwältigend.

Ich möchte den Leser einladen, die ausführliche Erzählung meines Kameraden Willy Tschan und den Bericht über die Leiden von Italo Gamboni selbst nachzulesen.

( Übersetzung Doris Hübscher )

Im Ushba-Massiv

VON WILLY TSCHAN Die Propeller einer unermüdlichen DC-6 summen am 12. August 1965 zur Freude der fünfzehn Kameraden, die seit wenigen Minuten Strohwitwer sind, während bekümmerte Eltern von der Terrasse des Genfer Flughafengebäudes ihre Taschentücher zum Abschied schwenken. Um 11.40 Uhr startet die Maschine nach Zürich. Durch die kleinen Fenster bewundern wir die unzähligen Berner und Walliser Berge, die sich in bunter Reihenfolge in den herrlich blauen Himmel türmen. Auf unserm ersten Tagesprogramm steht eine kurze Rundfahrt durch Prag, von wo aus wir die letzte Tagesetappe direkt bis Moskau in Angriff nehmen. Wir fliegen an Bord der Ylushin 18 und einer Turboprop. Es ist 21.45 Uhr Ortszeit, wie wir in Mockba ( Moskau ) « Fuss fassen ».

Hier werden wir von zwei in alpinistischen Kreisen wohlbekannten Persönlichkeiten empfangen: von A. Kaspin, dem Chef der Sektion Alpinismus des Gewerkschaftszentralrates, und von M. Ottari. Dann nimmt uns die Vertreterin des Intourist in Obhut, um uns während zweier Tage die Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt zu zeigen. Unsere Zollformalitäten sind rasch erledigt; bald sitzen wir in einem Autobus, der uns in die 30 km entfernte Stadt führt. Um Mitternacht schlüpfen wir im Hotel Berlin in unsere Betten.

Die Beschreibung dieser Fülle von Sehenswürdigkeiten und der Menschen in einer so grossen Stadt wie Moskau - soweit man das alles eben in zwei kurzen Tagen verdauen kann - würde allein schon einen vielseitigen Bericht erfordern; deshalb wollen wir uns auf die Erwähnung einzelner Besuche beschränken. Auf einer Fläche von nahezu 100000 ha leben die rund sieben Millionen Einwohner. Im Mittelpunkt, auf einer Hügelkuppe, erhebt sich der Kreml, die ehemalige Residenz der Zaren und Hauptanziehungspunkt der Metropole. Bevor der Tourist dorthin gelangt, hat er sich in die unendlich lange Schlange von andern Besuchern einzureihen, die sich langsam über den Roten Platz zum Eingang eines imposanten Gebäudes mit Säulen aus rotbraunem Marmor fortbewegt. Es ist das Mausoleum, in welchem sich die sterbliche Hülle Lenins befindet. Mit bewundernswürdiger Unermüdlichkeit und Ausdauer gibt unsere Fremdenführerin Auskunft über die Entstehung zahlreicher Denkmäler oder historischer und kultureller Bauten. Auch die vorbildlichen Sportanlagen nehmen unsere Aufmerksamkeit in Anspruch. Daneben wollen wir uns natürlich auch nicht das Vergnügen einiger Fahrten mit der Metro entgehen lassen, und wir sind ganz begeistert von dieser Einrichtung. Wir finden kaum mehr Zeit, uns in die wenigen Souvenirläden zu drängen. Eine Schiffahrt auf der Moskwa bei sintflutartigem Regen und ein Abendrundgang in einem Stadtteil beschliessen unsern Aufenthalt in der Hauptstadt.

Kurz nach Mittag nimmt uns die mächtige Tubolev mit ihren vier Turboproptriebwerken an Bord; wir fliegen etwa 3600 km südwärts bis Tbilisi ( Tiflis ). Gegen Ende unseres Fluges sehen wir die lange Gebirgskette des Kaukasus weit unter uns, eingehüllt in wenig verheissungsvolle Kumuluswolken. Bei der Landung werden wir von einer ersten Gruppe georgischer Alpinisten empfangen, die wir alle kennen, waren sie doch letztes Jahr unsere Gäste in Genf. Nach dieser ersten herzlichen Kontaktnahme führt man uns in die Stadt und zum Hotel, wo wir uns förmlich unter die Dusche stürzen, denn es herrscht eine feuchte Hundstagehitze. Ein üppiges Essen, spendiert vom georgischen Alpenclub in einem Restaurant des Heiligen Berges, den man mittels einer Schwebe- oder Drahtseilbahn erreicht, bildet den eigentlichen Auftakt zur helvetisch-georgischen Expedition.

