Miteinander auf den Piz Umbrail | Schweizer Alpen-Club SAC
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Miteinander auf den Piz Umbrail Wandern zu Fuss und auf Rädern

Er ist ein Paradebeispiel für das Miteinander von Wanderern und Moutainbikern: Über den Piz Umbrail (3032 m) führt eine der höchstgelegenen Mountainbike-Routen der Alpen im UNESCO-Biosphärenreservat Engiadina Val Müstair.

Mit dem Ortler, seinem italienischen Nachbarn, der fast die 4000er-Marke erreicht, kann der Piz Umbrail zwar nicht mithalten, aber diesem Bündner Gipfel kommt dennoch die historische Rolle zu, die Schweiz von Italien zu trennen. Er bietet nicht nur einen atemberaubenden Blick auf seinen grossen italienischen Nachbarn und auf das Engadin, sondern auch eine gute Harmonie zwischen Wanderern und Mountainbikern. Zusätzlich zu den üblichen gelben Wanderwegweisern findet man hier sogar ein weisses Schild vor, das zu gegenseitiger Rücksichtnahme auffordert.

Kanton Graubünden als MTB-Pionier

Rund 300 solche Schilder hat der Kanton Graubünden seit 2018 in Umlauf gebracht und an Orten mit erhöhtem Konfliktpotenzial zwischen Wanderern und Bikern installiert. Nach dem Willen der Bündner Behörden sollte diese Massnahme dazu beitragen, die Zulassung neuer Bikerouten zu fördern. Gegenwärtig gibt es auf dem Kantonsgebiet 845 solche Mountainbike-Routen.

Angesichts des starken Andrangs von Bikern auf der Route, die den Piz Umbrail überschreitet und nach Beschwerden verärgerter Wanderer ergriff die Gemeinde von Müstair die Initiative und installierte bereits 2018 das Hinweisschild auf dem Gipfel.

Im Anschluss daran lancierte Graubünden Tourismus im Herbst 2019 die Kampagne «Fairtrail, gemeinsam auf Wanderwegen», um die gemeinsame Nutzung der Wanderwege durch alle Nutzer zu fördern, ob zu Fuss oder mit dem Bike. Das Konzept hat auch ausserhalb des Kantons Nachfolger gefunden, nachdem das Wallis dieses Jahr ebenfalls eine «Fairtrail»-Kampagne lanciert hat.

Vom höchsten Strassenpass zu einem der schönsten Bergseen

Vor diesem Hintergrund brechen wir mit allem gebührenden Respekt vom Umbrailpass, dem höchstgelegenen Strassenpass der Schweiz, zum Piz Umbrail auf. Zuerst erkunden wir den Lehrpfad, der über die militärhistorische Bedeutung dieses Passübergangs und die schwierigen Bedingungen informiert, unter denen sich die Schweizer Truppen hier während des Ersten Weltkriegs verschanzten.

In Anstieg zum Piz Umbrail erinnern alte Schützengräben, die von schweizerischen Soldaten ausgehoben wurden, an diese bewegte Zeit. Dann beherrschen sanfte Alpweiden die Landschaft, die schliesslich in steile Hänge übergehen. Biker müssen hier mit langen Tragepassagen rechnen.

Über Kalkgeröll schlängelt sich die Route bis zum Gipfel und führt dann ohne weitere technische Schwierigkeiten 700 Meter zum türkisblauen Wasser des Lai da Rims hinunter, dem Juwel des UNESCO-Biosphärenreservats Engiadina Val Müstair. Am Ufer dieses kleinen Bergsees überkommt einen das Gefühl, am Ziel aller Wege angekommen zu sein. Die Stille, die dieses Gewässer umgibt, lädt zum Meditieren ein. Eine ideale Stimmung, um den technisch anspruchsvollsten Teil der Route in Angriff zu nehmen: Eine Folge enger Kurven, an denen kein Weg vorbeiführt, wenn man wieder in den Komfort des Val Müstair zurückkehren will.

Praktische Infos

1 Umbrailpass (2501 m)–Piz Umbrail (3032 m)–Lai da Rims (2395 m)–Santa Maria Val Müstair (1375 m)

Eckdaten

S3–S4, 14 km, ↗540 Hm, ↘1665 Hm

Route

Von der Passhöhe des Umbrailpasses auf dem Wanderweg zum Piz Umbrail. Vom Gipfel in Richtung des Lai da Rims absteigen, dann auf dem Weg in engen Serpentinen bis zum Val Vau und weiter nach Santa Maria im Val Müstair.