Tbilisi, die Hauptstadt Georgiens, ist eine grüne und belebte Stadt mit etwa einer Million Einwohner, im übrigen ein bedeutendes wissenschaftliches und kulturelles Zentrum. Unsere georgischen Kameraden, die in dieser Stadt ansässig sind, führen uns in die alte Vorstadt, Bergfeste Narikala genannt, deren Schloss Metekhi aus dem 9. Jahrhundert noch gut erhalten ist. Georgiens Aussenminister und die Vizeministerpräsidentin wünschen uns zu sehen, und mit schön geknüpfter Krawatte leisten wir der Einladung ins Regierungsgebäude Folge. Eine kurze Besichtigung der Sportanlagen und ein zweites Bankett am Ufer eines künstlichen Sees in Tiflis bilden den Abschluss unseres zweitägigen Aufenthaltes. Nun folgt der letzte Flug, bis nach Kutaisi, wo sich unsere georgischen Führer nach langem Zögern in Anbetracht der ungünstigen Wetterverhältnisse und -aussichten entschliessen, den Gebirgsfuss auf einer ganz anderen Route zu erreichen, als ursprünglich vorgesehen war. Diese Massnahme ist zwar nicht nach unserem Geschmack, aber vielleicht wird sie uns schliesslich angenehme Überraschungen bringen. Da wir noch auf den Befehl zum Aufbruch warten müssen, besuchen wir das einige Kilometer entfernt gelegene Kloster-Museum von Ghelati, einen Bau aus dem 12. Jahrhundert und ehemaligen Wohnsitz Königs Armachnebelli von Georgien, des Grossvaters der Königin Tamara. Vor unserer Abreise nach Zugdidi ( 120 km ) finden wir auch noch Zeit, die Spuren von Dinosauriern zu bewundern, und für einen wissenschaftlichen Streifzug in eine Grotte mit Stalaktiten und Stalagmiten. Eine einzige Strasse, deren letzte Überholung vor mehr als einem Vierteljahrhundert stattgefunden haben dürfte, zieht sich mitten durch ausgedehntes Wiesland, und es sind kaum einzelne Flecken bebauten Landes zu erspähen. Von Zeit zu Zeit scheucht unser kleiner Wagen Viehherden auf, oder es kommt auch vor, dass sich eine ganze Hühnerfamilie auf der Strasse kaum durch den Spektakel unserer alten Maschine aus der Ruhe bringen lässt.

In Zugdidi befinden wir uns etwa 120 km von der türkischen Grenze entfernt, und das Grün des Orients ist hier gesund und üppig. Da die Touristenhotels besetzt sind, lässt uns Freund Giorgio Unterkunft in einem Eingeborenengasthaus beziehen. Es liegt mir zwar fern, auf Einzelheiten eingehen zu wollen; aber ich kann versichern, dass wir Toiletten unter freiem Himmel vorgezogen hätten; doch verhält es sich schon so, wie unser ältester Teilnehmer aus Genf zu scherzen pflegte: Eben das Ungewöhnliche macht den Reiz des Abenteuers aus. Nach dieser Nacht, in der sich unsere Nasen an die verschiedensten Gerüche gewöhnen mussten, werden wir in einen einzigen Wagen gepfercht, der uns ins Basislager bringen soll. Wir verlassen die Ebene und gelangen in eines der zahlreichen wilden Täler, die Ausläufer der Kaukasus-Kette. Die kleine Strasse verwandelt sich in einen schlechten Weg, an dessen Seite eine Schlucht abfällt, und tief unten rauschen und brausen die Wasser des Inguri. In einer Kurve lassen die Kühnheit und die Sicherheit unseres Chauffeurs ein gewagtes Kreuzungsmanöver mit einem langen Holztransportwagen gelingen. Es gibt Stellen, wo unser Auto die ganze Strassenbreite einnimmt; wir befürchten, über die zweihundert Meter hohe Wand ins Wasser hinunterzustürzen. Seit sechs Stunden sind wir bereits unterwegs, und die Zahl auf dem Kilometerzähler hat sich erst um 130 vergrössert. Da - plötzlich erweitert sich dieses unendlich lange Tal; im Hintergrund breitet sich eine weite Hochebene aus, auf der wir verstreut einige Dörfchen, bestehend aus armseligen Hütten, entdecken. Und mitten aus diesen Wiesen erhebt sich majestätisch, hinter leichtem Gewölk, der Ushba, dieser von uns so sehnlich herbeigewünschte Berg. Noch geht 's etwas weiter, und dann nimmt uns auf 1400 m der kleine Weiler Uschkvanari mitten im Grünen auf. Hier treffen wir alle unsere georgischen Freunde, die unterdessen ein Lager zurechtgemacht haben. Zwei kleine kalkbemauerte Hütten, deren Speisesaal ganz einfach aus einer wohlgeordneten Reihe von Tischen unter den Nussbäumen besteht, dienen uns alsUnterkunft. « Mama Ushba », wie wir sie alle in herzlicher Zuneigung nennen, ist die Besitzerin. Diese alte, lebensbejahende und freundliche Bauersfrau mit gebräuntem und zerfurchtem Gesicht hat mehrere Generationen von Alpinisten gekannt.

Wir müssen uns erst einen Tag ans Klima gewöhnen und benützen diese Zeit, um die Umgebung zu durchstreifen. Auf der einzigen Strasse, die nur aus festgetretener Erde besteht, herrscht eine äusserst liebenswerte ländliche Lebhaftigkeit. Schweine grunzen, Enten schnattern, Gänse watscheln um die Hühner herum, und schüchterne Eselchen halten mit den Kühen ein Plauderstündchen. Auf einer viereckigen Weidefläche zieht ein seltsames Schauspiel unsere Aufmerksamkeit auf sich: geführt von einem jungen Mann, schleppen zwei ins Joch gespannte Ochsen ein schweres Brett, auf dem ein Bauer mit einer Art Peitsche steht, unermüdlich im Kreis herum; diese « Maschine » zerquetscht die Ähren, das Produkt einer kargen Kornernte. Hinter einer Einzäunung sieht man eine Gruppe von Frauen mit schleierverhüllten Gesichtern, die mittels Gabeln oder Holzschaufeln mit dem Schwingen von zwei Kornhaufen beschäftigt sind. Durch eine halbgeöffnete Türe kann man die regelmässigen Handbewegungen einer alten Frau betrachten, welche Schafwolle kämmt. Ärmlich gekleidete, sonnverbrannte Kinder mit schwarzem Kraushaar und nackten Füssen führen einen Esel, der mühsam einen Schlitten mit Holzkufen zieht.

Nach unserem Bummel stellen wir gemeinsam mit unsern sowjetischen Freunden das Programm für unsere nächsten Touren zusammen, eine Besprechung, die Unstimmigkeiten in unserer Mann- schaft nach sich zieht. Unsere Gastgeber wollen sich strikte an die Weisungen ihrer abwesenden Vorgesetzten halten: Wir müssen mit ihnen zuerst wirklich eine Trainingstour absolvieren, bevor wir das eigentliche Programm in Angriff nehmen können, und zwar ungeachtet unserer doch recht guten Kondition. Wir versuchen ihnen unsere Unzufriedenheit begreiflich zu machen, indem wir auf die kurzen zwei Wochen hinweisen, die uns für die Besteigungen zur Verfügung stehen. Doch angesichts ihres Beharrungsvermögens verzichten wir auf eine Verlängerung der Diskussion, uns ihren Vorschriften resigniert unterziehend.

Grosse Aufregung im Morgengrauen unseres ersten Aufbruchs! Unsere Säcke werden auf sechs knochige Pferderücken gepackt, worauf wir uns in einem Camion bis zum Endpunkt eines schlechten Weges verfrachten lassen. Glücklicherweise ersparen uns diese beiden Transportmittel einen ermüdenden Marsch durch Wiesen und Wälder. Hier gibt es keine mechanischen Beförderungsmittel und keine Hütten mehr, so dass die Besteigungen Verzicht und Härte erfordern. Der Anmarsch ist sehr lang, die Lasten sind schwer. Wir haben einen Biwakplatz am Fusse des Ushba-Gletschers vorgesehen, auf etwa 2900 m Höhe. Bald wird der sonnenbeschienene Hang so steil, dass die Pferde von ihrer Last befreit werden müssen. Auf uns selbst gestellt, beugen wir unsere Rücken zähneknirschend unter dem schweren Gewicht. Unsere Schritte werden langsamer, wir schleppen uns förmlich bergan, alle schwitzen. So rückt unsere Kolonne von fast zwanzig Mann bergwärts, Stunde um Stunde, vorerst noch in üppiger Vegetation mit herrlichen Blumen. Wir gelangen auf die ersten Moränen, und dann tauchen die hohen Bergspitzen auf. Je höher wir steigen, um so mehr enthüllt sich die Südwestseite des Ushba: eine 1800 m hohe Wand. Auf der Gipfelkrete sieht man Alpinisten vorrücken. In übermütiger Ungeduld möchten wir Schweizer am liebsten morgen schon diese Gebirgskämme erklimmen; denn die Wetterlage ist ausgezeichnet, und es besteht kein Grund zu Befürchtungen. Die Temperatur geht zurück, der Tag geht zur Neige, und die Abenddämmerung malt ihre zartroten Farben auf die Gletscher an den steilen Wänden. Wir richten unser Biwak ein. In dieser grandiosen Umgebung knüpft sich unbemerkt ein Freundschaftsband zwischen den Georgiern und uns.