Anreise

Mit dem Zug nach Zernez, dann mit dem Postauto über Santa Maria bis zum Umbrailpass (Haltestelle «Umbrail, Schweizer Zoll»). Die Postautos sind mit Veloträgern ausgestattet. Für Gruppen mit mehr als 6 Bikes ist eine Reservation auf www.sbb.ch nötig. Bei Romex Transport kann auch ein Shuttlebus mit Velo-Transportmöglichkeit reserviert werden.

Anreise

Mit dem Zug nach Zernez, dann mit dem Postauto über Santa Maria bis zum Umbrailpass (Haltestelle «Umbrail, Schweizer Zoll»). Die Postautos sind mit Veloträgern ausgestattet. Für Gruppen mit mehr als 6 Bikes ist eine Reservation auf www.sbb.ch nötig. Bei Romex Transport kann auch ein Shuttlebus mit Velo-Transportmöglichkeit reserviert werden.

Karten

LK 1 : 25 000, Blatt 1239 Sta Maria

LK 1 : 50 000, Blatt 259 Ofenpass

Hinweise für ein gutes Miteinander

Am Piz Umbrail richtet sich der Vorrang nach den Angebotstagen des Wanderbus-PostAutos Val Vau. Am Mittwoch, Donnerstag und Samstag gilt Vorrang für Wandernde! An den restlichen Tagen gilt die Koexistenz.

Beim Kreuzen haben Wanderer Vortritt vor Mountainbikes. Die Biker machen sich frühzeitig mit der Klingel bemerkbar und passieren im Schritttempo oder steigen ab. Wanderer stellen sich auf die Seite, sofern genügend Platz vorhanden ist, und vermeiden unnötige Behinderungen der Mountainbiker.

Weitere Informationen:

Singletrailskala

S0: S0 beschreibt einen Weg, der keine besonderen Schwierigkeiten aufweist. Es handelt sich meistens um flüssige Wald- und Wiesenwege auf griffigen Naturboden oder verfestigtem Schotter. Stufen, Felsen oder Wurzelpassagen sind nicht zu erwarten. Das Gefälle des Weges ist leicht bis massig, die Kurven sind weitlaüfig.

S1: Auf einem mit S1 beschriebenen Weg muss man bereits kleinere Hindernisse wie flache Wurzeln und kleine Steine erwarten. Sehr haüfig sind vereinzelte Wasserrinnen und Erosionsschäden Grund für den erhöhten Schwierigkeitsgrad. Der Untergrund kann teilweise auch nicht verfestigt sein. Das Gefälle beträgt maximal 40% bzw. 22°. Spitzkehren sind nicht zu erwarten.

S2: Beim Schwierigkeitsgrad S2 muss man mit grösseren Wurzeln und Steinen rechnen. Der Boden ist haüfig nicht verfestigt. Stufen und flache Treppen sind zu erwarten. Oftmals kommen enge Kurven vor, die Steilheit beträgt passagenweise bis zu 70% bzw. 35°.

S3: Verblockte Singletrails mit vielen grösseren Felsbrocken und/oder Wurzelpassagen gehören zur Kategorie

S3. Hohe Stufen, Spitzkehren und knifflige Schrägfahrten kommen oft vor, entspannte Rollabschnitte sind selten. Haüfig ist auch mit rutschigem Untergrund und losem Geröll zu rechnen, Steilheiten über 70% bzw. 35° sind keine Seltenheit.

S4: S4 beschreibt sehr steile und stark verblockte Singletrails mit grossen Felsbrocken und/oder anspruchsvollen Wurzelpassagen. Dazwischen liegt haüfig loses Geröll. Extreme Steilrampen, enge Spitzkehren und Stufen, bei denen das Kettenblatt unweigerlich aufsetzt, kommen haüfig vor.

S5: Der Schwierigkeitsgrad S5 wird charakterisiert durch blockartiges Gelände mit Gegenanstiegen, Geröllfeldern und Erdrutschen, durch osenartige Spitzkehren sowie durch mehrere hohe, direkt aufeinanderfolgende Absätze und Hindernisse wie umgefallene Baüme – alles oft in extremer Steilheit. Wenn überhaupt, ist wenig Auslauf bzw. Bremsweg vorhanden. Hindernisse müssen zum Teil in Kombination bewältigt werden.

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