Am frühen Morgen setzt sich die Kolonne Richtung Ushba-Plateau ( 3900 m ) in Bewegung. Mit Steigeisen gehen wir dem Fuss der Nordwand entlang. Herrlich ist das! Grossartig! Einige Gletscher-querungen, bei denen man « turnen » kann, gestalten den Aufstieg abwechslungsreich. Die Kolonne zieht sich allmählich in die Länge, denn der Höhenunterschied wird merklich spürbar. Vom Ushba-Pass aus können wir die Traversierungsroute über dieses majestätische Gebirge überblicken und hoffen nur, diese Besteigung innerhalb kürzester Frist in die Tat umsetzen zu können. Über unserm Rastplatz schützt ein schweres Zelt russische Alpinisten, welche sich seit mehr als einer Woche im Gebirge aufhalten. Höflich bieten sie uns eine Feldflasche mit Schokolade an. Unverzüglich und in zwei Gruppen aufgeteilt, setzen wir unser Training fort, indem wir den Tchatin-Tau ( 4468 m ) und den Pic Tschurowski ( 4250 m ) besteigen. Wir wollen auf diese Weise die vermehrten Gefahren, welchen man sich bei einer allzu grossen Gruppe von Kletterern auf der gleichen Route aussetzen würde, vermeiden. Unglücklicherweise verhüllt jetzt ein dichter Nebel die Aussicht, die sonst sehr schön ist. Es beginnt fein zu schneien, und die Kälte ist empfindlich. Schwierig ist der Aufstieg zwar nicht. Auf dem Gipfel angekommen, tragen wir unsere Namen in ein Buch ein. Auf dem Abstieg zum Basislager müssen wir ein Biwak einschalten; aber wir sind glücklich über diese ersten Erfolge; eigentlich sollte sich nun der Verwirklichung unseres Planes, der Besteigung des Ushbas, nichts mehr in den Weg stellen - so glauben wir wenigstens.

Wieder zurück in Uschkvanari, schätzen wir die Wohltat einer « Ganzwäsche » im nahen Fluss; dann stellen wir sogleich das notwendige Material für die nächste Besteigung bereit. Zwei Gruppen werden gebildet, von denen die eine den Nord-, die andere den Südgipfel des Ushba in Angriff nehmen soll. Dank den Trainingstouren, die wir so widerwillig angetreten haben, befinden wir uns in ausgezeichneter körperlicher Verfassung. Leider lässt ein bedeckter Himmel schlechtes Wetter erwarten. Gegen Mittag bricht das erste Gewitter los, und bis zu unserm nächsten Biwakplatz rinnen feine Bächlein an unsern Regenjacken hinunter. Trotzdem treten wir den Rückweg noch nicht an, in der Hoffnung, bis wir uns zu diesem letzten Schritt entschliessen müssten, würde sich das Wetter wieder zum Guten wenden. Gewitterregen und Hagelschlag lösen einander in verteufelt schneller Folge ab, die Berge erleuchten unter unaufhörlichen Blitzschlägen, der Donner rollt um uns herum, und dieses Höllenkonzert, nur von kurzen Pausen unterbrochen, dauert ganze zwölf Stunden. Am Morgen hat der Spektakel aufgehört; aber das Gebirge ist von einem dichten Schneemantel umhüllt, und schwere Wolken hangen über unsern Köpfen. Unter diesen Umständen, nass bis auf die Haut, verzichten wir. Ein Blick noch in der Richtung des Ushba - vielleicht noch nicht der letzte -, und wir steigen auf Moränen und Steilhängen zum Basislager ab. Wir wollen aber die Waffen nicht strecken und hoffen auf Wetterbesserung für einen letzten Versuch. Das wäre wirklich unsere letzte Chance, denn laut Programm verbleiben uns noch ganze vier Tage für die Kletterei. Die Sonne gibt sich zwar alle Mühe, die Wolken auseinanderzuschieben, auch lassen wir gerne unsere kleine Wäsche und die ganz durchnässte Ausrüstung unter ihren Strahlen trocknen. Aber dieser helle Tag bringt uns neuen Kummer: Unser Kamerad Italo leidet seit heute morgen an schmerzhaften Bauchkrämpfen, und sein Leiden wird immer stärker, so dass sich unser georgischer Lagerarzt an einen Berufskollegen in Betscho, einem kleinen, 3 km entfernten Dorf, wendet, welcher die Überführung des Kranken im Jeep ins Spital von Mestia, einem Städtchen in 20 km Entfernung, anordnet. Die Diagnose ergibt einen durchbrochenen Blinddarm, der vom Ortsarzt im Laufe der Nacht und unter denkbar ungünstigen Umständen operiert wird. Der Zustand Italos lässt uns während Tagen das Schlimmste befürchten, und wir verzichten deshalb freiwillig auf jede weitere Besteigung. Allmählich erreichen uns beruhigendere Nachrichten aus dem Krankenlager, wo sein Arzt, abgelöst von unsern georgischen Freunden, Tag und Nacht Wache hält. Drei Tage später ist der Kranke ausser Lebensgefahr, und dieses Datum fällt mit dem unseres Lagerabbruchs in Uschkvanari zusammen. An einem Regentag verlassen wir ohne Italo, der für eine so lange Reise zu schwach wäre, diese Hochebene und ihre Bevölkerung. Der Ushba wurde nicht erreicht, was wir sehr bedauern, aber wir sind doch erleichtert zu wissen, dass sich unser Freund auf dem Weg der Besserung befindet. Wir aber fahren wieder auf der kurvenreichen, schmalen und gefährlichen Strasse am Rande des brausenden Inguri zurück, uns krampfhaft an der Rücklehne unseres Vordermannes haltend. Dann nimmt unser Chauffeur den Fuss von der Bremse: Wir sind in der Ebene. An einem Grenzstein lesen wir, dass uns noch 175 km von Batumi, einem bedeutenden Hafen am Schwarzen Meer, trennen.

Nach vierzehnstündiger Fahrt auf schlechten Strassen schmerzen uns alle Glieder, und mit einem Seufzer der Erleichterung erreichen wir spätabends diesen Badeort. Anstelle einer Dusche nehmen wir ein Bad im nahen Meer und wiederholen diese Prozedur gleich am nächsten Morgen. Batumi ist die Hauptstadt der autonomen sozialistisch-sowjetischen Republik Adjarien, das zu Georgien gehört. Ihre Gärten und üppigen Parkanlagen mit immergrünen Palmen sind von bemerkenswerter Schönheit. In der Nähe der Stadt breitet sich über 100 ha der weltbekannte Botanische Garten aus, übrigens der grösste Russlands, ein eigentliches Museum bunter Natur. Wir haben kaum Zeit, es uns in den modernen Strandbädern gemütlich zu machen, denn unser Car ist schon im Begriff, nach dem 400 km entfernten Tbilisi zu fahren. Bald entschwindet das Schwarze Meer am Horizont unsern Blicken, und der Wagen rumpelt lustig über die grünen Hügel zurück. Wir zögern nicht, auf den Vorschlag unserer georgischen Freunde, eine Kolchose zu besichtigen, einzugehen, und werden diesen in ökonomischer und sozialer Beziehung aufschlussreichen Besuch in bester Erinnerung behalten. Das Essen, zu dem wir dort geladen werden, findet kaum seinesgleichen, höchstens bei der Confrérie du Tastevin. Die folgenden Kilometer gestalten sich bedenklich für ein paar Genfer, die die Folgen eines verdorbenen Magens zu spüren bekommen.

Ein kurzer Aufenthalt in Gori, der Geburtsstadt Stalins, wird dazu benutzt, ein « leichtes » Essen einzunehmen und das Gut des ehemaligen Staatsmannes zu besuchen; dann macht sich unser Wagen wieder auf den 90 km langen Weg nach Tbilisi. Der folgende Tag bringt uns Gelegenheit, Andenken einzukaufen, wobei wir eine Vorliebe für die ausgestellten Töpferwaren bekunden. Ein reichhaltiges Abschlussessen, zu dem alle Alpinisten sowie alle, die zum Gelingen dieses fruchtbaren Austausches beigetragen haben, geladen sind, bildet den offiziellen Abschluss der helvetisch-georgischen Expedition.

Aber schon müssen wir uns wieder bereitmachen, diese emsige Stadt zu verlassen, um die nächsten 400 km bis Pyatigorsk im Auto hinter uns zu bringen und damit auch die Kaukasuskette von Süden nach Norden zu durchqueren. Giorgio und Omar, zwei sowjetische Kletterer, beweisen ihre unermüdliche Aufopferung, indem sie uns bis zur russisch-polnischen Grenze begleiten wollen. Unser Wagen schlängelt sich auf der ehemaligen Militärstrasse zum Kasbec-Pass hinauf. Da und dort sehen wir kleine, elende Weiler, in denen man sich um Jahrhunderte zurückversetzt glaubt, so erbärmlich muten ihre Häuschen und Bewohner an. Nun geht 's hinein in die weiten Ebenen der Ukraine, und wir müssen Abschied nehmen von dem gastfreundlichen Georgien und vom Kaukasus mit seinen herrlichen Erforschungsmöglichkeiten. Bereits zeichnen sich am Horizont die hohen Kamine der Industriestadt Ordjonikidze ab. In der Dämmerung erreichen wir Pyatigorsk, ein Thermalbadeort, der vor allem von russischen Touristen aufgesucht wird. Da wir uns mitten in der Saison befinden, ist es nicht leicht unterzukommen, so dass wir gerne bereit sind, in reizenden Holzhäuschen auf einem Hügel oberhalb der Stadt zu übernachten. Nach einem Rundgang durch den bunten Markt unter schattenspendenden Bäumen müssen wir schon zum Bahnhof marschieren, wo wir in der Eisenbahn Zuflucht nehmen.

Der Zug von Kislowodsk hat einen für uns reservierten Schlafwagen, in dessen Gänge wir in Rekordzeit unsere 35 Gepäckstücke verstauen. Damit beginnt der längste Abschnitt unserer Reise: 28 Stunden bis Kiew. Während wir uns im Zuge schaukeln lassen, erinnern wir uns nochmals an die Erlebnisse der vergangenen Tage und widmen uns dann dem Schweizer Nationalsport: dem Jass. Schweisstriefend, mit verklebtem Haar fahren wir in den Bahnhof von Kiew ein, mit nur einer Minute Verspätung. Das Wetter ist schön und heiss.

Diese alte Stadt am Dnjepr liegt im Grünen und macht einen fröhlichen, belebten Eindruck. Der Besucher ist hingerissen von dem Malerischen der Strassen und der verschiedenartigen Architektur, die sich harmonisch ins Grüne fügt. Aber diese Stadt wurde durch den Zweiten Weltkrieg stark betroffen. Nach einem Ruhetag, den wir unter Bäumen und umgeben von Blumen verbringen, setzen wir die Reise bis Brest an der polnischen Grenze fort. Hier müssen wir zum erstenmal seit unserer Abreise im Kaukasus durch den Zoll; doch sind die Formalitäten rasch erledigt, ungeachtet unseres umfangreichen und verdächtigen Gepäcks. Vor der Abreise unserer beiden georgischen Freunde Giorgio und Omar nach Tbilisi und Moskau gibt es noch herzliche Umarmungen und kräftiges Händeschütteln. Unsere Mannschaft, die nun nur noch aus Schweizern besteht, fährt mit dem « Chopin », der Moskau und Wien verbindet, in entgegengesetzter Richtung weiter. Nach einem kurzen Aufenthalt in Warszawa ( Warschau ), wo wir uns für kurze Zeit erfrischen können, geht 's weiter nach Wien. Eine unerwünschte Zollkontrolle bei Nacht in unsern Schlafkabinen lässt uns vermuten, dass wir uns auf tschechoslowakischem Boden befinden. In Wien, das wir frühmorgens erreichen, machen wir unsern letzten Aufenthalt, wenigstens bis zum Abend. Wir haben also genügend Zeit zur Verfügung, um den Bahnhof zu verlassen und im Gewimmel der Menschen unterzutauchen, im Zentrum dieser anmutigen Stadt. Man atmet hier leichte Luft und findet wieder die abendländische Bequemlichkeit. Wir besuchen den St. Stephans-Dom und entdecken etwas abseits die ehemaligen kaiserlichen Pferdeställe, wo wir vierundzwanzig Schimmel von hoher Rasse der spanischen Reitschule bewundern. Der ganze Nachmittag wird dem Besuch des Schönbrunner Schlosses gewidmet, dem herrlichen Museum, das an die österreichische Kaiserzeit erinnert.

Aber schon müssen wir Wien mit seinen Walzermelodien verlassen. Wir reisen wieder nachts und strecken unsere Glieder auf den schmalen Betten aus; da dies schon die vierte Nacht ist, die wir auf diese Weise verbringen, haben wir uns ganz gut an unsere Ruhestätten gewöhnt. Schade, dass das Tirol bei völliger Finsternis durchfahren wird und wir somit auch die bekannten Ferien- und Touristenorte nicht sehen können! In Buchs, wo sich alle Himmelsschleusen zu öffnen scheinen, erledigen wir die Zollformalitäten am Bettrand, und schon atmen wir Schweizer Luft und lassen die sauber gepflegten Dörfer an uns vorbeiziehen.

Beim Gepäcktransport im Bahnhof Zürich stellen wir einen Schnelligkeitsrekord auf, denn es ist trotz unserer in Wien unternommenen Anstrengungen - wir haben ein Telegramm an den Bahnhof-dienst gesandt - kein Handgepäckwagen zur Stelle; da aber unser Zug nach Genf in zehn Minuten auslaufen wird, laden wir unsere umfangreichen Gepäckstücke kurzerhand auf unsere Rücken, die sich unter der Last beugen, und dann gibt 's einen eindrucksvollen Endspurt - mit Sonderbewilligung des Bahnhofvorstandes - über die Geleise, wobei wir gelegentlich unsanft mit den Reisenden zusammenstossen, deren Strom wir durchqueren müssen. Wir stürzen durch die erste beste geöffnete Wagentüre und lassen alsogleich unsere schwere Last fallen ( sollen die schönen Töpfe eben kaputt gehen !). Noch ein letztes Winken für unsern rotbemützten Wohltäter, und der Zug setzt sich in Bewegung. Bern, Freiburg, Lausanne; schon fahren wir in Cornavin ein. Alle sind da! Mit Umarmungen und Händeschütteln fällt der Vorhang über dem letzten Akt dieser herrlichen und unvergesslichen Expedition; wir aber werden noch lange von dieser begeisternden Reise in den Osten sprechen.Übersetzung Rina Vögeli-Baumgartner )

Chirurgie en Géorgie

Pour notre groupe d' alpinistes partant vers un massif extra-alpin, le travail de préparation à effectuer avant le départ était en bien des choses égal à celui d' une véritable expédition, notamment pour la partie administrative: accord sur les modalités de l' échange d' alpinistes, sur les dates de notre séjour dans les montagnes du Caucase, obtention de visas, etc.. Le nombre élevé des participants ( 15 personnes ) augmentait encore la tâche de notre comité directeur. L' accueil des alpinistes géorgiens en Suisse demanda également un gros effort d' organisation.

En revanche, par rapport à une expédition de type himalayen, le matériel à emporter était beaucoup moins volumineux et surtout le ravitaillement devait être assuré sur place par nos hôtes.

Sur le plan de la préparation physique, chaque participant fit en sorte d' être bien entraîné et en parfaite forme au départ. On peut se demander - et la mésaventure qui m' est arrivée est un bel exemple de ce qui peut se passer - jusqu' où doit aller la préparation de chacun dans le domaine

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Genf'&i61 Erstellen des Biwaks auf dem Plateau des Ushba Photos Mario Grossi, Genf 62 Auf der Eiskante des Choiirowski ( 4250 m ) 63 Im Aufstieg zum Tachatin-tan ( 4468 m ) Photos Mario Grossi, Genf

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65 Ushba, Südgipfel ( 4710 m ), Nordflanke Photos Mario Grossi, Genf prophylactique. Ayant été victime d' une péritonite au beau milieu de notre séjour dans les montagnes du Caucase, j' aurais dû peut-être.par mesure de précaution ( et mes camarades également ) me faire ôter l' appendice avant de partir.

Dans le cas d' une expédition himalayenne où les risques dus au froid et à l' altitude sont très grands, il est recommandé de le faire. Mais pour notre projet d' une durée assez faible, un mois en tout ( dont quinze jours en haute montagne ), les risques ou plutôt la malchance d' être victime d' une crise qui pourrait être fatale pendant ce temps paraissent assez faibles. Il serait sage de se faire opérer préventivement, mais on peut hésiter à quitter ses occupations professionnelles pendant deux à trois semaines supplémentaires, pour préparer une période d' un mois de vacances.

Cette mésaventure s' est bien terminée pour moi, malheureusement elle a contribuera côté d' autres facteurs imprévus, à réduire à la portion congrue les résultats que nous pouvions attendre sur le plan alpin de notre voyage au Caucase.

Pour soigner les populations montagnardes, le pouvoir soviétique a édifié des hôpitaux dans les vallées les plus reculées. Fort heureusement pour moi, l' un de ces hôpitaux existe à Mestia, chef-lieu de la Haute-Svanétie, distant seulement d' une vingtaine de kilomètres de notre camp d' alpinisme de Ouchkvanari. Vingt kilomètres de pistes fort bosselées que nous effectuâmes en jeep à faible allure, ce qui me permit d' apprécier un à un les innombrables cahots de ces « montagnes russes ».

Tout le ventre me fait mal et les médecins sont perplexes: faut-il ouvrir en haut ou en bas? Ils se décident pour le haut, du côté de l' estomac. Après une anesthésie locale, on tend un petit drap devant mon nez afin de m' épargner une vue directe sur les opérations. Je sens le bistouri qui coupe, qui coupe. En levant les yeux mon regard croise celui, consterné, de mon fidèle ami Mario qui assiste à l' opération, la première de sa vie. Un bon masque d' éther me fait perdre connaissance... Et c' est le réveil où l' on m'apprend que l' estomac est en très bon état, qu'on a recousu le haut, qu'on a ouvert en bas et enfin qu'on m'a enlevé l' appendice.

Mes camarades sont venus me rendre visite et plusieurs d' entre eux me veillent à tour de rôle pendant les premiers jours. Bientôt hélas! ils doivent partir, happés par la suite du programme, et je me sens bien abandonné dans ma petite chambre. Seule, en dehors du personnel de l' hôpital et des curieux de Mestia venus contempler le « Schveizari » ( le Suisse ), une petite souris me tient compagnie, elle grignote tout ce qui n' est pas sous clé, n' a peur de rien et grimpe même sur mon lit.

Un beau matin débarque un curieux personnage, un interprète envoyé par le Comité des Sports de Géorgie pour s' occuper de moi. Long nez, grosse moustache, petit ventre, il a une allure générale tartarinesque. Il se prénomme Alexis et fait preuve pour moi d' une sollicitude de mère poule, il a même pensé à m' apporter de la lecture en français.

Notre crainte à tous deux, c' est le mauvais temps. La piste en terre battue qui relie Mestia à la plaine le long de la vallée de l' Inguri est tellement mauvaise que mon abdomen fraîchement recousu ne résisterait pas aux secousses d' un voyage en voiture. Il nous faut donc partir en avion et, pour cela, il est nécessaire qu' il fasse beau temps. Si les conditions atmosphériques défavorables subsistent, ça peut être pire qu' à Chamonix, et nous pourrions passer l' automne, voire l' hiver à Mestia. Cette perspective effraie encore plus Alexis que moi. Visiblement il n' est pas fait pour vivre dans les hautes vallées, et il ne cesse de me vanter la douceur de vivre à Tbilisi, capitale de la Géorgie.

Enfin le médecin chef m'autorise à quitter l' hôpital. Alexis, solennel, déclare: - Demain, pour toi, il y aura un avion spécial.

10 Die Alpen - 1966 - Les Alpes145 Le lendemain de bonne heure, nous attendons la voiture qui doit nous emmener au terrain gazonné qui tient lieu d' aérodrome. Ne voyant rien venir, nous pensons d' abord qu' elle est à « l' heure géorgienne », c'est-à-dire en retard. L' heure de l' avion régulier pour lequel nous avions des places, à défaut d' avion particulier, est bientôt passée. Alexis se démène et trouve enfin un véhicule pour nous emmener à l' aéroport. En faisant du chantage au sujet du grand malade à transporter sans tarder, il obtient deux places dans l' avion suivant. Entre-temps le vent s' est levé et nous ne pourrons voler que jusqu' à Zugdidi, petite ville située au débouché de l' Inguri dans la plaine. Au passage je revois l' Ushba dans toute sa splendeur et aussi l' Elbrouz et beaucoup d' autres sommets. Le regret me prend au cœur de ne pas avoir pu en gravir quelques-uns.

Lorsque nous arrivons à Zugdidi, l' avion quotidien pour Tbilisi vient de partir, il ne nous reste plus qu' à prendre le train de nuit, dix heures de voyage supplémentaires, une vraie gâterie pour le deuxième jour où je suis sur pied. Nous faisons vite une petite visite à l' hôpital de Zugdidi pour refaire un pansement et histoire d' en connaître un de plus, et en route pour Tbilisi que nous atteindrons le lendemain au petit jour.

Après dix jours passés dans un des sept hôpitaux que compte la capitale, alors que mon départ est déjà fixé et mon billet d' avion retenu, de graves complications surgissent et m' obligent encore à une longue immobilisation. Je ferai grâce au lecteur de la suite de mes pérégrinations chirurgico-géorgiennes; pourtant, ayant eu ainsi l' occasion d' avoir un contact très direct avec la population, je dois dire en terminant que l' hospitalité est vraiment en Géorgie une vertu nationale. Jamais nulle part je n' ai rencontré autant de sollicitude, de gentillesse et de chaleur humaine. Cela restera, malgré mes ennuis de santé, un lumineux souvenir de mon séjour dans ce beau pays.Italo Gamboni

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